Verbrechen: "Die Ratte hat sich noch gewehrt"

ZEIT ONLINE ZEIT ONLINE 8/8/23 - Episode Page - 39m - PDF Transcript

Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, ganz herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts

Zeit Verbrechen.

Mein Name ist Anne Kunze, ich bin die Kriminalreporterin der Zeit.

Mir gegenüber sitzt Daniel Müller, der Chefredakteur des Magazins Zeit Verbrechen.

Wir sind hier das neue Team und präsentieren euch im Wechsel mit Andreas Sänke und Sabine Rückert alle

für zehn Tage einen Kriminalfall aus der Wochenzeitung die Zeit.

In der Zeit steht sogar jede Woche mindestens ein Verbrechen.

Und wenn ihr Lust habt, die Zeit mal unverbindlich zu testen, dann besucht gerne die Website

abo.zeit.de slash verbrechen.

Dort findet ihr ein besonderes Kennenlernenangebot nur für verbrechen Fans.

Ich wiederhole nochmal www.abo.zeit.de slash verbrechen.

Lieber Daniel, bei dem Fall, den du uns heute mitgebracht hast, spielt Sandra die zentrale Rolle.

Sandra ist Tierschützerin.

Sie hilft allen Tieren.

Jeder kann sie anrufen, wenn ein Tier Hilfe braucht, wenn ein Notfall geschehen ist.

Um ihre Hunde kümmert sich Sandra wie um ihre Kinder.

Sie ist wirklich so die gute Seele des Tierschutzes, kriegt man den Eindruck, wenn man deinen Text liest.

Und am 15. September des Jahres 2014, in der Früh um 7.46 Uhr, tippt Sandra eine Nachricht in ihr Mobiltelefon.

Ich zitiere, was eine Nacht.

Die Ratte in der Falle hat sich doch noch gewährt.

Boah, ich als Tierschützer musste dem Vieh den Rest geben.

Bei echt ne krasse Überwindung wusste gar nicht, dass Ratten so zäh sind.

Was, lieber Daniel, hat das denn mit dieser Nachricht auf sich?

Ja, diesmal ging es Sandra nicht ums Tier, liebe Anne, sondern um einen Menschen.

Die Ratte, von der sie da schreibt, die hat einen Namen.

Sie heißt Mark, ist 31 Jahre alt und wohnt seit etwa 10 Jahren im selben Haus wie Sandra,

die dort mit ihrem Ehemann, einem Systemtechniker, gemeinsam lebt.

Der ist aber eigentlich ständig nur unterwegs, der ist immer auf Montage.

Und der Mark ist da vor 10 Jahren eingezogen, ein damals drogensüchtiger Bekannter ihres Neffen,

den sie dann aufgenommen und aufgepäppelt hat und mit dem sich dann in den Jahren eine sehr enge Beziehung entwickelte.

Dazu kommen wir aber später noch, was genau deren Beziehung ausgemacht hat.

An diesem Abend, Mitte September 2014, also dem Abend, bevor diese Nachricht abgesetzt wird von Sandra,

ist Mark in seinem Zimmer im ersten Obergeschoss in dem Haus, in dem sie beide leben.

Und Sandra kommt nach Hause, aber Sandra kommt nicht alleine nach Hause, sondern in Begleitung zweier Männer.

Sven, der sehr wahrscheinlich ihr Liebhaber ist und Mario.

Und die drei schleichen sich die Treppe hoch, Mario postiert sich in einem Nebenzimmer

und Sandra und Sven mit einem Baseballschläger bewaffnet, direkt neben der Tür von Mark.

Und dann ruft Sandra, Mark, wie so ein Lockruf für ein Tier, dass er doch bitte rauskommen soll.

Aus seinem Zimmer.

Aus seinem Zimmer.

Und er tritt heraus und ohne dass er sich es versieht, trifft ihn ein Baseballschläger.

Er reist noch im letzten Moment als Schutzreflex seine Arme hoch,

Elle und Speiche des rechten Armes brechen, Parierfrakturen, den Rechtsmediziner, das auch, also da hat er sich gerade noch schützen können,

dann trifft ihn aber schon der zweite und der dritte und der vierte Schlag, die gehen nieder.

Auf ihn in Sekunden schneller alle Schädelknochen bis auf das Nasenbein brechen.

Blutüberströmt liegt er da, Sven schreit ihn an, stirbt endlich, stirbt wie ein Mann

und drückt den Baseballschläger Mario, der dazugekommen ist, in die Hand, der haut auch nochmal drauf,

so fest, dass der Baseballschläger in zwei bricht.

Das ist furchtbar.

Das Ganze ist wie eine Falle für ein Tier.

Inszeniert wie eine Falle?

Inszeniert wie eine Falle, sie binden ihn dann mit Kabelbindern fest und lassen ihn in seinem Blut da liegen,

treten noch ein paar Mal auf den völlig wehrlosen Mensch ein und denken, er sei tot und lassen ihn dann da liegen.

Sandra fährt die beiden dann wieder zurück nach Hause, das Ganze spielt in Kalka,

es ist so eine Kleinstadt am Niederrhein, irgendwo zwischen Kleve und Xanten an der deutsch-niederländischen Grenze

und als sie dann abends zurückkehrt nach Hause, nach dieser Tat, sitzt sie im Wohnzimmer und hört plötzlich ein Röcheln

und später wird sie schreiben, das war wohl nix, das viel lebt noch.

Och Gott!

Und dann, das schreibt sie später nach Freundin, zieht sie sich ihre starken Schuhe an, geht die Treppe hoch,

wo Mark in seiner Blutlage liegt und röchelt und, Zitat, gibt dem Vieh den Rest,

tritt dem Schwerverletzten immer wieder gegen den Brustkorb und den Kopf und plötzlich ist es ein Leben weniger.

