Apokalypse & Filterkaffee: Ein Viertel Leben (mit Maxim Biller ins Wochenende)

Micky Beisenherz & Studio Bummens Micky Beisenherz & Studio Bummens 8/26/23 - Episode Page - 1h 2m - PDF Transcript

Diese Folge wird er präsentiert von ...

Japp, Vodafone seit über 30 Jahren, für dich da.

Es ist Samstag, der 26. August.

Apokalypse und Filtercafé.

Die frisch gebrühten Schlagzeilen des Tages.

Mit Micky Beisenherz.

Einen wunderschönen Samstag, Morgen.

Herzlich willkommen zu Apokalypse und Filtercafé.

Mit der Wochenendbarlage ist die zurück, selbstverständlich.

Wir blicken auf das, was uns im Föhton, in der Kultur,

in der Popkultur, in der Literatur, in der Gesellschaft

und der Politik beschäftigt.

Ich begrüße wieder einen Mann,

mit dem wir uns vor einiger Zeit unterhalten haben.

Das hat sehr viel Freude gemacht.

Der Mann ist Kolumnist, er ist Schriftsteller.

Er hat Bücher veröffentlicht wie 6 Koffer der falsche Gruß.

Und jetzt gerade eben Mama Odessa.

Herzlich willkommen und Glückwunsch zum Geburtstag.

Maxime Biller.

Vielen Dank, danke, danke.

Er hat schlecht angefangen, der Geburtstag.

Woran liegt es?

Erstens, weil ich muss mit dir reden.

Das versteh ich.

Nein, mit Häuschnupfen.

Mit Häuschnupfen.

Ich werde versuchen, mich ihn zu bekämpfen.

Der setzte mutmaßlich nicht pünktlich zum Geburtstag ein,

sondern den hast du rüber gerettet.

Nein, heute Früh.

Oh.

Ist das etwas, ist das eine Art von, kann man das Pech nennen?

Dass du in irgendeiner Art und Weise ins Schriftstellerische

überführen kannst.

Nein.

Lässt dich da aus, kolumnierend irgendetwas ableiten.

Nein, es ist ein Zeichen, aber ich weiß noch nicht wofür.

Als jemand, der das Gesamtgeschehen der Welt aufmerksam beobachtet,

wird er vermutlich nicht entgangen sein,

dass Donald Trump ein frisches Pressefoto draußen hat.

Dass alle, die sich in den Dienst der Demokratie stellen,

speziell bei Twitter oder jetzt Ex, alle natürlich geteilt haben.

Weil sie sich alle gleich samm und gemeinschaftlich empören,

aber halt eben auch dieses Foto in die Welt tragen,

beabsichtigt sich du auch das Foto von Donald Trump

in irgendeiner Art und Weise zu veröffentlichen.

Ich habe gestern überlegt, ob ich das Foto von

dem ehemaligen Verfassungschef und von Matthias Matussek

und Harald Schmidt in meinem Verleger schicken sollte.

Weil ich habe ihm über Harald Schmidt schon vor 20 Jahren gesagt,

was für ein Arschloch das ist.

Aber jetzt bei Trump komme ich gar nicht mehr auf die Idee.

Ich habe mir angeguckt auf CNN noch mal alles ganz genau.

Und haben mir wieder seine Unverschämtheiten angehört.

Und fand eigentlich es sehr, sehr schön,

dass jemand, wie er, einfach doch ganz schön in die Knie gehen muss,

obwohl man es noch nicht so richtig sieht,

also im Gegensatz zu Putin.

Es gab jemanden Kluges, der in einem der amerikanischen Fernsehsender

den Satz sagt, es gibt kein solches Universum,

in dem jemand, der vier Anklagen hat, eine Wahl gewinnen kann.

Mehr ist dazu nicht zu sagen.

Das ist die teuerste Wohnung Deutschlands und so sieht sie aus,

darüber berichtet.

T-Online-Dedimiten in deutschen Großstädten werden immer teurer.

Eine Wohnung in Berlin ist bundesweit,

jedoch klarer Spitzenreiter, so viel kostet sie.

Also es gibt in Berlin, das wirst du wissen,

sehr viele, sehr teure Wohnungen.

Aber es gibt ein Objekt in Mitte, unweit des Gendarmenmarktes.

Und da kostet die Miete, die Kaltmiete, 19.500 Euro.

Also inklusive Nebenkosten liegt man dann bei 22.000 Euro, 380.

Aber es sind auch immerhin 8 Zimmer auf insgesamt 720 Quadratmetern.

Ist das für dich interessant, Maxi?

Du bist erfolgreicher Schriftsteller,

du verdienst mutmaßlich unglaublich viel Geld.

Ist so ein repräsentatives Objekt etwas für dich,

wo du Menschen empfängst und sagst, schau mal her,

das ist meine neue Bleibe hier in Berlin.

Na ja, auf vielen Ebenen ist das natürlich alles komplett falsch.

Weil fangen wir damit an,

dass es eine der schrecklichsten Gegenden von Berlin ist.

Das ist dieses, dieses Gleichnach der Wende,

sagen aus dem Nichts, gestampfte Nichts,

dass sie damals auf Grundlage der alten Stadtpläne

so mit dieser Blockbebauung sich überlegt hatten,

herausgekommen, sind eigentlich nur so Plattenbauten für Reiche.

Einmal in der Friedrichsstraße, der Jägerstraße,

nach oben zu schauen, und du musst dich sofort übergeben.

Das ist troßlos, ja, das stimmt.

Eigentlich sieht jedes neue Haus dort aus wie das alte russische Haus.

Das heißt das russische Haus tatsächlich.

Zweitens, sogar nachdem jetzt zum Glück

diese ganzen schrecklichen Parkbänke der Grünen abgebaut wurden.

Das ist auch besser geworden.

In der Friedrichsstraße, diese kleinen Ruheinseln.

Genau, dann das nächste, das müsst ihr noch prüfen,

aber der Gendarmmarkt wird gerade umgebaut,

ist zerstört, damit man dort, sagen,

Wärme-Energie, glaube ich, aus dem gewinnen kann.

Also, das musst du dir mal vorstellen,

das ist so, als würde man irgendwie in Paris vom Eifelturm plötzlich sagen,

hier graben wir irgendwie nach Wärme.

Das ist so das Niveau, der Gegend, in der man da sozusagen leben würde.

Und deshalb kommt für mich so eine Wohnung einfach,

nicht wegen des Preises könnte ich mir natürlich erlauben,

aber einfach wegen der Lage nicht infrage,

denn wie heißt es, wenn man eine Wohnung sucht, Lage, Lage, Lage.

Ja, absolut.

Übrigens, wo wir gerade die kleine rhetorische Achse gebildet haben

zwischen Berlin und Paris,

es ist ja so, dass aus Paris die ganzen Lai-Roller verschwinden sollen

und es bereits tun.

Und welche Stadt hat gesagt, wir nehmen sie gern, natürlich Berlin.

Das ist jetzt das Letzte, was man gerade so gehört hatte,

dass diese ganzen Lai-Roller jetzt von Paris nach Berlin überführt werden.

Inwieweit fühlst du dich noch auf den Straßen Berlin sicher,

als Flaneur, der du bist?

Ich hab irgendwie dazu keine Meinung,

außer dass ich weiß, wie drum aus Tel Aviv,

dass dort schon seit Jahren Leute dagegen kämpfen,

weil in den Krankenhäusern mehr verletzten Rundfällen mit Lai-Rollern

eingeliefert werden als nach Sprengstoffanschlägen.

Also, die Sache scheint nicht wirklich Sinn zu haben.

Und interessant ist nur,

die federführende Kraft dahinter, der menschliche kapitalistische Schwachsinn.

Oder ist das wirklich das Gefühl, wir können alle frei sein?

Ist das nicht meistens bebeides?

Geht das nicht oft Hand in Hand?

Also, das ist das Gefühl von Freiheit oft über den Weg des kapitalistischen

Schwachsins, dass sich das so Ausdruck verleiht?

Dazu fällt mir nur ein, da wo ich wohne, kann ich jetzt natürlich nicht sagen,

aber es ist hier eine sehr, sehr schöne Gegend.

Das schönste Platz in Berlin-Mitte.

Von hier, vier, fünf Straßen entfernt, ist schon die Bernauer Straße,

die Grenze sozusagen zum Alten Westen.

Dort ist also Wedding, und von Wedding kommen immer wieder rüber gefahren,

so Roller auf den zwei, auf drei Leute auf einen Schlag zusammensitzen.

Und bei uns schon mal patrouillieren.

Also, das ist meine einzige Assoziation mit den Leirolern.

Also, ich kann nur sagen, wer einmal versucht hat,

speziell in Berlin-Mitte über den Bürgersteig einen Rollkoffer zu ziehen,

der käme niemals auf den Gedanken mit einem Scooter, mit einem Eh-Roller,

darüber zu fahren.

Ja, dazu habe ich einen Gedanken.

Ich habe einen Praag, wo es meine Heimatstadt ist,

wo ich auch manchmal öfters bin, und das ist natürlich wirklich die Innenstadt.

Wunderschöne Innenstadt wird halt gerade komplett zerstört,

immer mehr und mehr und mehr durch eine, sagen, Menschenart,

die es seit 100 Jahren gibt durch Touristen.

