Apokalypse & Filterkaffee: Fesselnde Freiheit (mit Nele Pollatschek ins Wochenende)

Micky Beisenherz & Studio Bummens Micky Beisenherz & Studio Bummens 9/16/23 - Episode Page - 56m - PDF Transcript

Es ist Samstag, der 16. September.

Apokalypse und Filtercafé.

Die frisch gebrühten Schlagzeilen des Tages.

Mit Micky Beisenherz.

Einen wunderschönen Samstagmorgen.

Herzlich willkommen zu Apokalypse und Filtercafé.

Heute blicken wir ein bisschen auf das,

was uns im Föhritor, in der Gesellschaft,

in der Kultur und der Popkultur auf dem Herzen und Blei schwer

auf der Seele liegt.

Ich freue mich sehr, mit einer Person darüber sprechen zu dürfen.

Die für gewöhnlich brillante Texte überall diese Dinge schreibt.

Sie ist Autor, Schriftsteller.

Sie schreibt im Föhritor der süddeutschen Zeitung.

Aussegende

eine Rede an die Nation zu halten.

Nein, ich halte keine Rede an die Nation.

Ich glaube, wir dürfen uns alle nicht immer so ganz hochkochen,

sondern nach pragmatischen Lösungen suchen.

Deswegen keine emotionalen Worte von mir.

Ich bin hier ganz, ganz kühl und cool und frei jeglicher Emotion.

Eine Person, die ähnlich wie Tobias Hans,

der momentan ein Verfechter der Demokratie ist,

ist jetzt auch diese Person, die uns hier beschäftigen wird.

Das hat mich traurig gemacht.

Reiterstandbild von Angela Merkel zusammengebrochen.

Das entnehm ich dem Bayerischen Rundfunk,

das deutschlandweit einzige Reiterstandbild der früheren Kanzlerin.

Angela Merkel ist zusammengebrochen.

Bereits im Frühjahr gab es erhebliche Schäden

an der Skulptur des Künstlers Wilhelm Koch,

die in der Oberpfalz vor einem Museum aufgestellt war.

Und zwar im Landkreis Amberg-Sulsbach.

Da ist es wohl im Frühjahr schon zu erheblichen Schäden gekommen,

da ist der Pferdekopf abgebrochen

und die Hand von Angela Merkel abgefallen war.

Und jetzt ist das ganze Ding zusammengebrochen.

Da spreche ich natürlich auch mit der Föhtonistin.

Ist das auch wieder ein Synonym für die Kanzlerschaft

und die Nachkanzlerschaft von Angela Merkel?

Du fängst jetzt mit der absolut schönsten Story an für mich.

Ich hab alles daran, ist schön.

Auch, als die Hand abgebrochen ist, dass sie erst mal mitklebt,

dass der Künstler sich mit Krebeband fixiert hat.

Es hat mich so gerührt, dass sie blickt nach Osten.

Dass also diese Kanzlerin, die nach Osten blickt,

jetzt zusammengebrochen ist.

Ich find, es ist sozusagen ...

Ich weiß nicht, in Roman würde ich's nicht schreiben,

weil's zu fett ist, glaub ich, als insgesamt.

Ansonsten hab ich mich dann gefragt, ob nicht eigentlich ...

Also, der Künstler sagt, dass das Problem ist,

dass die Plastik aus Leichtbeton ist

und dass die im Außenbereich, für den Außenbereich nicht geeignet sei.

Und dann frage ich mich, ob man nicht eigentlich jede Statue

von jedem Kanzler und jedem Politiker immer aus Leichtbeton machen sollte.

Ob das nicht auch irgendwie sozusagen gut für die Demokratie ist,

dass man baut das Denkmal und nach vier Jahren Berichts zusammen.

Ich glaub, keine Statue länger als eine Legislaturperiode.

Anders als ein Leben der Ex-Kanzler,

die quasi als Leben das Denkmal vor den Leuten zerfallen.

Genau.

Aber es ist schon lustig, weil grade die Kanzlerschaft von Angela Merkel

an sehr viele Menschen sagen, also, wir werden sie noch vermissen.

Viele haben sie schon, also, während sie noch da war, schon vermisst.

Und jetzt hast du dieses schon eigentlich ja auch sehr plumpe Gleichnis,

dass das Denkmal Angela Merkel vor den Leuten wirklich zerbröselt.

Also, das ist ja noch nicht mal eine Metaebene,

weil es ja als ... das ist ja so offensichtlich, was da stattfindet.

Aber jetzt mal was anderes.

Reiter, ist denn Angela Merkel, ist sie jemals in ihrem Leben geritten?

Die hat doch auch eigentlich eher Angst vor großen Hunden

und alles, was größer ist als große Hunde,

die ist mir nicht als Reiterin bekannt.

Jetzt Frank Leefeldt und Christian Lindner, da würde ich sagen ja klar.

Reiterstand, aber Merkel?

Nein, alles, ich hab die damals schon mal mir angeschaut

und mich darüber gefreut, als sie neu war.

Und hab sie jetzt heute noch mal gegugelt,

es ist wirklich, es ist alles daran, ist so rührend falsch.

Also, man denkt, das ist nun wirklich, also Merkel.

Und dann hat sie auch die Raute gehabt, also ganz klassisch,

aber sie sitzt halt auf dem Pferd und man fragt sie ...

Und macht die Raute?

Also, diese Frau hat die Zügel nicht in der Hand.

Man merkt, sogar auf der Statue kann sie nicht reiten.

Also, es ist eine Reiterstatue, die sozusagen noch mal zementiert,

diese Frau kann nicht reiten, was ich an ihr aber auch sehr sympathisch.

Also, ich vermisse sie ja, ich gehöre zu denen, die sie vermissen,

obwohl ich sie natürlich nie gewählt habe und nie gewählt hätte.

Aber wieso viele bin ich auch Opfer ihres mangelnden Charms geworden?

Also, ich glaube, ich fand es immer wahnsinnig gut,

dass sie nicht verkaufswirksam ist.

Also, ich fand es immer gut, dass ich gedacht habe,

diese Frau wäre niemals im Fernsehen,

hätte nicht irgendwelche Apprentices feuern können,

wäre niemals ins Dschungel-Camp gegangen.

Ich glaube, vielleicht wichtigstes Kriterium für Kanzlerschaft

würde nie ins ... in den Dschungel gehen.

Ja, das ist wahr.

Für andere andere in den Dschungel, aber nicht für die Kanzlerschaft.

Also, auch ihr eine Statue zu bauen, die eigentlich nur verdeutlicht,

dass sie niemals auf ein Pferd gehört, alles daran ist schön.

Es gibt sie noch.

Die gute Nachricht.

Münchner Oktoberfest 2023 zum 188. Mal

öffnet das größte Volksfest der Welt.

Und das interessiert auch die Leserinnen und Leser

der Rheinischen Post pro Jahr.

Kommen um die 6 Mio. Besucher, knapp 20 Prozent reisen aus dem Ausland an.

Wer noch einen Tisch in einem Zelt ergattern möchte,

muss sich anstrengen.

Ich komme ja gerade aus dem wunderschönen Bayern,

respektive München zurück.

Da hab ich gesehen, dass die Aufbauten bereits beginnen.

Die ersten Taxifahrer haben mir schon ihr Leid geklagt,

weil sie natürlich Sonderschichten kloppen müssen mit Leuten,

die ihn regelmäßig dann auf die Rückbank reiern.

Das wird spektakulär.

Und ich gehe davon aus, dass wahrscheinlich auch in den Redaktionsstuben

der Süddeutschen Zeitung,

da in den nächsten drei Wochen

wahrscheinlich einfach niemand mehr anzutreffen ist.

Wir müssen jetzt ganz vorsichtig sein.

Wenn ich mich recht entsinne,

hatte meine brillante, fantastische Chefin

vorletztes Jahr die Idee, uns mal ein Tisch zu reservieren.

Und dann war aber Corona und die Vorstellung,

man sollte auch nicht die ganze Redaktion gleichzeitig

in ein Festzelt mit dir schleudern.

Ja, möglich.

Und dann haben wir es in letzter Sekunde ...

Vielleicht erinnere ich mich falsch, aber ich hab ganz große Angst,

dass Laura irgendwann auf die Idee kommt,

uns aufs Oktoberfest zu schleppen.

Deswegen möchte ich gerne, dass wir jetzt nicht erwähnen,

dass es demnächst starten.

Du willst ja jetzt nichts anstoßen.

Ja.

Liebe Grüße, Laura Herrtreiter, sie ist, glaub ich,

im besten Sinne würde ...

Was sagt man dann? Zünftig ist dem Brauchtum zugewandt.

Leutselig, gesellig?

Nein, ich glaube, nein, nein, nein, nein, nein.

Das darfst du alles so ...

Manchmal sind alles Schifffren für Alkohol-Ex,

für Bereitschaft zum Alkohol-Ex-S.

Ja, das wollen wir ja nicht.

Aber ich bin ja ganz klar, das sieht man ja eindeutig,

ich bin ja ganz klar ein Typ fürs Käferzelt.

Das ist ja offensichtlich.

