Geschichten aus der Geschichte: GAG379: Theodor von Neuhoff - König von Korsika
Richard Hemmer und Daniel Meßner 12/28/22 - Episode Page - 1h 2m - PDF Transcript
Hallo und herzlich willkommen bei Geschichten aus der Geschichte.
Mein Name ist Daniel und mein Name ist Richard.
Ja und wir sind zwei Astrodiker und wir erzählen uns Woche für Woche eine Geschichte aus der
Geschichte immer abwechselnd und immer so, dass der eine nie weiß, was der andere ihm erzählen wird.
Ganz genau so ist es. Bevor es hier jetzt aber weitergeht, kommt noch eine kleine Werbeeinschaltung.
Werbung Daniel. Ja. Vor vielen Wochen hast du mir an dieser Stelle mal von einem Buch erzählt.
Okay, und zwar? Es war ein Buch, das mich so inspiriert hat bzw. die Werbung,
die wir selber gemacht haben, hat mich so inspiriert, dass ich das Buch gleich einmal besorgt habe
und verschenkt habe und zwar meinem Vater zum Geburtstag. Und wir haben dann im Rahmen unserer
Live-Shows im Zuge eines Quizzes dieses Buch sogar als Goodie an unser Publikum verteilt.
Jetzt weißt du sicher, um welches Buch sich haben. Ja, um erzählen die Affen wahrscheinlich.
Richtig. Ein Buch, das sich mit dem Thema auseinandersetzt, mit dem wir uns tatsächlich auch oft auseinandersetzen,
nämlich Geschichten. Du hast den Titel ja schon gesagt, Erzählende Affen, Mythen, Lüben, Utopien,
wie Geschichten unser Leben bestimmen, von Samir El-Uasil und Friedemann Karik. Erschienen
ist es im Jahr 2021 beim Ulsteinverlag und es geht in dem Buch darum, welchen Einfluss Geschichten
haben können. Also sie können Wahlen entscheiden, sie können Menschenleben retten, aber es kann
auch in die andere Richtung gehen. Sie können Kriege auslösen oder Missstände zementieren.
Dennis Schek zum Beispiel, der deutsche Literaturkritiker, zu diesem Buch gesagt,
die Autoren produzieren mehr geistes Blitze, als ich lange in einem Sachbuch vorgefunden habe.
Der ist nicht der Einzige, der begeistert ist davon. Erzählende Affen ist nämlich auch für
den deutschen Sachbuchpreis nominiert und geht damit als eines der sieben wichtigsten Sachbücher
dieses Jahres. Praktischerweise kommt dieses Buch am 29. Dezember als erweitertes Taschenbuch auf
den Markt. Wie immer gibt es natürlich alle Infos zu diesem großartigen Buch auch wieder direkt in
unseren Schaunauts. Fantastisch. Und Richard, das ist tatsächlich ein Buch, das auch seit ich es hab
auf meinem Schreibtisch liegt und ich das sehr, sehr gerne gelesen habe. Das ist ein großartiges
Buch. Absolut. Ende der Werbung. Und Richard, wir sind angekommen bei der Folge 379. Ja, korrekt.
79, also 379. 79 ist ja eine meiner Lieblingszahlen übrigens. Ist wirklich eine deiner Lieblingszahlen
oder sagst du jetzt einfach nur? Ne, 79 finde ich eine sehr, sehr schöne Zahl. Also nicht nur weil es
einen Zwischen Pumpkins Song gibt, der so heißt. Verstehe. Es ist natürlich auch mein Geburtsdatum,
weil ich will ja nicht hinterm Berg halten. Gott, man sollte stolz sein können auf sein Geburtsjahr,
finde ich. Ist gut. Auf seinen Jahr oder auf seinen Jahrgang. Ja, auf seinen Jahrgang.
Richard, jedenfalls 378. Weißt du noch, worum es da ging? Ja, du hast deine Geschichte erzählt über
den Marsch der Zehntausend. Eine Geschichte eines Rückzugs, der einen Autor zum Herführer gemacht
hat. Sehr schöne Zusammenfassung, Richard. Der Marsch oder der Zug der Zehntausend. Ich habe
eine Sache, die ich berichtigen bzw. noch ergänzen möchte. Ich spreche davon, dass das
Achaemenidenreich laut Guinness Buch das größte Reich der Welt war. Das gilt aber nicht
flechenmäßig, sondern es gilt nur am Anteil der Weltbevölkerung. Es gibt nämlich Schätzungen,
dass bis zu 40 Prozent der Weltbevölkerung Teil dieses Reichs gewesen sein könnten. Nicht schlecht.
Es gibt auch andere Schätzungen, aber wenn es eben 40 Prozent waren, dann wäre es tatsächlich
gemessen am Anteil der Bevölkerung das größte Reich der Welt. Da muss man sagen,
ich bin da grundsätzlich auch skeptisch ein bisschen, was das sagen geht, weil du sagst,
Guinness bucht ein Rekorde nur, das hat es damals ja noch gar nicht gegeben. Die Schätzungen
gehen aber halt sehr weit auseinander. Es gibt auch Leute, die sagen, es waren nur 20 Prozent.
Zwischen 20 und 40 ist dann schon ein gewisser Unterschied. Sehr gut. Dann würde ich sagen,
hast du noch irgendwelche hausmeisterlichen Themen, die wir hier abhandeln müssen?
Letzte Folge des Jahres, vielleicht noch kurz. Was sagt man da am Ende eines solchen Jahres?
Ein kurzer Recap. Es war ein großartiges Jahr für uns.
Absolut. Das ist in erster Linie aufgrund unserer Zuhörerinnen und Zuhörer, weil ohne die
würden wir uns nicht sprechen. Das würde gar nichts bringen, außer eigener Bauung,
was wir hier machen. Das Jahr war für uns ein großes Jahr mit viel Umbrüchen. Wir
machen seit diesem Jahr jetzt beide diesen Podcasts als Vollzeitthätigkeit. Wir haben
unsere Jobs so gekündigt. Dann haben wir live Auftritte gemacht und noch viele andere Dinge,
sehr viel Zuspruch bekommen vom Publikum. Das war ein sehr, sehr großartiges Jahr.
Ja, absolut. Wenn 20, 23 nur halb so gut ist, bin ich schon zufrieden.
Das stimmt. Aber solche Sachen sollten wir nie sagen, weil jedes Mal, wenn wir über die Zukunft
sprechen, passieren komische Dinge. Das stimmt. Es ist immer nett, dass ihr aber schwer.
Aber herausfordern muss man es auch nicht. Wir können ja noch mehr solche Pläune
rein im nächsten Feed-Gag machen. Der nächste Feed-Gag wird ja nicht wie üblich
im letzten Sonntag des Monats kommen, sondern weil wir uns eine kleine Auszeit geben,
erst in der ersten Jänner Woche. Du musst das anders sagen, Richard.
Ist es die Tradition, will es so, dass der letzte Feed-Gag des Jahres, der erste des neun
Jahres ist? Ist es die Tradition? Das ist die Tradition, die ab jetzt gestartet wird.
Ist es keine Pause, sondern das gehört so? Ja, sehr gut. Dann machen wir es so,
wie es die Tradition von uns verlangt. Und der erste Feed-Gag des Jahres,
bzw. der letzte Feed-Gag des Jahres wird auch der erste Feed-Gag des neun Jahres sein.
Genau. Nicht wirklich, weil der letzte Feed-Gag ist eigentlich der erste.
Egal. Wir wissen alle, was gemeint ist. Ich glaube, wir können übergehen zur Geschichte.
Absolut. Also, Richard, ich lehne mich zurück und hoffe, dass du was vorbereitet hast.
Ja, schon. Werter Daniel. Am 15. März des Jahres 1736 landet ein Mann in Aleria,
an der Ostküste Corsicas. Er kommt mit zwei Schiffen. Schiffen, die beladen sind,
mit Waffen, Provianten und auch ein paar Soldaten. Er verlässt sein Schiff allerdings erst nach drei
Tagen, während der er sich eine riesige Menschenmenge zusammenfindet. Bestehende aus den Bewohnerinnen und
Bewohnern Corsicas, die aus den angrenzenden Dörfern und Städten zusammengekommen waren.
