Radio Bremen Radio Bremen 3/14/23 - Episode Page - 44m - PDF Transcript

Ich hab grad einen Anruf vom Arzt bekommen,

dass meine Werte in Bezug auf meine Herz wieder extrem schlecht aussehen.

Und es ist halt so ein Wert, der eigentlich nach wie vor

auf den Herzen fragt und eine schwere Herzmuskenzulung hindeutet.

Und es wird jetzt irgendwie abgesprochen,

ob ich irgendwie heute wieder ins Krankenhaus muss oder...

Ich mach mich quasi hier komplett nackig mit meinen Schmerzen,

meine Emotionen rund um das für mich schlimmste Thema meines Lebens,

nämlich meine verlorene Gesundheit.

Und dass ich dann aber permanent Leute einbilden,

mir erzählen zu wollen, was wirklich bei mir passiert ist.

Das hat mich von Anfang an so verletzt.

Ich war wirklich, glaub ich, kurz davor,

vielleicht auch in der richtige Depression abzurutschen,

weil ich eben einfach so traurig darüber war,

dass mein Leben einfach nicht mehr das war, was es vorher war.

Das ist Wieservie, erfolgreiche Podcasterin, Autorin und Musikjournalistin.

Seit Ende 2021 leidet sie nach einer Corona-Infektion an Long

oder genauer gesagt Post-Covid.

Vorher Topfit bestimmen Wieservies Leben jetzt,

Diabetes und lebensgefährdende Herzprobleme.

Lange Aufenthalte in Krankenhäusern,

endlose Besuche in Arztpraxen,

ewiges Warten auf mögliche Diagnosen und... Angst.

Piting Long-Covid ist ein Briegel,

für die ARD-Audiothek, in dem Wieservie von ihrer gesundheitlichen

Achterbahnfahrt erzählt.

Ich bin Malin Compa, Moderatorin und Redakteurin

und höre wie ihr vor allem zu.

Hallo, Lotti.

Hallo, hallo, hallo.

Vor dieser Aufnahme heute hast du mir eine WhatsApp geschickt.

Ich zitiere, ich muss mich gerade kurz noch um mein Blutzucker kümmern.

Bin fünf Minuten später da. Sorry, und bis gleich.

Vollkommen okay, und wir haben jetzt noch ein paar Minuten.

Vollkommen okay, und wir haben ja auch schon den Sensor gehört.

In der letzten Folge.

Wie viel mal musst du heute schon spritzen?

Heute habe ich schon dreimal gespritzt, würde ich sagen.

Es geht noch, aber ich stehe auch immer nicht so früh auf.

Deswegen... also, es kann auch dann mal noch sehr viel mehr werden.

Wäre ich schon länger wach.

Aber mittlerweile bist du eingespielt, oder?

Nee. Echt nicht?

Nee, nee. Und das ist auch das Krasseste.

Ich meinte in der letzten Folge, dass Menschen mit Diabetes das nicht mögen,

wenn man das Wort einstellen benutzt.

Und wahrscheinlich ist das so ein bisschen die gleiche Kategorie,

weil man impliziert, wenn man so sagt,

ja, du bist gut eingestellt oder du bist gut eingespiert.

Dass Diabetes und vor allem Diabetes-Typ 1 etwas wäre,

was man so berechnen kann und sagt, so und so läuft es,

und jetzt hast du den Dreh raus, wie das funktioniert.

Aber das ist halt wirklich das Krasse daran.

Diese Krankheit ist für die meisten Menschen

einfach komplett unberechenbar, weil jeder Tag ist anders.

Jeder Blutzucker ist anders immer.

Also, es hängt von so vielen Faktoren ab.

Da spielen so viele Sachen mit rein,

dass es immer wieder auch nach einem Jahr Momente gibt,

wo ich denke, what the fuck, das hat doch gestern noch funktioniert.

Was ist denn heute anders so?

Was will denn jetzt schon wieder mein Scheißblutzucker formiert?

Auch alles super, und jetzt ist es schon wieder alles anders.

Deswegen würde ich tatsächlich sagen, dass ich nicht,

und ich will jetzt hier nicht auf irgendwelchen Worten rumreiten,

deswegen würde ich sagen, ich bin jetzt nicht so richtig gut eingespielt,

weil es eben gar nicht, es ist eben kein stringentes Spiel,

nachdem es immer nach den gleichen Regeln läuft,

sondern ich würde sagen, ich managere das ganz gut.

Es gibt viele Sachen, die ich durchschaut hab mittlerweile,

wie so eine komplette Fremdsprache ist, die ich nicht sprechen kann

und auch nicht lernen kann, aber es gibt oft genug,

und ich glaub, das ist auch noch mal das zusätzliche Schicksal

von weiblichen Personen, die Diabetes-Typ 1 haben,

dass ja auch Hormone zum Beispiel einen riesengroßen Einfluss nehmen.

Also, ich kann zum Beispiel rund um meine Tage oder so,

da kann ich das alles überhaupt gar nicht mehr einschätzen,

und da geht alles drunter und drüber.

Und deswegen, ja, ich mache es ganz gut,

aber es gibt oft genug auch Tage, wo ich mir denke, na, geil, okay.

Wie bin ich denn jetzt bei 350 gelandet,

obwohl ich dachte, ich hab alles unter Kontrolle

und manchmal ist man schon ein bisschen wütend und auch ein bisschen genervt.

Es wirft dich auch nicht mehr komplett aus der Bahn,

wenn zum Beispiel dein Sensor peeps oder so.

Nee, wenn er jetzt einfach nur peeps und alles gut ist,

dann, weil er am Anfang klar, da ist man super gestresst,

da macht man sich über jede Kleinigkeit Gedanken,

und da hab ich natürlich auch alles genau mit berechnet.

Ich bin entspannter, weil ich weiß, dass das, was akut passieren kann,

mich vor allen Dingen nach oben hin nicht so sehr gefährdet

wie nach unten hin.

Aber natürlich, ich merke schon so mit diesem Wissen,

was die Langzeit folgen und so betrifft,

hab ich einfach, wenn es so an Tagen komplett aus dem Ruder läuft,

und man merkt auch, ich hab's heute wirklich gar nicht hinbekommen,

mich da irgendwie in Bereichen zu halten,

die einfach gesund noch für mein Körper sind,

dann bin ich oft auch einfach wirklich super enttäuscht.

Und natürlich auch, wenn man krasse Unterzuckerungen hat,

die sind halt schon immer wieder sehr...

Egal, wie oft man das schon durchgespielt hat,

aber wenn man dann plötzlich bei unter 60 landet

oder aus dem Schlaf gerissen wird von einem Unterzucker,

und einfach nur zittert und nicht weiß, wo man ist,

und keine Ahnung mehr hat, wer man ist,

und was gerade abgeht, so, das ist wirklich krank.

Also, das ist wirklich absurd.

Unterzuckerungen als Mensch mit Typ 1, der Insulin spritzen muss,

das kann man sich nicht vorstellen als gesunder Mensch,

dass das für eine verrückte Erfahrung für den Körper ist.

