Klenk + Reiter: Der verdächtige Altenpfleger - S02E07

FALTER FALTER 5/19/23 - Episode Page - 29m - PDF Transcript

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Gute Unterhaltung bis zum Schluss wünscht die Bestattung Wien.

Dieser Fall ging nicht um einen Todesfall, sondern um die Frage, ob eine Frau, die bettligrig war, ordentlich gepflegt wurde.

Ein Arzt, der dort Kontrollnehmer wieder durchgeführt hat, hat festgestellt, dass in diesem Aufliegegeschwür Fligemaden vorhanden war.

Auf den ersten Blick ein klarer Fall, die Pflegerin und der Pfleger lügen und die Made ist das Beweisstück.

Herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, bei Glenk und Reiter, unserem Falter-Podcast aus der Gerichtsmedizin.

Wemer sitzt nicht mehr Christian Reiter, Gerichtsmediziner.

Und ich bin Florian Glenk, Chefadaktor der Wiener Wochenzeitung Falter.

Heute wollen wir mal nicht über Verbrecher reden und auch nicht über Heiligei und auch nicht über Komponisten und Mumien,

wie in den anderen Folgen, sondern über das ganz anderes, nämlich ihre kleinen Assistenten und Helferleiden, die Tiere.

Haben Sie eigentlich ein Haustierherrprofessor?

Ich habe von Kleinkindheit an Haustiere gehabt, angefangen von Schildkröten über Hamster.

Ich habe Kalkwappen gezüchtet, ich habe zum Ekel meiner Familie auch eine Hauswinkelspinne gehabt,

die sich dann vermehrt hat und die ganze Wohnung mit ihren Nachkommern kontaminiert hat.

Ich habe Katzen derzeit, also das heißt Haustiere waren bei mir immer ein Teil meines Lebens.

Auch als Kind, das heißt wir haben auch als Kind einmal Faktiere geobachtet.

Ja, also ich bin auch als Kind große Abschnitte im ländlichen Bereich aufgewachsen,

habe daher also auch mit der Landwirtschaft und mit den Tieren dort Kontakt gehabt und das hat mich immer fasziniert.

Können wir mal erzählen, dass Sie einen Hamster hatten?

Ja, ich hatte auch einen Hamster.

Und mit dem nach seinem Hinscheiden was gemacht haben?

Der Hamster hatte eine Tumorerkrankung und da ich damals schon Medizin studiert gehabt habe,

hat mich selbstverständlich interessiert, was der Hamster für einen Tumor hat.

Was macht man als Gerichtsmediziner?

Man obtuziert den Hamster und macht mikroskopische Untersuchungen und steht fest, was der Hamster für einen Tumor hat.

Was hat er gehabt?

Die Hamster haben seitlich am Rumpf Duftdrüsen und der hat von dieser Duftdrüse ein Katzenohm bekommen.

Das ist ein Hamster Duftdrüsen Katzenohm.

So was gibt es ja.

Man schaut sich manchmal so Tiere an, die dann irgendwie verfallen oder Frösche irgendwie auseinander schneiden.

Oder schaut sich Kuhaugen an.

Haben Sie das als Kinder auch gemacht?

Ja, wenn es notwendig war.

Ich habe zum Beispiel mit großer Vorliebe, wenn ich irgendwo im Wald einen Schädel gefunden habe,

von einem Hasen oder einem Rehe oder von einem Frosch, dann habe ich das gesammelt.

Und ich habe sie auch heute noch zum Teil in einer Vitrine.

Ich war mal bei Ihnen zu Hause, Sie haben tatsächlich unglaublich viele Schädeln von Tieren, auch von Menschen.

Wir haben einmal über diesen einen Menschen, den Sie da gefunden haben, gesprochen, der 3000 Jahre alt ist.

Ein Kälter, das können Sie in der Frage und Antwort folgen, nachhören.

Aber Sie haben unglaublich viel Skelettfunde.

