Klenk + Reiter: Der Popsch des Ötzi - S02E12

FALTER FALTER 6/23/23 - Episode Page - 31m - PDF Transcript

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Gute Unterhaltung bis zum Schluss wünscht die Bestattung Wien.

Bei dieser Ergung dieser noch dort verhandenen Utensilien des Özis wurden auch diese Bröseln vom Popo des Özis gefunden.

Das heißt, die Geschichte des Özis muss man völlig anders schreiben.

Und so verdanken wir das einem Stück hinten, den sie in ihrer Wohnung oder in ihrem Büro schön verwahrt haben.

Herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

zu unserer nächsten Folge von Klenk und Reiter, dem Falter-Podcast aus der Gerichtsmedizin.

Nimm mir sitzt Christian Reiter, Gerichtsmediziner und Besitzer des Hinterns von Özis.

Ein kleines Stückchen von Özis.

Dieser Hintern liegt in ihrem Regal eingegossen in einem Kunsthaltsblöckchen.

Und wir reden heute über den Hintern von Özis.

Ich glaube, das ist eine Weltprämie. Sie haben öffentlich, glaube ich, noch nie über den Hintern von Özis gesprochen.

Nicht so dezitiert.

Und das machen wir heute, weil dieser Hintern von Özis tatsächlich eine ganz neue Geschichte über diesen Özis erzählt.

Eine Geschichte, die eigentlich für die, die es hätten wissen wollen, schon seit 1996 bekannt ist.

Fünf Jahre, nachdem der Özis gefunden wurde.

Wir gehen jetzt zurück zu diesem 19. September 1991.

Da ist ein Ehepaar Helmut und Erika Simon auf einer Bergdur.

Und auf 3.200 Meter Höhe in einer Felsmulde an Tiesenjoch erschrecken die beiden,

weil sie nämlich aus dem Eis herausragend einen Kopf und einen Oberkörper sehen.

Und sie glauben natürlich, dass das ein Leich ist, die gerade gestorben ist.

Es ist auch nicht verwunderlich, weil es ist auch nicht die erste Leiche, die man da rumfindet,

weil immer wieder in den warmen Sommern Leute ausabbanden, die dort irgendwie verunfallt sind.

Es war ein besonders warmer Sommer damals. Es hat Wüsten-Sandverwähungen gegeben.

Und so wie es heute vorgeschrieben ist, hat man einen Gerichtsmediziner eingeflogen.

Das waren aber nichtziehe, Herr Prof. Reiter.

Das war der Kollege Hennaus Innsbruck.

Genau, der fliegt mit einem Hubschrauber, Schiestock und Pickel rauf auf diesen Gletscher.

Was macht er?

Naja, das ist auch filmerisch dokumentiert. Der Kollege Hennaus hat damals offenbar nicht gewusst, was ihm bevorsteht.

Es war auch die Transportkapazität dieses Hubschraubers nicht enorm.

Es waren offenbar genug Leute im Flieger. Es war zu wenig Gerätschaft vorhanden.

Und so war er gezwungen mit einem Eis-Pickel und einem Schiestock diesen Fund dort aus dem Eis heraus zu hacken.

Man hat ihm dann später vorgeworfen, hätte das sehr unsachgemäß gemacht.

Wobei man sagen muss, der hat damals ja nicht gewusst, dass er sich hier um einen der großbarsten archäologischen Schätze handelt.

Hat er daher den Leichnam geborgen und dabei hat er im Bereich des Gesäßes einige Beschädigungen bewirkt?

Sie schreiben in einem Aufsatz glücklicherweise.

Glücklicherweise, denn hätten wir diese Bröseln nicht nachher gehabt, hätte man sich wohl nicht getraut, die Haut des Özis anzuschneiden und da ein Stück herauszuholen,

weil man will ja diesen Körper ja so weit wie möglich unbeschädigt lassen.

Aber wenn ein Gerichtsmediziner Brösel macht, ist es sozusagen ein Fressen für den Professor Alter?

Weil bei der Nachgrabung, es war so der Leichnam musste geborgen werden, weil er sein Schlechtwetter-Einbruch bevorstand.

Tatsächlich wäre der Özi auch nach diesem Schlechtwetter-Einbruch wahrscheinlich wieder unter dem Schnee verschwunden

und man hätte wahrscheinlich wieder ein paar hundert oder tausend Jahre nichts von ihm gesehen.

