Alles auf Aktien: Das Versorger-Beben und die Lehren aus dem Hedgefonds-Debakel

WELT WELT 10/4/23 - Episode Page - 22m - PDF Transcript

Das sind die Finanzthemen des Tages.

Wir sprechen über die wachsende Sorge vor Kreditausfällen,

Eli Lillies Milliardendeal und den Angstmonat Oktober,

der seinem Namen mal wieder alle Ehre macht.

Im Thema des Tages dreht sich alles um das Versorgerbeben

und in der Triple-AD ziehen wir die Lehren aus dem historischen LTCM-Debakel.

Alles auf Aktien, der tägliche Börsen-Shot.

Wir begrüßen euch, Walter Chapitz

und Anja Etzel aus der Weltwirtschaftsredaktion.

Die im Podcast besprochenen Aktien und Fonds

stellen keine spezifischen Kauf- oder Anlageempfehlungen dar.

Die Moderatoren und der Verlaghaften nicht für etwaige Verluste,

die aufgrund der Umsetzung der Gedanken oder Ideen entstehen.

Blick auf die Märkte.

Heute ist Mittwoch, der 4. Oktober

und wir wünschen euch einen nervenstarken Start in den Tag.

Gute Nerven, die waren gestern wirklich vernötend,

denn da ging es heftig runter an den Märkten.

Auslöser war der aktuelle USA-Arbeitsmarktbericht,

die darauf hindollt, dass die Lage am amerikanischen Arbeitsmarkt

weiterhin sehr solide ist.

Der sogenannte JOLTS Report zeigt dem August 9,6 Millionen offene Stellen.

Das ist der Anstieg von 8,9 Millionen im Juli.

Das wiederum hat die Sorge geschürt,

dass die US-Notenbank FETI Leitzinsen

vielleicht doch noch mal in diesem Jahr anheben könnte.

Die Wahrscheinlichkeit ist auf knapp über 50 Prozent gestiegen.

Auf alle Fälle schossen die Renditen weiter in die Höhe

und was an den Börsen passierte,

das könnte euch wahrscheinlich leper vorstellen.

Allerdings, die rauschten nämlich in die Tiefe der S&P 500,

der Nasdaq 100 Krachte sogar 1,8 Prozent nach unten.

Und heute müssen wir auch mal den Dow Jones nennen, der Verlohr 1,3 Prozent

und damit sind alle Gewinne seit Jahresanfang putsch.

Und die Ausverkaufsstimmung, die macht auch vor der deutschen Börse nicht halt.

Der DAX Verlohr mehr als 1 Prozent auf 15.085 Punkte

und das war der tiefste Stand seit März.

Zu den größten Verlierern gehörten die Versorge RWE mit minus 3,9 Prozent

und EON mit minus 2,8 Prozent.

Dazu sprechen wir gleich noch mehr im Thema des Tages

und trübs das auch für Zerlande aus mit minus 5,3 Prozent,

wo novia brachen minus 3,2 Prozent ein.

Klar, zinssensitive Werte mögen keine steigenden Zinsen.

Aber wo Zinsen auffällig ist,

dass die langfristigen Renditen viel stärker steigen

als die kurzfristigen und damit die berühmte Zinskurve wieder steiler wird.

Wir hatten euch am 20. Juli, das war sogar, ich glaube, Anja und Eckhardt.

Ihr beide habt das damals gemacht, den Luxor US Curve Steepening ETF vorgestellt.

Der genau diese Wette eingeht, der sagt, dass die 10-Jährigen wieder stärker steigen als die 2-Jährigen

und der hat seitdem wir ihn vorgestellt, haben 11,3 Prozent gemacht,

denn die 2-Jährigen liegen jetzt nur noch 0,37 Prozentpunkte über den 10-Jährigen.

Damals lag der Unterschied noch bei genau einem Prozentpunkt

und immerhin sieht man daran, dass ein paar Ideen auch in diesen schwierigen Zeiten funktionieren,

in denen ja sowohl Aktien als auch Anleinern wert verlieren.

Ja, das ist doch beruhigend.

Aber ich finde ja jetzt wirklich bemerkenswert, dass du noch weißt,

wann Daniel und ich den Luxor vorgestellt haben.

Das war eine der besten verkauften Geschichten bei Welteen,

nämlich da hieß es nämlich 14 Prozent mit relativ niedrigem Risiko können Sie machen

und daher, und das war eine wahnsinnig erfolgreiche Geschichte.

