Geschichten aus der Geschichte: GAG381: Mau Piailug und die Besiedelung des Pazifiks

Richard Hemmer und Daniel Meßner Richard Hemmer und Daniel Meßner 1/11/23 - Episode Page - 59m - PDF Transcript

Hallo und herzlich Willkommen bei Geschichten aus der Geschichte.

Mein Name ist Daniel.

Und mein Name ist Richard.

Ja und wir sind zwei Historiker, die sich Woche für Woche eine Geschichte aus der Geschichte erzählen.

Immer abwechselnd und immer so, dass der eine nie weiß, was der andere ihm erzählen wird.

Genau so ist es.

Und Richard, wir sind angelangt bei Folge 381.

Ja.

381, habe ich gewusst ohne nachzuschauen?

Sehr gut dann.

Und weißt du warum?

Nein.

Weil ich vor kurzem erst die aktuelle Folge eingepflegt habe mit unserem System

und dabei habe ich verinnerlicht die 380 und weißt du noch worüber diese Folge ging?

Spannende Geschichte Daniel.

Natürlich erinnere ich mich daran über was wir gesprochen haben, nämlich über eine Expedition,

deren Ziel es war, den Meter zu berechnen.

Also einen Standardmeter.

Eine Expedition, die sieben Jahre gedauert hat, aber dann trotzdem mit einem Messfehler geändert.

Richard, sehr gut zusammengefasst, genau. Also der Meter wurde daraufhin berechnet

und ist im Grunde genau die Länge, die wir auch heute noch als Meter haben.

Nur die Definition des Meters hat sich inzwischen mehrfach geändert.

Ja, dann haben wir Feedback gekriegt zu den natürlichen Definitionen.

Es gab viel Feedback, einige Hinweise zum Beispiel zu kuriosen Maßeinheiten.

Darauf werde ich ja dann genauer im nächsten Feedback eingehen.

Zwei Sachen muss ich aber kurz ansprechen.

Die eine ist, ich behaupte, dass sich das Kilogramm aus dem Meter ableiten lässt.

Und das stimmt so nicht.

Also man muss dazu sagen, dass sich die Definition des Kilos, auch wie das Meter hat sich mehrfach geändert,

im Laufe der Zeit, aber seit 2019, also genauer gesagt seit dem 20. Mai 2019,

ist eine neue Definition in Kraft getreten, die das Kilogramm durch die Einheiten Meter, Sekunde

und der Plank Konstante H festlegt.

Und zwar, es gibt da das Internationale Einheitensystem SI, wird das abgekürzt,

für System International Dunity.

Und genau so wurde da das Kilogramm festgelegt.

Und eine zweite Sache hat sich da 2019 geändert, nämlich ich behaupte ja,

dass der Meter seit 1983 so definiert wird, dass er die Strecke abbildet,

die das Licht im Vakuum in einer gewissen Zeit zurücklegt.

Und es wurde jetzt 2019 explizit festgelegt, dass die Definition gilt unabhängig von der Realisierung.

Also es geht nicht mehr darum, dass das Licht tatsächlich, also dass du misst,

welche Strecke das Licht dazu zurücklegt,

sondern der Meter ist definiert, indem für die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum

ein Zahlenwert festgelegt wurde, der ausgedruckt wird in den Einheiten Meter durch Sekunde.

Okay.

Nämlich mal die standardmäßige Lichtgeschwindigkeit, sondern festgelegte Lichtgeschwindigkeit.

Ich will nicht gleich den nächsten Fehler beginnen, Richard.

Ich habe dazu keine Antwort.

Es ist alles sehr komplex, aber ich denke, ich habe in dem Ganzen jetzt genüge gefahren.

Sehr gut.

Zumindest angesprochen, ja.

Ich habe gesagt, irgendwas stimmt da nicht, was jetzt genau stimmt.

Warum nicht?

Ja.

Richard, wie lang ist eigentlich so eine CD?

Ich würde schätzen, um die 74 Minuten, ich glaube, mich erinnern zu können,

dass es ungefähr so lange ist wie eine bestimmte Aufnahme der 9. Sinfonie von Beethoven.

Das habe ich schon immer gewusst, war so in meinem Kopf drin.

Und ja, andere Fragen auch noch.

Sehr gut.

Das war nämlich auch mit die meisten Hinweise, die wird vorgekommen haben.

Ich glaube, das erste Feedback, das wir gekriegt haben.

Ah, Richard hat wieder unsingerede.

Aber habe ich explizit gesagt, ich weiß es nicht genau,

und habe halt Bach gesagt statt Beethoven.

Sumi.

Also, wir werden vielleicht darauf auch noch im Feedback genauer eingehen,

weil das ist auch sehr interessant, weil da gibt es noch noch so Fragen,

zum Beispiel, was ist der Durchschnitt von Anzugtaschen und so.

Aber das machen wir dann im nächsten Feedback.

Jetzt bin ich mal gespannt auf die Geschichte für diese Woche, die du vorbereitet hast hoffentlich.

Ja.

Und du hast mir eine spektakuläre Geschichte angekündigt.

Ein relativ spektakulär, ja. Und darauf freue ich mich jetzt mal.

Gut. Daniel, in Folge 363 habe ich dir eine Geschichte über einen Sportler erzählt.

Einen havarianischen Sportler, der nicht nur einer der besten schwimmen seiner Zeit war,

sondern Folge seiner Erfolge.

Auch großen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung herweist

und seiner Traditionen kommt.

Ich kann mich hier erinnern. Es war der Duke Kamanuku.

Was? Duke Kahanamuku.

Ah, Kahanamuku.

Es wird in dieser Folge auch wieder um Hawaii gehen, unter anderem.

Es wird auch wieder um einen Mann gehen, der allerdings nicht aus Hawaii,

sondern von einer kleinen, mikronesischen Insel namens Sattawal kam.

Und es wird auch wieder ums Wasser gehen.

Zeitlich werden wir ein bisschen was abdecken, weil der Mann, über den wir sprechen werden,

der lebte zwar hauptsächlich im 20. Jahrhundert.

Für die ganze Geschichte werden wir aber einige Tausend Jahre zurückspringen müssen.

Wie einige Tausend Jahre?

Ja. Wir werden dabei aber nicht nur große Zeitliche,

sondern auch sehr große geografische Distanzen zurücklegen.

Tatsächlich werden wir über ein Gebiet sprechen,

was unser Wasser ist als alle Kontinente der Welt zusammen.

Bist du sprachlos jetzt?

Oder wartest du einfach drauf, dass ihr auflöst?

Ja, ich wart auf die Auflösung.

Lass uns zuerst einmal in die 1970er-Jahre springen.

Und zwar nach Hawaii.

Du erinnerst dich ja vielleicht noch.

Duke Kahanamuku und sein Vermächtnis haben dabei geholfen,

dass sich Hawaii und vor allem auch die Aloha Kultur Mitte des 20. Jahrhunderts

in der breiten Öffentlichkeit so verankert hat.

Dieses Bild, das wir von Hawaii haben, ist sehr geprägt,

unter anderem eben auch durch Duke Kahanamuku.

Und obwohl das Ganze für Hawaii vor allem touristisch gesehen sehr gut war,

also Aufmerksamkeit auf diese doch sehr entfernte Inselgruppe,

hat das Ganze natürlich auch immer so ein bisschen den Charakter

einer Verwestlichung Hawaii gehabt.

Vor allem auch so dieser hawaianischen Kultur und Traditionen.

In weiterer Folge auch der polinesischen Kultur,

über die wir in Zuge dieser Folge auch noch ein bisschen mehr hören werden.

Also es hat immer so diesen Anschein gehabt,

als wollte man hier die Exotik Hawaii's dem Westen irgendwie schmackhaft machen.

Ein direktes Resultat dieser Entwicklung ist deswegen auch das Ende der 1960er-Jahre,

Anfang der 1970er-Jahre, erneuerliche Auseinandersetzung

der indigenen Hawaiianerinnen und Hawaiianer

mit ihrer ursprünglichen Kultur stattfindet.

Was auch viel damit zu tun hat, dass natürlich viele indigene Hawaiianerinnen

und Hawaiianer sehr benachteiligt wurden,

als zum Beispiel Hawaii anektiert wurde,

dass er gegen den Widerstand vieler Bewohner Hawaii's anektiert worden ist von den USA.

Und so beginnt Ende der 1960er-Jahre etwas, das heute als die hawaianische Renaissance bezeichnet wird,

die sich sehr an der Kultur der ersten Hawaiianerinnen und Hawaiianer orientiert,

der sogenannten Kanaka Mauli.