Aber man hat dann im nächsten Jahr eine Nachgrabung bei entsprechender Wetterlage durchgeführt,

bei der man dann schichtweise diese Fundstelle abgetragen hat.

Diese Ergung dieser noch dort verhandenen Utensilien des Özis wurden auch diese Bröseln vom Bobo des Özis gefunden.

Ich hatte das Glück, dass man mir dann so ein fingernagelgroßes Stück von dieser Hüftregion für wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung gestellt.

Dazu werden wir gleich kommen.

Gehen wir mal kurz zurück in dieses Jahr 1991.

Der damals führende Archäologe in diesem Fall, der Professor Spindler, hat dann eine Kupferachst entdeckt

und war sehr bald der Überzeugung, dass das ein Sensationsfund ist.

Er hat aber andere Dinge entdeckt, eine Schletornfrucht oder getreide Stücke

und war eigentlich der Meinung, dass Öze vielleicht aufgrund einer Verletzung oder Erschöpfung dort oben zusammengebrochen ist

und dann habe sich sozusagen die Eis- und Schneetecke über ihn gesenkt,

der als Gefrier getrocknet worden und in einer Art Zeitkapsel ist alles, was um ihn herum war, gefroren gewesen

und erst wieder durch den Funk des Pensionisten E-Bars ans Tageslicht gekommen.

Das war die Sensation, die auch in einem Weltbeszeller, nämlich der Mann aus dem Eis, niedelgeschrieben wurde.

Und Sie, Herr Prof. Reiter, haben sich dann irgendwie angemaßt zu behaupten, es war alles ganz anders

und so aufgrund der Gesäßbacke.

Ich habe ja damals das Glück gehabt, dass ich einen jungen Chemiker zur Seite hatte,

der schon sehr viel Erfahrung gehabt hat mit der Untersuchung von Fett.

Sie werden auch, wenn Sie diesen Podcast hernehmen, wieder mitbekommen,

dass ich eine sehr tiefe Beziehung zu allen möglichen Arten von Fett habe,

weil ich auch im Umgang mit diesem Kollegen sehr viel über die Chemie des Fettes kenne.

Was flüssig werden kann.

Flüssig werden kann.

Wohlgerüche.

Wir haben ja da einige Podcasts aufgenommen, wo das Fett nach Salami riecht

und wo es rinnt und eine heilende Wirkung entfaltet.

Es gibt eine große Rolle im Gerichtsmedizin.

Und hatte das Glück, dass ich dort diesen jungen Chemiker hatte,

der sofort begeistert war von der Idee, das Fett des Özes zu untersuchen.

Und glücklicherweise haben wir auch diese Gewebsprobe bekommen

und haben uns also gleich auf die Analytik gestürzt.

Ich habe gleich ein mikroskopisches Präparat angefertigt,

weil ich wissen wollte,

wie der Schichtaufbau dieses Fingernagelgroßen Gewebstückchen ausschaut

und konnte dann zeigen, dass eigentlich die Oberhaut,

also die Etas Epidel, auf diesem Präparat gefehlt hat.

Dass nur die Lederhaut und das Unterhaut Fettgewebe vorhanden war.

Da hat man aber auch noch die Schweißdrösen gesehen,

mit dem mikroskopischen Präparat.

Aber die Oberhaut hat gefehlt.

Das hat aber darauf hingedeutet,

dass der Öze eigentlich nicht gefriergetrocknet sein konnte.

Denn wenn man gefriergetrocknet wird, dann hat man auch noch das Epidel.

Jetzt wollen wir kurz erklären, was gefriergetrocknet zum normalen einfrieren.

Was ist der Unterschied?

Wenn Sie Fleisch in die Tiefkühltruhe in Plastiksacker einfrieren,

dann kennen Sie das Phänomen des Gefrierbrandes.

Das heißt, es entsteht dann im Sacker Eiskristalle

und das Fleisch selbst wird dann so ledrigweiß, schmeckt einem immer mehr gut,

weil das Fett auch einzig wird.

Und dieser Verlust von Wasser aus einem Gewebe, das nennt man gefriertrocknet.

Also wenn zum Beispiel ein Bergsteiger am Berg in Seilfeld und stirbt

und den ganzen Winter am Berg bei Sturm und Schnee hängt, dann trocknet der aus.

Weil der Wind aus dem Leichnam das Wasser entfernt.

Das Schlechteste einfrieren im Kühlschrank

und natürliches einfrieren in der Natur ist.