Und ich habe mir überlegt, was könnte ich als Bürgermeister von Praag machen,

um diese Situation irgendwie zu beruhigen?

Und dann ist mir eingefallen die einzigmögliche Lösung,

ich weiß jetzt nicht, ob man das gesetzlich durchbekehme,

das ist ein Verbot von Rollkoffern, das ist ganz, ganz wichtig, und Koffern.

Ah ja, na ja gut, großen Koffern.

Ja, könnte er helfen.

Mehr ist es nicht.

Und die Rally-Roller müsste ich jetzt nachdem wir sprechen sagen,

die müssten natürlich auch unbedingt dazukommen.

Aber ich glaube, das Thema ist so schreckend langweilig.

Entschuldige mich für meine schwachen Bemerkungen,

ich bin besser bei Politik.

Gucken mal, wer da spricht.

Erfolgsautor Ferdinand von Skirach über seine Depressionen.

Ich stelle mir immer vor, dass es morgen früh vorbei ist.

Es gibt ein Interview im Stern.

Er trägt die Bürde seiner Familiengeschichte, leidet an Depressionen

und sorgt sich um unser Land.

Doch in der Kunst hat er eine Heimat gefunden.

Ein Gespräch mit dem Erfolgsautor Ferdinand von Skirach.

Und ich gehe fest davon aus, lieber Maxim, als du hörtest,

dass Ferdinand von Skirach dem Stern ein Interview gegeben hat,

da bist du heute Morgen schon mit wackeligen Beinen

und zittrigen Fingern zum Kiosk geallt, um es dir gleich zu kaufen.

Gehe ich recht in der Name, dass du so ist.

Also, ich finde es erst mal, dass der Stern wirklich immer besser wird.

Und ich finde es auch gut, dass die ein Interview mit ihm machen.

Zweitens finde ich es natürlich absolut richtig.

Eine gerechte Strafe, dass der Enkel,

eines der wichtigsten Nazi-Verbrecher Depressionen leidet wegen Opa.

Das ist schon mal sehr, sehr schön.

Darüber freue ich mich.

Und ich finde, dass Skirach ein guter Unterhaltungsschriftsteller ist.

Ich finde auch in seinen politischen Aussagen

ist er sehr, sehr eindeutig.

Immer wieder, wenn er über AfD spricht,

gerade erst gestern Abend, also Donnerstagabend bei Lanz,

sehr klar dezediert auch gesagt,

irgendwie, ihr müsst endlich erklären, was das bedeuten würde.

Wenn die AfD an die Macht kimme, sehr gut und sehr logisch.

Da ist gar nichts dagegen zu sagen, das ist super in Ordnung.

Das Problem ist einfach nur ...

Mhm.

So eine Skirach-Familie, das ist so ein bisschen wie so ...

wie so irgendein sezianischer Klang.

Er sagt einfach nicht alles.

Er sagt nicht, wie eng verbunden seine Kindheit war mit Opa.

Mhm.

Der rauskam, glaube ich, 6 oder 67 aus dem Spandau-Gefängnis,

wo er 20 Jahre abgesessen hatte.

Ja.

Und dann immer noch mehrere Jahre mit ihm verbrachte.

Und wie wichtig das für ihn war.

Und das hat ihn natürlich gequält.

Das hat dann auch irgendwie aus anderen Gründen,

ist ja auch die Familie irgendwie zu Wohlstand gekommen.

Was mir auffällt an seinen Büchern, an seinen Stücken,

ist eigentlich immer das Gleiche.

Das ist die Geschichte von jemanden,

der aus Versehen durch Zufall zum Verbrecher wird.

Mhm.

Ja, das ist also ein sehr autobiografisches Motiv für dich klar.

Weil du, Skirach, sein Großvater,

der zu den ersten, allerersten, wichtigsten Nazis gehörte,

zum NSDRB-Adel,

der später in Wien zigtausende Juden deputieren ließ,

der ist also auf Manor aus Versehen in das Ganze reingeraten.

Der war ja eigentlich ein musischer Mensch,

der hat eigentlich ganz anderes vorgehakt.

Aber es wurde von Skirach so nie explizit behauptet.

Aber glaubst du, dass das letzten Endes

die mitschwingende Botschaft all seiner Bücher ist?

Nein, das ist keine Botschaft. Er beschäftigt sich damit.

Das ist gut.

Nur beschäftigt sich damit auf meiner Sicht

auf eine immer noch alibihafte Art.

Diese Figuren bei ihm, die gerade nicht mehr aus Versehen da rein,

so wie gar ein Großvater offenbar aus Versehen reingeraten ist.

Plus, ich hätte so gern einmal von ihm irgendetwas gelesen,

wo er ganz konkret in einem literarischen Text

sich damit auseinandersetzt, wie es ist,

einen Großvater zu haben, der eben ein solches Dreck schwein.

Das ist ja auch ein spannendes,

ein hochspannendes Thema.

Das würde man doch auch lesen wollen von jemandem,

der ja immer sehr klar ist in allem,

wäre das ja mutmaßig das spannendste Buch.

Also, ich finde, jetzt wo du es gerade sagst,

natürlich schon auch interessant, dass das bislang noch nicht geschehen ist,

aber das könnte ja theoretisch noch kommen.

Er hat jetzt mittlerweile 15 Bücher geschrieben.

Er ist ja auch noch ein vergleichsweise junger Mann.

Das mag ja noch vorkommen,

aber seine Zwiespalt ist ja ...

Also, ihm ist ja eigentlich nichts fortzuwärfen.

Also, jemand, der als Kind seinen Opa liebt,

weil dieser Opa als Privatperson gütig und liebevoll ist,

dass der natürlich darüber in tiefe Verzweiflung geraten kann,

weil diese Person so unglaublich schreckliche Dinge getan hat,

und zwar auch bewusst und nicht reingestolpert.

Das ist doch spannender literarischer Stoff.

Also, der Herr Höcke und die Frau Weidel,

die erzählen auch immer, wie Opa sie zu denen gemacht hat,

die sie sind, weil sie von den Großeltern hörten,

wie toll das war früher, ich weiß nicht, aus Preußen-Pommern.

Das ist natürlich die Krankheit, der wir es gerade zu tun haben.

Wir haben es mit einer Enkelgeneration zu tun.

Mit den Eltern konnte man irgendwie kämpfen,

aber die Großeltern sind ja immer so lieb,

da weiß man gar nicht, was dahintersteckt,

und die haben dann plötzlich in ihre ganzen Zerschnittsüßigkeiten

so eine Nazi-Kontrabande.

Ja, das ist alles richtig, aber schau,

wenn jetzt mein Vater, der Großvater meiner Tochter,

wenn der jetzt ein übler-standelistischer Verbrecher gewesen wäre,

dann hätte ich ihn doch nicht mal in die Nähe meiner Tochter gelassen.

Da fängt es ja an.

Also, das ist sozusagen die Normalität des Normalen.

Das ist das, was überhaupt das ermöglicht.

Aber noch mal zurück zu Schierach.

Das ist ein Welterfolg, ein Erfolg hier.

Das ist ja nicht, obwohl er einen so prominenten Nazi-Namen trägt,

sondern weil das ist irgendwie ein Nazi-Porno.

Das ist auf andere Ebene mit Leni Riefenstahl so gewesen,

zum Beispiel in Amerika.

Und eine weitere Tradition ging es dann auf andere Geschichten

dann nicht durch ihre Biografie, aber in ihre Bühnenauftritte,

wenn es wie Rammstein zum Beispiel, genau das Gleiche.

Auch das spielt eine Rolle.

Und das muss ein Künstler, wenn er so klug ist wie Schierach,

er muss das einfach reflektieren und davon erzählen.

Das glaube ich auch, weil er ja ein guter Erzähler ist.

Oder du hast ihn ja als sehr guten Unterhaltungsschriftsteller bezeichnet.

Also auch aus guter Unterhaltung lassen sich ja tiefe Gedanken ableiten.

Ist es aber, was die Bücher angeht, nicht manchmal viel banaler,

weil du es jetzt als Nazi-Porno bezeichnet hast,

ist es nicht vielleicht auch einfach so, dass die Deutschen

einfach wahnsinnig gerne Krimis lesen

und deshalb die Bücher auch so erfolgreich waren,

ohne den ganzen nationalsozialistischen Background,

dass sie halt möglicherweise wussten,

einfach auf viele der Menschen, die die Bücher gekauft haben,

mit dem Namen von Schierach und der historischen Aufladung,

gar nichts anzufangen.

Sondern sie wussten einfach nur, da sind ein paar schöne Krimi-Geschichten.

Zeitverbrechen ist ja auch extrem erfolgreich,

ohne dass Sabine Rückert auf irgendeiner Art und Weise

irgendeinen Nazi-Opa gehabt hätte, zumindest von ...

Oh, mein Gott, was hab ich dafür eine Tür aufgestoßen?

Nazi-Opa.

Ja, wahrscheinlich ist das so.

Ja, aber das ist sehr, sehr, sehr interessant.

Erstens, ich widerspreche sofort dem, was ich gleich sagen werde,

in allen Ländern sind Krimis natürlich sehr beliebt.