Im Zuge dessen wird im Jahr 1973 dann schließlich auch die

Polinesian Voyaging Society gegründet, also die polinesische Reisegesellschaft,

wobei Voyaging hier ja die Reise übersehmeer bezeichnet.

Federführend dabei sind ein gewisser Ben Finney,

ein US-amerikanischer Anthropologe,

dann der hawaianische Künstler Herb Kawainui Kane

und ein Seefahrer namens Charles Tommy Holmes.

Und Ziel dieser Voyaging Society ist es, rauszufinden und aufzuzeigen,

wie es möglich war, dass die doch sehr weitläufigen Inseln des polinesischen Raums

überhaupt besiedelt werden konnten.

Und jetzt ist so, das hängt auch damit zusammen,

dass die polinesische Kultur in erster Linie mündlich tradiert wurde.

Es ist so, dass in den 1970ern kein Boot bzw. kein Kanu mehr existiert,

dass jenen entspricht, die traditioneller Weise von Polinesern verwendet wurden,

um lange Distanzen auf dem Meer zurückzulegen.

Und deswegen macht sich diese Polinesian Voyaging Society daran,

ein solches Boot zu bauen.

Ben Finney, der Anthropologe der Nante, das damals experimentelle Archäologie.

Das heißt, sie orientieren sich an traditionellen Erzählungen,

aber vor allem auch an den Darstellungen,

die von westlichen Seefahren gemacht wurden,

als sie in Hawaii ankamen.

Also jemand, wie Kuck zum Beispiel.

Und sie bauen dieses Boot anhand dieser Aufzeichnungen

und der Erzählungen etc. mit modernen Materialien.

Was dabei rauskommt, ist ein Doppelkanu, also ein Katamaran.

Das heißt, hat keinen Bauch, ist ca. 19 Meter lang, 4,3 Meter breit,

gebaut aus Kiefernholz und Fieberglas, also der moderne Aspekt hier.

Und aufgrund dieser Bauweise sinken die nicht.

Was wiederum auch bedeutet, dass es keine Wrachs geben hat,

an denen man sich orientieren hat können, als das gebaut worden ist.

Das Boot hat zwei Segel, die sind so an einem Rahmen befestigt,

dass sie sich auch drehen lassen, damit man die Richtung ändern kann.

Es hat einen Kiel, damit stabil bleibt.

Und der Bug ist auch so konstruiert,

dass er als Ramsporn fungieren kann.

Das heißt, das Boot kann so durchs Wasser stoßen.

Insgesamt bietet das Boot Platz für eine Mannschaft

von bis zu 12 Personen.

Und sie taufen das Boot auf den Namen Hokulea.

Der havaianische Name für den Stern,

der hier in Europa als Arcturus, beziehungsweise Arctur, kennen.

Falls du nicht alle Sternengeschichten hörst,

ist er dir vielleicht nicht so bekannt.

Sternengeschichten von unserem Kollegen Florian Freistetter,

der auch schon hier zu Gast war.

Auf jeden Fall, Arctur ist der drithälste Stern insgesamt

und ist der hellste Stern des Nordhimmels,

also das Sternhimmels der nördlichen Hemisphäre.

Und es ist ein gut gewählter Name,

vor allem wissend, was als nächstes kommt.

Es ist ja so, das Boot ist zwar nach bestem Wissen

und Gewissen so konstruiert,

dass es so ähnlich wie möglich den antiken Booten der Polynesia ist,

allerdings ist es nur die halbe Miete.

Weil sie wollen herausfinden, wie war es möglich,

dass dieses große Gebiet besiedelt werden hat können.

Und nicht nur besiedelt, sondern so früh besiedelt.

Nämlich Jahrhunderte, und wie wir auch gleich herausfinden werden,

sogar Jahrtausende, bevor sich europäische Seefahrer

überhaupt auf die großen Ozeane gewagt haben.

Und um diese Frage zu beantworten,

wird es Zeit, dass wir jetzt also noch einen kleinen Schritt zurückgehen.

Mit einem kleinen Schritt meine ich einen riesigen Schritt,

nämlich einige Tausende Jahre.

Und uns anschauen, woher jene Menschen kamen,

die schließlich zu Polynesien, Mikronesien

und auch Melanesien wurden.

Wie du sagt, die drei jetzt so zusammen,

gibt natürlich große Unterschiede,

vor allem zwischen Melanesien und Polynesien und Mikronesien.

Also Polynesien und Mikronesien sind noch näher beieinander

kulturell gesehen als Melanesien.

Aber sprich mal nachher auch noch drüber.

Wir springen jetzt nämlich circa 3.000 Jahre zurück.

Vielleicht ein bisschen mehr, vielleicht ein bisschen weniger.

So genau wissen wir es nicht.

Denn das, auf das wir hier stoßen, ist eine sogenannte prehistorische Kultur.

Also eine Kultur, die entstand, bevor die Schrift der Funden war.

Oder eine Schrift der Funden war.

Das heißt, alles, was wir über diese Kultur wissen,

wissen wir in erster Linie aufgrund archäologischer Funde.

Und natürlich das Schlüsse, die wir aus diesen Funden ziehen können.

Es ist auch nicht verwunderlich, dass der Name,

der dieser Kultur gegeben wurde,

eigentlich der Name an Ausgrabungsstädte ist.

Das ist ja nicht ganz selten so was.

Und zwar ist es eine Ausgrabungsstädte auf einer Insel Grande Terre.

Das ist ein Teil der Inselgruppe Neukalidonien.

Und der Fundort, der eben dieser Kultur den Namen gab,

der hieß Lapita.

Lapita.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das so stimmt.

Aber angeblich hieß nicht einmal der Ort so.

Aber die ersten westlichen Archäologen, die vor Ort waren,

die haben missverstanden, was ihnen gesagt worden ist, wie das heißt.

Und haben stattdessen ein bisschen verballhornend

die lokale Phrase für ein Loch graben.

Und daraus wurde dann Lapita.

Was hier wichtig ist.

Bei dieser Fundstelle wurden Reste von Keramik gefunden.

Also Becher, Schalen, Kochthöpfe.

Allerdings nicht nur irgendeine Keramik,

sondern auch Keramik mit Verzierungen.

Und diese Verzierungen, die so Stempelungen waren,

die mit irgendeinem Werkzeug in den noch feuchten Ton gedrückt worden waren,

die werden in weiterer Folge im gesamten Pazifikraum gefunden.

Und geben uns damit gute Hinweise darauf,

bis wohin sich diese Lapita-Kultur schließlich erstreckt hat.

Wir wissen nicht genau.

Wenn ich jetzt sage, wir wissen nicht genau,

dann kann ich das eigentlich aufnehmen und immer wieder abspielen,

weil das passiert hier oft.

Wir wissen nicht genau, woher die Lapita ursprünglich kamen.

Mittlerweile geht man aber davon aus,

dass sie wahrscheinlich aus der Gegend um Taiwan kamen.

Dass sie zuerst dort ansässig waren.

Und es gibt gewisse linguistische Ähnlichkeiten

mit den Indigenen oder mit der Sprache der Indigenen-Bevölkerung Taiwans

und jener Sprache, die im polinesischen Raum gesprochen wird.

Ausbreitungspunkte im Pazifikraum waren dann später aber vor allem

ein bisschen zentralere im Pazifikgelegenen Inseln,

zum Beispiel Samoa und in den folgenden Jahrhunderten

waren sie dann vor allem am Bismarck Archipel,

bis sie sich dann weiter östlich zu den Salomonen ausgebreitet haben.

Und hier ist vielleicht jetzt ein guter Punkt,

falls dir die gesamte Geografie des Pazifikraums nicht so bekannt ist,

das alles noch einmal einzuordnen.

Ich wollte gerade sagen, wenn du ein bisschen mal über die Distanzen reden würdest,

über dieses da geht.

Der Pazifik umfasst insgesamt der Fläche von ca. 180 Millionen Quadratmetern.

Es ist damit der größte Ozean der Welt

und wie ich auch schon gesagt habe, größer als alle Kontinente zusammen.

Es ist auch der tiefste Ozean der Welt.

Über 11.000 Meter.

Genau.

Und er umfasst eine Unmenge an Inseln und Archipelen.

Die bekanntesten sind die wahrscheinlich auch bekannt,

Australien, Neuseeland.

Neuseeland ist übrigens in der Indigenonsprache Aotearoa heißt,

was so viel heißt wie lange weiße Wolke.

