Klenk + Reiter: Der Absturz der Lauda Air, Teil 1 - S02E08
FALTER 5/26/23 - Episode Page - 29m - PDF Transcript
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Gute Unterhaltung bis zum Schluss wünscht die Bestattung Wien.
Sie haben also sehr wertvolle Erfahrungen gemacht, die Sie gebraucht haben,
als eigentlich der Albtraum, den Sie immer geträumt haben, in Thailand stattgefunden hat.
Weil es tatsächlich in der Maschine in einem Urwald abgestürzt ist.
Im Hof der Gerichtsmedizin sind Berge an Leichen gelegen.
Es waren katastrophale Zustände und die Teilende waren komplett überfordert.
Herzlich willkommen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
zur nächsten Folge von Lenk und Reiter, dem Falter Podcast aus der Gerichtsmedizin.
Mein Name ist Florian Klink, ich bin Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung Falter
und nehmt mir, sitzt wie immer Christian Reiter, Gerichtsmediziner.
Herr Professor, wir wollen uns heute einem großen Thema annehmen,
nämlich der Identifizierung von Menschen, die bei Katastrophen und Leben kommen.
Und wir wollen daher über den Absturz der Lader eher Maschine sprechen.
Das war einer ihrer wahrscheinlich schlimmsten Fälle, die Sie erlebt haben,
wenn man Ihre Texte dazu liest und manche Interviews, die Sie dazu gegeben haben,
merkt man, dass Sie das immer noch sehr berührt.
Das war am 26. Mai 1991 und 23. 17. da ist in der Nähe von Bangkok bei Subhanburi
eine Boeing 767-300ER abgestürzt und alle Passagiere sind gestorben.
Darunter die Privatsekretärin des thailändischen Königs,
aber auch der UN-Drogenbeauftragte, wo man kurz geklappt hat,
es könnte vielleicht ein Anschlag gewesen sein,
weil die Drogenbehörden damals im sogenannten goldenen Dreieck zwischen Thailand Laus
und Burma versucht haben, den illegalen Drogenhandel zu bekämpfen.
Es hat sich dann aber, man weiß das heute herausgestellt,
dass es die sogenannte Schubumkehr war, also ein technisches Gebrechen der Boeing,
die diesen Katastrophe ausgelöst hat.
Herr Prof. Sieh, Sie sind damals eigentlich sehr unvermittelt zu diesem Fall gekommen.
Ja, ich bin wirklich überrascht worden.
Ich habe zwar in den Medien gehört, dass dieses Ereignis stattgefunden hat,
aber ich habe mich nicht gedacht, dass mich das persönlich betreffen wird.
Ich kann mich noch erinnern, ich bin damals im Seziersalt gestanden am Vormittag,
habe eine Obduktion gemacht, hatte auch die ganze andere Woche irgendwie durchgeplant gehabt,
weil es mich der zuständige Staatsanwalt angerufen hat.
Es war zufälligerweise der Staatsanwalt, der kurz zuvor,
mit dem ich den sogenannten Leinsprozess gemacht habe.
Aber den haben wir eine eigene Folge aufgenommen?
Ich habe eine eigene Folge gemacht und der war offenbar von mir so angetan,
als Sachverständige in diesem Leinsprozess, dass er auf die Idee gekommen ist, mich anzuhoffen.
Und hat mir angerufen und gesagt, ja, der Innenminister Löschnack hat das Bundeskriminalamt in Wiesbaden,
also in Deutschland, gebeten, hier den Österreichern zur Seite zu stehen,
weil er eine ganz große Zahl der opferösterreichischen Staatsbürger waren
und dieses Team des Bundeskriminalamtes bereits mehrjährige Erfahrungen bei Katastropheneinsätzen hatte.
Das sind Kriminalbeamte aus dem ganzen deutschen Bundesgebiet gewesen
und entsprechende Equipment bereits in einem Container stehend für so einen Fall.