Aber es ist schon auffällig,

wie in Deutschland vor allem natürlich mit dieser Monumentalserie

Tatort und noch dem Kommissar,

ich kannte noch den alten Kommissar mit Erik,

oder wo du noch das Gefühl hast,

du guckst eigentlich so eine entnazifizierte Nazi-Fernsehserie.

Ja, und Derrick, der malige SS-Mann Horst Tappert,

der sogar sein Ledermantel mitgenommen hat und gesagt hat,

ich mach das zum zentralen Bestandteil meiner Figur.

Ja, aber der Autor schießte Herbert Reinecker,

der hatte eine richtige Nazi-Geschichte und so weiter.

Also, das Permanent in Deutschland, so viele Krimis,

aber vor allem diese depressiven, langweiligen Krimis,

wo es interessanterweise praktisch jedem zweiten,

natürlich, um ein misshandeltes oder ermordetes Kind geht.

Wieso werden in Deutschland ständig Kinder ermordet im Fernsehen?

Ich wollte mal nachgehen da.

Ja, das ist alles 100 Prozent ein Echo

einfach dieser begrabenen Verwandten und Juden

aus dem Zweiten Weltkrieg.

Das knüpft ein bisschen an an die Theorie,

die ich auch irgendwo schon mal geäußert hatte,

dass ich glaube, dass gerade in Deutschland

Krimis so extrem populär sind,

dass also eine ganze Nation bei der Tätersuche dabei sein

und sogar helfen möchte,

weil sie damals alle so fleißig weggeschaut haben.

Das ist die positive Deutung.

Ich habe eine eher psychoanalytische Deutung.

Stell dir mal vor, dein Großvater hätte 15 Leute ermordet

und alle im Keller eures Hauses begraben.

Und du lebst da weiter.

Du wirst doch wahnsinnig.

Du bist ja völlig besessen

und jetzt hätte ich traumatisiert vom Mord, von Tod.

Und das kehrt einfach ...

Das ist wie so ein selbstgewähltes Wiederkehrend des PTSD-Trauma.

So würde ich das eigentlich nennen.

Und daher kommt das.

Und deshalb glaube ich, die Populitarität

auch von Schirachs, diesen Verbrechergeschichten.

Es hat viel damit zu tun.

Und im Übrigen total in Ordnung und super und großartig.

Besser als gar nichts.

Aber es wäre, wie gesagt, es wäre wahnsinnig schön,

wenn er einfach mal endlich Opa

auch mal in der Rolle zugestehen würde in seinen Welten.

Ist Marco Gökke, den kennt man möglicherweise noch,

die Tatsschreib, Marco Gökke darf doch nicht proben.

Der Tanzkoriograph hatte seine Rückkehr

an die Staatsoper Hannover angekündigt.

Laut Intendantin kommt es dazu nun doch nicht.

Zumindest vorerst.

Er hatte in einem Interview mit der Hannover

schon allgemeine Zeitung seine Rückkehr an das Haus angekündigt.

Jetzt ist es aber wohl erst mal nicht so.

Also das Hausverbot, das wurde ja Anfang März ausgesprochen,

das geht nicht mehr.

Er wird aber jetzt auch erst mal nicht wieder eingestellt.

Und derzeit seien keine neuen Stücke mit ihm

als Gastkoriograph geplant.

Das sagte die Sprecherin der Staatsoper.

Sie sagte aber auch, und das gefällt mir sehr gut,

sie sagt, wir differenzieren zwischen künstlerischem Ausdruck

und persönlich motivierter Effekthandlung.

Das ist eine Betrachtung, die haben ja nicht alle so.

Das finde ich ja grundsätzlich erst mal sehr gut,

weil sie sagt, damit relativ unverblümt.

Als Künstler ist er uns eine Menge wert, was er privat treibt.

Das sollen im Zweifel andere klären.

Aber das hält uns nicht davon ab, in Zukunft zumindest wieder anzustellen.

Wie nah warst du eigentlich schon daran,

mit Honekot auf Kritiker, Kritikerinnen loszugehen?

Niemals. Ich komme nicht mal auf die Idee.

Ich finde Kritik unendlich wichtig und großartig.

Für mich persönlich ist es vor allem einfach,

ich lerne sehr, sehr viel, wenn ich kritisiert werde,

auf eine Art, die sich vielleicht andere nicht vorstellen können.

Das überrascht mich ein wenig, dass du Kritikerinnen zubiligst,

dass sie dir etwas beibringen können.

So habe ich dich bislang nicht wahrgenommen.

Moment, da muss ich mich jetzt mal mit dem Vorurteil gegen mich

auseinandersetzen.

Dazu sind wir doch da, hier damit aufzuholen.

Also, ich bin nicht arrogant, falls du das meintest.

Ich bin selbstbewusst.

Nein, doch, doch, mit diesem, ich würde keine Kritik annehmen.

Ich bin selbstbewusst, ich denke über alles nach.

Und was mir nicht relevant erscheint,

finde ich nicht als Character-Assassination.

Das passiert ja bei anderen Leuten.

Deshalb finde ich Kritik gut und toll.

Es gab einen konkreten Fall,

wo ein Schriftsteller mir was gesagt hatte über einen Roman.

Und ich war auch nicht beleidigt,

ich habe das sehr zu Herzen genommen

und habe danach etwas anders gemacht.

Und ich glaube, das war sehr, sehr gut.

Ich will zu euch nicht langweilen mit Details.

Allerdings, was mich stört an der Kritik heute,

da wirst du dich jetzt noch mal wundern.

Diese Feiglinge schreiben ja meistens gar nicht mehr,

wie sie ein Buch finden.

Ich spreche jetzt nicht über Filmkritik oder Theaterkritik,

die lese ich nicht so viel.

In der Regel kannst du beobachten,

du kriegst immer nur eine Inhaltsangabe

und du hast ganz, ganz zartes Anzeichen von irgendwas.

Warum?

Weil in dieser Gesellschaft der Normierten

alle Angst haben.

Oh mein Gott.

Wenn ich heute was Falsches sage,

was wird mit mir passieren in zehn Jahren,

wenn der Wind von woanders wie?

So ein bisschen wie dieser Moderator,

der Hörke im Sommer interviewt.

Da hat mein Freund Claudius Seidel gesagt,

dem Samann von Anfang an,

dass er überlegt,

was passieren wird, wenn Höckern die Macht kommt.

Interessant, ja.

Das ist eine Form von Vorsicht über Vorsicht,

die mir irrsinnig auf die Nerven zieht.

Wobei doch Schriftsteller für gewöhnlich gar nicht über die Macht verfügen,

dass die Rezensentin der Rezensentin Angst haben muss,

dass sich das irgendwann mal gegen sie wendet, oder?

Gerade in der Literaturkritik muss man doch nicht fürchten,

dass der Kritisierte irgendwann so mächtig ist,

dass man einen Schaden davon trägt.

Nein, nein, nein, die Kritik wird woanders sein.

Also, ganz brutal gesagt,

wenn ich heute das Buch eines Juden lobe,

was ist, wenn in zehn Jahren plötzlich

diese Redaktion sich hier in eine Völkische verwandelt hat?

Das ist ein krasses Beispiel.

Oder wie kann ich heute ein Buch von Lutz Seiler verreißen,

wenn in zehn Jahren Lutz Seiler noch Nobelpreis bekommen hat?

Oh mein Gott, das kann ich doch nicht tun.

Dass man da der größte Idiot ist.

Aber das ist natürlich, ja,

das sind ja sehr lange Linien, in denen man dann denkt.

Ist das auch wieder das Problem,

dass das Publikum nicht in der Lage ist, in Kontexten zu denken?

Also, ich kann doch im Jahr 2023

ein Buch einer Autorin loben und preisen oder verreißen

und muss mir doch, also in einer nicht perfekten,

aber zumindest guten oder geistig klaren Welt,

kann ich doch davon ausgehen,

dass man im Jahr 2038 ein anderes Publikum das einzuordnen weiß,

dass die Dinge sich verändert haben.

Das ist ja die Annahme, ne?

Ich glaube, du spielst auf etwas an, wozu wir gleich kommen werden.

Ich rede jetzt auch nicht so sehr von politischen Fragen.

Du kannst das erste Buch von Franz Kafka verreißen

und 20 Jahre stehst du da wie der letzte Depp.

Das willst du nicht. Das willst du nicht riskieren.

Ja, das verstehe ich.

Aber dann kann man sich das aber auch komplett sparen.

Wenn das alles so risikobefreit ist,

dann lohnt es sich ja nun überhaupt nicht.

Ja, es ist alles risikobefreit, tatsächlich.

Das ist ja der Punkt.

Und jetzt klingelt es auch noch an der Tür.

Und ich muss dem DHL-Boot aufhören.

Das ist halt die Sache, wenn man nicht in einem Studio sitzt.

Ich kenne das ja alles nur zu gut.

Ach so, du verstehst das.

Vielleicht kommt er an mein Geburtstagsgeschenk.

Nee, ich fürchte, das sind eher die Staubsagebeutel,

die ich bestellt habe bei Amazon.

Wir verpassen im Ganzen ein Titel,

so ein bisschen angelehnt an deutsches Theater von Stuttgart-Barre.

Klaus Peimann kauft sich keine Hose.

In diesem Falle, Maxim Biller wartet auf Staubsagebeutel.

Das ist doch ...

Ist doch der genau der Glamour, auf den du noch gewartet hast, oder?