Wieso findet man das?

Ich habe auch mal in meinem Leben ein Stück Knochen gefunden, ich habe es Ihnen dann geschickt.

Sie haben gesagt, anhand der Segespuren kann man feststellen, dass es wahrscheinlich...

Schulterblatt von einem Schwein war.

Schulterblatt von einem Schwein, d.h. das war ein junger Kotelett oder so, oder was war das?

Ja, so ein brodernes Schulterscherzel.

Lange Rede, kurzer Sinn.

Wir brauchen als Gerichtsmediziner auch ein bisschen ein Fachwissen in Zoologie.

Es kommen immer wieder Exekutivbeamte.

Und die wollen wissen, sind es menschliche Knochen, die bei Parkerarbeiten zum Beispiel gefunden werden.

Und ob sie sich dafür steht, das überhaupt anzuzeigen bei der Staatsanwaltschaft oder nicht.

Wenn man denen dann mit einer gewissen Sicherheit sagen kann, ja, das ist also ein Schulterblatt von einem Schwein,

dann erspart man sich selbstverständlich eine große Prozedur.

D.h. der Gerichtsmediziner ist nicht nur auf den Menschen konzentriert,

sondern der ist eingebettet in ein biologisches Umfeld.

Weil die Tiere sozusagen den Leichnern besiedeln, weil die Tiere aber auch den Leichnern verzahnen können,

anknabbern können, verschleppen können.

Was können Tiere alles machen, wenn sie so ein bisschen erzählen müssen?

Ja, das ist ein weiteres Land.

Also ich denke zum Beispiel, dass Füchselleichen benagen,

aber auch, wenn diese Leichen schon ein bisschen faul sind,

ganze Körperteile wegtransportieren können.

Ich kann mich an einen Fall in Wienerwald erinnern,

wo also mehrere Kilometer von der Aufwindungsstelle des Leichnams

der Kopf von Füchsen vertragen wurde.

Da hat ein Schrebergärter im Garten sich gefreut, dass junge Füchse gespielt haben mit einem Ball.

Und dann hat er dann auch geschaut und dann hat sie herausgestellt,

dass der Ball im Mittelkeit der Totenschädel, also ein nicht ganz abgenagter Totenschädel war

und hat das bei der Polizei angezeigt.

Und dann hat man Skelett gefunden, mehrere Kilometer entfernt von diesem Leichnern.

Das heißt, Füchse kennen also auf relativ große Distanzen

Körperteile von Menschen verschleppen.

Wir haben auch in Wienerwald zum Beispiel Dachse.

Dachse, die gerne auch im Umfeld mit Füchsen leben,

meistens Gramm die Dachse, die Bauten und die Füchse wohnen als Untermieter drinnen,

wenn ein Dachse ein Skelett findet, dann zacknackt er mit seinen Zähnen die höheren Knochen

und saugt das Knochenmark heraus, ähnlich wie es die Hyenan tun

und ernährt sich teilweise von Leichen und kann massive Schäden an Skeletten dadurch hervorrufen.

Wir widmen uns heute einem Tier, das auch gerne andere Tiere aussagt.

So leihenhaft.

Wir haben uns jetzt einen Fall widmen, der gesellschaftspolitisch sehr relevant war,

einen Fall in einem Pflegeheim in Niederösterreich.

Vielleicht um das ein bisschen vorauszuschicken,

viele Leute haben vielleicht Angehörige in Pflegeheimen

und haben Angst, dass diese Leute nicht ordentlich gepflegt werden.

Wir haben eine Folge über Lines gemacht, über die sogenannten Mordschwestern von Lines.

Wir haben über das Pflegeheim in Kirchstätten gesprochen,

wo Pfleger verurteilt wurden und Pflegerinnen.

Dieser Fall ging nicht um einen Todesfall, sondern um die Frage,

ob eine Frau, die einen Schlaganfall erlitten hat

und die bettlegrig war, ordentlich gepflegt wurde.

