Alles auf Aktien: Der Big-Oil-Deal und ein historischer Birkenstock-Flop
WELT 10/12/23 - Episode Page - 25m - PDF Transcript
Das ist alles auf Aktien. Gleich geht's los.
Hallo, hier ist Marius.
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deren Job ist es, uns die Welt der Finanzen zu erklären.
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Und jetzt viel Spaß mit der heutigen Folge.
Das sind die Finanzthemen des Tages.
Wir sprechen über die Macht der Fettprotokolle,
den historischen Birkenstock Flop
und eine folgenschwere Novo Nordisk News.
Im Thema des Tages erklären wir die Folgen des Big Oil Deals
und in der AAA-D präsentieren wir euch den GmbH-Trick fürs Depot.
Alles auf Aktien, der tägliche Börsenschott.
Wir begrüßen euch, Anja Etl.
Und Nando Sommerfeldt aus der Weltwirtschaftsredaktion.
Die im Podcast besprochenen Aktien und Fonds
stellen keine spezifischen Kauf- oder Anlageempfehlungen dar.
Die Moderatoren und der Verlag haften nicht für Etweigeverluste,
die aufgrund der Umsetzung der Gedanken oder Ideen entstehen.
Blick auf die Märkte.
Heute ist Donnerstag der 12. Oktober.
Wir wünschen euch einen robusten Start in den Tag.
Und genauso nämlich robust haben sich gestern auch die Börsen präsentiert.
Sie waren nämlich erneut im Plus der S&P 500 gewonnen.
0,4 Prozent der Nesteck-100 legte 0,7 Prozent zu.
Und der DAX-Schloss 0,2 Prozent fester bei 15.460 Punkten.
Und einmal mehr im Mittelpunkt standen die Zinsüberlegungen der FED.
Ganz genau. Und diesmal waren es die Protokolle der jüngsten Sitzungen
im September. Die haben die Finanzmarktakteure ganz akribisch
nach möglichen Hinweisen auf die nächsten geldpolitischen Schritte abgeklopft.
Und für den Moment, nämlich zumindest für die gestrige Börsen-Session,
setzte sich da die Überzeugung durch, dass die FED kurz vor dem Ende
ihres Zinsstrafungszyklus stehen könnte.
Zumal einige der jüngsten Äußerungen aus dem Board der FED
ja in genau diese Richtung deutet.
Ob diese Interpretation dann auch hält, wenn heute die US-Verbraucherpreise
veröffentlicht werden, wird sich zeigen.
Sollten die nämlich deutlich höher oder eben robuster ausfallen als erwartet,
könnte sich die Stimmung auch schnell wieder drehen.
Das kennen wir ja, das haben wir in den vergangenen Wochen schon häufig erlebt.
Was aber gestern auffällig war, einige Analysten sind im Moment
sogar dabei, ihre Gewinnerwartungen wieder leicht nach oben zu setzen,
noch bevor die Quartalsaison überhaupt so richtig begonnen hat.
Dahinter steht die Erwartung, dass das Schlimmste bei der Inflation
und damit auch in Punktuzinserhöhungen vorbei sein könnte.
Und das würde dann eine ganze Reihe von Industrien ja deutlich entlasten.
Ja, und über die Belastung der Luxusbranche haben wir gestern schon gesprochen
und dabei auch eine gewisse Skepsis in Bezug auf den Luxus-Sandalen-Hersteller
Birkenstock durchblicken lassen und in der Tat der Börsengang der Glemmortreter,
der war tatsächlich ein Flop.
Ja, das kann und muss man wohl so sagen, die Aktie hat bei 41 Dollar
und damit 11 Prozent unter ihrem Emissionspreis von 46 Dollar eröffnet.
Das nenne ich mal einen verstäubelten Börsenstart.
Ja, ich auch. Und tatsächlich schneidet Birkenstock damit Blumenburg
zur Folge sogar historisch schlecht ab, denn unter den 300 amerikanischen Börsen,
die büß größer als eine Milliarde Dollar, die es in den vergangenen 100 Jahren so grab,
haben sich nur neun schlechter geschlagen als die durch den Barbie-Film geradelten Treter.
Und das jüngste Milliardendebüe, das derart rumpelig aufs Paket gestolpert ist,
das war demnach die App Loving Corp, die im April 2021 sogar 12,5 Prozent
unter ihrem Auskabekurse öffnete.