Japan, Philippinen, Indonesien, alles Pazifik.

Wohin sich die Lapita allerdings ab ca. 1000 vor der Zeitenwende

ausbreiten ist vor allem östlich und nördlich.

Die aus den Lapita entstehenden Kulturen,

die benennen jetzt auch diese Gebiete.

Also das größte Gebiet ist das Polynesische.

Es gibt das sogenannte Polynesische Dreieck

und das reicht von Hawaii im Norden

nach Neuseeland im Südwesten und bis nach Rapanui,

also der Osterinsel.

Kannst du also vorstellen, Rapanui ist quasi der östlichste Teil

des Pazifiks Neuseeland, der südlichste.

Und dabei wissen wir, er ist relativ nördlich.

Also die besiedelnden im Grunde den kompletten Pazifikraum.

Richtig.

Die anderen zwei großen Gebiete sind Melanesien,

das so den westlichen Teil abdeckt darunter Papua Neuginia,

liegt nördlich von Australien, Fiji und Vanuatu

und dann gibt es noch Micronesien,

das im nördlichen Pazifik zu finden ist darunter

die Marianen, die Carolinen und Kiribati.

Wir wissen, wie der Dank der Archäologie,

dass frühe Handelsbeziehungen zwischen den Inseln

wohl schon so um 1500 vor der Zeit ein Wende stattgefunden haben.

Wir wissen, dass vor allem über Obsidianfunde,

also Volkanglas, das für Werkzeuge verwendet wurde,

wobei wenn ich hier von Handel spreche,

dann ist das vielleicht schon fast ein bisschen zu viel gesagt.

Es kann gut sein, dass man einfach nur hingewahren ist

zu den Inseln und am Strand des Volkanglas

eingesammelt hat und dann wieder zurückgefahren ist.

Grundsätzlich sollte man auch, wenn man von Handel spricht,

den Handel eher als Atauschhandel sehen

und weniger als der kommerzielle Tätigkeit.

Was bei diesen Expeditionen zum Beispiel

um Obsidian vom Strand zu holen immer wieder mitgebracht wurde,

das war Keramik.

Keramik, die uns wiederum erlaubt,

diese ganzen Rückschlüsse zu ziehen.

Und in den daraufforgenden Jahrhunderten bringen sie

auf die Inseln aber nicht nur Keramik mit.

Sie bringen auch dort nichtheimische Tiere mit.

Zum Beispiel deren Knochen dann gefunden wurden,

also Schweine, Hunde und Vögel, vor allem aber auch.

Und dafür können wir dieser Kreatur eigentlich sehr dankbar sein.

Ratten.

Ratten kamen eigentlich überall hin mit,

als blinde Passagiere.

Und die unterschiedlichen Ratten können uns heute viel darüber erzählen,

wann welche Inseln im Pazifikraum besiedelt wurden.

Eine Frage, die es sinnvoll ist,

die wir uns aber wahrscheinlich eher selten stellen,

weil wir über solche Bewegungen und Ausbreitungen

von Kulturen nachdenken.

Warum eigentlich?

Warum sind sie überhaupt von einer Insel zur nächsten gefahren?

Es gibt auch unterschiedliche Theorien.

Also David Lewis, ein Historiker der polinesischen Schifffahrt,

der hat die Theorie an einer gewissen Abenteuer los.

Er nennt das einen ruhelosen Trieb

und ergibt als Beispiel eine Bevölkerungsgruppe auf Tahitian.

Das sind französisch-polinesien liegt,

ziemlich genau in der Mitte des polinesischen Dreiecks.

Und diese Bevölkerungsgruppe auf Tahiti,

die machen einmal im Jahr so einen Trip,

wo sie von einer Insel zur nächsten fahren.

Naheliegend ist natürlich auch die Theorie,

dass es einfach auf den jeweiligen Inseln zu einer Überbevölkerung kam.

Also Überbevölkerung der westlichen Inseln.

Das ist aber keine wissenschaftlichen Erkenntnisse,

die es irgendwie belegen könnten.

Das ist eine Theorie.

Je mehr wir über besiedelte Inseln wissen,

desto weniger müssen wir mutmaßen

weshalb dieser Expansion überhaupt stattfahren.

Also wir wissen nämlich zum Beispiel über die polinesische Kultur,

dass ähnlich wie bei uns in Europa auch in Zeiten des Adels

das Stammbäume sehr wichtig waren.

Also Stammbäume, in denen auch die Position der Kinder

eine große Rolle gespielt hat.

Zum Beispiel dahingehend,

der älteste Sohn, der war, der die meisten Privilegien

und die meisten Rechte bekommen hat.

Woraus sich dann öfter mal auch Streitigkeiten

innerhalb der Geschwister entwickeln.

Also innerhalb der Familie.

Was wiederum den Schluss nahe, legt das vor allem die jüngeren Söhne

öfter mal ihr Glück auf anderen Inseln gesucht haben.

Und wer auf einer neuen Insel ankam,

der ließ sich dort meistens dann auch nieder.

Bliesen sich nieder und wurden dort dann zum Beispiel zu Bauern.

Und die Keramik bzw. das Wissen um die Herstellung,

die nehmen sie aber mit.

Und anhand regionaler Unterschiede in der Art der Verzierung

wissen wir, dass die nicht alle von einem Ort kamen,

sondern dann auch dort produziert wurden.

Wir wissen auch, dass sich diese Keramik

im Laufe der Zeit verändert hat.

Das lässt uns dann wieder auch an Orten,

wo Keramik bei Ausgrabungen gefunden wurde,

Rückschlüsse ziehen,

wie groß der Austausch dann zwischen den besiedelten Gebieten war.

Also es gibt zum Beispiel eine Insel,

wo Keramik gefunden wurde,

die teilweise 700 Jahre auseinander ist.

Die Verzierungen selbst geben den Forscherinnen und Forscher

heute noch immer Rätsel auf.

Sie sind teilweise sehr kunstvoll, auch sehr komplex.

Was wederum dann auch die Theorie geboren hat,

dass diese Verzierungen, die übrigens nur auf ungefähr 10 %

der gefundenen Keramik existieren,

dass diese Verzierungen selbst eine Art Sprachedag stellt haben.

Also das sind nicht figurelich oder so, sondern...

Nein, das sind so Muster. Wir sind auch Darstellungen drauf,

aber in erster Linie sind es Muster.

Ein bisschen auch vergleichbar mit Tätowierungen,

die heutzutage im polinesischen Raum noch sehr verbreitet sind.

Jetzt wissen wir also, wer den Pazifikraum über die Jahrhunderte besiedelt hat.

Wir wissen aber noch nicht,

und darum geht es eigentlich in der Folge, wie sie das gemacht haben.

Wie sahen die Boote aus?

Und vor allem, wie haben sie es geschafft,

diese Boote auch zu diesen entlegensten Inseln zu lenken?

Es gibt zwar ein paar Höhlenmalereien,

an denen man mehr oder weniger zum Beispiel die Form eines Segels erahnen kann.

Die tatsächlichen Konstruktionen,

die eben diese Träger der Lapita Kultur verwendet haben,

um von einer Insel zur nächsten zu kommen,

die kennen wir nicht.

Es ist allerdings anzunehmen, dass sie nicht unähnlich jener waren,

die dann schließlich von den Bewohnern Mikronesiens

oder Polynesiens verwendet wurden.

Im Fall Mikronesiens zum Beispiel,

ist das traditionelle Boot ein Outrigger Kanug gewesen.

Kennen wir noch von der Folge über Yukka Hanamoku,

das ist im Grunde ein Kanug mit einer Erweiterung,

die für Stabilität sorgt.

Im Fall der polinesischen Kultur für diese Boote,

die längere Distanzen zurücklegen müssen,

waren es eben Doppelkanus, wie zum Beispiel die vorhin erwähnte Hukulea.

Was diese Bootstypen gemein haben,

es waren Segelboote, die auf maximale Stabilität gebaut wurden.

Was sie höchstwahrscheinlich auch brauchten,

war viel Platz für Besatzung, für deren Familie,

für Essen, Trinken und andere Aushöstungen,

zum Beispiel Haustiere, Sandgut und so weiter.

Kann also schon recht eng werden auf so einem Boot,

weil, wie gesagt, es gibt keinen Bauch.

Es ist ein Katamaran, das heißt,

du kannst wirklich nur den Platz verwenden,

auf dem du stehst.

Was neben dieser Boote aber genauso wichtig war,

diese Menschen mussten in der Lage sein,

den Ozeanoch tatsächlich zu navigieren.