Ja, diese Frau, die in diesem Pflegeheim betreut,

hatte durch die lange Liegedauer im Bett das, was man leider Gottes nicht verhindern kann,

was immer wieder passiert, nämlich sogenannte Druck- oder Aufliegegeschwüre an der Hüfte.

Und diese Geschwüre mussten betreut werden,

im Sinne von Verbandwechsel, entsprechende Wundreinigung.

Das ist der sogenannte Ticubitus, oder?

Ticubituspflege, ja.

Und eines Tages hat ein Arzt, der dort Kontrollnehmer wieder durchgeführt hat

oder für ein Muster festgestellt, dass in diesem Aufliegegeschwür

Fliegenmaten vorhanden war.

Das heißt, die Kontrolle hat eigentlich funktioniert.

Der Arzt schaut nach und sagt, da ist irgendwas passiert.

Diese Frau ist offensichtlich nicht ordentlich gepflegt worden.

Weil die Fliegenmaten eine Länge von ungefähr 7 mm hat.

Das ist schon relativ lang eigentlich.

Ja, die haben in diesem Geschwür gelebt.

Das heißt, in diesem Verband oder in diesem, was immer das war.

Und da der Windelhose, Windelhose und Verband, ja.

Sie fliegenlaufen, der Arzt merkt es und er zeigt an.

Er macht eine Strafanzeige.

Er zeigt an, weil er der Meinung war, dass diese Fliegenmaten eine Länge hatten,

die mit einer regelmäßigen Pflege dieser Patientin nicht in Einklang zu bringen wäre.

Das ist ja mein Bemerknis wert.

Und jetzt kommt die Staatsanwaltschaft.

Und diese Pflegerinnen und Pfleger, die dort arbeiten,

sind jetzt eigentlich von einer existenziellen Gefahr bedroht.

Nämlich, dass sie verurteilt werden,

möglicherweise wegen fallesiger Körperverletzung

oder vorsichtlicher Körperverletzung

oder wegen Quellen einer innen anvertrauten Person.

Also da geht es wirklich um eine Existenz.

Das kann an die Medien gelangen.

Also eine, vielleicht auf den ersten Blick, keine Sache,

aber für die Betroffenen doch sehr groß vor allem auch für die Verwandten.

Dieser Arzt hat im Rahmen seines Studiums gelernt,

nämlich auch im Rahmen der Gerichtsmedizin,

weil dort wird über Maden gelehrt.

Und ich habe es auch so gelernt,

dass diese Maden einen Millimeter pro Tag wachsen.

Und das bedeutet, dass diese Wunde seit einer Woche nicht gepflegt wurde.

Und das ist auch verständlich straffwürdig.

Er hat aber nicht bei Ihnen gelernt,

weil sie beschäftigen sich, wie unsere Zuhörerschaft weiß,

professionell mit Fliegenmaden.

Ich durfte sie ja noch am Gerichtsmedizinischen Institut gearbeitet haben,

da war man in so einem Kammerl am Ende des Ganges, wie man so schön sagt.

Da hat es auch ein bisschen gemüffelt,

da da hinten besuchen, wo es gesund hat.

Und sie haben dort Fliegenlaufen gezüchtet.

Und jetzt sind sie von der Staatsanwaltschaft beauftragt worden,

ein guter Achten zu erstatten.

Was macht man da?

Man nimmt dann diese Maden mit?

Oder wie kann ich mir das konkret vorstellen?

Gehen Sie zu der Frau?

Interviewen Sie diese Frau?

Reden Sie mit ihr?

Ja, Sie wissen ja, wie das mit Akten laufen bei der Justiz ist, nicht?

Bis der Sachverständige bestellt wird, vergehen oft Tage oder Wochen.