Wo geht man denn dann so hin,

wenn man vielleicht so dem gediegenen Genuss zugetan ist?

Oder ist das dann generell, geht nur entweder Vollgas oder gar nicht?

Kann man da nicht einfach nur mal gucken?

Auf dem Oktober, ich weiß es nicht,

ich hab mal wieder, sind mir die Worte jedes Jahr,

sechs Millionen Besucher.

Und alles in mir, ich krieg sofort eine Panik,

also ich krieg sofort die große Panik,

ich möchte nicht mit so vielen Menschen.

Die kommen ja nicht alle an einem Tag.

Ja, aber sind das mehr als fünf?

Sind da mehr als fünf gleichzeitig, weil dann bin ich raus.

Es ist wirklich interessant, mehr als sechs Millionen Menschen,

60 Prozent der Besucher stammen aus München,

12 Prozent aus Restbayern,

dann gibt es noch die 19 Prozent, die übrigen,

die kommen meistens aus Italien, den USA, England, Österreich,

aber eben auch aus Australien.

Also es herrschen starke Migrationsbewegungen

zur Zeit des Oktoberfestes.

Das darf ich durch März nie erfahren.

Wahnsinn, wenn er das ...

März muss grauenhaft.

Aber die bringen ja Geld mit.

Die bringen ja Geld mit,

und weil sie ja alle dem Alkohol sehr zu geneigt sind,

sie sind höchstwahrscheinlich auch keine Muslime,

die sind nicht unionsseitig schon mal.

Da geht der Puls dann auch schon wieder ein bisschen runter.

Wahrscheinlich. Aber schön ist nicht.

Schön ist nicht.

Es gibt wohl auch demnächst so eine Art ...

Ich glaub, es gibt jetzt immer Neuerungen, neue Fahrgeschäfte.

Und dann gibt es, glaub ich, so eine Art VR-Brille.

Es gibt jetzt irgendwie das Oktoberfest,

wohl auch in einer Virtual Reality-Version,

dass man ganzjährig das Oktoberfest genießen kann.

Ich glaub, sich übergeben und irgendwohin strullern,

muss man allerdings noch an eine ...

Sag mal, ich muss nur mal, nur um das jetzt einfach zu klären.

Du gehst da gerne hin.

Nein, ich bin überhaupt kein ...

Also, Niki ist sowieso schon mal der im besten Sinne

asozialste Mensch überhaupt.

Aber schön.

Die ist gesellschaftlich ein Anlass.

Wir können Freunde wert aus der Ferse.

Ja, ich glaub auch, sie schwärmt eh sehr von dir.

Ich soll dir ganz liebe Grüße bestellen.

Vielen, vielen Dank.

Selbst ich tue mich schon mit größeren Menschenmengen

einigermaßen schwer, für Niki ist es gar nichts.

Das ist für mich auch ein Volkfest.

Oder größeren Menschenansammungen.

Der Kölner Karneval, damit kannst du mich wirklich ...

Also, da fehlen mir auch die Superlative, um das zu vergleichen.

Beim Oktoberfest könnte ich mir noch vorstellen,

an so einem schönen Nachmittag mich da einfach irgendwo hinzusetzen,

mir so ein Helles reinzuknallen und mir die Leute anzugucken.

Das halte ich noch für denkbar.

Aber sobald das so in den Humter-Humter-Space geht,

rappelvoll und mit Musik, wo ich zu 98 Prozent weiß, ich hasse das,

ich glaub, ich bin da falsch.

Ich bin ein großer Fan des Kölner Karnevals,

aber nur in der Theorie.

Ich find's so schön, zu denken, dass Menschen sich einmal im Jahr

beschließen, jetzt haben wir gute Laune.

Und ich find's sozusagen diesen Beschluss,

dass man das dann radikal durchzieht und es ist scheißegal,

wie's Job, Ehe, Kinder, alles egal.

So ein Scheid ist einfach jetzt gute Laune.

Und das find ich toll, ich will nur nicht dabei sein.

Aber ich freu mich, dass es sie gibt.

Blattgold.

Sommerinterviews mit Politikern.

In der Süddeutschen Zeitung hat Hans Hütt einen schönen Text geschrieben

über eben diese.

Und überschrieben ist das Ganze mit Mann, Gänsefüßchen,

Sorgecht, Gänsefüßchenende, sich.

Scholz glaubt an Wunder.

Merz sitzt wie beim Inquisitor.

Eine kleine Stilkritik der Sommerinterviews

in den öffentlich-rechtlichen längst einen Format mit eigener Liturgie.

Ein wunderbarer Text.

Ich hab das wirklich mit großer Freude gelesen.

Und als großer Fan der Sommerinterviews,

die ja nun jetzt mit dem Sommer dann auch wirklich vorbei sind,

habe ich viele seiner Beobachtungen

wirklich mit ganz, ganz großer Freude gelesen.

Er schreibt unter anderem, Hans Hütt,

Sie zelebrierten früh ein Spiel von Fragen und Antworten,

in denen nur der Kratzfuß der Ergebenheit fehlte.

Denn es blieb den Zeremonienmeistern vorbehalten zu entscheiden,

ob sie ihre Gäste tatsächlich grillten oder nur panierten.

Und Ferner schreibt ja, der Disziplin der Kostümwahl

ist Theokoll vom ZDF, der am schönsten gewanderte.

Früher hätte man das nur von Substituten bei Herrenausstattern

an der Düsseldorfer Köhe erwartet,

doch mal so aufgebrezelt durch die Kuhliste zu schweben.

Das muss man auch wirklich sagen.

Also, wenn man dann so die Polyesteranzüge von Christian Lindner

daneben sieht oder schlimmeren Kruppala mit der Deutschlandfahne am Reverr.

Also, da ist ja Theokoll, der sieht ja sowieso raus.

Es hätte ja bei The Crown mitgespielt.

Also, ich bin absolut begeistert. Und die Sommerinterviews sind toll.

Niki ist ja immer großer Fan davon, zu erraten,

was in dieser Folge wieder die Hintergrundgeräusche sind,

weil sie sich ja immer für ein On-Set-Szenario entscheiden.

Und dann hast du mal die grau Gänse von Hansi Flick,

die da im Hintergrund krähen oder irgendwelche Boote lieb passieren.

Was hat dir am besten gefallen, Nele?

Ich leide bei den Sommerinterviews immer daran, dass Lanz mir fehlt.

Ich finde, dass jedes Sommerinterview von Lanz geführt wird.

Also, ich finde wirklich diese Kernkompetenz,

dass sich völlig verbeißen und dann nicht lockerlassen.

Und die fehlt mir tatsächlich bei vielen.

Anzüge sind natürlich wichtig, wobei ich mich bei für Männermode

eigentlich nur für Männer in Rollkragenpulver begeistern kann.

Das ist sehr lieb von dir, vielen Dank.

Das kann man gar nicht zugeben.

Ich beobachte AfD-Politiker gerne, weil ich das so ...

Da werden ja auch immer mehr.

Das ist das Praktische.

Was fällt dir an denen auf?

Was ist das Phenotypische, wenn es das gibt?

Ich finde es ganz klar, finde ich es bei Alice Weidel,

wo ich immer das Gefühl habe, du merkst Politiker ja an,

zum Beispiel habe ich letztens Riccada lang bei Hart aber fair gesehen

und dachte, jetzt lügst du aber.

Und du merkst, es lächelt und du merkst, jetzt wird gelogen.

Aber es unterscheidet sich vom Normalzustand.

Ich finde das Interessante bei Alice Weidel immer das Gefühl von ...

Ach so, du hast gar keine Ambition,

jemals irgendwas, was Wahrheit ist, zu sagen.

Oder was du für Wahrheit hältst.

Dass du das Gefühl hast, dass sich jemand sehr konsistent

in einem Modus sozusagen, wo nur Slogan ist.

Also, wo gar nicht mehr eine Idee ist.

Also, wo keine Frage wirklich beantwortet wird.

Und das haben natürlich alle Politiker.

Habek hat's, finde ich, ganz wenig.

Ich glaub, bei Habek hast du immer das Gefühl,

er schluffiet sich so durch und sagt, was er für richtig hält.

Und dann auch teilweise ein Moderator sagt, was was total seine Linie ist.

Und Habek sagt, na ja, aber so einfach kann man's ja doch nicht sagen.

Also, das nicht nur optisch zerstrubbelte,

sondern auch so ein bisschen das emotional-intellektuell zerstrubbelte.

Ja. Ja.

Was ja immer das ... optisch ist ja der verstrubbelte Look

und das ein bisschen zerknaut still.

Und die mangelnden Socken und Wasser im Müsli.

Und das aber auch so übertragen auf das politisch-intellektuelle,

in dem es ja auch keine klaren Linien gibt,

sondern alles ja immer so ein bisschen so ...

auch so vermischt, verstrubbelt und grau und suppig ist.

Das entspricht natürlich meiner Wahrnehmung der Realität.

Ich glaube, der sagt Sachen so, wie sie wahrscheinlich eher sind.

Also, ich glaub, dass Sachen einfach sind,

dass es keine Zielkonflikte gibt.

