Geschichten aus der Geschichte: GAG394: Die Verurteilung von Sacco und Vanzetti
Richard Hemmer und Daniel Meßner 4/12/23 - Episode Page - 56m - PDF Transcript
Hallo und herzlich willkommen bei Geschichten aus der Geschichte.
Mein Name ist Richard und mein Name ist Daniel.
Ja, und wir sind zwei Historiker, die sich hier Woche für Woche eine Geschichte aus
der Geschichte erzählen, immer abwechselnd und immer so, dass der eine nie weiß, was
der andere ihm erzählen wird.
Richtig.
Ja, und wer hat da Daniel?
Wir sind angekommen bei Folge 394, 394.
Yep, fällt mir gerade ein.
Beim letzten Mal, als ich die Folge eingestellt habe, habe ich irgendwo aus Versehen 939
geschrieben.
939.
Das dauert noch ein bisschen.
Das dauert noch.
Aber diese Art der Zahlenvertrehung hat ja auch das Team bei uns.
Richtig.
Daniel, erinnerst du dich noch über was ich in der vorherigen Folge sprach in dieser
393?
Oh ja, und du hast erzählt von einer Schlacht, und zwar der Schlacht von Sama, die entscheidende
Schlacht des Zweiten Punischen Kriegs war.
Genau.
Und Zweiter Punischer Krieg ist ein gutes Stichwort hier, denn ich habe ja, so ging
Ende der Folge, also über die Folgen dieser Schlacht gesprochen, da habe ich den Friedensvertrag
erwähnt.
Ein Jahr später wird der Frieden geschlossen, mit Auflagen, die sehr schlecht sind für
Katago, und ich habe dazu gesagt, dass dieser Frieden benannt ist nach einem Konsol, Gaius
Lutatius Catullus, und deswegen Frieden von Lutatius heißt, jetzt ist so, es gibt diesen
Frieden von Lutatius, allerdings ist es der Friedensvertrag nach dem ersten Punischen
Krieg.
Nach dem ersten, nicht nach dem zweiten, also bitte ignorieren bzw. vergessen, dass das
Vertrag des Zweiten, es ist ja das Ersten, der Friedensvertrag nach der Schlacht von
Sama heißt oder wird heutzutage tatsächlich als der Vertrag von Sama bezeichnet.
Wie ist das noch Rausschneiden?
Ich könnte es rausschneiden, ich könnte es rausschneiden, aber nachdem es jetzt hier
schon Aktenkundig wird, dass ich es falsch gesagt habe, also es ist immer ein bisschen
schwierig, weil oft hören Leute ja natürlich so eine Folge und dann nicht sofort die danach
und blöd ist natürlich, wenn jetzt viele Leute durchs Leben gehen und der Meinung
sehen, Frieden von Lutatius ist jener Frieden, der den zweiten Punischen Krieg abgeschlossen
hat.
Ich hoffe einfach, dass die meisten dann früher oder später auch diese Folge hören und das
dann auch mitkriegen.
Eigentlich ist ja vielleicht gar nicht blöd, eigentlich ist es ja vielleicht schön, um
ins Gespräch zu kommen.
Stelle vor, du bist auf der Party, in der Küche und dann du sagst so ja, das ist hier
der Frieden von Lutatius, zweiter Punische Krieg und dann sagt der Gegenüber, nee,
da kann ich mich aber anders erinnern, das ist der erste Punische Krieg gewesen.
Ja eh, und dann sagt die andere Person, aber ich habe das bei Geschichten aus der Geschichte
gehört.
Die haben mir das so gesagt und wenn ich denen nicht vertrauen kann, was solche Informationen
angeht, wem dann?
Wem dann?
Und dann ist die richtige Antwort natürlich, ja du hättest auch die Folge danach hören
müssen, da wurde das nämlich berichtigt am Anfang.
Ja ist ungünstig, ungünstig, aber was soll man machen?
Also gänze ich meinen Fehler, ich hoffe so viele Leute wie möglich, kriegen das mit
Frieden von Lutatius, erster Punische Krieg, eine zweite weniger ärgerliche Sache, auf
die uns jemand aufmerksam gemacht hat auf unserer Website und zwar eine interessante
Verknüpfung zwischen zwei Folgen, also der Schlacht von Zama und der Folge, die du gemacht
hast über die Matchstick Women, da sprichst du ja von der Fabian Society und ich erwähne
in der Folge über die Schlacht von Zama und auch in der Folge über die Schlacht von
Kanne, dass die Strategie, die gefahren worden ist von den Römern während des zweiten
Punischen Kriegs, war die fabianische Strategie, die fabianische Strategie, wo es drum ging,
dass man inkrementell arbeitet, dass man nicht die großen Schlachten führt gegen einen größeren
oder stärkeren Gegner, sondern dass man es inkrementell macht und dass man z.B. die
Versorgung abschneidet und all solche Dinge und die Fabian Society hat sich nach dieser
Strategie benannt, weil die wollten ja soziale Reformen und all solche Dinge und ihr Ansatz
war, dass das ähnlich funktioniert, nicht die große Revolution, sondern kleine Schritte,
kleine Schritte. Also vielen Dank. Thub hat er sich genannt oder sie auf unserer Seite
und hat uns darauf hingewiesen. Sehr gut. Sehr schön. Apropos falsch benannt, du kannst
dich vielleicht an unser Vorgespräch zur letzten Folge erinnern, wo wir kurz über
das Smallland gesprochen haben. Hast du Astrid Lindgrenn gelesen? Ja, ich habe Astrid Lindgrenn
gelesen. Im Smallland spielen die Kinder vom Bullaby. Ich wurde von einer gewissen Person
in diesem Haushalt auch schon darauf hingewiesen. Sehr gut. Warum? Warum ich das nicht gewusst
habe? Leider. Das Ding ist, sie hätte wahrscheinlich damals, als letztes Mal in Schweden war, ins
Astrid Lindgrenn, wo sie umgehen sollen, dann wäre mir das wahrscheinlich bewusster gewesen.
Ja. Gut. Massiv viel Feedback. Es kommt jetzt, glaube ich, bald auch wieder mal auf Feedback-Folge,
oder? Würde ich auch sein. Da können wir dann noch mehr reinpacken. Noch mehr Feedback.
Gut, Danny, nachdem wir das jetzt alles abgearbeitet haben, freue ich mich darauf, dass ich mich
jetzt zurücklehnen kann, weil es ist dann dir, mir und unserem Publikum, eine Geschichte
zu erzählen. Sehr gut. Richard, am 15. April 1920, kommt es in der Schuhfabrik Slater and
Moral Shoe Company in Bridgewater, Massachusetts, das liegt an der Ostküste der USA, in der
Nähe von Boston zu einem Überfall. Der Lohnbuchhalter Frederick Parmenter und der Sicherheitsmann
Alessandro Beradelli sind gerade dabei, das Lohngeld in die Fabrik zu bringen. Das transportieren
ihnen zwei Stahlkisten, das sind insgesamt 15.776 Dollar und 51 Cent drin. Da werden
die beiden angegriffen und nicht nur ausgeraubt, es fallen mehrere Schüsse und die treffen
Parmenter und Beradelli tödlich. Die Täter springen mit dem Geld innen geklauten Dunkelblauen
oder hellgrauen Bioig und flüchten vom Tatort. Die Ermittlungen führen die Behörden zu zwei
italienischen Einwanderern, Ferdinando genannt Nicola Sacco und Battolomeo Vanzetti, die
schließlich wegen doppelten Raubmorts angeklagt werden. Es folgt jetzt nicht nur ein spektakulärer
und fragwürdiger Indizienprozess, sondern es kommt auch zu massiven Protesten gegen
die Anklage und das spätere Urteil und es nicht nur in den USA, der Fall sorgt, international
für großes Aufsehen. Auf dem Rücken von Sacco und Vanzetti werden nämlich politische
Kämpfe ausgetragen und ihre Verurteilung macht sie nicht nur praktisch weltweit bekannt,
sondern lässt sie zu Symbolfiguren werden, die am Ende allgemein für Opfer der Justiz
stehen. Das ganze Verfahren zieht sich auch eine ganze Weile hin, die beiden werden 1920
verhaftet. 1921 werden sie in dem Verfahren durch die Geschworenen schuldig gesprochen
und erst sechs Jahre später, 1927, verkündet der Richter des Urteils. Dazwischen liegen
viele Proteste, Medienberichte, Demos und acht Anträge auf Berufung. Eindeutige Beweise,
soweit kann ich es jetzt schon verraten, gibt es am Ende nicht. Es ist ein Indizienverfahren.
Richard, was sagt dir der Fall Sacco und Vanzetti?