Gott, das ist ein furchtbare, furchtbare Horror.

Sag mal, Daniel, was sind denn diese drei Täter, Sandra, Sven und Mario?

Du hast ja den Prozess gegen sie verfolgt, was wurde denn da zu ihren Biografien gesagt?

Wie sind die aufgewachsen? Wo kommen die her? Wer ist das?

Fangen wir mal mit Mario an, der also im Nebenzimmer wartete und dann später einmal zugeschlagen hat.

Der wird 1968 geboren, auch da in der Gegend, wo das spielt. Der Vater ist Fernfahrer, also schon Quarberuf, selten da

und dann ist er plötzlich ganz weg. Die Mutter ist Hausfrau, hat gelegentlich so Putz-Jobs,

mit denen sie sich über Wasser hält, dabei im Grunde genommen ist sie für ihn und seinen Bruder eigentlich auch nie zu fassen.

Weshalb er sagt es später einem Gutachter gegenüber, er eigentlich direkt nach der Geburt quasi zu seinen Großeltern gekommen ist,

was auch für ihn sehr schön war, sagte, die waren wahnsinnig liebenswürdig und das Beste, was es geben kann,

hat er dem forensischen Psychiater, der dann später einen Gutachten über ihn erstellt, hat erzählt.

Er geht zur Hauptschule, hat er aber immer wieder Ärger, hat keinerlei Schulerfolg

und die Großeltern kommen auch nicht mehr mit ihm klar. Irgendwann wird der Mutter, die noch die Sorge hat, dann auch die Sorge entzogen.

Da ist er 13, er kommt in ein Heim, haut er aber immer wieder ab, geht zurück zu den Großeltern, dann fliegt er da wieder raus.

Erste Probleme mit Drogen, ab 15, er ist so klassische Sache, er ist ein bisschen Alkohol probiert, dann kann er bis probiert

und dann darauf total hängen geblieben. Zwei Jahre später erster Jugendarrest, schon mit 16,

danach geht die normale Palette fast los bei so einer Biografie, absolute kriminelle Laufbahn, Diebstahl,

Unterschlagung, Fischwilderei, Fahren ohne Führerschein, Trunkenheit am Steuer.

Schließlich fährt er dann so mit Anfang Mitte 20 das erste Mal richtig ein, für vier Jahre wegen eines schweren Raubs,

den er mit einer 357er Magnum in der Hand begeht. Danach schließen sich Betäubungsmitteldelikte an,

immer wieder Drogen vergehen, insgesamt 20 Eintragungen im Strafregister.

Das ist so eine typische Drehtür Biografie rein, in den Knast raus, aus dem Knast ist immer ungelernt geblieben,

hat mal ein Jahr als Gerüstbauer gearbeitet, mal ein Jahr irgendwie Energieerei, war im Grunde genommen aber eigentlich immer arbeitslos

und dann irgendwann, das hat er so geschildert, auch dem Gutachter gegenüber, hat sich ein Freund von ihm suicidiert

und dann ist er so völlig aus dem Leben gefallen, dann hat er sich ganz den Drogen verschrieben.

Und die anderen beiden, Sven und Sandra?

Die anderen beiden, eine Sache möchte ich vielleicht noch zu Mario sagen, weil ich das so eindrücklich fand,

insbesondere wenn man das im Vergleich zu dieser Tat sieht, in so psychiatrischen Gutachten,

da werden ja allerlei Tests angewendet, bevor so ein Gutachten erstellt wird, machen die Probanden ganz viele Tests.

Und das sind auch so Selbsteinschätzungstests und er sagt da, Gewalt sei ihm wesensfremd.

Aha.

Das fand ich doch sehr bemussternd.

Das ist sehr interessant im Hinblick auf die Tat, die er dann später begangen hat.

Sven, das ist der zweite im Bunde, der vermeintliche oder tatsächliche Liebhaber von Sandra,

der ist zehn Jahre jünger als Mario, 1978 noch in der DDR geboren,

in Greifswald als Mittelkind zwischen vier Schwestern, zwei kleine und zwei große Schwestern.

Der Vater stirbt, als er fünf ist und die Mutter heiratet relativ bald danach,

einen neuen Mann und diesem Stiefvater kommt er überhaupt nicht klar.

Und im Grunde genommen ist es dann fast die gleiche Geschichte wie bei Mario, auch er wird früh straffällig,

immer auch so als Rebellion gegen den Stiefvater, haut früh von zu Hause ab,

verlässt die Schule schon nach der sechsten Klasse, geht einfach nicht mehr hin

und beschreibt das dann selbst, was ich gerade im Grunde genommen über Mario schon gesagt habe,

sagt Sven über sich selbst gegenüber dem Gutachter, rein in den Knast, raus aus dem Knast.

Also es ist eine sehr, sehr ähnliche Biografie auch, weil sie sehr von Drogen geprägt ist, genau wie die von Mario.

Und letztlich werden die beiden sich auch über die Drogen und über die Straffälligkeit dann kennenlernen

in einer Psychiatrie, in Bedburg-Hau.

Wo sie gemeinsam untergebracht sind.

Wo sie gemeinsam untergebracht sind nach §64, im deutschen Strafgesetzbuch,

wo quasi straffällig gewordene Täter, die einen Hang haben zur Sucht,

ob es Alkohol oder Drogen ist, ist da erstmal dahingestellt.

Die werden quasi zur Besserung oft erst nicht direkt in den Knast gesteckt,

sondern die kommen dann in den sogenannten Maßregelvollzug, um dort eine Entziehungskur zu machen

und erst mal wieder clean zu werden.