Es gab lange Zeit die Theorie,

dass die Besiedelung des Pazifiks von Osten aus geschah

und mehr oder weniger nicht gezielt.

Das heißt, es wurde angenommen,

dass die, die aufgebrochen waren, um neue Inseln zu finden,

dass die aus Südamerika kamen.

Warum? Weil die Hauptwinde des Pazifiks,

die kommen aus dem Osten.

So dass die sich einfach am Treiben lassen,

bis zur nächsten Rechel,

und das war dann Zufall, wo sie angekommen sind.

Du kennst ja vielleicht die Geschichte des Tor Hayerdal,

der mit seinem Floß Contiki von Südamerika aufbrach

und er brach von Südamerika auf, um zu beweisen,

dass die ersten Bewohner des Pazifikraums

aus Südamerika gekommen waren.

Er hat sich eben auch tatsächlich mit diesem Floß Contiki

einfach nur treiben lassen.

Das Floß hat man nicht lenken können.

Das heißt, er hat sich treiben lassen,

um zu zeigen, erstens, dass es möglich war,

mit nicht-europäischen Schiffen,

also einem Floß wie seinem, das große Meer zu befahren

und tatsächlich wo anzukommen.

Allerdings das Floß, das er verwendet hat,

ist gemodelt an südamerikanischen Booten

und nicht an polinesischen oder mikronisischen.

Und er kommt tatsächlich auch auf einer Insel an,

zeigt zwar, dass es möglich ist,

mit solchen Booten den Pazifik zu befahren,

auch mit solchen Floßen,

die Anthropologie stimmt ihm, was die Besiedlungstheorie angeht

nicht zu, archäologische Funde erzählen nämlich

auch andere Geschichte und vor allem mittlerweile

auch moderne DNA-Tests zeigen,

dass die Besiedelung des Pazifikraums

vom Westen aus stattgefunden haben muss.

Was uns wiederum zwei Dinge aufzeigt.

Zum einen, dass sie gegen den Wind gesegelt sind,

um neue Inseln zu finden.

Und es ergibt auch ein bisschen Sinn.

Stellt euch vor, du willst sich auf die Suche

nach einer neuen Insel machen.

Du weißt jetzt also deinen Doppel-Kanu oder deinen Outrigger

mit Proviant für 40 Tage auf See.

Du weißt jetzt also, dass du 20 Tage Zeit hast,

um eine neue Insel zu finden.

Alles drüber hinaus kann dich in erhebliche Schwierigkeiten bringen.

Weil du dann nicht mehr genug Zeit hast, das ist ein Glücksspiel.

Du erhöhst deswegen deine Chancen vor allem am Leben zu bleiben,

indem du zuerst gegen den Wind fährst,

also die komplexere und langsame Variante auswählst.

Weil du weißt, im Fall einer notwendigen Umkehr

hast du den Wind im Rücken und kommst sicher wieder zurück.

Ja, gute Idee.

Was uns das aber auch zeigt,

die Lapita und dann die aus ihnen entstandenen Bevölkerungsgruppen,

die müssen hervorragende Navigatoren gewesen sein.

Und halt tatsächlich zu einer Zeit,

als sich in Europa noch kaum jemand getraut hat,

auf Gewässern zu sehen, die größer waren als das Mittelmeer.

Wie war es aber möglich, ohne all die modernen Hilfsmittel,

die dann von Europäern wie James Cook verwendet wurden?

Und um diese Frage zu beantworten,

müssen wir wieder zurück ins 20. Jahrhundert springen.

Die Besiedelung der Inseln des Pazifiks ist ja irgendwann abgeschlossen.

Also es sind jetzt nicht mehr die Lapitas

und vor allem polinesische und mikronesische Navigatoren.

Und mit der Zeit werden diese Expeditionen zu neuen Inseln weniger.

Wahrscheinlich einerseits, weil es mehr oder weniger klar war,

dass es keine unbewohnten Inseln mehr gibt.

Andererseits, weil die Bewohnerinnen und die Bewohner der Inseln einfach sesshaft wurden.

Ich glaube, wurde auch mit dem Boot rausgefahren.

Aber alles riskieren auf der Suche nach Inseln,

die vielleicht gar nicht mehr existieren

oder die gar nicht existieren bzw. schon besiedelt sind,

das hätte keinen Sinn ergeben.

Das sorgt dann dafür, dass ungefähr so um das 15. Jahrhundert herum

ein Verkehr zwischen den Inseln stattfindet,

vor allem nicht zwischen denen, die so weit voneinander entfernt sind.

Was mit dieser Entwicklung dann auch einhergeht

und durch die Ankunft der Europäer noch verstärkt wird,

war das langsame Vergessen alter Traditionen,

darunter auch die traditionelle Navigation polinesischer Seefahrer.

Das geht so weit, dass im Jahr 1975

als eben dieses Hokulea, dieses Doppelkanu fertiggestellt wird,

niemand auf Hawaii lebt, der eine Ahnung hört, wie es möglich ist,

mit diesem Doppelkanu diese wahnsinnig langen Strecken zurückzulegen,

ohne auf moderne Technologie zurückzukreifen.

Und wenn ich jetzt von moderner Technologie spreche,

dann meine ich nicht nur GPS, dann meine ich auch Dinge wie den Chronometer,

der erst im 18. Jahrhundert erfunden wurde, um die Längengrade zu bestimmen.

Ich meine damit den Kompass und tatsächliche Karten.

All das hatten die Polinesier und die Mikronesier nicht zur Verfügung,

als sie diese Inseln besiedelt haben.

Haben sie sich denn an den Sternen orientiert?

Wahrscheinlich schon, oder?

Hörst du noch.

Allerdings, die Begründer der Polinesien Voyaging Society, die haben Glück.

Es trinkt nämlich an ihr Ohr, dass in Hawaii gerade ein Mann,

ich glaube zu jener Zeit Urlaub da dort,

ein Mann weilt ein Mikronesier namens Pius Mau Pierluk.

Ich werde ihn in weiterer Folge maunen.

Das ist eine Ehrenbezeichnung, die ihm verliehen worden war.

Das bedeutet, wie stark oder hart, laut eines Zitats von ihm,

weil er schon als Jugendlicher immer wieder zurück aufs Meer ging,

egal bei welcher Witterung.

Jedenfalls, Mau, der kommt von einer kleinen Insel.

Und wenn ich Kleinen sage, dann meine ich wirklich Kleinen,

das ist nämlich knapp zwei Kilometer lang.

Diese Insel heißt Sattaval und liegt in den vorhin schon erwähnten Karolinen,

also Mikronesien.

Karolinern übrigens so wie ein Großteil dieser Inseln benannt,

natürlich von einem Europäer am Spanier,

der sie zu Ehren seines Königs Carlos II. so genannt hat.

Karolinen.

Jedenfalls, Mau, war einer der wenigen noch lebenden,

so genannten Masternavigators, also Meisternavigatoren, Mikronesiens.

Also ein Navigator, der in der Lage war, ohne jeglicher Instrumente das Meer zu befahren

und auch tatsächlich dort anzukommen, wo er hin wollte.

Es ist eine Fähigkeit, die dem damals 41-jährigen Mau schon

von seinem Großvater und Vater beigebracht wurde.

Dabei ging es vor allem darum, über den, wie du gesagt hast,

den Sternenhimmel, über den Stand der Sonne,

über die Wogen des Meeres, den Wind,

aber auch über Meerestiere und Vögel den Weg zu finden.

Im Englischen wird jemand wie Mau als traditioneller Wayfinder bezeichnet,

also ein Wegfinder.

David Abulafia, dessen Buch The Boundless Sea gleichzeitig Hinweisgeber

für diese Folge aber auch eine große Hilfe war,

er beschreibt diese Fähigkeit anhand eines Zitats.

An der Bewegung des Bootes und den Wellen muss dann erkennt ein Seemann,

der diese Art von Navigation erlernt hat,

ob er 30 oder 20 oder 10 Meilen oder noch weniger von einem Atoll oder Insel entfernt ist.

Er weiß auch, wann er sich verfahren hat

und durch die Beobachtung einer bestimmten Konstellation der Wellen

findet er auf seinen Kurs zurück.

Und wenn ich jetzt sage, dass der Sternenhimmel dabei halbt,

dann bedeutet es nicht, dass er einfach nur so die Position

von ein paar Sternenbildern gekannt hat.

Mau prägt sich im Laufe seiner Ausbildung durch seinen Großvater

und Vater einen Sternenkompass ein, eine Sternenkarte,

die aus den Bahnen von über 150 Sternen besteht.