Ungefähr so viel wie du mir jetzt hier schon erzählt hast zusammengefasst. Kenne ich natürlich,
habe ich auch schon einige Male als Hinweis für eine Geschichte erhalten.
Das wundert mich nicht. Sehr gut. Wir sprechen nämlich in dieser Folge über Sacco und Vanzetti,
wie es zu ihrer Verurteilung kommt und auch warum ihre Namen bis heute nachklingen. Nachklingen
ist in dem Fall wirklich wörtlich gemeint, aber dazu später mehr.
Fangen wir mal von vorne an. Die beiden sind in Italien geboren, kennen sich zum Zeitpunkt
ihrer Verhaftung noch gar nicht so lang. Der Bartolomeo Vanzetti kommt 1888 auf die Welt
in der Region Piemont. Es liegt ganz im Norden von Italien an der Grenze zu Frankreich. Sein
Vater ist schon mal für zwei Jahre in die USA ausgewandert, kehrt dann aber enttäuscht
wieder zurück. Vanzetti macht dann eine Ausbildung zum Conditor, ist dann auch für einige Jahre
unterwegs in Italien, kommt dann aber wieder zurück ins Elternhaus, weil es ihm gesundheitlich
nicht gut geht und nachdem dann seine Mutter stirbt, beschließt er mit 20 in die USA auszuwandern.
Das ist 1908. Von Le Havre aus geht es los. Nach sieben Tagen im Zwischendeck erreicht
er dann New York und wie die meisten, steigt dann natürlich volle Hoffnung aus dem Schiff,
um jetzt ein neues, besseres Leben anzufangen. Aber die Erwartungen auf ein besseres Leben
in den USA, die zerschlagen sich recht schnell. Er fängt an als Tellerwäscher zu arbeiten,
ist dann längere Zeit arbeitslos, beschließt dann aus New York weg zu gehen und landet
dann in einer Ziegelei in Springfield, in Massachusetts, also das ist eben der Grund,
warum er dann in diese Gegend nach New England kommt und er macht dann eben viele harte und
körperlich ansteckende Jobs und hat sich bislang eigentlich noch nicht besonders viel für Politik
interessiert. Aber er beginnt jetzt zu lesen, also er interessiert sich für sozialistische und
kapitalismuskritische Theorien, liest zum Beispiel Marx und verbringt viel Zeit mit anderen italienischen
Einwanderern in Abendkursen, wo es einerseits darum geht Englisch zu lernen, aber da gibt es dann eben
auch Themenabende, wo es um politische Themen geht. Und dort lernt Vanzetti auch den Anarchismus
kennen und er schreibt später eben auch, dass die Ungerechtigkeit und die Korruption, die er hier
erlebt hat, in jeglicher Illusion beraubt hätte, dass er sich hier ein besseres Leben aufbahnen kann.
Und ein entscheidender Punkt in dieser Geschichte ist, er kommt nicht als Anarchist in die USA,
also er wird jetzt in den USA zum Anarchisten aufgrund der Bedienungen, die er hier erlebt.
Und vielleicht ganz kurz noch ein paar Worte zum Thema Anarchismus. Ich habe dir nämlich schon mal
in einer Folge von den Anfängen des Anarchismus erzählt, es war Folge 176. Da habe ich von
den Anfängen des Anarchismus erzählt und was Schweizer Urmacher damit zu tun haben. Also der
Anarchismus entsteht Mitte des 19. Jahrhunderts als eine internationale politische Bewegung und ist
dann eine der großen linken revolutionären Strömungen. Dann geprägt wird der Anarchismus dann
gegen Ende des Jahrhunderts durch die sogenannte Propaganda der Tat. Also in dieser Phase kommt
zu zahlreichen Anschlägen, Attentaten und Überferien. Unter anderem wird er auch Kaiserin
Elisabeth, also Sissi, von einem Anarchisten ermordet. Aber häufig sind es Bomptmanschläge,
die die verüben. Es wird jetzt dann auch in den USA eine Rolle spielen. Und in diesem Umfeld lernt
Vanzetti jetzt noch jemanden kennen, der ebenfalls Teil der anarchistischen Bewegung ist, nämlich
Nicola Sacco. Sacco ist drei Jahre jünger, 1891 geboren in der Region Apulien, also ist
im Süden Italiens geboren. Er ist eines von 17 Kindern und hat an sich eine recht unbeschwerte
Kindheit. Er arbeitet zum Beispiel auf den Feldern und den Weinbergende Familie, aber ihn und seinen
älteren Bruder, den Sabino, den Drenks in die Neuwelt. Und das obwohl eigentlich immer wieder
Briefe von Verwandten und Bekannten aus den USA eintreffen, die eher ernüchternd erschreiben,
dass das Leben dort jetzt nicht im großen Traum entspricht und auch dass ihre Illusionen
eigentlich enttäuscht wurden. 1908 machen die beiden sich auf die Reise Nicola Sacco,
ist gerade mal 17. Sie kommen in Boston an, die Hauptstadt von Massachusetts. Und beide,
also Sacco Unvanzetti, kommen 1908 in den USA an, lernen sich aber erst knapp zehn Jahre später
kennen. Den Sabino, also dem Bruder von Sacco, den hältst er nicht lange, nach nur einem Jahrkehr
wieder zurück, völlig enttäuscht vom Leben in den USA, geht er wieder zurück nach Italien.
Der Nicola Sacco bleibt aber und für ihn, muss man sagen, läuft eigentlich an sich auch ganz
gut. Also er bekommt einen Ausbildungsplatz in der Milford Shoe Company und er wird anschließend
übernommen und verdient als Facharbeiterin auch ganz gut. Er lernt dann seine Frau kennen,
die heiraten auch und 1913 kommt dann ihr erstes Kind auf die Welt. Aber trotzdem ist es so,
dass er sich nicht richtig wohlfühlt in den USA. Also er will wieder zurück nach Italien mit
seiner Familie, dazu kommt aber jetzt nicht mehr. Die beiden lernen sich jetzt 1917 bei einem
Treffen von Anarchisten kennen. Also wie gesagt, die beiden sind schon fast zehn Jahre lang in den
USA und 1917 ist ein entscheidendes Jahr, was die US Autonpolitik betrifft. Wir sind mitten
im Ersten Weltkrieg und da gilt 1917 als ein Wendejahr. Da kommt es nämlich zum einen zum US
Kriegseintritt und zur Oktober Revolution in Russland. Und es hat jetzt Auswirkungen auf Sacco
und Vanzetti, weil US-Präsident Wilson hat es mit Kriegseintritt den Selective Service Act erlassen
und nachdem mussten sich alle Männer bis zum Juni, die zwischen 21 und 30 Jahre alt waren, registrieren.
Also der Draft eigentlich, oder? Genau. Das galt auch für die Einwanderer. Allerdings hat man bei
denen gesagt, dass sie nicht einberufen werden aus, es sind in einem Einbürgerungsverfahren.
Viele der Anarchisten, also Sacco und Vanzetti können auch dazu, die trauen der Sache nicht
so richtig und wollen sich nicht registrieren lassen und deshalb fliehen beide mit einer
anarchistischen Gruppe im Mai nach Mexiko. Nach ein paar Monaten kommt er wieder zurück,
wobei Vanzetti aus Sorge vor einer Verhaftung ein Jahr lang unter falschem Namen rumzieht,
bis er dann wieder zurück nach Massachusetts geht und dort dann ab 1919 als Fischverkäufer arbeitet.