Es ist wirklich unglaublich.

Als Laie gefragt, ich hab mir eben noch einen Schokoladenriegel reingepfeffert.

Kannst du das so einfach?

Also, nicht einfach so.

Ich hab ja noch keine Insulinpumpe, das heißt,

ich müsste jetzt erst mal gucken, okay, wie hoch ist mein Blutzucker grade?

In meinem Fall ist mein Blutzucker jetzt grad bei 150 oder so.

Dann müsste ich auf jeden Fall dazu halt was spritzen.

Und ich würde mir aber auch Gedanken machen,

muss das jetzt wirklich sein?

Ich würde dann eher dazu tendieren, zu warten,

wenn ich zum Beispiel mal einen Unterzucker habe,

dass ich dann etwas wie, obwohl Schokolade jetzt nicht,

der wirkt nicht so super schnell, wie jetzt zum Beispiel Gummibärchen,

Traumzucker oder Apfelsaft oder so.

Aber, ja, ich bin da oft gehemmt,

und das ist auch etwas, was mich ein bisschen traurig macht,

dieses einfach so sich irgendwas egal.

Also, selbst, es geht ja auch nicht nur um Schokolade selbst.

Wenn du mich jetzt fragst, kannst du einfach so Brötchen essen?

Also, ich kann nichts einfach so essen oder trinken,

außer es besteht quasi irgendwie nur aus Wasser und sonst gar nix.

Und das macht mich schon oft manchmal noch so ein bisschen...

Es erinnert einen halt daran,

dass man mal ein ganz unbeschwertes Leben hatte,

in dem man essen und trinken konnte, was man möchte.

Also, ich mag sie mal Gedanken darüber gemacht hat,

ob es ansetzt oder nicht.

Ja, zum Beispiel.

Aber ich muss zugeben, gestern habe ich zum Beispiel einfach Eis gegessen.

Und da hab ich dann ganz, ganz viel dazu gespritzt,

ich wollte es einfach, und ich hab mir gedacht, egal.

Und das ist ja auch das Ding, das dürfen ja auch Menschen mit Diabetes.

Die dürfen ja, wenn sie das wollen, sie müssen halt nur genug spritzen.

Aber bei mir ist oft die Frage, lohnt sich das jetzt?

Will ich jetzt wirklich diesen Stress haben?

Und es kann sein, dass es dann alles aus dem Ruder läuft,

und ich einen schrecklichen Tag habe.

Und da frage ich mich oft, ob ich das jetzt in Kauf nehmen will.

Gestern hab ich es in Kauf genommen,

und gestern hab ich es auch heviks gut gemanagt.

Wenn ich, glaube ich, in der zweiten Folge gemacht habe,

hast du mich danach ganz freundlich nach der Aufzeichnung aufgeklärt,

darüber, dass es nicht Diabetes heißt, sondern der Diabetes.

Man denkt halt immer an Krankheit und sagt dann automatisch die.

Ich hab auch genauso wie du und wieder größte alle anderen Menschen

gedacht, das heißt Diabetes.

Und als der Arzt angefangen hat im Krankenhaus

noch mir vom Diabetes zu erzählen

und immer wieder den Artikel, der benutzt hat, war ich wirklich,

soll mal bitte besser seinen Studium noch mal nachholen,

war wirklich im Kopf so, oh, der Typ, der sagt die ganze Zeit,

der Diabetes, meine Güte, und ich hab weiter die Diabetes gesagt.

Und sogar in meinen allerersten Stories zum Thema Diabetes

habe ich noch den falschen Artikel verwendet.

Und dann hab ich es irgendwie erst nach einer Woche gecheckt

und war so, upsie.

Und so geht es halt mit ganz, ganz, ganz vielen Sachen

rund um Diabetes.

Also, ich schäme mich so krass doll heute, dass ich...

Teilweise ist ja auch das Schlimme nicht nur Dinge nicht zu wissen,

sondern zu glauben.

Man würde sie wissen, aber man weiß sie halt nicht,

sondern verbreitet quasi ihre Glaube oder sitzt halt irgendwelchen

Mythen auf, die schon seit 100 Jahren rumgeist sind.

Das ist in Bezug auf Diabetes absurd, wie viele es davon gibt.

Und jetzt hast du ja im Frühjahr letzten Jahres

dann den Sensor bekommen, was aber auch nicht einfach so ist.

Ich krieg jetzt hier so einen Sensor und dann war's das,

dass ich noch relativ häufig erst mal zum Arzt, zu Ärztin

und auch lernen, damit umzugehen, oder?

Ja, auch generell, also sogar schon vor dem Sensor,

ich fand das so verrückt, als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde.

Da wurde mir schon gesagt, ja, ich brauche jetzt eine Diabetologin

und ich muss jetzt eben das lernen mit der Krankheit.

Und man weiß das ja einfach nicht, was es bedeutet.

Aber ab diesem Moment, und da war ich ja auch immer noch ganz doll

in dieser Long-Covid-Phase, wo mir einfach den ganzen Tag schwindelig war,

ich den ganzen Tag das geführte, ich krieg eine Grippe.

Und in diesem Zustand musste ich eigentlich ab Februar, würde ich sagen,

Februar, März, April bin ich fast jede einzelne Woche

zu einer Art Schulung gegangen, weil man kriegt dann dort,

wenn man eben eine Diabetologin gefunden hat,

dann gibt's dazu dann noch so eine Art Berater oder Beraterin.

Und da bist du wie in der Schule, du setzt dich dahin

und kriegst jede Woche gesagt, okay.

Da und dahin musst du spritzen.

Das bedeutet Kohlenhydrateinheit, das heißt Broteinheit.

So viel musst du berechnen.

Zudem, du musst so viel Einheiten Insulin spritzen,

wenn du das isst, welche Lebensmittel machen, was mit deinem Körper.

Und es gibt so viele Sachen, die man nicht weiß über Diabetes.

Zum Beispiel, mit welchem Blutzuckerwert darf man nicht mehr Auto fahren.

Zum Beispiel so Sachen, also auch Diabetes im Straßenverkehr.

Oder aber auch natürlich jedes einzelne Thema,

was eben genau macht man bei einer Unterzuckerung?

Was macht man bei einer Überzuckerung?

Es gibt so viele Sachen, und das wurde mir dann einfach Schritt für Schritt

nach und nach erklärt, und ich habe irgendwann festgestellt,

dass das, was ich damals im Dezember im Krankenhaus dachte,

nämlich, ah ja, okay, ich hab Diabetes, scheiße.

Aber wird schon irgendwie machbar sein,

dass mir da in der Zeit bewusst geworden ist,

dass natürlich ist es machbar, aber es ist ja unfassbar anstrengend.

War das denn dann auch so eine Zeit, wo du dich sehr auf diesen Diabetes-Aspekt

fokussiert hast, oder was machen zu dem Zeitpunkt deine Blutwerte?

Ja, das war das Ding.