Ich glaub, das kommt im Leben, in der Politik sowieso nicht vor.

Ja.

Aber es ist extrem, wenn ein Politiker das auch so sagt.

Das macht ja Baerbock zum Beispiel auch nicht.

Ich meine, Baerbock kann es ja auch auf ihre drei Phrasen reduzieren.

Und die haut sie immer und immer wieder.

Sie macht immer wieder den Wieler.

Die Kinder, die Kinder.

Wer denkt denn an die Kinder? Kinder, Mütter und Väter.

Ja. Und dann denkt man immer so ...

Soll ich ihr sagen, dass es auch kinderlose Menschen gibt?

Oder wird sich das zu sehr schockieren?

Ja.

Ich find sozusagen, Alice Weidel ist wirklich ...

sozusagen, dass du denkst, das ist nun der reine Machtpolitiker.

Also, dass gar nie irgendwas so gesagt ...

Nur ohne Macht halt, ne?

Nur ohne Macht.

Ja, das ist das Interessante.

Die Macht, die sie hat, ist ja eher die Macht des Trottzes,

der Auflehnung oder die Macht des ...

wirklich des Alternativen Deutschlands.

Das hoffentlich niemals eine.

Und was ich bei ihr interessant finde, also erst mal die ganze Optik,

das ist ja so, als hätte Verena Kehrt in einer Frühfahrer-Iserie

das Lebens- und Apotheker geheiratet.

Das ist ja so ein bisschen die Perlenketten-Variante von Verena Kehrt

und der Alternativen-Universum.

Und der ganze Habitus ist ja aber dieses ... ja, siehst du?

Ja.

Das ist ja ein einziges ... ja, siehst du? Ja, guck.

Oder so dieses Sorry-Iso.

Ich find das wirklich erstaunlich, abseits des Programmatischen,

dass per Formative dann doch so viele Leute auf die ein oder andere Art und Weise,

wie sagt man so schön, Neudeutsch, abholt.

Weil der ganze Sound ist ja so unattraktiv,

so wenig Einladen, so schroffen.

Dass das alleine doch schon ...

Ich hab ja gesagt, es ist immer so ein bisschen dieses ...

Hey, Sie können da nicht parken, Idiom, so was da alles mitspinkt.

Dass das die Leute begeistert.

Ja, das liegt doch allen.

Weil es noch so schlicht ist irgendwie niedrigschwellig.

Ich hab versteh das bei allen.

Bei Weilen ist es wirklich, dass ich so völlig fasziniert bin.

Ich hab auch Gaulern, also ich versteh ganz viele AfD-Politiker.

Unbenommendes Fakt ist, dass ich sie überraschenderweise

eher nicht wählen würde.

Aber ich dachte, Leute werden nicht gerne von oben herab behandelt.

Ich dachte, Leute mögen gerne ernst.

Also, sie macht eigentlich sozusagen alles,

was man an anderen Leuten kritisiert,

was man an Hillary Clinton kritisiert hat,

wenn sie das sozusagen ab und zu mal gemacht hat,

aber halt so völlig konsequent durchgezogen von oben herab,

schnippisch, überhaupt nicht volksner, überhaupt nicht ...

Ja.

... nichts, dass man das Gefühl hat.

Und trotzdem scheint es, Leute zu einer Wahl zu motivieren

und mich zumindest in der Beobachtung als völlig absurdes Phänomen.

Also, ich kann ja, wie gesagt, auch nicht weggucken.

Dann ist ja noch Friedrich Merz natürlich irgendwo dazwischen,

über den Hüt schreibt,

Colt spielt den Groß inquisitor und zeigt Merz die Instrumente,

damit er bei der Wahrheit bleibe.

Verlohrenes Vertrauen kehrt nicht schmunkvoll zurück.

Die Realität habe die Union eingeholt, vielleicht sogar überholt.

Im Spiel der beiden ist das AfD-Verplappern von Merz

bloß eine Zugabe, Colt scheint nicht zu bemerken.

Und das ist, wenn seine Antworten ohne Unfall daherkommen,

ein Grinsen überzieht dann das Gesicht.

Fühlt Merz sich angefasst, schnellt seinen Kopf vor,

wie man das sonst von Schildkröten kennt,

der eine Brombeere angeboten bekommen.

Ein tolles Bild.

Man hat es auch sofort, man weiß genau, was gemeint ist.

Absolut.

Also, ich empfehle sehr, sich diesen Text nochmal durchzulesen.

Die Sommerinterviews sind vorbei, aber diese Einblicke,

die werden lange bleiben.

Oh, ich dachte, du wärst längst tot.

Lady Diana's Schäfchen-Pullover für 1,1 Mio. Dollar versteigert.

Das berichtet die FAZ rund 26 Jahre nach ihrem Tod.

Ist der berühmte Pullover mit dem Schwarzenschaft

der britischen Prinzessin Diana in New York

für 1,1 Mio. Dollar versteigert worden.

Ist der teuerste, je bei einer Auktion versteigerte Pullover.

Also, ursprünglich hatte man mal 80.000 Dollar angesetzt,

was ich auch schon für viel halte.

Und am Ende der mehrtägigen Online-Auktion

da seien die Gebote dann aber bei einem 15-min-Bieter-Wettstreit

mit mehr als 40.000 Dollar auf 1,1 Mio. Dollar gestiegen.

Am Ende dann mehr als 14-mal so viel wie vor abgeschätzt.

Also, das kann man sich so dieses Rausch hafte, ne?

Wenn man in so einer Gehaltsklasse angekommen ist,

wo jetzt mal 1,1 Mio. auch nicht weiter auffallen

und dann eher so ein größerer Einkauf sind,

dass man dann am Ende mit diesem Pullover landet,

den man heute immer noch kaufen kann. Also, warm and wonderful.

Für 200 Euro, ne?

Ja, 200 Euro.

Da gibt jemand 1,1 Mio. Euro für einen 200-Euro-Pullover.

Gell, oder?

Just saying.

Ja, gut, ich meine, dieser Pullover war natürlich

in legendärem Vorbesitz.

Lady Di trug diesen Pullover 1981 bei einem öffentlichen Auftritt.

Jetzt ist natürlich die Frage,

wir haben ja schon über Symboliken gesprochen,

bei Angela Merkel und dem Denkmal, dem Zerfallenden.

Jetzt hatte Lady Di 81, also so ziemlich zu Beginn der Liaison

mit Prinz Charles diesen Pulli an.

Also, ein schwarzes Staf unter lauter Weißen.

War das nicht eigentlich ein, wie sagt man,

Foreshadowing dessen, was da kommen sollte?

Wusste sie es eigentlich schon?

Du bist noch der Esoterik zugeneigt.

Wie bitte was?

Hab ich jetzt einfach mal reingeworfen.

Das ist eine Unverschämtheit, hier so Verleumde zu werden.

Ich dachte, ich komm zu Freunden.

Ich dachte, ich werfe einfach mal was rein, weil ich will ja dann auch.

Kommt ja in der Regel dann was zurück.

Ey, du spielst mich wie eine Fiedel, oder?

Ja, ja.

Natürlich ist es, ich nehme an, sie wollte damit was aussagen.

Ich meine, es gibt ja auch diese legendären Interviews

und diese Blicke und alles.

Ich muss trotzdem noch mal, ich find's trotzdem eigentlich ne Katte.

Ich muss mich daran erinnern, dass reiche Menschen ja nichts dafür können,

dass sie so reich sind.

Und dass es ihnen dann wieder fährt, 1,1 Mio. für einen Pullover auszugeben.

Aber ich find, es weckt bei mir schon so ein leichtes

Eat the Rich-Gefühl, muss ich ehrlich sagen.

Ja.

Oder ist es doch absurd?

Ist nicht absurd, aber das ist, ich meine ...

Okay, das hast du akzeptiert, ich verstehe.

Das hab ich akzeptiert.

Die gesamte Modebranche ist ja sowieso die Sperrspitze der Absurdität.

Also, man muss ja nicht zwingend eine verunfallte Prinzessin

in den Pullover gesteckt haben,

um ein Kleidungsstück für sehr, sehr viel Geld,

den Bewechser wechseln zu lassen.

Und fragt mein Lotto-Gewinner Chico.

Der hat sich jetzt, glaub ich, 30 Daunenjacken

für umgerechnet 6 Mio. gekauft.

Also, unser gemeinsamer Bekannter und möglicherweise Freund,

Oliver Polak, der ist ja der Brandmaster Flash.

Und sobald da irgendwie so Balenciaga auf so einem T-Shirt draufsteht,

dann ist aber so ein Tausender auch schnell mal wechseln dem Besitzer.

Ich find das auch faszinierend.

Die Frage ist ja immer, gerade bei solchen Dingen,

glaubt man dann, also ein Stück Zeitgeschichte,

das im Kleider-Schrank hängt zu haben?

Oder ist es dann wirklich nur so eine Art Wettpinkeln

im digitalen, dass man dann irgendwie ...

Es ist ja dann offensichtlich, hat ja was Rauschhaftes.