Und als er nach drei Tagen sein Schiff verlässt, muss sein Anblick für die Anwesenden relativ
befremdlich gewesen sein. Aber auch außergewöhnlich punkvoll. Er trägt eine lange rote Rube mit Fake
ragen auf dem Kopf, hat er einen gefederten Dreispitz, eine Perücke und die Hüfte hat
ein spanisches Schwert gebunden und in einer Hand einen Gehstock mit goldenem Griff. Und er ist
gekommen, um sich zum König des neuen unabhängigen Königreichs Corsica ernennen zu lassen. Der
selbe Mann wird Jahrzehnte nach diesem Auftritt im wahrscheinlich berühmtesten Werk Voltaire
erst zitiert, Kandid oder der Optimismus. Und zwar als einer von sechs glücklosen Monarchen und ich
zitier hier jetzt. Ich heiße Theodor, man hatte mich zum König von Corsica erwählt und mich eure
Majestät angeredet. Gegenwärtig nennt man mich allerdings kaum noch Herr. Ich habe Geld prägen
lassen und besitze jetzt nicht einen Heller. Ich hatte zwei Staatssekretäre und jetzt habe
ich kaum einen Diener. Eins saß ich auf einem Thron, danach habe ich im Gefängnis zu London
lange auf Stroh gelegen. Daniel, wir werden in dieser Folge über Theodor von Neuhoff sprechen.
Eine schillernde Figur der Aufklärung der nicht nur etliche Sprachen fließt in Sprach,
verbandelt mit diversen adligen und politischen Figuren Europas war am Königlichen Hof in Versailles,
am spanischen Königshof in Madrid und auch in Wien bei den Habsburgern zugegen war. Und der
schließt sich auch einen Aufstand der Corsen gegen die Genuesen an, führte und dort, zumindest
für kurze Zeit, versucht hat, als ihr erster König die wahrscheinlich progressivste Regierung Europas
zu etablieren. Hast du schon mal gehört von Theodor von Neuhoff? Also ich muss zugeben,
ich habe ein, zwei Hinweise dazu bekommen, habe mir die Geschichte aber nie genau angeschaut
und muss sagen, ich bin sehr gespannt, was da jetzt kommt. Sehr gut. Wie so oft bei Protagonisten
historischer Ereignisse, die im kollektiven Gedächten ist nicht ganz so allgegenwärtig
sind, ranken sich sehr viele Mythen auch um unseren Protagonisten und das fängt schon
bei seiner Geburt an, wo viele unterschiedliche Biografen, unterschiedliche Dinge schreiben,
vielleicht deswegen auch gleich zu beginnen. Es wurde sehr viel über Theodor von Neuhoff geschrieben,
schon zu Lebzeiten, vor allem aber auch danach und die Biografie, die ich jetzt für diese Folge
zur Rate gezogen habe von Julia Gesper, die gilt als die gründlichste aller Biografien über
ihn und sie ist auch die aktuellste aus dem Jahr 2012. Jedenfalls Theodor von Neuhoff wird am 25.
August 1694 in Köln in niederen Adel geboren. Die Neuhoffs eigentlich von Neuenhof, das war
adelige katholische Familie aus Westfalen. Die Familie seiner Mutter kam aus dem Rheinland
und der Vater, Offizier in der Armee des Kurfürsten von Brandenburg, Friedrichs des Dritten,
späte Friedrich I. von Preußen, stirbt bereits als Theodor nur ein Jahr alt ist und
zwar im Zuge des kfälzischen Erbfolgekriegs. Für seine Witwe, also Theodor aus der Mutter,
Maria, Katharina ist es anfangs schwer. Kurz nach dem Tod des Vaters kommt nämlich auch noch die
Schwester von Theodor zur Welt und gleichzeitig wird die Witwe von der Familie des verstorbenen
Mannes mehr oder weniger ignoriert in erster Linie, weil sie ihnen nicht adelig genug war.
Erste in der zweiten Generation Adelig und damals, wenn man mindestens acht Generationen
zurückgehen kannst, dann bist du dieser neue Adel. Aber ein Mitglied der Familie ist nicht so
unfreundlich. Franz Bernhardt, Baron von Troste, der Bruder des verstorbenen Mannes,
der hilft ihr dabei, die kleine Familie großzuziehen und später heiratet sie dann auch wieder. Sie
heiratet einen gewissen Josef Manot, ein Beamter und Bankier aus Metz, ein Mann ohne Adel, aber
vor allem auch ohne Eltern, die ihr das Leben schwer machen können, so wie die Eltern des
verstorbenen Ehemanns. Und so verbringen Theodor und seine Schwester Marie-Anne Leopoldin ihre
Kindheit abwechselnd im Haushalt der Trostes und der Manos, wachsen damit zweisprachig auf,
französisch und deutsch. Theodor aus Mutter stirbt im Jahr 1701 und jetzt obliegt die Erziehung
seinem Onkel und der schickt ihn zuerst einmal höchstwahrscheinlich in einen Jesuitenkloster,
wo er ausgezeichnete Ausbildungen genießt, also eine Zeit, in der er sich die Dinge zu Gemüte
führen kann, die wohl auch seine spätere Laufbahn auch so geistig beeinflusst haben, wo er so quasi
reinwächst in die, wie soll ich sagen, die ideale der Aufklärung. Schließlich dann im Jahr 1709
gibt es einen, wie soll ich sagen, einen Glücksfall für Theodor und seine Schwester. Ein Freund der
Familie ist nämlich Stallmeister bei Lise Lotte von der Pfalz, Herzogin von Alion. Und auf seine
Empfehlung hin werden die beiden Kinder in den Haushalt der Herzogin aufgenommen. Und falls du
dir grad nicht sicher bist, wer das ist, diese Herzogin von Alion, war niemand geringerer als die
Schwägerin des französischen Königs und auch Mutter des zukünftigen Regenten, der nach dem
Tod Ludwigs dann acht Jahre lang anstatt des noch unmündigen Ludwigs des 15. regiert hat.
Ich glaub zu ihr hab ich auch schon einige Hinweise bekommen, aber sie ist sehr interessant. Also die
Geschichte von ihr ist sehr interessant, sehr tragisch auch auf der Art. Könnte man tatsächlich
noch eigene Folge über sie machen. Ludwig XIV, ihrem Schwager und französischen König,
sind mir auch schon einige Male begegnet, vor allem in einer meiner früheren Folgen über
seine pikante Operation. Das war GHG 73. Jedenfalls Theodor wird jetzt Paage am Hof in Versailles,
nicht ganz selten tatsächlich, dass die Spreßlinger verarmter, adliger Familie in solche Positionen
kriegt haben. Und dort erhält Theodor jetzt eine weitere Ausbildung, also keine schulische per se,
sondern er wird militärisch ausgebettet, weil das Ziel ist, dass er irgendwann die Armeen des
Königs anführen kann und er lernt auch, wie man sich am Hof bewegt. Also welche Rituale,
welche Zeremonie, welche Bräuche dort vorherrschen. Und er lernt dort auch im Grund, dass
Hues Hues europäische Nades kennen. Zum Beispiel auch die exilierte Maria Beatrice Deste, die
Ehefrau des gestürzten Königs von Englern, Schottlern und Irlern, Jakob II. bzw. das Hiebten.
Das heißt, er ist auch vertraut mit den Jakobitern. Also ist auch wieder eine ganze eigene Geschichte.
Auf jeden Fall erhält diese Ausbildung dort, was die moralische Erziehung Theodor sagen geht,
war Versailles aber natürlich nicht der beste Ort. Also ein Ort voller Intrigen, aber auch ein
Ort, wo exzessiv dem Glücksspiel gefreund wurde. Sogar Lise Lotte selbst, also Lise Lotte von
der Pfalz, die Herzogin selbst soll das ausgiebig getan haben. Es steht in einem ihrer vielen Briefe.