Ah.

Werbung.

Mein heutiger Werbepartner ist Vodafone auf einer Skala von eins bis zehn.

Wie wichtig ist mir das Internet und warum würde ich dafür sofort

zwei Zehen opfern, das Internet zu Hause?

Ist wirklich sehr, sehr, sehr wichtig.

Zum einen ist es wichtig, dass ich keine Folge meiner Lieblings-Talkshow verpasse,

dass ich die Nachrichten gucke.

Aber es ist natürlich auch wahnsinnig wichtig,

stabiles Internet zu Hause zu haben.

Denn ich arbeite ja in der Regel von zu Hause.

Ich gehe ja nicht jedes Mal ins Büro und mach da Podcast oder so.

Das wäre ja schrecklich.

Nein, nein, hier zu Hause, da muss das Internet stabil sein.

Und weil alle anderen das auch haben.

Als Wunsch, da hat das Fachmagazin Chip verglichen.

Und beim bundesweiten Festnetztest.

Da wurde die Qualität und Leistung der Internetanschlüsse

in Deutschland verglichen.

Und von allen nationalen Anbietern ist Vodafone dieses Jahr

mit der Gesamtnote 1,7 auf dem ersten Platz gelandet.

Da hätte man einfach mich fragen können.

Ich hätte es denen ja auch bescheinigt.

Sie tun ja auch viel dafür, mit ihren gezielten Maßnahmen

zur Festnetzverbesserung genauer gesagt.

Sind es über 2.600 Modernisierungsmaßnahmen,

die von Vodafone in den letzten 12 Monaten durchgeführt wurden.

Ja, oder Scholz, das ist das Deutschland-Tempo.

Hier mal ein Beispiel nehmen.

Denn sie hören die Bedürfnisse der Kundinnen

und werden für sie immer besser, um diese Erwartung zu erfüllen.

Ja, auch ich bin so jemand.

Und ich bin sehr, sehr happy, damit alle zu Hause jederzeit schnell

und zuverlässig surfen, zocken, streamen.

Und arbeiten können.

So wie ich punkten, konnte Vodafone vor allem

in den Kategorien Geschwindigkeit, so wie Preisleitung.

Ich glaube, das sollte eigentlich Preisleistung heißen.

Aber Preisleitung passt natürlich irgendwie auch.

Wenn ihr wissen wollt, wie Vodafone für euch

das Festnetz Internet verbessert, dann schaut wie immer in die Show-Notes.

Denn hier findet ihr alle Infos.

Und jetzt weiterhin viel Spaß mit der heutigen Folge.

Das Kleingedruckte.

Als Olaf Scholz seinen Helmut Schmidt, Moment, verpasst so,

schreibt die Stuttgarter Nachrichten über das Buch

von Stefan Lambi über Regierendenzeiten der Krise.

Der Autor Stefan Lambi hat Bundeskanzler Olaf Scholz

und mehrere Minister seit Beginn ihrer Amtszeit eng begleitet.

Sein Buch, Ernstfall, Regierendenzeiten der Krise,

liefert wichtige Einblicke.

Ja, es ist ein Buch.

Da schreiben die Stuttgarter Nachrichten,

dass jetzt auch keine gänzlich neuen Erkenntnisse liefert.

Aber man lernt die Regierenden etwas besser erkennen.

So die Zermürbung und auch die Schlaflosigkeit

der führenden Figuren der Koalition.

Und natürlich auch Robert Habeck,

der zumindest von Stefan Lambi als eine Art

letzter Live-Rock'n'Roller porträtiert wird.

Und jetzt natürlich die Frage,

wäre es für dich auch spannend,

die Regierungsmitglieder zu begleiten und zu porträtieren?

Oder reicht es dir, sie aus der Halb- oder Volldistanz zu betrachten?

Also, ich hab früher als Reporter so was ja auch teilweise gemacht.

Und vergessen ist die Reise mit Richard Weizsäcker in die Türkei.

Das war sehr, sehr interessant.

Und man sieht dann ein bisschen mehr,

indem man zum Beispiel dann von Weizsäcker

doch ein Interviewflugzeug zurückbekommt.

Und dann mit ihm spricht und er denkt, er redet mit einem kleinen Jungen,

den er irgendwie reinlegen kann.

Und hinterher schreibe ich dann für Tempo eine Reportage,

in der ich einfach die, glaube ich, der doppelte Weizsäcke heißte,

über diese Janus-Köpfigkeit dieses Mannes,

dessen legendäre Rede in Wahrheit die Deutschen entschuldete

und nicht ihre Schuld irgendwie eingestehen ließ.

Wir sind befreit worden.

Was ja übrigens etwas, das nur als kleines Sternchen,

was ja übrigens auch eine Rede gewesen ist, die vom 8. Mai,

über die, also Helmut Kohl hatte sich damals ja bitter beschwert,

weil er im guten Genom drei Wochen

schon genau das Gleiche oder dasselbe gesagt hatte.

Und Weizsäcker Stohl ist dann da, ja, ja.

Das auch noch, es kommt ja auch noch erschwerend hinzu.

Ja, aber es passt ja auch.

Ach so, und die wollten danach auch.

Normalerweise fliegt man der Regierungsmaschine,

damals war das jedenfalls so.

Das war sozusagen hier für Ume.

Nachdem meine Reportage erschienen ist,

zehn Tage später kam eine Rechnung vom Bundespräsidialamt.

Und Weizsäcker hat nie wieder mit Tempo geredet.

Ich bin ja auch der Mann mit mir,

darf man nicht unter drei irgendwas besprechen.

Unter drei heißt in diesem politischen Berlin, ich sag dir was,

aber du sagst nicht, dass du es weißt.

Das ist natürlich immer das Wichtigste für mich.

Bitte erzählt mir unter drei Sachen,

damit ich sie auch dann wirklich schreibe.

Ich hoffe, ich meine irgendetwas gefährde oder nicht.

Hauptsache, ich bringe an die Öffentlichkeit das,

was eigentlich zählten, was wichtig ist.

Aber was ich wirklich sehr, sehr wichtig finde,

wenn wir reden über Habeck, der laut diesem Buch

ja so ein gewissenhafter ist und immer so früh wach wird

und oft schlecht schläft und es gut meint.

Ich meine, der Typ kann nichts, hat nichts hinbekommen.

Er ist weinerlich und ist ein Karrierist,

der tatsächlich einfach schlechter ist

als der Installateur, der gestern bei mir war.

Jetzt ist aber das nicht der Punkt.

Der Punkt ist sein Chef.

Ganz kurze Zwischenfrage, bevor du auf seinen Chef zu sprechen kommst.

Spricht aus dir die Enttäuschung über Habeck

oder hattest du von ihm auch schon vor zwei Jahren diesen Eindruck?

Denn sollte es mal anders gewesen sein,

wäre das ja eine Einschätzung analog zum Bundestrend?

Naja, ich bin nicht enttäuscht.

Ich habe nie Grün gewählt

und würde auch nicht Grün wählen,

weil ich seit den 70er-Jahren weiß, mit wem ich das zu tun habe.

Das stellte sich ja auch heraus bei dieser grünen Regierung,

gegensatz zu damals mit Joschka Fischer,

dass in Wahrheit natürlich alle realos auch Fundist sind.

Und ich kann das jetzt nicht mit einzelnen Sachen bilden,

was so lang dauern würde, aber du merkst es plötzlich,

oh Gott, die revolutionäre Tür hat sich geöffnet

und wir müssen das so schnell wie möglich nutzen.

Wir müssen irgendwas Revolutionäres hier tun.

Und das war einfach nur ideologisch

und gleichzeitig auch dann doch in diesem bürokratischen Land,

wie Deutschland, unrealisierbar.

Könnte man ja aber auch als nach bleierenden Merkeljahren

als geradezu schockierende Ambitionen bezeichnen?

Naja, das kommt mir so vor,

wenn du zuerst irgendwie einen Stürmer hast bei Bayern München,

der immer nur steht und steht und steht

und den einen Ball pro Halbzeit, den er bekommt, irgendwie übersieht.

Und dann wechselst du einen anderen ein

und er stolpert jedes Mal über seine Beine, wenn er losfremd.

Einer und das andere ist mir nicht so wahnsinnig recht.

Und ich will aber immer noch auf das andere Sinn aus.

Auf den Chef.

Ganz genau.

Der Herr Wenner, den ich sehr bewundere,

Herbert Wenner, der legendäre SPD-Grande,

ich weiß auch nicht, wie lange er auch Vorsitzender war,

der auch wirklich gelernt hatte im Hotel Lux

als junge Kommunist, dass Kommunismus Horror ist.

Und danach Schweden noch kam und dort irgendwie erst rauskam.

Also, das war wirklich ein großer, großer Mann,

der hat, als er gesehen hat, das Brand schwächelt.

Mhm.

Ganz klar bestimmt, Brand muss weg.

Ja.

Wo sitzt jemand heute in der SPD, der sagt,

Scholz schwächelt ist ein aufgeblasener kleiner Mann,

der wahnsinnig besser wisserisch ist

und in Wahrheit alle ihm auf der Nase herumtanzen lässt?

Wo sitzt jemand in der SPD, der sagt, tauschen wir aus?

Wir machen etwas, was früher auch gemacht worden wäre.

