Klenk + Reiter: Der Absturz der Lauda Air, Teil 2 - S02E09

FALTER FALTER 6/2/23 - Episode Page - 29m - PDF Transcript

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Gute Unterhaltung bis zum Schluss wünscht die Bestattung Wien.

Woran stirbt man eigentlich, wenn man in einem Flugzeug abstürzt?

Das ist einer dieser Flügel, nämlich mit der Schubumkehr ausgerissen

und wurde dann gegen den hinteren Teil der Flugkabine verlagert.

Und so verständlich geht einem die Stimme eines Co-Biloten und Piloten

lange nicht aus dem Kopf.

Herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, zu Klenk und Reiter

dem Falter-Podcast aus der Gerichtsmedizin.

Wir haben letzte Woche über die Identifizierung von Katastrophenopfern gesprochen,

nämlich über die Opfer des Absturzester Laudaer, die im Jahre 1991

in den Wäldern rund um Bankok am 26. Mai 1991 abgestürzt ist.

Und Sie, Herr Professor Reiter, Sie haben diese Opfer obturziert.

Wir haben aber eigentlich ausgeholt, weil das ein sehr wichtiges Thema war.

Sie können sich das in der folgen Folge anhören.

Wir haben darüber gesprochen, wie wenig Kenntnis die Wiener Gerichtsmedizin

bis dahin hatte, um Opfer von Katastrophen zu identifizieren.

Wir sind historisch zum Ringtheaterbrand gegangen,

der im 19. Jahrhundert, Hunderten Wienern das Leben gekostet hat.

Und wir haben darüber gesprochen, warum es so wichtig ist,

dass man Leichen ordentlich identifiziert, weil ja der Tod Rechtsfolgen auslöst.

Weil man als Mensch verschwindet, weil man etwas vererbt,

weil man vielleicht untertauchen kann, wenn man für Tod erklärt wird,

aber gar nicht Tod ist.

Aber kommen wir noch einmal zurück zum Absturz der Laudaer-Maschine.

Mozart hat diese Maschine geheißen.

Es war der Flug 004.

Eine unglaubliche Katastrophe, die sich am 26. Mai 1991,

ungefähr am 23. Juni 2017, Ortszeit, also mitten in der Nacht, ereignet hat.

Es war ein Absturz in Kohlraben schwarzer Nacht.

Und 213 Passagiere sind verstorben, darunter 89 Österreicher,

darunter damals ein berühmter Journalist, der Klemens August André,

der hat für die Wirtschaftswoche geschrieben.

Es war darunter die Privatsekretärin des steilendischen Königs.

Es war drinnen der Chef der UN-Drogenbeauftragte Donald McGintosh.

Da hat man geglaubt, das sei möglicherweise ein Mordanschlag gewesen,

weil diese Drogenbehörde im Goldenen Dreieck ermittelt hat.

Und diese Maschine hat in der Luft offensichtlich Feuer gefangen,

ist abgestürzt über dem Urwald.

Und Nicke Lauda, der in Österreich ein Held war,

ein mehrfacher Formel 1-Weltmeister,

wurde dann im Fernsehen gezeigt, wie er in diesem Urwald

zwischen diesen Trümmern im Anzug herumgestolpert ist

und fassungslos auf die Trümmer seiner auch wirtschaftlichen Existenz geblickt hat.

Wir haben dann aufgehört, als sie erzählt haben,

wie sie in Thailand angekommen sind in einer großen Leichenhalle.

Es war heiß, die Leichen haben furchtbar gestunken.

Es hat geregnet.

Es war feucht und nass und sie sind dort gestanden

und haben diese Toten obduziert.

Was haben sie damals erlebt?

Meine primäre Aufgabe war, den Pilot und den Co-Pilot zu suchen

unter den dort im Hof gestapelten Leichen.

Warum war das wichtig?

Weil das der Auftrag der Staatsanwaltschaft Wien war.

Mein Auftrag war primär, Pilot und Co-Pilot zu finden,

zu obduzieren, zu klären, ob die krank waren, ob die angesoffen waren,

ob die einkraucht waren, ob sie durch irgendetwas beeinträchtigt waren,

was einen Einfluss auf das Absturz geschehen geht.