Gespielt wurde vor allem Hocker, so eine Frühform des Roulette, kann man sich so vorstellen. Und das
war ein Spiel, das in Frankreich strikt verboten war. Es gab ein altes Gesetz zu jener Zeit,
dass sogar die Todesstrafe für das Aufstellen eines Hockertisch vorgesehen hat. Es ändert aber
nichts daran, dass im Grund des gesamten Landes diesem Spiel verfallen war. Und das sollte auch den
weiteren Lebensweg von Theodor prägen. Wie Julia Gasper in ihrer Biografie schreibt, in Versailles
wurden ihm sowohl seine Tugenden als auch seine Last dabei gebracht. Als er 17 Jahre alt ist,
ist es dann soweit. Er ist alt genug, dass seine militärische Ausbildung in die Tat umgesetzt
werden kann. Und er wird nach Straßburg geschickt zu einem deutschen Regiment, das für die Franzosen
kämpft, um dort als Offizier zu agieren. Und er macht seine Sache gut. Im Zuge des spanischen
Erbfolgekriegs kann er sich seine Lorbeeren verdienen und er wird schnell befördert. Mit 19
Jahren hat er bereits unter den besten Kommandanten Frankreichs gedient und im Zuge dreier großer
Kavalierschlachten, direkten Kanonern, Musketen, Bomben und Granatenfeuer widerstanden. Allerdings
Theodor holt dann in Friedenszeiten eben jene Laster wieder ein. Zurück in den großen Städten
häufen sich nämlich recht bald seine Spielschulden. Und er lebt grundsätzlich einfach auf zu großen
Fuß. Also über seine Verhältnisse. Was aber nicht ganz sich seine Schuld ist. Es ist nämlich so,
die Armee wird einfach nicht bezahlt. Es ist jetzt gegen Ende der Regierungszeit Ludwigs des
14. und der Staatshaushalt in Frankreich oder der französische Staatshaushalt ist ein katastrophalen
Zustand. Staatshaushalt ist so schlecht, dass manche Regimente einfach kein Geld mehr bekommen,
andere werden eingestampft. Und deswegen wendet sich Theodor wieder an Lise Lotte von Opfalz,
die Herzogin von Oléan und sie besorgt ihm eine neue militärische Position. Und zwar bei Maximilian,
dem zweiten Emmanuel von Bayern, der im Jahr 1704 exiliert worden war, der jetzt aber wieder zurück
nach Bayern kehren darf. In Deutschland tritt Theodor dann sogar einem Ritter-Ordn bei. Und zwar
dem deutschen Orden. Der kommt allerdings ohne Gelübde aus dieser deutschen Ordnung. Was für
jemanden wie Theodor, der dann doch eher, wie soll ich sagen, so ein bisschen ein Lebemann war,
das hat für ihn nicht gepasst. Für ihn ist also aber eine weitere Möglichkeit, noch mehr in Kontakt
zu Adeligen zu treten. Weil wenn du Mitglied im deutschen Orden werden hast, wollen, da hast
du dann tatsächlich deine acht Generationen haben müssen. Bei ihm ist das irgendwie ignoriert
worden oder niemand hat genau genug geschaut. Du meinst, der Orden hat besser gepasst als der
Templer-Ordn. Auf jeden Fall, ja. Theodor macht in Bayern recht schnell Krieger. Im Jahr 1715
wird er schon zum Hauptmann ernannt, was für ein 21-Jährigen ein außergewöhnlich schneller
Aufstieg ist. Jetzt kommt ihm aber wieder etwas dazwischen, nämlich das Glücksspiel. Es wird
im Zusammenhang mit von Neuhoff gern behauptet, dass er gezwungen worden war, dieses bayerische
Regiment zu verlassen. Tatsächlich verlässt er den deutschen Orden und das Regiment aus freien
Stücken. Also deutschen Orden ist nicht ganz klar, da heißt das hat irgendwie Differenzen gegeben
und das Regiment das verlässt er aus freien Stücken, weil er muss fliehen. Er muss München
verlassen, weil ihm seine Gläubiger auf den Fersen sind. Es wird dann auch ein bisschen
schwierig, weil sein Schwager, also jener Mann, mit dem seine Schwester jetzt verheiratet ist,
er konfrontiert ihn damit, mit seinen Spielschulgen und das geht und so weiter und Theodor von Neuhoff
muss ein recht hitziges Temperament gehabt haben, weil er versucht im Zuge dieses Gesprächs seinen
Schwager zu töten. Geht natürlich gar nicht. Natürlich, selbst jener Zeit. Also er will
sich duillieren und das ist ja auch, wie wir wissen zu jener Zeit eigentlich schon, strikt verboten. Er
hat jetzt also nicht nur diese Gläubiger auf den Fersen sind, sondern anklage wegen Versuchten
Mordes auch noch, vor der er jetzt flüchten muss und weil die nächsten Jahre ja ein bisschen wild
werden, werde ich jetzt ein bisschen schneller drüber gehen, weil es passiert einiges im Leben
des Theodorers von Neuhoff. Zuerst verbandelt er sich mit dem deutschen Freiherrn von Goertz,
der ihn in geheime Friedensverhandlungen für Schweden einbindet. Er wird dann im Zuge dessen
auch an den Hof in Madrid geschickt, an den Königshof, wo er Teil einer später gescheiterten
Verschwörung wird, die unter anderem als Ziel den Sturz des englischen Königs hat.
Der Schwedenkönig Karl XII, der Feld in Norwegen und Goertz, der Friedensverhandlungen
früher Norwegen geführt hat, der wird dann nicht ganz rechtens hingerichtet und dieser
gesamte Plan von Theodor von Neuhoff mit der Hilfe von Goertz in der schwedischen Armee
aufzusteigen, der ist damit auch gescheitert. Also eine turbulente Zeit. Allerdings sein
Ausflug nach Schweden bzw. für die schwedische Sache hat dafür gesorgt, dass er auch Schwedisch
lernt und seinen Sprachentalent generell, das wird ihm in weiterer Folge auch noch einige
Vorteile bringen. Er kehrt deshalb nach Spanien zurück, wo er, wie soll ich sagen, Leute gefunden
hat, die an ihm gefallen gefunden haben, also diese Verschwörung, von der ich gesprochen
habe, die scheitert zwar, aber seine Rolle in dieser Verschwörung, die wurde wohlwollend
aufgenommen dort und deswegen hat er dort Unterstützer und er findet dort auch eine
Frau, eine irische Emigrantin, Adlik, natürlich, und er heiratet sie, muss dann aber auch wieder
flüchten. Es ist nicht ganz klar, es heißt, er stielt die Juwelen seiner Frau eigentlich
rechtlich gesehen, weil er ihr sie höchstwahrscheinlich auch gegeben hat. Also es wird gern gesagt,
dass er sie gestohlen hat, aber eigentlich hat er sie bezahlt. Er hat sie erst hergeschenkt
und dann so, ups, ich habe kein Geld mehr und hat sie dann wieder genommen. Ja, so,
oh Mann. Auf jeden Fall, er geht dann unter anderem auch wieder zurück nach Paris und
dort trifft er auf jemanden bzw. auf etwas, das ihn kurzzeitig recht viel vermögen bringt
bzw. den Eindruck vermittelt, als wäre er jetzt recht vermögend und zwar trifft er
auf einen gewissen John Law und wird Teil der Mississippi Blase und das ist ja etwas,
das du im Zuge der Frage GRG 246 schon erklärt hast und wie du auch erklärt hast, diese
Blase platzt. Was bedeutet, dass er als Mitarbeiter dieses Unternehmens jetzt auch von Gläubigern
gejagdet, die auch ihr Geld zurückhaben wollen. Über die nächsten zwölf Jahre reist Neuhoff
jetzt durch ganz Europa. Er findet Namen und Titel für sich selbst. Irgendwann geht
seine Frau wieder zurück an den spanischen Hof, das heißt zeitweise auch, dass sie gestorben
war, weil es ist sehr wahrscheinlich, dass sie ihn einfach verlässt und zurück zum spanischen
Hof geht. Er versucht sich am Hof in Wien, also dort eine Position zu finden, er trifft
dort sogar auf Prinz Eugen. Es wird ihm auch eine Position versprochen. Allerdings erhält
der Prinz eine Nachricht aus Spanien. Es ist nicht ganz klar, was er für eine Nachricht
erhalten hat, aber es ist eine Nachricht, die dafür sorgt, dass sich diese Position,
die Theodor versprochen worden war, in Rauch auflöst. Es kann gut sein, dass es mit seinen
Gate-Schulden zu tun hat. Es war auch so, dass er in Spanien, wo er eigentlich Geld
gegeben wurde für die Rekrutierung von Soldaten, dass er dieses Geld veruntreut hat. Es kann
vielleicht auch was mit seiner Herkunft zu tun haben, dass man draufgekommen ist. Er
ist vielleicht gar nicht so adelig. Es ist nämlich auch so, die Ehe zwischen seinen Eltern,
die wurde angefochten von seinem Großvater, der eben nicht wollte, dass sein Sohn so
eine niedrige Adelige heiratet. Es kann sein, dass hier irgendetwas von dem an die Ohren
das Prinzen gedrungen war und deswegen wird das auch nichts mit dem Hof in Wien. Und deswegen
zieht Neuhof weiter. Er trifft dann schließlich auf eine junge Nonne, die dann gemeinsam mit
ihm aus ihrem Konvent nach Regensburg flieht. Alles natürlich völlig illegal. Und die
nächsten Jahre begleitet sie ihn auch auf seinen Reisen und erreist dann unter dem Namen
Baron Johann Hendrik von Sieberg, manchmal auch Sleinitz nach Leipzig, Dresden, Berlin,
Magdeburg, Jörteburg, Antwerpen oder Den Haar. Und er gibt sich jetzt auch als Philosoph aus,
als Arzt, als Astrologer, als Alchemist und trifft ihm zu, getessen dann in Dresden auch
auf August den Starken, Kurfürst von Sachsen. Und bei Alchemie und August der Stärke vielleicht
klingelt da jetzt was bei dir ganz, ganz, ganz weit hinten. Oh ja, da klingelt was zum
Thema Porzellan. Richtig. Dieser Mann hatte nämlich 20 Jahre vorher, also bevor Theodor
von Neuhofer auf ihn trifft, einen weiteren Alchemisten einsperren lassen. Also jemand,
der behauptet hat, dass er Gold produzieren kann. Diese Person hat ihm stattdessen dann
Porzellan produziert. Das ist die Geschichte von Johann Friedrich Böttger, den ich in
einer absoluten Frühfolge porträtiert habe. Was heißt ein Absolut?