Pistorius wird jetzt Kanzler.

Ja.

Warum Pistorius?

Pistorius ist der einzige Mann in der SPD, der nach Stammtisch riecht.

Mhm.

Du musst in Deutschland bis heute, das kann man gut oder schlecht finden,

aber auf jeden Fall ist es demokratisch und harmlos,

wenn du eine sogenannte Volkspartei vertretst,

nach Stammtisch riecht.

Mhm.

Das tut inzwischen praktisch kein Politiker mehr bei uns.

Das sind alles Leute, die haben sich kaputt studiert,

die saßen in welchen Firmen, Beraterverträge, was auch immer.

Die sind wirklich, wirklich, wirklich weit weg,

nicht von der Realität, sondern von diesem stammtisch haften Deutschen

von heute, der einfach aussieht, wie jemand, mit dem du wirklich

keinen Campingplatz betreten möchtest,

der aber trotzdem am Ende immer vernünftig im Prinzip wählt und denkt.

Und dafür setziere ich im Moment jetzt sozusagen die Regierung

oder die SPD, ihr müsst endlich Scholz stürzen

und nicht darauf warten, dass Scholz irgendwie seine Macht ausspült.

Bitte empören Sie sich jetzt.

Es ist kein Geheimnis mehr, dass etwas nicht stimmt.

So schreibt es Steven Sowa für T-Online.de.

Und dieser Steven Sowa, der nimmt das Publikum zunächst mit

auf ein kleines Gedankenexperiment, wie er schreibt

und malt sich eine Zukunft, wie sie uns gefallen könnte.

Und das skizziert eher eine Talkshow-Woche,

in der am Montag bei Hart aber fair es zum Beispiel ein Thema gibt.

Alternative Urlaubsmodelle zum Schutz des Weltklimas.

Und dann sind dort Menschen zu Gast, die eben nicht hier in Span heißen,

oder Norbert Röttgen oder Carlo Massala.

Und dann bei Markus Lanz, einen Tag später, gibt es eine Sendung,

in der es auch keine personelle oder inhaltliche Überschneidung gibt.

Denn Lanz würde dort diskutieren mit Expertinnen und Betroffenen

über vernachlässigte bis verheimlichte Risiken in der Schönheitschirurgie.

Es werden Missstände aufgedeckt,

neue investigative Rechercherergebnisse präsentiert.

Und diesen Tag würde dann diese Diskussion in den Medien weitergeführt.

Ist es wünschenswert, eine derartige Zukunft von Talkshows,

in der dann diese Dinge besprochen würden,

ist das die Zukunft von Talkshows, wie du dir sie auch vorstellst?

Diese Neujustierung der politischen Gesprächssendung,

die ja auch laut ARD-Programmdirektorin Christine Strobel

erforderlich sei?

Moment, das ist ja in den alten Schwachsinn,

durch noch mehr Schwachsinn ersetzen, oder was?

Ich verstehe überhaupt nicht, um was es hier geht.

Wann immer ich weiß, dass in einer Sendung Leute sitzen werden,

die sagen, wenn die Wissenschaftler sagen und mit den Statistiken erzählen,

egal, ob es um Wirtschaft geht oder um Klima,

schlafe ich doch schon mal ein.

Das ist das eine, Thema eins.

Nummer zwei, Schönheitsoperation.

Wirklich, im Ernst, ist das RTL-Exklusiv oder Explosiv?

Und alternative Urlaubsmodelle in Zeiten des Klimawandels.

Also ein zumindest denkbares Thema.

Also, ich kann, ja, ja, das ist ein richtiges Mitläuferthema.

Ich verreise praktisch nie, ich fliege nie, ich hab kein Auto,

ich bin sowas von harmlos,

aber ich würde doch nicht auf den Gedanken kommen,

zu überlegen, wie kann ich den Menschen,

und das ist wirklich eine volkserziehende Maßnahme,

wie kann ich den Menschen auf dem Weg über eine Talkshow erklären,

was sie sonst so machen können?

Hilfestellung ist doch eine schöne Hilfestellung für die Leute.

Nein, ich brauch keine Hilfestellung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Da bist du ja schon wieder so wie die.

Hätte man die Leute immer nur gefragt, welche Schokolade wollte,

hätten sie immer gesagt, Vollmilchnuss,

aber dadurch, dass man ihnen mal was anderes anbietet,

sagen sie plötzlich, ja, guck mal, hier gibt ja auch Schokolade

mit Honig und Cornflakes drin, die schmeckt ja auch sehr gut.

Toll, dass das Fernsehen ...

Aber merkst du nicht, Moment, Moment, du gehst davon aus,

dass man weniger reisen soll.

Dann machst du noch eine Sendung darüber,

welche Tofu-Fleischsorten sie essen können.

Nein, das ist doch kein Denklauf.

Türen aufgestoßen. Eingetreten werden sie.

Wo warst du heute, nicht heute, diesen Sommer im Urlaub?

Wie bist du da hingekommen?

Ja?

Also, ich habe alles gemacht.

Ich bin geflogen, ich bin auto gefahren, ich bin zugefahren.

Ich bin wie Helmut Kohl jetzt ein großer Europäer.

Ich denke, es ist anders.

Es geht nicht darum, wie erzischst du Menschen,

sondern wie unterhältst du und wie gleichzeitig ...

Analysierst du.

Und das kannst du am Ende immer nur machen,

also in einer Talkshow, wir reden immer noch über Talkshows.

Das kannst du ja immer nur machen, durch Personen,

die für etwas stehen und die etwas erzählen,

was einfach faszinierend ist, oder der Sonnenblödsinn ist,

andere mit ihnen darüber diskutieren werden.

Das Problem ist doch ein anderes bei diesen Talkshows.

Ich komme aus einer Zeit, da war drein nach neun,

im Radio Bremen, das war wirklich eine intellektuellen Sendung.

Ja?

Und alles wird sozusagen immer weiter bulwaderisiert.

Beziehungsweise bei Talkshows wie Anne Wild,

das sitzen ja nur noch meine Ansicht nach so Doppelgänger.

Von Jens Spahn oder von Delay und so weiter.

Man muss einfach viel, viel neugieriger sein

auf andere Menschen, die zu diesen Themen reden können.

Das ist doch das Wichtigste.

Ich liebe Talkshows.

Also dieselben Themen, aber besprochen von anderen Menschen.

Ist das der Vorschlag?

Absolut.

Also ja, das ist ja auch das, was immer wieder gerne beklagt wird.

Dass in den Talkshows momentan immer Norbert Röttgen sitzen

oder Jens Spahn oder Lars Klingbei.

Gut, das sind jetzt natürlich mitunter auch politisch Verantwortliche,

aber halt eben andere Experten und Expertin.

Dann würde man natürlich jetzt als Fernsehmacher entgegnen.

Naja, wenn wir da nicht die bekannten Gesichter sitzen haben,

dann wendet sich das Publikum schnell ab,

weil sie nicht das Vertrauen haben,

sondern die Personen, die wir noch nicht kennen,

also wir, das Publikum, dass sie das auch vernünftig besprechen können.

Das ist ja wahrscheinlich der Gedanke dahinter.

Betrauenschifffende Maßnahme.

Micky, du redest von Leuten, die weniger Intelligenz sind als wir beide.

Und du erwartest von denen, dass sie einen guten Gedanken haben?

Nee, die machen einfach immer weiter und weiter und weiter.

Bisschen eine Anordnung von oben bekommen, es anders zu machen.

Und was sie natürlich nicht wollen, niemals wollen.

Es gab im Österreichischen Fernsehen damals legendäre Sendung Club 2.

nach 9 vor allem.

Das gab immer wieder seltsame Momente.

Ja, ich nenne das nicht Eklats.

Das alles fürchtet man.

Jede Form von Unordnung fürchtete die deutsche Spieße von heute.

Das ist auch der Redakteur.

Das heißt, es werden nur Leute eingeladen, wo man weiß,

die sitzen brav da und jetzt kommt.

Und lassen sich abfragen.

Ja, also, wo reden Leute dazwischen?

Wo sagen sie, was sie wollen?

Heute sitzen sie da und dann fragt Anne Wille etwas an.

Und ich mach doch Markus Lanz.

Der ist doch bekannt für's dazwischenreden und für's...

Er ist jetzt nicht der Gast der Sendung, er ist der Gastgeber.

Passiert das dazwischenreden?

Ja, Markus Lanz, jetzt rede ich dazwischen.

Markus Lanz ist eine große, große rühmliche Ausnahme.

Der macht's toll, der ist unideologisch, der setzt nach.

Trotzdem, meine Kritik ist, er hat einfach zwei Jahre Corona-Sendung gemacht.

Das war Corona, und meiner Ansicht nach wirklich schädlich.

Wirklich, wirklich schädlich.

Und er geht zu sehr seit einer Weile nur noch an den sogenannten,

orientiert sich an den Hauptthemen.

Also, er könnte auch mal auch ein Kulturthema machen,

mal was ganz, ganz anderes machen, außer eben irgendwie Kindersicherung,

Kinder...

Kindergrundsicherung, die Kindergrundsicherung.

Siehst du, das ist das Deutschland von heute.

Was ist das für ein Kackwort?

Verstehe das nicht.

Ich dachte, das ist meine Kindersicherung.