Jetzt muss man sagen, dieser Fall für die jüngeren Zuhörerinnen und Zuhörer,
das war nicht einfach irgendein Flugzeug abstürzt, sondern das war ein Flugzeug von Nicke Lauda.
Der war Formel I Weltmeister dreifacher, der war jemand, der gesagt hat,
ich fordere diese staatliche müde Aua, die aus den Airlines heraus mit meiner Lauda-Air,
da hat es ein feines Essen gegeben an Bord.
Also die Lauda-Air, das war nicht so wie heute ein Billigflieger, sondern das war höchste Qualität
und der Nicke Lauda war gerade aus dem Formel I Sport kommender Superstar
und der stand auf einmal in diesem Urwald in Thailand vor den Trümmern seiner auch ökonomischen Unternehmungen.
Und Sie sollten dort auch hinfliegen.
Ja, der Staatsanwalt rost mir an und sagt ja, dieses Team aus Wiesbaden ist bereits am Flug von Frankfurt nach Wien,
die machen dort eine Zwischenlandung in Wien
und ob ich als österreichischer Gerichtsmediziner hier mitarbeiten würde.
Ich hatte den Auftrag bekommen, den Piloten und den Co-Piloten ausfindig zu machen
und zu klären, ob die gesundheitlich beeinträchtigt waren, ob die angesoffen einkraucht oder so irgendwas waren
und selbstverständlich auch mit zu helfen bei der Identifizierung der Opfer.
Naja, das war für mich überraschend
und der Staatsanwalt hat gesagt ja, um 13 Uhr landet die Maschine in Wien
und richten sie sich her.
Jetzt war meine Frage ja, ein Bauernwoche vorher ist mein zweitgeborener Sohn geboren worden.
Ich habe versucht, meine Frau anzurufen, die war nicht erreichbar,
weil das war die Zeit, wo es noch keine Hände ist, sondern nur Petra oder so Einrichtungen gegeben hat
und ich habe dann einfach gesagt, ja okay, ich bin dabei
und man soll mich also um zwölf Uhr vor meiner Wohnung abholen.
Und bin dann noch schnell ins Hygiene-Institut gefahren,
da haben wir dort noch der Taxles unten mit dem Auto gestanden,
hat auf mich gewartet, ich bin hinaufgejabst, habe gesagt, bitte muss ich jetzt drinnen nach Thailand,
gibt es mir irgendwelche Impfungen, die notwendig sind,
haben wir dann in jede Gesäßbacke irgendwelche Depose hineinspritzen lassen,
bin wieder ins Taxi hinunter und bin nach Hause gefahren, nicht?
In der Zwischenzeit kam meine Frau mit den Kindern von Besorgungen,
stehen dort vor der Wohnungstüre, zwei Beamte von der Weger mit dem Sturmgewehr
und sagen, sind sie die Frau Reuter?
Und sie sagt, ja bitte, warum geht's?
Wir sollen ihren Mann abholen, backen sie ein bisschen was ein, wir nehmen er mit.
Ja, die Frau glaubt, sie kommen in den Häfen sozusagen.
Ja, sie ist ja von mir einiges gewohnt, aber sie hat sich gedacht,
ich hätte in der Gerichtsverhandlung vielleicht verschwitzt
und irgendein Richter hätte gesagt, dann führen wir den Sachverständigen vor
oder so, auf jeden Fall war sie ein bisschen verwirrt,
hat aber dann versucht, gleich alles zu arrangieren
und ich bin also verschwitzt, ja, sind nach Hause gekommen
und hab gesagt, du, ich kann dir nicht so lange erklären, ich fliege jetzt nach Thailand.
Sie war nicht ganz so begeistert, aber es ist halt leider so
und dann haben wir den Reisebaus erst gesucht, wie das halt immer so ist,
dann hab ich eingepackt eine Filmkamera, die ich mir extra zur Dokumentation
der Entwicklung meiner Kinder beschafft habe.
Die Videokamera, wie man es früher auch hat.