Und jetzt müssen wir noch über eine Sache reden, die maßgeblich ist für diese Geschichte. In den
USA kippt nämlich 1917 die Stimmung gegen sämtliche linke politische Strömungen. Also viele,
die kommunistischen, sozialistischen oder eben auch anarchistischen Ideen nahestehen,
die werden verfolgt, insbesondere wenn es um Einwanderer geht. Diese Phase wird auch als
Red Scare oder rote Angst bezeichnet. Das beginnt 1917 mit der Oktoberrevolution in Russland und
in den USA wird jetzt die Angst geschürt, dass es auch hier zu einem kommunistischen Umschwung
kommen könnte. Hinzu kommt, dass es nach dem Krieg zu einer wirtschaftlichen Depression kommt,
in den USA und die Arbeitslosigkeit stark ansteigt. Es gibt dann zum Beispiel den Anarchist Exclusion Act
von 1918, womit man einerseits versucht hat, Leute, die anarchistische Ideen vertreten,
an der Einreise in die USA zu hindern und andererseits sollten die, die schon im Land sind, wieder
abgeschoben werden. Und es werden da eine ganze Reihe von Gesetzen erlassen, die es erleichtert haben,
gegen vermeidliche Anarchisten vorzugehen. Und der Höhepunkt dieser Red Scare hat auch zu tun
mit einem italienischen Anarchisten, dem Luigi Galliani, der vermutlich auch großen Einfluss auf
Sacco und Vanzetti hatte, weil die wahrscheinlich zu seinen Anhängern gehört haben. Der gibt zum
Beispiel eine anarchistische Zeitung raus, der Galliani, die Cronaca soversiva und die wird dann
verboten mit Hilfe des Sedition Acts von 1918. Das ist auch wieder so ein Beispiel für eines dieser
Gesetze. Da konnte man ja bestraft werden, wenn man sich kritisch äußert gegen die Regierung. Also
in diesem Gesetz heißt es, der Gebrauch von illoialer und beleidigender Sprache über die
Regierung der Vereinigten Staaten, ihre Flagge oder ihre Streitkräfte sind verboten. Kann man auch
in alle möglichen Richtungen auslegen, oder? Ganz genau. Das ist auch das Problem oder das ist
auch genau das, was gemacht wurde. Also diese Gesetze wurden dann eben so angewendet, dass sie
eben gerade gegen die Einwanderer gerichtet wurden. Der Galliani ist aber tatsächlich ziemlich
radikal. Also er versucht, die US-Regierung gewaltsam zu stürzen oder ruft dazu auch auf. Und
er ist auch verantwortlich für eine Serie von Bomptmannschlägen. Der Galliani wird aber 1919
nach Italien abgeschoben, also wird verhaftet und abgeschoben, und zwar im Zuge der Palmer Rates,
also der Palmer Razzien oder Palmer Razzien. Hast du vor denen schon gehört? Nein. Der Galliani
hat so einige Anhänger um sich geschaut, die Gallianisten, die an mehreren Bomptmannschlägen und
Attentatsversuchen beteiligt sind. Und es war wirklich eine sehr aufgeheizte Stimmung während
der Red Scare. Und die führt eben zu einigen Verfolgungswählen gegen linke Gewerkschafter und
häufig eben auch gegen Einwanderer. Allen voran eben gegen Leute, die eine kommunistische oder
sozialistische Einstellung hatten oder denen man die unterstellt hat. Und der Palmer, nachdem
diese Razzien benannt sind, der war US-Justizminister unter Präsident Wilson. Und im Juni 1919 geht
er mit alle Härte vor. Nämlich, da kommt so eine Serie von Bomptmannschlägen in acht Städten
und auch sein Haus wird beschädigt dabei. Und an seiner Seite als Assistent J. Edgar Hoover, der
spätere Direktor der FBI. Und während diesen Palmer Rates arbeitet der Hoover in der Vorgänger
Organisation des FBI, dem Bureau of Investigation, und mit den Infos, die sie dort sammeln, ermittelt
Hoover, 150.000 verdächtige Personen. Und jetzt kommt es im Landesweit zu Razzien, Verhaftungen
und Verhörern. Und viele werden dann aus dem Land ausgewiesen, eben auch Gagliani. Im Januar
1920 haben sie in einer Nacht 4.000 Mitglieder in einer Gewerkschaft, der Industrial Workers of
the World verhaftet. Insgesamt haben sie 10.000 Leute verhaftet. Also Palmer sorgt für die
größte Massenverhaftung in den USA. Und das ist deshalb so wichtig für das, was jetzt gleich
kommt, weil das ist genau die Phase, in der die Verbrechen begangen werden für die Sacco und
Vanzetti angeklagt werden. Und das ist genau die Phase, in der sie überhaupt infizierter
Fahnder geraten. Das passiert nämlich recht zufällig. Die zweite Ratscair ist wahrscheinlich
bekannter. Das ist nämlich dann die McCarthy-Era nach dem Zweiten Weltkrieg. Und auch da spielt
der Edgar Hoover wieder eine entscheidende Rolle. Aber diesmal ist er eben FBI-Direktor. Aber das
ist dann eine andere Gag-Folge. Wir sind jetzt im Jahr 1919. Vanzetti arbeitet als Fischverkäufer.
Sacco ist wieder in einer Schuhfabrik untergekommen in der 3K-Schuh-Companie. Und jetzt kam es am
24. Dezember 1919. Also an Weihnachten wird in Bridgewater ein Geldtransport überfallen. In
einer großen verzinkten Eisenkiste liegen 30.000 Dollar. Das ist Geld für die Lohnzahlungen der
White-Schuh-Companie. Also es sind viele Schuh-Fabriken dieser Gegend. Drei bewaffnete Männer
springen aus dem Auto, eröffnen das Feuer gegen den Geldtransporter. Der Fahrer verliert die
Kontrolle über das Auto und prallt gegen einen Telegrafenmasten. Die drei Angreifer machen keinen
weiteren Versuch, an das Geld zu kommen, sondern laufen zurück zu dem Auto und fliehen. Und dieser
Überfall wäre wahrscheinlich in Vergessenheit geraten, wenn ich vier Monate später am 15.
April 1920 wieder ein Geldtransporter überfallen worden wäre. Und wieder geht es um Lohnzahlungen
für eine Schuhfabrik. Diesmal um die Slater and Moral Schuh-Companie in South Braintree. Das ist
die Geschichte, die ich ganz am Anfang erzählt habe. Bei dieser Fabrik ist es so, dass es zwei
Gebäudekomplexe gibt, die einige 100 Meter auseinander stehen. Und der Lohnbuchhalter
Frederick Parmenter und der Sicherheitsmann Alessandro Beradelli gehen mit zwei Stahlkisten für die
Lohntüten für 500 Mitarbeiter über den Hof. Insgesamt kannst du dich ändern, wie viel Geld
das war. 15.000 irgendwas. Sehr gut. 15.773 Dollar und 59. Warte mal, vorhin habe ich gesagt 51 Cent,
sondern aber 59 Cent. Oh nein. Eine Zahl ist falsch. Schau, das wäre wieder so eine Klare
bei einer Party. Genau. Nein, ich habe es mal deswegen gemerkt, weil ich erdenken habe müssen
an die Geschichte von Silia Kuni, die ein paar Jahre später stattfindet. Und da versuchen sie auch
dieses Lohnbüro zu überfallen. Und da sind 8.000 Dollar im Safe. Und das war schon wahnsinnig viel
Geld. Und 15.000 ist dann natürlich noch einmal viel mehr. Ja, sehr gut. Also die zwei gehen jetzt
mit dem Geld über den Fabrikshof. Und zwei Männer nähern sich jetzt ihnen und ziehen plötzlich ihre
Waffen, ihr eröffnendes Feuer, völlig unvermittelt. Also die gehen äußerst brutal vor. Es springt da
noch ein dritter Mann aus dem Auto und schießt auf die beiden. Sie schnappen sich die Geldkassetten,
steigen in einen Buick und flüchten. Und während sie wegfahren, schießt eine der Täter noch in
Richtung Fabrik. Beradelli stirbt noch vor Ort. Parmenter am nächsten Tag im Krankenhaus.
Vier Kugeln treffen den Beradelli und zwei den Parmenter. Der ermittelende Polizist in Bridgewater
ist ein gewisser Michael Stewart. Und der geht erstens davon aus, dass Anarchisten hinter dem
Raubmord stecken. Und zweitens, dass die beiden Überfälle zusammenhängen. Und ich habe schon
gesagt, dass Sacco und Vanzetti eher zufällig ins Visier der Fahnder geraten. Also die Polizei
hat die beiden nämlich eigentlich gar nicht auf dem Schirm. Die haben nur Pech, dass sie Straßenbahn
fahren. Also es ist nämlich so. Der ermittler Stewart, der hat einen Anarchisten im Verdacht,
nämlich den Ferruccio Cuacci. Der soll nämlich ausgewiesen werden wegen Verteilung anarchistischer
Schlüften. Und der müsste sich eigentlich am 15. April, also an dem Tag des Überfalls bei den
Behörden melden, was er nicht macht. Und deshalb lässt Stewart die Wohnung von Cuacci durchsuchen.