So, als wäre ich irgendwie gerade aus der Schwakke hierhergekommen.

Aber sei beruhigt, so wie es gerade aussieht,

kommt sie ja vermutlich eh nicht.

Also muss man sich über das Wort nicht lange Gedanken haben.

Nein, ich würde sagen, das ist das andere.

Wenn du das merkst, ich komme richtig auf Touren.

Hast du dir mal diese Gespräche angehören?

Hast du dir mal angehört, wie oft jemand wie Scholz, aber auch andere,

auf Fragen immer nur ablesen mit ihren innerlich gespeicherten,

auswendig gelandeten Unterlagen, die in ihrer Referenz...

Ich danke Ihnen für die Frage.

Ich hoffe, dass Sie mir diese Frage stellen.

Und danach wird natürlich um die Antwort so großzügig drumherum geschickt.

Ja, das sowieso. Das ist eh klar.

Nee, aber dann kommen Zahlen.

Lass dir mal irgendwas über irgendein Heizungsgesetz

oder wie auch immer erzählen.

Du wirst wahnsinnig, du verstehst nichts.

Das ist halt eine neue Form von bürokratischem Deutschen.

Einfach alles Kleingedruckte öffentlich erzählen,

damit du die Leute einschläferst und ohnmächtig machst.

Komm, nächstes Thema.

Neuer Roman von Maxim Billa, Rückkehr nach Odessa.

So schreibt Julia Enkel in der FAZ über das neue Buch eines gewissen Maxim Billa,

der hier gerade bei uns zu Gast ist und sie schreibt unter anderem.

Er lebe in einer Gegenwart ohne Vergangenheit.

Die Vergangenheit, aber, schrieb Billa in diesem für seinen Werk

so wichtigen poetologischen Text,

habe ihn selbst überhaupt erst zum Schriftsteller gemacht.

Eine totalitaristische Vergangenheit.

Die Gespräche über den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust

und die Lager, die den 1960 geborenen seit seiner Kindheit umgaben.

Das Erlebnis des Prager Frühlings und die Angst auf dem Schulweg

von einem russischen Soldaten erschossen

oder von einem T-34-Panzer, wie eine Armeise überrollt zu werden.

Die Immigration nach Deutschland.

Ja, anders als von Schirach,

hast du also jetzt dieses Buch geschrieben,

in dem du dich mit der Kindheit und auch deinem Großvater beschäftigst.

Also, der Vater deiner Mutter,

bei dem deine Mutter es so bedauert hatte,

dass sie ihn nie wieder besucht hat.

Ist es so, um mal gleich bei deiner Mutter zu bleiben?

Gibt es manche Menschen, die eine ausgeprägtere Sehnsucht

nach Schuld und Scham haben als andere?

Ich dachte, ich kriege jetzt endlich gute Laune, aber warte mal.

Wir sind schon wieder bei Schuld.

Nein, das hat keinen Sinn, jetzt drüber zu sprechen.

Das ist nicht die Frage, die Frage ist einfach die erstens.

Wieso schreibt jemand wie ich, der in Deutschland lebt,

ein solches Buch und wie kann er das?

Er kann das, indem er sich mit seiner eigenen Familie immer wieder

und immer wieder selten auf der Straße gehen sieht,

in einem Wohnzimmer sitzen sieht.

Ich nenne das extra nicht, sich beschäftigen.

Und dann kommt es irgendwie, es kommt zu dir.

Und dieser Roman, und ich muss das ganz klar sagen,

ist es ein Roman, ist es ein Roman, ist es ein Roman.

Dieser Roman hatte Motive, die tatsächlich ein bisschen

aus meiner Wirklichkeit auch irgendwie hineinschwappen.

Dabei muss ich halt drängen, es spielt im Hamburger Gründerviertel.

Ich hab gestern auf Instagram gesehen,

irgendeine nette Buchhänderin hat das Foto meines Buchs gepostet

und vor unserem Haus, glaub ich, im Alten.

Wie bei Straße?

Genau.

Und schreibt dann, das ist keine Überteilung, Doppelpunkt.

Ein ganzes Viertel liest ein Buch.

Die hat mich so glücklich gemacht.

Das war so schön.

Das ganze Gründerviertel liest also mein Buch.

Das ist wahnsinnig schön.

Und dann werden die natürlich sofort wissen, was ist klatsch,

was ist tratsch, was ist Literaturwohl, was ist poetisch.

Und das ist bei dem Punkt.

Es gibt ganz viele Motive in die Buch.

Eines ist die Frage sozusagen,

was meine Mutter, meine echte Mutter hat tatsächlich

sich immer gesehen nach ihrem Vater.

Der starb ein paar Jahre, nachdem wir weggegangen sind.

Ich weiß mehr nicht.

Also, wenn in dem Roman die Mutter sagt,

ich hätte lieber dahin zurückgefahren,

das hab ich mir ausgedacht.

Was hier aber nicht Dette tun können, was nicht gegangen wäre,

weil ansonsten wäre sie wahrscheinlich ...

Sie hätten sie nicht rausgelassen.

Ja.

Und da kam so ein Stück Fantasie,

vermischt es sich mit einem Stückchen,

kleinen Stückchen Realität.

Mhm.

Es ist ja immer die Frage, jetzt will ich nicht langweilen.

Wie macht man das, dass Realität sich verwandelt

in Literatur, in ein Spielfilm, in ein Theaterstück?

Man macht das, indem man eigene Ebene dazwischenschiebt.

Das ist beim Schriftsteller die Sprache.

Ist das dann die Autofiktion, von der man so gerne spricht?

Nein, nein, nein, eben nicht.

Bei der Autofiktion schreibst du wirklich wirklich entlang,

an dem, was dein Leben dir so geboten hat.

Aber wenn du so wie ich komplett alles durcheinanderwirfst

und Sachen dazuerfindest,

ich verstehe, es ist schwer für manche Leute,

das dann abzutrahieren, dann ist es eben nicht Autofiktion.

Nehmt mal Charles Bukowski, jeder kennt wahrscheinlich Charles Bukowski.

Nehmt mal Ernest Hemingway, ja?

Eine Geschichte von Ernest Hemingway über ein Mann und eine Frau,

die sitzen an irgendeinem Bahnhof in Italien,

und sind traurig und reden ein bisschen romantisches Zeug

und am Ende steigt jeder in einen Zug,

der in eine andere Richtung fährt.

Hat er das erlebt?

War das Hemingway selbst?

Hat ihm jemand die Geschichte erzählt, die er so nacherzählt hat?

Oder ist das komplett erfunden?

War er bloß mal aber an einem Bahnhof in Italien,

hat sich dann plötzlich vorgestellt,

ein Mann und eine Frau, die dort sitzen?

Das ist einfach am Ende Literatur, dass alles möglich ist,

dass wir den Leser eigentlich überraschen am Ende nicht

mit der Verbindung zur Realität, sondern nur mit der Sprache.

Und meine Sprache ist mir sehr, sehr, sehr wichtig.

Ich kenne fast niemanden in Deutschland,

einen deutschen Schriftsteller,

der wirklich eine poetische Sprache schreibt.

Das gibt es nicht.

Es ist immer so eine sachliche, eine nüchterne,

eine aktivistische Sprache.

Womit wir wieder bei von Schirach wären, beispielsweise.

Das ist eine explizit unpoetische Sprache,

ja, genau dafür so gerühmt wird.

Ja, wobei bei dem ist es noch mal anders,

weil der wenigstens einfach die ästhetisiert

und ich denke, er hat sehr viel beim Verfassen von Akten gelernt.

Da lernt man ja auch schreiben, also ich glaube nicht so.

Also, ich will nur sagen,

bitte sucht bei mir nicht die echten Figuren,

das habt ihr bei Philipp Roth auch nicht gemacht.

Guckt einfach nur, gefällt euch ein Buch von mir oder nicht.

Ich hab bei diesem Buch noch keinen einzigen Verriss bekommen.

Ich kann selbst nicht glauben.

Ich weiß gar nicht, was da los ist.

Ich konnte es so weit kommen, was ist da geschehen?

Ja, was hast du falsch gemacht?

Ja, und als ich vom Verlag hörte,

die hätten jetzt schon eine zweite Auflage gedrückt,

habe ich zuerst zurückgeschrieben, wow.

Und dann habe ich eine Sekunde später

eine weitere SMS geschrieben und ich stand einfach nur,

gerade senkt sich ein Schleier von Melancholie über mich.

Die Frage ist auch komisch.

Ganz, ganz komisch.

Und dass ihr das gelungen ist,

dass du einen führenden Springer-Mitarbeiter

unter dem Bus geworfen hast,

ist ja in diesem literarischen Jahr ja auch schon

eine Leistung für sich.

Och, Mickey, vielen Dank.

Das ist das Schönste, was die mir heute hätte sagen können.

Danke.

Ich danke dir.

Mochtest du denn das Buch?

Hast du es zu Ende gelesen?

Ich bin auf Seite 202.

Also, das heißt, ich biege jetzt langsam in die Schlusskurve ein.

Und ich lese es mit großem Genuss.

Das Einzige, was ich ...

Also, ja, okay, man soll jetzt die Hauptperson des Buches

nicht mit dem Autoren verwechseln.

Das gilt ja für viele Bücher.