Ja, der sandalen Flop und das eher gemischte Bild,
dass die jüngsten IPO's an der Wall Street abgeliefert haben.
Also der Ship-Designer Arm, der liegt seit dem Debüt im September nur noch 7 Prozent in Plus.
Klavio 11 Prozent in Plus und Insta-Card sogar 15 Prozent in Minus.
Also diese doch bescheidenen IPO-Bilanzen überschatten damit auch die Börsenhoffnungen
der nächsten Kandidaten, die in der Warteschlange stehen.
Darunter ja der Sportartikel-Hersteller Buori,
der Pharma-Hersteller Carmo Therapeutics und Game Change Solar.
Ja, und das einen freut, das anderen leid.
Das hat wohl nirgendwo so gut gepasst gestern
wie zur unfreiwilligen Schicksalsgemeinschaft von Novo Nordisk, FMC und Fresenius.
Novo hat nämlich eine News veröffentlicht,
in der es einmal mehr um dieses offenbar segnungsreichen Nebeneffekte
der Diabetes-Spritze Osempik geht
und der darin enthaltene Wirkstoff, Seema Glutit,
der auch in der Abnehmenspritze Ui Gavi enthalten ist
und der ja dem dänischen Hersteller einen immensen Run beschert.
Der soll nun offenbar auch bei der Behandlung von Nierenerkrankungen helfen.
Die Ergebnisse einer entsprechenden Studie seien derart gut gewesen,
dass diese nach einer Zwischenanalyse vorzeitig abgebrochen werden konnte.
Teiltel der Konzern, also Novo Nordisk mit,
die denen legten darauf in 6,5 Prozent zu,
während FMC nahezu zeitgleich über 20 Prozent in die Tiefe rauschen.
Die Titel von Fresenius sang um knapp 8 Prozent.
Erst nachbößlich erholte sich FMC dann wieder etwas von dem Schreck,
die Überlegung der Börsianer dahinter geht so.
Wenn es in Zukunft vielleicht ein Mittel gibt,
das Nierenkranken hilft,
braucht man vielleicht auch deutlich weniger Dialysebehandlung.
FMC ist ja nun mal ein Marktführer auf diesen Markt
und Fresenius wiederum ist mit 32 Prozent an FMC beteiligt.
Wobei auch schon darüber spekuliert wird,
ob das vielleicht der Grund war, warum Fresenius-Chef Michael Sen
es mit seiner Entflechtung von Mutter- und Tochterkonzern
so eilig hatte.
Weil er das mögliche Unheil für Fresenius-Medical Care hat,
kommen sehen.
Das Projekt Gordjen, so heißt die Entflechtungsprozedur intern,
soll ja bis spätestens Jahresende abgeschlossen sein.
Dann wären Mutter, Fresenius und Tochter FMC getrennt.
Aber man muss ja auch ganz klar sagen, ob das wirklich so stimmt,
was sich die Börsianer da in Sachen Dialyse-Effekt überlegt haben.
Das ist noch gar nicht klar.
Mehr als eine dürre PR-Mitteilung von Novo Nordisk
zum Abbruch der Studie gibt es bisher nicht.
Und ja, in jedem Fall hat es den Markt ordentlich durcheinandergerüttelt
und geschüttelt.
Auch der amerikanische Dialyser-Ambienter Davita gab es 17 Prozent nach.
Nachbörslich machte die Aktie den Einbruch aber wieder mehr als Wett,
was eben auch dafür spricht,
dass die Börse da erst mal überreagiert haben könnte.
Eli Lilly, die übrigens ein ähnliches Medikament herstellen
wie Novo Nordisk,
die kletterten zeitweise auf 52 Wochen hoch und gewann 4,5 Prozent.
Und noch eine Meldung hat die Börsenwelt
so richtig aufgerüttelt gestern.
Und zwar die folgenschwere, die milliardenschwere Übernahme
von Pioneer Natural Resources durch den Ölmutter Exxon Mobil.
Exxon, die Exxon-Aktie verlor daraufhin 3,6 Prozent.
Die Aktie von Pioneer legte bis Handelsschluss leicht zu.
Mehr dazu aber gleich zu diesem Big Oil-Deal im Thema des Tages.
Ja, und dann war da noch die Aktie, die mal eben fast 4.000 Prozent zugelegt hat.
Tempest Therapeutics heißt das Unternehmen.