Und die hatte er im Kopf und die helfen ihm bei der Orientierung.

Teil einer solchen Ausbildung ist es aber auch,

ständig Geschichten über das Meer aufzunehmen,

in denen im Grunde Information darüber ist,

wie man von einem Ort zum anderen kommt.

Geschichten, die immer wieder so wiederholt werden,

vor allem auch bei religiösen Zeremonien.

Also diese Ausbildung zu einem Master-Navigator,

die ist eng verwoben mit der mikronesischen Kultur

und auch mit den religiösen Ritualen.

Wie wichtig dieses Wissen und damit diese Navigatoren

für die mikronesische Bevölkerung waren,

zeigt sich auch darin, dass der Status eines Meister-Navigators

oder eines Master-Navigators wie Mau oft derselbe war,

wie der zum Beispiel eines Klarn Oberhauts.

Es gibt auch einen eigenen Ehrentitel dafür,

Palu, der im Rahmen einer Heiligen-Zeremonie namens Poe vergeben wird.

Im Rahmen derer dann den angehenden Navigatoren

schließlich auch die letzten Geheimnisse des Wegfindens verraten werden.

Und als die polinesische Voyaging Society auf dem Auto trifft,

ist er der Jüngste dieser mikronesischen Navigatoren.

Aber nicht der Einzige.

Schätzungen zufolge gab es noch fünf oder sechs andere.

Allerdings ist er der, der sich bereiterklärt sein Wissen zu teilen.

Was an sich schon sehr außergewöhnlich ist,

denn eigentlich sollten diese Geheimnisse

nicht Außenstehenden weitergegeben werden.

Er will aber nicht nur leeren, er will selber mitmachen.

Und zwar will er mitmachen bei der Jungfernfahrt von Hokulea

und zwar nach Tahiti.

Mit dieser Jungfernfahrt von Hawaii nach Tahiti

die Sorge zeigt werden, wie diese langen Fahrten

zwischen den Inseln tatsächlich möglich waren.

Und falls du jetzt die Geografien zu einem Kopf hast,

die auf Tahiti vorhin zwar schon erwähnt,

das Teil von Französisch-Polinesien

und ist ca. 3.800 km von Hawaii entfernt.

Es ist eine Distanz, die selbst für Mao,

Pialuk, wie er später erzählen wird, eine Herausforderung sein wird.

Also nicht nur, weil Mao auch wusste,

dass er sich in Mikronesien unbeliebt machen wird,

indem er seine Geheimnisse hier preisgibt,

sondern auch, weil er nie so große Distanzen zurückgelegt hatte.

Er war ein sehr erfahrener mikronesischer Navigator,

aber eben diese wahnsinnig langen Distanzen,

die hatte er noch nicht zurückgelegt.

Trotzdem sticht jetzt also die Hokulea am 1. Mai 1976

von Honolua Bay auf der Bayanischen Insel Mao

auf in Richtung Papete Tahiti.

Mao wird über die ersten Tage an Bord so zitiert,

the first few days I was afraid,

but I've been through all this before,

I've sailed the sea for many nights

and I've survived many storms,

so I put aside my fears and I was happy to be at sea again.

Also auf Deutsch, die ersten paar Tage hatte ich Angst,

aber ich hatte all das schon mal durchgemacht,

ich habe das mehr viele Nächte lang befahren

und ich habe viele Stürme überlebt.

Also ließ ich meine Angst beiseite

und war einfach nur froh wieder auf dem Meer zu sein.

Mao sitzt während der gesamten Reise

die ganze Zeit am selben Platz,

was auch ein bisschen mit einer der Fähigkeiten

der Master Navigators zu tun hat.

Das heißt nämlich, dass ein wichtiger Teil dieser Fähigkeit ist,

dass du dir dein Ziel visualisierst,

also dass du sagst, mein Ziel ist dort

und du siehst im Grund dein Boot,

dass du sitzt als den einzigen soliden Punkt an.

Das heißt, im Grund bewegt sich alles um dich herum

und nicht du auf ihm.

David Abolaphia beschreibt es in seinem Buch mit einer Anekdote.

Da gibt es die Geschichte vom Kapitän eines Schoners,

dessen Kompass überbohrt viel.

Er gestand seiner polinesischen Mannschaft,

dass er sich verirrt hatte, doch die Männer sagten ihm,

er solle sich keine Sorgen machen und brachten ihn an sein Ziel.

Er staunte vielleicht ihnen das viel

und fragte sie, woher sie wussten, wo die Insel lag.

Wieso? Erwiderten sie ihm, sie war immer schon dort.

Also, ja, eine sehr schöne Geschichte.

Aber ich meine, nur irgendwie ein Ankommen zum Wollen

bringt wahrscheinlich auch nicht, oder?

Nein.

Also, ist ja auch nur Teil ihrer Fähigkeiten.

Weil die Chance ja, ein Teil, die vorbeizufahren war,

wahrscheinlich relativ hoch.

Ja, natürlich. Sie hatten ja keinelei Instrumente.

Also, sie sind ohne irgendwelche Instrumente losgefahren

und haben sich nur verlassen auf die Fähigkeiten von Mau.

Er schläft auch die meiste Zeit nicht.

Was neiligend ist, wenn im Grunde ständig den Sternenhimmel

und die Sonne und den Wind und das Wasser im Blick haben muss.

Was das Wasser angeht, übrigens.

Es hieß, dass Maupilog acht unterschiedliche Arten

der Wogen erkennen konnte.

Also, dass er zum Beispiel erkennen konnte,

ob zum Beispiel der Insel in der Nähe ist,

weil die Wogen dann anders brechen.

Also, auch Inseln, die er noch gar nicht sehen kann.

Also, kleine Fähigkeiten, die zusammengefasst

dann dafür gesorgt haben, dass er den Weg findet.

Die Reise dauert bei nahe einen Monat.

Und es muss zeitweise auch eine sehr anstrengende Fahrt gewesen sein.

Also, ich muss dir vorstellen, es sind 15 Menschen an Bord.

Auf einem Boot, das nur eine sehr winzige Kajüte hat,

wo nicht alle Platz finden.

Gleichzeitig sind sie hier auf diesem Boot,

wo sie so ein Grundvertrauen haben müssen in die Fähigkeiten

dieses Mannes.

Ansonsten gibt es keine Sicherheit,

dass sie auch tatsächlich ankommen werden.

Haben Sie nicht gleichzeitig mit modernen Navigationsmitteln

den Weg getrackt?

Nein, nichts. Nichts dabei gehabt.

Das sorgt schließlich auch dafür,

dass gegen Ende der Reise die Emotionen ein bisschen hochgehen.

Nicht zuletzt, weil die Crew, die war nicht sehr homogen.

Ich habe gesagt, das Ganze war vor allem auch gedacht

als Rückbesinnung auf polinesische Traditionen.

Gleichzeitig war es natürlich auch eine wissenschaftliche Studie.

Also, es waren Anthropologen an Bord.

Diese zwei Einstellungen, die kommen sich so gegen Ende der Reise

ein bisschen in die Quere.

So sehr, dass es dann sogar zu Handgereiflichkeiten kommt.

Aber am 4. Juni 1976 erreichen sie Papäte auf Tahiti.

Zumindest für eine Zeit sind diese Meinungsverschiedenheiten vergessen.

Es ist eine absolute Sensation, dass sie es geschafft haben.

In Tahiti, wo man natürlich von dieser Expedition gewusst hat,

wo dieses Vorhaben mit sehr viel Spannung beobachtet wurde,

da wird die Hokulea von 17.000 Menschen erwartet.

Sie kommen an und 17.000 Menschen erwarten sich ungefähr

die Hälfte der damaligen Bevölkerung von Tahiti.

Und für den gesamten Pazifikraum, besonders aber für Polinesien,

wirkt diese geglückte Reise wie so eine Schockwelle.

Tatsächlich wurden hier jetzt 3.800 Kilometer so zurückgelegt,

wie sie ihre Ahnen vor hunderttausenden Jahren

tausende Male zurückgelegt haben.

Für Mao ist jetzt allerdings erstmal Schluss.

Er ist nämlich von der Art und Weise, wie sich seine Crew gegen Ende

der Fahrtverhalten hat angewidert.

Noch bevor die Feierlichkeiten in Tahiti ein Ende finden,

verlässt er die Insel und hinterlässt zwar Aufnahmen,

Sprachaufnahmen, wie sie wieder zurückfinden.

Die Rückreise von Hokulea wird aber dann mit modernen Instrumenten gemacht.