Und dort sind die beiden, als sie Sandra kennenlernen, ja?

Genauso ist es, dort sind die beiden, als sie Sandra kennenlernen,

z.B. ist Mario da schon wieder draußen, Sven ist da noch untergebracht

und Mario hat aber dort eine Frau kennengelernt,

mit der dann auch ein Kind in der Psychiatrie, die auch dort ist wegen Drogen,

die da auch einen Entzug macht.

Und die beiden lernen sich kennen, die ist 20 Jahre jünger als der Mario.

Und als Sandra dann in der Psychiatrie zu Gast ist, weil nämlich Marc,

das spätere Opfer, die Ratte, wie sie ihn nennt, der war auch zu einer Entziehungskur dort.

Der war nicht straffällig geworden, sondern der war einfach so dort in der Psychiatrie.

Also jetzt sortieren wir vielleicht einmal nochmal ganz kurz.

Marc und Sandra haben zusammen gelebt in einem Haus,

in dem der Marc sozusagen der Dritte im Bunde war,

weil die Sandra offiziell jedenfalls verheiratet war mit jemandem.

Marc macht eine Entziehungskur richtig in der Psychiatrie

und in der Psychiatrie sind auch Sven und Mario, die beiden späteren Täter.

Und so lernt Sandra Sven und Mario kennen.

Genau, weil der Marc sich nämlich anfreundet mit der späteren Frau vom Mario

und so kommen die alle zusammen.

Ich verstehe, so kreuzen sich sozusagen diese drei bzw. vier Leben.

Genau.

Wie ist denn überhaupt Marc in das Leben von Sandra gekommen?

Du hast gesagt, sie hat ihn aufgenommen, zunächst liebevoll.

Aber wie kam er überhaupt in ihr Haus?

Das ist vielleicht auch ein ganz gutes Vehikel, diese Frage, um zu erklären,

wie die Sandra wurde, was sie ist.

Die ist nämlich aufgewachsen auch dort in der Gegend.

Genauso wie Sven 1978 geboren, in eine gute Familie, wie sie selbst sagt.

Der Vater, Raumausstatter, Mutter, Hausfrau, sie ist ein Einzelkind.

Das Elternhaus hat sie irgendwie mit den Worten beschrieben.

Das war schön.

Wir lebten in einem 16-Familienhaus, eine Wohnung mit Balkon.

Sie hat ein sehr enges Verhältnis zu ihren Großeltern.

Eigentlich eine behütete Kindheit.

Eigentlich erstmal eine behütete Kindheit, aber wie das so oft so ist,

wenn man dann ein bisschen dahinter schaut, ging es dann doch auch anders zu.

Sie ist früh übergewichtig geworden, wurde in der Schule oft gehänselt,

auch im Tischtennisverein, wo sie mal ein Jahr lang gespielt hat.

Haben sie sie dann gehänselt wegen ihrer Körperfülle, genau.

Sie wird dann später auch auch sagen, dass sie im Grunde genommen

nie eine echte Freundin oder einen echten Freund gehabt hat in ihrer Jugend.

Und das war auch die Zeit, wo sie sich dann sehr schon für Tiere eingesetzt hat,

wo sie sich vielleicht auch ein bisschen geflohen hat,

weil die Menschen es ihr nicht so möglich gemacht haben.

Wo sie sich mit den Tieren dann wohler gefühlt hat als mit den Menschen.

Weil die ihr bedingungslos Liebe gegeben haben.

Und das ist, glaube ich, so die Zeit der Prägung, dieser Tierprägung,

die sie erfährt. Und dann kommt noch was Weiteres dazu.

Das ist allerdings, da muss man ein bisschen vorsichtig sein bei Sandra.

Die hat starke Borderline-Züge.

Und das ist nicht so ganz klar, inwieweit man diese Biografie,

die sie dann später ausgemalt hat, wie man der Glauben schenken kann,

sie selbst berichtet aber davon, dass sie noch als junges Mädchen,

acht oder neun Jahre alt, von ihrem Opa,

der habe ihr dann mal das Höschen ausgezogen und Zitat den Finger ein bisschen eingeführt.

Und so fing das wohl an, wie sie sagte,

dass sie von ihrem eigenen Großvater sexuell missbraucht,

möglich sogar vergewaltigt wurde.

Das hat sie vor Gericht erzählt.

Das hat sie dem Gutachter gegenüber erzählt.

Und sie habe dann fürchterlich geweint danach und habe sich geschält

und habe es auch keinem erzählen können, bis dahin auch niemandem erzählen können.

Also sie hat nie mit jemandem darüber reden können.

Und einige Jahre später, als sie ihren ersten Freund hat, mit 16,

hat sie dann auch erzählt, habe der sie vergewaltigt.

Und auch das habe sie nur ihrem Teddybeeren erzählen können.

Okay, das sind aber Vorwürfe, die man nicht mehr nachvollziehen kann wahrscheinlich.

Der Großvater wird vermutlich gestorben sein.

Der Freund wurde wahrscheinlich nicht befragt oder in der Gerichtsverhandlung?

Ne, genau. Also das konnte nie verifiziert werden.

Ich will ihr aber nicht unterstellen, das ist alles nicht passiert.

Ich will nur sagen, es ist etwas unklar, ob das wirklich dazu gekommen ist.

Sie lernt dann sehr früh ihren Ehemann kennen, heiratet auch jung, schon mit 23

und zieht mit dem zusammen, hat keine Ausbildung gemacht und...

kümmert sich im Grunde um die Tiere?

Sie kümmert sich um die Tiere und um den Haushalt und ihr Mann verdient das Geld.