Es ist ein winziges Biotech aus San Francisco.
Und das hat gestern die Meldung rausgehauen,
wonach es viel versprechende Ergebnis aus einer Phase 1-2-Studie gab.
Tempest arbeitet an einem Wirkstoff in Kombination mit einem Rorsch-Medikament.
Und das soll dann eingesetzt werden, wenn es mal fertig ist,
zur Behandlung einer aggressiven Form von Leberkrebs.
Und gleichzeitig hat das Unternehmen eine sogenannte Giftpille angekündigt.
Die soll dann zum Einsatz kommen, wenn ein Unternehmen 10 Prozent
oder mehr der ausstehenden Stammaktien erwerben will.
Also einerseits die News, dass sie da offensichtlich
was viel Versprechen ist in der Pipeline haben und andererseits eben die Nachricht,
dass sie sich rüsten gegen die Übernahme.
Das alles hat die Börse offensichtlich sehr beflügelt.
Eine akute Übernahmegefahr besteht aber nicht, dass das Unternehmen dann noch mitgeteilt.
Ja, und nachbörselig fiel das Papier dann auch wieder um 30 Prozent.
Also alles sehr, sehr spannend, aber definitiv ein Wert,
von dem ich die Finger lassen würde.
Möhrer, 4.000 Prozent winziges Biotec, Giftpille.
Dann nach dem Börsen-Schluss wieder so.
Spannend, aber strange.
Nicht strange sind die Termine, die wir heute noch haben.
Es ist nach wie vor relativ überschaubar.
Aber wir haben es ja schon gesagt, sehr, sehr wichtig, du erst Inflationszahlen.
Da haben wir ein paar Quartalzahlen aus der zweiten, dritten Reihe, würde ich sagen.
Südzucker, EasyJet Infosys, zum Beispiel, Delta Airlines und Domino's Pizza.
Das Thema des Tages.
Liebe Anja, hättest du mich vor zwei oder drei
Jahren nach der Wahrscheinlichkeit eines solchen Deals gefragt, wie er gestern verkündet wurde?
Ich hätte sie bei 0 bis 5 Prozent, würde ich sagen, taxiert.
Die Rede ist von der Megaübernahme in der Ölbranche, wie gestern nämlich bekannt wurde.
Kauft der US-Ölriese Exxon Mobil seinen konkurrenten Pioneer Natural Resources
und der Kaufpreis beträgt knapp 60 Milliarden Dollar, so als Exxon mitgeteilt.
Und die Übernahme ist die größte in diesem Jahr überhaupt.
Und der größte Deal von Exxon seit 1998, also seit 25 Jahren als Exxon
eben den Konzern Mobil für 81 Milliarden Dollar geschluckt hatte.
Und bei dem Kauf liest kein Bargeld.
Die Pioneer-Aktionäre, die sollen stattdessen Exxon-Aktionen halten.
Der Ölriese bietet 253 Dollar pro Pioneer-Aktie
und am Mittwoch kostet das Papier zum Handelschluss 239 Dollar.
Seit den ersten Berichten des Wall Street Journal über das geplante Geschäft
am vergangenen Donnerstag waren sie um knapp 15 Prozent gestiegen.
Ja, wie gesagt, vor kurzem noch kaum vorstellbar ein so gigantischer Deal.
Sind das wirklich unglaubliche Zahlen einer Branche, die vor kurzem noch
als Branche ohne große Zukunft gehandelt worden war?
Beziehungsweise von der nicht klar war, ob sie die Transformation
vom fossilen ins erneuerbare Energiezeitalter überhaupt schaffen oder bezahlen kann.
Davon ist jetzt praktisch keine Rede mehr, denn sowohl die finanzielle
als auch die strategische Ausrichtung haben sich innerhalb kurzer Zahl radikal verändert.
Ja, schauen wir doch erst mal auf die Finanzen.
In den vergangenen beiden Jahren hat sich Exxon im Grunde aus der Verlust
ohne gekämpft, kann man sagen.
Wir haben sie das gemacht, zum einen durch Kosten-Senkungen,
durch den Verkauf zahlreicher Vermögenswerte.
Und natürlich haben auch die hohen Energiepreise dazu beigetragen.
Und auf diese Weise konnte Exxon eben sich aus der Verlustzone
rauskämpfen und den hohen Schuldenberg auch abtragen und Korderung von Anlegern
und Politikern abgeblockt, dem Kurs der europäischen Ölkonzerne zu folgen
und auf erneuerbare Energien zu setzen.