Und Mao selbst schwört nie wieder mit Habarianern auf See zu fahren.

Er wird trotzdem mehr oder weniger über Nachtwelt berühmt.

Es werden Artikel in Zeitschriften und Zeitungen

der ganzen Welt veröffentlicht über ihn.

Und was Hokulea angeht, da wird in weiterer Folge versucht,

das Ganze noch einmal ohne ihn zu machen.

Der Habarianer Ninor Thompson,

der versucht sich diese Fähigkeiten selber beizubringen.

Er hat von Büchern und Sternen Beobachtungen.

Er versucht das zu können, was Mao über Jahre und Jahrzehnte beigebracht worden ist.

Und es wird dann tatsächlich im Jahr 1978 eine weitere Reise gestartet.

Diese Fahrt endet aber in einer Tragödie.

Das ist nämlich so, das Boot kennt das schon ein paar Stunden nachverlassen des Hafens.

Und nachdem kein Begleitschiff dabei war,

sind jetzt diese 16 Männer auf diesem Boot in einer sehr brenzigen Situation.

Sie klammern sich an dieses gekäntete Boot

und sie versuchen mit Leuchtraketen die Aufmerksamkeit von Flugzeugen auf sich zu denken.

Sie hängen also nachtlang an diesem Boot

und als am Morgen noch immer keine Aussicht auf Rettung besteht,

bietet Eddie Aikau, ein Rettungsschwimmer und Surfer,

unter anderem Gewinner der 1977 Duke Karna Moko Championship,

bietet er an, die ca. 20 Kilometer auf dem Surfbrett an Land zu paddeln und Hilfe zu holen.

Er macht sich also auf.

Aber circa neun Stunden, nachdem er aufgebrochen war,

werden weitere Leuchtraketen, die sie abschießen von einem Flugzeug,

sehen und bald darauf werden die restlichen Mitglieder der Crew gerettet.

Eddie Aikau allerdings wird trotz intensiver Suchen ein Niveau gesehen.

Die Hokulea wird repariert und es wird beschlossen 1980,

eine weitere Reise zu machen.

Und Ninoha Thompson, der schon 1978 das Boot navigieren wollte, der will navigieren,

weiß aber, dass er es einfach nicht kann.

Und er versucht jetzt sein Glück bei Mau,

Pia Luc, der zu jener Zeit gerade auf der Insel Saipan weilt.

Und Mau, auf eine recht stoische Art und Weise,

die so ein bisschen seinen Markenzeichen war,

beschließt ihm zu helfen.

Also Ninoha Thompson wird später schreiben,

dass Mau gesagt hat, ich werde dich trainieren,

dass du Tahiti findest, weil ich nicht wieder so stirbst.

Und laut Ninoha war das eine Anspielung auf den Tod von Eddie Aikau.

Kann es sein, dass ich dir von dem schon mal erzählt habe,

das ist nämlich der, wo dieser Spruch hervorgeht, Eddie would go.

Ist das der?

Nein, ist das der?

Ich glaube, das ist der Eddie Aikau, oder?

Ja, das ist der.

Genau, der ist verschollen wegen der Polynesien Watching Society,

der Forschungsreise.

Interessant.

Genau.

Ah, ja, ja.

Dass du auch bei der Juka an der Moko folge erwähnt bist.

Genau, und dieses Eddie would go, genau.

Ich habe es ihm zugeschrieben, und es gibt noch so ein Fall,

wo er 500 Menschen gerettet hat, sehe ich da gerade.

Und er war auf sich ein Ruf als Surfing,

The Big Hawaiian Surf, okay.

Ah, ja.

Ach so, als Rettungsschirm war er unterwegs,

deshalb hat er insgesamt mehr als 500 Menschen neben ihm gerettet.

Okay, verstehe.

Ja, sehr gut, da haben wir wieder eine Verknüpfung.

Also wir haben ohnehin die Juka eine Moko Verknüpfung,

aber in der noch einmal.

Sehr gut.

Auf jeden Fall, der Tod des Eddie Aikau

stimmt Mao höchstwahrscheinlich um und er beschließt Nine-O-A-Thompson zu helfen.

Und so beginnt jetzt erneut eine enge Zusammenarbeit-Maus

mit den Hawaiianern, im zugedessen Nine-O-A-Thompson-Mau

tatsächlich zum Masternavigator ausgebildet wird.

Auf dieser Reise im Jahr 1980 nach Tahiti und zurück

kommt Mao wieder mit.

Diesmal allerdings nicht als Navigator,

sondern einziger als Beobachter.

Und Nine-O-A-Thompson kann es.

Nine-O-A-Thompson führt sie nach Tahiti.

Und die nächsten Jahre segelt die Hokulea bei nahezu 20.000 km

durch den gesamten polinesischen Raum,

sogar bis Neuseeland, das ja am südwestlichsten Zipfel

dieses Gebietes liegt,

und immer ohne moderne Navigationshefen.

Sorgt damit auch für ein massives Wiedererwachen

traditioneller polinesischer Kultur

und stärkt damit auch den stolz der Mitglieder dieser Kultur.

Egal, ob sie jetzt in Hawaii oder Tahiti, Tonga oder Neuseeland sind.

Nicht nur das, auch politisch,

tut sich im Rahmen dieser Hawaiianischen kulturellen Revolution,

die befeuert wurde, vor allem durch diese Reise von Mao nach Tahiti.

So wird im Zug der 1978er Hawaii State Constitutional Convention

das Office of Hawaiian Affairs gegründet.

Das ist als oberstes Ziel der Verbesserung der Situation

indigener Hawaiianerinnen und Hawaiianer hat.

Zum Beispiel auch als Landverteilung angeht.

Womit große Ungerechtigkeiten seit der Annexion durch die USA

und auch vorher wieder korrigiert werden sollten.

Es werden neue Organisationen ins Leben gerufen,

die dieses Erbe hochhalten sollen.

Zum Beispiel die Nakalei Wa Moku Ohawai,

eine Non-profit Organisation,

die mit diesen Schiffsreisen die Hawaiianische Kultur schützen wollen

und für weitere Generationen erhalten sollen.

Und im Zuge dessen wird auch ein weiteres Langstreckenkanu

im Stil der Hokulea gebaut, also ein Schwesternschiff.

Und im Jahr 2001 stößt dann einer der Mitbegründer dieser Organisation

und altgedientes Crewmitglied der Hokulearen,

gewisser Clay Bertleman an,

das nochmal sein Boot gebaut wird, und zwar für Mao.

Leider verstirbt Clay Bertleman im Jahr 2004,

weil sein Bruder Shorty übernimmt die Leitung dieses Projekts.

Und im Jahr 2007 segeln sie dieses Boot,

das sie taufen werden auf den Namen Alingano Maizu,

sie segeln das nach Sattaual, der Heimatinsel von Mao.

Und dort wird dieses Boot an Mao übergeben.

Und für Mao, der mittlerweile schwer an die Erbete ist erkrankt,

ist es eine große Ehre, eine große Ehre,

die er auch an 16 andere Personen weitergeben.

Das ist nämlich so, am 18. März 2007,

56 Jahre nachdem auf Sattaual die letzte Po-Zero-Nie abgehalten wurde,

und zwar um Mao zum Master Navigator zu machen,

an diesem Tag werden 16 Personen, darunter Nine-Ora Thompson

und auch einer von Maus Söhnen, zu Master Navigators ernannt.

Was wird tragweitert, es hat kulturell,

muss ich vielleicht noch einmal betonen,

dass unter diesen 16 Personen sind auch fünf Havaianer.

Und dieses mikronesische Wissen, dieses Geheimwissen,

dass das jetzt tatsächlich auch so offiziell im Rahmen

dieser Heiligen Zeremonie an Havaianer vergeben wird,

ist sehr ausgewöhnlich.

Am 12. Juli 2010 stirbt Mao Pierluk aufgrund seiner Diabeteserkrankung.

Sein Vermächtnis allerdings, das lebt heute weiter,

lebt in all jenen, denen er sein Geheimes Wissen anvertraut hat

und die uns heute noch anschaulich sein können,

wie es möglich war, dass ein Gebiet so groß wie der Pazifische Ozean

schon lang vor der Entwicklung europäischer Schifffahrtstechnologien

besiedelt werden konnte.

Fantastisch, Richard.

Also, er ist eine sehr, sehr spannende Geschichte.

Was ich mich immer frag, wenn es so um länger des See reisen geht.