Ja, die Videokamera, weil man gedacht hat, ja, vielleicht muss man dort was dokumentieren
und innerhalb weniger Minuten sind wir dann auch schon von mir zu Hause nach Schwächert gefahren
und ich hab, ich muss gestehen, in den weiteren auch flügen,
weil ich sehe, wenn ich so ein Flugzeug abstürze
und du musst mit deinem Flugzeug irgendwo hinfliegen, ist das kein gutes Gefühl, ja.
Also, wenn du warst von derselben Fluglinie ist, schon vor kurz, die jetzt einer abgestürzt
und du musst wieder in seinen Flieger einsteigen.
Aber ich hab mich nicht so gefürchtet, während des Fluges, wie bei der fort,
von mir zu Hause in Harnhals nach Schwächert.
Die Beamten sind also gefahren wie ein gesenktes Sau, wie man in Wien sagt,
nämlich mit Blaulicht vollgetonhorn
und wir sind über jede rote Ampel und die haben mich wo hinten im Fond in die Mitten gesetzt
und haben gedacht, hoffentlich kommt man da nicht links und rechts in den Daumen ein.
Gut, das hab ich also auch überlebt
und am Flughafen bin ich dann gleich durchgelotzt worden, direkt aufs Flugfeld
und bin sofort in diese Maschine gekommen, die dazwischen gelandet worden war
und wir sind nach Thailand geflogen.
Machen wir mal einen kurzen Schnitt.
Sie haben ein Text über das geschrieben, für den Mannsverlag.
Da schreiben sie immer wieder über ihre Fälle,
also eine Mischung aus persönlicher Beobachtung, aber auch wissenschaftlich.
Und da haben sie was Interessantes geschrieben,
nämlich dass ein Albtraum von ihnen eigentlich wahr geworden ist,
weil sie immer wieder geträumt haben, ich wollte immer schon wissen, was träumen,
Gerichtsmediziner, sie haben immer wieder geträumt,
dass sie über den Wienerwald ein Flugzeug abstürzt
und die österreichischen Beamten nicht wissen, was sie dann tun sollen.
Ich habe wiederkehrend einen Traum gehabt, der mich auch wirklich belastet hat,
nämlich ich hätte am Wochenende Journaldienst,
das heißt, man ist als Gerichtsmediziner allein gestellt mit einem Obduktionsassistenten
und wäre dann für die Fälle zuständig, die an diesem Wochenende anfallen.
Und ich hätte so einen Wochenenddienst und man ruft mich plötzlich an
und sagt, ja, über dem Wienerwald, beim Landeanflug,
ist ein Großraumflieger abgestürzt.
Der ganze Wald ist voll mit gleichen Kommands.
Ich versuche, meine Kollegen zu verständigen, weil mir vollkommen klar war,
das ist etwas, das kann ich alleine nicht bewältigen.
Das braucht ein riesiges Teamwork.
Ich rufe meine Kollegen an, keiner hebt ab.
Und dann bin ich schweißgebadet, immer wieder aufgewacht mit dieser Last.
Was würde ich tun, wenn ich mit so einem Fall konfrontiert werde?
Und das hat in mir gearbeitet.
Der Traum hat aber auch vorsichtig eine, so wie viele Träume, einen realen Hintergrund gehabt,
weil sie tatsächlich schon einmal bei einer Katastrophe in Wien nachträglich gerufen wurden,
eine Katastrophe, die man, glaube ich, so im Gedächtnis der Stadt nicht mehr wirklich in Erinnerung hat,
sie haben geschrieben, es war das größte Brandereignis in der zweiten Republik,
nämlich 1979, der Brand des Hotels am Aargaden.
25 Tote nach dem Brandereignis-Hotel.
Hat das eigentlich nicht mehr so wirklich am Radar, was da passiert ist? Was war da?
Ja, also ich habe im Jänner 1979 als Assistent auf der Gerichtsmedizin begonnen,
als im September, also nach neun Monaten, dieser Brand ausgebrochen ist.