Wenn man von 190.000 Dollar plötzlich auf 1,1 geht,

dann geht es ja immer wahrscheinlich gar nicht mehr um den Pullover,

sondern nur darum, den anderen zu sagen, ich bin jetzt hier am Drücker.

Könnte dir das auch passieren?

Würdest du das bei so einer Auktion einfach nicht aufhören zu können,

würde dir das Rauschhafte zusagen?

Also, bei eBay, glaube ich,

habe ich vor Jahren bestimmt auch schon für irgendwelche Sachen mitgeboten,

aber für günstigere Dinge muss man sagen.

Da endete dann wahrscheinlich meine Ausgabebereitschaft

irgendwo bei, sagen wir mal, grob 160 Euro.

Wahrscheinlich war es ein Fußball-Trikot oder so.

Aber eigentlich nicht.

Ich weiß nicht, es hat ja auch immer ein bisschen damit zu tun,

dass man, wenn man das mal so ein bisschen größer fasst,

dass man Kleidungs- oder Erinnerungsstücken

etwas zuspricht und zu billigt, was sie dann erfüllen müssen.

Ja.

Also, das gilt ja auch für ...

Wenn Menschen ein Elternhaus lehrräumen,

eine Wohnung lehrräumen oder Umzugskisten,

dann ist es ja auch mal die Frage,

ist man selber eher so der Typ Mensch, der dazu neigt,

ganz viele Dinge aufzuheben, weil sie eine Art ideellen Wert haben

und dass die Änderung in irgendeiner Form manifestiert werden muss?

Oder sagt man sich, ist doch wurscht,

es ist ja am Ende doch alles in meinem Kopf?

Hm.

Ich glaube, dass bei diesem Kleidungsstück natürlich,

sozusagen, man ganz stark das Gefühl hat,

ein Stück Geschichte und ein Stück Ausdruck von Lady Dye zu haben.

Also das Gefühl, dass es ja sozusagen der Pullover ist,

mit dem sie es gesagt hat.

Ich bin das schwarze Schaf und auch sozusagen das rebellische.

Also, ich verstehe schon den Wert dieses,

also sozusagen dieses Symbols.

Ja.

Und gleichzeitig denke ich dann auch,

wenn das jetzt Lady Dye-Superfans waren,

ich nehme an, als Superfan würde man eher in ihrem Sinne handeln,

wenn man die 1,1 Millionen in Moskito-Netze

für stark von Malaria betroffene Gebiete investieren würde.

Also auf eine Art würde ich hoffen,

und ich bin kein Lady Dye-Fan,

weil ich es prinzipiell mit Royals nicht so habe,

aber ich glaube, ihr dieses Engagement,

also ich glaube, dass es immer eine Schwierigkeit ergibt,

wenn man das Symbolische über das Materielle stellt.

Und in diesem Fall scheint mir dieses, ja,

für so wenig Stoff, so viel Geld, dann lieber in was anderes.

Ja, ich würde im Zweifel, glaube ich, dann auch,

wenn wir uns für etwas entscheiden könnten,

ich würde mir wahrscheinlich eher das Merkel-Standbild

mit dem kopflosen Pferd kaufen.

Und das würde ich dann meinen Eltern in den Garten stellen.

Gut, also, okay, ja klar, da könnten mir die 1,1 Millionen auch passieren.

Könnte man eigentlich nicht, mal so einen kleinen,

was ist das, ich glaube, ein Zentaurus,

was ist Menschen-Oberkörper mit Pferdekörper,

ist Zentaurus, oder?

Könnte man nicht einfach sich einen Spaß erlauben,

weil der Pferdekopf ist ja eher abgefallen,

dass man einfach den Kopf von Friedrich Merz vorn an das Pferd flanscht.

Dann hätte es ja auch schon wieder eine schön,

also, es hätte ja auch eine politische Symbolik, oder?

Ja.

Ich will dich sofort dabei, sag mal, weißt du noch, wo das ist,

kann ich da heute hinfahren und gucken, ob ich da noch eine Hand

oder so von Merkel kriege?

Ja, ja, warte mal.

Ich möchte gerne mir so ein Stück Statue.

Ich schau gerne für dich noch mal ganz kurz nach,

das ist im Freudenberger Ortsteil Etztorff im Landkreis Amberg-Sulsbach.

So.

Das packen wir in die Show-Nauts.

Perfekt.

Dann kann man noch mal nachschlagen.

Meine Eltern haben noch das Stückchen Mauer,

und ich hab dann das Stückchen Merkel.

So hat jeder seine in Stein gemeißelte deutsche Geschichte.

Herrlich.

Dann bleiben wir jetzt mal im Bereich der Baustoffe,

nämlich jetzt irgendwo zwischen Brandmauer und Elfenbeinturm.

Bitte empören Sie sich jetzt.

Autoritäre Rhetorik, Anstiftung zum Bürgerkrieg,

ein Text von Claudius Seidel in der FAZ.

Mit Schuld haben immer die anderen Schuld.

An allem, was die Mehrheit der Deutschen bedrückt, verängstigt,

einengtnärft und auf lange Sicht womöglich ruiniert,

hat eine Minderheit, die klein, aber umso mächtiger ist.

Sie hat keinen Namen diese Gruppe.

Das ist womöglich Teil ihrer Strategie.

Mal wird sie ganz allgemein Elite genannt.

Die Welt nennt sie nach dem Ort, den sie angeblich bewohnt.

Den Elfenbeinturm.

Ja, das geht ja nun schon seit längerer Zeit hin und her bei Ex.

Und da fliegen dann so ...

Also, Jennad, du hast jetzt wieder das Thema Thüringer Landtag,

die AfD stippt mit CDU und FDP für Steuersenkung.

Die einen sind entsetzt und empören sich lautstark.

Die Superlative gehen da niemandem aus.

Die anderen, wie zum Beispiel Ulf Poschardt, sagen,

da ist der Elfenbeinturm wieder angefasst.

Und dann ...

Ich tue mich da wahnsinnig schwer, und Claudius Seidel versucht

für sich gerade auch irgendwie herauszufinden.

Wer sind denn die einen?

Und wer sind denn die anderen?

Und warum blicken denn diese beiden Lager so verächtlich aufeinander?

Und ist das, was da im Zweifel auch im Internet verhandelt wird,

irgendwo zwischen dem Elfenbeinturm

und den normalen Leuten,

sind das eigentlich Dinge, die sich in der analogen Welt

wirklich so niederschlagen?

Oder sind das klassische Internet-Föhton-Debatten?

Ich denke, bei diesem Artikel, der ist ja jetzt zwei Tage alt,

wenn ich mich nicht irre.

Genau, ich denke über den jetzt seit zwei Tagen nach

und finde den auf der einen Seite sowieso als Seidel-Fan,

finde ich den sowieso gut.

Aber dann gibt's ja sozusagen, das eine ist das, finde ich gut,

und das andere ist, ja, aber gebe ich ihm auch recht.

Also, glaube ich, dass er in seiner Analyse recht hat.

Und da bin ich noch nicht fertig.

Es geht mir übrigens ...

Das möchte ich an dieser Stelle schon mal dazwischenschieben.

Meine Gefühle sind ganz ähnlich, was diesen Text angeht.

Genau deshalb, weil ich Claudius Seidel für sehr klug halte,

ich möchte gerne seine Sachen lese, gerne mit ihm rede.

Bin ich per se geneigt, ihm zuzustimmen.

Bin aber auch noch nicht zum Schluss, auch da, glaube ich,

gibt es wahrscheinlich auch kein abschließendes Urteil.

Ich bin da auch noch nicht so weit gekommen zu sagen,

das ist jetzt genau so, das hätte ich mir gewünscht.

Man würde ja so ein Text gerne lesen und teilen und sagen,

was so bei X gerne passiert, genau das, was Claudius Seidel sagt.

Aber da bin ich an dem Punkt bei ihn noch nicht.

Kann ich eine Stelle vorlesen?

Ja, aber gerne, klar.

Es kommt relativ spät im Text.

Da war ich sehr dankbar, dass er es so sagt.

Aber ich bin trotzdem noch nicht bei meinem Ergebnis.

Natürlich gibt es all das, was die Leute in Abendsberger Bierzelten

oder auf Erdinger Demonstrationen so stört.

Es gibt die Tendenz, bei den öffentlich-rechtlichen

den Bildungsauftrag als Vormundschaft zu deuten.

Es gibt Leute beim Radio, die gendernd so impertinent,

dass man die Ohren zuhalten möchte.

Es gibt was Fragen der Diversität, der sexuellen Identität

in der colonialen Vergangenheit angeht.

Gewisse Gruppen, die für Argumente nicht empfänglich sind

und jeden, der die Dinge differenziert betrachtet

als Rassistentransfob oder Reaktionär beschimpfen.

Und es gibt Grüne, die, wenn man sie nur ließe,

endlose Verbotslisten erstellen würden.

Falsch sind allerdings die Behauptungen,

wonach diese Leute an der Macht sein.

Falsch ist der Befund, dass wer nicht der woke-grün-gender-sensible-Norm

entspreche, nichts mehr zu melden habe.

