Inside Austria: Hat René Benko sich verzockt? (4/4)

DER STANDARD DER STANDARD 8/5/23 - Episode Page - 30m - PDF Transcript

Er hat das Galeria Weltstadthaus am Berliner Alexanderplatz verkauft.

Er sucht wahrscheinlich einen weiteren Partner für den Elbtower.

Jahrelang ist das Immobilienreich von René Benko gewachsen und gewachsen und gewachsen.

Der österreichische Milliardär hat sich ein Top-Gebäude in Europa nach dem anderen gesichert.

Und sogar das Chrysler Building in New York.

Jetzt aber landen plötzlich Pristischobjekte auf einer internen Verkaufsliste.

Es gibt ein paar Immobilien, von denen man eigentlich angenommen hat,

die Welt Benko niemals loswerden und die jetzt auch auf der Liste stehen.

Es hat ganz so aus, als würde das Benko-Imperium plötzlich Risse bekommen.

Diese plötzliche Wandel am Markt, wo es vorher Geld im Überfluss gab

und man gar keinen Eigenkapital mehr brauchte, eigentlich, um Immobilien zu finanzieren.

Der hat im Prinzip einen Immobilienmarkt komplett zum Stoppen gebracht.

Und das trifft natürlich auch die SIGNA.

Die SIGNA, also Benkos Immobilienfirma.

Sein Reich, das sich der Self-Maid Milliardär über Jahre aufgebaut hat.

Und zwar mit einem cleveren Geschäftsmodell.

Sich Gebäude in Top-Lagen sichern und viel Geld investieren.

Das ist einmal Lage, Lage, Lage.

Aber plötzlich scheint sein Erfolgsrezept nicht mehr aufzugehen.

Und diese Investoren, die ja auch in seinen Aussiedsreden sitzen,

die machen natürlich jetzt auch Druck.

Denn sie müssen jetzt im Prinzip natürlich, um ihr investiertes Geld fürchten.

Auch Benkos Mission, die Kaufhauskultur zu retten,

geht irgendwie nicht so wirklich auf.

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat erneut Insolvenz beantragt.

Für die mehr als 17.000 Beschäftigten ist weiterhin unklar,

wie ihre Zukunft aussehen soll.

Und dann sind da noch die Ermittlungen in Österreich, die Benko belasten.

Es geht um den Immobilien-Magnaten-Rene Benko und seine Steuerprobleme.

Er soll Thomas Schmidt einen Job angeboten haben,

um seine Verfahren bei der Finanz zu lösen.

Ermittlungen, die für Benko brandgefährlich sind.

Schon bevor überhaupt klar ist, ob Anklage erhoben wird.

Wenn er dann als Reputationsrisiko gilt,

dann könnte zumindest die Komplexabteilung darauf hinwirken,

dass man das neue Geschäft mit diesen Kunden zurückfährt,

dass man vorsichtiger ist, zusätzliche Prüfungen einführt.

Ich bin Lucia Heisterkamp vom Spiegel.

Und ich bin Antonia Raut vom Standard.

Ein Jahr nach unserer Reihe über René Benko

schauen wir jetzt wieder auf den österreichischen Geschäftsmann.

Wir wollen wissen, ob sein Reich wirklich zu bröckeln beginnt.

Wie es in diese Schieflage geraten konnte

und ob sich René Benko am Ende womöglich verzockt hat.

Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017

Vorweg noch ein Hinweis.

Sie kennen das hier schon.

Wir sprechen in dieser Folge auch wieder über strafrechtliche Vorwürfe.

Es gilt wie immer die Unschuldsvermutung.

Simon und Christine, ihr habt Benko gestern selbst getroffen.

Welchen Eindruck hat er da auf euch gemacht?

Ich fand ihn, ehrlich gesagt, ziemlich müde und auch gestresst.

Das ist unser Kollege Simon Bogue vom Spiegel.

Er hat Benko einen Tag vor unserem Gespräch in Hamburg getroffen.

Mit dabei war außerdem unsere Kollegin Christina Knilke vom Spiegel.

Ich hatte den Eindruck, dass Benko unter Erklärungsdruck steht

und da wirkt er wirklich gestresst und angespannt.

Die beiden saßen fast 2 h lang mit Benko in dessen Büro

im frisch sanierten Hamburger Kaufmannshaus,

mitten in der Fußgängerzone.