Das war in der Portierloge, hat man nachher rekonstruieren können,
wurde eine klimante Zigarette offenbar, ist die auf dem Boden gefallen,
hat dort die Spanndepiche ins Glosen und ins Brennen übergeführt.
Die Spanndepiche haben toxische Gase hervorgebracht,
das Hotel hat sich dann mit Rauch gefüllt
und es sind insgesamt 25 Personen in diesem Hotel die meisten während des Schlafes verstorben.
Die sind gar nicht verbrannt, sondern erstickt.
Alle Leichen, die damals geborgen wurden, waren ein bisschen berußt,
aber es hat keiner Hitzeeinwirkungen gehabt.
Es ist also ein Tod durch Brandrauchgase gewesen.
Also in dem Hotel haben einfach die Depiche geklost.
Und ich war dort der jüngste Assistent, der Jungspund, wenn man so sagt.
Sie waren damals 24 Jahre alt, also noch im Studium, nehme ich an, oder?
Ja, der Studium war fertig, ich war promovierter Doktor Met
und habe gerade begonnen mit meiner Facharzt-Ausbildung.
Und mir kam also überhaupt keine Stellungnahme zu.
Also ich habe die Goschen halten müssen und zuschauen dürfen.
Und das habe ich auch gemacht.
Und ich kann mich wirklich mit Schaudern erinnern,
dass die Opfer, die damals auf die Gerichtsmedizin gebracht wurden,
den bekannten Verwandten Mitgliedern einer Reisegruppe, denen die angehört haben,
auf Wagerln vorgeführt wurden.
Dann hat man, haben die Leute drauf geschaut,
ja, den Kenne vom Frühstück, der ist am Tisch neben mir gesessen.
Das war der Herr Müller, der Herr Meier.
Und so wurden die identifiziert.
Und die haben wir da gedacht, das kann es ja nicht sein,
das ist ja keine wissenschaftliche, das kann ja jeder behaupten, nicht?
Da sollte man einen Zahnstatus überprüfen.
Da sollte man auf Narben, auf Detovierung oder etwas Ähnliches achten,
um eine eindeutige wissenschaftliche Identifikation hier zu liefern.
Weil was wäre das Problem, wenn es falsch identifiziert wäre?
Das Lande wird doderklärt werden, den wir leben.
Man kann zuverständlich enorme rechtliche Konsequenzen,
weil ja sozusagen Verlassenschaften sich anhindern.
Man kann ja bei so einer Geschichte sich auch aus dem Staub machen
und sich für falsche Tod erklären lassen und ein neues Leben beginnen.
Also das heißt, unsere Gesellschaft ist schon so eingerichtet,
dass wenn jemand stirbt, dass es dann auch wichtig ist,
dass das mit Sicherheit feststeht.
Der ist gestorben, der ist tot.
Und die entsprechenden weiteren rechtlichen Schritte schließen sich anders an.
Das heißt so, wie man es im Tatort sieht, dass der Gerichtsmediziner
sozusagen das Leichen durchhebt und dann kommt die Verwandten und sagt,
ja, das ist ja, das reicht nicht.
Das wäre ein Hinweis.
Es ist sicher ganz gut, aber es ist sicher auch für die Verwandten belastend.
Und ich habe das im Laufe der Jahre gesehen,
dass das Identifizieren von Verstorbenen durch Verwandte
auch mit großen Fehlern behaftet ist.
Weil ja die Verwandten erstens einmal den Toten, die Physiognomie des Toten
nicht wirklich im Kopf haben.
Man schaut ja als Toter ein bisschen anders aus, als lebender.
Und da können schon Fehler passieren.
Und auf das kann man sie nicht verlassen.
Man kann sagen, gut, sie meinen, das ist er.
Wir werden das jetzt überprüfen.