Gott sei Dank wurde nicht nur geredet und beschuldigt

und einvernommen,

sondern es wurden Gott sei Dank auch einerseits Fotos angefertigt

von der Wunder, von den Maden

und es wurden Gott sei Dank auch Maden aufgehoben.

Sie wurden zwar nicht aufgehoben

im Sinne, dass man sie weitergezüchtet hat,

damit man sehen kann, was wird das für eine Fliegenart.

Aber man hat sie in Form all die Hit.

Das ist Konservierungsmittel, das man in der Medizin verwendet.

Wenn man Gewerbsproben aufhebt,

wurden ein paar Maden in Form all die Hit geworfen

und dort abgetötet

und das hat man mir zur Verfügung gestellt

als Grundlage meines Gutachtens.

Und die Frage war jetzt,

liegt da eine Straftat vor oder nicht?

Es war analog der Fragestellung,

so wie wir es als Gerichtsmediziner immer wieder haben,

wenn Fliegenmaden auf einer Leiche liegen,

waren es an die Eier gelegt worden.

Genau.

Jetzt muss man dazusagen,

die Pflegerinnen und Pfleger haben sich als nicht schuldig verantwortet

und haben gesagt, das stimmt überhaupt nicht.

Wir haben...

Eine Frage zuvor, Verbandwechsel.

Wir haben Verbandwechsel gemacht

und die Fliegenmaden haben aber so sagen...

Eine Länge von 7 mm.

Das heißt, das passt nicht zusammen.

Auf den ersten Blick ein klarer Fall,

die Pflegerinnen und Pfleger lügen

und die Made ist das Beweisstück.

Genau.

Und ich habe mir diese Maden dann mikroskopisch angesehen

und konnte also feststellen,

dass diese Maden zu der Familie der Fleischfliegen gehört.

Ernst Molden spricht hier vor Ankündigung

für meine Abschlusspalade.

Wenn das Leben und der Tod

irgendwas gemeinsam haben,

dann ist es das Feuchte.

Es feuchte, wie man in Wien sagt.

Und dem Feuchten ist heute unser Abschlusssong

in einer guten halben Stunde oder so gewidmet.

Lyopygia agirostoma.

Habe ich das richtig ausgesprochen?

Lyopygia agirostoma, ja.

Das könnte dieses Spezies gewesen sein.

Fleischflieger, jetzt machen wir ein kurzes Nächster Kurs.

Es gibt offensichtlich verschiedene Fliegen.

Es gibt Schmeißfliegen, haben wir gelernt.

Die Schmeißfliegen sind diese schön metallisch glänzenden,

diese grünen und diese blau metallisch glänzenden.

Warum heißen die so?

Weil sie ihre Eier als Ballen hinschmeißen.

Also geschmeißen.

Das geschmeißen ist ein Eiballen.

Was gibt es noch für Fliegen?

Dann gibt es zum Beispiel auch die Fleischfliegen.

Die Fleischfliegen sind eine sehr mühsame Gruppe von Fliegen,

weil wir alleine in Europa 2.500 verschiedene Arten haben.

Und die unterscheiden sich voneinander

durch so minimale morphologische Gegebenheiten,

dass es, wenn man gerade ein Spezialist dafür ist,

fast nicht möglich ist, festzustellen,

ob das ein Buddel oder ein Radackel ist,

wenn man jetzt von den Arten oder Rassen sprechen möchte.

Die Identifizierung einer Fleischfliegenart gelingt nur,

wenn man von den ausgewachsenen Fliegen,

also die Geschlechtstiere,

bei den männlichen Fliegen die Genitalien untersucht,

weil die Fliegen haben ein System nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip,

das also hier eine Artenvermischung nicht stattfinden kann,

weil das männliche Genitale so gebaut ist,

dass es nur zum weiblichen Genitale der gleichen Art passt.

Und das wissen die Fliegen offensichtlich?

Sie probieren es aus.

Sie probieren es aus, aber die Fliegen sind ja da relativ sehr untriebig.