Wie lange gehen die absoluten Frühfolgen? Die absoluten Frühfolgen sind glaube ich 1
bis 10. Das war jetzt 22. Du hast dir jetzt auch schon das Absolut bezeichnet.
Hab ich Absolut gesagt? Ach so. Na gut, dann sind die absoluten wahrscheinlich 1 bis 30.
Okay, das ist sehr gut. Das ist das erste Jahr vielleicht. Jedenfalls er landet dort,
möchte hier auch irgendwie die Kunst August des Starken erlangen, aber das wird dann
auch alles wieder nix. Er hat dann auch so ein bisschen Angst davor, dass falls das irgendwie
mit der Alchemie falsch aufgenommen wird, dann könnte sogar in die Fänge der Inquisition
fallen, weil August der Stark jetzt ein Katholik ist. Also schwierig für ihn die Situation.
Und deswegen reist er weiter und er landet dann schließlich zu Beginn des Jahres 1733 in Genua.
Er steigt dort in einer Taverne ab und er trifft dort auf jene Männer, die den Rest seines
Lebens bestimmen sollten. Und zwar trifft er auf Korsische Rebellen. Vor allem zwei zuerst.
Ein gewisser Pater Erasmu Ottikoni und ein Sebastian Costa. Beide waren sie in einer
Rebellion Korsikas gegen Genua verstrickt, die zu jenem Zeitpunkt schon im vierten Jahr war.
Du fragst dich jetzt aber, Richard, was hat es eigentlich mit Korsika Anfang des 18. Jahrhunderts
auf sich? Ich wollte tatsächlich gerade fragen, wieso hat Genua Korsika und der Kontrolle?
Vielleicht nur zuerst einmal zur geografischen Einordnung Korsikas. Es soll ja noch andere
geben, die so wie ich geografische Nacker-Buzzle sind. Korsika eine Insel im westlichen Mittelmeer,
südlich von Frankreich, nördlich von Sardinien, ungefähr 270 Kilometer lang,
80 Kilometer breit, mit einer Fläche von 8.700 Quadratkilometern. 1,2 Millionen Fußballfelder,
falls du dich fragst. Den Vergleich den habe ich jetzt noch gebraucht. Jetzt kann ich es mal vorstellen.
Und dann die Geschichte Korsika, die reicht bis weit in die Antike zurück und es ist eine,
die eigentlich bis auf kleine Ausnahmen immer schlecht für die Bewohnerinnen und Bewohner der
Insel ausging. Und zu Beginn des 18. Jahrhunderts steht Korsika unter der Macht von Genua. Genua,
eine ehemals reiche und mächtige, mittlerweile aber eher eine kleine, trotzdem noch reiche
Republik und eine Republik, die, wie wir auch noch mitkriegen werden, von so gut wie niemanden
gemocht wird. Genua galt als arrogant, kleinlich und in Europa hatte Genua im Grund so gut wie
keine Verbündeten. Es gibt der italienische Sprichwort aus jener Zeit, das besagt, dass Genua
eine Stadt der Berge ohne Bäume, ein Meer ohne Fische, mit Männern ohne Glauben und Frauen ohne
Ehre war. Also, zu mich hat der Tobauk eigentlich für jene Zeit gleich so pauschal über ein
ganzes Land zu urteilen. Korsika galt zu jener Zeit offiziell als Königreich, zumindest in
den offiziellen Dokumenten Genuas. Allerdings neiligenderweise war der König kein Korsi,
sondern der jeweilige Doge Genuas. Die wurden dann immer auch zu den Königen Korsikas gekrönt.
Und Genua regiert Korsika, wie sie auch schon damalige Beobachter beschrieben haben, mit
eisener Faust. Genua hatte ein Monopol auf alles, was in Korsika produziert wurde. Hat die Produkte
zum halben Marktpreis eingekauft, besteuert das Ganze dann aber auch noch kräftig. Und die Steuern
waren auf Korsika oder in Korsika tatsächlich so hoch, dass 92 Prozent des korsischen Vermögens,
also Landereien, Gebäude etc., entweder verkauft, belehnt oder den Genuesen versprochen wurden,
um sie bezahlen zu können. Selbst das Jagen und das Fischen war den Korsen verboten, was dann sogar
dazu geführt hat, dass Küsten nahe Dörfer zerstört und ins Landesinnere verlegt wurden,
damit die Leute auch nicht fischen. Das sorgte dafür, dass viele Familien Korsika verließen
oder zumindest ihre Söhne davon überzeugten, dass sie das tun. Und es ist deswegen kein Wunder,
dass schließlich gegen Genua rebelliert wurde. Eine Rebellion, die von Genua mit allen Mitteln
niedergeschlagen wurde. Also nicht zuletzt, weil Korsika ja quasi der letzte Teil eines Reichs
war, dass im Laufe der Jahrhunderte beinahe all seine Gebiete an Benedig, an Sosmanische
Reich oder an Spanien verloren haben. Ich wollte gerade sagen, so im Vergleich war ja wahrscheinlich
Benedig so der große Gegenspieler in den Jahrhunderten vorher. Ja, genau. Und Theodor von Neuhoff, der trifft
jetzt also auf diese Rebellen und er ist sofort Feuer und Flamme für ihre Sache. Sie treffen
sich in Livorno, ein Staat, die nicht unter der Kontrolle von Genua stand, weil es in der Toscana
lag oder liegt. Und gleichzeitig ist es der einfachste Ort, um von und nach Korsika zu kommen.
Nur vielleicht zur Orientierung. Nördlich von Korsika ist Genua und Livorno bzw. Toscana ist
dann so nordöstlich. Also von der Korsischen Stadt Bastia kann man übersetzen nach Livorno.
Inspiriert von den Rebellen reist von Neuhoff jetzt zuerst einmal einige Male in Kognito
nach Korsika. Und es ist jetzt wohl auch einem Zufall zu verdanken, dass er bald in der Gunst
der Rebellen auch sehr hoch steht. Genua hatte nämlich in der Zwischenzeit, um diese Rebellion
in den Griff zu kriegen, Tausende Soldaten nach Korsika geschickt, vor allem auch Truppen,
die sie von Österreich erhielten. Es ist nämlich so, obwohl Genua keine Verbündeten per See
gehabt hat zu jener Zeit, war es auch so, dass keine der Großmächte wollte, dass irgendein
Rivale Korsika erhält. Und im Fall von Österreich war es so, dass sie Truppen geschickt haben,
einerseits für Geld, andererseits aber auch, weil sie vermeiden wollten, dass Korsika an
Spanien fällt, zum Beispiel. Und im Zuge dieser Aktionen bzw. im Zuge dieser Belagerung Korsika,
ich meine, es gab schon immer genuesische Truppen auf Korsika, aber jetzt versuchen sie eben diese
Rebellion niederzuschlagen. Und im Zuge dieser Aktionen werden dann vier Rebellen gefangen,
genommen und von der Insel gebracht und zum Tode verurteilt. Und Genua setzt jetzt alles daran,
dass diese Exekutionen tatsächlich auch durchgeführt werden. Es geschieht allerdings nicht. Stattdessen
im Mai 1733 kommt die direkte Anweisung aus Wien, die Gefangenen freizulassen. Und in der
Geschichtsschreibung wird diese dann doch recht überraschende Freilassung vor allem Theodor
von Neuhoff zugeschrieben. Und es ist auch nicht ganz so unwahrscheinlich, dass er was damit zu tun
gehabt hat. Richtige Beweise haben wir nicht. Aber es war eben so, dass er durch seine viele
Zeiten an den Höfen Europas verbracht hat, unter anderem eben auch in Wien, dass er einfach sehr
gute Verbindungen gehabt hat. Es gibt auch eine Theorie, dass er über ein paar Ecken mit einem
der Kommandanten, die von den Habsburgern nach Korsika geschickt worden waren, verwandt war.