Kinder haben die beiden nicht.

Genau, sie haben keine Kinder.

Und in diesem Leben wird sie irgendwann auch mal ein bisschen langweilig.

Und sie sucht immer so nach dem nächsten Projekt, um dass sie sich kümmern kann.

Und dieses Projekt, und da komme ich zur Antwort auf deine Frage,

dieses Projekt sieht sie eben in Marc, als der ins Leben tritt.

Sie kennt den schon ein bisschen von früher,

weil der eben befreundet ist mit einem Verwandten von ihr.

Und sie hatte irgendwie das Gefühl, sie müsse ihn retten.

Was ist denn der Marc für einer? Warum muss man den retten?

Der ist halt schon sehr früh drogensüchtig geworden und auf die schiefe Bahnen abgerutscht.

Und war zu Hause dann irgendwie, konnte nie so richtig geklärt werden,

ob er kein klares Zuhause mehr hatte oder ob er da nicht mehr sein wollte.

Aber der drohte jedenfalls auf der Straße zu landen.

Und sie hat das erfahren und hat gesagt zu ihrem Mann,

komm, wir nehmen den mal zu uns und peppeln den auf und tun mal ein bisschen was für den.

Und es machen die dann auch.

Die beiden entwickeln dann so eine seltsame Beziehung zueinander.

Das ist am Anfang einfach so ein bisschen mütterlich,

obwohl die nur sechs Jahre älter ist als er,

verwandelt sich dann in so eine enge Freundschaft

und aus dieser engen Freundschaft wird irgendwann eine sexuelle Beziehung.

Und über diese sexuelle Beziehung aber ranken sich ganz viele Mythen und Geschichten.

Sie hat das nämlich und das ist quasi im Einklang mit der Geschichte,

die sie auch aus ihrer Kindheit und Jugend erzählt.

Sie hat sich als Opfer dargestellt, dieses Mannes,

dem sie ja eigentlich nur helfen wollte.

Hatte sie auch vergewaltigt.

Und er hat sie auch vergewaltigt.

Und er hat anal vergewaltigt, vaginal vergewaltigt angeblich.

Habe ihr dann irgendwann auch Dinge eingeführt in die Vagina

oder anderem einen Baseball Schläger.

Das ist ja eigentlich anatomisch kaum möglich.

Und das ist eben die Geschichte, die sie erzählt hat

und die sie nicht nur später vor Gericht und im Gutacht dagegen über erzählt hat,

sondern auch die Geschichte, die sie dann eines Tages Mario und Sven erzählt.

Dass sie also unter einer extrem gewalttätigen, abhängigen Beziehung leidet,

die sie nicht mit ihrem Ehemann, sondern eben mit diesem Mark führt

oder führen muss, der sie immer wieder zu sexuellen Handlungen zwingen würde.

Und sie hätte einfach keine Ahnung, wie sie sich dieser Gewalt entziehen könne

und ob man da nicht irgendetwas tun könne.

Es gibt aber auch noch eine Freundin von Sandra, Ilona, die glaube ich was anderes sagt

oder die einen anderen Blick auf diese Beziehung hat,

die die Sandra und der Mark miteinander geführt haben.

Genau, die sagt, dass das total einvernehmlich gewesen sei, diese sexuelle Beziehung

und dass die Sandra das im Grunde genommen sehr genossen habe.

Man kann es ein bisschen illustrieren, warum wahrscheinlich an der Erzählung von Sandra gar nicht so viel dran ist,

dieses vermeintlichen Terrorregimes, was der Mark da über sie gehabt habe,

denn sie tut wirklich alles für ihn.

Als er dann irgendwann einen Job gefunden hat, fährt sie ihn jeden Morgen hin zur Arbeit

und holt ihn jeden Nachmittag wieder ab.

Die beiden tragen Ringe, Freundschaftsringe, wie sie ihrem Ehemann sagt.

Man erzählt, weil die ganze Jahr auch, ne?

Genau, der, denen das alles so nicht so zu kümmern scheint, diese Beziehung.

Der ist ja auch ständig weg, oder? Der ist auf Montage.

Der ist auf Montage und der weiß auch nichts davon, dass das eine sexuelle Beziehung ist.

Wieder, dass es eine gewalttätige sexuelle Beziehung ist noch,

dass es überhaupt eine ist, falls es eine gewalttätige war.

Das ist genau der Punkt, dass diese Beziehung, die die beiden da haben,

nach außen für die eingeweihten, wie diese Freundin,

aussehen muss wie eine zweite Beziehung in der Hauptbeziehung.

Deswegen hat letztlich auch die Kammer am Ende diese Geschichte

von der Serienvergewaltigung durch den Mark nicht geglaubt

und hat das für eine normale Beziehung gehalten.

Anders als Mario und Sven, die schenken ihrer neuen Freundin Sandra nämlich glaubt.

Du schreibst den tollen Satz oder die tollen Sätze.

Wenig später werden zwei Männer, nämlich Mario und Sven,

die in ihrem Leben alles falsch gemacht haben, zu mördern,

weil sie endlich mal etwas richtig machen wollten.

Eine Frau aus der Not helfen, die Prinzessin aus dem Gewölbe des Drachen befreien.

Wie sind sie denn vorgegangen?

In den Wochen und Monaten vor der Tat hat Sandra sich

sehr um Mario und Sven gekümmert.

Sie hat im Prinzip immer Drogen besorgt für die, hat das auch immer alles selber bezahlt.

Von dem Geld ihres, das sie jemand verdient hatte.

Das nehme ich mal an.

Ich wüsste nicht, wo es sonst hergekommen sein sollte.

Und hat mit den beiden also ein sehr enges Verhältnis aufgebaut,

insbesondere aber mit dem Sven.