Weil dann hätte sozusagen die Airline gehaftet für die Hinterbliebenen

und es wäre nicht nur ein Ungel gewesen,

weil es hätte, es gab ja sozusagen auch das Gerücht,

dass es ein Mordanschlag war,

weil der UN-Drogenhochkommissar auch mitgeflogen ist

und man geglaubt hat, das war vielleicht ein Terroranschlag

und sie sollten klären, ob die sozusagen flugfähig waren.

Und wir waren dort mit einer Situation konfrontiert,

die eindeutig gezeigt hat,

dass auch die Gerichtsmedizin Bangkok

mit dieser Problematik massiv überfordert war.

Man darf nicht vergessen, in Bangkok gibt es im Vergleich zu Wien

ungefähr zehnmal so viel Leichen pro Tag in Wien,

die müssen dort sozusagen eine Umzahl

von Tötungsdelikten pro Tag wegarbeiten

und haben dort einen Ziersaal gehabt mit fünf Tischen.

Wie viele Leichen hat der Gerichtsmedizin in Wien pro Tag?

Die Gerichtsmedizin in Wien hat im Schnitt etwa

die 400 bis 500 Leichen pro Jahr.

Das können Sie ausrechnen,

das wären also ungefähr ein bis zwei Leichen pro Tag.

Also wenn man die Werktage jetzt nur nimmt,

kommt man ungefähr auf zwei Obduktionen pro Tag.

Dort ist es aber sicher so,

dass im Tag an die 20 Obduktionen anfallen.

Dazu haben die auch fünf Obduktionstische.

Jetzt kommt hier ein Team von Außenseitern,

Deutschen und Österreichern

und wollen sich dort in diesen Betrieb hineinmengen.

Das war für die völlig inakzeptabel

und die wollten uns als ein Besenkamerl zur Verfügung stellen.

Da hätten wir aber die Obduktionen nie

in der entsprechenden Zeit erledigen können.

Das heißt, Sie haben nicht nur den Piloten den Kobiloten gesucht,

sondern sie waren dort eigentlich auch um die Passagiere zu identifizieren.

Um überhaupt zu schauen, wer da ist.

Es war sozusagen die zweite Option.

Wenn ich den Piloten und Kobiloten gefunden und obduziert habe,

dann sollte ich im Team mitarbeiten.

Und das habe ich dann auch getan.

Es war so tatsächlich,

um den Piloten und den Kobiloten rasch zu finden,

weil die die typische Arbeitskleidung der Piloten anhatten,

auch noch als Tote,

eine klassisch charakteristische Krawatte drogen.

Und ich habe einfach in diesen Haufen von Leichen

diese zwei Personen aufgrund ihrer Krawatten einmal herausholen können.

Ich konnte dann aufgrund eines Zahnstatus

die entsprechende Identifikation durchführen.

Ich habe diese Verstorbenen dann obduziert.

Ich habe diese Verstorben für chemische Untersuchungen,

mikroskopische Untersuchungen entnommen.

Und war eigentlich schon am zweiten Tag nach meiner Ankunft

mit meiner primären Aufgabe fertig.

Und dann habe ich mich eingeklinkt in das Team

und habe das, was ich konnte,

nämlich diese Identifizierung des Rauchverhaltens

bei jeder dieser Leichen angewandt.

Und dann bereits bei der Abendbesprechung jeden Abend

kann man sagen, okay, die Leiche sowieso ist ein männliche Leiche,

nicht Raucher.

Die Leiche sowieso ist eine weibliche Leiche Raucherin.

Und so konnten wir schon einmal vor sortieren

und dann in diesen Kleingruppen

dann die entsprechenden Zahnbefunde verwerten.

Und das hat selbstverständlich die Identifikationsarbeit sehr beschleunigt.

Sie schildern aber, bevor wir dazu kommen,

dieses Chaos, das dort geherrscht hat,

Sie haben gesagt, das sind Bilder aufgehängt worden von den Toten

und die Verwandten mussten dann an der Totenpille rekonstruieren,

wer ein Verwandter ist.

Ja, die Teilhänder, und das war das Fatale an dieser ganzen Geschichte,

haben also eine komplett andere Identifikationsstrategie verfolgt als wir.