Wir haben ja jetzt in ganz vielen Folgen schon gelernt,

dass es nur wenige Sachen gibt, die gefährlicher waren,

als lange Seefahrten.

Ja.

Auch kurze.

Auch kurze, das stimmt.

Aber diese ganzen Entbehrungen, die ich mir da hatte

und auch diese Gefahren, die es da an Bord gab,

frage ich mich ja wirklich, wie es sein kann.

Also, ich meine, wenn da zum Beispiel ein Sturm kam

oder so, dann konnten noch diese kleinen Boote

normalerweise da nicht gegenhalten, oder?

Naja, kommt darauf an.

Die haben halt zum Beispiel die Wellen gritten,

die sie auch vorhin erwähnt in der Art und Weise, wie sie gebaut sind,

die können ja dann tatsächlich auch in Wellen stechen.

Das heißt, wenn dann so Sturm ist mit hohen Wellen und so weiter,

hast du schon unterschiedliche Möglichkeiten, wie du nicht kenntest.

Und wie ihr auch erwähnt habt, die Konstruktion dieser Boote war so,

dass das Wichtigste die Stabilität ist.

Geschwindigkeit, sie waren nicht wahnsinnig schnell.

Dafür waren sie sehr stabil.

Und man erkennt es ja auch an der Art und Weise,

wie sie dann gesegelt sind, nämlich gegen den Wind,

dass hier das Wichtigste eigentlich immer war,

dass sie am Leben bleiben.

Also, hier nix so.

Wir bauen jetzt das Größte und sonst,

nur damit wir es gebaut haben und das Schnellste.

Es geht auch, ein sehr stabiles Boot zu haben

und so zu segeln, dass du auch überlebst.

Aber was ich auch interessant finde,

ist, dass ja eigentlich keine Feedback-Schleife eingebaut ist.

Also, du bist mit diesem Boot, sagen wir mal,

ein Monat unterwegs, landest auf der Insel und bleibst dann dort.

Das heißt aber, die Leute, die du verlassen hast,

wo du weggefahren bist, die wissen eigentlich gar nicht,

bist du angekommen, hast du überlebt

und vielleicht auch, wo bist du wirklich angekommen?

Na ja, du kannst ja schon,

wenn du dann zum Beispiel auf dieser Insel bist,

kannst du zum Beispiel ein neues Boot bauen

und dann kannst ein, zwei Leute wieder zurück schicken.

Die dann sagen, schau, ich bin da so und so,

wir sind vor drei Jahren aufgebrochen.

Wir haben diese Insel gefunden

und Boot gebaut und sind wieder zurückgekommen,

um euch das zu erzählen.

Zum Beispiel.

Also, so stellen wir vor, dass jedes dann dauert natürlich alles.

Also, diese Prozesse, das sind hunderte von Jahren.

Also, diese mehr als hunderte.

Diese Zeit, die auch die Lapita Kultur

zuerst einmal auf diesen westlichen Inseln verbracht hat,

das ist auch einmal ein extrem langer Zeitraum.

Wo auch wirklich nur die Fahrten zwischen

den nahen Inseln stattfinden

und erst dann über die weiteren 100 Jahre

wird einmal der ein bisschen weiter östlich gelegene Teil besiedelt

und natürlich hat sicher

sehr, sehr viele geben, die aufgebrochen sind,

um Inseln zu finden und die nicht zurückkommen sind.

Ist eine, wie soll ich sagen,

ein educated guess.

Wir wissen es aber natürlich nicht.

Weil das Ding ist,

weil es in erster Linie

eine mündliche Tradierung der Geschichte gibt

im polinesischen Raum,

ist es schwierig hier wirklich

so hieb- und stichfeste Daten zu finden.

Es gibt aber zum Beispiel Linguisten

und Linguistinnen, die so an diesen Traditionen arbeiten

und versuchen zum Beispiel Einflüsse zu identifizieren,

die erst später kommen sind, in der Sprache,

die rauszufiltern

und dann quasi auf das zu destillieren,

was ursprünglich tradiert worden ist.

Es ist natürlich eine sehr aufwendige und langwierige Arbeit

und oft natürlich auch mit viel Interpretation verbunden,

aber darüber wurde auch versucht,

zum Beispiel Rückschlüsse zu finden über Entwicklungen,

aber die gehen dann teilweise auch nicht ewig zurück.

Es ist ein sehr schwieriges Unterfangen hier,

was diese Besiedelung angeht,

so sehr definitive Aussagen zu treffen.

Ja, vor allem, weil dadurch,

dass es ja eine mündliche Tradition ist,

mit der die Sachen überliefert werden,

ist es ja auch so, dass es sehr zerstückelt ist,

dadurch, dass es ja an unterschiedlichen Inseln

wahrscheinlich auch so einen leichten Unterschied gibt

in der Überlieferung oder in den Geschichten.

Großen wahrscheinlich auch.

Ja, das sind eher Tausende Kilometer zwischen denen

und wenn du da einfach einmal über ein paar Jahrzehnte

oder dann auch hier hunderte keinen Kontakt hast,

dann verändern sich natürlich auch die Geschichten.

Aber bleiben wahrscheinlich trotzdem so ein bisschen ähnlich,

aber verändern sich halt.

Unter dem Schieren der polinesischen Kultur

gibt es natürlich Ähnlichkeiten,

aber dann natürlich schon auch große Unterschiede.

Die große Ausnahme ist natürlich Rapanui,

also die Osterinsel,

wo es auch große Disboote gibt darüber,

wer diese Insel tatsächlich besiedelt hat

und wo es gut möglich war,

dass hier auch aus Südamerika

Leute kommen sind und die besiedelt haben,

weil diese eben jene Insel ist die ganz im Osten,

beziehungsweise Südosten, das Pazifik sie ist.

Also sie sind nah an, relativ nah an Südamerika,

trotzdem weit weg von allen.

Das ist die mit den Figuren, von denen man nicht weiß,

wer das richtig macht.

Aber super spannend finde ich auch,

weil deine Geschichte jetzt auch mal wieder zeigt,

wie fragil eigentlich so unsere Erinnerung ist.

Also wie Wissen auch einfach verloren gehen kann

und welche Zufälle es braucht,

dass Wissen einfach auch überliefert wird

und dann auch so wieder ausgegraben wird.

Weil ich vermute mal, wenn man das jetzt

in dem Fall nicht gemacht hätte

und einfach noch ein, zwei Generationen gewartet hätte,

dann gäbe es vielleicht gar kein Master-Navigator mehr

und hätte man das nie mehr rekonstruieren können.

Ja, das ist ein wahnsinniger Glücksfall.

Erstens einmal die Polynesian Voyaging Society

gegründet wurde, dass sie dieses Boot gebaut haben

und dann, dass sie das wirklich durchziehen wollten

und dass sie dann tatsächlich noch jemanden gefunden haben,

der das kann und der das auch weitergeben wollte.

Es gibt so ein bisschen unterschiedliche Geschichten darüber,

warum tatsächlich Mao ausgewählt wurde.

Das eine ist eben, dass Kaisenhardt das er der Einzige war,

der bereit war, seinen Wissen weiterzugeben.

Eine andere Theorie ist, dass er der Einzige war,

der zumindest ein bisschen Englisch gesprochen hat

und sie ihn deswegen ausgewählt haben.

Warum er dann tatsächlich ausgewählt wurde,

das ist schlussendlich dann irrelevant, was er gemacht hat,

dass er dieses unbezahlbare Wissen weitergeben hat

und damit dafür gesorgt hat, dass es nicht ausstirbt.

Gleichzeitig eben auch so viel getan hat

für das Selbstverständnis und Selbstbewusstsein

und den Stolz der polinesischen Kultur

und dann im Zuge dessen natürlich auch der Mikronesischen,

weil es im Grunde sein mikronesisches Wissen war,

das er weitergeben hat, während es im polinesischen Raum

niemanden mehr gegeben hat, der dieses Wissen gehabt hat.

Ja, das ist interessant.

Ihr wisst wahrscheinlich auch keinen praktischen Nutzen mehr hatte, oder?

Also das hatte wahrscheinlich mehr mit Tradition und Riten zu tun,

dass sie dieses Wissen weitergegeben haben.

Ja, und vor allem ist es ja so, die Europäer, die dann kommen sind,

die haben ja großteil dieser Dinge einfach verdrängt.