Und dann muss man mit entsprechenden wissenschaftlichen Kriterien,
wie DNA-Untersuchungen, Narben, Detovierungen,
Zahnstatusfingerabdrücke, mit diesen Dingen
muss man versuchen, dann diese Person eindeutig zu identifizieren.
Das war aber damals beim Hotel am Augarten nicht der Fall.
Und das hat mir eigentlich immer beschäftigt,
wie würde man das am gescheitesten und am korrektesten machen müssen.
Hier meldet sich Ernst Molden, der seine Gitarre schon in der Hand hat.
Am meisten sind ja, muss man sagen, die Bösen, die Männer
und die Frauen kommen zum Handkuss.
Manchmal gibt es aber auch böse Frauen.
Am Ende der Sendung werde ich ein Stück spielen.
Das heißt, die schönsten Frauen sind Efters Bees.
Es gibt einen historischen Fall, der mir im Bewusstsein der Stadt verankert ist.
Nämlich der Brand des Ringtheaters.
Das Ringtheater hat sich dort befunden, wo heute die Polizei am Schottenring ist.
Leute, die vielleicht einvernahmen müssen, kennen das.
Es ist ein bisschen schräg wie bei der Börse,
bei der U-Bahn-Station Schotntor, dieser 70er-Jahre-Kasten.
Und es ist ein bisschen ein verfluchter Ort, dieses Ringtheater.
Es ist dort nicht nur das Ringtheater abgebrannt,
sondern auch das Haus, das nachher dort gebaut wurde,
das sogenannte Synhaus.
Und das ist abgebrannt in den Viren am Ende des Zweiten Weltkriegs.
Und dort ist dort die Polizei gebaut worden.
Und bei diesem Ringtheater sind unglaublich viele Menschen umgekommen.
Es waren angeblich 384 Personen.
Man vermutet aber, dass in dem Brandschut noch mehr Tote gewesen wären.
Aber die waren offenbar so stark verkohlt,
dass sie nicht mehr identifizierbar waren.
Die Kollegin von uns, eine ehemalige Kollegin, die Majama Ketschner,
die hat einen Kinofilm sogar dazu gemacht, der heißt das Synhaus.
Dort kann man lernen, dass es vor allem die Ärmere waren,
die zu Tote gekommen sind, weil die ganz oben gesessen sind.
Es hat keine gescheiten Fluchtwege gegeben.
Die Loschenwarnersholz und die Türen sind nach innen aufgegangen.
Und das hat dazu geführt, dass Wien derzeit
durch schränksten feuerpolizeilichen Bestimmungen bekommen hat,
dass sich Türen immer noch außen öffnen mussten,
dass auch immer ein Feuerwehrfrau im Publikum sitzen muss,
dass offenes Feuer auf Bühnen sehr restriktiv gehandhabt wird.
Also dieser Fall war sehr bedeutend.
Aber das lerne ich aus Ihren Aufsätzen.
Es war auch für die Gerichtsmedizin bedeutend.
Es war für die Gerichtsmedizin bedeutend,
weil damals der berühmte Gerichtsmedizin Edward von Hofmann,
der Chef der Wiener Gerichtsmedizin war,
der schon in den Jahren vor dem Ring Theater brandt,
sich mit Brandopfern beschäftigt hatte.
Er war der Erste, der erkannt hat, dass viele Brandopfer,
die an den Folgen einer Kohlmonoxidvergiftung gestorben sind,
und er hat eigentlich auch schon vor dem Ring Theater brand publiziert,
Methoden, wie man die Identität von Leichen nach Bränden am besten feststellt.
Wie zum Beispiel?
Zum Beispiel eben durch Zahnstatus.
Also das heißt, jeder von uns hat im Mund einen sehr charakteristischen Zahnbefund,
der zum Teil unverwechselbar ist,
und er bei verbrannten Leichen bleibt der Zahnapparat sehr, sehr lange gut erhalten
und kann daher auch eine entsprechende Identifizierung mit Zahnstatus durchgeführt werden.
Wie macht man so ein Zahnstatus, oder wird man das damals gemacht?