Die Teilhänder haben wir mal primär gesagt,

alle, die dunkel- oder schwarze Haare haben, sind Asiaten

und sind daher von uns, nämlich von den Teilhändern zu setzieren.

Und alle, die keine schwarzen Haare haben,

die gehören dann sozusagen dem europäischen Team

und darum sollen wir uns kümmern,

dass es auch bei uns dunkelhaarige Personen gibt,

das Wort ihnen völlig wurscht,

wir haben also sozusagen die Nicht-Dunkel-Haare im Setzieren dürfen.

Das bedeutet, dass schon einmal dieser Ansatz falsch war.

Dann war es also so, dass die Teilhänder von den Verstorbenen Fotos gemacht haben,

nämlich ein Gesichtsfoto und ein Ganzkörperfoto im bedeutenden Zustand.

Und diese Fotos wurden im Foyer der Gerichtsmedizin auf Flipcharts aufgepinnt.

Und wenn jetzt jemand Kommunism gesagt hat,

okay, ich such jetzt meinen Bruder,

dann hat's Kassen, bitte, schauen Sie sich auf den Tafeln dort an,

ob das nicht Ihr Bruder sein könnte.

Und wenn dann an der Kommunism gesagt hat, ja, die Leiche 135, das ist mein Bruder,

dann hat's Kassen gut, da ging es dann dort vor und zum Schalter,

dort unterschreiben Sie ein Formular,

dass sie sich zu dem Toten bekennen

und dann kriegen Sie ein Zettel und kennen hinten beim Expedit sich diese Leiche abholen.

Das war's.

Das ist eigentlich weniger fortschrittlich als noch ein Ringteaterbrand im Jahrhundert.

Das ist noch vor dem Ringteaterbrand, wie man sich verhalten hat, katastrophal.

Durch die unterschiedliche Vorgangsweise bei der Identifizierung der Verstorbernen

hat sich dann im Endeffekt herausgestellt,

dass 43 Passagiere dieses Flugzeuges nicht identifiziert werden konnten.

Die wurden dann als nicht identifiziert in einem Friedhof,

der extra geschaffen wurde an der Absturzstelle des Flugzeuges, beerdigt.

Die sind doch niemanden abgegangen, oder?

Ja, die sind schon abgegangen, aber es war nicht möglich,

jetzt unter diesen 43 Verstorbernen nähere Zutordnungen zu treffen.

Das heißt, die Hinterbliebenen haben ihre Liebsten vermisst,

haben aber nicht gewusst, welcher Leichnamen wer ist.

Ich glaube, da kann man auch noch hinfliegen immer wieder.

Da wird man zu Gedenkfeiern hingefallen.

Aber es war im Endeffekt für uns als Team nicht befriedigend,

weil wir gesehen haben, dass zwei unterschiedliche Identifikationsvorgangsweisen

doch mit einer sehr großen Fehler behaftet sind.

Woran stirbt man eigentlich, wenn man in einem Flugzeug abstürzt?

Ist das der Aufprall oder ist das schon das Hinunterstürzen?

Kann man das auch rekonstruieren?

Ja, ich habe dann in Wien mit dem Flug technischen Sachverständigen,

der also versucht hat, diesen Unfall aufgrund der technischen Gegebenheiten zu rekonstruieren,

mich immer wieder getroffen.

Wir haben uns diesen Wäusser-Rekorder, der sozusagen diesen Informationsaustausch

zwischen dem Piloten und dem Co-Biloten wiedergibt.

Gleiches gefunden worden, während die Black Box, also der Flugschrauber, nicht gefunden würde.

So ist es. Und wir haben uns also sozusagen diesen Wäusser-Rekorder zigmal angehört,

weil wir auch eine Chronologie ab dem Störfall, wie lang, hat das gedauert.

Ich kann mich erinnern, dass da noch ungefähr 30 Sekunden

zwischen den Piloten und dem Co-Biloten eine Kommunikation stattgefunden hat.

Die versucht haben, das Problem zu lösen.

Und da bekommt man dann plötzlich einen sehr persönlichen Bezug zu diesen Personen,

die man da seziert hat.