Ich hab mich wirklich sehr auf den Diabetes fokussiert,

weil ich immer wusste, es ist jetzt nötig und wichtig,

und ich musste auch durch die ganze Termine und so den Fokus drauf legen.

Aber ich hab trotzdem weiterhin gemerkt,

es geht mir halt nicht sehr viel besser.

Es ging mir ein bisschen besser, und es waren dann so Kleinigkeiten,

wie zum Beispiel, oh, ich kann wieder besser riechen und schmecken.

Dieses Brennen im Hals und in der Lunge ist ein bisschen besser geworden,

und auch durch die, ich nehm ja sowohl Beta-Blocker

als auch noch andere Sachen für das Herz,

dass dieses permanente Gefühl, mein Herz springt mehr aus der Brust,

oder explodiert, das ist alles irgendwie besser geworden.

Aber ich hab trotzdem gespürt, weiterhin, es stimmt was nicht.

Es fühlt sich immer noch nicht gut an.

Und ich glaube, das war dann sogar im März oder April oder so,

als ich dann wieder irgendwie die niederschmetternde Erkenntnis bekommen habe,

dass meine Blutwerte sich wieder extrem verschlechtert haben.

Und das war zu diesem Zeitpunkt so viele Monate nach der Infektion

wirklich ein richtiger Schock einfach für mich.

War das dann auch der Zeitpunkt,

aus dem die Sprachnachricht stammt, die ich von dir habe?

Ja, ich hab mir schon gedacht,

dass du die wahrscheinlich abspielen wollen würdest,

und ich glaube, das ist die Ja. Ich versuche, mich zusammenzureißen.

Ich hab grad einen Anruf vom Arzt bekommen,

dass meine Werte bezogen auf mein Herz wieder extrem schlecht aussehen.

Und ja, es ist halt so ein Wert,

der eigentlich nach wie vor auf den Herzen fragt

oder eine schwere Herzmuskelentzündung hindeutet.

Und es wird jetzt irgendwie abgesprochen,

ob ich irgendwie heute wieder ins Krankenhaus muss oder...

Ja.

Ich find den Unterschied zwischen dir laut ihr,

die uns diese Geschichte erzählt,

total fokussiert und ruhig und sachlich

und diese Nachrichten aus der Zeit,

die stehen in so einem krassen Widerspruch, ne?

Ja.

Ich glaube, dass wirklich...

Also, dieses letzte Jahr hat mich auch einfach total verändert.

Wahrscheinlich hätten wir vor einem halben Jahr darüber gesprochen,

hättest du vielleicht auch noch viel mehr die Person gehört,

die du da jetzt auch in der Sprachnachricht gehört hast.

Weil zu diesem Zeitpunkt,

ich war weiterhin irgendwie in diesem Modus,

dass ich irgendwie versucht habe, da so durchzukommen.

Aber immer noch dachte die ganze Zeit,

es muss doch jetzt bald aufhören.

Und durch diese Hoffnung, dass es bald aufhört,

hat mich jede schlechte Nachricht so sehr aus der Bahn geworfen,

dass ich da auch sehr, wie du halt hörst,

immer sehr, sehr, sehr, sehr verzweifelt war.

Und jetzt ist es so, ein Jahr später,

ich befinde mich immer noch in dieser Situation

und ich glaube, es ist so viel abgestumpft in mir.

Ich habe so viele Rückschläge erlebt

und so viel Enttäuschung in der Hinsicht,

dass ich einfach gemerkt habe,

wenn ich dann noch in diesen Momenten, wo ich genau weiß,

ich brauche jetzt Kraft und ich muss jetzt irgendwie hier durch,

wenn ich mich da dann wieder so reinfallen lassen würde,

dann würde die Energie, die ich brauche,

um diese nächste Phase wieder zu überstehen,

aber ich befinde mich ja jetzt gerade immer noch mitten in diesem Kampf

und ich habe auch die nächsten Wochen

wieder ganz schlimme Untersuchungen vor mir,

vor denen ich übertrieben Angst habe.

Und deswegen bin ich, glaube ich, gerade so,

ich versuche mich einfach so weit mental stark zu halten.

Ich balanciere halt die ganze Zeit so drahtseilaktmäßig

und ich weiß, wenn ich jetzt zu sehr anfange zu zittern

und zu viel Angst eben zulasse, dann fall ich darunter.

Und dann komme ich da auch nicht wieder rauf.

Und es heißt aber nicht, dass ich nicht trotzdem auch,

das ist das Ding, ich habe gestern Abend trotzdem hier auch wieder

mit Leon gesessen und geweint.

Und du hast es ja auch gemerkt in der zweiten Folge

oder so, als wir gesprochen haben.

Ich glaube, es gibt dann immer diesen einen Moment,

wenn ich dann da loslasse, dann kommen auch die ganzen Emotionen.

Ich bin aber froh, dass mir einfach im Vergleich mental zu,

eben auch selbst April, dass mir heute einfach besser geht

und man kann mich nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen.

Das ist ein ganz gutes Stichwort für das Thema Psyche.

Weil tatsächlich frage ich mich, die ganze Zeit so wann kommt

im Laufe deiner Krankheitsgeschichte

und deiner vielen unzähligen Arzt- und Krankenhaustermine

denn mal dieses Thema Psychosomatik mit ins Spiel.

Hast du in der Hinsicht irgendwann mal Hilfe gebraucht

oder dir Hilfe genommen?

Also, ich weiß nicht, ob du jetzt mit Psychosomatik quasi Psychotherapie meinst,

weil für mich sind das auch noch mal zwei verschiedene Baustellen.

Gerne beide Baustellen.

Dann fange ich mal mit der unkomplizierteren Baustelle an.

Ich glaube, ab April 2022 habe ich eine Psychotherapie begonnen.

Und es war eben auch für mich krass,

so mit Mitte 30 zu sagen,

ich hole mir jetzt wirklich aktiv psychologische Unterstützung,

weil ich das, egal wie schlecht es mir in meinem Leben ging,

noch nie so richtig offiziell gemacht habe.

Ich war schon mal so coachingmäßig in der Situation.

Ich habe auch mal privat eine Sitzung bezahlt,

so eine akut Psychologin quasi.

Aber das war das erste Mal, dass ich wusste,

ich muss jetzt eine richtige Therapie machen,

weil es geht nicht mehr anders.

Und man hatte eben auch bei mir eine prädraumatische Belastungsstörung

festgestellt, das bedeutet, dass es nicht hinter mir liegt,

sondern dass ich mich noch mitten in dieser Phase drin befinde.

Und deswegen prä. Und dann habe ich ab April diese Therapie begonnen.

Und es war auch sehr, sehr wichtig.

Also, ich hatte super Glück, überhaupt zu schnellen Therapieplatz zu finden.

Es war wirklich einfach Glück.

Und das war dann ab dem Moment ein ganz wichtiger Bestandteil,

einfach auch immer, wenn ich diese neuen, absurden Momente wieder habe,

dieses, okay, ich habe jetzt gedacht, es geht bergauf.