Aber sie probieren es aus,

und wenn die Angruppelung nicht funktioniert,

dann suchen sie sie an anderen Bannern.

Das heißt, wir haben 2.500 verschiedene Fleischfliegenarten

mit 2.500 verschiedenen Genitalkonstellationen.

Und die Fliegen müssen das so sagen, da und ausprobieren,

welche Fleischfliegenart zu ihnen passt.

Das ist sehr aufwendig.

Davon werden wir eigentlich in der Schule nie weiß,

ob man da ein Fleischfliegen wahrscheinlich sieht,

aber man hat keine Ahnung.

Sie werden jetzt fahren, wie schaut die Fleischfliege aus?

Die Fleischfliege ist eben keine metallisch glänzende Fliege.

Die Fleischfliegen sind große, eher belzig graue Fliegen,

etwas größer meistens als die Schmeißfliegen,

haben oft rote Augen

und haben so einen Schachbrettartig gemusterten Hinterleib.

Und diese Fliegen haben eine ganz eigentümliche Fortpflanzungsstrategie.

Jetzt muss man dazusagen, dass man wahnsinnig wenig weiß

eigentlich über die Fortpflanzungsstrategie hinter Schmeißfliegen.

Das hat sich eigentlich erst in den letzten 30, 40 Jahren

hier auf diesem Gebiet wissenschaftlich etwas getan.

Was mich immer wieder verwundert,

ich habe einmal so ein kleines Büchlein über Fliegen gelesen,

dass wir wahnsinnig wenige, weil diese Tiere wissen,

obwohl wir dauernd von Fliegen umgeben sind,

wissen wir eigentlich ganz wenig über Fliegen.

Wir erschlagen sie gerne und wir ...

Wir finden sie lästig.

Wir bewerten sie als unhygienisch und abscheinungswürdig.

Aber wir wissen eigentlich überhaupt nicht, wie sie sich vermehren.

Und wenn man sich aber damit beschäftigt,

wie das eine Dissertation im Jahr 2002 gemacht hat,

dann taucht man auf einmal ein in ein unglaubliches Wunder,

das auch in diesem Fall des Pflegeheims der Schlüssel zur Lösung war.

Genau.

Und dieses Wunder über das müssen wir jetzt sprechen,

weil das hat mich wahnsinnig fasziniert.

Ja, also diese Fleischfliegen haben eine Strategie entwickelt,

dass sie keine Eiern legen, sondern lebend gebären sind.

Was sie unterscheidet von den Schmeißfliegen,

die die Eiern schmeißen?

Die Schmeißfliegen legen Eier.

Und diese Eier sind aber wahnsinnig gefährdet,

weil die Ameisen Fliegeneier lieben.

Und wir erleben das als Gerichtsmediziner immer wieder,

dass wenn also ein größeres Konvolut an Fliegeneiern auf einer Leiche sind,

dann sind die Ameisen schon da und die holen sie die Eier

und befüttern sie wieder an ihre Nachkommen

und können daher ganz große Populationen von Fliegeneiern einfach entfernen.

Was die Ursache dafür ist, dass Fliegen ihre Eier oft in feuchte Regionen legen.

Genau.

Das heißt, die Schmeißfliegen legen ihre Eier gerne in Nasenöffnungen,

Augenwinkeln, in Wunden oder auch in den Genitalanalbereich,

weil die Eier eine gewisses Maß an Feuchtigkeit brauchen,

sonst vertrocknen sie, aber andererseits wieder auch,

weil die Ameisen es nicht gern haben, nausse Füße zu kriegen.

Damit schützen sie ihre Eier auch vor den Ameisen.

Das eine Strategie.

Die andere Strategie ist, wenn man überhaupt keine Eier legt,

sondern schon lebende Maden legt,

die dann, wenn die Ameisen kommen würden, davon erinnern können.

Das heißt, die legen sozusagen die Eier in sich selbst.