Als sie sich ihm dann in ihrer Les anvertraut hatte,

dass sie eben unter dieser schweren Gewalt leiden würde durch den Markt,

haben die den Plan gefasst, ihn abzustrafen.

Das war erst mal das, was sie dann alle auch ausgesagt haben.

Sie wollten ihn am Anfang nicht töten.

Sie wollten ihn nicht töten.

Das jedenfalls haben Mario und Sven immer wieder ausgesagt,

das war eigentlich nicht der Plan,

sondern der Plan war erst mal ihm eine Lektion zu erteilen.

Und an dem Tag selbst entwickelte sich das alles aber relativ schnell schon dahin,

dass es final sein sollte.

Und der Plan war von ihr, dass sie sein Essen,

was sie ihm auch immer gekocht hat, den Markt,

dass sie das Essen vergiftet,

so dass er, wenn die drei ins Haus kommen,

idealerweise schon ohnmächtig da liegt

und sie das dann aussehen lassen könnten wie ein Unfall.

Also der klassische Mord einer Frau, Vergiften.

Ganz genau.

Erst mal die Vergiftung, die Betäubung durch das Essen

und dann haben sie eine Heroinspritze aufgezogen.

Der Mark war ja gerade im Zug gewesen

und wurde substituiert mit anderen Medikamenten.

Dann haben sie eine Heroinspritze aufgezogen

und wollten die dem ohnmächtigen Körper zuführen, eine Überdosis.

Als hätte er sich sehr bei den Goldenen Schuss gesetzt.

Exakt.

Das war die Idee.

Der Mario hat dann ausgesagt,

dass er das aber nicht wollte mit dem Goldenen Schuss

und deswegen hat er nur so getan,

als habe er diese Spritze richtig aufgezogen,

habe sie aber gleichzeitig wieder entleert.

Dann sind sie zu dritt im Auto

von der Wohnung von Mario zum Haus der Sandra gefahren

und haben mindestens zweimal unterwegs angehalten,

mutmaßlich, um sich zu besprechen,

wie sie es denn jetzt eigentlich machen

und sind dann am Haus angekommen

und da stand dann angeblich,

das konnte auch nicht widerlegt werden,

an der Garderobe dieser Baseballschläge,

den der Sven sich dann genommen habe

und dann sind sie eben hochgegangen

und dann entwickelte sich das,

was ich anfangs geschildert habe,

bis zu dem Punkt,

dass in der Nacht Sandra, Zitat, den Vieh den Rest gegeben hat.

Was haben Sie denn mit der Leiche gemacht?

Der Leichnam lag erst mal blutüberströmt,

die Nacht oben in dem Zimmer.

Der Mann war weg.

Der Mann war weg, kam dann aber wieder.

Es ist noch ein bisschen unklageblieben,

wann er wirklich wiederkam,

ob er noch an dem Abend wiederkam

oder irgendwann in der Nacht oder am frühen Morgen.

Fakt ist, dass Sandra ihn dann eingeweiht hat,

in die ganze Vorgeschichte auch,

die vermeintliche Vorgeschichte

und er dann sich dran gemacht hat,

in der Einfahrt des eigenen Hauses

ein 1,60 m tiefes Loch zu buddeln,

stundenlang in der eigenen Einfahrt gebuddelt

und das ausgehoben.

Wahnsinn, für seinen ehemaligen Mitbewohner.

Für seinen ehemaligen Mitbewohner,

in Wahrheit natürlich für seine Frau

und ist dann wieder arbeiten gefahren.

Dann hat Sandra wiederum Mario und Sven abgeholt mit dem Auto.

Wir sind wieder zurückgefahren.

In der Zwischenzeit war der Leichnam von Sandra

oben in Decken gewickelt worden,

sodass Sven und Mario, als sie dann da ankamen,

den Toten nicht mehr sahen.

Sie wussten nur, der Ehemann ist weg.

Der sollte nichts damit zu tun haben quasi.

Der hatte jetzt die Grobe ausgegraben,

damit hatte er genug getan.

Und die beiden Männer haben dann den Leichnam des Mark

in dieses Loch geworfen

und haben mehrere Kubikmeter Sand und Erde wieder drauf geschüttet.

Dann hat die Sandra im Grunde genommen mit ihrem Auto

vier Monate lang diesen Weg planiert

und ist quasi jeden Tag morgens und nachmittags

und immer, wenn sie sich um irgendwelche Tiere gekümmert hat,

über den Toten Mark drüber gefahren.

Sag mal, hast du das so empfunden,

als hätte die Sandra im Grunde drei Männern Lügengeschichten erzählt.

Also den beiden Männern, die den Mark getötet haben,

die Mario und dem Sven und auch ihrem eigenen Ehemann.

Ganz genau.

Auch das ist ein nicht selten anzutreffendes Merkmal

bei Borderline-Persönlichkeitsgestörten,

Menschen, dass sie sehr manipulativ sind.

Und das ist im Grunde genommen auch das,

was Mario und Sven die ganze Zeit

zu ihrer eigenen Verteidigung vorgebracht haben.

Dass sie immer gesagt haben, sie hat uns manipuliert.

Sie hat gesagt, sie leidet so sehr unter dem,

dass vor ihm Angst, dass er ihr was antun wird,

weil er ihr schon so oft Gewalt angetan hat.

Und sie hatte einfach Angst zu sterben.

Das war der Moment, an dem wir dachten,

wir müssen jetzt was tun.

Gut, dazugehauen haben sie natürlich trotzdem selbst

und man hätte natürlich auch zur Polizei gehen können.

Das ist natürlich völlig klar.