Man weiß nicht, ob ich es vorherhin angesprochen habe,

aber die Art und Weise, wie dieses Wissen weitergegeben wird

bei diesen religiösen Zeremonien auf Sataual beziehungsweise in Mikronesien,

das ist eben auch sehr mit Religion und so weiter verbreitet

und durch die Missionare, die dann gekommen sind in diese Gegend

und die das Christentum gebracht haben, da wurden diese Chants,

mit denen sie dieses Wissen vermittelt haben, auch über das Meer und so weiter,

verboten. Und Leute haben dann auch nicht mehr zu ihren Gottheiten gebetet,

sondern sie haben zu Christus gebeten und dann haben sie eben nicht

die selben Dinge von sich geben bzw. die selben Dinge wiederholt.

Was wiederum auch bedeutet, dass die Gefahr bestand,

dass dieses Wissen das auch immer vermittelt wird über das Meer

und über die Navigation und so weiter in diesem religiösen Kontext,

dass das verloren geht. Also da haben die Europäer auch wieder ganze Arbeit geleistet.

Ja, voll. Auch im Vergleich finde ich so interessant, wenn man sieht,

so während die über den ganzen Ozean geschippert sind,

sind die Griechen in der Antike halt noch so im Mittelmeer von einer Insel

der Nächsten gehoppt oder so. Richtig. Ja, es ist faszinierend.

Und eben wirklich, also wenn man sagt, diese Master Navigators

haben keine Hilfsmittel gehabt, sie haben die Hilfsmittel gehabt,

waren sie alle in dem Kopf. Also die haben sich all diese Sachen

eben eingeprägt. Natürlich eben so wie dann Mao, das auch bei der ersten Fahrt,

das der Hoculea von Herr Weihnacht Tahiti gemacht hat, mit Verschlafen war halt nicht viel.

Weil du ständig Auge drüber haben müssen. Also ich habe aber gelesen,

dass er, also dieser Kurs von Herr Weihnacht Tahiti, der hat nie

einen größeren Fehlergrad als ungefähr 40 Meilen gehabt.

Das ist ja, also es ist echt unglaublich.

Obwohl er die Strecke ja nie gefahren ist vorher. Also ich meine,

er musste das ja wirklich nur über Wissen, dass ihm beigebracht wurde.

Er wusste ja, wie er dahin navigieren kann.

Übrigens, die Hoculea existiert noch und wird für Educational purposes

und für solche Dinge verwendet. Und 2014 bis 2017

wurde damit sogar eine Weltumsegelung durch.

Hoculea mit diversen Crews, die natürlich dann an den unterschiedlichen

Orten ausgetauscht worden sind, sind über diesen Zeitraum von Polinesien

durch den indischen Ozean nach Südafrika, von dort nach Brasilien,

Kuba, Nordamerika. Und dann schließe ich durch den Panama-Kanal

wieder zurück in Pazifik und von dort aus über die Galapagos-Inseln

Rapa Nui und Tahiti wieder zurück nach Hawaii.

Es gibt ein Video davon und ich finde, es ist kein wahnsinnig

aufwendig produziert. Das Video gibt es zu einem eigenen Hoculea-Kanal.

Aber das Video geht ungefähr eine halbe Stunde oder so,

wo diese Reise dokumentiert wird. Und es ist sehr erhebend,

weil sie besuchen dann diese ganzen Inseln im Pazifikraum

und landen überall und treffen dort dann eben auch auf die dortige

indigene Bevölkerung, eben dann auch in Brasilien und Südamerika,

Nordamerika. Und es ist sehr erhebend, dann zu schauen,

irgendwie. Mir hat es sehr taugt.

Das klingt gut. Wirst du wahrscheinlich in die Shownots packen?

Ich packse in die Shownots. Sehr gut.

Es zeigt, glaube ich, schon, dass diese ja dann doch sehr überhebliche

europäische Blick, den wir oft haben, dass man denen durch so was dann doch

vielleicht ein bisschen aufbrechen kann. Ja, ein bisschen. Kann man sehr.

Also nicht aufbrechen muss natürlich, aber dass so was einfach hilft.

Ja, absolut. Und ohne jemanden wie Maupäer Luke hat das wahrscheinlich

nicht funktioniert. Lässt dann natürlich auch nachdenken über all die Dinge,

von denen wir nicht wissen, dass sie verloren gegangen sind.

Also, dass uns hier nicht einmal bewusst ist, was es alles noch geben hat.

Aber was das angeht, also so die Schieffahrt und das im Grunde jene,

die die größten Distanzen auf dem offenen Meer zurückgelegt haben,

ohne irgendwelche technologischen Hilfsmittel, dass das eben keine

Europäer waren und dass sie das schon viel früher gemacht haben,

bevor man in Europa überhaupt dran gedacht hat. Das finde ich schon sehr faszinierend.

Vielleicht zur Literatur. Ich habe den vorher schon erwähnt.

David Abulafia hat geschrieben, The Boundless Sea, ein fantastisches Buch,

so ein Überblicksbuch über die Besiedelung der Ozeane quasi.

Also quasi ein Menschheitsgeschichte von den Ozeanern aus.

Und dort bin ich im Nebensatz über diese Navigation auf Maupäer Luke stoß.

Und dann habe ich mir gedacht, kenne ich nicht. Klingt interessant.

Und ja, tatsächlich. Also, dieses Buch kann ich auf jeden Fall empfehlen.

Es ist fantastisch, 2021 auch auf Deutsch rauskommen.

Es gibt einige Bücher über Maupäer Luke.

Ich habe eines zum Beispiel auch gelesen von Steve Thomas,

The Last Navigator, wo einer so beschreibt, wie er tatsächlich zu Maupäer Luke fährt,

um sich von ihm unterrichten zu lassen.

Auch sehr interessant zu sehen, weil er zum Beispiel auch beschreibt,

wie schwierig es war, überhaupt nach Satterwald zu kommen,

dieser kleinen Insel in den Karolinen,

weil es eigentlich nicht bewohnern dieser Inseln gar nicht gestartet ist,

dorthin zu gehen. Und bis so dorthin kommt, ist es auch nicht ganz trivial.

Vielleicht noch zuletzt eine Studie von K.A. How aus dem Jahr 2000,

Nature, Culture and History über diese Aspekte der polinesischen Kultur.

Das ist auch sehr hilfreich. Und kennst du die Smithsonian Learning Labs?

Da gibt es ein eigenes Übermaupäer Luke.

Ah, sehr cool.

Pack hier auch in die Show noch zu.

Ja, Richard, du hast mir nicht zu viel versprochen.

Du hast ja tatsächlich eine spektakuläre Geschichte angekündigt.

Das war sie auf jeden Fall. Vielen Dank dafür.

Hast du hier noch was hinzuzufügen?

Nein, also die gesamte Geschichte der Lapita Kultur und auch der Ausbreitung,

dann über den Pazifikraum.

Sehr faszinierend gibt es noch viel mehr zu sagen.

Also ich würde allen empfehlen, die sich für das Thema interessieren

und vor allem auch Seefahrt und so weiter.

Dieses Buch von David Wollafia zu lesen, lohnt sich.

Sehr gut.

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Volker, Sebastian, Susanne, Stefan, Norbert, Robert, Michael, Markus, Susanne, Lukas, Dominik, Jochen, Tim, Ramon und Fabian.

Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung.

Ja, vielen herzlichen Dank.

Sehr gut, dann würde ich sagen, Richard, machen wir das, was wir immer machen und geben dem einen das letzte Wort, der es immer hat.

Genau, nämlich Bruno Kreisky.

Natürlich weiß ich noch, um was es ging.

Warte mal, ich weiß es tatsächlich nicht. Lass mich schnell.

Oh, man.

Ihr wisst gerade so, oh, ihr habt echt manchmal so dieses, ähm ähm ähm.

Ja, natürlich. Ach, kannte ich nur.

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Eine Geschichte über einen Mann, der eine antike Tradition wiederbelebte

Wir springen in dieser Folge ins 20. Jahrhundert, aber auch zurück bis in die prähistorische Zeit der ersten Besiedelung des westlichen Pazifiks. Wir sprechen dabei über einen Mann, der in den 1970er Jahren aufzeigte, wie es möglich war, das weitläufige Gebiet des Pazifiks zu besiedeln, und zwar zu einer Zeit, als die uns heute bekannten Seefahrtstechnologien noch Zukunftsmusik waren.

Das erwähnte Buch von David Abulafia heißt "The Boundless Sea", das erwähnte Video zur Weltumrundung der Hokule'a findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=LYzRySRtpfQ

Das Episodenbild zeigt einen Teil der Hokule'a aus dem Jahr 2006. Es wurde von Waka moana unter einer CC-Lizenz zur Verfügung gestellt.

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