Die bewuchten ihre Eier im Körper,

lassen die Eier ungefähr einen Tag im Körper reifen

und legen dann die lebenden Maden direkt auf das Substrat,

das sie für geeignet empfinden, wo ihre Nachkommende heranwachsen sollen.

Und jetzt habe ich gelernt durch einen Aufsatz,

dass die Fleischfliegen, die Eier oder die Larven dann ablegen, wenn es regnet.

Viele, nicht alle, aber viele Fleischfliegenarten

haben hier in der Natur eine Fortpflanzungsstrategie entwickelt,

mit der der Mensch eigentlich nur am Rande etwas zu tun hat.

So legen manche Fleischfliegenarten ihre Maden in die Artenöffnungen von Schnecken.

Sie wissen unter dem Schneckenhaus,

da haben diese Schnecken oft so einen Loch, wo sie atmen.

Das heißt, wenn die Schnecke einatmet,

öffnet sie dieses Loch und dort fliegt die Fliege hin

und innerhalb von einer Bruchteil einer Sekunde wird eine kleine Made abgelegt dort

und die kriegt der Schnecke in die Atemöffnung hinein

und parasitiert diese Schnecke auf, die Schnecke stirbt

und aus dem Schneckenhaus schlüpft nach einer bestimmten Zeit eine Fliege.

Ich schlafe von der Fleischfliege.

Ja, es ist aber schon eine sehr aggressive Vorgangsweise.

Das heißt, die Fliege beobachtet die Schnecke,

sucht sie sich aus und wenn die Schnecke nach Luft schnappt,

dann wird er im Almade gelegt.

Aber nicht nur die Schnecke, sondern auch Regenwürmer.

Sie wissen, Regenwürmer heißen ja deshalb Regenwürmer,

weil sie vor allem beim Regen aus der Erde rauskommen.

Warum tun die Regenwürmer das?

Weil sie sonst ertrinken würden in ihren Röhren.

Damit sie nicht ertrinken, wenn es regnet, kommen die Regenwürmer nach oben

und sondern ihren Darminhalt um die Öffnung des Regenwurmloches ab.

Vor allem so eines Gringels wird dieser Regenwurmkot

an der Öffnung des Regenwurmloches abgesondert.

Er zeigt daher, weil der Regenwurmkot auch klebrig ist,

einen Wall um das Loch.

Das heißt, sie entschuldigen sozusagen die Pforte ihrer Behausungen zu,

damit es nicht reingrennt.

Damit das Wasser nicht reingrennt, kann eine schlaue Strategie.

Darum sieht man auch diese Häufchen manchmal.

Wenn Sie aufmerksam nach einem Regen über eine Wiese gehen,

dann sehen Sie in der Wiese so kleine Häufchens.

Das ist der Regenwurmkot und die Dichte dieser Regenwurmhäufchens,

wo Quadratmeter Wiese zeigt Ihnen, wie belebt diese Wiese und dieser Boden ist.

Sie zeigen für eine gute Bodenqualität.

Nun, wir wissen seit Langem, dass Fleischfliegen die einzigen Fliegen sind,

die im Regen fliegen.

Die meisten Fliegen, also die Schmeißfliegen,

waren es Regen, jetzt setzen sie sie unterer Blattel irgendwo an die Wand

und warten bis der Regen vorbei ist.

Die Fleischfliegen fliegen im Regen.

Warum?

Weil die Fliegen zum Regenwurm dort, wo das Haufen ist,

ich sage dann immer so, wenn ein Studenten lustig war,

wenn das dampfende Haufen dort noch ist,

setzt sie die Fliege drauf, legt eine Made,

die Made frisst sich sofort durch dieses frische Haufen durch

und parasitiert den Regenwurm.

Das heißt, die Fleischfliege trinkt in den Regenwurm hinein?

Trinkt in den Regenwurm ein und frisst ihn auf.

Und nach einer Zeit kommt aus diesem Regenwurmloch eine Fliege.