Wer war der Pilot?

Der Pilot war amerikanischer Staatsbürger und der Co-Bilot war ein Burgenländer.

Und die haben zwar Englisch kommuniziert, aber man hat gemerkt,

was sich emotional in dieser halben Minute abgespielt hat.

Die Ursache für den Absturz hat man eigentlich nie wirklich reistlos aufgehen können.

Fix war, dass es eine sogenannte Schubumkehr war,

die die Piloten in zwei, drei, vier Sekunden hätten austarieren können.

Dafür waren sie aber nicht ausgebildet, das ist praktisch unmöglich gewesen.

Wahrscheinlich war es ein Konstruktionsfiller.

Interessant war damals auch, dass es immer wieder Wartungsarbeiten gegeben hat

im Zusammenhang mit der Schubumkehr bei der Laude her.

Aber letztlich war es ein technisches Gebrechen

und nicht ein menschliches Versagen der zwei Piloten.

Guten Tag, Ernst Molden hier.

Ich möchte gerne die Ballade vom Ende der Sendung schon jetzt ankündigen.

Es kommt ein Lied über vier Verbrechergenossen

und einer von ihnen ist Arm.

Freuen Sie sich auf den Song der vierte.

Der technische Sachverständige konnte rekonstruieren,

dass auf einer Seite die Schubumkehr aktiviert wurde.

Was bedeutet, ein Triebwerk geht nach vor,

das andere Triebwerk geht nach hinten.

Das hält selbstverständlich so auf Liga nicht aus.

Und es ist einer, der auf Lügel, nämlich mit der Schubumkehr ausgerissen

und wurde dann gegen den hinteren Teil der Flugkabine verlagert.

Das hat sich auch der Treibstoff, der im Flügel war,

in dieses Flugzeug hinein ergossen.

So dass wir rekonstruieren konnten,

aufgrund der Sitzpositionen,

wie sie eingetragen waren in der Liste,

konnten wir auch rekonstruieren,

dass genau dort, wo der Flügel abgerissen ist

und in das Seitenfenster geschlagen hat,

dass dort auch die meisten brandbedingten Veränderungen an den Opfern waren.

Also diese Opfer sind an den Brandeinwirkungen verstorben.

Der Techniker konnte dann rekonstruieren,

dass dieses Flugzeug sich massiv im Absturz beschleunigt hat,

und zwar Geschwindigkeiten aufgenommen hat,

die mit der Bauart eines Flugzeugs nicht zur Deckung zu bringen sind.

Das heißt, das haben sich die Nieten, die die Verstrebungen gelöst.

Das Flugzeug ist zerbrochen.

Und man muss sich leider Gottes dann vorstellen,

dass viele dieser Insassen aus dem Flugzeug auch ausgeschleidert wurden,

wenn sie nicht das Glück hatten,

von Fahrzeugdrümmern erschlagen worden zu sein vorher.

Und viele sind leider Gottes erst auch durch den Aufprall im Dschungel verstorben.

Wenn ein Flugzeug abstürzt, gibt es ganz unterschiedliche Todesarten.

Es hat sich dieser Fall gezeigt,

dass es also hier sehr unterschiedliche Todesmechanismen gegeben hat.

Sie haben auch erzählt,

dass die persönlichen Gegenstände der Toten irgendwie verschwunden sind.

Das hat auch der Nicke Lauder damals beklagt,

dass gleich an der Absturzstelle geblündert wurde.

Aber sie haben einige dieser Wertgegenstände dann wieder wo entdeckt.

Es war so, dass mehrere Bergefirmen beauftragt wurden,

die Verstorbenen dort aus diesem Wald zu bergen.

Und leider Gottes haben dann einige Leute sich auch Wertgegenstände dort entwendet.

Das heißt, die Uhr, der Ehring, die Halskette ist verschwunden.

Was war wichtig für die Indifizierung?

Für uns, der Verstehungsgerichtsmedizin, ist das eine feine Sache,

wenn ihr einen Ehring vorfindet, einen Verstorbenen,

wo ihr in einer inneren Beschriftung nachweisen kann,

wann hat der geheiratet und wie hieß der Partner.