Ah, nee, meine Blutwerte werden wieder extrem schlechter.

Oder auch so, ich hatte jetzt mal eine Woche keine extremen Schmerzen

irgendwo und freue mich darüber.

Und auf einmal geht es wieder komplett bergab.

Und es war super schön, neben meinen Freunden,

meinem Mann, meiner Familie, auch einfach so einen festen Punkt zu haben,

wo ich wusste, da ist eine Person, die hört mir zu,

die spricht mit mir darüber, mit der kann ich einfach immer auch

so tagesaktuell oder beziehungsweise Wochen aktuell klären,

so was ist gerade jetzt wieder passiert und wie gehe ich damit um?

Das war die eine Baustelle.

Bist du heute noch in Therapie?

Mhm. Also, wirklich seit April jede Woche einmal.

Und ich habe mich gerade überlegt, habe ich heute noch Therapie?

Nee, ich glaube morgen.

Ja, und das war ganz, ganz, ganz, ganz wichtig.

Und auf der anderen Seite ging es dann aber los,

dass mir empfohlen wurde, mich in einer psychosomatischen Klinik zu melden.

Und das war so ein bisschen ja auch der Punkt,

weil man bis zu diesem Zeitpunkt weiterhin so krass im Dunkeln getappt ist,

was bedeuten diese Blutwerte, wenn sie sich nicht organisch

bislang erklären lassen.

Aber diese Blutwerte sind keine Phantomenprobleme,

sondern das ist ein reales Problem.

Und irgendwann hat es dann gefühlt so angefangen,

dass alle so, die mit den Schultern gezuckt haben und gesagt haben,

ja, wissen wir nicht, keine Ahnung, wir wissen halt nicht, was Covid macht.

Und wir brauchen Zeit, um das irgendwie zu erforschen.

Und bis dahin, pff, keine Ahnung, wir wissen nicht.

Und das war auch ganz, ganz frustrieren,

weil ich bin dann zum Beispiel auch zu neuen Kardiologen gegangen.

Der hat mich zwar sehr gewissenhaft untersucht,

aber der hat mir, als er dann nichts gefunden hat,

irgendwann so das Gefühl gegeben.

Der meinte dann so, na ja, da müssen sie jetzt einfach quasi mit leben,

weil also auf der Intensivstation hat auch jeder dritte Mensch

mit eben einem schweren Verlauf, hat da auch erhöhte Troponienwerte.

So ist das halt.

Wo ich dann vor ihm saß und meinte, Entschuldigung,

aber der Punkt ist ja, ich bin ja nicht auf der Intensivstation,

sondern ich lebe, laufe, atme, spreche, ich sitze hier vor ihnen.

Weil das ist nämlich auch der Punkt,

die Menschen, die auf der Intensivstation erhöhte Troponienwerte haben,

verlassen aber die Intensivstation mit wieder normalen Werten,

weil die wurden dann behandelt, und dann ist es vorbei.

So ist es halt eigentlich, weil diese Herzmuskelzellen

sterben ja nur aktiv ab, wenn gerade etwas passiert mit dem Herzen

oder gerade passiert ist, aber dass sie dauerhaft die ganze Zeit erhöht sind,

obwohl man Medikamente kriegt und dass die nicht aufhören.

Das bedeutet, dass die ganze Zeit weiter Herzmuskelzellen absterben.

Und ich war halt so, ja, Entschuldigung, aber wie gesagt,

bitte vergleichen Sie mich doch nicht mit einem Intensivstation-Patienten,

weil ich bin ja hier, was soll ich denn machen?

Und dann hieß es wirklich von seiner Seite aus war der Rat,

ich soll doch einfach ein bisschen jetzt versuchen,

wieder langsam Sport zu machen, dann hab ich ihm versucht zu erklären,

ich bin körperlich gar nicht in der Lage dazu,

wie soll ich denn Sport machen, wenn ich mich nicht bewegen kann

und wenn ich sofort keine Luft mehr bekomme?

Und dann hieß es so, ja, soll ich halt Yoga machen und so,

und ich soll jetzt mal die Troponienwerte vergessen.

Das war so seine Antwort.

Und deswegen wurde mir eben auch geraten,

ich solle mich bei so einer psychosomatischen Klinik vorstellen,

bei der man auch solche Sachen dann wie Herzrasen und Schwindel

und Kopfschmerzen und so weiter vielleicht auch psychosomatisch erklären kann

und dementsprechend mich dann da auch noch mal psychologisch mitbehandelt.

Und der Punkt war aber, ich hab ganz, ganz schnell da schon

im Gespräch gemerkt, natürlich bin ich, was meine Psycho-Betriebe total belastet,

ich bin mir dessen vollkommen bewusst, ich weiß,

dass in so Phasen, in denen ich eben wieder diese krassen Halsschmerzen,

diese Schmerzen beim Atmen und Kopfschmerzen usw. kriege,

dass natürlich in meinem Kopf angeht, oh Gott,

ich hab mich mit Covid infiziert und das hatte ich jeden Monat,

aber das war dann in den meisten Fällen eben komplett unberechtigt

und dadurch geht dann was in Gang,

dass noch mehr Symptome dazu kommen, so, das ist alles gar keine Frage.

Aber alles rund um mein Herz war für mich die ganze Zeit klar,

ich bilde mir das nicht ein, ich kann das mir doch nicht einbilden,

bzw. klar, man bildet sich bei psychosomatischen Problemen

auch nichts ein, sondern es ist halt die Psyche,

die teilweise Dinge in deinem Körper ausströmen lässt,

die körperliche Symptome hervorrufen.

Aber bei mir war ja die ganze Zeit ganz klar, es sterben Herzmuskelzellen ab

und das ist sichtbar und messbar, so.

Ich hab einen erhöhten Blutdruck, den ich vorher nie hatte,

das hat mich auch so, ey, da muss ich mich jetzt einfach echt noch mal

ganz kurz auch darüber so aufregen, dass ganz viele Leute,

die in diesem Bereich arbeiten für dies halt Blutdruck, so ja, erhöhter Blutdruck,

ich war zu diesem Zeitpunkt ein gesunder, Mitte 30-jähriger Mensch,

ohne Probleme in der Hinsicht und plötzlich habe ich erhöhten Blutdruck

und alle haben mir so das Gefühl gegeben,

ich soll das jetzt einfach akzeptieren und ich war so,

Leute, ich bin in mein Schlafzimmer rein, war gesund und komme wieder raus

und habe plötzlich Dinge wie Bluthochdruck, die ich vorher nicht hatte

und ihr könnt es mir nicht erklären

und ihr könnt mir nicht sagen, warum es nicht aufhört.

Und es wurde dann von mir verlangt, dass ich einfach das hinnehme

und einfach sage, ja gut, dann ist halt plötzlich von 120 zu 180,

habe ich plötzlich einen dauerhaften, wenn ich keine Medikamente nehme,

Blutdruck von 160 zu 120 und soll es akzeptieren.