Vorher haben sie sich nach Benko's großes Prestige-Projekt

in Hamburg angeschaut, den Elbtower.

Noch ist es nur eine Baustelle.

Der Wind pfeift um ein nacktes Betongebäude.

Überall stehen Baugräne.

Aber schon Ende nächsten Jahres

soll da ein spektakulärer, glänzender Wolken

Kratzer in die Höhe ragen.

Mit Platz für jede Menge Büros.

So weit ist es aber noch nicht.

Und deshalb geht es für Christina und Simon

erst mal noch weiter 5 km in Benko's Büro.

Das ist übrigens so gestaltet,

wie auch die Räume im Elbtower später einmal aussehen sollen.

Ich fand das schon einigermaßen schick.

Weiß nicht, ob ich so arbeiten würde,

aber ich kann mir schon vorstellen,

dass das viele Kunden und potenzielle Mieter anspricht.

In Benko's Büro kann aber nicht so richtig darüber hinwegtäuschen,

dass der österreichische Milliardär anders wirkt als sonst.

Von dem Charme und der Lockerheit,

mit der seine Gesprächspartner sonst ganz gerne um die Finger wickelt,

ist diesmal nichts zu spüren, sagen unsere Kolleginnen.

Das Benko gerade so nervös wirkt, das hat einen Grund.

Seine Immobilienfirma, die Siegnergruppe,

steht ordentlich unter Druck.

Und das liegt daran, dass im Prinzip

die ganze Immobilienbranche gerade in einer Krise steckt.

Weil die Zinsen sehr schnell, sehr hochgestiegen sind.

Und diese plötzliche Wandel am Markt,

wo es vorher Geld im Überfluss gab

und man gar keinen Eigenkapital mehr brauchte,

eigentlich, um Immobilien zu finanzieren,

der hat im Prinzip den Immobilienmarkt komplett zum Stoppen gebracht.

Und das trifft natürlich auch die Siegner.

Lange Zeit war der Immobilienmarkt ja so was wie eine Goldkube.

Kapital hat wenig gekostet

und es gab einen riesigen Bedarf an immer größeren Büros und Ladenflächen.

Und kaum einer hat das Immobiliengeschäft so gut verstanden wie René Benko.

Ein Wunderwutzi, wie man in Österreich sagt.

Benko, der Meister der Deals,

der sich ein Goldstück nach dem anderen gesichert hat.

Den Elbtower in Hamburg.

Das KDW in Berlin.

Das Chrysler Building in New York.

Das Goldene Quartier in Wien.

Bencos Motto haben wir ja schon gehört.

Das ist einmal Lage, Lage, Lage, Lage, Lage, Lage, Lage, Lage.

Also sich mit viel Geld von Investoren ein imposantes Gebäude

in Toplage nach dem anderen sichern.

Nur jetzt haben sich die Zeiten plötzlich geändert.

Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken

und die hohe Nachfrage nach Wohnraum in den Ballungsgebieten

ließen den Immobilienmarkt über Jahre boomen.

Auch die Corona-Krise konnte die Branche nicht ausbremsen.

Inzwischen aber stottert der Motor kräftig.

Der Immobilienmarkt steht nach 10 Jahren preisexplosional zu still

und die Preise haben deutlich nachgelassen.

Die Preise für Wohnimmobilien fallen in Deutschland deutlich

und es geht ziemlich weit nach unten.

Die Notenbanken haben die Zinsen angehoben.

Die Baukosten sind in die Höhe geschossen.

Und seit der Corona-Pandemie arbeiten auch immer mehr Leute

im Homeoffice.

Also Büros werden immer weniger wichtig.

All das bekommt auch die Siegner Prime zu spüren.

Das ist die Kernsparte von Bencos Firma,

in der die Bestandsimmobilien gebündelt sind.

Es wird dort ein Milliardenverlust verbucht für das vergangenen Jahr,

weil auch rund eine Milliarde abgewertet wird.

Ein Milliardenverlust.

Das ist für Benco nicht nur finanziell offensichtlich schmerzhaft.

Es ist für ihn auch eine ganz neue Situation.

Sein ganzes Leben lang ging es für den Aufsteiger

aus einfachen Verhältnissen ja immer nur in eine Richtung.