Also das ist keine Entschuldigung,

die ich hier vorbringe für diese beiden Menschen.

Sie haben das schon selbst gewählt,

diesen armen Kerl zu töten.

Das war nur die Verteidigungslinie,

die sie sich ausgesucht haben.

Die böse Frau, die hat uns da rein manipuliert.

Auch ein beliebtes Narrativ.

Auch ein sehr beliebtes Narrativ.

Die Spinne im Netz, die quasi alle anderen

für sich arbeiten lässt.

Und ein Stück weit war das sicherlich auch so?

Weil, die Sandra hat ja jetzt auch einen Plan.

Die weiß jetzt schon, wer in das Zimmer von Marc.

Das ist ja jetzt frei in ihrem Haus.

Wer soll denn da einziehen?

Der Sven.

Ach so, das ist ja praktisch.

Der Sven kommt nämlich dann raus

und hat dann schon Freigang.

Und er sollte dann zu so einer sogenannten

Dauerbelastungserprobung aus der Psychiatrie entlassen werden,

um zu schauen, wie er im realen Leben klarkommt

und ob er es schafft, nicht wieder rückfällig zu werden.

Und für so eine Dauerbelastungserprobung braucht man

natürlich auch einen Wohnsitz.

Und da ergab es sich ja gut,

dass ein Zimmer frei wurde bei Sandra plötzlich.

Die im Übrigen, also ich habe ja gerade schon gesagt,

vier Monate lang ist sie da über diesen Leichnamen gefahren.

Das heißt, in den vier Monaten war auch völlig unklar,

wo dieser Marc eigentlich steckt.

Der hat ja schon Familie, irgendwie hat den ja auch gesucht

und sie hat das dann sehr, sehr planvoll alles verscheiert.

Was hat sie denn erzählt, wo er ist?

Sie hat gesagt, er ist irgendwie abgehauen ins Ausland.

Er hat dann beim Jobcenter gleich gesagt, okay,

kann man jetzt kündigen, der ist weg,

hat seinen Konto leer geräumt, mit allem, was noch drauf war

und hat davon dann quasi die Renovierung des Zimmers bezahlt,

in dem der Sven dann wohnen sollte.

Der Sven hat das im Übrigen bei seinem Freigang dann selbst renoviert.

Also der war dann in diesem blutbesudelten Zimmer

und hat quasi neu tapeziert, hat die alten Tapeten abgerissen,

hat das, glaube ich, verbrannt das Zeug

und hat dann quasi sein eigenes Zuhause an dem Mordort erschaffen.

Mit eigenen Händen bezahlt von dem arbeitslosen Geld des Getöteten.

Merkt er denn in der nächsten Zeit,

dass die Geschichte von Sandra Brüche bekommt,

in dem Moment, in dem er dort wohnt?

Mit der Zeit gewinnt Sven tatsächlich den Eindruck,

die Sandra Habin manipuliert

und diese ganzen Gruselgeschichten könnten eventuell gar nicht der Wahrheit entsprechen.

Sandra will nicht einfach bloß Sex mit Sven,

sondern sie will erniedrigt werden.

Sie will von ihm verprügelt werden.

Sie schreibt, Zitat, mein Körper schreit danach, Schläge, Tritte, Demütigung.

Mir geht's um den Schmerz, bis Blut kommt.

Sven erzählt, weil er einfach nicht weiß, wie er damit umgehen soll,

einem Freund aus der Klinik, den er da kennengelernt hat, noch einem anderen,

der wird der Pole genannt, schließlich von dem Mord.

Er erzählt erst mal von der Sandra und diesen irren Gefüge,

was die beide da jetzt haben, weil das irgendwie auch los werden muss.

Das kennt man ja auch, dass die Täter oft murderen,

gerade wenn nach so einer Impuls-Tat, die können das nicht mit sich rumtragen,

die können das nicht containen, das muss irgendwann raus,

das muss man mit jemandem teilen und besprechen.

Und er erzählt, dass diesen vermeintlichen Freund, den er da gefunden hat,

und bittet den auch, weil er so Angst plötzlich hat vor der Sandra,

ihn jeden Tag anzurufen.

Er bekommt Angst vor der Sandra und auch das, was sie von ihm sexuell will,

ist nicht so sein Ding. Er geht darauf nicht ein.

Er geht darauf nicht ein oder er geht da nur sehr bedingt darauf ein.

Also zweimal habe man miteinander geschlafen,

darauf lässt er sich dann irgendwann ein,

nachdem er ganz lange behauptet hatte,

da gab es überhaupt keine sexuelle Beziehung.

Und er hat jetzt Angst, dass die Sandra ihn verschwinden lässt,

so wie sie den Marc hat verschwinden lassen, wenn er nicht spurt.

Und er hat ja gesehen, wie schnell sie Menschen dazu bringen kann,

so etwas zu tun.

Und wer weiß, ob sie nicht noch jemand anderen manipulieren kann,

dahin ihn dann wiederum verschwinden zu lassen.

Auch noch in dem selben Zimmer, in dem schon der Marc sterben musste.

Die Sandra bekommt irgendwie mit, dass der Sven zweifelt

und dass er ihr ein bisschen aus dem Weg geht.

Sie erzählt dann einem anderen Bekannten,

der auch in dieser Klinik war.

Und den sie auch aus dieser Klinik kennt,

dass dieser Zitat Dreckspole, wie sie sagt.

Dem, der Sven sich anvertraut hat.

Dem, der Sven sich anvertraut hat, habe sie plötzlich erpressen wollen.

Haben gesagt, er wisse von der Tat.

Und wenn er schweigen solle, dann müsste sie ihm Geld zahlen.