Und das hat mich, also ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst,

aber dieses, weil es halt nur der Bluthochdruck ist,

wurde das auch so weggeschoben von wegen, ja,

alle Menschen haben ab einem gewissen Alter Bluthochdruck, na ja, so.

Und es gab nur ganz, ganz wenige Ärztinnen und Ärzte auf dem Weg,

die mich auch verstanden haben in dieser Hinsicht,

dass sie gesagt haben, ja, es ist schon merkwürdig,

und plötzlich haben sie Bluthochdruck, so, warum denn?

Und das alles hat dann eben wie gesagt, also sorry fürs Abschweifen,

aber diese Phase, das war so anstrengend auch,

dass ich dann ständig gesagt bekomme, ob ich es noch nicht mache,

ich muss das akzeptieren.

Ich war auch so, ich muss jetzt für den Rest meines Lebens

diese Medikamente nehmen und es geht nicht weg,

ja, wissen wir nicht, keine Ahnung, wissen wir nicht.

Was ja auch okay ist, weil wie gesagt, man weiß zu wenig darüber,

was dieses Virus mit dem Körper macht.

Und zusammen daran zu arbeiten, es zu erforschen an mir wenigstens

und versuchen weiter herauszufinden,

haben halt ganz viele Leute gesagt, ja, keine Ahnung.

Und in dieser psychosomatischen Klinik

wurde mir dann eben auch angeboten, mich da stationär erst mal aufzunehmen

für zwei Wochen und mit mir so an dieser ganzen Angstproblematik

auch zu arbeiten.

Und ich hatte halt auch zu der Zeit, ich war wirklich kurz davor,

vielleicht auch in richtige Depressionen abzurutschen,

weil ich eben einfach so traurig darüber war,

dass mein Leben einfach nicht mehr das war, was es vorher war.

Verständlich.

Anders war, ja.

Und gleichzeitig habe ich aber auch gedacht,

ich will jetzt nicht auf diese Station da, weil ich das Gefühl hatte,

es wird hier gerade an der falschen Seite,

weil ich bin jetzt in Psychotherapie so, das ist alles gut,

da bin ich versorgt.

Und es wird hier gerade versucht, mir einzureden,

meinen Herz rasen, mein Bluthochdruck,

meine erhöhten Troponienwerte, mein Herz stechen, meine Luftnot.

All das wird gerade versucht zu erklären mit meinem Kopf.

Und das wollte ich nicht so.

Und ich wollte mir das auch nicht einreden lassen.

Es ist einfach auch quatscht, es funktioniert so nicht,

sich das erklären zu lassen.

Ja, und deswegen habe ich das dann auch damals abgelehnt.

Und das Blöde war aber, weil diese Untersuchung steht sozusagen

mit in meiner Akte von einer Krankenhauskette mit drin.

Und bei jeder nachfolgenden Untersuchung in jeder Ambulanz,

in jeder Kardiologie, alles, was ich sonst danach hatte,

in Untersuchungen, wurde ich immer wieder darauf angesprochen.

Ach so, sie waren jetzt auch bei der Psychosomatik,

weil sie da auch die Probleme haben,

dass sie zu Angst neigen und zu Panikattacken und so.

Und ich habe dann immer wieder versucht zu erklären,

dass man das bitte jetzt versuchen möchte,

ganz kurz mal rauszuhalten, weil das kann ich ja dazusagen.

Ich meinte, ich bin ein Mensch, der in der Vergangenheit

Panikattacken hatte, aber ich kann das halt so krass gut

voneinander trennen und auch kontrollieren.

Und ich weiß, dass das, was ich hatte ab diesem Moment,

ab dem ich hier in meinem Schlafzimmer gefangen war mit Covid,

was da passiert ist in meinem Körper,

das war mein Körper und nicht meine Psyche.

Meine Psyche hat irgendwann angefangen mitzuleiten

und hat mir danach auch ganz, ganz viel Stress bereitet.

Aber das war einfach das verfickte Virus,

was ganz offensichtlich sich in meinem Körper eingenistet hat

und Dinge kaputtgemacht hat und nicht meinen Kopf.

So eine Art Unverständnis oder quasi schon anderer Meinung sein,

ist dir ja aber auch tatsächlich im Netz begegnet.

Also ich habe jetzt irgendwann mal gelesen in der Story von dir,

dass jemand geschrieben hat, so, ich entfolge dir jetzt zu viel Covid-Scheiß

und solche Sachen.

Das ist wahrscheinlich noch so total soft im Verhältnis dazu,

was da sonst noch so auf dich eingebrasselt ist.

Auch so diese Frage mit, weißt du denn überhaupt wirklich,

dass das alles überhaupt von Covid kommt?

So, was hat das mit dir gemacht

und vor allen Dingen auch in Relation zu dem Support,

von dem du ja schon gesprochen hast, ne?

Wie viel kam da von irgendwelchen Corona-SkeptikerInnen

oder Hättern auf dich zu?

Sehr, sehr viel, sehr, sehr viel von Tag eins an.

Also ich glaube sogar wirklich schon am allerersten Tag,

als ich in meiner Story geschrieben habe,

ich habe durch Corona Diabetes-Typ eins bekommen,

kam die erste Nachricht so, ha, ha, ha, als ob das hast du von der Impfung.

Es ging sofort los.

Und ich finde an dieser Stelle auch noch mal echt wichtig zu sagen,

es ist ja nicht so, dass man das nicht auch mal in Betracht gezogen hätte,

weil wir befinden uns ja nun mal leider in einer Phase auch der Pandemie,

wo man ganz klar sagen kann, ja, es gibt auch dieses Post-Wack-Syndrom,

und es gibt leider Menschen, die durch die Impfung Probleme bekommen haben.

Und ich war selber ein Mensch, der so krasse Angst davor hatte,

weil ich Medikamentenangst habe schon mein ganzes Leben lang

und ich sogar vor dieser Impfung total Angst hatte.

Das heißt, ich bin sogar ein Mensch,

der das von Anfang an in Betracht gezogen hat,

ohne dass ich jetzt irgendwie in die Verschwörungsideologische Richtung

gehen würde, sondern ich habe ganz einfach aus meiner Angst heraus,

um einen Kopfschmerztabletten zu nehmen,

dachte ich, boah, ich habe Angst, mich impfen zu lassen,

weil ich nicht will, dass irgendwas bei mir kaputt geht.

Der Punkt war aber, nach meiner Impfung war ich einfach ein gesunder Mensch.

Ich habe mich zweimal impfen lassen, ich hatte gehofft,

ich bin da durch Immun, war ich nicht, scheiße gelaufen,

aber ich war gesund, so, ich bin in Urlaub geflogen,

ich war eben mit Leon Off-Creta, mir ging es super,

ich hatte meine Hochzeit, mir ging es super, es war alles gut bei mir.

Und dann habe ich Covid bekommen

und am Tag eines dieser Covid-Infektionen ging es los,

dass es mir schlecht ging.