Der ist allerdings gar nicht mehr da. Allerdings wohnt in dem Haus ein gewisser Mike Boda,
beziehungsweise Mario Buda. Also auch einer dieser italienischen Anarchisten in dieser Gegend. Und dieser
Mike Boda war ebenfalls Anarchist und ein Freund von Sacco und Vanzetti. Der Stewart, also der
ermittelnde Polizist, der sieht im Garten einen Schuppen und dort entdeckt der Reifenspuren. Und
er fragt an den Boda, ob er zufällig einen Buick fährt, der da immer parkt. Und er sagt,
nee, er fährt in Overland, also die Marke Overland, aber sein Auto ist im Moment zur Reparatur in
der Werkstatt. Und der Stewart denkt jetzt, na gut, er hat eine Spur. Vor allem weil, als er noch
mal den Boda aufsuchen will, ist er untergetaucht. Er stellt sich aber raus, dass sein Auto wirklich
ein Overland ist und dass er tatsächlich gerade in der Werkstatt ist. Aber weil der Boda nicht mehr
greifbar ist für Stewart, geht er in die Werkstatt und sagt zu den Besitzer, wenn der Boda kommt,
um sein Auto zu holen, dann rufe mich an. Und genau das passiert am 5. Mai 1920. Am Abend,
die Werkstatt hat schon längst zu, da klingelt Boda beim Inhaber der Werkstatt. Der Boda kommt
aber nicht alleine, sondern mit drei Männern ist er unterwegs. Und der Inhaber der Werkstatt
schickt seine Frau ins Nachbarhaus zum Telefonieren, um die Polizei zu alarmieren. Und inzwischen will
eben der Inhaber der Werkstatt den Boda so lange hinhalten, bis die Polizei auftaucht. Vermutlich
kriegt aber der Boda das mit. Es ist jedenfalls so, dass die vier Männer ohne den Wagen wieder abziehen,
bevor die Polizei kommt. Der Boda fährt mit einem der Männer im Motorrad weg und zwei gehen zu Fuß,
neben die Straßenbahn. Sie fahren nach Brockton, auch eine Stadt in der Nähe. Und sie werden noch
in der Straßenbahn verhaftet und die beiden Männer, do Anze ist wahrscheinlich, sind Sacco und Vansetti.
Gerade jetzt eher zufällig ins Visier der Polizei. Sie haben beide eine Waffe dabei,
was jetzt an sich auch nicht ungewöhnlich war. Es gibt jetzt noch keinen Link zwischen ihnen und
den beiden Raubüberfällen. Also sie sind jetzt eher zufällig im Polizeigewahrsam gelandet,
werden verhört und ihnen wird nicht gesagt, warum sie überhaupt verhaftet wurden. Also die beiden
gehen zu dem Teiburg noch davon aus, dass ihnen zuge der Red Scare verhaftet wurden und dass ihnen
im schlimmsten Fall die Ausweisung nach Italien droht. Was für den Sacco gar nicht das Schlimmste
wäre. Also der bereitet gerade ohnehin schon seine Rückkehr vor. Seine Frau ist nämlich wieder
schwanger und das Kind soll in Italien auf die Welt kommen. Der Steward ist aber jetzt überzeugt
davon, dass Sacco und Vansetti an den Raubüberfällen beteiligt waren. Und dahin gehen laufen jetzt
auch die Ermittlungen. Obwohl es keine Indizien gibt, die das wirklich nahe legen. Also es gibt
keine Fingerabdrücke von ihnen. Das Geld taucht nicht auf in ihrem Umfeld. Der Sacco hat für
den ersten Überfall sogar ein Alibi. Die beiden werden jetzt von Anfang an von ihrer Community
tatkräftig unterstützt. Also es wird ein Sacco-Vansetti-Defense-Komitee gegründet,
wo danach Geld gesammelt wird, um die Anwälte zu bezahlen. Und es kommen jetzt zu zwei Protesten.
Beide werden geführt vom Richter Webster Thayer und die Anklage wird in beiden Fällen geleitet
vom Staatsanwalt Frederick Cutsman. Vom Richter ist eine Rede bekannt, die er schon einige Zeit
vor den Protesten gehalten hat, wo er die amerikanischen Institutionen durch den Bolschivismus und
den Anarchismus bedroht sieht. Also ich denke, man tut ihm nicht unrecht, wenn man ihn schon für
ein bisschen voreingenommen hält. Im ersten Protest geht es um den Überfall an Weihnachten
1919. Und weil Sacco und Alibi hat, wird nur Vansetti angeklagt. Der Protest beginnt am 22. Juni
in Plymouth. Plymouth. Plymouth. Plymouth. Plymouth. Das ist so ziemlich das unangenehmste Wort. Also
stelle ich vor, du wirst da wohnen. Das heißt Plymouth. Plymouth. Plymouth. Plymouth. Das ist super einfach zu sagen.
Plymouth. Das finde ich jetzt schwieriger, wenn man z.B. was wir sehen, Chattanooga erbohnt.
Ich habe es vorhin übrigens schon weglassen, weil der Vansetti, der arbeitet als Fischverkäufer
in Plymouth und ich habe vorhin schon... Du magst Plymouth einfach nicht sagen.
Ich wollte es einfach nicht sagen. Also jedenfalls. Der Protest beginnt am 22. Juni 1920 in Plymouth
und stützt sich im Grunde nur auf ein paar Zeugenaussagen, die sich sogar noch ändern
währenddessen. Also die verstricken sich mit ihrer Aussage im Prozess in Widersprüche im
Vergleich zu ihrer vorherigen Aussage. Es gibt sogar einige Zeugen, die bestätigt haben,
dass Vansetti ihnen alle verkauft hat für Heiligabend. Das hilft aber alles nichts. Die
Geschworenen halten ihn für schuldig und er wird im August zu einer Gefängnisstrafe
von 12 bis 15 Jahren verurteilt. Und damit geht die Strategie von Katzmen voll auf, weil
jetzt hat er eben schon einen verurteilt, den er jetzt nochmal wegen dem zweiten Raubüberfall
vor Gericht stellt, der damit ja auch schon ein Stück weit vorverurteilt ist. Im Mai
1921 in Datam, Massachusetts findet dieser Prozess statt und diesmal geht es gegen
beide, gegen Sacco und Vansetti und um den Raubüberfall im April 1920 bei den zwei Menschen
sterben. Was bedeutet, dass den beiden bei einer Verurteilung die tote Strafe droht?
Mhm. Das Sacco-Vansetti-Defense-Komitee engagiert jetzt einen neuen Anwalt, einen, der zwar
schon öfter erfolgreich Anarchisten verteidigt hat, aber als ein wenig exzentrisch beschrieben
wird. Das ist der Fred Moore. Das war eine von mehreren Anwälten, aber der sticht am
meisten heraus. Und es ist wieder so, die Zeugen geben wieder ein ähnliches Bild ab wie
beim ersten Prozess. Die verstricken sich in Widersprüche, die einen wollen sie am
Talort gesehen haben. Es gibt jede Menge Zeugen, die sie aber eigentlich entlasten. Und
da fragst du dich wahrscheinlich, was für Beweistücke kann die Staatsanwaltschaft
jetzt vorlegen? Mhm. Das ist zum Beispiel eine Kappe, die am Talort gefunden wird und von
der es heißt, dass Sacco immer solche Kappen getragen hat. Aber entscheidend ist in dem
Fall, Sacco setzt während des Gerichtsverfahrens diese Kappe auf und es stellt sich heraus,
die ist viel zu klein. Aha, der Klaft das und fit. Aber trotzdem, der Richter hält diese
Kappe für eines der wichtigsten Beweismitteln. Ein weiteres Beweis stückt es eigentlich für
Entlastung sorgen soll, weil es von der Verteidigung eingebracht wird. Das ist eine der Kugeln,
die abgefeuert wurde, nämlich die, die zum Tod des Wachmanns geführt hat. Das ist die
sogenannte Kugel 3. Ich habe schon gesagt, vier Kugeln treffen den Wachmann, aber Kugel 3 ist
insofern entscheidend, weil sie erstens als die Kugel bezeichnet wird, die tödlich war und die
anderen drei Kugeln sind von einem anderen Kaliber. Und Kugel 3 hat eben ein anderes Kaliber. Und
das ist genau das Kaliber. Also Kugel 3 hat genau das Kaliber von dem Kold, den man bei Sacco
während der Verhaftung gefunden hat. Und nur der Anwalt fordert jetzt eine ballistische Untersuchung
und es werden mehrere Sachverständige beauftragt und die kommen zu unterschiedlichen Schlüssen. Es
gibt also zwei, die von der Staatsanwaltschaft beauftragt werden. Die kommen zu dem Schluss,
dass der tödliche Schuss aus der Waffe stammt. Es gibt aber auch zwei, die sagen,
dass Kugel 3 nicht von Sacco's Pistole abgefeuert wurde. Und bei einem Sachverständigen kommt so
eine Missverständnis. Er wird nämlich gefragt, wurde Kugel 3 aus dem Kold von Sacco abgefeuert? Und
er sagt, ich sage das erst mal wörtlich, wie es dann auch im Protokoll gelandet ist. My opinion
is that it is consistent with being fired by that pistol. Also die Kugel wurde aus der Pistole
abgefeuert. Die Staatsanwaltschaft wertete das als Beweis gegen Sacco. Der Gutachter sagt aber
später, dass das anders gemeint hätte, dass nämlich die Kugel aus dieser Art von Pistole
abgefeuert wurde, nicht unbedingt von Sacco's Waffe. Kannst du noch einmal den Text vorlesen?