Immer steil nach oben.

Jetzt verzeichnete er aber auf einmal Verluste.

Und nicht nur das.

Sein ganzes Immobilienreich steht plötzlich auf wackeligem Beinen.

Das liegt an seinem ganz speziellen Geschäftsmodell.

Benco sichert sich ja Immobilien in Bestlage, in den Innenstädten.

Und baut sie dann hochwertig aus.

Damit steigert er ihren Wert.

Dennoch muss man glaube ich sagen,

und das glaube ich kaum, dass er das bestreiten würde,

dass die Wertsteigerung, die er in der Vergangenheit

für seine Gebäude angenommen hat,

noch bevor die Gebäude überhaupt fertig gebaut waren,

nimmt er Wertsteigerungen an, die schon sehr hoch sind.

Und die waren wahrscheinlich auch am oberen Ende dessen,

was machbar ist.

Und was sozusagen Gutachter ihm haben durchgehen lassen

oder auch Gutachter bereit waren, mitzugehen.

Und diese Aufwertungen sind bei Benco Teil des Geschäftsmodells.

Denn je höher wertig das Portfolio, desto größer wirkt auch die Bilanz.

Und damit steigt dann normalerweise das Interesse von Investoren

neues Geld in Projekte rein zu pulvern.

Das ist so ein Rat.

Und dieses Rat hat Benco eben sehr, sehr schnell gedreht

und sehr schnell auch sehr groß gedreht.

Aber jetzt ist da plötzlich Sand im Getriebe.

Oder eigentlich muss man sagen, ein ganzer Sand sturm.

Mitte März dieses Jahres in Cannes.

Im Yachthafen drängen sich die Luxusschiffe dichterndicht.

Auf dem Decks wird gefeiert, gespeist und verhandelt.

In der südfranzösischen Metropole der Reichen

findet in diesen Tagen im Frühjahr die Immobilienmesse Mipimstadt.

Auch unsere Kollegin Christina Gnerke war dort.

Diesmal auf der Immobilienmesse in Cannes war schon so,

dass man den Eindruck bekam, dass da sehr viel mehr Anspannung ist als sonst.

Die schwierige Situation auf dem Immobilienmarkt

macht sich eben sogar auf den Yachten bemerkbar.

Auch René Benco ist im Hafen von Cannes vor Anker gegangen.

Auf seiner Roma, einer 62 Meter langen Luxusjacht, sieht man ihn,

wie er ein Meeting nach dem anderen abhält.

Eigentlich ist das genau Bencos Metier.

Man hat ja bei Benco immer das Gefühl, das ist wahnsinnig kürlich.

Sie macht viel unterwegs, charmant einnehmen,

sehr freundlich und zugewandt daherkommt.

Sein 45 Millionen Euro teures Schiff mit Flaggen

ist von jeder Seite der Messe auszusehen.

Irgendwie so eine Art Immobilienkathedrale, wie es aussah.

Aber wie schon bei dem Treffen mit unseren Kolleginnen in Hamburg,

scheint dem sonst so charmanten Benco irgendwie

die gewohnte Leichtigkeit zu fehlen.

Man hatte nicht den Eindruck, dass da irgendwie Partystimmung herrscht.

Man sah schon sehr verbissen und angestrengt aus.

Unsere Kollegin hört sich auf der Messe um

und Branchenkenner bestätigen ihr.

Benco hat allen Grundsichtsorgen zu machen.

Ein Bauchunternehmer sagte,

im Moment möchte halt keiner ins fallende Messer greifen.

Das Problem ist, das fallende Messer sind im Prinzip auch Immobilien,

die Benco verkaufen möchte.

Der Meister der Deals hat offenbar Probleme,

überhaupt noch etwas abzuwickeln.

Und sprach da auch mit einem Unternehmer, der eben sagte,

er hat dort sonst immer verkauft und diesmal nix.

Und völlig leer aus.

Also auch eine neue Situation für die gesamte Branche.

Wie können wir die Erderhitzung stoppen?

Wie verändert künstliche Intelligenz unser Leben?

Und wann wird nachhaltiges Reisen endlich einfacher?

Um diese und viele weitere Themen geht es im Podcast

Edition Zukunft und Edition Zukunft Klimafragen.

Ich bin Alicia Prager und ich bin Jula Bayra.