Er hat also trotz wirklich starker Kritik an seiner sehr stark
ölabhängigen Strategie festgehalten.
Und das hat sich dann für den Konzern ausgezahlt.
Im vergangenen Jahr erzählte Exxon einen Rekordgewinn von 56 Milliarden Dollar.
Und das war das höchste Ergebnis in der mehr als 140jährigen Geschichte des
Unternehmens.
56 Milliarden, Wahnsinn, 56 Milliarden.
Ja, und wie gesagt, inzwischen macht Exxon auch kein Heel mehr daraus,
voll auf eine fossile Zukunft zu setzen.
Vor wenigen Monaten hat der Konzern beispielsweise
die Finanzierung eines prestigeträchtigen Projekts zur Herstellung
von Kohlenstoffarmen, Treibstoffen aus Algen gestoppt.
Das war ja wirklich eine Zeit lang, ich sage mal, sehr, sehr angesagt.
Viele haben das ja auch als Greenwashing immer kritisiert.
Und ja, das hat man gestoppt.
Und stattdessen kündigte Vorstandschef Wurz vor kurzem an,
er wolle die Förderung auf US-Schieferölfelden
innerhalb der kommenden fünf Jahre verdoppeln.
Das klingt dann ja ganz anders jetzt.
Ja, allerdings.
Und das mag man jetzt ökologisch falsch finden.
Und das tun auch viele Menschen, die finden das ökologisch falsch.
Aber jetzt aus der reinen kühlen Börsensicht hat Wurz erst mal
auf das richtige Pferd gesetzt.
Denn vom Peak Oil, also von dem Erreichen des historischen Nachfragehöhepunkt,
ist ja im Moment keine Rede mehr.
Und der weltweite Bedarf an Öl wird laut der Organisation Erdöl
exportierender Länder OPEC längerfristig sogar stärker steigen,
als bislang erwartet.
Bis zum Jahr 2045 werde die tägliche Nachfrage
116 Millionen Bärl erreichen, also etwa 6 Millionen Bärl mehr als vor einem
Jahr prognostiziert, heißt es im jährlichen Bericht des Ölkartells,
der vor wenigen Tagen erschienen ist.
Und für dieses Jahr rechnet die OPEC mit einem globalen Ölbedarf
von 102 Millionen Bärl pro Tag.
Jetzt ist natürlich klar, dass Kartell hat auch großes Interesse daran,
dass der Erdölbedarf in Zukunft steigt.
Aber es gibt auch andere Analyse nicht von der OPEC und die ebenfalls
von einem weiter steigenden globalen Bedarf aus.
Ja, da fällt doch immer wieder das Stichwort Indien, dem großes Wachstum
vorausgesagt wird und großer Rohstofffunger.
Aber nochmal zurück zum Exondil.
Mit dem Kauf weitet der größte Ölproduzent der USA und die sind
auch, wenn ich mich richtig erinnere, zweitwertvollster Ölkonzernen
überhaupt weltweit nach Saudiaramco, die weiten auf jeden Fall ihre Präsenz
in einer der lokativsten Regionen des US-Ölsektors aus.
Pioneer ist nämlich der drittgrößte Ölförderer im sogenannten
oder so heißt es Permian Becken nach Chevron und Conoco Philips.
Dort liegen riesige Mengen an schiefer Öl, das mithilfe der umstrittenen
Frackingmethode gewonnen wird.
Das Gebiet streckt sich über Teile der Bundesstaaten Texas und New Mexico,
deswegen seiner relativ niedrigen Kosten für die Öl und Gasförderung,
die begehrteste Region der US-Energieindustrie und Exon.
Und Pioneer haben nach Angaben von Kartellrechtsexperten gute Chancen,
dass die Übernahme auch erfolgreich abgeschlossen wird,
trotz einer wirklich strengen Prüfung.
Sie können nämlich argumentieren, dass sie zusammen
ja nur einen Kleinteil des riesigen Weltmarktes für Öl und Gas abdecken.
Ja, und dieser neue Fokus auf das alte Geschäftsmodell,
das alte Teil, im wirklich verschrienene Geschäftsmodell,
das ist gar kein Exon Alleinstellungsmerkmal im Gegenteil.