Falsch ist die Annahme, dass es eine Verschwörung gäbe

von den Klima-Klebern bis ins Bundeskanzleramt

mit dem Ziel, den normalen Menschen das Recht normal zu sein zu nehmen.

Und darüber denke ich immer, diese Stelle denke ich jetzt seit zwei Tagen nach,

weil sozusagen, also sozusagen gegen Ende verstehe ich dann, was ...

Also natürlich gibt es keine Verschwörung von Klima-Klebern

bis Bundeskanzleramt, obviously.

Aber falsch sind allerdings die Behauptungen,

wonach diese Leute an der Macht sein, dann frage ich mich, was es macht.

Also, gibt es jemand anderen, der an der Macht ist?

Und natürlich würde ich sagen, dass ich wahrscheinlich ohne eine Statistik

erstellt zu haben, dass es wahrscheinlich trotzdem Bündlungen gibt,

die man feststellen kann, die ich jetzt erst mal intuitiv vermute,

dass es Orte gibt, an denen mehr Leute gendern, mehr Leute eher grün sind,

mehr Leute eher sich sozusagen die Klimaproblematik so sehen,

wie ich sie sehe und so weiter und so fort.

Also, ich würde schon sagen, dass, wenn ich mir angucke,

wer hat in diesem Land statistisch sehr wenig macht,

dann würde ich sagen, ist es schon der Osten zum Beispiel.

Und ich würde sagen, also, wenn du als Aussie denkst,

es gibt eine Elite, die die Welt anders sieht als wir,

ja, also so richtig unrecht hast du da nicht.

Ich war grad bei Baerbock Baerbock mit Klitschko in Chemnitz.

Mhm.

Und hatte konsequentes Gefühl von ...

Alles, was an Alena Baerbock ist, hat natürlich mit dem,

wie die meisten Aussies sozialisiert sind und drauf sind,

nichts zu tun. Und sie versteht sie auch nicht.

Dass sie dann darüber redet, dass sie ja auch im Ostdeutschland wohnt,

in Brandenburg wohnt, in Potsdam.

Und dann denkst du, du sagst, du bist Potsdamer-Willer-Vessi.

Das hat mit dem Aussie im sich nichts zu tun.

Und ich glaube, es gibt schon, also, ich hätte schon das Gefühl,

ich weiß jetzt nicht, ob ich den Begriff Elite verwende.

Also sozusagen, das ist immer die Frage,

die da oben wollen uns. Natürlich ist das Quatsch.

Und gleichzeitig, na ja, irgendeine Differenzierung scheint es ja

schon zu geben von Leuten, die mehr mediale Repräsentation haben,

mehr Geld haben, eher was erben, eher in Führungspositionen sind

und so weiter und so fort und Leuten, die eher weniger Geld haben,

eher nichts erben, was ja ein entscheidender Faktor ist.

Also, diese Differenz ganz zu leugnen.

Hm. Ja, ja.

Ich glaube nämlich auch, dass das Ganze wieder ein großes Grau ist.

Und natürlich sind, genau das, was du sagst,

diese Leute sind ja nicht faktisch an der Macht.

Die Macht ist ja momentan ja nun auch in Händen der Ampel.

Das ist ja, Tennen erzählt sagen wir mal,

eher eine dann doch eher konservative Regierung.

Das ist ja jetzt nicht der links-grüne Irrsinn,

der teilweise beschrieben wird.

Also ist es faktisch, und wenn du dir diverse Landesparlamente anguckst,

dann ist das ja in den Händen der Konservativen weitestgehend.

Also, das ist ja nun auch nicht das.

So, dann hast du aber natürlich die berühmte veröffentlichte Meinung,

die natürlich sehr stark geprägt ist

durch das Zusammenspiel von sozialen Netzwerken, Online-Medien

und dann dem Endabnehmer, nämlich die Printmedien,

die das Ganze dann halt eben auch auf die Tische in den Provinzen

und vielleicht auch ländlichen Regionen, unsere Onkels tanten und so.

Da kommt es dann hin und dann hat man natürlich dadurch geprägt,

das Gefühl, was ist denn in Deutschland los?

Was?

Und das wird natürlich klar, weil so funktionieren wir mal einfach Medien,

die halt einfach alles, nur das zugespitzte,

funktioniert natürlich auch gut

und wird dann aber manchen so als Realität gespiegelt.

Also, es wird ja nicht jeder Vortrag an der Uni abgebrochen,

weil einer eine Torte ins Gesicht kriegt.

Es wird ja nicht jeder gefeuert,

nur weil er bei irgendeiner Nachrichtensendung mal nicht gegendert hat.

Aber manchmal entsteht natürlich über die veröffentlichte Meinung

der Eindruck und deshalb hast du dann noch so eine Parallel-Wahrheit,

die nicht völlig von der Hand zu ...

eine gefühlte Wahrheit, die bei einer nicht kleinen Anzahl von Menschen ankommt,

die dann sagen, die ticken doch alle nicht mehr richtig.

So.

Und das hat natürlich dann etwas mit dem Elfenbein zu tun.

Das hat auch viel natürlich immer mit sozialen Netzwerken zu tun.

Da wird jedes noch so dumme Thema aufgegriffen

und dann künstlich aufgeblasen

und wird dann zu so einer Art Parallel-Realität,

was aber in Wahrheit ja gar nicht wirklich so ist.

Und dann gibt es noch die Dinge, die du gerade mit Baerbock beschrieben hast,

die sind dann auch faktisch einfach in der Tat ein Elitärer

und auch Realitäts- ... ja, fast schon verweigern, dass Sound sind.

Und die Leute da stehen und sagen, tickst du nicht mehr richtig?

Klar.

Ja, und ich glaube, das Problem ist gar nicht wer hat die Macht,

sondern kommt man sich ernst genommen vor

oder hat man das Gefühl, dass man eigentlich ein bisschen für dumm verkauft wird?

Und es gibt immer wieder die Momente, wo ich denke,

ach so, ja, ne, ich verstehe, dass man sich für dumm verkauft vorkommt.

Ja.

Also, ich meine, ich bin ja Teil des links-grünen Versifften-Milieus.

Ja.

Also, ich bin ja all das.

Ich versuche nur, trotzdem bei der Wahrheit zu bleiben,

so wie ich sie sehe, und nie strategisch zu handeln.

Und ich glaube, es wird schon sehr viel strategisch gehandelt

und es wird sehr oft, man hält sehr oft das Wahlvolk

für nicht ganz so schlau, was ja im Schnitt wahrscheinlich auch stimmt.

Aber sie sind, ich glaube, so wie die meisten Menschen

nicht so intelligent sind, wie sie selber denken,

sind die Wähler auch nicht so dumm wie Leute,

die das Wahlvolk für dumm halten denken?

Das stimmt, das stimmt.

Und oft geht es ja vielleicht auch gar nicht um einzelne

programmatische Punkte, sondern dann geht es einfach nur

um das Auseinanderklaffen zwischen den Perfomativen.

Oder wie soll ich sagen, also, jetzt kommt der Begriff

der Authentizität, ja, also ähnlich so wie Hansi Flick

vor seiner Flip-Chart stand und dann sagte so,

Männer, das kann doch nicht sein.

Und man merkt, da passen halt einfach so der Ausdruck

und der Inhalt nicht zusammen.

Und ich glaube, auf dieser Ebene ist es für viele Menschen

offensichtlich so ähnlich wie du bei Riccarda Lang spürst,

dass sie da gerade irgendwie Quatsch erzählt,

spüren die Leute halt eben auch, dass da Dinge nicht zusammenpassen

und spüren es gar keine Rolle, ob es jetzt Friedrich Merz ist

oder Olaf Scholz oder Omid Nuri Puhr wurscht.

Und das spielt natürlich auch eine große Rolle.

Ich glaube, man unterschätzt die Intuition,

man unterschätzt, dass Leute spüren, wenn jemand strategisch ist.

Und dass es da wahnsinnig allergische Reaktionen gibt.

Also, ich glaube, und das merkt man bei Journalisten,

das denke ich manchmal über Journalisten auf,

wenn ich sie in der Öffentlichkeit sehe, wo ich denke,

ich verstehe, dass du dieses Interesse hast

und das für wichtig hältst.

Aber sobald du als politisch rüber kommst,

wirst du nicht mehr ernst genommen.

Und ich glaube, wir machen also, ich glaube sozusagen,

dieser Fehler zu denken, man könne strategisch sein,

nee, das merken Menschen, dafür haben wir eine Intuition.

Und dann gibt es diese Anti-Reaktion.

Gucken mal, wer da spricht.

Beziehungsweise schreibt, Elke Schmitter hat eine Rezension geschrieben

und zwar aber das Buch Kleine Probleme von Nele Polacek

über den kunstfertigen Roman von Nele Polacek, um genau zu sein.

Und wir sprachen ja gerade eben schon über Strategie.

Nun ist es ja so, dass in diesem Buch die 35 ...

Nein, die 35-jährige Autorin, aber die Hauptperson,

die aber auch Mitte 30 ist, wenn ich mich nicht irre,

die hat nun alle ...