Und sie fragt nun einen vielfach vorbestraften,

den sie auch kennt aus diesem Kliniksetting.

Und der auch die anderen so leidlich kennt,

ob er nicht jemanden kenne, der dieses Problem mit dem Polen lösen könne.

Und dann entspint sich per WhatsApp folgender Dialog zwischen den beiden.

Der Mann, und du bist wirklich sicher,

dass ich Kollegen kommen lassen soll?

Sagt nur ja oder nein.

Sandra, ganz oder gar nicht.

Also weg mit dem.

Komplett.

Der Mann sagt, der Pole werde sehr leiden müssen.

Und sie, Sandra, werde ihn nie wiedersehen.

Am liebsten, antwortet Sandra, würde sie sich das selbst anschauen.

Und als der Mann antwortet, das wurde sie ganz sicher nicht,

sagt sie bloß, doch, doch, da bin ich sehr krank.

Sie meint, im Gemüt.

Der Mann kann dir nur sagen, einer ist Albaner

und der andere Jugoslave, beide Kriegsgeschädigt.

Sandra, okay, das wird lustig.

Mann, die kennen so etwas nicht wie Mitleid.

Und sie haben an so etwas Spaß.

Sandra, sowas liebe ich.

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Das klingt ja in der Tat schrecklich.

Wie ist die Polizei diesem Trio eigentlich auf die Spur gekommen?

In dem Moment, deswegen konnten die Chats ja auch ausgelesen werden,

hatte die Kriminalpolizei die drei längst auf dem Schirm

und eben die Telekommunikation der drei überwacht.

Man sagt daran, dass der Pole, wie er immer genannt wird,

die Geschichte, die der Sven ihm von dem Mord an Marc erzählt hatte,

nicht für sich behalten, sondern in der Klinik herum erzählt hatte.

Und einer derjenigen, bei dem diese Geschichte gelandet war,

hatte die Courage, das bei der Polizei anzuzeigen.

Also, jemand hat die Polizei informiert.

Das bedeutet also, dass der Pole nicht sterben muss.

Was hat die Polizei gemacht?

Hat sie das ermittelt und hat sie auch die Leiche dann gefunden,

die da verbuddelt war?

Die wollten natürlich erst mal das Ganze ausermitteln dahingehend.

Dass es auch ganz sicher ist, dass das, was der Mensch aus der Klinik,

der das mitbekommen hatte, da sagt, dass das auch stimmt.

Insofern haben sie also für eine ganze Zeit lang

die gesamte Telekommunikation der drei überwacht,

auch in der Hoffnung, dass sie sich verraten werden.

Aus diesen Chats, die dann Sandra führte

mit diesem mutmaßlichen Auftragskiller,

der dann die Leute aus Ex-Jugoslawien anheuern wollte.

Und den Albaner.

Da war das natürlich relativ schnell klar.

Oh, da ist auch Gefahr im Verzug.

Und jetzt müssen wir natürlich handeln,

bevor auch noch der Sven aus dem Leben geprügelt wird,

wie zuvor schon der Marc.

Was dann also dazu führte, dass die drei festgenommen wurden

und auch alle natürlich getrennt voneinander befragt wurden.

Und dann relativ schnell auch das erste Geständnis.

Ich glaube, es war der Mario, der dann als erster das gestand,

der nicht sagte, dass er zugeschlagen habe.

Er sagte, er hätte zwar den Baseballschläger gehabt,

dabei habe er nur auf dem Boden geschlagen,

deswegen sei der auch kaputt gegangen.

Aber das wäre alles die Idee von der Sandra gewesen.

Und nach und nach, wie das dann immer so ist,

sind dann die Steinchen gefallen.

Und die drei wurden letztlich dann angeklagt,

die Mordes aus Heimtücke den Marc umgebracht zu haben.

Und so kam es dann eben zu diesem Prozess,

dem ich weigewohnt habe.

Und das war ein hochinteressanter Prozess.

Das glaube ich sofort.

Wurde eigentlich der Mann, der Ehemann,

der Sandra auch gehört in dem Prozess?

Und wenn ja, was hat er gesagt?

Er wurde als Zeuge geladen,

er hat aber von seinem Zeugnisverweigerungsrecht gebraucht gemacht,

als Ehemann, der wurde auch nicht bestraft.

Übrigens auch so, dass wenn man als Ehegatte

seiner Partnerin oder seinem Partner

beim Verschwinden einer Leiche hilft,

dann geht man auch straffrei raus,

weil der Gesetzgeber annimmt,

dass natürlich das Gut der Eh so hoch ist,

dass der Mann, die Frau,

oder die Frau, den man schützen möchte,

und dafür kann man nicht bestraft werden.

Insofern ist auch er nicht bestraft worden dafür,

dass er dieses Loch gebuddelt hat

und dass er nicht zur Polizei gegangen ist,

eigentlich muss man so ein Verbrechen,

von dem man Kenntnis erlangt, ja auch anzeigen,

aber eben nicht in dem Fall,

wenn man damit seine eigene Frau belasten müsste.

Der hat von seinem Zeugnisverweigerungsrecht gebraucht gemacht,

hat also dementsprechend nicht ausgesagt,

man konnte jetzt von ihm nichts erwarten.

Aber unsere Seegewohnheiten

sind ja durch so Hollywood-Filme

ein bisschen zerstört worden,

weil wir ja davon ausgehen,

dass Gerichtssäle so glamouröse Orte sind,

in denen irgendwie so der Geist von vor 200 Jahren

noch so atmet.

Oft sind es aber leider so Funktionsgebäude

mit Linoliumboden und Zwecktischen.