Die britische Zeitung Guardian hat vor kurzem offengelegt,
dass Schell seinen Versprechen bis 2030 seine Ölförderung um 20 Prozent zu drosseln
mit einem Trick quasi beerdigt hat.
Das ist schon auch ganz schön perfide.
Das Unternehmen behauptet jetzt einfach, die Zielmarke schon jetzt erreicht zu haben,
und zwar durch den bloßen Verkauf einer Beteiligung an einem Ölfeld in Texas.
So einfach kann das gehen.
Den ursprünglich verkündeten Plan, die Ölförderung jedes Jahr
sukzessive um ein bis zwei Prozent zu drosseln,
den habe die Firma dagegen aufgegeben.
Ja, so schnell geht das.
Die Börse hat längst aufgehört, die Dinosaurier oder die lange als Dinosaurier
geltenden Unternehmen für die fehlenden ökologischen Visionen abzustrafen.
Sie feiert stattdessen die Rückkehr der gigantischen Gewinne.
Die Big Five der Branche haben den vergangenen drei Jahren eine wahre Rallye hingelegt,
angefühlt von Exon mit einer Rendite von 254 Prozent gefolgt von Schell,
die haben 192 Prozent gemacht, BP 152 total 150 Prozent und Chevron
auch noch 148 Prozent.
Und wenn man sich die Gewinnprognosen für das laufende Jahr anschaut,
dürfte die Rendite für Aktionäre weiter hoch bleiben.
Die Triple A Idee des Tages.
Jeder, der privat vorsorgt und seinen
Vermögensaufbau in die eigene Hände nimmt, der muss sich früher oder später
auch mit dem Finanzamt auseinandersetzen.
Schließlich gehen mehr als 26 Prozent aller Dividenden und Kursgewinnern in Fiskus.
Abgeltungssteuer und Soli verhindern also, dass sich die Wirkung des Zinsistinsis,
die wir ja schon oft beschrieben haben, voll entfalten kann.
Steuern auf Kapitalerträge sind deshalb vielleicht sogar das größte Hemmnis
für den Vermögenszuwachs.
Und die Bedingungen sind ja bei die Jahre sogar mal schlechter geworden.
Aber, sagt unser Triple A Kollege Daniel Eckert, es gibt da eine Konstruktion
mit der aktive Anlege, viele 1000 Euro Steuern sparen können und die dafür
sorgt, dass die Kapitalbildung weniger stark beeinträchtigt wird.
Das klingt erst mal gut, deshalb wollen wir heute darüber in der Triple E.D. sprechen.
Ja, und diese Konstruktion wird Trading GmbH, Holding GmbH oder manchmal auch
einfach Spardosen GmbH genannt.
Und dabei handelt es sich um eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung,
kurz GmbH, also eine Kapitalgesellschaft, deren Hauptzweck es in diesem Fall ist,
Vermögenswerte zu verwalten und zu vermehren.
Aber wir sagen es euch gleich vorweg, so eine Holding GmbH, die lohnt sich
keinesfalls für alle Anleger, sondern Investoren sollten ihre Ziele vorher
sehr genau überprüfen.
Der große Vorteil der Spardosen GmbH ist, dass Aktienkursgewinne
günstiger besteuert werden, zwar liegt die steuerliche Belastung aus
Körperschaftsteuer, Sony und Gewerbesteuer streng genommen sogar oberhalb von 30
Prozent und damit über den 26,4 Prozent, die bei Kursgewinnen von
Privatleuten fällig werden und von den Banken an den Fiskus abgeführt werden.
In der Clues allerdings, dass in der GmbH 95 Prozent der Kursgewinne
freigestellt sind, also gar nicht belastet werden.
Ja, der Grund ist folgender.
Wenn Kapitalgesellschaften wie eben GmbHs, Anteile an anderen
Kapitalgesellschaften wie eben Aktiengesellschaften halten,
dann sind Gewinne aus deren Veräußerung begünstigt.
Sie bleiben bei der Ermittlung des Einkommens außer Ansatz, so heißt es
im Körperschaftsteuergesetz.
Ein Beispiel macht deutlich, wie sich das auswirkt.
Bei einem Kursgewinn von 10.000 Euro beträgt die Steuerlast für eine
Trading GmbH, demnach so gut 154 Euro.
Bei einem Privatdepot 2.637 Euro.
Die Differenz, immerhin also 2.500 Euro und die steht dann zur
Wiederanlage zur Verfügung und kann langfristig mehr ertrag bringen.