Und deswegen war es von Anfang an auch so,

und natürlich, ich habe auch mit allen möglichen Ärzten und Ärzte darüber gesprochen,

ich habe immer wieder über die Möglichkeit geredet,

gibt es irgendeinen Anhaltspunkt, dass das vielleicht auch bei mir

die Impfung ausgelöst haben könnte.

Und mittlerweile gibt es Studien, in denen sogar verglichen wird,

wie z.B.Post-Wack sich bei einer Myocarditis zeigt,

also bei einer Herzmuskeentzündung,

und wie sich aber Long Covid bei einer Myocarditis zeigt.

Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Aber das möchten diese Menschen halt nicht wahrhaben.

Und deswegen haben diese Menschen angefangen, mich zu therapieren.

Und zwar wirklich auf die schlimmsten mögliche Art und Weise.

Weil gerade, man ist ja, ich habe mich natürlich super verletzlich gemacht

mit diesem ganzen Thema.

Und das mache ich auch jetzt hier, in dem ich bin total angreifbar,

ich mach mich quasi hier komplett nackig mit meinen Schmerzen,

mit meinen Emotionen rund um,

das ist nämlich das schlimmste Thema meines Lebens,

nämlich meine verlorene Gesundheit.

Und dass ich dann aber permanent Leute einbilden,

mir erzählen zu wollen, was wirklich bei mir passiert ist.

Das hat mich von Anfang an so verletzt.

Das war noch nicht mal so wozu, sondern ich war verletzt,

weil ich mir die ganze Zeit dachte, was bildet ihr euch ein,

mir erzählen zu wollen, was bei mir abgeht.

Ihr habt gar keine Ahnung.

Und das kam dann auf so vielen verschiedenen Ebenen auf mich eingeprasselt,

weil teilweise Leute sich auch lustig gemacht haben,

weil sie dann gesagt haben, selber, schuld,

und so, du hast dir die Jauche doch in dein Körper gejagt,

und so, ha, jetzt hast du die Quittung dafür.

Und dann aber auf der anderen Seite auch wieder so Leute,

die auf so eine ganz esoterische und so eine ganz angeblich

so mitfühlende, mir helfen wollen, Art und Weise auf mich zugekommen sind.

So nachdem ich auch, ja, bitte vertraue mir, es war nicht das Virus,

sondern es war die Impfung, und du musst jetzt das und das dagegen tun

und dann besorgt ihr irgendwelche Heilsteine, die das und das ausleiten.

Und dann geht zu dem und dem Heilpraktiker

und lasst ihr das dort verabreichen,

und dann wird das wieder aber blar die Impfung und so.

Und es war wirklich so, ey, Leute, wollt ihr mich eigentlich alle verarschen.

Und egal, also, wie oft ich versucht habe, auch zu erklären,

es gibt ja bei mir sogar auch Beweise.

Also, ich meinte ja, mir wurde sogar im September Blut abgenommen.

Das war nach meinen Impfungen.

Ich hatte einen normalen Blutzucker.

Alles war normal bei mir.

Und auch das ist diesen Menschen scheißegal.

Ich könnte den wahrscheinlich ausdrucken und den das nach Hause schicken

und den zeigen, das ist der Beweis.

Mir ging es gut. Dann werden die sagen, ja, dann war das aber die Konstellation

aus Impfung und Virus. Das hat das dann gemacht.

Du willst es nicht wahrhaben.

Natürlich kann man immer sagen, ja, scheiß auf diese Leute,

scheiß drauf, es sind nur irgendwelche verwirrten Menschen so.

Und gibt da irgendwie nix drauf.

Aber gerade weil dieses Thema so sensibel ist für mich,

gab es immer wieder Momente, wo mich das wirklich so getroffen hat,

dass ich teilweise auch viel mehr daran zerbrochen bin,

als ich es eigentlich wollte.

Und dann immer wieder dachte, ich rede darüber öffentlich nicht mehr.

Ich kann darüber nicht mehr reden. Ich halte das nicht aus.

Ich kann meine kompletten Privatnachrichten abstellen.

Oder Kommentare oder so.

Aber das ist ja dann genau das Schlimme,

weil du auch danach gefragt hast.

Ich kriege gleichzeitig so viel Liebe, so viele tolle Nachrichten,

und ich habe jeden Tag neun Studienergebnisse schicken.

Ich habe dadurch auch teilweise eine Diabetologin

durch Instagram gefunden, weil mir die Leute empfohlen haben.

Die liebe ich und die hilft mir so doll.

Ich bin so dankbar, dass ich die habe.

Und ich mir dachte, soll ich wegen diesen übergriffigen,

respektlosen, schlimmen Menschen

einfach keine Nachrichten mehr generell lesen

und mich da quasi abschotten davon?

Das kann ich halt auch nicht.

Und dann eben auch wieder soll ich das Thema

immer für mich zu den Akten legen

und mich dadurch einfach nicht mehr angreifen machen.

Aber ich habe mich dann, wie du siehst, anhand dieses Podcast hier,

doch dagegen entschieden, weil ich mir dann immer wieder denke,

nee, lass mich einfach in Ruhe.

Und es ist halt einfach wirklich so, dass ich nicht fassen kann

und es nicht in mein Kopf will, wie sich Leute die ganze Zeit anmaßen,

eben jemand Anderem von außen,

irgendwelche Diagnosen aufzudrücken oder jemandem erzählen zu wollen,

dass alles wirklich passiert ist.

Weil ich komme mir manchmal wirklich so ein bisschen so vor,

ich habe dann eine Metapher gefunden, die vielleicht ganz gut passt.

Als hätte ich mir bei dem Autounfall mehrere Knochen gebrochen

und irgendwelche dahergelaufenen Leute, die nicht mehr dabei waren,

behaupten einfach, ne, das war gar nicht bei dem Unfall,

sondern es ist schon halbis Jahr vorher passiert,

als ich mal so ein Fahrsicherheitstraining gemacht habe.

Und bei so einem Fahrsicherheitstraining

war mir auf jeden Fall nicht der Unfall.

Und selbst, wenn ich sage, ja, aber bei mir war alles gut

bei dem Fahrsicherheitstraining, ich habe mich noch gar nicht verletzt.

Mir ging es super danach, ich konnte laufen,

meine Knochen waren gesund, es gab gar kein Problem.

Aber dann hatte ich diesen Crash und dabei sind mir Sicht und spürbar,

die Knochen gebrochen, werden diese Leute weiter sagen,

nee, nee, du willst das nur vertuschen.

Es war auf jeden Fall das Fahrsicherheitstraining,

es kann gar nicht der Unfall gewesen sein.

Die Beweisen, dass meine Knochen nach dem Fahrsicherheitstraining

noch komplett intakt waren, nach dem Unfall allerdings nicht mehr,

werden diese Leute weiter sagen, nee, nee, das ist aber nicht die Wahrheit.

Du tust nur so, du kennst die Wahrheit nicht, aber wir kennen die Wahrheit.