Was wichtig ist, ist, dass die Rebellen jetzt davon überzeugt waren, dass diese Freilassung der
Gefangenen von Neuhoff zu verdanken war. Und sie lassen sich jetzt tatsächlich auf Gespräche mit
ihm ein, wie sie Korsika oder wie er Korsika zur Unabhängigkeit verhelfen kann. Die Schwierigkeiten,
vor denen sie standen, die waren nicht unerheblich. Also zuallererst hatten sie natürlich Probleme,
Waffen und weitere Ausrüstungen nach Korsika zu kriegen. Man hätte aus der Toskana besorgt
werden sollen, aber dieser Seeweg wurde von Genoa blockiert. Außerdem, und das erkennt von Neuhoff
auch recht schnell, hatten sie überhaupt keine Pläne, wie sie die Insel tatsächlich verwalten
sollten, wie sie dafür sagen sollten, dass die Insel wirtschaftlich auch auf eigenen Füßen
stehen kann. Es gab also die Sache, die gute Sache, wenn man so will, der sie sich verschrieben
haben, für alles andere gab es aber keinen Plan. Von Neuhoff, der macht ihnen jetzt sein Angebot.
Sollte es jemand schaffen, ihnen die nötigen Ressourcen zukommen zu lassen, mit denen sie
ihre Freiheit erlangen würden, würden sie dann jene Person zu ihrem König machen. Und die Rebellenführer
stimmen zu. Und jetzt beginnt eine Mammut-Aufgabe für Theodor von Neuhoff, die ungefähr drei Jahre
dauern wird. Und der sich widmen wird, wie sonst nichts in seinem Leben zuvor und auch nicht danach.
Aus dem Boot, wie vielleicht? Immer wieder. Das ist wiederkehrend. Wird es nachher auch noch
hören. Er beginnt jetzt einmal damit, zu all den Personen zu gehen, zu den Ärtlingen, zu den
Höfen, wo er sich erwartet, dass er Unterstützung findet. Er borgt sich Geld. Zuerst einmal in
Florenz, dann geht er weiter nach Rom, wo ein Korser, der im Haushalt des französischen Konsuls
arbeitet, im Geldbleitz. Dann geht er weiter nach Neapel, um dort mit einer spanischen Adeligen
zu sprechen, die er kennt. Dann wieder zurück nach Livorno, wo er sich von Mitgliedern der
jüdischen Gemeinschaft geltborkt. Und dann setzt er sogar über nach Tunis, wo er sich daran macht.
Und hier können wir jetzt auch wieder auf eine Folge verweisen, die du gemacht hast. Nämlich
GAG160 über die Barbareskingstaat. Er macht sich nämlich dort daran, von den Regenten dieser
jeweiligen Staaten Unterstützung zu bekommen für seine Sache. Es ist eine komplexe Sache. Es
kommt ihm dann auch wieder jemand zu Hilfe, mit dem er während seiner langen Jahre durch Europa
zu tun gehabt hat. Aber er schafft es tatsächlich, die Unterstützung des Bay von Tunis und des
Sultanas von Marokko zu kriegen. In erster Linie mit Versprechungen, guter Handelsbeziehungen
beziehungsweise auch der Möglichkeit auf Korsiker Handelsstützpunkte einzurichten. Das Ganze
verläuft nicht völlig reibungslos. Diese Tour, der er macht durch Europa auf der Suche nach
Geld und Unterstützung. Er wird zum Beispiel im Jahr 1735 einmal verhaftet, weil ihm einer seiner
Gleube über den Weg läuft. Es zieht sich auch so ein bisschen so durch sein Leben, dass er immer
wieder eingesperrt wird und immer wieder rauskommt. Entweder er flieht oder er hat Beziehungen, die
dafür sorgen, dass er losgekauft wird beziehungsweise, dass er freigelassen wird. Was ihm allerdings
hier während dieses Gefängnis Aufenthalts zustößt, ist, dass er TÜVUS kriegt. TÜVUS,
das in den Gefängnissen zu jener Zeit weit verbreitet war. Für seinen Plan jetzt nach drei
Jahren das Unterstützungssammeln, die Insel zu übernehmen und in die Unabhängigkeit zu schicken,
ist jetzt eigentlich die beste Zeit gekommen, die möglich ist, weil die Umstände auch entsprechend
gut sind. Seit 1733 sind die Großmärchter Europas damit beschäftigt, den polnischen
Thronfolgekrieg zu bestreiten. Was bedeutet, dass österreichische und französische Truppen nicht
in der Lage sein würden, Genua zu Hilfe zu eilen. Auch die Kosten für Schweizer Söldner waren
deshalb zu jener Zeit gerade schwindelerregend. Wie am Anfang dieser Folge schon beschrieben,
landete also am 15. März 1736 unter großem Beifall auf Korsika und sofort nach seine
Ankunft werden die Waffen, darunter 700 Musketen, sechs große und sechs kleinere Kanonen, ein Dutzend
fester Schießpulver und sechs fesser Kanonen und Gewehrkugeln und jede Menge türkisches und
venezianisches Gold ausgeladen. Und Theodor von Neuhoff wird jetzt auch offiziell von einem
korsischen Konvent zu ihrem neuen ersten unabhängigen König gewählt. Und der ist jetzt Theodor der
erste. Wie reagieren die genuisischen Soldaten? Ja, sie. Dieses Königtum, das jetzt hier eingerichtet
wurde, das war zwar erblich, allerdings besagt die Verfassung, dass der König immer von der
Zustimmung von zumindest 24 freige Wäten Korsen abhängig war. Als Flagge für das Landwäter ein
Motiv, das angelehnt ist, an jenes von Aragon, die Korsika auch eine Zeit lang besetzt hat,
beziehungsweise regiert hat. Es ist der Kopf eines schwarzen Sklaven mit weißem Stirnband. Kennst
du vielleicht? Das ursprüngliche Motiv hat das Band eigentlich über den Augen gehabt. Er
verschiebt es aber nach oben als Symbol eines Befreitenssklaven. Diese Flagge übrigens,
die hat Korsika heute noch. Interessant. Die neue Verfassung wird ebenfalls zu jener Zeit
ratifiziert und darunter sind auch so Dinge, wie das nur Bewohnerinnen und Bewohner Korsikas dort
Grund besitzen dürfen. Deswegen auch alles, was den Gegnern des Königreichs gehört, wie es
formuliert wird. Einfach an natürlich Genua, dass all dieser Besitz übergeht in den Besitz
Korsikas bzw. der Korsen und auch die Herdsteuer bzw. der Höchstsatz dieser Steuer, die von allen
Haushalten eingehoben wird. Diese Steuer wird gedeckelt ebenfalls wie der Preis für Salz. Es soll
eine Universität eingerichtet werden, sowohl für Naturwissenschaften als auch für Literatur,
Philosophie, Geschichte etc. Außerdem befreit das Sklaven und ruft eine Art Religionsfreiheit aus.
Das Sklavenbefragung übrigens auch ein taktischer Schlag gegen die Genuesen, die für ihre
Marine vieles Sklaven benutzt haben. Da hätten wir dann auch wieder ein bisschen die Verbindung zu
den Barbaresken-Staaten. Also insgesamt ganz schön progressiv. Ganz schön progressiv. Er gründet auch
an den eigenen Ritterorden, der für das Königreich kämpfen soll. Seinen vorläufigen Sitz hat er
jetzt einmal im Haus des Bischofs gern in der Geschichtsschreibung heißt, dass es ein Bischofs
Palast war. Tatsächlich einfach nur ein einfaches Haus gegenüber der Kirche gewesen. Und gemeinsam mit
einem der Rebellenführer, den ich vorhin schon erwähnt habe, Costa, macht er sich jetzt also
daran, administrative und militärische Restrukturierungen durchzuführen und er macht es sehr gut.