Das wäre eine Art der Mummifikation,

weil Mummifikation wird langläufig als Wasserverlust angesehen.

Wie friert man da ja richtig ein?

Ich friert mir richtig ein.

Erstens sollte alles, was eingefroren ist in der Tiefkühltruhe, nicht zu lange legen,

weil es einfach von der Qualität verliert.

Es ist manchmal ganz gut, etwas mit Öl zu überziehen,

damit das Wasser nicht so leicht aus dem Gewebe austritt.

Aber es ist sicherlich eine Kunst, etwas in der Tiefkühltruhe sachgemäß zu frieren.

Das heißt, Wachkumpfer backen, damit das Wasser nicht ausgeht?

Auch das Wachkumpfer backen verhindert nicht,

dass Wasser aus dem Gewebe austritt und dann kristallisiert.

Kann man durch Dinge, die in der Tiefkühltruhe zu lange eingefroren werden, krank werden?

Ja, krank wird man wahrscheinlich nicht,

aber es können Fette ranzig werden

und es kann einfach dieses Lebensmittel so sehr an Geschmack und an Geruch verhindert werden,

dass es eigentlich nicht genießbar mehr wird.

Das sagen unsere Sinne und schon, wenn wir jetzt so eine Lebensmittel verarbeiten

und dann letztlich das am Tisch haben, dass das eigentlich katastrophal schmecken kann

und daher sagt unser Sinnesorgane, ist das lieber nicht.

Das ist anders als beim Apfelmusfall, über den wir in der ersten Staffel gesprochen haben,

kann beim Einfrieren von Dingen, anders als beim Einrexen,

nicht ein Schimmelbefall oder ein Gift entstehen, das uns umbringt.

Aber es kann das Fett ranzig werden und ranziges Fett schmeckt halt grauslich.

Das Apfelmus besser einfrieren als einrexen?

Ja, nur man hat diese Kapazitäten an Kühlmöglichkeiten mit.

Kommt zurück zum Ötze, der ist auch eingefroren worden.

Sie sagen eben nicht gefriergetrocknet, sondern gefroren.

Das ist ein Unterschied.

Richtig, also das heißt, er ist nach unseren Untersuchungen eingefroren,

aber er muss in weiterer Folge auch wieder aufgetaut sein

und er muss auch im Wasser gelegen haben.

Weil es uns hätte sich die Haut nicht abgelöst.

Sonst hätte sich die Haut nicht abgelöst, dann wenn sie sich das Bild des Ötze

von ihr hinteres Auge wieder rufen, dann sehen sie ja auch, dass der Ötze keine Kopfhaare hat.

Er hat auch keine Augenbrauen, er hat auch keine Körperbeharrung

und es fehlen ihm die Nägel.

Das sind alles Veränderungen, wie wir sie bei Wasserleichen sehen.

Wenn jemand lang im Wasser liegt, dann löst sich die Oberhaut ab,

das lösen sich die Haare ab und die Nägel.

Ich lerne aus ihrem Aufsatz, wenn man eine Glatze hat

und sozusagen das Leiche die Haare verliert, eine andere Kopfhaut hat,

wie wenn man die Glatze schon zu Lebzeiten bekommen hat.

Also wenn wir als Gerichtsmediziner mit der Frage konfrontiert werden,

ob eine Wasserleiche, die keine Kopfbeharrung hat, kahlköpfig war

oder ob er die Haare infolge des Liegens im Wasser verloren hat,

dann ist es relativ einfach, weil man schaut sich die Kopfhaut mit einer Lupe an

und man sieht die Poren, aus denen die Haare ausgefallen sind

und umgekehrt wer eine Glatze hat, der ist dort glatt und glänzend.

Keine Poren, die verschwinden die Poren.

Ja, das bildet sich zurück, denn wenn die Haare einfach ausfallen

und nicht mehr nachwachsen, dann entsteht dort eine glänzende Glatze.

Das heißt, Sie haben herausgefunden, dass der Ötzi die Haare nach seinem Tod verloren hat?

Man konnte tatsächlich auch bei der Nachgrabung in der Mulde, wo der Ötzi lag,

später dann Haare von ihm finden und auch Fingernägel finden.

Das hat bestätigt, dass dieser Verlust durch Wasser zustande kam.

Aber es wurde ignoriert.

Warum eigentlich?