Weil ich möchte schauen, wie es lesen wird nach dieser. My opinion is that it is consistent with
being fired by that pistol. Also es wird später noch eine der Revisionsanträge sein, dass er noch
mal seine Aussage zurückzieht und sagt, er ist durch die Fragestellungen eben so reingetrickst worden,
dass es sich so anhört, als hätte er gesagt, dass es wirklich die Pistole war, aber er meinte
nur die Art von Pistolen. Er hat halt nur sagen müssen, that type of pistol. Genau. Es ist einer von
vielen Widersprüchen, die diesen Fall durchziehen. Die Diskussion nämlich über die Kugel, die wird
noch Jahrzehnte später geführt. Es gibt dann nämlich noch, nachdem es ja auch bessere Techniken
gibt für diese ballistischen Untersuchungen, wird dann später diese Kugel noch öfter untersucht.
1935, 1961 und sogar noch mal 1983. Und bei diesem Test kommen sie eher zum Beschluss,
dass die Kugel tatsächlich aus Sacco's Waffe stammt. Allerdings mit einer Einschränkung,
nämlich es sind seither die Beweismittel manipuliert worden. Also sowohl die Patronenhösen
als auch der Kold, die wurden während des Prozesses manipuliert. Es ist zum Beispiel so,
dass die Waffe wird während des Prozesses z.B. einmal zerlegt, wieder zusammengebaut. Und dann
stellt man aber später fest, dass ein anderer Lauf hingemacht wurde, also ein neuerer Lauf und
nicht der Lauf, der tatsächlich vorhin drauf war. Also das ist natürlich dann ein großer
Unterschied, weil über ein Lauf kann man ja dann erkennen, also wenn man forensisch sich
so eine Kugel anschaut, dann hängt es ja immer von Art des Laufs um und die sind ja immer individuell.
Genau. Und deshalb wurde dann der Lauf später wieder zurückgetauscht. Aber das meine ich mit
die Beweismittelseite haben wir manipuliert worden. Ich denke eindeutig kann man das inzwischen
nicht mehr sagen durch diese ballistischen Untersuchungen. Interessant ist auch Sacco
hat eigentlich wieder ein Alibi für diesen zweiten Überfall. Nämlich sagt er, dass er am 15. April
hat er sich frei genommen, um beim italienischen Konsulat in Boston vorstellig zu werden, weil er
die Heimreise nach Italien vorbereitet. Und es wird auch von Zeugen bestätigt, also sogar von
den Mitarbeiter dort, der ihn dort in Empfang nimmt, aber der ist inzwischen wieder in Italien und
der weigert sich für die Aussage in die USA zu reisen und deshalb wird seine Aussage nur schriftlich
vorgelegt und das wird vom Gericht abgewiesen. Und auch auf die Frage, warum sie denn eigentlich
mit dem Boda an diesem Abend unterwegs waren, haben sie eine plausible Erklärung. Sie wollen
nämlich sämtliche Schriften und Flugblätter, was sie als Anarchisten erkenntlich macht,
aus ihren Versammlungsräumen holen und erst mal verstecken. Sie rechnen nämlich zu dem Zeitpunkt
mit weiteren Razzien. Wenn du dich erinnerst, sie wollen den Wagen am 5. Mai abholen und zwei Tage
vorher kommt es nämlich zu einem bekannten Zwischenfall, weil es nämlich so, dass bei diesen
vorher genannten Bombenanschlägen, also diese Anschläge, die dann zu den Parmer Rates führen,
da werden Flugblätter gefunden und die führt ihr mittler zu einer Druckerei in Brooklyn. Und
einer der Setser, der Andrea Salcedo, wird zu dem Zeitpunkt verhaftet und zwei Monate lang ohne
Haftbefehl verhört. Und am 3. Mai, also zwei Tage vor der Verhaftung von Sakun Vanzetti, stürzt
er aus dem 14. Stock des Büros des Bureau of Investigation. Stürzt. Stürzt, genau. Es ist
natürlich sagen die Anarchisten, er wurde heruntergestürzt. Die anderen sagen, er hat
Suizid begangen. Die Frage bleibt natürlich offen. Allerdings rechnen jetzt die Anarchisten mit weiteren
Razzien. Und deshalb sagt eben der Boda und Sakun Vanzetti, sagen erstmal, hey, lass uns mal alle
Schriften, die uns irgendwie als Anarchisten kennzeichnet, aus sämtlichen Räumlichkeiten
verschwinden lassen, weil eben die Gefahr besteht, dass wir ebenfalls verhaftet werden deswegen.
Aber das Ergebnis ist dasselbe wie im ersten Prozess. Im Juli 1921 werden die beiden von
den Geschworennen für schuldig befunden. Das Urteil allerdings, das habe ich vorher schon
angedeutet, wird noch nicht verkündet. Das dauert noch sechs Jahre. Erst im April 1927
wird das von Richter Thayer verkündet. Und warum dauert so lange unter anderem, weil die
Verteidigung insgesamt acht Revisionsanträge einbringt? Und sie machen von Anfang an klar,
dass der Schuldspruch politisch motiviert ist. Also, dass bewusst Vorurteile geschürt wurden und
die Verurteilung durch die Beweislage überhaupt nicht gedeckt ist. Und die Revisionsanträge
basieren teilweise eben auf Wiederrufenden Zeugenaussagen. Also, die gehen dann eben
zu den Zeugen und wiederrufen dann zum Beispiel ihre Aussage aus dem Prozess. Und in einem
der Anträge sagt eben, das habe ich vorhin schon angedeutet, der Ballistik-Sackverständige,
zum Beispiel, dass seine Aussage durch die Fragestellung verdreht wurde und dass seinen
Gutachten eben kein Beweis gegen Sakun wäre. Aber sämtliche Revisionsanträge werden vom
Richter Thayer abgelehnt. Und jetzt kommt jetzt auch zum Streit zwischen Sakun und Vanzetti mit
dem Anwalt, mit Muhr, weil der, ich habe schon gesagt, der ist recht exzentrisch und der versucht
nicht nur viele Menschen zu mobilisieren, was ihm gelingt. Also, er nutzt sein ganzes Netzwerk
und macht den Fall bekannt. Aber er macht ihn halt dadurch auch zu einem politischen Prozess
und provoziert auch ständig den Richter. Also, er hat so lange, ungepflegte Haare und zieht
immer seinen Schakett aus, was den Richter nervt. Und an einem Tag zieht er sogar seine
Schuhe aus. Und er versucht also immer, den Richter zu provozieren. Und es gibt wohl auch
Beispiele, wo er Zeugen unter Druck setzt. Also, er versucht dann nochmal später mit den Zeugen
zu reden und versucht, sie eben dahin gehen zu bewegen, ihre Aussagen eben nochmal neu zu
machen oder eben pro Sakun Vanzetti auszusagen. Es ist aber dann so, dass es zum Streit kommt,
zwischen ihm und Sakun Vanzetti. Und er will den Fall aber auf gar keinen Fall aufgeben. Also,
im Gegenteil, er will eigentlich den Prozess neu aufrollen lassen und dann eben die Hauptverteidigung
übernehmen. Aber nachdem Sakun Vanzetti ihn eben als Anwalt rauswerfen, zieht er sich enttäuscht
zurück. Die Beurteilung von Moor ist insofern zweischneidig, weil es ist auf der einen Seite
schon sein Verdienst, dass der Fall international bekannt wird, weil er eben sein Netzwerk und
sämtliche Gewerkschaften und weil er den Fall eben sehr bekannt macht in der linken Szene. Andererseits
macht er dem Prozess aber auch erst zu einem politischen Prozess. Also es war eben bald klar,
es ist kein Mordprozess, sondern hier geht es auch darum, dass zwei italienische Einwanderer vor
Gericht stehen und zwei Anachisten vor Gericht stehen. Insofern stellt sie natürlich die Frage,
ob er damit Sakun Vanzetti vielleicht auch mehr geschadet als genutzt hat. Z.B. indem er sich oft
mit dem Richter gestritten hat im Gerichtssaal. Aber jetzt im November 1925, das sieht jetzt so aus,
als könnte sich das Blatt nochmal wenden. Nämlich Cielestino Amaderos, der wegen Mordes im
Gefängnis sitzt, im selben Gefängnis wo Sakun auch sitzt, der lässt Sakun eine Nachricht übermitteln
und in dieser Nachricht heißt, dass er bei dem Überfall dabei war und Sakun Vanzetti nicht
beteiligt war. Und die Verteidigung verlässt sich aber nicht nur auf das Geständnis, sondern weil
sie schon wissen, dass der Richter sagen wird, ja gut, hier ist ein Geständnis von einem
verurteilten Mörder, die rechnen schon damit, dass diese Berufung wieder ablehnen wird. Sie
rekonstruieren den Tatergang nochmal mit einer großen Recherche neu und präsentieren die Morelli
Bande als Täter. Also es gab eben eine Bande um den Joe Morelli, die einige Verbrechen begangen hat
in dieser Zeit. Und es heißt auch, dass der Joe Morelli eine Ähnlichkeit hat damit Sakun. Und die
rekonstruieren den Fall nochmal neu eben mit der Morelli Bande als Täter und mit dieser Aussage
von Amaderos, der eben sagt, er war Mordbett heiligt, aber Sakun Vanzetti nicht. Sie präsentieren
eben ihre Recherchen in dem neuen Revisionsantrag und es ändert aber wieder nichts. Der Richter
lehnt den Antrag ab. Jetzt wenden sie sich an den obersten Gerichtshof in Massachusetts,
den Massachusetts Supreme Juricle Court. Aber auch da finden sie kein Gehör. Im April 1927 kommt
da jetzt auch die Entscheidung zugunsten von Richter Faier, der jetzt das Urteil verkündet.