Der Plan ist nämlich gleich einmal, die noch auf der Insel stationierten Genuesen zu vertreiben und
das wird in die Tat umgesetzt. So wird zum Beispiel relativ schnell die Hafenstadt Porto Vecchio
eingenommen. Er zieht dann auch gegen die Hafenstadt Bastia und lässt sie von einem der Rebellenführer
im gewissen Jacintio Pauli belagern. Allerdings aus nicht wirklich geklärten Gründen und es
könnte gut sein, dass es eifersucht auf den Monarchen war, verlässt dieser Pauli irgendwann mit
seinen Truppen die Belagerung kurz bevor sie erfolgreich gewesen wäre. Und Bastia bleibt
damit in den Händen Genues und gibt ihnen auch die Möglichkeit dort neue Truppen hinzuschicken.
Und Bastia, weil ich es vorhin auch erwähnt habe, ist eine wichtige Hafenstadt, weil hier auch die
Verbindung zu Divano ist. Und diese Tatsache, dass Bastia nicht eingenommen wird, es nimmt
gleich einmal so ein bisschen den ersten Schwung aus der Sache. Vor allem, weil Genua gar nicht daran
denkt, Korsica einfach so aufzugeben. Sie senden mehr und mehr Truppen auf die Insel. Gleichzeitig
schicken sie ihre Agenten durch ganz Europa, um Informationen über Tier oder von Neuhoff einzusammeln.
Weil sie eigentlich gar nicht genau wissen, wer ist der Typ, der auf dieser Insel ist und sagt,
hey, ich bin der König. Und die Insel ist unabhängig. Und sie erstellen so eine Art Dosier,
das dann zirkuliert, das vor allem auch auf Korsica zirkuliert, das Tier oder von Neuhoff
deservieren soll. Also auch bei den Korsen in Verruf bringen soll. Und nachdem von Neuhoff in
den Jahrzehnten davor jede Menge Dinge angestellt hat, steht auch sehr viel in diesem Dosier. Es gibt
dann auch relativ bald interne Streitigkeiten. Also manche Offiziere widersetzen sich seinen Anweisungen.
Es gibt auch Verschwörungen gegen ihn. Einer dieser Verschwörer wird sogar hingerichtet,
ein gewisser Lucioni, der vorhatte, von Neuhoff an die Genuaes zu übergeben. Und auch der vorhin
erwähnte Jacinto Paoli hat einen großen Anteil daran, dass sich bald die Stimmung ein bisschen
gegen Neuhoff richtet. Und als schließlich dann ein hoher Offizier von Neuhoff, also in der Armee,
ein gewisser Fabiani ermordet wird, ist auch klar, dass nicht alle auf Korsica für den König sind.
Es heißt gerne mal in der Geschichte über Theodor von Neuhoff, dass er schließlich Korsica
wegen einer Blutrache fliehen muss. Und das bezieht sich auf den Tod dieses Offiziers,
beziehungsweise auf den Lucioni, der wegen einer Verschwörung hingerichtet worden war. Es waren
nämlich so, dass die vier Personen, die diesen Fabiani getötet hatten, die waren Mitglieder des
Klans des hingerichteten Verschwörers. Allerdings um hier jetzt noch einmal Julia Gaspert zu bemühen,
die Artur in der Biografie, sie ist nicht so überzeugt davon, dass sich tatsächlich eine
Blutrache gehandelt hat. Sie zeigt nämlich auch, dass dieser Fabiani mit dieser Hinrichtung des
Verräters bzw. Verschwörers so gut wie nichts zu tun gehabt hat, dass sie tatsächlich beide auch
befreundet waren. Sie glaubt eher, dass der vorhin erwähnte Pauli dahinter stand, weil der von
Anfang an von Neuhoff gegenüber sehr kritisch eingestellt war. Und auch so der Meinung war,
dass er hier eine Rolle einnimmt, die eigentlich an Korsi einnehmen müsste. Der wollte selber
König werden. Jedenfalls im Laufe der folgenden Monate kommt zu weiteren Gefechten. Die Korsen
müssen einige Niederlagen erleiden, können aber auch einige Siege erringern und tatsächlich im
November des Jahres 1736 sieht es für Korsika auf jeden Fall besser aus als noch ein Jahr zuvor.
Also die Bevölkerung hat jetzt zum Beispiel genug zu essen, weil vorher hat am grossen Teil der
Bevölkerung gehungert. Was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sie die sehr guten Ernten,
vor allem Getreide, Kastanien und Öl, dass sie das jetzt nicht mehr nach Genua abgeben müssen,
beziehungsweise günstig an Genua verkaufen müssen und dazu auch noch hohe Steuern zahlen,
stattdessen können sie auch die Kornkammern für einen kommenden Winter füllen. Die Genuisen
allerdings waren noch immer nicht vollständig von der Insel vertrieben. Was allerdings nicht
wirklich der Fehler von von Neuhoff war, sondern eher darauf zurückzuführen war, dass seine Pläne,
die er gehabt hat oder sein Plan, der eigentlich sehr solide war, dass der nicht immer so ausgeführt
worden ist, wie es von ihm vorgesehen war. Auch war es so, dass versprochen worden war,
dass Hilfstruppen aus Marokko kommen würden. Also von Neuhoff soll das versprochen haben,
dass die auch kommen, die treffen wir aber nicht ein. Aber ist er jetzt eigentlich noch auf der Insel
von Neuhoff oder ist er von geflohen? Ja, der ist auf der Insel. Und von Neuhoff, der ist jetzt noch auf
der Insel erweist, aber dass er mehr Unterstützung braucht. Und er beschließt dann im November die
Insel zu verlassen, um eben jene Unterstützung zu finden. Und er macht es wohl auch, weil die Stimmung
auf Korsika mittlerweile so ein bisschen umgeschlagen hat. Und er weiß, dass er dem entgegenwirken muss
und dass es mehr Unterstützung grundsätzlich für diese Rebellion braucht. Er verlässt also die Insel
und obwohl er in den nächsten Jahren zweimal wieder auf die Insel zurückkehren wird, es ist mehr
oder weniger das Ende seiner Herrschaft auf der Insel. Die Sache ist nämlich die, er ist jetzt ein Monarch
auf der Flucht. Genoa hat Kopfgelder noch und Nöcher auf ihn ausgesetzt. Und selbst seine guten
Verbindungen zu den diversen Höfen in Europa, die helfen wir jetzt einfach nichts mehr. Wenige
Leute wollen, jetzt hat sich jemanden unterstützen, der so noturisch ist. Er muss teilweise auch
verkleidet durch Europa reisen. Er lässt sich an großen Bart wachsen. Er wird reinweise an den
Höfen abgelehnt. Er muss alle möglichen Dinge versetzen, damit er sich das leisten kann. Und
gleichzeitig holt ihn jetzt auch wieder seine Vergangenheit ein nämlich gläubiger aus alten
Tagen, wo er ihr Geld wieder haben. Vor denen muss er jetzt auch flüchten. Trotzdem gelingt
ihm und das zeigt, wie überzeugend er war, trotzdem gelingt ihm tatsächlich wieder Geld für eine
neue Flotte aufzustellen und zwar in den Niederlanden, also in Holland. Und er landet zwei Jahre später mit
ein paar Schiffen wieder auf Korsika. Allerdings in der Zwischenzeit ist auf Korsika einiges
schiefgelaufen. Also der vorhin erwähnte Pauli hat sich zwischenzeitlich wieder auf die Seite
der Genoesen gestellt. Viele Nationalisten, also die die Korsika zum eigenen Land machen wollten,
wurden im Zuge dessen getötet und viele der ursprünglichen Rebellenführer haben die Insel
schon wieder verlassen. Außerdem, und das wiegt fast noch schwerer, Frankreich hat jetzt vor allem
auch auf Betreiben Genoas ebenfalls Truppen auf Korsika und die Franzosen verhalten sich nicht
viel besser als die Genoesen. Und diese niederländische Flotte mit der Theodor von Neuhoff ankommt
die Segeln auch bald wieder ab, weil es wurde ihnen von ihm eigentlich versprochen, dass es Wahn
gibt, die übergeben werden quasi als Gegenleistung und das passiert nicht. Und von Neuhoff muss
jetzt auch wieder von der Insel fliehen. Trotz seiner unermüdlichen Versuche in den nächsten
Jahren weiterhin neues Geld, neue Waffen, neue Unterstützung für Korsika aufzutreiben, wird
sie nie wirklich gelingen. Auch nicht nachdem er seine Neffen und zwei seiner Kursäos nach Korsika
geschickt hat, damit sie dort quasi an seiner Stadt kämpfen, während er sich voll und ganz der
Geldbeschaffung und der Beschaffung der Unterstützung widmen kann. Er wird noch einmal nach 1741,
nachdem die Franzosen abgezogen waren, mithilfe Englans Versuchen auf Korsika mit Truppen zu
landen, sie machen das auch kurz die Engländer ziehen und aber ihre Unterstützung wieder zurück,
als klar wird, dass die Unterstützung auf Korsika für den König so gut wie nicht mehr existent ist.