Ende vier, sorry, sorry, da ist hier sogar noch älter.

Scheiße, ich hab's wahrscheinlich einfach weit von mir gewesen,

als jemand, der Ende 40 ist, wollte ich natürlich

kein Fall in den Topf geworfen werden.

Und diese Person kriegt ja im Grunde genommen überhaupt nichts auf die Kette.

Und am letzten Tag des Jahres erst recht nicht.

Also hat sich ganz viele Dinge vorgenommen

und scheitert strategisch und somit irgendwann auch emotional

auf ganzer Linie.

Und jetzt die Frage, ist das der große Prokrastinations-Roman?

Ähm, nein.

Ich glaube sozusagen, dass das Prokrastinationsproblem

ist ein Problem von vielen.

Also ich glaube, dieses irgendwann mit 17 hat man ganz große Träume

und weiß, was man genau erreichen will.

Weißt du mal, dass mit 17, ja, wo ist es los?

Hast du das nicht, dass du nicht?

Also ich glaub, mit 17 denken Leute, sie werden mal einen Oscar gewinnen.

Oder sie werden die Liebe ihres Lebens kennenlernen

und für immer glücklich werden.

Und es wird total toll.

Und ich glaube, mit 17 denkt man noch, oder man wird ...

Also die unkonkrete Lebensplanung, ja, also jetzt gar nicht so ...

Ja, und die ist aber ganz groß.

Ja, das stimmt.

Also mit 17 weiß man doch,

dass man mal zu den wichtigsten drei Menschen der Welt gehören wird.

Mhm.

Und dass man irgendwas ganz Großes reißen wird.

Und dann irgendwann, ich weiß nicht, vielleicht geht's dir anders,

weil vielleicht bist du zu erfolgreich, um das zu verstehen.

Aber dass man dann eines Morgens wacht man auf und denkt,

oh, shit, ich bin Ende 20, Ende 30, Ende 40, Ende 50.

Huch, was hab ich eigentlich die letzten drei Dekaden gemacht?

Ach so, ich hab die Spülmaschine ausgeräumt,

ich hab die Kinder gekümmert, ich hab die Steuererklärung gemacht.

Prokrastination ist ein Teil, oder die kleinen Probleme sind ein Teil.

Aber ich glaube, die große Sehnsucht nach dem Großen,

was man noch erreicht, nach sozusagen der perfekten Liebe,

den perfekten Roman, nach dem ganz Großen,

ich glaube, das ist es eher.

Also es ist ... Prokrastination ist sozusagen ein Faktor

in dem großen Scheitern des Projekts Menschsein.

Aber das ist eher die Unerfülltheit, ne?

So als Leitmotiv, die Unerfülltheit auf den verschiedensten Ebenen.

Aber warum ist das eigentlich so?

Hat es jetzt wieder was mit der Gesellschaft zu tun,

in der uns so viele Erfolg ...

Ich will nicht wieder mit sozialen Netzwerken anfangen,

weil sonst kling ich immer wie Manfred Spitzer.

Aber hat es auch ein bisschen damit zu tun,

dass uns mittlerweile einfach ...

Wir kriegen ja noch mehr Spiegelung und Reflexion,

als das früher war.

Wir haben es ja, sagen wir mal, in den 80ern oder 90ern,

da hattest du als berühmte Echo-Kammer die Nachbarschaft.

Oder vielleicht noch die Verwandtschaften.

Der hat ein Doktortitel und zwei wohlgeratene Kinder.

Und da konnte man abwinken und sagen, mein Gott,

der hat auch bestimmt seine eigene Probleme.

Und jetzt hast du natürlich ganz viele andere Spiegelungen,

weil du so unglaublich viele einfühlt.

Du siehst auch einfach, dass das Gras auf der anderen Seite

des Zaun des Grüner ist.

Also wird da durchhaltend, man sagt ja immer,

man soll nicht vergleichen, wir kommen aber nicht, um das zu tun.

Also wird das singulär empfundene Unglück

über die eigene Unerfülltheit sogar noch größer in unserer Zeit?

Oder war das immer schon so?

Also ich glaube, das singulären Pfundene Unglück wird größer.

Ich würde es aber nicht an Social Media festmachen

oder zumindest nicht so ursächlich, sondern an Freiheit.

Ich glaube, wenn klar ist, dein Vater war Bäcker,

dein Opa war Bäcker, dein Uropa war Bäcker,

was wirst du, du wirst Bäcker.

Dein Vater hat geheiratet und Kinder bekommen,

dein Opa und so weiter und so fort.

Was machst du, du wirst heiraten und Kinder bekommen?

Dann kannst du damit unzufrieden sein,

aber du musst nicht denken, Mist, ich hab mein Leben versaut.

Und ich glaube, in der Zeit, wo wir sehr viel Freiheit haben,

unser Leben selbst zu planen,

können wir sozusagen theoretisch alles schaffen.

Praktisch sind wir aber immer noch Menschen.

Unsere Zeit ist limitiert, unsere Fähigkeiten sind limitiert,

wir sind an jeder Stelle limitiert.

Das heißt, wenn du dir alles vornehmen kannst,

kannst du natürlich hemmungslos scheitern

und musst am Ende sagen, es liegt aber eben nicht an der Gesellschaft.

Es liegt nicht daran, dass mein Vater darauf bestanden hat,

dass ich Bäcker bin, sondern es liegt nur an mir.

Es ist sozusagen, wenn ich am Ende unglücklich bin,

dann bin ich ganz alleine selber schuld.

Zumindest denkt man das oder kann man das dann so denken.

Das merkst du übrigens auch, dass in Gesellschaften

je feministischer, also je gleichberechtigter Männer und Frauen sind,

je mehr Lebensmöglichkeiten es für Frauen gibt,

desto mehr gleicht sich weibliches Unglück an männliches Unglück an.

Also eigentlich ist es so, dass Männer ein bisschen unglücklicher sind

als Frauen, es gleicht sich aber an, was du einfach so interpretieren kannst.

Naja, jetzt haben Frauen die Freiheiten,

die Männer sozusagen ein bisschen früher bekommen haben,

haben Frauen jetzt auch.

Das heißt auch Frauen können jetzt an sich selbst scheitern

und nicht mehr nur an der Gesellschaft.

Das ist doch eine tolle Botschaft.

Ist das so ein bisschen das, sagen wir mal, das Optionsparadoxon?

Also je freier eine Gesellschaft wird,

desto größer ist das persönlich empfundene Korsett,

in dem man sich plötzlich befindet?

Ja, das glaube ich auf jeden Fall.

Ich glaube, dass sozusagen das Freiheit kein schönes Gefühl ist.

Also ich verstehe, also Ulf Poschert in allen Ehren ist wahrscheinlich

wirklich nicht, was er mit Freiheit hat.

Freiheit ist ja eine Katastrophe emotional.

Also ich glaube, wenn man glücklich sein möchte,

ist Freiheit keine gute Option, sondern sozusagen sehr eingeschränkt

auf einem Weg, der im Prinzip gut für die meisten Menschen ist.

Ich glaube, da findet man das Glück.

Das sage ich jetzt so.

Gleichzeitig habe ich natürlich ein wahnsinniges Autonomiebestreben selber.

Ich glaube, dass zukommt, dass, also ich glaube,

das eine ist etwas, was tatsächlich stärker geworden ist,

dieses Freiheitsproblem, das Unglück,

was aus Freiheit kommt.

Das andere ist tatsächlich, glaube ich, einfach die Natur des Menschen.

Also ich glaube, es gehört halt zum Menschsein dazu.

Und ich merke das selber.

Es gibt ganz viele Themen, die kann ich in der Süddeutschen sozusagen

einmal für mich rational lösen und dann sind die gelöst und gut ist.

Und wenn du alles gelöst hast, rational, bleibt aber etwas übrig.

Es gibt einen Rest, ein Rest Leid, was man mit sich rumschleppt.

Ja.

Und es hat was damit zu tun, dass ich Sterblichkeit tatsächlich

nicht in einem Sz-Artikel lösen kann.

Dass ich dir auch nicht sagen kann, wie schafft man es,

dass Liebe für ewig hält.

Und es gibt Restprobleme, die, wenn alles gelöst ist,

noch übrig sind.

Und ich glaube, das ist die Tragödie.

Also ich glaube, das ist auch eine Tragödie, eine Definition.

Dass es etwas gibt, was dann nicht mehr löstbar ist.

Und das ist das allgemeine Leid, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.

Und das ist universell.

Ich glaube, es gibt Menschen, die empfinden das nicht.

Ich glaube, ich empfinde das zeitweise sehr stark.

Vielleicht, weil ich eigentlich ein sehr pragmatischer ...

Also ich bin eigentlich sehr gut, da drin Probleme zu lösen.

Und stelle dann fest, ja, geil, jetzt habe ich alle Probleme gelöst.

Ich bin trotzdem kreuzunglücklich, immer mal wieder.

Oder stelle dann fest, ach so, fuck, ich muss ja ...

Auch wenn ich total gut da drin bin, mit dem Rauchen aufzuhören,

immer mal wieder, stelle ich dann immer wieder fest,

ich muss ja trotzdem sterben, das bringt ja überhaupt nichts.