Klassischer Fall von Zinsistins.
Ja, und dieses Steuerprivileg, das gilt allerdings nur für Aktienkursgewinn.
Zinsen und Dividenden werden in der GmbH stärker belastet als im Privatdepot.
Der Steuersatz liegt hierbei 30,83 Prozent.
Und das ist natürlich jener Strategie ganz entscheidend und noch etwas sollte
man im Blick haben.
Privatpersonen gewährt der Gesetzgeber einen abziehbaren Werbungskostenpauschbetrag
von 1.000 Euro im Jahr.
So einen vergleichbaren Freibetrag gibt es für Kapitalerträge innerhalb der GmbH
nicht. Zinsen und Dividenden, die ihr zufließen, werden ab dem ersten Euro besteuert.
Ja, was heißt das nun für Anleger?
Letztlich sind die Struktur des Portfolios und die eigene Anlagestrategie
Ausschlag geben dafür, ob sich eine solche Trading GmbH lohnt, je nachdem, ob man
eher Gewinne aus dem Verkauf von Aktien oder Dividendengewinde generieren möchte.
Den Steuervorteilen bei Kursgewinn stehen allerdings die Kosten für eine
Vermögensverwaltende GmbH gegenüber und diese nicht gerade trivial.
Allerdings allein für die Einrichtung einer GmbH muss man mindestens 2.000 Euro ansetzen.
Hier sind Anleger auch ganz klar auf die Hilfe von Profis wie Steuerberater und
Vermögensverwalter angewiesen und die Kosten logischerweise auch was, genauso
wie der Notar. Unternehmend fallen laufende Ausgaben an, zum Beispiel für die
Buchhaltung und den Jahresabschluss. Und hier sollte man 2.000 bis 3.000 Euro pro
Jahr einkalkulieren. Ob sich die Trading GmbH also wirklich rechnetenkt, vor allem
davon ab, ob die Kosten durch die Steuersparnis bei Kursgewinn aufgewogen
werden. Diese wiederum hängen vom Depovolumen und von der Anlagestrategie
ab. Für Personen, die sehr aktiv Aktien oder Termingeschäfte träden, könnte das
Konstrukt ab einem verwalteten Vermögen von rund 100.000 Euro sinnvoll sein,
schätzen Experten. Bei Anlegern, die eher so eine
Bayerentholz-Strategie fahren, also Aktien erwerben und dann für längere
Zeit im Depo liegen lassen, muss das Vermögen in der Regel deutlich größer
sein, damit sich die GmbH-Konstruktion rechnet. Manche Vermögensverwalter nennen
hier so 500.000 Euro als Untergrenze, andere sogar eine Million. Das ist dann
doch ziemlich selten. Ja, ziemlich selten, würde ich auch sagen. Und selbst bei
großen Depots kann es dauern, je der Steuervorteil der GmbH die Kosten
überkompensiert. Ein langer Anlagehorizont ist hier entscheidend. Im
Grunde macht sich das Konstrukt erst ab zehn Jahren so richtig bezahlt, weil
dann der Zinsistenz voll greift. Dann aber auch richtig, denn weil der Fiskus viel
weniger vom Gewinnein behält, kann auch mehr Kapital weiterarbeiten und
über das exponentielle Wachstum wird der Zinsestinseffekt also jedes Jahr
stärker. Eins müssen sich Anläge aber definitiv klar machen. Es ist nicht ohne
weiteres möglich, die Weltpapiere aus dem bisherigen Privatdepot in die
Trading GmbH zu übernehmen. Formal handelt es sich nämlich um einen
Inhaberwechsel von einer natürlichen auf eine juristische Person. Das macht es
steuerlich ziemlich komplex. Und der Fiskus hält außerdem die Hand auf, wenn sich
die Gesellschafter Geld aus der GmbH auszahl lassen, zum Beispiel im Rentenalter.