Von Neuhoff verlässt er natürlich auch wieder Korsika und er landet dann schließlich irgendwann
in London. Und hier, nach einigen Jahren, als interessanterweise gern gesehener Gast bei diversen
politischen Größen adligen, wird er schließlich wieder verhaftet. Und zwar wieder aufgrund seiner
Vergangenheit, weil es tausende offene Schuldscheine gibt, die er nie bezahlt hat. Es ist auch so,
dass das Ganze angetrieben wird von einem gewissen Jean-Baptiste Gastaldi, dem genoesischen
Botschafter in London. Und der sorgt dafür, dass von Neuhoff jetzt wegen all dieser Schulden
eingesperrt wird. Womit wir jetzt bei jener zweiten Szene angekommen werden, die ich aus Kandit
zitiert habe, der König im Schulturm. Er bleibt dort nämlich bis zum Jahr 1755,
als er dann im Zug einer Generalamnestie freigelassen wird. Er empfängt, aber während er im Gefängnis
ist immer wieder bekannte Leute, vor allem auch Autoren, zum Beispiel an gewissen Horace Walpole,
den kennst du vielleicht, oder Tobias Mallett. Walpole ist ihm sehr zugeneigt, schreibt auch
Artikel über ihn. Und nach seiner Freilassung, im August 1755, macht er noch einmal eine Reise
nach Corsica und zwar vom britischen Schiff, das die Rebellen mit Ausrüstung versorgen will. Es ist
nicht klar, ob er tatsächlich die Insel betrat, aber wahrscheinlich hatte Corsica noch einmal gesehen.
Als er zurückkehrt, wird er allerdings wieder eingesperrt, wieder auf Betreiben von Gastaldi
und zwei Tage nach seiner Entlassung stirbt er dann schließlich am 11. Dezember 1756.
Sein Grab in der kleinen St. Enns, oder nicht einmal so klein, aber in der St. Enns-Church im
London of Soho, das ziert ein Gedicht von Walpole und das würde ich jetzt gern vorlesen, das ist
nämlich ganz schön. The grave, great teacher to a level brings, heroes and beggars, galley slaves
and kings, but theodore, this moral learned here dead, fate put its lessons on his living head,
bestowed a kingdom and denied him bread. Also auf Deutsch jetzt von mir übersetzt,
weil ich habe keine Übersetzung gefunden, gar Deutsch, das heißt es reimt sich nix und das
ist wahrscheinlich hässlich, aber auf Deutsch so viel wie das Grab großer Lehrmeister bringt
alle auf einen Stand, Helden und Bettler, Galleyern, Sklaven und Könige, aber Theodore,
der hier tot liegt, erkannte, dass das Schicksal seine Lehren auch auf seinen lebenden Kopf
ausschüttete, gab ihm ein Königreich, aber verwährte ihm Brot. Das glaube ich schon gerne,
dass die Schriftsteller sich mit ihm umgeben haben, weil der konnte halt wahrscheinlich so
viele Geschichten erzählen, die er in seinem Leben erlebt hat. Das war natürlich eine großartige
Quelle. Natürlich. Was wurde aus Corsica, also die Rebellion auf Corsica, die er liegt bald
einmal nach 1741 und nach mehreren Hin und Her, es gibt an den Frieden von Aachen, wo Corsica
weder Genoa zugeschrieben wird, allerdings gibt es dann gegen Ende des 18. Jahrhunderts einen
neulichen Aufstand, der erfolgreicher ist unter einem gewissen Pascal Pauli und es wird dann
schließlich die Korsische Republik ausgerufen, die wird aber nach ein bisschen mehr als am
Jahrzehnt dann schließlich von Frankreich unterworfen gegen den Widerstand Paulis,
muss man dazusagen und vielleicht hier noch so als kleines Titbit, der Sekretär von Pauli
also diesem Anführer der neuerlichen Rebellion und dann der Korsischen Republik, dessen Sekretär
bei niemand geringerer als der Vater Napoleon Bonaparte. Das wollte ich gerade sagen, weil
Napoleon der ist ja auch auf Corsica geboren. Richtig. Genau. Das ist genau die Zeit. Und
Unabhängigkeit ist heutzutage noch immer ein Thema auf Corsica, weil es ja noch immer zu
Frankreich gehört. Es war vor allem in den 1970ern auch ein Thema, wo mit auch radikalen
Methoden versucht worden ist, Unabhängigkeit beziehungsweise mehr Selbstverwaltung auch zu
erhalten. Diese Anstrengungen in den 1970ern, die haben dann leider auch einige Todesopfer
gefordert. Aber ja, heutzutage ist Corsica noch immer Teil von Frankreich und ich habe
gelesen, es gibt auch noch Parteien, die fordern entweder Unabhängigkeit oder zumindest eine
gewisse Souveränität und die haben in den letzten Wahlen, glaube ich, auch bis zu zehn Prozent
gekriegt. Interessant. Warst du schon mal dort auf Corsica? Ich war noch nie auf Corsica.
Sehr gut. Ich habe gerade nachdenken müssen. Ich war auf Koffu. Fängt ähnlich an. Also
fängt gleich an. Na, Corsica war ich noch nie, aber würde ich schon gerne mal hinschauen.
Ja, also mach mal da mal vielleicht einen HörerInnen treffen dort. Genau. Und ja, Daniel, das
war meine kurze Geschichte des Lebens von Theodor von Neuhoff, der einer der glühendsten Unterstützer
der Korsischen Rebellen Anfang des 18. Jahrhunderts war, aber relativ glücklos dabei war, dieses
unabhängige Königreich aufzubauen. Super spannend. Ich hatte vielen, vielen Dank für
die Geschichte und hätte ich gewusst, dass dieses Leben, dieses kurzzeitigen Korsischen
Königs so auflegen ist, dann hätte ich diese Hinweise gleich in eine Folge verpackt.
Nein, es ist lustig. Ich habe mich auch schon irgendwann einmal auf dem Schirm gehabt und
mir auch nicht so sehr damit auseinandergesetzt. Und jetzt vor kurzem hat Marc mich aber nochmal
auf den Geschichte von Neuhoff hingewiesen. Und dann habe ich mir gedacht, ja, jetzt mache
es einfach. Also ich finde es ja allein schon, wenn man sich so seinen Lebensweg anschaut.
Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass das typisch war, wahrscheinlich nicht, oder?
Also wahrscheinlich war es seinen Lebensweg, dass er in so vielen Orten war, dass er so
viele unterschiedliche Dinge gemacht hat, schon eher ungewöhnlich für die Zeit.
Relativ ungewöhnlich, aber auch nicht so ungewöhnlich für die Zeit, weil es ist ja die Zeit des
Absolutismus in Frankreich zum Beispiel, wo die Strukturen so sind, dass wir es in der
Natur des Absolutismus liegt, die die Macht, die absolute Macht beim Könige ist. Und viele
der Adligen, die haben nicht wahnsinnig viel Handlungsspielraum gehabt, sagen wir so. Und
deswegen ist es auch so eine Zeit gewesen, wo viele sich in anderen Bereichen betätigt
haben und wo so ein bisschen diese Blütezeit war, eben der Alchemisten, die durchs Land
gezogen sind und gesagt haben, sie können das und das machen oder auch so Leute wie
Mesmer, die dann kommen und mit so außergewöhnlichen Darbietungen und die Leute faszinieren. Und
deswegen, wie soll ich sagen, die Menge an unterschiedlichen Dingen, die er gemacht
hat, er wird gerne mal als ein politischer Abenteurer bezeichnet. Das ist schon außergewöhnlich
bei ihm.
Das ist nämlich genau das, was mich jetzt noch interessieren würde, weil man kann ja
seine Geschichte so erzählen, dass er einfach so ein Hochstabler war, der halt einfach jede
Gelingheit genutzt hat. Aber andererseits würde ich nicht einmal sagen, wenn du damals
durchs Land gezogen bist und gesagt hast, du bist ein Astrologer oder du bist ein Alchemist
und Astrologer, dann ist das nicht anders als wenn heute jemand sagt, du bist ein Astrologer.