Die beiden werden zum Tode verurteilt durch den elektrischen Stuhl. In seiner Rede vor der
Urteilsverkündung sagt Vanzetti, nicht einmal ein Hund, der Hühner tötet, wäre mit solchen
Beweisen, wie die Staatsanwaltschaft sie gegen uns vorgebracht hat, von amerikanischen Geschworen
entschuldigt gesprochen worden. Es rennt sich halt eben der Verdacht auf, dass sie schuldigt
gesprochen wurden, weil sie Einwanderer waren und Anarchisten waren und es wird ihnen natürlich
auch im Prozess negativ ausgelegt, weil sie Wehrdienstflüchtige waren bzw. eben ausgewandert
sind, um der Registrierung zu entgehen. Interessant ist, dass das Schicksal von Sakun Vanzetti ja so
eng miteinander verbunden ist. Also man spricht diesen Namen ja auch immer nur gemeinsam aus,
Sakun Vanzetti. Aber die beiden haben gar nicht so viel Zeit miteinander verbracht. Also die
hat jetzt keine so richtig intensive Freundschaft verbunden. Die lernen sich erst 1917 kennen,
also nachdem sie schon fast zehn Jahre in den USA sind und nach der Verhaftung und der Verurteilung
waren sie die meiste Zeit in unterschiedlichen Gefängnissen untergebracht. Wäre so ein
Schicksalsgemeinschaft, oder? Genau, Schicksalsgemeinschaft, glaube ich, trifft ganz gut. Die lange
Zeit bis zur Urteilsverkündung macht beiden natürlich psychisch auch enorm zu schaffen. Also
der Sakku zum Beispiel tritt auch in den Hungerstreik, äußert auch Suizidabsichten, wird dann auch
zeitweise in eine psychiatrische Klinik überstellt. Und es gab zwar vorher auch schon einige Demos für
Sakun Vanzetti, aber nach der Verurteilung bildet sich eine breite Kampagne, die sich für sie
einsetzt. Also es werden viele Leute mobilisiert, also nicht nur politisch linke Gruppen, sondern die
Kritik kommt jetzt wirklich von Intellektuellen, von der Kirche, von Journalisten, Journalistinnen,
also also auch Liberale Kreise üben jetzt deutlich Kritik an diesem Prozess. Es kommt zu
aufmärschen mit 10.000 Protestierenden in Frankreich, in Italien. Dort natürlich erst mal am meisten,
in 60 Städten kommt es da zu Demos. Aber auch in Portugal, in der Schweiz, gleichzeitig in dieser
ganzen Phase, kommt es auch immer wieder zu Anschlägen. Also in Paris zum Beispiel explodiert
eine Bombe vor der amerikanischen Botschaft. In den USA kommt es dann zum Zusammenschluss von 60
Professoren und Rechtswissenschaftlern und die vorhin jetzt ein Untersuchungsausschuss,
der aber abgelehnt wird. Ich glaube, eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen an der Zeit ist
ja auch beteiligt gewesen an diesen Protesten, Dorothy Parker. Das kann gut sein, ja. Hat sich halt
mit den Intellektuellen hier in der Zeit gemeinsam gegen diese Geschichte stark gemacht. Interessant
ist dann, dass Vanzetti ein Gnadengesuch stellt an den Gouverneur von Massachusetts, das ist der
Alvin Fuller. Und er wird dabei unterstützt von den Anwälten und einigen schon Listen. Allerdings
Sacco weige sich zu unterschreiben. Also er sagt, für ihn gibt es nur Freiheit oder Tod. Und das
Gnadengesuch wäre darauf hinaus gelaufen, dass die Todesstrafe nicht vollstreckt wird, aber dass
sie halt vermutlich ihr Leben lang im Gefängnis verbracht hätten. Aber aufgrund der zahlreichen
Proteste und eben dieses Gnadengesuchs reagiert Fuller jetzt und lässt doch ein Untersuchungsausschuss
einrichten. Der am 11. Juli 1927 seine Arbeit aufnimmt und es ist der Tage neben ihm eigentlich die
Hinrichtung geplant war. Und die wird jetzt deshalb auf August verschoben. Und Anfang August wird dann
der Abschlussbericht veröffentlicht und dort heißt dann, die beiden wären guilty beyond a reasonable
doubt. Also schuldig ohne jeden Zweifel. Deshalb lehnt also Fuller jetzt die Begnadigung ab. Die
stellen jetzt nochmal am Obersten Gerichtshof Anträge auf Wiederaufnahme und auf Aufschub der
Hinrichtung. Wird aber alles abgelehnt und am 10. August um Mitternacht sollen die beiden
hingerichtet werden. Alles wird vorbereitet. Da kommt es um 23. 23. Überraschend zu einer
Anordnung von Fuller, der die Hinrichtung für 12 Tage aufschiebt. Und jetzt erreicht die Protestbewegung
ihren Höhepunkt. Also wir reden ja jetzt wirklich von fast weltweiten Protesten. Ich
würde es nicht übertreiben, aber in New York beteiligen sich hunderttausende an den Streiks.
Es kommt zu Demos in Europa, in Paris, in London, Belfast, Moskau, Berlin, Wien,
Budapest, Bucharest, Rom, Madrid, in der Schweiz, in Asien, also in Tokio kommt es zu
Ausschreitungen, in Afrika auch, in Johannesburg zum Beispiel, in Südamerika, in Sao Paulo,
Rio de Janeiro, Buenos Aires, in Montevideo, sogar in Australien, in Sydney und Melbourne gibt es Demos.
Also wirklich, man kann, glaube ich, wirklich sagen, es kommt zu im Grunde weltweiten Protesten
gegen die Verurteilung gegen die Hinrichtung von Saccon Vanzetti. Hunderttausende aus aller
weltschicken Gnaden gesuche an den Fuller, unter anderem kriegt er Nachrichten von Albert
Einstein und weil wir vorhin über die Fabian Society geredet haben, auch von George Bernard
Shaw und von H.G. Wells, aber es ändert nichts mehr. Fuller entscheidet, dass es keinen weiteren
Aufschub mehr geben soll und so werden die beiden in der Nacht vom 22. auf den 23. August 1927
im Staatsgefängnis von Charlestown auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Und es folgen
fast weltweit Trauerkundgebungen, also auch an allen Orten, die ich vorhin genannt habe,
oftmals auch mit Gewalt gegen US-Einrichtungen. Also in Paris zum Beispiel musste das Militär
die US-Botschaft schützen. In Berlin gehen an diesen Tag oder den Tagen danach 150.000 Menschen
auf die Straße und es war eine der größten Demos in der Weimarer Republik überhaupt. In Hamburg
kommt es bei einer Demo zu Ausschreitungen, bei denen sechs Menschen sterben. Und als die beiden
dann bestattet werden, kommt es in Boston zu einem riesigen Leichenzug. Also das ist am 25. August.