Das würde übrigens ja jemand wie Stuckrad Barre

für sich auch sofort in Anspruch nehmen,

wenn auch aus anderen Gründen an dieser Stelle.

Ich würde allerdings ernsthaft darüber nachdenken,

ob ich dir jemals ein Manuskript zum Lesen in die Hand drücken würde.

Weil ich fürchten müsste,

ich, der ich zu sehr die Hauptperson des Buches

mit dem Autoren verwechseln,

dass dieses Buch das Manuskript ungelesene Mülleimer landet.

Das würde mich zutiefst verunsichern.

Ja, aber das war in dem Roman das zweite Manuskript,

dass die junge Autorin dem jungen Schriftstelle

zu Begutachtung schickt.

Das Erste hat er ja noch gelesen.

Ja, das stimmt.

Ein Manuskript hättest du gut.

Und ...

Wenn du, aber wirklich, ich mach jetzt was richtig,

ich erpresse dich.

Wenn du in zwei Sätzen sagen müsstest,

was dir an diesem Buch gefällt,

kennst du das, auf die Schnelle?

Also, was mir an dem Buch gut gefällt,

ist die Kompromisslosigkeit,

in der die Gefühlswelt der einzelnen Hauptperson ausgestellt wird.

Also, es ist am Ende ja, wie so häufig bei guten Büchern,

die Ehrlichkeit.

Die Ehrlichkeit und die Schonungslosigkeit.

Wenngleich ich immer Angst ...

Also, das sind jetzt nicht zwei Sätze,

aber ich fürchte mir,

würde der Mut immer fehlen.

So über Menschen aus meinem engsten Umfeld zu schreiben,

selbst wenn es nicht eins zu eins Deckungsgleich ist.

Wahrscheinlich ist das ...

Es kann eine besonders originelle Antwort, das weiß ich.

Nein, jeder, jeder, jeder, der mich fragt,

ich will schreiben, was soll ich bedenken,

da werde ich eben zwei, drei Sachen sagen.

Das eine ist, es wird größtenteils nicht daraus bestehen,

dass du diszipliniert bist.

90 Prozent ist disziplin.

Ja, und das andere ist,

90 Prozent ist disziplin.

Dann würde ich sagen,

zweiten Sieh, Milan Kundera sagt,

50 Prozent des schriftstelligen Lebens ist Politik.

Also, Reklame für sich selbst, für den Kulissen.

Und das Dritte, schreib immer das, wovon du ausgehst,

das hinterher vor allem deine Freunde

und verwandte Stoxauer auf dich sein wird.

Ja, das ist nämlich genau der Punkt.

Weil natürlich erst daraus wirklich lesenswertes entsteht.

Durch die Kompromisslosigkeit

und durch die präzise Beschreibung der Figuren

und vor allen Dingen, also das Interessantere ist dann immer ...

Wahrscheinlich das Scheitern, die Scham, die Schuld, das Versagen.

Sind ja die interessanteren Geschichten.

Aber wenn man das so präzise beschreibt, riskiert man ...

Ich weiß nicht, wie du zu Knausgaard stehst,

aber der hat sich ja so ziemlich mit allen Leuten

aus seinem privaten Umfeld überworfen,

weil er halt eben so präzise diese Person beschrieben hat.

Und in diesem Fall hat, glaub ich, kein Heel daraus gemacht,

dass es sich um diese Person handelt.

Das ist noch mal eine andere Variante,

aber ich find erst mal das toll, Knausgaard find ich toll.

Ich find tatsächlich nur, dass die Bücher zu lang sind.

Aber mein Problem mit dem immer war, es gibt wirklich keinen Grund.

Ein Romanzyklus oder einer Autofiktionszyklus,

heute, der aus vier Bänden, glaub ich, besteht, mein Kampf zu nennen.

Es ist einfach, dafür gibt's gar keinen Grund.

Und wenn ich ihn treffen würde, würde ich sagen,

es ist ein Schwarzen, oder es steckt in was dahinter,

was ihn dann doch noch unappetitlich machen würde.

Nein, aber es ist übrigens die Ehrlichkeit nicht nur über Personen.

Es ist die Ehrlichkeit gegenüber allem, gegenüber dem Wetter,

gegenüber den Städten, gegenüber politischen Zusammenhängen.

Alles, alles, alles darfst du dir nicht verstellen

durch den Blick eines Menschen, der sagt, so muss es sein.

Oder so möchte ich sein, das bezieht sich genauso auf den Schriftsteller,

sondern so ist es, genau so ist es.

Und meine Götter sind die Schriftsteller Isaac Babel,

russischer jüdischer Schriftsteller aus Odessa,

den Stalin umgebracht hat.

Und der andere jüdischer, amerikanischer Schriftsteller Isaac Singer,

Isaac Basheves Singer, den heute interessanterweise überhaupt

keiner mehr kennt in Deutschland, was wirklich, wirklich ein Skandal ist.

Die sollten lieber alle jünger Bücher rausreißen aus ihren Bibliotheken

und da sagen die Romane und Schottstorys von Singer einstellen.

Und das ist auch, das sind Leute, genauso über sie, Philipp Ross,

die immer gehört haben, von ihren eigenen Leuten.

So kannst du doch nicht über uns schreiben.

Aber steht es einem gelingenden Schriftstellerleben im Weg,

gemocht zu werden, in Zweifel nur von sich selbst?

Ja, ja, ja, ja.

Ich bin sehr froh, dass ich seit 30 Jahren gegen diesen Widerstand arbeite.

Ich mag auch keinen Lob.

Ist das Koketerie oder wollen wir nicht alle?

Ich meine, das ist auch eine banale Frage, aber ich hab noch nie jemanden getroffen.

Der Abseits, der Pose, nicht doch tief in seinem Inneren gelobt werden möchte.

Also, weißt du, ich schreib ja auch Songs.

Ich hab eine Platte schon gemacht und die nächste,

oh, da fällt mir ein, mein Freund und Produzent

und der Mann, der alle Instrumente auf dem Album spielt.

Malakov Kowalski, die soll ich von ihm sehr, sehr grüßen.

Ganz liebe Grüße zurück, großer Fan.

Er wählt immer noch unbedingt mit dir in deinem Auto,

die durch Hamburg cruisen.

Er hat gesagt, er möchte mein Schoffeur sein.

Das hat er schon angeboten.

Ich hab ihm wiederum gesagt, dass er auch jederzeit,

wann immer er möchte, den Wagen auch einfach so fahren kann,

ohne dass er da so eine Arschgeige wie mich

auf dem Rücksitz durch die Gegend fahren muss.

Das ist ja auch irgendwie völlig absurd,

dass ein großer Künstler wie Malakov Kowalski

für irgendeinen so einen Hio-Pie wie mich den Schoffeur macht, aber bitte.

Der Mann ist Perser, die sind höflich.

Der würde sich das nie vorstellen können, dass es wirklich geht.

Du musst ihm wirklich die Autoschlüssel mit einem Boten schicken.

Ja, du hast recht, sonst ist es Tarufe

und dann bietet man es an und man lehnt es ab

und man bietet es an und man lehnt es ab.

Ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja.

Da bin ich schon im Stoff.

Genau, aber auf jeden Fall nur ganz kurz.

Ja.

Mit dem Loben nicht loben, Koketerie, nicht Koketerie.

Nein, es ist bei Literatur wirklich nicht Koketerie.

Ich habe ein tiefes, es ist wirklich ganz tief in mir vergraben.

Echt ein Schriftsteller, das ist einfach so.

Ich mache das für mich selbst, ich würde auch nur für die Schublade schreiben.

Aber wenn ich ein Scheiß Liedchen schreibe, die Musik, den Text und so,

und das dann immer vorspiele, meine Freundin oder dem Kowalski,

oh mein Gott, wenn die mich nicht loben, ist das unangenehm.

Ja, da bin ich plötzlich, der sich produzierenden 10-Jährige,

der ins Wohnzimmer kommt und sagt, Mama, Papa,

ich habe ein neues Gedicht auswendig gelernt.

Also, da bin ich Koket, da gebe ich es zu.

Gewinner des Tages.

Beziehungsweise Gewinnerin, das gebe ich dir zum Schluss noch mit.

Nächster Meilenstein in den USA.

Barbie zieht an Super Mario vorbei.

Das zitiert Antifa nach dem Barbie mit The Dark Knight,

zunächst den erfolgreichsten Film von Warner Brothers überholt.

Ist der pinke Kasselschlager von Greta Gerwig

auch einen Monat nach Veröffentlichung weiter auf der U-Holzspur?

Die Komödie schlägt sich in den USA

nun an die Spitze der erfolgreichsten Filme des Jahres.

Also, in den USA hat der Film seit dem Kinostart am 20. Juli

schon 575,4 Mio. US-Dollar eingespielt.

Laut Variety insgesamt 1,3 Milliarden US-Dollar weltweit.

Super Mario brachte es auf 1,35.

Weil mir auch nicht bewusst, dass Super Mario

auch so wahnsinnig erfolgreich war.

Und jetzt natürlich die Frage an dich.

Das Phänomen Barbie hat es dich auch schon gepackt.

Du bist, das kann man sagen, Vater einer Tochter,

wenngleich auch die nicht... Mann, da vorbei.

Ich glaube, jede Frau ist ja irgendwie auch Zielgruppe dieses Barbie-Films.