Weil diese Hypothese mit der Zeit kapseln so faszinierend.

In einem schönen Tag wünsche ich Ihnen, hier spricht Ernst Mulden,

wenn Sie auch so fasziniert, wie ich diesem Gespräch hier zuhören,

dann wird Ihnen vielleicht aufgefallen sein, dass der Gerichtsmediziner

alles kann fast außer einer Sache einem Toten kann man nichts mehr fragen.

So ein Toten kannst nichts fragen, das ist der heutige Song am Ende der Sendung.

Viel Vergnügen.

Was hätte Ihre Hypothese bedeutet?

Mir wäre die Geschichte des Ötzi anders erzählt worden,

wenn sich der Prof. Spindler ihr Gutachten näher angeschaut hätte.

Nun, die Geschichte mit der Zeit kapseln wäre damit sozusagen zerplatzt,

aber man hätte sich vielleicht noch intensiver und früher mit der Frage beschäftigt,

wie denn das mit diesem Auftauch vorgehen, stattgefunden hat.

Viel später haben dann ein Wissenschaftlteam vor allem von Botanikern und Isotopen-Chemikern

sich mit dem Inhalt am Boden dieser Mulde beschäftigt.

Man hat festgestellt, dass dieses Eis, in dem der Ötzi war,

in verschiedenen Schichten zu untergliedern war.

Und dass in diesen verschiedenen Schichten auch Material zu finden war,

dass man mit der C14-Analytik datieren konnte.

Ich muss kurz erklären, für die, die das allerererst einmal hören, was die C14-Analytik ist.

Nur die C14-Analytik beschäftigt sich mit der Frage des Zerfalls von Kohlenstoff in verschiedene Isotope.

Und durch diese Zerfallskette kann man rekonstruieren, wann dieses Individuum gelebt hat

und wie lange es gedauert hat, bis es zu diesem Zustand X gekommen ist, den man chemisch analysiert.

Wir haben da einen Fall in dem Fagen- und Antwort-Podcast gehabt,

wo sie mir unter einem Bauernhof oder bei einem Bauernhof ein Skelett in Hocken in der Stellung

gefunden haben.

Und am Anfang haben wir gedacht, das ist irgendein aktueller Mord.

Und es hat sich ausgestellt, der Mord war möglicherweise 3.000 Jahre alt,

weil er war aus der Zeit der Uhren in Felder.

Ja, also das heißt, diese Analytik wurde dann angewandt

und das hat sich dann gezeigt, dass in dieser Mulde, in der der Ötze lag,

nicht nur Holzkohle zu finden war aus der Zeit vor dem Ötze.

Das heißt, dort hat schon einmal einer ein Pfeil gemacht.

Zu einem Rastplatz.

Genau, lang bevor der Ötze da oben zu Dote kam.

Aber es hat sich auch gezeigt, dass in den Jahrhunderten nach Ötze ist tot,

immer wieder dort Moos, Blätter, Äste hineingeweht oder hinein verschafft wurden,

sodass man nachweisen konnte, der war nicht in einer Zeit Kapsel,

sondern der ist immer wieder aufgetaut.

Und das Glück war, dass offenbar dieser Auftaubrozess nie ganz bis zum Boden gegangen ist.

Denn Sie können sich erinnern, der Ötze hatte auch einen Schuh an,

einen geflochternden Strohschuh.

Und dieser Schuh ist verblieben, während der andere Schuh verschlohen gegangen

oder zum Teil verloren gegangen ist.

Viele Utensilien, auch Kleidungsstücke des Ötzes,

zeigen Veränderungen, wie sie durch ein langes Liegen im Wasser zustande kommen.

So haben sich zum Beispiel die Nähte seiner Kleidung komplett aufgelöst,

sodass diese einzelnen Kleidungsstücke in Teile zerfallen waren,

weil die Nähte sich aufgelöst haben.

Das passiert nicht in einer Zeit Kapsel,

sondern das passiert, wenn man lange im Wasser liegt.

Und dadurch, dass der Ötze aber unten am Boden mit seinem Schuh angefroren war,

ist er nicht abgetrifftet, ist er nicht weggeschwommen.

Dann wäre er hochgeschwommen und wäre er weggetrifftet,

dann wäre er wahrscheinlich verloren gegangen.

Das heißt, der Ötze war nicht der Mann im Heiß,

sondern eigentlich der Mann im Wasser.

Verdichteten Schnee oder im Schnee-Eis.