Wir sprechen über Lösungen für das Leben und die Welt von morgen.

Jeden Freitag gibt es eine neue Folge überall, wo es Podcasts gibt.

Dann gibt es aber noch etwas, das den Kreditgebern Sorgen bereitet.

Die Laufenden ermittlungen gegen Benco in Österreich.

Wenn Wien wird ermittelt, weil er versucht haben soll,

einen ehemaligen Generalsekretär im Finanzministerium zu bestechen.

Der ehemalige Kurzvertraute und Ex-Öberg-Chef Thomas Schmidt packt aus.

Es geht um den Immobilienmagnaten René Benco und seine Steuerprobleme.

Er soll Thomas Schmidt einen Job angeboten haben,

um seine Verfahren bei der Finanz zu lösen.

Schon heute hat das Hausdurchsuchung in der Staatsanwaltschaft

bei Unternehmen gegeben, dem Vernehmen nach,

bei der Signer Holding des Investors René Benco.

Wenn Sie unseren Podcast öfter hören,

dann wissen Sie schon, von welcher Causa wir hier sprechen.

Die Rede ist natürlich von Thomas Schmidt,

also dem Ex-Vertrauten von Sebastian Kurz aus dem Finanzministerium.

Der soll nicht nur Zahlungen für mutmaßliche gefälschte Umfragen

abgewickelt haben, die kurz gut dastehen lassen.

Die Ermittler vermuten außerdem,

dass René Benco versucht haben soll, Thomas Schmidt zu bestechen,

um zu verhindern, dass er höhere Steuern zahlen muss.

Benco weist alle Vorwürfe zurück.

Noch laufen die Ermittlungen

und sollte es da zum Prozess kommen kann,

dass durchaus gefährlich werden.

Und das ist auch etwas, was seine Geldgeber im Blick haben

und was für ihn schon ungemütlich ist.

So ein laufendes Verfahren sorgt bei den Geldgebern

natürlich auch nicht gerade für mehr Vertrauen.

Das Stichwort, was bei Banken in dem Zusammenhang immer fällt,

ist Reputationsrisiko.

Also das sozusagen, da wird die Compliance-Abteilung der Bank

ganz hellhörig, wenn ein Kunde, ein großer Kunde,

dem sie viel Geld geliehen haben,

in solche Image Schwierigkeiten kommt

und wenn er dann als Reputationsrisiko gilt,

dann könnte zumindest die Compliance-Abteilung

darauf hinwirken, dass man entweder das Neugeschäft

mit diesen Kunden zurückfährt, dass man vorsichtiger ist,

zusätzliche Prüfungen einführt, etc., etc.,

weil die Banken das natürlich auch nach dem ganzen Skandal

der letzten Jahre, die wir gesehen haben,

Stichwort Wirecard, etc., gerade nicht gebrauchen können.

Und das ist doch nicht der einzige Fall in Österreich,

der Benco in die Präduie bringen könnte.

Dazu gibt es noch das Problem für ihn,

dass vor dem österreichischen Parlament

dann Untersuchungsausschuss droht.

Da geht es ja um den Fall Kika Leina.

Kika Leina, das ist eine Möbelhauskette,

die in Österreich bisher 40 Standorte betrieben hat.

Vor fünf Jahren, 2018, hat René Bencos-Siegner

die Kette übernommen,

die damals schon ziemlich in Schwierigkeiten steckte.

Also eigentlich so ähnlich wie Galeria Kaschatkaufow, oder?

Genau, und zwar für einen Schnäppchenpreis

und mit Unterstützung von ganz oben.

Sebastian Kurz, damals Kanzler,

hat sich bei der Übernahme stark dafür eingesetzt,

dass die Siegner den Deal abschließen kann.

Darum ging es ja auch schon in einer der vorigen Podcastfolgen.

Damals war die Rede von einer österreichischen Lösung,

mit der Jobs von tausenden Kika Leina-Mitarbeiter

innen gerettet worden seien.

Doch im Mai 2023, also vor etwa zwei Monaten,

hat Benco die marode Kette dann schon wieder weiterverkauft.

Und der neue Eigentümer meldete kurz darauf Insolvenz an.

Und was ist mit den Arbeitsplätzen passiert?

Naja, Kika Leina wird jetzt saniert

und die Hälfte der Möbelhäuser

eigentlich sogar etwas mehr machen dicht.