Damals hat man das so gemacht, indem man einfach die Beschaffenheit des Zahnapparates beschrieben hat,
also wo Blompen sind, wo Zahnlücken sind, Zahnfehlstellungen,
und dazu bedarf es selbstverständlich der Beizierung des entsprechend zuständigen Zahnarztes.
Also wenn jetzt sie abgegen sind, man fände jetzt ihren Körper in einem katastrophalen Zustand
und der Zahnapparat ist da, dann gehen wir zu ihrem Zahnarzt
und sagen bitte, haben Sie vom Herrn Klink an Zahnstatus und das vergleichen wir dann
und das lässt sich eigentlich fast so gut wie eine DNA-Untersuchung beurteilen.
Weil es niemanden gibt, das gibt es nicht.
Es gibt so gut wie niemanden, der den gleichen Zahnstatus hat.
Das ist das eine, das kann man auch machen.
Man könnte selbstverständlich, das ist bei Brandleichen vielleicht weniger der Fall,
man könnte selbstverständlich auch Fingerabdrücke vergleichen.
Bei Brandleichen kann man heranziehen innere Befunde,
also wenn man zum Beispiel weiß, der ist Galenblasen operiert,
dann sucht man halt die Galenblase in der Leiche
und wenn die fehlt, fein.
Man kann selbstverständlich jederzeit eine Geschlechtsbestimmung durchführen,
am Inneren genitale.
Das heißt also, bei Männern finde ich im Becken eine Broster dabei,
Frauen in der meisten seinen Lutherus
und ich kann mich aber auch
und das habe ich meiner Jugend hervorstand entdeckt,
ein Bild machen, ob jemand zum Beispiel Raucher oder Nichtraucher war.
Und dann hat man schon einmal die Möglichkeit,
man hat ein bestimmtes Kollektiv an Leichen,
sortiert die in Männchen und Weibchen, also imaginiert zwei Hörfchen
und in dem Hörfchen kann man wieder die Raucher von denen nicht rauchen.
Und wie kann man eine verkohlte Leiche,
Sie können bei einer verkohlten Leiche herausfinden, ob die geraucht hat.
Man darf ja nicht vergessen, dass das Verbrenner eines Leichnahms
bis in die Tiefe einer enorm langen, starken Hitzeeinwirkung bedarf.
Selbst bei einem Ringteaterbrand oder einem Flugzeugabsturz
kommt es höchstens in den obersten Schichten des Körpers.
Ich würde sagen die obersten 3, 4, 5 cm zu Verkohlungen.
In der Tiefe ist das Gewebe aber in der Regel gut erhalten,
vielleicht ein bisschen gekocht, also durch die Hitzeeinwirkung denaturiert,
aber im Zentrum meistens noch flüssiges Blut,
da kann man chemische Untersuchungen, Alkohol-Untersuchungen machen,
gut erhalten.
Das ist auch etwas, die da immer glauben, immer eine Leiche anzündet,
dann wird diese Leiche zerstört.
Die wird höchstens in den obersten Zentimetern verkohlt, aber sonst gar nichts.
Wie lange braucht man, um eine Leiche komplett zu verbringen?
Ja, das ist das Phänomen des Krematoriums.
Wir brauchen also Temperaturen um die 1000 Grad und das eineinhalb Stunden lang.
Das ist eine ziemliche CO2-Belastung, das ist eigentlich klimaschnittlich.
Ja, das Kremieren ist ökologisch nicht sehr positiv zu bewerten.
Das heißt, wenn man sich ökologisch korrekt begraben lassen will,
dann nicht über das Krematorium.
Nicht über das Krematorium, sondern kompostieren.
Wenn es sowas gäbe.
Erdgrab.
Ja, wobei das normale Erdgrab selbstverständlich auch wieder
eine Flächenveränderung darstellt.
Aber die meisten Friedhöfe sind ja auch Parkanlagen
und sozusagen wieder etwas ökologisch positiv.