Aber nicht im Gletscher.

Es gibt zwar einen Gletscher, aber der zieht nicht über diese Mulde drüber.

Den Gletscher haben die fatale Eigenschaft, dass sie durch das Fließen

einen Leichnam, der in Gletscher drinnen konserviert wird,

zerreiben.

Es gibt Funde aus der Schweiz, wo man nachweisen konnte,

dass also Leichenteile von Personen, die in eine Gletschersparte gefallen sind,

über viele, viele Meter zerrieben,

als Einzelstücke dann gefunden werden, wenn sie heraus abbern.

Das ist im Ötzeerspaltgebiet.

Das war weder eine Gletschermumie, noch der Mann im Heiß.

Er war der Mann im Heiß, im Sinne von,

dass er durch ein verdichtetes Schnee fällt,

immer mehr in eine ässige Situation gekommen.

Und das Ganze haben Sie eigentlich nur aufgrund dieses Stückchens

hinterkennen können?

Die chemische Untersuchung dieses Fettgewebers hat auch das bestätigt,

wenn man sich die Bilder des Ötzes genau anschaut,

ich schon von Anfang an geglaubt habe zu sehen.

Nämlich, wenn Sie sich die Wangen des Ötzes,

da gibt es so schöne Bilder im Internet,

wo man diese Wangen des Ötzes beurteilen kann,

wo so weiße Fleckchen an der Haut sind.

Und diese Veränderungen kennen wir als Gerichtsmediziner,

als den sogenannten Etama Melonnaie, also den wahrzigen Zustand.

Das ist eine Veränderung, die bei Leichenauftritt

die lange im feuchten Milieu gelegen hat.

Also zum Beispiel bei Wasserleichen,

die über viele Monate unter Wasser oder im Wasser sich aufgehalten haben,

oder bei Leichen, die z.B. in einem wasserführenden Grab bestattet wurden.

Oder Leichen, die in einem nassen Laubhaufen versteckt wurden.

Da wandelt sich das Körperfett aufgrund chemischer Vorkinge

in eine gipsartige, harte, bröselige Masse um,

die einerseits die weitere Zerstörung des Leichnams durch Bakterien sehr stark bremst

und die auch den Körper dieses Leichnams konserviert.

Und daher wir auch bei Leichen, die oft Jahre oder Jahrzehnte unter Wasser gelegen haben.

Ich kenne so einen Fall auf dem Achensee,

wo also eine Frau mit einem Auto über eine Böschung runtergefallen ist in den Achensee

und viele Jahrzehnte später hat man dann dieses Auto gefunden

und die Leiche war noch am Steuer sitzend konserviert in Fettwachs.

Also das ist das sogenannte Fettwachs, das also Leichen konservieren kann.

Und wir konnten durch unsere chemischen Untersuchungen nachweisen,

dass also über 80% des Körperfettes des Ötzi in Fettwachs umgebracht.

Das heißt ein Beweis, dass der Ötzi über viele Monate,

möglicherweise auch mit Unterbrechungen, immer wieder im Wasser gelegen hat.

Boran ist ja letztlich gestorben.

Wir sind ja ein Gerichtsmediziner, der auch die letzten Minuten vor dem Tod rekonstruiert.

Haben Sie dazu anhand der Leiche irgendwas entdecken können?

Es gibt die legendäre Pfeilspitze im Unterplatz Kanadaran sterben.

Also die Pfeilspitze, die dann erst viele, viele Jahre später durch entsprechende

bildgebende Untersuchungen nachgewiesen wurde, liegt in einer Region,

wo große Blutgefäße laufen, also unter der Schulter, unter dem Schlüsselbein.

Und dort sind Blutgefäße, die bei einer Beschädigung sehr schnell zu einem

massiven Blutverlust führen.

So könnte man sich schon gut vorstellen, dass der Ötzi in Folge von Blutens

aus dieser Pfeilverletzung zu Tode kam.

Es gibt auch befunde, die darauf hindeuten, dass möglicherweise auch noch ein

Schädelhirntrauma stattgefunden hat.

Dazu weiß ich zu wenig, da gibt es auch zu wenig Literatur darüber.

Aber die Geschichte mit der Pfeilspitze unter der Schlüsselbein-Region

ist schon als eine Todesursache anzusehen, die ja realistisch ist.

Was auffällig ist, ist, dass auch das Gesicht von Ötzi rekonstruiert wurde.