Von 3.900 Mitarbeitern verlieren über 2.000 ihre Jobs.

Es ist die größte Pleite in Österreich der letzten zehn Jahre.

Okay, es klingt wirklich ziemlich nach Galeria Kaschat-Kaufhof.

Aber darüber sprechen wir auch gleich noch.

Und die Frage eben, das Unternehmen wurde stark

auch mit Steuergeldern gefördert.

Und dort gibt es Forderungen,

dass das Geld zurückgezahlt werden müsste,

dass es vielleicht Insolvenzverschleppung gäbe.

Deshalb fordern jetzt schon Teile der Opposition in Österreich

einen Untersuchungsausschuss,

der sich den gescheiterten Rettungsstil genauer ansehen soll.

Ob dieser kommt, dürfte sich aber erst im Herbst entscheiden.

Und Bencos Seite dementiert natürlich,

dass es überhaupt irgendwelche Ungereimtheiten gegeben habe.

Es ist auch alles noch unklar,

aber das sind natürlich wirklich ungewöhnliche Situationen

für Benco und die Siegner, gerade in dieser Situation jetzt.

Lauf in die Ermittlungen.

Verschreckte Geldgeber, die schwierige Lage am Markt.

Da wundert es einen dann irgendwie nicht mehr,

dass Benco beim Treffen mit unseren Kollegen

ein bisschen angespannt gewirkt hat.

Jetzt treffen wir uns auch zugegebenermaßen nicht jede Woche,

geschweige denn jeden Monat.

Aber das letzte Mal, als ich ihn erlebt habe,

fand ich ihn doch deutlich entspannter.

Ich kann auch gestern dann gelegen haben,

dass er einen anstrengenden Tag hatte

oder einen anstrengenden Termin vorher.

Aber das war mein Eindruck.

Wir würden Benco an dieser Stelle natürlich

sehr gerne selbst zu Wort kommen lassen

und über seine Sicht der Dinge sprechen.

Leider geht das nicht.

Aus dem Gespräch, das unsere Kolleginnen mit ihm geführt haben,

dürfen sie nicht zitieren.

Das war eigentlich anders abgesprochen,

aber kurz nach dem Treffen hat Bencos Anwalt mitgeteilt,

dass nichts daraus verwendet werden darf.

Und Benco selbst ist plötzlich gar nicht mehr zu erreichen.

Aber das alles bestätigt natürlich den Eindruck,

den unsere Kollegen und Kolleginnen

gerade von Benco beschrieben haben.

Den eines nervösen Geschäftsmanns.

Eines Wunderwutsis dessen Wundermittel

plötzlich nicht mehr funktioniert.

Was wir aber auch sagen können,

ist, Benco scheint schon irgendwie umzusteuern.

Statt zu wachsen, trennt er sich plötzlich von Schätzen.

Schätze, von denen er wohl selbst nie geglaubt hätte,

dass er die je wiederhergeben würde.

Er hat in seinem Portfolio was er der Prime zu rechnet,

also der Unternehmensspatel,

die sehr hochwertige Gebäude hat,

hat er viele Gebäude,

denen er mal eine Ewigkeitsgarantie gegeben hat.

Zum Beispiel dieses hier.

Wir sind heute vor dem KDW in Berlin

und werden uns durch die kulinarischen Köstlichkeiten essen.

Zwei gläserne Fahrstühle verbinden die sieben Etagen.

Das weltberühmte KDW, also Kaufhaus des Westens, in Berlin.

Für Benco eigentlich ein Gebäude

mit genau dieser Ewigkeitsgarantie.

Es ist ein Benco-Wort, Ewigkeitsgarantie.

Das hieß eigentlich, diese Gebäude wollen wir für immer behalten.

Die verkaufen wir niemals, weil die so einmalig sind.

Und was jetzt passiert ist,

dass nach unseren Informationen Gebäude

auf dieser Verkaufsliste stehen

oder auf diesen Verkaufslisten stehen,

die eigentlich eine Ewigkeitsgarantie haben.

Für das KDW hat Benco schon einen Käufer gefunden.

Ein teiländisches Unternehmen,

das fast die Hälfte der Immobilie übernimmt.

Er hat das Galeria Weltstadthaus

an Berliner Alexanderplatz verkauft.