Zu den knapp zwei Prozent Steuern, die der GmbH effektiv auf Kursgewinne
berechnet werden, fallen dann nochmal Abgeltungsteuer und Solian. Dividenden
und Zinserträge werden damit am Ende sogar deutlich stärker belastet, weil sie
doppelt besteuert sind. Eine Strategie kann es sein, Dividenden und Anleihestrategien
im Privatvermögen zu lassen und eine GmbH für hohe und dauerhafte Aktien
wertzuwechse einzurichten. Und auch bei ausgeklügelten Tradingstrategien mit
Derivaten kann die Trading GmbH Vorteile bringen im Privatanleger, können
Verluste aus solchen Termingeschäften nur noch begrenzt verrechnen. Die GmbH
kennt solche Beschränkungen nicht. Das war alles auf Aktien. Wir freuen uns über
Feedback, deshalb schreibt uns eine Mail an AAAatWelt.de, also AAAatWelt.de oder
gibt uns eine Bewertung. Und Steffen hat sich gemeldet und sich über eine Empfehlung
von Holger beschwert. Wir dachten, das kann ja gar nicht sein.
Schließlich geben wir ja gar keine Empfehlung ab, sondern nur Ideen. Ja, aber
tatsächlich, Steffens Beschwerde hat durchaus ihren Grund. Er schreibt
nämlich, als Dauerhörer ist es nicht unerhört geblieben, dass Holger eine
gewisse Vorliebe für Red Bull und Guba von J.M. Smucker, du weißt nicht, glaube ich.
J.M. Smucker, ja. J.M. Smucker, genau. Das Produkt heißt, glaube ich, Guba mit
Doppel-O, glaube ich. Auf jeden Fall hat er diese Vorliebe, dessen Ankündigung der
Quartalzahlen er regelmäßig im Podcast übernehmen darf. Ich war kürzlich auf
einer Kanada-Rundreise, schreibt Steffen. Und wir haben uns dort zeitweilig
selbst verpflegt. Und bei der Auswahl des Fußstücks auf Strichs habe ich mich
auf Holgers kulinarische Empfehlung hin für Guba entschieden. Und was soll ich
sagen? Begel aufgeschnitten, Guba aufgeschmiert und direkt beim ersten
Bissen festgestellt. Grausam, Ausrufezeichen steht hier. Was für ein
ungenießbares Zeug. Allein die Konsistenz der Marmelade war nix für
meinen verwöhnten europäischen Gaumen. Seitdem gilt bei mir Holges Empfehlungen,
verfolge ich nur noch bei Aktien und Co.
Ja, war gleich ein Lerneffekt. Aber Holgers kulinarischen Empfehlung ist auch
nicht zu trauen. Ich sag nur, seltsamer Vanille-Geschmackscafé.
Ja, was?
Ganz genau. Ja, aber tatsächlich liegt ja hier unsere eigentliche Expertise, nämlich
bei den, den über Aktien und Co. Und auch wenn Holger wahrscheinlich weiterhin auch
auf seine kulinarischen Künste bestehen wird, für uns und euch gilt alles auf
Aktien. Deshalb abonniert uns, sprecht über uns und empfiehlt uns euren Freunden.
Wir sehen uns morgen wieder ab 5 Uhr bei Welt und überall, wo es Podcast gibt.
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12.10.2023 – Der tägliche Börsen-Shot
In der heutigen Folge „Alles auf Aktien“ sprechen die Finanzjournalisten Anja Ettel und Nando Sommerfeldt über die Macht der Fed-Protokolle, eine folgenschwere Novo-Nordisk-News und den GmbH-Trick fürs Depot. Außerdem geht es um AppLovin Corp., Arm Holdings, Klaviyo, Instacart, Vuori, Carmot Therapeutics, GameChange Solar, Novo Nordisk, FMC, Fresenius, DaVita, Eli Lilly, Pioneer Natural Resources, Exxon Mobil, Tempest Therapeutics, Total, BP, Shell, Chevron und J.M. Smucker.
Wir freuen uns an Feedback über aaa@welt.de.
Disclaimer: Die im Podcast besprochenen Aktien und Fonds stellen keine spezifischen Kauf- oder Anlage-Empfehlungen dar. Die Moderatoren und der Verlag haften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung der Gedanken oder Ideen entstehen.
Hörtipps: Für alle, die noch mehr wissen wollen: Holger Zschäpitz können Sie jede Woche im Finanz- und Wirtschaftspodcast "Deffner&Zschäpitz" hören.
Außerdem bei WELT: Im werktäglichen Podcast „Kick-off Politik - Das bringt der Tag“ geben wir Ihnen im Gespräch mit WELT-Experten die wichtigsten Hintergrundinformationen zu einem politischen Top-Thema des Tages. Mehr auf welt.de/kickoff und überall, wo es Podcasts gibt.
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