Diese Dinge sind leider verschwunden gewesen

und das hat unsere Arbeitsverstehung massiv erschwert.

Das hat sich dann am Ende unserer Arbeit plötzlich herausgestellt,

das ist der Chef der Gerichtsmedizin in Bangkok.

Alle diese Dinge in seinem Schreibtisch versperrt, verwahrt gehabt hat.

Er hat dann gesagt, er hat vergessen uns zu sagen, dass er das auch noch hätte.

Er hat das sicher in Sicherheit gebracht.

Er hat das auch sicher in Sicherheit gebracht.

Deshalb haben wir eine massive Mehrarbeit durchgehabt.

Hat er das je wieder zurückgegeben?

Das weiß ich nicht, darum habe ich mich nicht gekümmert.

Das war nicht meine Aufgabe.

Das ist in Österreich weitergegangen.

Nikky Lauder hatte damals viel Kritik einstecken müssen.

Man hat ihm vorgeworfen, dass er die Untersuchung nicht so transparent macht.

Wie es eigentlich geboten gewesen wäre, umgekehrt,

hat er wieder gesagt, das war das verschuldende Boeing.

Aber in Österreich haben die Polizisten dann auch ermittelt.

Ja, klar.

Du kannst ja nur jemanden identifizieren,

wenn du Vergleichsmaterial aus der Heimat rast.

Das heißt, wir haben Zahnstatus ermittelt von den Verstorbenen.

Und der Zahnstatus musste selbstverständlich jetzt bestätigt werden

vom regionalen Zahnarzt in Österreich.

Wir haben Fingerabdrücke genommen von den Verstorbenen,

sofern sie nicht verkohlt waren,

und mussten diese Fingerabdrücke jetzt vergleichen.

Jetzt ist selbstverständlich nicht jeder von uns

in einer Polizeikartei mit seinen Fingerabdrücken einliegend.

Es war die Frage, wo kriege ich von einer durchschnittlichen Hausfrau

die Fingerabdrücke her?

Nur da gibt es einen Trick.

Man fährt einfach in die Wohnung,

geht dort in die Küche,

macht das Regal mit den Gläsern auf

und hat dann auf den Gläsern den Fingerabdruck,

weil die noch vor dem Urlaub die Geschirrspielmaschine ausräumt

und damit ihre Fingerabdrücke auf den Gläsern im Regal fixiert.

Man kann also mit solchen Tricks dann auch bei Personen,

bei denen keine kriminelle Vorgeschichte war,

Fingerabdrücke sichern, die man dann zum Identifizieren wieder verwenden.

Und das hat man in diesem Fall gemacht?

Das haben wir in diesem Fall alles gemacht.

Das war damals aber noch schwierig.

1991 war diese elektronische Kommunikation

auf dieser Welt noch eine andere.

Das heißt, das ging alles über hochauflösende Fax

über die österreichische Botschaft im Bangkok.

Heute tät man das alles digitalisiert verschütten.

Das heißt, während Sie noch in Thailand gearbeitet haben,

haben die Polizisten...

Und die Parallel in Österreich, die sozusagen die Gegenbefunde erhoben.

Wie ist der Fall dann letztlich zu Ende gegangen für Sie?

Für mich war das so, dass ich also das Gutachten

über die Pilot- und Co-Bilot erstattet habe,

nach dem toxikologischen Untersuchungen,

nachweisen konnten, dass die nicht beeinträchtigt waren.

Ich konnte auch über die Kinetik, die sich hier

auf den Körpern vom Pilot- und Co-Bilot ausgewirkt haben.

Und daher auch ein bisschen was über den Absturz

dieses Pilotenkabine etwas aussagen.

Und für mich war dann diese Geschichte

arbeitstechnisch erledigt.

Aber selbstverständlich geht die Stimme eines Co-Biloten

und Billoten, die man sich mehrfach

in dieser halben Minute vor der Stromunterbrechung

in das Gehirn eingebräckt hat, lange nicht aus dem Kopf.

Haben Sie heute eigentlich noch den Traum,

dass eine Maschine im Winterweich abstürzt?

Nein, denn nach der Geschichte in Thailand

habe ich genau gewusst, wie man es zu machen hat

bzw. was man falsch machen kann.