Und ich glaube, das ist einfach das, was mich so fertig macht,

weil ich es einfach nicht verstehe,

woher Menschen sich diesen Wahnsinn nehmen,

sich in irgendeine Situation hinein zu versetzen,

die sie noch nicht mal im Ansatz irgendwie betrifft,

und dann anderen Leuten damit so auf die Nerven zu gehen,

und die die ganze Zeit damit zu penetrieren

mit ihrer komischen Wahrheit, die halt einfach nur in ihrem Kopf existiert.

Und das macht mich so fertig.

Und ich muss an dieser Stelle wirklich sagen,

hätte ich meine gesundheitlichen Probleme

nachweislich durch die Impfung bekommen.

Ich schwöre auf alles, was ich habe,

ich würde meine Geschichte hier genauso erzählen

und genauso dazu stehen.

Ich hätte keinen Grund, warum ich das nicht tun sollte.

Es wäre genauso dramatisch und genauso schrecklich.

Und deswegen verstehe ich diese ganze Diskussion darum nicht.

Es gibt Post-Wack, es gibt aber eben auch Long-Covid.

Und ich möchte auch weder, dass man Post-Wack-Patienten

oder Patientinnen irgendwie nicht ernst nimmt,

und denen einreden möchte, dass die wiederum,

dass durch eine Covid-Infektion haben,

und genauso wenig möchte ich, dass man Menschen,

die eindeutig Post-Covid haben, nicht einreden soll,

dass sie Post-Wack haben.

Das sind zwei verschiedene Sachen, die sind beide grauenhaft.

Und die müssen beide Beachtung finden.

Und diesen Menschen muss allen gleichermaßen geholfen werden.

Und ich bin aber, wie gesagt, an dem Punkt,

wo ich es tut mir immer noch weh, und es wird mir auch weh tun,

wenn wir diesen Podcast hier quasi veröffentlichen,

und ich wieder ein Haufen dieser Nachrichten bekomme,

wieder irgendwelche Leute meine Geschichte benutzen,

um angeblich damit sagen zu wollen,

dass die da oben uns ausrottten wollen mit der Impfung,

oder dass Bill Gates mich krank gemacht hat.

Es wird mich wieder unglaublich stressen, und es wird mich ärgern.

Aber ich muss auch einfach aufhören,

damit das so nah an mich ranzulassen.

Es ändert ja nichts.

...

Aber hast du denn zumindest anfangs,

hast du oft sowas reagiert?

Oder was ist dein Weg damit umzugehen?

Im ersten Schritt.

Ich reagiere den meisten Fällen gar nicht.

Es gibt ganz selten Mal Fälle, die mich dann so triggern,

wenn jemand wirklich sich das Recht rausnimmt,

mich auf so eine Art Belehrung zu wollen,

mir irgendwas erzählen zu wollen über das,

was ich im letzten Jahr erlebt habe,

dann gibt es ganz selten Mal den Punkt, wo ich denke, jetzt reicht's mir.

Und dann schreibe ich irgendwie mal einen wütenden Roman,

aber ich würde niemals jemandem beschimpfen,

ich würde niemals jemandem bewusst verletzen wollen.

Das ist dann einfach aus diesem so, jetzt hör mir mal zu, du Trottel,

so was willst du mir denn jetzt bitte erzählen?

Ich weiß natürlich, wenn ich das jetzt auch so sage,

natürlich gebe ich Leuten damit Futter,

weil sie wissen, dass sie mich an dieser Stelle erwischen.

Aber es ist mir auch egal, weil es ist halt die Wahrheit,

und ich bin ein Mensch, und ich hasse auch diese Ungerechtigkeit,

und ich hasse es, wenn Leute einfach nur aus ihrer eigenen Frustration,

ihrer eigenen Unzufriedenheit daraus auch andere Menschen

so bewusst verletzen wollen.

Und deswegen kriegt man mich damit und dann versuche ich irgendwie

kurz zu diskutieren, und dann merke ich, in 99,9 Prozent der Fälle,

ich habe nichts gebracht außer, dass ich Energie verschwendet habe,

dass mein Herz wehtut mir, keine Ahnung,

dass es mir irgendwie noch schlechter geht als vorher.

Und deswegen versuche ich in den meisten Fällen zu sagen,

reiß dich zusammen.

Und ich habe aber immer wieder auch Momente, wo ich denke,

ich würde am liebsten sofort eine Story darüber machen,

ich möchte sofort ein Video drehen,

ich möchte diesen Menschen anrufen, ausfindig machen,

und bei dem vor der Haustür stehen, aber bringt ja alles nichts.

Das heißt aber, du ziehst es dir schon rein,

nicht, du bekommst es schon auch durch.

Wenn die in meinem Postfach landen, ja, aber zum Beispiel,

paar Interviews habe ich ja jetzt auch schon gegeben zu dem Thema,

und da ist es in den meisten Fällen so,

dass ich dann zwei Kommentare lese und dann sehe, nee, ich kann das nicht.

Weil wenn dann so Menschen auch so richtig gehässig mir das so wünschen,

oder so, ich ertrage das nicht, wie Menschen so bösartig sein können.

Also du hast es ja jetzt hier auch schon hautnah miterlebt,

das ist die schlimmste Zeit meines Lebens gewesen.

Wenn ich dann höre, dass Leute das in irgendeiner Form nicht ernst nehmen,

oder Leute eben so mit so einer gehässigen Art und Weise darüber reden,

sich darüber lustig machen,

das ist eine Form von Schmerz, den ich dann nicht ertrage.

Auch wenn das wildfremde Menschen sind,

und auch wenn man mir noch hundertmal erzählen kann,

dass die Meinung dieser Menschen nichts wert ist,

ist es für mich einfach unerträglich so.

Ich kann das nicht, kann das nicht lesen.

Hattest du denn solche Begegnungen, Kommentare, Situationen

auch außerhalb der Netzwelt?

Also hast du sowas auch im Real-Life schon erlebt?

Also zum Glück jetzt, dass es so in meinem engeren Umfeld

irgendwie Leute geben würde, die das vielleicht irgendwie leugnen oder so,

gab es nicht, aber natürlich auch immer mal wieder Momente,

wo so ja die Eltern von Freunden oder der Sohn von dem oder der Bruder bla,

oder die Schwester hier, die Tante da, also ich habe schon immer wieder

auch so mitbekommen, dass Menschen, die mir in irgendeiner Form nahe stehen,

auch in Kontakt kommen mit anderen Leuten, die das nicht ernst nehmen

oder die sich teilweise, das war auch ganz schlimm für mich,

als ich noch im Krankenhaus war, sich bewusst anstecken zum Beispiel

mit Covid, um dann sich nicht impfen lassen zu müssen oder solche Sachen.

Das habe ich alles mitbekommen, aber was bei mir eher noch der Fall war,

und das war auch ein Punkt, der mich bis heute extrem verletzt hat,

und daran habe ich auch gemerkt, dass es müssen dann eben nicht nur

irgendwelche fremden Menschen im Internet sein, die zu diesem Thema

abwertende Dinge von sich geben.