Gleich, eine ziemlich fiese Fliege, frisst relativ große Tiere auf.

Relativ große Tiere, ja, und vergleicht zu ihren eigenen Größen auch.

Aber das heißt, dass die Fleischfliege offensichtlich wissen muss,

wann es am nächsten Tag regnet,

weil sie sonst nicht das Ei sich befuchten lassen würde,

dass am nächsten Tag eine Lauf ist.

Das ist eines der ganz großen Rätsel in der Biologie, die noch nicht gelöst ist.

Denn die Fleischfliege muss ungefähr einen Tag,

bevor sie die Made legen muss,

denn die kann die ja nicht ewig da in ihrem eigenen Körper aufheben,

muss die ungefähr einen Tag vorher das Ei befuchten,

es im eigenen Körper sozusagen ausbrüten

und muss aber genau wissen, dass morgen es regnen wird.

Das heißt, kann das Wetter bereits einen Tag voraussagen.

Was für Meteorologen eigentlich fein wäre,

wenn sie feststellen könnten, waren sich Fleischfliege befrucht.

Und da haben die Fleischfliegen das gleiche Problem wie die Meteorologen.

Sie können nur ganz grob kalkulieren.

Morgen wird es regnen.

Wir befruchten jetzt ein Ei,

aber wenn der Regen jetzt 2-3 Kilometer entfernt vorbeizieht

und es regnet nicht, dann hat diese Fleischfliege ein Problem,

weil sie in ihrem Körper lege, fertige Maden hat,

die sie jetzt nicht in Regenwürmer absetzen kann, weil die nicht da sind.

Jetzt gehen wir in das Pflegeheim nach Niederösterreich.

Es ist ein schüller Tag.

Es könnte sein, dass es am nächsten Tag regnet

und das Fenster ist offen, wie man rekonstruiert.

Man hat gelüft.

Weil man halt einfach, weil es dort mufftelt, auch lüften muss.

Und jetzt kommt seine Fleischfliege

und hat einen ungeharren Legedruck.

Nämlich sie muss ihre Babys loswerden.

Und fliegt hinein in das Pflegeheim und setzt sich

auf den Rand der Windelhose und setzt dort ihre Maden ab.

Die dort riechen oder die Mama fliege,

weißt du, da gibt es eine Wunde.

Da könnte meine Maden ein Futter finden.

Und legt nicht Eier ab, sondern Maden.

Und diese Maden haben welche Länge?

Also, seine Fleischfliegenmade ist ungefähr 2 mm groß.

Wie schnell wächst jetzt?

Wir haben auf der Gerichtsmedizin,

weil wir uns ja nicht nur mit den Fliegenmaden beschäftigen,

die auf Leichen vorkommen,

haben wir also auch Fleischfliegenmaden gezüchtet.

Und da stellt sich heraus, dass diese Fleischfliegenmaden,

ich würde fast sagen, explosionsartig

innerhalb der ersten zwei Tage wachsen.

Das heißt, nicht so langsam, wie es bei den Schmeißfliegen der Fall ist,

sondern die können tatsächlich innerhalb von 24 Stunden

ebenso eine Länge von 7 mm erreichen.

Das heißt, ein Tag 5 mm, in diesem Fall 2 mm war sie schon groß,

und 5 mm kann sie in 24 Stunden wachsen.

Das bedeutet, dass die Schlussfolgerung die Maden wachsen,

einen Millimeter pro Tag, nicht für die Fleischfliege gilt.

Und tatsächlich konnten wir rekonstruieren,

dass an dem Tag, an dem diese Maden auf die Windelhosenrand abgelegt wurden,

eine Schlechtwetterfront in unmittelbarer Nähe

dieses Pflegeheimes vorbeizog.

Aber es hat dort nicht kränkt.

Und die Mamafliegen waren daher gezwungen,

entweder eine Schnecke zu finden

oder so eine Wundkonstellation,

damit sie ihre Nachkommen weiterbringen.