In dem Fall in einem Landgericht Klebe

ist es aber genauso, wie man sich das vorstellt,

so schwere Kasettendecken,

Lüster, die von der Decke hängen,

schwere Eichentische,

so eine Richterbank aus Altemholz

und vollweise Vorhänge,

so man hat das richtig das Gefühl,

man lebt so in so einem Gerichtsfilm,

wenn man dann da ist.

Und weil das so ein

feldnismäßig kleines Landgericht ist,

war außer mir

auch nur noch ein Vertreter

von der Lokalpresse dort,

als ich früher Kriminalreporter bei der Zeit war.

Das, was ich mir immer so zur Aufgabe

gemacht habe, war,

Deutschland zu zeigen

als gesamtes Land.

Also nicht nur Journalismus aus Berlin

für Berlin zu machen, aus Hamburg

für Hamburg, sondern immer

in die Provinz zu fahren und zu gucken,

das ist auch Deutschland.

Es ist spannend, wie ein so

kaltblütiger Mord

dann dort verhandelt wird

mit diesen drei Menschen,

die da auftraten,

wie die Absolute Normalos,

also diese Sandra saß da mit Ende 30

zum ganz glatten Gesicht

und eine etwas mollige Frau,

die so schaute, als gehe sie das

gar nichts an, während die beiden Männer

total geknickt da saßen

und dachten, was hab ich denn

mit meinem Leben gemacht.

Ich weiß nicht, ob man das dann

so rein

psychologisiert irgendwie

in diesem Charakter, ob sie das

wirklich, ob sie so eine innere Kälte hat

oder ob man das nur lesen will,

wenn man weiß, was da passiert ist,

aber bei den beiden Männern hatte ich total

das Gefühl, da raterte die ganze Zeit was

und die konnten es

einfach selbst nicht fassen, dass sie

für nichts und wieder nichts einem

Menschen das Leben genommen haben,

auf denkbar brutalste Weise

während sie da saß und man so das Gefühl hatte,

die denkt eigentlich nur an ihre beiden

deutschen Doggen, Clio und Dino

und wie sie wieder

sich mit denen vereinen kann.

Es war also spooky.

Du hast ja vor Gericht ganz viele Lügen,

Manipulationen, Geschichten gehört.

Was haben denn

die drei Täter bekommen?

Wozu wurden die verurteilt?

Die wurden alle drei wegen Mordes verurteilt.

Das Mordmark mal der Heimtücher

sah die Kammer als

erfüllt an und ich denke auch mit

vollkommenem Recht, denn der Mark,

das Opfer, war ja völlig

arg und wehrlos in der Situation.

Der versah sich ja nichts Bösem,

als er die Tür öffnete

und wurde dann mit diesen

Baseballschlägen aus dem Leben geprügelt.

Dementsprechend sind die

alle lebenslang in Haft gegangen.

Lebenslang, wissen wir ja, heißt in Deutschland

mindestens 15 Jahre.

Eine besondere Schwere der Schuld

wurde allerdings bei allen drei nicht

verurteilt.

Das war wahrscheinlich auch

daran lag, dass sie

im Gegensatz zu den anderen beiden

vorher nicht vorbestraft war

und man denen beiden ein bisschen

zu Gute hielt, was so

vorhin zitiert, was ich geschrieben habe,

dass auch wenn das natürlich der Wahnsinn

ist, aber dass sie irgendwo so eine

edle Motivik hatten,

sich für diese Frau gerade zu machen

und deren Leiden irgendwie

zu kompensieren, das war

ein Mordurteil bekommen, aber eben nicht

mit besonderer Schwere der Schuld.

Dementsprechend sitzen sie da jetzt

seit acht Jahren in Haft

und werden das noch mindestens sieben

Jahre weiter tun.

Ich fand das nur so bemerkenswert.

Es war so ein sehr stiller

Prozess. Es gibt ja viele Prozesse,

in denen es auch so Unruhe gibt,

in denen es irgendwie so

Bekundungen aus dem Publikum gibt

und so entweder so

ein Erstaunen darüber.

Also man hört das ja,

aus dem Zuschauerraum hört man

immer so die Stimmung eigentlich

und da hörte man gar nichts.

Es war ein absolut stiller Prozess,

weil in diesem Saal einfach

komplette Fassungslosigkeit herrschte

und

der Vorsitzende Richter

am Ende, wie ich finde,

fantastisch zusammengefasst,

hat gesagt, letztlich

wissen wir über die Abgründe der

menschlichen Seele einfach nicht genug.

Das ist ein ganz, ganz tragischer Fall.

Daniel, du hast uns

vier Menschenleben vorgestellt,

in denen wirklich einiges schief gelaufen ist.

Da ist alles schlimme zusammengekommen

und ich danke dir, dass du

uns vorgestellt hast.

Danke und bis bald.

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Sandra liebt alles, was lebt – und doch bringt sie zwei Männer dazu, mit ihr zusammen einen blutigen Mord zu begehen. Die beiden kennen das Opfer nicht einmal. Ein dritter Helfer lässt die Leiche verschwinden. Auch er hat nichts gegen den Toten. Was geht da vor sich?

In der Folge 149 sprechen Daniel Müller, Chefredakteur des Kriminalmagazins ZEIT-Verbrechen, und Anne Kunze, Kriminalreporterin der ZEIT, über einen Mord und unvorstellbare menschliche Abhängigkeiten.

Die neue Ausgabe des Kriminalmagazins "ZEIT Verbrechen" liegt am Kiosk und ist hier online bestellbar. Sie möchten zwei Ausgaben zum Kennenlernpreis testen? Dann klicken Sie hier.

Der Text zur Folge ("Kaltblütig" von Daniel Müller) ist im Januar 2016 in der ZEIT erschienen.