Er sucht wahrscheinlich einen weiteren Partner für den Elbtower.

Das Hamburger Kaufmannshaus, in dem wir Benco getroffen haben,

steht auf dieser Verkaufsliste

oder auf der Suche nach Partnerliste.

Also es gibt ein paar Immobilien,

von denen man eigentlich angenommen hat,

die Weltbenco niemals loswerden

und die jetzt auch auf dieser Liste stehen.

All das lässt er einen wie dringend Benco Geld braucht.

Damit sich sein Immobilienrat weiterdreht,

muss er ja eigentlich auch wieder neues Geld aufnehmen.

Es funktioniert das ganze Geschäft ja gar nicht mehr.

Und noch ein Geschäftsbereich

läuft für Benco gerade alles andere als rund.

Wir kommen jetzt wie versprochen noch zu dem Thema,

mit dem Benco in Deutschland eigentlich ständig für Schlagzeilen sorgt.

Sie sind das Herz vieler Einkaufsstraßen,

die großen Warenhäuser über mehrere Etagen.

131 Filialen von Galeria K-Stadt-Kaufuft gibt es noch.

Jede dritte aber wird wohl bald dicht machen.

Jetzt steht es fest.

52 Galeria Filialen müssen schließen.

Das teilte der Konzern heute in Essen mit.

Der Betriebsrat von Galeria K-Stadt-Kaufuft

spricht von einem Rabenschwarzen Tag.

Über Bencos großes Versprechen

haben wir in den letzten Folgen schon gesprochen.

Dass er die Kaufhauskultur retten will.

Und damit die deutschen Innenstädte.

Aber so ähnlich wie bei der Möbelhauskette in Österreich

läuft es nicht so richtig.

Wir hatten noch mal eine Insolvenz,

den ganzen Folgen des Ukrainekrieges,

Inflation, Kaufzurückhaltung etc.

Das hat bei Galeria K-Stadt-Kaufuft

schon noch mal dazu geführt,

dass die Geschäfte wesentlich schlechter gelaufen sind als geplant.

Und nicht nur das.

Der ganze Sanierungsplan, den Benco ja mal aufgestellt hatte,

der musste sozusagen, der war für die Tonne

und es musste was Neues entwickelt werden.

Der Neuplan sah dann vor, Häuser zu verkaufen,

auch deutlich viele Häuser zu verkaufen.

Im letzten Monat wurden 19 Filialen geschlossen.

Und weitere 22 könnten Anfang nächsten Jahres folgen, heißt es.

Wie viele Standorte am Ende wirklich erhalten bleiben, wissen wir nicht.

Was aber klar ist, schon jetzt hat Bencos Rettungsmission

nicht nur ihn viele Millionen gekostet.

Deutsche Steuerzahler haben die GKK-Rettung

mit fast 700 Millionen Euro Steuergeld begleitet.

Und dieses Steuergeld ist größtenteils abgeschrieben

durch die zweite Insolvenz.

Da geht der Staat und die Steuerzahler gehen da leer aus.

Laute Forderungen, dass Benco das Steuergeld zurückzahlen soll,

sowie in Österreich, die gibt es bei uns bisher eigentlich kaum.

Aber vielleicht ändert sich das ja, je nachdem,

was bei einem potenziellen Untersuchungsausschuss zu Kikaleine rauskommt.

Da lohnt es sich auf jeden Fall, Österreich weiter im Blick zu haben.

Was aber davon unabhängig völlig in den Sternen steht,

ob die größte deutsche Warenhauskette überhaupt langfristig

eine Überlebenschance hat.

Denn ganz ehrlich, wer geht heute wirklich noch zum Einkaufen ins Warnhaus?

Die Bürgermeister vor Ort, die vor allem geschlossen

an Kaufhaus stehen, schreien natürlich immer gleich,

oh Gott, meine Innenstadt ist kaputt, weil mein Kaufhof

oder mein K-Statt schließt.

Tatsächlich muss man sich natürlich fragen,

wenn es mit den Innenstädten so weitergeht,

wie es in den letzten Monaten gelaufen ist,

wenn wir weiter in alle jedes Jahr vermehrt online einkaufen,

dann ist das Geschäftsmodell Kaufhaus einfach keines.