Das heißt, im Zweifel für den Angeklagten

war diese Made nur 24 Stunden lang,

oder diese Larve nur 24 Stunden lang in dieser Windelhose.

So ist es.

Das heißt, wir haben keinen Hinweis dafür gewonnen,

dass hier irgendwelche pflegerischen Vernachlässigungen

stattgefunden haben, weil es sich hier um genau

eine Spezies gehandelt hat, die eine ganz andere

Entwicklungstynamik hat, als wir es von anderen

Fliegenarten kennen.

Staatsanwaltschaft hat das Verfahren eingestellt.

Und der Arzt hat gelernt, dass sein

gerichtsmedizinisches Skriptum veraltet war.

Das heißt, wenn sie das nicht untersucht hätten,

wäre möglicherweise diese Pflegerin oder der Pfleger

verurteilt worden.

Das heißt, ein Gerichtsmediziner muss wissen,

wie sich eine Fleischpflege vermehrt

und das erklärt, warum sie dieses Labor

mit den Fliegen laufen haben.

Herr Professor, wir haben wieder viel gelernt,

ich kann mehr Fliegen nicht mehr so unbefangen

anschauen.

Sie sind ein Faszinosum.

Ihnen danke fürs Zuhören.

Wenn Sie das nächste Mal eine Fliege sehen,

denken Sie nicht an die Windelhose,

auf der Sie vielleicht gesessen ist,

sondern denken Sie an die Faszination,

wie sich diese Fliege vermehrt

und beachten Sie sie ein bisschen.

Danke fürs Zuhören.

Ich freue mich schon auf die nächsten Geschichten.

Bleiben Sie am Leben und bleiben Sie uns gewogen.

Danke schön.

Wir haben auch heute wieder ein Musikstück

für Sie vorbereitet.

Ernst Molden hat eine ganze Platte

eigens für diesen Podcast komponiert.

Mördenummern heißt das Werk

und Sie können die CD exklusiv

im Faltershop bestellen

unter faltershop.at

Sie hören jetzt

Esfechte von der Platte Mördenummern

von Ernst Molden.

Esfechte wird die überall grehen

Hüftklau verstecken

Hüftkalien

Du magst ein Färb,

die dir hast zu

Esfechte gröttern hoch

und gibt Karuhe

Esfechte gröttern hoch

und gibt Karuhe

Esfechte kommt auf die Nacht und kommt beim Tog

In Fächten ist egal wo uns keiner moog

Floppt unterm Fluss kommt, wir haben Bézabé

Es ist doh, hoi's, ob's nie wieder gewesen wir

Esfechte kommt auf die Nacht und kommt beim Tog

In Fächten ist egal wo uns keiner moog

Es ist doh, hoi's, ob's nie wieder gewesen wir

Es ist doh, hoi's, ob's nie wieder gewesen wir

Sie hörten Klenk und Reiter

den Falter-Bodkast aus der Gerichtsmedizin

mit Originalmusik von Ernst Molden

Regie und Produktion von Miriam Hübel

Audio-Technik von Philipp Dietrich

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Es riecht noch Lehm und Fett noch dood, ja

Es riecht noch Lehm und Fett noch dood

Es riecht noch Lehm und Fett noch dood

Es riecht noch Lehm und Fett noch dood

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

In dieser Folge hören Sie, wie Dr. Christian Reiter durch seine ausgeprägte Faszination für die Tierwelt einem Pflegekrimi eine überraschende Wendung geben konnte, was Florian Klenk an den Ausscheidungen von Regenwürmern fasziniert und welche seiner Haustiere Dr. Christian Reiter seziert hat. 

Musik: "Es feichde" von der Platte "Möadanumman" von Ernst Molden

Die CD ist jetzt im faltershop erhältlich!


Produktion und Regie: Miriam Hübl

Audiotechnik: Philipp Dietrich


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