Und ich glaube, dieses Rest Leid ist universell.

Und vielleicht ist der Roman auch einer der wenigen Orte,

wo man es wirklich mitteilen kann.

Man kann sagen, jetzt lassen wir alle rationalen Lösungsvorschläge

beiseite, es gibt noch ein Leid, was übrig bleibt.

Und es kommt nur daran, dass ich verdammt noch mal

ein Mensch sein muss und mit diesem Leben klarkommen.

Mal noch was anderes betrachtet, also dieser Lars Cornelius Messerschmitt,

der 49-Jährige, ist ja nun mal unverkennbar ein Mann.

Oder wird als Mann gelesen, buchstäblich in diesem Falle.

So ist es.

Ist es eigentlich in Zeiten identitätspolitischer Debatten

und jetzt, da sich nicht wenige eschofieren,

dass eigentlich nur ein Italiener in Italiener spielen darf

und ein Spule einspulen.

Was ist es eigentlich für eine unglaubliche Anmaßung,

dass eine Frau hier fast schon einen Männerroman schreibt?

Wie kommen wir denn da jetzt hin? Was ist denn da passiert?

Ich finde das ja eine völlig unwichtige Kategorie.

Ich hab das Gefühl, ich bin der einzige Mensch.

Also, es stimmt nicht, ich hab noch ein paar Freunde,

die das auch so sehen, aber ich hab irgendwie das Gefühl,

es gibt einen Diskurs, in dem wir irgendwie gerade beschlossen haben,

die sind schon weiter.

Als ich klein war, hab ich gelernt sozusagen,

der Unterschied zwischen Männern und Frauen

ist nur irgendein unwichtiges Detail in der Hose

und der Rest ist egal.

Und meine Mutter wäre, glaube ich, oder meine Eltern,

hätten wären wahnsinnig geworden,

wenn ich irgendwie gesagt hätte, Frauen sind so und Männer sind so.

Das ist so ein Gedanke, der so völlig verrückt ist für mich,

weil meine Erfahrung im Leben ist,

es gibt 35-jährige Frauen, die sind völlig anders als ich.

Mit denen hab ich nichts zu tun,

mit denen kann ich mich keine drei Sekunden unterhalten.

Und es gibt immer wieder Männer, wo ich denke,

du bist genau wie ich, und zwar unabhängig von Alter und Geschlecht.

Und es gibt immer wieder Frauen, bei denen ich das denke,

und nicht binäre Menschen und so weiter und so fort.

Aber ich halte das Geschlecht für so eine irrelevante Kategorie.

Und natürlich ist es so, dass wir ja als einzige nicht beschützte Gruppe

kannst du dir natürlich jederzeit einen älteren weißen Mann aneignen.

Das ist ja die eine Richtung, in die es für alle völlig unproblematisch ist.

Und dann ist es ja so, dass ich beim Schreiben vor allem,

ich möchte mich nicht langweilen, ich möchte gerne regelmäßig heulen

und ich möchte gerne kichern.

Und das gibt natürlich die Stellen, wo Lars feststellt,

der will ja Schriftsteller sein, wo er feststellt,

wo er sich Geschichten ausdenkt über dir,

also über eine Frau, die in der sibirischen Einöde wohnt

und einmal im Jahr mit Schlittschuhen über den Baikalsee fährt,

um Yevgeni, dem Schaffner der transsibirischen Eisenbahn zuzuwicken,

in denen sie sich vor 50 Jahren verliebt hat.

Und dann sagt er, das ist eine Idee für einen Roman

und er stellt aber selber fest, das darf er nicht schreiben,

weil dafür müsste er ja eine Frau sein,

vielleicht wird eine andere Geschichte dafür müsste er jüdisch sein.

Es gab einen Kichern, was bei mir daraus kam zu schreiben,

was man sein müsste, um diese Geschichte zu schreiben.

Und es gab einen Kichern aus diesem Identitätsspiel,

weil ich das natürlich schrecklich finde.

Leute auf Geschlecht oder sonst irgendein ...

Also diese Identität, das finde ich für die meisten Leute

ein irrelevantes Kriterium oder andersrum.

Wenn Mann oder dein Alter die wichtige Aussage ist,

die ich über dich treffen kann,

dann interessierst du mich als Mensch überhaupt nicht.

Der Trick der Woche.

Und wir waren ja gerade schon mal bei Mann und Alt.

Gott schallt, verrät live bei Bild-Mein-Final-Geheimnis für Wetten.

Oder man muss genau sagen, ah, mein Lieber, mein Final-Geheimnis für Wetten.

Das hat der Bild, wie gesagt, seht ihr am 25. November.

Da wird Wetten das nach 42 Jahren noch mehr als 200 Ausgaben.

Zum letzten Mal die Segelsätze noch einmal,

Couch noch einmal, eine irre Baggerwette noch einmal, Stars.

Aber vor allem zum letzten Mal Tommy Gottschalk,

der die Treppe ins Studio herunterschreiten

und mit offener 2 m Spannweite Deutschland, Österreich

und die Schweiz begrüßen wird.

Ich werde es natürlich gucken, völlig klar.

Aber ich bin ja nun auch ähnlich wie Kollege Messerschmitt,

ja auch Ende 40.

Also bin ich natürlich mit Tommy Gottschalk auch groß geworden.

Und Tommy Gottschalk hat der Bild verraten, was damals ging und heute nicht.

Die Gefahr, missverstanden zu werden, ist bei mir einfach irre hoch,

weil ich Dinge so ungefiltert sage, wie sie mir einfallen.

Heute musst du in deine Gedanken immer Sicherheitsfilter einbauen,

damit sie dir nicht um die Ohren knallen

und auch dieser Filterschaft wie der Interpretationsspielraum,

den man eigentlich gar nicht haben will.

So, da würde natürlich die Ottwolle bei Ex natürlich sagen,

ja, wenn das für dich ein riesiges Problem ist,

kurz darüber nachzudenken, was du sagst,

solltest du dich nicht in den öffentlichen Raum begeben.

Auf der anderen Seite würde ich sagen, ich verstehe, was er meint.

Und das ist natürlich für einen Unterhalter alter Schule,

der nun wirklich nichts Böses im Schilde führt

und auch, glaube ich, mit keinem seiner Sätze versucht,

in der Gesellschaft irgendwie umzuformen,

kann ich nachvollziehen, dass ihn das zunehmend in Schwierigkeiten bringt,

beziehungsweise ihm das auch die Freude am Tun nimmt.

Ja, ich auch. Und ich finde, er hat deutlich schon Sätze gesagt,

die ich saublöt finde, aber andererseits, ich finde das okay.

Ich finde das okay, also bei diesen Sätzen,

und ich nehme an, du kennst einige dieser Sätze.

Ich war teilweise live dabei, als sie gesagt wurden.

Ja, da würde ich dann entweder verdutzt und dann würde ich sagen,

hey, Tommy, das ist so Quatsch, was du grad sagst.

Ich glaube, wir haben das ganz große Problem,

dass wir uns immer entschuldigen.

Also ich glaube, es wäre viel,

dass dann immer diese Entschuldigungen kommen müssen.

Und ich würde mir wünschen, wenn alle ihre Entschuldigungen

weglassen würden und anstatt dessen sagen,

lass uns ein Gespräch darüber führen.

Und dann möchte ich gerne immer da sitzen und mit Tommy

vier Stunden darüber reden, warum das Quatsch war, bis er es versteht

oder bis ich ihn verstehe, bis er es noch mal.

Und dabei wird auch noch ganz viel dummes Zeug rauskommen.

Und weil Leute, die halt ein bisschen früher sozialisiert sind,

ich glaube, man darf auch nicht vergessen,

dass, wann man aufgewachsen ist,

wirklich ein Unterschied für die Strukturen des Hirns macht.

Ja.

Und ich finde es so tragisch diesen Filter.

Ich weiß genau, was er meint mit diesem Filter.

Und ich würde sagen, alle meine Medienfreunde,

ich kenne das so oft, wenn dann Leute sagen, was sagen.

Und dann sagen, das würde ich natürlich nie in der Öffentlichkeit sagen.

Und ich denke, das ist genau das Problem, Leute.

Dann gibt es immer diese Unterwelt.

Oder ist doch schrecklich.

Ja, das ist so, was du gerade sagst, was das Entschuldigen angeht.

Klar, das wird heute erwartet, mitunter auch manchmal zurecht.

Aber sehr häufig, das hat dann teilweise so ein Volkssport-Charakter.

Dass dann immer sofort erwartet wird,

wenn einer sich irgendwie einen geleistet hat, mehr oder minder stark.

Dass dann sofort eine Entschuldigung fällig ist.

Das, was du sagst, ist eher,

dass man vielleicht den öffentlichen Raum als eine Art Reflexionsangebot begreift.

Dass man sagt, pass mal auf, was du da gerade gesagt hast,

aus dem in dem Grund, dann fühle ich jetzt nicht mehr unbedingt so sagen.

Dann hast du das Gegenüber, das dann wahrscheinlich sagt,

ach ja, guter Punkt.