Und jetzt haben wir schon 11,3 von den 14 gemacht,

die restlichen 3 Prozentpunkte kommen wissen, wenn ich,

aber zumindest ist die Wette aufgegangen.

Und ich finde, das ist doch gut, wenn wir mal rettenaufgehen in diesen Zeiten.

Absolut, absolut.

Aber ich muss trotzdem noch mal zur Miesenstimmung zurück.

Es deuten sich nämlich weiterhin schlechte Zeiten an für Streamingdienstnutzer

nach Warner Bros. Discovery und Disney,

will jetzt offensichtlich auch Netflix die Preise für den werbefreien Streamingdienst erhöhen.

Das berichtet zumindest das Wolsey Journal

und das Unternehmen will offenbar das Ende des Streiks

von Drehbuchschreibern und Schauspielern in Hollywood zum Anlass nehmen,

um an der Preisschraube zu drehen.

Und der Aktie half das aber nur ganz kurz.

Zum Börsen Schluss landete das Papier knapp 1 Prozent im Minus.

Und wenn du schon Miesenstimmung hast, hab ich auch noch Miesenstimmung,

und zwar im Banken.

Nein, ich meine bei deinem Aktien.

Ich kaufe jetzt so 100 Aktien, die auch Miesenstimmung gestern hatten,

nämlich Banken oder Anbieter von By Now Pay Later Produkten,

die gehörten auch zu den großen Verlieren.

Und hier geht die Angst um, dass es wegen steigender Zinsen

aufgezehrten Corona-Überschüssen bei den amerikanischen Verbrauchern

zu größeren Kreditausfallen kommen könnte.

Bank of America verloren 3 Prozent und Affirm.

Das sind ja die mit BNPL, also By Now Pay Later.

Die verloren sogar 10,6 Prozent.

Auch hierzulande ist ein bisschen die Stimmung kreditkippelig.

Die Commerzbank verloren 2,7 Prozent.

Und die Deutsche Bank 1,8 Prozent.

Kreditkippelig, das finde ich sehr schön.

Ja, und für Schlagzeilen hat der amerikanische Pharmakonzern Eli Lilly

gesorgt, zwar mit der 1,4 Milliarden Dollar schweren Übernahme

von Point Biopharma.

Und dieses amerikanische Biotech, das tüftelt an so genannten

Radiopharmazeutika.

Und die sollen eine gezielte Strahlentherapie im Kampf gegen

Krebs ermöglichen.

Ziel solcher Therapien ist, ist nämlich die Strahlung direkt

in die Krebszellen zu transportieren und diese dann zu zerstören

und den Schaden für das umliegende Gewebe möglichst klein zu halten.

Und das Gebiet gilt als eins der vielen Zukunftsfelder in der Onkologie,

der Schweizer Pharmakonzern Novates zum Beispiel.

Der ist ja schon seit einiger Zeit aktiv und hat da auch schon

ordentlich Geld rein investiert.

Und durch den Eli Lilly Deal ist jetzt mal die gesamte Branche

in den Fokus der Börse geraten.

Lancius zum Beispiel, die mit Point Biopharma verpartnernt sind,

die stiegen um 10,5 Prozent.

Und Point Biopharma legten um sagenhafte 84 Prozent zu.

Eli Lilly verloren, wie so oft, wenn einer kauft, 2,4 Prozent.

Und Intel, die gewann 0,7 Prozent.

Der Chip-Konzern will beim fortlaufenden Umbau

eine weitere Sparte an die Börse bringen nach dem Autozulieferer

Mobileye.

Es ist diesmal das Geschäft mit dem programmierbaren Spezialchips,

die zum Beispiel in die Kommunikationstechnik oder Infrastruktur

von Rechenzentren eingesetzt werden.

Und es war positiv für Intel.

Apropos Abspaltung, da wären wir bei den Terminen.

Novates wird nämlich die Ausgliedung seines Generiker

und Biosimilar-Geschäfts heute abschließen,

wenn die Sparte dann unter dem Namen San Doseparat gehandelt wird.

Außerdem gibt es Halbjahreszahlen von Tesco

und die Einkaufsmanagerindices für Dienstleistung

und den Auftragseingang im Maschinenbau für den August.

Das Thema des Tages.

Wir haben ja am Montag schon erwähnt,

dass es Probleme gibt bei Next Era Energy.