Und nur aus Nostalgie, die guten alten Kaufhäuser zu erhalten, schwierig.

Dann sind wir wahrscheinlich eher dabei,

dass du ein Kaufhaus hast, ein großes Inverdien

in Hamburg, in München, in Düsseldorf, in Frankfurt, in Stuttgart.

Aber brauchst du eins in Hamm? Brauchst du wirklich eins in Dortmund?

Brauchst du eins in Oldenburg?

Ich bin da ziemlich skeptisch.

Aber René Benko weiß das ja alles.

Warum kauft ein cleverer Geschäftsmann wie er dann trotzdem Warenhausketten auf?

Hat ihm da einfach der Weitblick gefehlt?

Naja, eins dürfen wir natürlich nicht vergessen.

Die Immobilien, die er mit der Fusion und dem Kauf von K-Statt und Kaufhof quasi mit erworben hat,

die sind natürlich was wert.

Denken wir an Benko's eigene Borte.

Sie ist einmal Lage, Lage, Lage.

Wobei Benko schon auch viel davon hat, wenn die Warnhäuser

zumindest mehr oder weniger gut laufen und weiter bestehen.

Für ihn sind die Immobilien immer so viel Wert, wie viel drinsteckt.

Also solange da ein Warnhaus auch drin ist, hat es eben auch noch einen höheren Wert.

Und das ist natürlich auch ein wichtiger Punkt für ihn,

dass manche dieser Warnhäuser eben nicht gegossen werden.

Weil wenn dann plötzlich so ein Warnhausimmobilier ohne Warnhaus steht,

weil das geschlossen wurde, dann sinkt der Wert dieser Immobilier einfach rapide.

Im Gegensatz zu den Angestellten,

verliert Benko aber eben längst nicht alles, wenn eine Warnhausfiliale schließt.

Ich weiß nicht, ob es ihm nur um die Kaufhäuser ging.

Ja, ich würde ihm jetzt nicht absprechen,

dass er auch in Interesse hatte, das Handelsgeschäft profitabel zu machen.

Aber auf jeden Fall sind die Kaufhäuser was wert und er kann damit was anfahren.

Eins ist klar, aufgeben will Benko sicher nicht.

Weder beim Kaufhausgeschäft noch beim Immobilienhandel.

Und womöglich hat er auch noch ein paar Asse im Ärmel.

Um sich neue Geldquellen zu erschließen, jettet er nämlich angeblich um die halbe Welt.

Es gab immer wieder Gerüchte, dass er im nahen und mittleren Osten Kontakt zu Staatsfonds sucht.

Mubadala ist da ein Stichwort.

Mubadala ist eine staatliche Aktiengesellschaft in Abu Dhabi.

Sie hält Beteiligungen im Wert von 300 Milliarden Dollar,

darunter etwa an Ferrari oder der Google-Mutter Alphabet.

Die sind schon bei seiner Signalsports United investiert.

Da geht es um ein weiteres Projekt von Benko, das mittlerweile in die Miesen geraten ist.

Als es damals an die New Yorker Bursa ging, wurde das Sporthandelsgeschäft noch als Hochprofitabel bezeichnet.

Seitdem hat sich der Kurs aber halbiert.

Trotzdem versucht Benko offenbar, seinen Geschäftspartnern in Abu Dhabi weitere Investitionen schmankhaft zu machen.

Das ist Benko, ausgerechnet auf die arabische Halbinsel verschlägt, ist übrigens wahrscheinlich kein Zufall.

Es passt ihm wahrscheinlich ganz gut, dass Sebastian Kurz, der ehemalige Kanzler und Benko Freund schrägstrich vertraute,

auch gerade im Nahen Osten versucht, sich ein Geschäft aufzubauen und da vielleicht die ein oder andere Tür öffnen kann.

Denn auch das gehört ja zu seinem Erfolgsmodell, sein Netzwerk, die richtigen Leute zu kennen.

Einige Kontakte, wie Sebastian Kurz, haben mittlerweile natürlich deutlich an Macht verloren.

Aber nützlich können sie ihm trotzdem noch sein.

Ob Benkos Investitionsbesuch Früchte getragen hat, das wissen wir aber nicht.

Wir können am Ende nicht sagen, welche Türen genau aufgemacht werden, weil bis jetzt keine großen und riesigen Deals bekannt sind.