Also Erdgrab statt Kruft.
Das haben wir schon einmal im Staatshalt besprochen.
Politisch korrekt, das begraben heißt Erdgrab.
Keine Kruft, Kruft ist Versiegelung.
Rückführen in die Natur und das am besten in einer Parkanlage.
Dann kommen wir zurück zu den Brandleichen.
Also jemanden einfach entsorgen zu wollen,
indem ein bisschen Benzin drauf steht,
wenn ein Anzünder funktioniert nicht.
Das Feuer geht aus und sie finden dann sozusagen...
Ich finde nicht eine angekohlte Leiche,
aber selbstverständlich ist sie für mich normal untersuchbar.
Und ich kann also jetzt die Blutgewinnern,
ich kann DNA-Untersuchungen machen.
Ich kann mir ein Bild über das Rauchverhalten machen.
Ich kann sagen, was auch dafür Operationen gehabt.
Ich finde zum Beispiel irgendwelche Prothesen,
wie zum Beispiel eine Hüftprothese oder eine Brustimplantat
und mit den Marken, also das heißt mit den Marken
und mit den Herstellungsnummern,
kann man rekonstruieren, wer die Opfer sind.
Das heißt, um nochmal zum Brand des Hotels zu gehen,
einfach zu sagen, sagt's mir wer das ist,
reicht nicht, sondern das ist eine aufwendige
und durchaus akribische Arbeit, um es wirklich sicher zu sein.
Aber dann ist sie sicher, dann kann man sicher sein,
der ist auch wirklich der.
Was hat man bei diesem Ringbeaterbrand noch gelernt?
Sie haben erzählt, die Leichen sind damals,
vielleicht wollen wir das ein bisschen historisch erzählen,
die Leichen sind dort aufgelegt worden,
öffentlich, glaube ich, am Grundstück.
Ja, es gibt zeitgenössische Abbildungen,
die zeigen, dass natürlich auch die Lagerkapazitäten
nicht entsprechend waren.
Man hat daher die Verstorbenen zwischen dem Nahenturm
und dem Intergantibus Haus, so hat es im Wiener Chagot geheißen,
das ist heute das Hirnforschungsinstitut,
das ist die ehemalige Pathologie,
Ecke Sensengasse und Spitalgasse.
Hinter dieser Pathologie und dem Nahenturm
auf dieser grünen Fläche sind die Särge gestapelt gewesen,
im Freien umgekühlt.
Aber die Gerichtsmediziner sind dort von sage zu sage gegangen
und haben ihn identifiziert.
Die haben sozusagen vom Stoß herunter die Verstorbenen wegobtuziert.
So etwas habe ich dann später auch immer wieder
in anderen anderen Stellen erlebt.
Sie haben also durch den Ringbeaterbrand,
also die historische Befassung mit diesem Ereignis,
aber auch durch ihre Beobachtungen bei dem Hotelbrand im Auggarten,
sehr wertvolle Erfahrungen gemacht,
die sie gebraucht haben,
als eigentlich der Albtraum, den sie immer geträumt haben,
in Thailand stattgefunden hat, nämlich,
als tatsächlich eine Maschine in einem Urwald abgestürzt ist.
Ich war mental ein bisschen vorbereitet,
aber ich hatte selbstverständlich
als eigener Verantwortung heraus,
noch keine Erfahrung, wie man das wirklich umsetzt.
Ich habe es ja beim Hotel am Auggarten nur beobachten können
und auch innerlich kritisiert,
aber jetzt war ich konfrontiert,
damit so etwas selbst auf die Füße zu stellen.
Gehen wir nochmal jetzt zurück ins Polizeiauto.
Sie steigen jetzt in den Flieger ein
und fliegen nach Thailand und landen dort.
Was haben Sie dort erlebt?
Sie sind dann angekommen in einer riesigen Leichenhalle eigentlich?