Ein geradezu revolutionäres, feministisches Werk,

wenn man den Kritiken glauben darf.

Also, wo fange ich an?

Meine Tochter hatte irgendwie mal eine Barbie von Flohmarkt bekommen

und die hat sie dann verlegt.

Ich hab diesen Film gesehen, meine Freundin gesehen.

Und wir sind der Meinung, das ist einfach ein widerlicher

Pseudo-feministischer Schwachsinn.

Ja.

Ausgedacht von der Firma Mattel, die diese Barbie herstellt

und die Märkte in den Woken-Zeiten von heute

werden sie halt Verkaufsprobleme haben.

Und sie haben beschlossen, einfach diese Dinge umzubranden.

Und das sie ausrechnet dafür für diesen wirklich unerträglich

langweiligen, bescheuerten Film eine Indie-Regisseurin gewonnen haben,

zeigt auch einiges über den Charakter dieser Indie-Regisseurin.

Es ist ein Propagandastück, es ist schrecklich.

Und man kann nur fassungslos sagen,

wie kann es sein, dass so viele Menschen reingehen?

Ich versteh's nicht.

Es ist doch relativ perfide, oder?

Dass so eine große Firma wie Mattel, wie du richtigerweise sagst,

im Grunde haben wir einfach nur den Profit steigern will.

Und man sagt sich, hey, diese Scheiß-Transformers-Filme von Hasbro,

die laufen seit über zehn Jahren, höchst erfolgreich.

Und wir haben hier die populärste Puppe der Welt.

Wie kriegen wir das Ding denn auf die Leinwand gejieft

und wollen wir im Jahr 2023 so eine Figur nicht einfach verfilmen kann?

Sagen Sie sie natürlich, wir brauchen irgendeinen Sockel,

wir brauchen einen pseudo-feministischen Unterbau.

Also nehmen wir dann doch eine der populärsten Regisseurinnen,

die, wie du richtigerweise gesagt hast,

auch für mich erstaunlicherweise gesagt hat, ja, das machen wir.

Der nächste Film, Poly Pocket, ist ja schon in den berühmten Staat.

Löchern und Lena Dunham, die ihrerseits ähnlich politisch drauf ist,

wie Greater Girlbill, hat gesagt, das machen wir.

Das ist doch tatsächlich wirklich, es sagt eigentlich weniger

über Mattel aus, als tatsächlich über die Regisseurinnen,

die da mitmachen, denn dem Indie-Film

gehen dadurch ja führende Figuren verloren,

die in den nächsten Jahren natürlich nichts inszenieren werden,

weil sie ja jetzt im Dienste der großen Firmen stehen.

Ich fand das auch erstaunlich.

Und ich finde auch die Wahrnehmung des Ganzen erstaunlich.

Deswegen würde ich mich deiner Meinung sogar anschließen.

Ich finde, das ist eigentlich alles wahnsinnig perfide, was da geschieht.

Und das ist so eine Art, ja, wie ...

Also, jetzt mal ganz blöd, um mal einen ganz blöden Begriff hier zu nehmen,

so eine Art Woke-Washing, das heißt, also, man will eigentlich

im Grunde genommen ja nur den Ruhm der Puppe und den Profitmeeren,

aber du kannst das halt eben nicht mehr so wie früher.

Also brauchst du irgendwie schon noch eine politische Botschaft,

die da mitschwingt, und alle sind völlig begeistert und sagen,

dieser Film hat mir die Augen geöffnet.

Ich gebe dir mit allem Recht außer mit dem Wort Woke-Washing,

weil das Wort Woke-Washing woke ist.

Und es ist erstaunlich, einfach nur zu sehen,

mit Geld kannst du alles und jeden kaufen.

Das ist tatsächlich mein ...

Wir wissen das, und trotzdem, wann wir es dann sehen und erleben,

sind wir erstaunt. Das passiert jetzt mit Greta Görwig.

Ich muss auch sagen, sie hat, glaube ich, das Drehbuch

hat Norbert Baumbach geschrieben, ihr Mann, der Regisseur,

der hat ja mal einen ganz, ganz tollen Film mit ihr gemacht.

Francis Hay, das war noch ganz woanders.

Ihre eigenen Filme sind ja auch schon sehr zäh

und langweilig und so indihaft.

Arzi Fazi, immer so atemmäßig, so gesehen.

Ein Glück, dass sie endlich mal irgendwo Geld verdienen kann.

Wünsche ich vor allem Herzen.

Aber der Witz ist der.

Ich glaube, ich kenne die Zahlen des Unternehmens Martell nicht.

Ich glaube, die hatten wirklich ein Problem gekriegt.

Und ich glaube, die haben überlegt, wie retten wir die Firma?

Nicht, wie steigern wir den Profit?

Und das ist ihnen gelungen.

Und das zeigt einfach das, was ...

Wir leben ja in einer Zeit, in der etwas mich sehr, sehr beschäftigt.

Das ist der unterdrückte Kunde.

Der ausgebeutete Kunde.

Ja, von einer Fluglinie über irgendwelche Amazon-Bestellungen,

Rechnungen, was so.

Du musst immer alles selbst machen, ausdrucken, erledigen.

Und die Menschen machen das alles.

Und sie verstehen nicht, dass das nicht dafür da ist,

um den Vorgang leichter zu machen,

sondern dann mit die Firmen wenige Leute einstellen müssen,

damit sie Geld sparen und so weiter.

Und zu diesem Komplex zählt für mich auch einfach diese Geschichte

jetzt mit dem Barbie-Film.

Die Leute gehen rein, damit sie ...

Das ist wirklich wie in so einem Orwell-Welt.

Die gehen rein und glauben danach,

dass Barbie jetzt doch wieder irgendwie ein Spielzeug ist,

dass sie ihre Tochter schenken kann.

Weil es irgendwie dann, wie du sagst, geworkworscht wurde.

Und das ist einfach unvorstellbar.

Man kann es aber auch vielleicht faszinierend finden.

Lieber Maxime, ich wünsche dir heute noch einen schönen Geburtstag.

Ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch.

Ich möchte allen noch mal ganz dringend ans Herz legen.

Mama Odessa, das neue Buch, der neue Roman von Maxim Billa.

Und ich freue mich immer mit dir zu sprechen.

Sei es hier oder sei es irgendwo in einem Café sitzen,

was wir auch mal wieder machen können.

Ja, das müssen wir nächstes Mal machen.

Ich weiß nicht, wir wurden irgendwie so ernst.

Vielleicht lag das daran, dass ich heute Frieden Magschott

von Trump gesehen habe und dachte, wie blöd ist die Welt.

Du, du kannst jetzt zum Schluss hinten raus

und dann noch Vladimir Putin alles Gute wünschen.

Denn er hat angekündigt, er möchte sich also persönlich dafür einsetzen,

den Tod von Prigoshin aufzuklären.

Da haben wir gar nicht geredet,

aber das kann ich jetzt nicht mit reinhängen.

Meine kleinen Gedanken dazu. Nächstes Mal.

Aber auf jeden Fall der Parte 5, 6, 7, 8 wird schon gedreht in Russland.

Da kannst du sicher sein.

Davon ist fest auszugehen. Maxim, ich danke dir ganz herzlich.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

Dankeschön.

Das war jetzt Ironie, oder? Ja.

Eins sei noch, eins sei noch angefügt.

Und das ein letztes. Eigentlich habe ich schon Tschüss gesagt.

Aber das ist so ein bisschen, manche Leute können ja nie eine Party verlassen,

ohne sich noch 20 mal umgedreht zu haben.

Ich fand es erstaunlich an Mama Odessa.

Ich habe selten, und gerade das von dir,

finde ich irgendwie auch schon fast witzig,

selten jemand so warmherzig über die Stadt Hamburg schreiben hören.

Bzw. lesen. Fand ich interessant.

Das freut mich sehr. Das ist das Gefühl,

dass mich begleitet, seit es diese Wohnung in der Biberstraße

nach 47 Jahren nicht mehr gibt.

Bist du möglicherweise der einzige Mensch,

der warme Erinnerung hat, wenn es um die Stadt Hamburg geht?

Ich bin sicher.

Moment, du wohnst ja dort.

Warte erst mal, wie es ist, wenn du weggezogen bist.

Apokalypse und Filtercafé ist eine Studiobummensproduktion

mit freundlicher Unterstützung der Florida Entertainment.

Redaktion Niki Hassaniya.

Executive Producer Tobias Baughage.

Produktion Hannah Marahil.

Ton und Schnitt Niki Franking.

Neue Episoden gibt es immer Montags,

Mittwochs, Freitags und Samstags.

Überall, wo es Podcasts gibt.

Stimme der Vernunft und unerreichig gute Sprecherin der Rubriken.

Bettina Rust.

Diese Folge wurde dir na klar präsentiert von Vodafone.

Seit über 30 Jahren für dich da.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Die Themen: Die teuerste Wohnung Deutschlands; Ferdinand von Schirach im Gespräch; Tanzchoreograph Goecke darf vorerst doch nicht an die Staatsoper Hannover zurückkehren; Regieren in Zeiten der Krise; Autobiografisches Schreiben und Fiktion und Barbie auf Erfolgskurs

Du möchtest mehr über unsere Werbepartner erfahren? Hier findest du alle Infos & Rabatte!