Dann hast du aber andererseits mittlerweile so eine Entschuldigungs-Erwartungswelle,

die dann sich aufbaut und die dann auch so groß wird,

dass es nicht selten auch im Trotz des Gegenübers mündet.

Das für mich ist,

dass man das nicht nur aufbaut, sondern auch aufbaut,

dass man das nicht nur aufbaut, sondern auch aufbaut,

dass man das Trotz des Gegenübers mündet.

Das vielleicht sogar eher bereit wäre, zu sagen, sogar zu sagen,

ach ja, sag mal, worum. Ach so, okay, verstehe ich,

das lass mal mal besser.

Aber du baust ja in der Regel durch die Wucht,

das, was dann kommt.

Baust du ja eben nicht etwas im Kopf auf, das man sagt,

da muss ich vielleicht mal kurz drüber nachdenken.

Da hab ich immer gesagt, das ist eigentlich nicht in Ordnung,

sondern das, was dann, und wir reden ja immer über Gefühle,

verletzte Gefühle.

Das ist eine sardinenschwamartige Aufwahlung

von einem großen Gefühl der Masse.

Und das, was dann passiert, ist ja eben nicht Reflexion,

sondern Trotz.

Wir sind ja in einer Phase des großen Trotzes.

Möglicherweise sind wir ja, schon Siehe, Thüringen und Co.,

schon auch mittlerweile gar nicht mehr in der Trotzphase der Gesellschaft,

sondern sogar eher in der Rachephase.

Immer dieses, ihr habt das, das zahlen wir euch heim damit.

Ihr meint dies, jetzt kriegt ihr es zurück,

also da ist man jetzt mittlerweile,

nicht nur Verweigung, sondern schon eher Rache.

Und wie geht man es an?

Ich find's total gruselig.

Das ist eine Diskussion, die ich immer mit Leuten geführt habe,

mit meinen linken Freunden, die sagen, nicht mit Rechten reden.

Und ich sag immer, das kannst du bequem sagen,

weil du bist bio-deutsch, und wenn die Scheiße hochgeht,

dann passiert dir nichts.

Meine Familie ist vergast worden.

Ich denke, nee, nee, ich rede lieber jetzt mit den Rechten,

bevor ich vor den Toren von Auschwitz stehe.

Das ist, glaube ich, die Dimension, die das für mich hat.

Deswegen, ich bin ein leidenschaftlicher

und also wohlwollender mit Rechten reden.

Weil ich weiß, hey, ich hab in meinem Leben schon Leute davon überzeugt,

nicht die AfD zu wählen, sondern die Linke zum Beispiel.

Oder auch die CDU oder auch die SPD.

Sogar zu den Grünen hab ich schon Leute überzeugt.

Ich glaube, es ist einfach quatsch zu denken,

man könne mit Leuten nicht reden.

Ich glaube, man kann nicht auf Leute herabreden.

Also, dass jede Unterhaltung mit einer Verbeugung

vor der Persönlichkeit des anderen beginnt.

Und damit, dass du Leute wirklich ernst nehmen musst,

dass du nicht sagen, dass, nee, ihr seid doof

und ihr erklärt euch jetzt mal.

Deswegen, ich würde tatsächlich Entschuldigungen verbieten wollen.

Also öffentliche Entschuldigungen verbieten,

weil man eine Entschuldigung macht, um aus der Nummer wieder rauszukommen.

Und dann hat man im Zweifelsfall nichts verstanden

und ärgert sich noch jahrelang weiter.

Ich kenne es bei Louis C.K. zum Beispiel,

der Comedian, der dem Mitu-Skandal hatte wegen Masturbationsunfällen.

Und da würde ich sagen, der hat sich ganz doll entschuldigt,

und du merkst in jeder Comedy-Routine,

dass er voller Résentiment ist.

Und sozusagen, ich glaube, man hätte ihm die Entschuldigung verbieten müssen

und sagen müssen, nee, entschuldige dich nicht.

Du musst jetzt mit uns darüber reden,

und zwar so lange, bis alle zufrieden sind.

Und ich glaube, man sollte bei allem, man sollte einfach sagen,

gut, dann machen wir jetzt hier zwölf Stunden Sendeplatz frei,

und dann dürfen Tommy und Mickey und alle noch mal in die Sendung kommen

und sich so lange unterhalten.

Bis, sozusagen, man das Gefühl hat, man hat auch was geklärt.

Und diese Entschuldigung ist immer,

das ist ja nicht das Ergebnis von einem Reflexionsprozess,

sondern es ist der Ersatz für einen Reflexionsprozess.

Ja, ja, genau.

Ich kenne das ja selber auch aus persönlicher Erfahrung auch.

Da kam die Entschuldigung einigermaßen zeitnah,

die war auch rauf, richtig.

Aber danach kam trotzdem auch noch eine sehr, sehr lange Auseinandersetzung

mehrfach, die auch tatsächlich zu einem Erkenntnisgewinn geführt hat

und die auch tatsächlich dazu geführt hat,

dass man nicht unversöhnlich auseinandergegangen ist.

Also, das geht auch, wenn aber dann auch wirklich

eine ernsthafte Bereitschaft da ist,

mal zu schauen, was denn da wirklich schiefgelaufen ist.

Und man, und das muss man auch dazu sagen,

wenn du jetzt mal diese 10.000 Ultra-Arschgeigen,

die immer im Internet sind, mal abziehst,

hast du natürlich ein paar Leute, auf deren Urteil du was gibst,

und mit denen du dich ja aufrichtig auseinandersetzen willst.

Ja.

Aber das stimmt, also, von der Seite aus würde ich das bestätigen,

dass man die Entschuldigung nicht einfach nur

als Geste nehmen kann, um dann Schlimmeres abzuwehren,

weil das passiert natürlich dann auch häufiger, ne?

Ja.

Oh Gott, ist das alles eine Scheiße.

Es ist grauenvoll.

Ja, es ist wirklich grauenvoll.

Aber es ist zum Glück sehr, sehr schön,

sich mit dir zu unterhalten und ich möchte dich ganz herzlich einladen,

doch einfach wiederzukommen.

Du musst dazu nicht zwingend ein Buch geschrieben haben,

wie kleine Probleme.

Aber ich freue mich natürlich, wenn du einfach schnell wieder einschreibst,

und ich liebe, was du schreibst,

egal, ob es jetzt die Texte in der Süddeutschen sind oder dein Buch,

soll dir auch ganz liebe Größe von Nicky bestellen.

Sie findet sich in diesem Buch auch extrem wieder.

Ich übrigens auch, sind dich auch interessant.

Und jeder hat ja das, also jeder scheitert ja individuell.

Und da haben wir alle irgendwie so unsere ganz persönlichen,

ja, hinein Versetzungsangebote gefunden.

Und ab jetzt dann Platz neun Spiegel-Besteller-Liste.

Vielen Dank.

Nein, danke schön.

Danke schön, ich komme jederzeit gerne wieder da fest.

Das ist gut. Sehr schön, macht das.

Danke schön. Ciao, ciao.

Apokalypse und Filtercafé ist eine Studio-Bummensproduktion

mit freundlicher Unterstützung der Florida Entertainment.

Redaktion, Nicky Hassanier.

Executive Producer, Tobias Baughage.

Produktion, Hannah Marahil.

Ton und Schnitt.

Nicky Franking.

Neue Episoden gibt es immer Montags, Mittwochs, Freitags

und Samstags.

Überall, wo es Podcasts gibt.

Stimme der Vernunft und unerreichig gute Sprecherin der Rubriken.

Bettina Rust.

Halt, halt, halt, halt, halt.

Fast hätte ich's vergessen, ihr liebt Apokalypse und Filtercafé.

Ihr wollt das ganze Mal live erleben,

dieses herrliche Zusammenspiel von mir, Loffy

und unseren tollen Gästen, die ihr auch bereits

auf dem Podcast kennt.

Dann habt ihr jetzt die Gelegenheit, euch Tickets zu sichern.

Für Städte wie München, Stuttgart, Frankfurt am Main,

Dortmund, Bremen, Berlin, Dresden, Hannover, Köln.

Im Oktober und November ist es so weit.

Apokalypse und Filtercafé.

Live mit mir, Loffy

und ganz vielen fantastischen Gästen.

Wir freuen uns auf euch.

Wir wissen noch nicht, was passiert.

Aber es wird fantastisch.

Informiert euch doch einfach.

In der Kontrapromotion oder bei Eventim

gibt es die Tickets.

Wir sehen uns auf der Bühne und im Saal.

Bis dann.

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Die Themen: Statue von Angela Merkel ist zusammengebrochen; Das Oktoberfest fängt an; Eine Stilkritik der Sommerinterviews; Rekordsumme für Lady Dianas Schäfchen-Pullover; Die Suche nach dem Elfenbeinturm; Kleine Probleme und Prokrastination und das Finale von „Wetten, dass…?“

Das Reiterstandbild von Angela Merkel steht im Tempel Museum Etsdorf in dem Ortsteil der Gemeinde Freudenberg (Landkreis Amberg-Sulzbach)

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