In Google zieht man diesen fertigen Mann mit diesem langen, grauen Bord

und den verfilzten Haaren.

Ist dieses Gesicht tatsächlich, kommt das wirklich der Realität nahe?

Kann man sowas machen?

Ja, wir werden als Gerichtsmediziner immer wieder damit konfrontiert,

auch Gesichtskonstruktionen in Gemeinsam mit Anthropologen durchzuführen

und da bedient man sich einmal als Grundlage einer computerdomographischen Untersuchung.

Dann hat man die Knochen digitalisiert, abgebildet, kann das auch in 3D drehen,

wie man will, und dann wird nach bestimmten anthropologischen Maßeinheiten

auf bestimmte Stellen über dem Schädelknochen weichteiltig aufgetragen.

Ganz früher hat man das gemacht, indem man so zündholzgroße Staberl

auf Plastilien auf ein Totenschädel drauf gegeben hat.

Und dann kam ein Künstler, der mit Plastilien diese Lücken zwischen den Stabern aufgefiltert hat.

Das kam heute alles elektronisch.

Das waren die sogenannten Mulanschöre.

Mulanschöre, ja.

So was gab es früher im Naturhistorischen Museum, wo man anhand der Knochen von Neanderthaler

oder anderen Urmenschen versucht hat zu rekonstruieren.

Wie hat der ausgeschaut?

Genau. Und man kann das heute deshalb wahrscheinlich alles digital machen,

indem man jetzt auf diese computertomographische Aufnahmeweichteile draufprojektiert,

dann eine Hüllebene macht, und im Endeffekt kommt dann heraus,

ein Gesicht wie dieses Gesicht vom Phantomas, die also diese alten Filme kennen,

der mit dem blauen Kopf eine Hüllebene, ein kahlköpfiges Gesicht.

Und auf dieses Gesicht können sie dann künstlerisch,

Augenbrauen, Haaransatz, Ohren, Nase drauf modellieren.

Aber auf seinen Phantomas-Kopf können sie viele Gesichter drauf modellieren,

denn es gibt hier eine große Palette an Möglichkeiten.

Und ich glaube, dass also hier ein Teil dieser Abbildungen, zum Beispiel vom ÖZE,

auch einer gewissen künstlerischen Freiheit unten.

Das heißt, dass der wirklich so aussieht?

So ungefähr kann er ausgeschaut werden.

Hat man das dann später verglichen, wenn man so Mulagen gemacht hat,

und dann hat man die gleichen identifiziert, kommt das sehr nahe?

Also ich kenne zum Beispiel Kriminalfälle, wo man versucht hat,

mit solchen Techniken ein Gesicht zu rekonstruieren.

Und dann später hat man dann die Fotos von diesen Opfern bekommen.

Und dann musste man sagen, naja, also die Haar haben nicht passt,

und die Augenbrauen haben nicht passt, und die Nase war ein bisschen anders,

weil alle diese Dinge ja am Knochen nicht rekonstruierbar sind.

Also man kommt hin ungefähr, aber selbstverständlich,

dass man jetzt ein Fahndungsfoto hat von einer Person und sagt,

so hat er ausgeschaut, und kennen sie denn, so spitzt sie das nicht.

Was aufhört, wenn man den ÖZE auch so einen schiefen Mund und auch die Hände so komisch?

Ja, also das heißt, der ÖZE dürfte auf dem Stein,

auf dem er sozusagen zu Tote kam, ursprünglich normal im Bauchlage gelegen sein.

Und durch dieses Abdriften des Wassers in dieser Mulde hat sein Oberkörper

eine Bewegung erfahren, was dazu geführt hat,

dass die Lippe und auch dieses eine Ohr umgeklappt wurde

und eher so eine eigenartige Haltung der Arme eingenommen hat,

wie ein Polizist, der gerade den Straßenverkehr regelt.

Also das ist ein Effekt, der entstanden ist durch dieses Abdriften im Wasser,

wo sozusagen der Oberkörper verlagert wurde.

Was hat der Professor Spindler dann eigentlich gesagt,

dass sie 1996 ihren Artikel publiziert haben?

Das muss ich mir eigentlich gefreut haben,

dass sie seine Wahrheit hier um eine weitere Erkenntnis bereichert haben.

Na ja, was aber geschrieben und publiziert in einem Buch ist,

das tut man halt gerne nicht ändern.

Und es wurde halt das irgendwie totgeschwiegen.