Aber ich glaube, es ist schon fair zu sagen, dass Benko doch sehr umtriebig in der Weltregion ist, um da Geld aufzutreiben.

René Benko, der österreichische Wunderwutzi.

Der Selfmade-Milliardär, der sich als Schulabbrecher aus einfachen Verhältnissen stetig nach oben gearbeitet hat.

Sein Imperium wuchs und wuchs. Benko wurde immer reicher, immer mächtiger.

Ich glaube, er ist davon ausgegangen, dass das Leben ewig so weitergeht, wie es noch vor drei, vier Jahren aussah.

Dass Corona vielleicht eine kleine Delle sorgt, aber sein Geschäftsmodell nicht grundsätzlich infrage stellt.

Was wir nicht vergessen dürfen, zum Erfolg gehören immer zwei Faktoren.

Das sind einmal die persönlichen Leistungen und Fähigkeiten.

Ja, erhielt sich, glaube ich, immer auch für Kläferer als viele andere.

Einer, der das Risiko nicht scheut, der immer aufs Ganze geht und deswegen viele andere auch weit hinter sich lässt, die dann eben auch zurückzucken.

Dadurch hat er viel gewonnen.

Was aber genauso zum Erfolg dazu gehört, sind Zufall und Glück.

Die Lage am Markt muss so sein, dass die eigenen Fähigkeiten dort auch fruchten.

Und dieses Blatt kann sich natürlich jederzeit wenden.

Ich glaube, dass inzwischen die Vorzeichen doch deutlich andere sind

und dieses neue Geschäftsmodell auf der Stelle treten und nicht mehr im Sprint nach vorne.

Das ist was völlig Neues für Banco und der Hinsicht hat er sich sicherlich verzockt.

Und muss jetzt Gebäude verkaufen, die er vielleicht nie verkaufen wollte

oder Anteile abgeben, die er nie abgeben wollte.

Und die Frage ist eben genau, die kann er von seinem Typus Sprinter wirklich wieder runterfahren

und eine vorsichtige Gangart einlegen oder sich sogar eine Weile setzen

und aufpassen, dass er alle Steine in seinem Häuschen zusammenhält.

Denn das ist genau jetzt die Aufgabe und auch die Kernfrage.

Ist er dazu wirklich bereit?

Banco muss sich gewissermaßen neu erfinden. Ob ihm das gelingen kann?

Wenn er jetzt verzockt, meint, er ist kurz vor der Pleite.

Das glaube ich, so weit sind wir noch nicht.

Aber es ist bestimmt nicht so gelaufen, wie er sich das überlegt hatte.

Wie es mit Bancos Imperium weitergeht.

Daran dürften auch die laufenden Ermittlungen in Österreich einen großen Anteil haben.

Und die werden wir natürlich ganz genau im Auge behalten.

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Jahrelang ging es für den Selfmade-Milliardär René Benko nur bergauf. Nun scheint sein Immobilienimperium Risse zu bekommen. Was steckt dahinter?

Réne Benko ist der bekannteste Immobilieninvestor Österreichs. Zu seinem Portfolio gehören Megaprojekte in ganz Europa wie das Goldene Quartier in der Wiener Innenstadt, der Elbtower in Hamburg und das Upper West in Berlin. In nur 25 Jahren hat es Benko vom Schulabbrecher zum Multimilliardär gebracht.
Doch seit einiger Zeit scheint sein Imperium Risse zu bekommen. Steigende Zinsen und hohe Baukosten setzen dem Immobilienhandel zu – das bekommt auch Benkos Immobilienfirma, die Signa-Gruppe, zu spüren. Plötzlich versucht der Multimilliardär offenbar, ein Gebäude nach dem anderen abzustoßen. Und auch mit dem Kaufhausgeschäft in Deutschland scheint es nicht richtig zu laufen. Hat sich Österreichs Immobilienmogul verzockt? Fällt sein Reich Stück für Stück in sich
zusammen?
Ein Jahr nach unserer Reihe über René Benko schauen wir im Podcast "Inside Austria" nun wieder auf den österreichischen Geschäftsmann. Wir wollen wissen, ob sein Reich wirklich zu bröckeln beginnt, wie es in Schieflage geraten konnte und ob Benko am Ende auf das falsche Geschäftsmodell gesetzt hat.