Astrologie ist ja auch heutzutage nichts Ernst zu nehmen. Das war schon in der Zeit, hat
es schon gepasst, wie er agiert hat. Also dieses Intrigieren auch und sich dort dann gefallen
und dort dann gefallen und eine Hand wäscht die andere und so weiter. Das war nichts außergewöhnliches
für Höflinge zum Beispiel. Also schon sehr viel gemacht, auch vor allem seine Zeit,
wo er dann so durch Europa ist und überall vorstellig wurde und der unterschiedlichen
Namen und so weiter und als eben so etwas aufgetreten ist. Das ist schon außergewöhnlich.
Naja, aber das ist eben genau so. Und das meine ich mal, könnte die Geschichte schon
so erzählen, als wäre er ein Hochstabler. Aber so die Sachen, die er dann auch gemacht
hat, wie dass er sich dann zum König von Corsica grünen lässt. Einerseits folgte
da dem Protokoll. Also er ist auch ja tatsächlich bemüht darum, das auch wirklich umzusetzen.
Aber andererseits macht er dann halt doch was, was eigentlich nicht so, ja, also übernimmt
er sich eigentlich. Er übernimmt sich. Aber das Interessante hier ist auch einerseits,
dass zumindest so, wie Julia Gaspert es auch darstellt in ihrer Biografie, ihm war es
schon ernst, was die Sache in Corsica angeht. Also der hat das nicht einfach nur gemacht,
weil er gedacht hat, ah lustig. Dafür hat er sich viel zu sehr reingesteigt in das Ganze.
Er hat in diesen drei Jahren, in denen er Unterstützung in ganz Europa und auch Nordafrika
eingesammelt hat, hat im Grunde mehr getan, als die Rebellen in den drei Jahren alle
gemeinsam vor euch. Und gleichzeitig ist es auch so, dass er gar nicht in erster Linie
König sein wollte, beziehungsweise der Titel war ihm egal auch. Es wäre auch vielen möglich
gewesen, dass ihm ein anderer König wird und er einfach quasi der Berater oder wie
sie so sagen, so die graue Eminenz im Hintergrund. Weil ich gesagt habe, die Verhandlung an
den Tunis beziehungsweise bei den Barbareskenstaaten, da ist auch so, dass da öfter mal die Frage
war, ob jemand anderer König wird, weil er anderen den Königstitel versprochen hat,
damit sie ihn unterstützen. Also der hat alles ausgenützt, was man ausnützen hat, können
einen gefallen, den man jemandem geben kann oder gegen Geschäfte und solche Dinge. Er
muss wahnsinnig überzeugend gewesen sein, weil ich vorhin auch gesprochen habe von seinen
vielen Sprachen, die er spricht. Also er hat das natürlich ausgenützt, dass er die Sprachen
spricht und dass er sich auch ausgeben konnte in seiner Zeit in Europa als jemand aus Frankreich
oder als jemand aus Spanien oder als jemand aus Schweden usw. Er war auch so ordentlich
talentiert, was zu sagen geht. Und er hatte grundsätzlich auch viel erreicht für jemanden,
der aus dem Niederen Adel kommt. Und die Sache mit Corsica, die ist ja auch nichts, was irgendwie
erschwindelt hat oder so, sondern es war alles sehr offen und transparent und er hatte schon
sehr ernst gemeint. Was ich mich da immer frag, wenn Leute so, wie er so weit unterwegs
waren in Europa, also so wirklich so eine praktische Sache, es gab ja keine Geldautomaten,
die überall verteilt waren. Er hat aber überall gespielt und Schulden gemacht. Das heißt,
er hatte entweder sehr viel Geldmünzen dabei, die er dann jeweils ausgegeben hat, aber er
muss ja auch irgendwie Einnahmen generieren. Und das frag ich mich immer, wie das funktioniert
hat, weil ich meine, diese Schulscheine bedeutet ja, jemand gibt dir Geld, aber ich meine,
warum solltest du ihm immer Geld geben? Er hat ja nicht nur follow one. Also jeder,
der, schau mal, dem Glücksspiel an Heim gefallen, das weiß er, man gewinnt ja auch hin und wieder
und das ist dann auch der Moment, wo man weitermacht. Wo man sich dann so denkt, ja, ich kann da
tatsächlich und das, was ich gestern verloren habe, das kann ich heute gewinnen oder zurück
gewinnen und solche Dinge. Und er hatte ja auch nicht nur mit dem Glücksspiel seinen
Unterhalt verdient. Er hat ja auch eben andere Dinge gemacht und Geld und Gefallen und sonst
kriegt er für seine anderen Tätigkeiten während dieser Zeit, also durch Europa,
getingelt ist. Aber natürlich die Tatsache, dass auch dann Jahre später in London eingesperrt
wird und im Schulterm landet, das zeigt schon auch, dass er sehr, sehr viele Schulden gemacht
haben muss. Dass er nicht nur einmal von dann noch einmal eingesperrt wird. Also er hat
immer über seine Verhältnisse gelebt und hat sich wahrscheinlich den Großteil seines
Geldes immer ausgeborgt. Genau, aber das meine ich ja. Geld ausborgen heißt auch, jemand
hat dir Geld geborgt, jemand hatte irgendwann mal so viel Vertrauen in dich, dass er dir
Geld gegeben hat. Er glaubt, es war nicht das Problem bei ihm, dass er nicht überzeugend
genug war, dass er immer Geld gibt. Das Problem war, dass er es dann nicht zurückzahlt hat
und deswegen ist er wahrscheinlich auch von einem Ort zum nächsten, weil er immer vor
den Gläubigen flüchten hat müssen. Und ja, so viel zu Tugenden und Laster, die erklärt
hat in Versailles. Sehr gut. Richard, gibt es noch Literatur? Du hast schon ein Buch
angesprochen. Genau, also Julia Gasper ist quasi so die definitive Theodor von Neuhoff
Biografie. Sauteuer muss ich auch dazu sagen. Ich habe auch nur das Evo gehabt, aber das
salten oft so bei diesen akademischen Büchern. Aber nachdem es das Einzige ist, dass es wirklich
so verlässlich ist, führt kein Weg dran vorbei. Ich habe übrigens auch nachgeguckt, wer mir
die Hinweise geschickt hat und zwar Frank Niels und Ludmilla. Ich habe gesagt, es war
bei mir auch schon so am Schirm und Marc war dann so der Auslöser. Ich habe das auch
einigmal gekriegt. Ich habe den Hinweis erhalten von dem Podcast Löffelkraut, also Ella und
Stefan. Dann habe ich es erhalten von Michel, von Jan, von Michel oder Michel, von Henning,
von Carsten und von Chris über die Jahre. Also ist wahrscheinlich mit einer der häufigsten
Vorschläge, nehme ich mal an. Ja, interessant. Gut, Daniel. Dann würde ich sagen, beschließen
wir das Jahr mit dem, was wir sonst auch machen am Ende eines Podcasts. Genau, und zwar mit
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ihr alle Hinweise unter geschichte.fm.steady. Wir bedanken uns in dieser Woche bei Jochen
Julia, Iris Susanne, Peter, Jonas, Ingo, Matthias, Johannes, Markus, Natja, Christoph, Vincent,
Rico, Margarete, Johann, Bernd, Sandra, Simon, Tobias, Felix und Marius, Andreas, Kai, Melanie,
Claudia, Heike, Maximilian, Nils, Philipp und Jörg. Vielen, vielen Dank für eure Unterstützung.
Ja, vielen herzlichen Dank. Tja, dann würde ich sagen, Richard, mach mal doch das, was
wir immer machen. Richtig. Und geh mal dem einen das letzte Wort,
der es immer hat, Bruno Kreisky. Richtig, indem wir dem einen das letzte Wort geben,
der es immer hat. Nee, indem wir erstmal ein Feedback-Hinweis-Blog machen. Ich habe immer
schon gedacht, irgendwas passt nicht. Machen wir ein Feedback-Hinweis-Blog. Machen wir das.
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Eine Geschichte über einen Abenteurer, der zum König wird
Wir springen in dieser Folge ins 18. Jahrhundert, wo ein Mann aus niedrigem Adel mit viel Geschick, Überredungskunst und jeder Menge Versprechungen zum ersten König des kurzlebigen unabhängigen Königreichs Korsika wird.
Wir sprechen von Theodor von Neuhoff, der den Adel Europas wahrscheinlich kannte, wie kaum ein anderer, und sich dadurch an die Spitze einer Rebellion Korsikas gegen Genua setzte.
Das Episodenbild zeigt Theodor von Neuhoff in einem Kupferstich von Johann Jacob Haid um das Jahr 1740.
Die Biographie von Julia Gasper heißt "Theodore von Neuhoff: King of Corsica".
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