Sacco und Vanzetti werden zwei Tage lang in offenen Sergen aufgebahnt und werden von über
10.000 Trauerenden besucht. Und die Teilnehmenden, die tragen Armschleifen mit der Aufschrift
Remember Justice Crucified. Tausende von Demonstranten nehmen an dieser Prozession Teile,
das ist die Rede von 200.000, die zugeschaut haben. Es gibt übrigens auch beeindruckende Bilder
auf YouTube, wo man eben große Menschenmassen sieht, die dadurch die Straßen laufen. Und diese
große Anteilnahme zeigt natürlich, dass es um viel, viel mehr ging als nur dieses Urteil. Also
das war ein Ausdruck einer großen sozialen Unterfriedenheit einerseits, aber eben auch davon,
dass viele die beiden für Justizopfer gehalten haben, weil sie Anarchisten waren, weil sie
Einwanderer waren. Gleichzeitig, das habe ich angedeutet, kommt auch immer wieder zu
Bombenanschlägen in dieser Zeit. Und die Frage, ob sie schuldig waren oder nicht, war
mit der Hinrichtung der beiden natürlich nicht vom Tisch, sondern wurde noch Jahrzehnte
später im Grunde bis heute weitergeführt. Auch wenn sie nicht zu lösen ist, später
tauchen dann immer mehr widersprüchliche Aussagen auf. Also der Mur äußert sich dann später
seine Aussagen, muss man aber natürlich auch mit Vorsicht genießen, weil der ist natürlich
auch verbittert dann darüber, dass er vom Prozess ausgeschlossen wird. Und es tauchen
halt immer wieder Aussagen auf von Leuten, die sagen, ja, die waren dabei oder ja,
nie, die waren nicht dabei. Aber was die Gemüter ja da so erregt hat, ist ja weniger
die Frage nach der Schuld oder Unschuld, viel mehr geht es ja darum, ob die beiden
einen fern Prozess hatten oder nicht. Und ich denke, das kann man recht klar verneinen,
weil die ja im Geprägtes von verurteilen. Es ist aber natürlich gleichzeitig so, dass
es sich ja auch wirklich mit Leuten umgeben haben, die Gewalttaten begangen haben. Also
nicht so letzt Bombenanschläge wie die Gallianisten. Und sie waren bei ihrer Verhaftung ja auch
wirklich bewaffnet. Also es ist jetzt nicht so, dass es völlig außer Reichweite war,
dass sie tatsächlich an diesen Überfällen beteiligt waren. 1977 hat Michael Dukakis,
der war zu der Zeit Gouverneur von Massachusetts, der hat den Prozess und die Hinrichtung neu
bewertet und hat sie offiziell rehabilitiert. Also am 50. Jahrestag der Hinrichtung hält
er eine Rede und sagt, heute ist der Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti Gedächtnestag.
Und er sagt dann eben, any disgrace should be forever removed from the names. Das ist
am 23. August 1977, also 50 Jahre nach der Hinrichtung. Und aufgrund der vielen Berichterstattung
und Proteste gibt es natürlich jede Menge Verweise in Büchern, Theaterstücken, Filmen
und Liedern. Die kann ich gar nicht alle aufzählen. Der bekannteste Film ist von Giuliani Montaldo,
aus dem Jahr 1971, heißt Sacco und Vanzetti. Und in dem Film ist Archivmaterial von Demos
zu sehen, das aus Wochenschauen stammt. Vielleicht erinnerst du dich, ich habe am Anfang davon
gesprochen, dass die beiden Namen bis heute nachklingen. Ja, das habe ich mir gemerkt.
War mir sicher, du versinkst mir jetzt gleich was vor. Wäre ich auch gleich. Dieses Nachklingen
liegt an einem Soundtrack. Und zwar am Soundtrack des Films, den ich gerade genannt habe, der
stammt nämlich von Ennio Morricone. Und er hat einen Song für den Soundtrack geschrieben,
der im Film während der Hinrichtung läuft. Und er wird von Joan Baez gesungen. Und der
heißt He is to you. Und ich weiß nicht, kennst du den Song? Bin mir nicht sicher, vielleicht
wenn du den hörst. Also vom Namen her, ich bin schlecht mit Namen. Wenn du den hörst,
kennst du ihn sicher. Ich werde jetzt textlich ein bisschen andeuten, vielleicht fällt an
der Groschen. Das Lied ist der dritte und letzte Teil der Ballet of Sacco and Vanzetti. Und
der dritte Teil dieser Ballet of Sacco and Vanzetti ist dann eben der, der während der
Hinrichtung zu hören ist. Und der ist sehr einprägsam und wird zu einer echten Hymne.
Also er wiederholt sich da der Text und keine Angst, ich werde jetzt nicht singen, sondern
ein bisschen in dem Rhythmus vortragen, wie er dann auch gesungen wird. Also sprechgesang.
He is to you, Nicola and Bartz, rest forever here in our hearts. The last and final moment
is yours, that agony is your triumph. Die letzten beiden Zeilen stammen aus einem Brief, den
Vanzetti wenige Monate vor der Hinrichtung geschrieben hat. The last moment belongs to
us, that agony is our triumph. Also der letzte Moment gehört uns, dieser Todeskampf ist
unser Triumph. Und von dem Song gibt es ziemlich viele Cover-Versionen. Also er wird immer
wieder herangezogen, wenn es um Opfer politische Justiz geht. Aber auch allgemeiner. Also in
den 1970er Jahren ist das eine der bekanntesten Protest-Songs, den man auf ganz vielen Demos
und Häuserbesetzungen und so gehört hat oder gesungen hat. Tja und Richard, das war
meine Geschichte über Sacco und Vanzetti, zwei italienische Einwanderer, die in einem fragwürdigen
Prozess in den USA 1927 zum Todeverurteil wurden und weltweite Proteste ausgelöst haben.
Sehr gut. Also die grobe Rahmenhandlung dieser Geschichte war man ja bekannt, eben nicht
zuletzt, weil sie diese Bedeutung gehabt haben und natürlich auch, weil uns viele Leute
dann Hinweise geschickt haben dazu. Ich finde es sehr spannend, weil wir ja sehr schon einige
Themen besprochen haben, wo die Situation der italienischen Emigrantinnen besprochen
wird und die immer so diese Ähnlichkeit aufweisen. In diesem Fall jetzt hier bei Sacco und Vanzetti
da kommen dann noch mehr Dinge dazu, vor allem dieser Anarchismus. Aber grundsätzlich diese
Behandlung der italienischen Einwanderer in den USA zu jener Zeit. Mir ist nämlich,
und ich habe das in der Folge, die Matchstick Women mir auch schon erwähnt, wie neue Einwanderer-Wälden
behandelt werden, wie lang es dauert, bis hier ein sozialer Aufstieg auch möglich ist. Und hier
ist ganz interessant, weil ja die Boston-Mellasse-Katastrophe, also geografisch sehr nah, aber auch
zeitlich sehr nah, die passiert nämlich im Jahr 1919. Interessant. Also ungefähr eineinhalb Jahre
vor der Sacco und Vanzetti-Geschichte. Und hier sind ja auch vor allem die Leidtragenden
die italienischen Einwanderer gewesen. Und der Prozess, der danach ist, der zieht sich ja auch
über Jahre hin, aber geht so in die andere Richtung. Wer ist jetzt schuld dran? Und im
Zuge dieses Prozesses, und ich bin mir sicher, dass das dann auch beeinflusst worden ist durch die
ganze Sacco und Vanzetti-Geschichte und diese Bomben, von denen du gesprochen wirst, im Zuge
dieses Prozesses wird er dann auch zuerst einmal behauptet, ja nah, das waren Anarchisten,
italienische Anarchisten, die dieses Fass mit Mellasse in die Luft gejagt haben. Und hier diese
Verbindungen herstellen zwischen diesen beiden Prozessen, die eigentlich parallel laufen zu
einer Zeit. Also der eine ist 1924, dann beendet und der von Sacco und Vanzetti eben 1927 und
im Grunde beide haben sehr viel eigentlich zu tun mit Einwanderern und deren Lebenswerte in
der USA zu einer Zeit. Ja, das ist echt interessant. Die kommen eben voller Hoffnung an in dem Land
und merken dann schnell, die Hoffnungen, die sind und die Illusionen, die sie sich machen,
die sind im Grunde dahin. Also entweder arbeitslos. Ja, das ist tatsächlich die Geschichte der
Einwanderung. Also das sehen wir überall. Ich kann mich erinnern, als wir dieses Thema besprochen
haben, damit dass jemand kommt und voller Hoffnung ist und dann wird diese Hoffnung halt enttäuscht,
auch die Reaktion der Leute dort und auch die Arbeitssituation und sonst wie. Wir haben das
ja auch bei den Matchstick-Women, so gesagt ja, USA und Großbritannien und jemand hat uns auch
darauf hingewiesen, dass es in Deutschland zum Beispiel nicht sehr unendlich ist. Nur halt ein
bisschen später war, dass die Behandlung der Leute, die in der Land kommen und sich hier ein neues
Leben aufbauen wollen, dass hier grundsätzlich einfach immer so egal, um welches Land sich
handelt, muss so immer gegen Vorurteile und so welche Dinge in diese Richtung kämpfen. Und
ich mein, so wie du das jetzt auch erzählt hast, die für viele war das eben auch tatsächlich so
enttäuschend, dass sie da einfach zurückgegangen sind. Und wenn du dir vorstellst, in Italien
Anfang des 20. Jahrhunderts, versus USA, wie schlecht musst du behandelt worden sein in den
USA, dass du dann zurück ist. Natürlich muss man auch dazu sagen, ist natürlich Heimatland
und da ist eine große Verbindung und so weiter da. Aber wenn du schau mal diesen Schritt gewagt
hast und in die USA auswanderst und dann beschließt er gut, ich gehe lieber wieder zurück
und arrangiere mir mit dem, was ich in Italien zurücklassen habe, dann kannst du vorstellen,
wie ungut die Situation eigentlich wissen sein muss. Ich glaube, für viele ist es so enttäuschend
und das macht diesen Fall, glaube ich, auch so groß, dass die USA sich ja ganz groß auf die
Fahnen schreibt, dass sie das Land der Freiheit sind und die suchen die Freiheit, kommen hierher
und merken, okay, hier ist nicht Freiheit, hier ist auch Korruption, hier ist auch politisch
Justiz. Und das ist, glaube ich, für viele so enttäuschend. Wenn du davon sprichst, dass
Leute sich Illusionen gemacht haben, so was ist tatsächlich illusorisch, aber es ist, glaube ich,
auch das, was als so verbreitet worden ist. Der American Dream oder jeder, der kommt,
kann es schaffen, basierend auf ein paar Outlier-Beispielen. Aber das ist grundsätzlich so diese
Story as old as time eigentlich, wenn du versuchst, irgendwo ein besseres Leben aufzubauen.