Erst viele, viele Jahre später haben dann Gletscherforscher

unter anderem eine Frau Prof. aus Innsbruck

mit anderen Gletscherforschern aus Skandinavien nachweisen können,

dass diese Hypothese von mir tatsächlich auch der Realität entsprochen hat.

Und auch die entsprechenden chemischen Untersuchungen,

dieser Sedimente in der Mulde, konnten zeigen,

dass hier immer wieder Material in diese Mulde eingebracht wurde,

was nicht gegangen wäre, wenn die Zeitkapsel geschlossen wäre.

Das heißt, die Geschichte des Ötzi muss man völlig anders schreiben.

Und so verdanken wir das einem Stück hinter den See

in ihrer Wohnung oder in ihrem Büro schön verwahrt haben.

Für weitere Forschungszwecke.

Professor, ich danke wieder mal für die schönen Einblicke,

in diesem Fall in den Mythos des Ötzi

und in allen damit verbundenen Fragen,

auch wenn man richtig Apfelmus einfriert, um daran nicht zu sterben.

Danke fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge.

Danke für die Aufmerksamkeit.

Wir hoffen, Sie schalten noch nicht ab,

denn es gibt auch diese Woche wieder was auf die Ohren.

Jede Woche zeigen wir Ihnen eine neue Nummer der CD-Mörder-Nummern,

die der Liedermacher Ernst Molden eigens für diesen Podcast komponiert hat.

Die CD ist ab 24. April exklusiv im Faltershop erhältlich

unter faltershop.at-molden.

Sie hören jetzt so ein Doden von der Platte Mörder-Nummern von Ernst Molden.

Schau, ein Schirm, ein Schal, ein Schulling

und so schöne Bock im Blau.

Schau, ein Hund, ein Hurt, ein Hopp

und dort hinten liegt der Mann.

Man findet alle Hand auf der Stoßen,

oft ist sie um ganz verbohnt.

Aber so ein Doden, so ein Doden, so ein Doden

kannst nix, Frau.

Ja, der Semi hat nix gemerkt, weil er hat gerade telefoniert.

Die Beatte sagt, ich seh'n nix, her'n nix, er hat nix,

ich bin mir'n.

Nur der Kurze hätte er'n Trafen, hätte er'n Käufe,

hätte er'n Wursttraum.

Ein so ein Doden, so ein Doden, so ein Doden

kannst nix, Frau.

Hat er Schnitzel umgeschnitten zum Abschied

oder ein Gulasch oder ein Fisch,

hat's ein Zuspeiss gegeben, ein Turpen

oder ein Doppelgoer am Tisch

oder oder goer'n nix gissen,

haben sie n'gemacht auf leeren Morgen.

So ein Doden, so ein Doden, so ein Doden

kannst nix, Frau.

So ein Doden, so ein Doden

kannst nix, Frau.

So ein Doden, so ein Doden

kannst nix, Frau.

So ein Doden, so ein Doden

kannst nix, Frau.

So ein Doden, so ein Doden

kannst nix, Frau.

So ein Doden, so ein Doden

kannst nix, Frau.

So ein Doden, so ein Doden

kannst nix, Frau.

Bei der Lende, die Latern,

ist schon wie ein 15-Jahre,

was dort geschichtssicht nur der Teife

an so ein Doden, so ein Doden

so ein Doden, kannst nix, Frau.

Deine Schur, mein Herz, dann drummen

du am Gesteg, wo'n wir gehen

und zwar wo'n ich'n Warnern habe

auf des Platzl, wo'n wir steh'n.

Sag'n wir engl'n, sag'n wir Bluthut

warst das du, ich kann's nicht sagen.

Und so ein Doden, so ein Doden

so ein Doden, kannst nix, Frau.

So ein Doden, so ein Doden

so ein Doden, kannst nix, Frau.

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In dieser Folge erzählt der Gerichtsmediziner Dr. Christian Reiter, wie Gewebsbrösel vom Hintern der ältesten Mumien der Welt in seinen Besitz gelangt sind. 

Und wie er die gängige Theorie zur Mumifizierung des “Mannes aus dem Eis” ins Wanken brachte.


Musik: "So an Dodn" von der Platte "Möadanumman" von Ernst Molden

Die CD ist jetzt im faltershop erhältlich!


Produktion und Regie: Miriam Hübl

Audiotechnik: Philipp Dietrich


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