Und ich habe das Gott sei Dank auch alles damals gefilmt

mit unserer Familienkamera.

Die musste ich dann noch entsorgen,

weil dieses Plastik von der Kamera zu den Gestank aufgenommen hat,

dass niemand mehr zu Hause mit dieser Kamera agieren wollte.

Die hat noch Jahre danach gestunken.

Die kam aus in den Keller und ist dort in einem Regal verstaubt.

Aber ich habe das alles dokumentiert

und das war sehr kostbar,

weil wir damit auch in Österreich Kriminalbeamte ausbilden konnten.

Was würde heute passieren, wenn eine Maschine

im Winterwald explodiert?

Ja, da haben wir in der Zwischenzeit

durch eine sehr enge Zusammenarbeit mit dem Innenministerium

ein Team zusammengestellt von Kriminalbeamten,

die für so einen Einsatz ausgebildet und geschult sind.

Und wenn man so einen Notfall hat,

kann man innerhalb weniger Stunden dieses Team rekrutieren

und wir hätten die entsprechende Logistik

um so etwas zu bewerkstelligen,

was sich ja dann später auch wieder bewahrheitet hat.

Nachdem das Innenministerium etwa 50 Kriminalbeamte aus ganz Österreich

für so einen Einsatz geschult hat,

hatten wir vor, eine Übung zu machen.

Die war geplant im Jahr 2005 am Flughafen in Salzburg,

ein finkierter Flugzeugabsturz,

ein Berufung aller Teammitglieder.

Aber dazu kam es nicht.

Denn zu Weihnachten 2004 ereignete sich in Thailand

und in Indonesien dieser verheerende Tsunami

und wir wurden abbeordert mitzuarbeiten

bei der Identifikation der Opfer des Tsunamis in Thailand.

Sie sprechen den Tsunami an,

das war ein Erdbeben im indischen Ozean,

das am 26. Dezember 2004 sich ereignet hat,

also kurz nach Weihnachten.

Und es war eine der größten Naturkatastrophen.

Es hat ungefähr 230.000 Menschen das Leben gekostet.

Es sind über 100.000 verletzt worden

und 1,7 Millionen Bewohner sind obdachlos geworden.

Das Ganze hat sich ereignet rund um den indischen Ozean

und damit auch in Thailand.

Unsers österreichische Team, voll motiviert, frisch ausgebildet,

ist nach Thailand gefahren, hat sich dort gut bewährt.

Wir haben 14 Tage dort gearbeitet

und ich war froh, dass ich mein Wissen

auch der nächsten Generation von Gerichtsmedizinern vermitteln konnte.

Mein damaliger Schüler-Professor Lisa ist mitgeflogen,

hat das dort alles gelernt

und das hat sich herausgestellt, dass das gut war,

denn so ist das Wissen in die nächste Generation übergeführt worden

und die konnte das dann später anwenden.

Sie sind also noch ein zweites Mal nach Thailand geflogen,

um herauszufinden, wer die Toten sind, die man aufgebattert hat.

In diesen 15 oder 13 Jahren, die da vergangen sind,

hat sich da was geändert in der thailändischen Behördenpraxis?

Wir haben festgestellt, dass sich da nicht sehr viel geändert hat,

denn auch nach dem Tsunami haben die thailändischen Behörden

getrennt zwischen mutmaßlichen Thailändern,

könnt ihr sagen, wie haben die das festgestellt,

schwarze Haar und keine Zahnblompen.

Warum keine Zahnblompen?

Weil der Durchschnittsteilender, der dort im ländlichen Bereich

oder im Service in Hotel tätig ist,

kaum Zahnblompen hat, weil die zahnärztliche Versorgung schlecht ist.

Und die haben einfach gesagt,

gut, schwarze Haar, keine Blompen, Thailänder.

Und weil auch der Thailänder als Buddhist eine ganz andere Weltsicht hat

und auch die Einstellung zum Toten hat,

haben die dann einfach diese Verstorbenen in Massengräber gebracht.

Und alle anderen, mit Blompen, mit Schmuck, mit hellen Haaren,

die wurden dann diesem internationalen Identifikationsteam,

wo also viele Länder aus dieser Welt zusammengearbeitet haben.