Ich kann mich erinnern, dass eine Person, mit der ich zu diesem Zeitpunkt

zusammengearbeitet habe, hat hinter meinem Rücken zu meiner Managerin gesagt.

Und es war ungefähr so in diesen Tagen, wo ich die erzählte,

wo ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, ich sterbe.

Und wo meine Blutwerte so schlecht waren und die Prognose ja eigentlich

wie gesagt auch aus heutiger Sicht super schlecht war,

und wo ich eben Stories gemacht habe, aber mich auf andere Dinge

teilweise nicht zurückgemeldet habe, weil ich einfach,

ich war in einem Schlimmsten Rausch, den man sich vorstellen kann,

nämlich so, oh mein Gott, ich spüre in meinem Körper,

gehen gerade Sachen kaputt, alles ist irgendwie anders als vorher.

Und ich weiß nicht, ob ich das überlebe, so hat sich das ja auch

teilweise tagelang angefühlt.

Und da habe ich eben Stories gemacht, und dann hat diese Person

hinter meinem Rücken irgendwie gesagt, na ja, so schlimm kann es ja nicht sein,

wenn man dann noch den ganzen Tag Stories machen kann.

Wow. Ja. Und als ich das erfahren habe, war für mich wirklich klar so,

und ich weiß, dass das auch nicht die einzige Person ist, die so denkt.

Und es ist so verrückt, weil man eben nicht sich in dem Moment

irgendwie vorstellen kann und möchte, dass eine Person,

die vielleicht noch die kopfmäßigen Kapazitäten hat,

so eine Story zu machen, dass die trotzdem gerade an irgendwelchen

Geräten hängt, überwacht werden muss vom Herzen her,

die Blutwerte hat wie bei einem Herzinfarkt und so,

dass man aber sagt, na ja, also, wenn man dann noch in der Lage ist,

so machen, dann kann es ja alles nicht so schlimm sein.

Und das ist etwas, was ich auch im Laufe der Zeit, im letzten Jahr,

immer mal wieder so unterschwellig aus verschiedenen Ecken mitbekommen habe,

dass Leute Long Covid an sich natürlich nicht ernst nehmen

und Menschen mit Long Covid aber auch bei mir ganz spezifisch in Bezug

auf mich, so nach dem Motto, ja, die nimmt ja immer noch ein Podcast auf,

so schlimm kann es doch alles gar nicht sein.

Ich kann doch noch reden und denken, so warum liegt sie dann eben nicht,

die ganze Zeit hängt in der Intensivstation an irgendwelchen Maschinen,

so können wir es ja quasi eigentlich gar nicht richtig ernst nehmen.

Und das ist eben selbst auch passiert mit Leuten,

von denen man eigentlich dachte, dass sie da irgendwie

ein bisschen mehr Empathie besitzen.

Das ist einfach krass, übergriffig.

Voll, übertrieben übergriffig.

Aber ehrlich gesagt, fällt mir jetzt gerade zum Schluss noch auf,

das muss ich noch kurz loswerden, was noch hundertmal schlimmer ist,

als jeder übergriffige Kommentar hinter meinem Rücken

oder im Internet ist das, was leider auch gerade in Real Life abgeht.

Und da geht es nicht nur mir so.

Ich werde momentan teilweise mehrmals die Woche auf der Straße

von Menschen angepöbelt, teilweise angerustet, beleidigt und ausgelacht,

weil ich eine Maske trage, um mich gerade aktuell zu schützen.

Nicht nur vor Covid, sondern auch vor Erkältungen, vor Grippevieren,

vor allem möglichen, weil ich gerade einen sehr geschwächten Körper habe

und Menschen daraus was Politisches machen.

Und ja, ich glaube, das ist eigentlich gerade so von allen Reaktionen,

die ich bekomme, eben von nicht ernst genommen werden,

über, dass man mir erzählen möchte, was wirklich passiert ist,

über irgendwie Gaslighting,

ist das so die Krönung von dem, was ich wirklich am aller, aller Wenigsten ertrage.

Es geht gar nicht.

Und das ja auch zu einer Zeit, wo du ja mindestens zwei chronische Erkrankungen

hast, mit denen du leben lernen musst.

Und ich habe noch eine Sprachnachricht von dir,

die du zu der Zeit verschickt hast, Ende April,

da gab es noch mal einen richtigen Schock.

Mein Mann hat gerade ein positives PCR-Test-Ergebnis bekommen.

Und ich fühle mich auch schon seit gestern nicht so gut.

Meine Schnelltests sind zwar noch negativ,

aber ich habe auch noch ein paar Schnelltests gemacht.

Meine Schnelltests sind zwar noch negativ,

aber ich befürchte leider, dass es mich auch wieder erwischt hat.

Das tut mir so leid, wenn ich das höre.

Aber wie das ausgegangen ist, besprechen wir nächste Woche, oder?

Also, das war wirklich auch noch mal so ein Horror-Horror-Horror-Moment,

vor dem ich zu diesem Zeitpunkt quasi fünf Monate, sechs Monate lang

Angst hatte, dass das wieder passiert.

Und es war wirklich, also, ich kann diese Angst nicht beschreiben,

weil ich weiß, für die meisten Menschen,

die sich damit angesteckt haben,

für die es einfach nur in Anführungszeichen wie ein Schnupfen war,

dann war es wieder weg.

Aber für mich war das eben der Auslöser der schlimmsten Zeit meines Lebens.

Und von dem, was alles verändert hat,

und deswegen war das so, das war dieser Moment, wo ich dachte,

okay, jetzt wird vielleicht sogar alles noch schlimmer als beim ersten Mal,

weil ich habe jetzt alle möglichen chronischen Erkrankungen,

die mich zur absoluten Risikopatiente machen.

Und ich dachte so, okay, jetzt geht's wieder von vorne los.

Wie die Sache ausgeht, hört ihr in der nächsten Folge.

Danke, Lottie.

Danke dir.

Ihr merkt, dass Visa, wie die Anfeindungen über Social Media,

ganz schön mitnehmen, ne?

Zum Glück überwiegt aber das positive Feedback.

In der nächsten Folge, Fighting Long Covid,

spricht sie über ihren Versuch, wieder ein normales Leben zu leben.

Ob das geklappt hat

und wie sie mit Existenzängsten umgeht,

hört ihr ab Mittwoch in der ARD-Audiothek

und überall, wo es Podcasts gibt.

Und ein Podcast, den wir euch auch empfehlen wollen,

ist Dankegut, der Podcast über Pop und Psyche,

in dem prominente Menschen über ihren Struggle

mit Mental-Health-Problemen zählen.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Während Visa Vie lernt mit Diabetes Typ 1 zu leben, wird sie für den öffentlichen Umgang mit ihrer Krankheit zur Zielscheibe von Hatern im Netz. Aber auch von Medizinerinnen und Medizinern fühlt sie sich oft zu wenig ernst genommen. Welchen Einfluss hat das alles auf ihre Psyche? Welchen Einfluss hat die Psyche auf ihren körperlichen Zustand? Darum geht es in Folge 4 von "Fighting Long Covid".