Ist halt wirklich in dem Zusammenhang kommen einige Dinge zusammen, die sich sehr negativ
auswirken auf die ganze Geschichte. Also die Tatsache eben, dass natürlich die Janarchie
und die italienischen Anarchisten zu jener Zeit ständiges Thema waren. Das passiert ja auch
nicht jem, dass man da automatisch dann in diesen Verdacht gerät, nur weil man auch aus Italien
kommt. Mich haben übrigens drei Hinweise erreicht. Einmal von Maximilian, von Sophie und einer von
Thomas. Warte mal, ich schaue jetzt mal schnell nach. Wer mir das geschrieben hat, ME, dann hat mir
Marta auch einen Hinweis geschrieben. Lukas, Matthias, Maxi und Gabriella. Ja, das war's.
Okay, das heißt, die haben noch mehr diese Geschichte geschickt. Ja, cool. Sehr interessante
Geschichte da. Ich bin froh, dass du das jetzt gemacht hast. Bei mir eben schon lange auf der
Liste. Aber irgendwie habe ich auch das Gefühl gehabt, das ist ein bisschen was für dich,
weil du natürlich auch die Anfänger des Anarchismus gemacht hast. Und wir, ich glaube, wir haben
beide auch schon Geschichten aus den USA 19, das Frühjahr ist 20. Jahrhundert, da haben wir
beide schon einiges gemacht. Ich glaube, das passt ganz gut zu uns beiden. Das stimmt ja. Ich muss
sagen, ich habe ein bisschen gehaart mit mir und der Geschichte und habe die auch deshalb ein bisschen
liegen lassen, weil es gibt in dem Prozess halt so viele Details und auch sehr viele Dinge
vom Prozess sind ja auch mittlerweile online. Also keine Ahnung, man könnte sich da jetzt, glaube ich,
stundenlang in diesen Verhören vertiefen und wie Aussagen, wie interpretiert wurden und das irgendwie
zusammenzufassen, fand ich nicht ganz so leicht. Ja, das glaube ich. Sehr gut. Literatur. Schau mal
aus. Also es gibt natürlich sehr, sehr viele Bücher. Es gibt eines, das relativ neu ist und auf
Deutsch verfügbar ist, und zwar von Helmut Ordner, Fremde Feinde, Sacco und Vanzetti, ein Justizmord.
Und da wird das alles nochmal ganz gut zusammengefasst. Gut, Daniel, denkst du, können wir
übergehen zum zweiten und letzten Teil dieser Folge? Ich bitte darum, Richard. Gut. Feedback,
Hinweisblock. Wer uns Feedback geben will, kann das per E-Mail machen. Feedback,
addgeschichte.fm, kann es von unserer Website machen. Geschichte.fm, da kann man unter jeder
Folge kommentieren. Und wir sind auch auf diversen Social-Media-Plattformen zugegen. Twitter,
Facebook, Instagram, das heißt mal Geschichte.fm, auf Mastodon sind wir auch einfach Geschichte.social
in den Browser eingeben und dann landet man direkt auf unserem Profil. Und wer uns Review und
Willsterne vergeben und solche Dinge, vor allem wenn es gute sind, gute Reviews und viele Sterne,
kann es zum Beispiel auf Apple Podcasts machen oder auf panoptikum.social oder einfach grundsätzlich
überall, wo man Podcasts bewerten kann. Merge gibt es unter Geschichte.shop und wer diesen
Podcast werbefrei hören möchte, hat zwei Möglichkeiten. Die eine bei Apple Podcasts gibt
es den Kanal Geschichte Plus und bei Steady gibt es den Feed zu kaufen für vier Euro im Monat.
Da findet ihr alle Infos unter Geschichte.fm, Steady. Wir bedanken uns in dieser Woche bei
David, Andrea, Moritz, Sophie, Kai, Roland, Natalie, Irene, Tobias, Marcel, Karen, Volker,
Charlotte, Jette, Tom, Tobias, Nikolas, Thomas, Constanze, Susanne, Christopher, Michael, Lukas,
Dominic, Andreas, Thiat, Marie, Julia, Joe, Nikolas, Laura, Sascha, Thomas, Lars und Sebastian.
Vielen vielen Dank für eure Unterstützung. Ja vielen herzlichen Dank. Dann würde ich sagen
in diesem Vorjahr, ich mache mal das, was wir immer machen und gebe dem einen in das
letzte Wort, der es auch sonst immer hat. Genau, nämlich Bruno Kreisky. Lernen ist ein bisschen
Geschichte. Lernen ist ein bisschen Geschichte, dann werden sie sehen, wie das sich damals
endlich getan. Katzmann. Katzmann. Wer ist der? Katzmann. Katzmann schreibt den. Katzmann.
Katzmann. Katzmann. Katzmann.
Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.
Eine Geschichte über zwei italienische Einwanderer in den USA
Im August 1927 wurden in den USA zwei italienische Einwanderer auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet: Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti. Im Zuge eines Indizienprozesses wurden die beiden Anarchisten von den Geschworenen schuldig gesprochen, bei einem Überfall auf einen Geldtransport zwei Menschen getötet zu haben.
Das Urteil, auf das die Beschuldigten sechs Jahre warten mussten, wurde von massiven, internationalen Protesten begleitet. In vielen Städten weltweit kam es zu Demonstrationen. Wir sprechen in der Folge darüber, warum die politische Stimmung 1917 in den USA kippte und warum die Namen von Sacco und Vanzetti, dank Ennio Morricone und Joan Baez, bis heute nachklingen.
Das erwähnte Buch von Helmut Ortner heißt „Fremde Feinde: Sacco und Vanzetti - Ein Justizmord“.
Die Originalversion vom erwähnten Song "Here's to you" gibt es hier: https://youtu.be/prJY-zN9DdE/
AUS UNSERER WERBUNG
Du möchtest mehr über unsere Werbepartner erfahren? Hier findest du alle Infos & Rabatte!
NEU: Wer unsere Folgen lieber ohne Werbung anhören will, kann das über eine kleine Unterstützung auf Steady oder ein Abo des GeschichteFM-Plus Kanals auf Apple Podcasts tun.
Wir freuen uns, wenn ihr den Podcast bei Apple Podcasts rezensiert oder bewertet. Für alle jene, die kein iTunes verwenden, gibt's die Podcastplattform Panoptikum, auch dort könnt ihr uns empfehlen, bewerten aber auch euer ganz eigenes Podcasthörer:innenprofil erstellen.
Wir freuen uns auch immer, wenn ihr euren Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen oder sogar Nachbarinnen und Nachbarn von uns erzählt!