Das war auch eine spannende Geschichte,

hat mir ein bisschen an den Turmbau zu Babel erinnert,

weil einfach verschiedene Nationen unter einer gemeinsamen Führung

ein Thema bearbeitet haben.

Und die haben ihren Teil gemacht und wir haben unseren Teil gemacht.

Aber die Identifikation der österreichischen Staatsbürger,

die beim Zunahme umgekommen sind,

war diesmal mein Vielfaches besser.

Und wir haben in wenigen Monaten

alle abgängigen Österreicher identifiziert bekommen.

Es gab nämlich einen weiteren Fall,

wo sehr, sehr viele Leichen identifiziert werden mussten.

Über den werden wir in einer anderen Folge sprechen.

Ich danke Ihnen für Ihr Interesse,

dass Sie sich diese doch sehr intensive Folge angehört haben.

Es war sehr wichtig, warum zu lernen, wie man Menschen identifiziert,

wie man auch mit den Angehörigen umgeht

und wie diese doch sehr historische Katastrophe aufgearbeitet wurde.

Danke, Herr Professor Reiter,

dass Sie da in Ihren doch sehr belastenden Erfahrungen für uns gekramt haben.

Gerne.

Drehen Sie noch nicht ab, liebe Hörerinnen und Hörer,

denn wir haben uns für diese Staffel

wieder mit dem Liedermacher Ernst Molden zusammengetan

und er hat diesmal sogar eine ganze Platte für uns geschrieben.

Mördernummern heißt sie und ist exklusiv im Faltershop erhältlich.

Sie finden die Platte online unter faltershop.at-molden.

Sie hören jetzt die Nummer der vierte.

Der erste, der schießt.

Der zweite, der sticht.

Der dritte hat ihn.

Der vierte zerbricht.

Der erste verschwindet an den zweiten, findest nie.

Nur den dritten dannsmähen.

Und der vierte, der vierte, ich zieh.

Ich war reu auf der Welt,

dann spasenlos wickeln.

Ich war reu auf der Welt,

spunste so am Sticken.

Ich war reu auf der Welt,

rennt da an der Blur.

Nur manchmal rennt da wein, grau das so gut.

Der erste, der schießt.

Der zweite, der sticht.

Der dritte hat ihn.

Und der vierte zerbricht.

Der erste verschwindet an den zweiten, findest nie.

Nur den dritten dannsmähen.

Und der vierte, der vierte, ich zieh.

Ich war reu auf der Welt,

dann spasenlos wickeln.

Ich war reu auf der Welt,

rennt da an der Blur.

Ich war reu auf der Welt,

sie gieren so an Schwachen.

Nur manchmal, manchmal

dann so stärkere Machen.

Der erste, der schießt.

Der zweite, der sticht.

Der dritte hat ihn.

Und der vierte zerbricht.

Der erste verschwindet an den zweiten, findest nie.

Nur den dritten dannsmähen.

Und der vierte, der vierte, ich zieh.

Der erste, der schießt.

Der zweite, der sticht.

Der dritte hat ihn.

Und der vierte zerbricht.

Der erste verschwindet an den zweiten, findest nie.

Nur den dritten dannsmähen.

Und der vierte, der vierte, ich zieh.

Ich war reu auf der Welt,

dann spasenlos wickeln.

Und der vierte, der vierte, ich zieh.

Und da führte

Da führte ich woher

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Im zweiten Teil der Doppelfolge zum Absturz der Lauda Air erzählt der Gerichtsmediziner Dr. Christian Reiter von seinen Erfahrungen in Thailand bei der Identifikation der Unglücksopfer. 

In Bangkok angekommen, sah sich das europäische Team mit logistischen Herausforderungen konfrontiert; Platzmangel, Hitze und Regengüsse machten die Identifikation der großen Zahl von Verstorbenen zu einem Wettlauf gegen die Zeit.


Musik: "Da Viate" von der Platte "Möadanumman" von Ernst Molden

Die CD ist jetzt im faltershop erhältlich!


Produktion und Regie: Miriam Hübl

Audiotechnik: Philipp Dietrich




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