Ja, wir sind gelandet im Bangkok
und sind dort auf die Gerichtsmedizin gebracht worden,
die ein Teil des Polizeiapparates darstellt
und ein ebenerdiges Gebäude ist mit mehreren zitiertischen
und dort wurde der normale Routinebetrieb weiter obduziert
und im Hof der Gerichtsmedizin sind Berge an Leichen gelegen,
die nicht gekühlt waren,
die im bergesägten Lagen in Plastikfolien eingewickelt
und das hat gestunken und es war 35 Grad heiß
und das hat im Tag dreimal einen Regenguss gegeben,
wo alles nass war.
Das waren katastrophale Zustände
und die Thailander waren komplett überfordert.
Darüber wollen wir ausführlich mit Ihnen reden,
weil Sie hier wirklich Dinge erlebt haben,
die auch wichtig waren für spätere Identifizierungen,
für Ihre Untersuchungen nach dem Tsuname,
aber auch für Flüchtlinge,
die in Paandorf in einem Lieferwagen gefunden wurden.
Wir werden darüber in der nächsten Folge ausführlich sprechen,
wo Sie Ihre Erfahrungen aus Thailand erzählen.
Ich danke Ihnen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
dass Sie diesmal dabei waren
und diese doch sehr wichtige Geschichte auch gehört haben,
weil sie nicht nur darum geht,
irgendetwas Schauerliches zu erzählen,
warum es wichtig ist,
leichenordentlich zu identifizieren,
warum das für die Interbliebenen wichtig ist.
Danke, Herr Prof. Reiter, für diese Einblicke
und bis zum nächsten Mal.
Bis zum nächsten Mal.
Drehen Sie noch nicht ab, liebe Hörerinnen und Hörer,
denn es gibt jetzt eine Weltprämie.
Wir haben uns für diese Staffel
wieder mit dem Liedermacher Ernst Molden zusammen getan
und er hat diesmal sogar eine ganze Platte für uns geschrieben.
Mördernummern heißt sie
inklusiv im Faltershop erhältlich.
Sie finden die Platte online
unter faltershop.at
und jetzt viel Spaß mit der Nummer
Grad die schönsten Frauen.
Wir sind wieder.
Die Trollen, die Tricks
und die Tone
und die Tore
auf die Bibli, die Brigitte
und die Indie-Ex
vom Ruhl
und die Kiatte
und die Kreide
und was die Dicke und die A
sowieso die Mitze
und die Erika
Grad die schönsten Frauen
sind auf die Schier
die auf die Hühner
in alle Bundesländer
sind wir.
process Silent
Grad die schönsten Frauen
sind auf geschlecht
schaust ein MM
dann gibst wir recht
Grad die schönsten Frauen
Es sind oft Kostig und Stur und Hort und wieder Postig, die Dara und die Sara und die Lara und die Fara, die Zita, die Anita und die Tamara, die Emma und die Ella und die Stella, Jesus, Fanny und Diana und die Barbara.
Gott, die Schichten fahren, sind oft geschirrt, tief drin, in alle Bundesländer und bei uns in Wien.
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In dieser Folge geht es um den Absturz der Lauda Air in Thailand im Jahr 1991 mit 223 Toten. Der Gerichtsmediziner Dr. Christian Reiter erhielt damals den Auftrag, unter den Verstorbenen den Piloten und Ko-Piloten ausfindig zu machen und auf ihre Flugtauglichkeit zum Zeitpunkt des Unglücks zu untersuchen. In Teil 1 dieser Doppelfolge klärt Christian Reiter im Gespräch mit Florian Klenk über die Schwierigkeiten bei der Identifikation von Katastrophenopfern auf und beschreibt, warum sie sowohl für die Angehörigen als auch für den Erhalt der Rechtsordnung zentral ist.
Musik: "Grod de scheensten Fraun" von der Platte "Möadanumman" von Ernst Molden
Die CD ist jetzt im faltershop erhältlich!
Produktion und Regie: Miriam Hübl
Audiotechnik: Philipp Dietrich
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