Demnach Markkapitalisierung, weltgrößten Versorger

mit Sitz in Florida und gestern, das Problem,

die Aktie erneut heimgesucht und den gesamten Sektor gleich mal

mit in die Tiefe gerissen.

Und gleichzeitig brach die Aktie um 3,2 Prozent ein.

Während sich Next Era bis zum Börsen-Schluss wieder erholte

und 1,2 Prozent im Plus-Schloss war anderen Versorgern

dieses Glück nicht vergönnt.

In Kavis beispielsweise rutschten tiefrot ins Minus

und schlossen mit einem Verlust von 8,2 Prozent.

Und die Aktie hat sich binnen eines Jahres fast halbiert.

Jetzt werde ich sagen, was hat denn Bitteschön

in Kavis mit Next Era Energy zu tun?

Naja, Next Era ist ja heute der weltgrößte Stromerzeuger

aus Solar- und Windenergie und hat seine Expansion

vor allem mit Schulden finanziert und ein ähnliches Geschäftsmodell

verfolgt in Kavis.

Auch hier wurden Solar- und Windparks mit Schulden finanziert.

Die Netto-Schulden bei in Kavis betragen das 4,4 Fache

des operativen Gewinns.

Und das ist natürlich, ja, in Zeiten steigender Zinsen

auch nicht so brüllend.

Und wenig überraschend auch, dass der iShares Global Clean Energy,

in dem wir die wichtigsten grünen Werte enthalten sind,

von denen viele so arbeiten.

Man hat ja auch die Schulden auf und baut da mit Windparks

oder Solarparks.

Ja, der insgesamt nicht so gut läuft.

Insgesamt summieren sich die dort die Verluste im laufenden Jahr

auf 35 Prozent allein.

Gestern ging es um 3,3 Prozent runter.

Ja, und der wichtigste Grund für das Versorgerbeben

ist die Kombination aus eben hohen Schulden

und steigender Zinsen.

Die Versorgerbranche, die besticht ja dadurch,

dass sie hohe Investitionen vornehmen muss,

zum Beispiel in den Ausbau erneuerbarer Energien

wie Windparks oder Solarspeicheranlagen.

Auch die RWE betreibt dieses Geschäftsmodell

und X-Era Energy hat diese Expansion besonders schnell

vorangetrieben und dabei eben jede Menge Schulden angehäuft.

Und angesichts der stark gestiegenden Zinsen

wird genau das jetzt zum Problem.

Nummer zum Vergleich 2018.

Betrug die Schuldenlast bei dem Konzern

rund 37 Milliarden Dollar.

Mittlerweile sind daraus fast doppelt so viel geworden,

rund 72 Milliarden Dollar.

Und selbst wenn man davon noch das Cash abzieht,

also da gibt es ja immer noch ein Cash-Beschlein in der Kasse,

knapp 1,6 Milliarden Dollar,

bleibt eine Netto-Schuldenlast von etwas über 70 Milliarden Dollar

und 70 Milliarden Dollar ist schon ein ziemlich großer Brocken.

Ja, ist schon was.

Und um das wirklich einordnen zu können,

wird die Netto-Verschuldung üblicherweise ins Verhältnis

zur Ertragskraft gesetzt.

Per Ende Juni lag das 12-Monats-Ebitat

bei etwas über 14 Milliarden Dollar.

Der Verschuldungsgrad beträgt also 4,9.

Und wir haben es diese Woche ja schon mehrfacher erwähnt.

Alles unter 3 ist in der Regel noch okay.

Bei Werten über 3 wird es schwierig.

Und genau das ist bei Next Era jetzt offensichtlich der Fall.

Ja, und für die Zins ist es stark, ist es natürlich noch schwieriger.

Und natürlich muss man da natürlich noch in Betracht ziehen,

wie gut oder schlecht eine Firma die laufenden Zinsen bedienen kann.

Und dazu wird dann das operative Ergebnis Ebit

ins Verhältnis zu den Zins-Ausgaben gesetzt.

Und bei Next Era beträgt dieser Wert 4,9.

Der Konzern steht damit im Branchenvergleich sogar ziemlich gut da.

Im Durchschnitt der Industrie legt der Zins-Deckungsgrad

nämlich nur bei 2,5.

Also alles doch ganz entspannt bei dem Konzern?

Nee, eher nicht.

Und das hat ganz viel mit der Tochter Next Era Partners zu tun.

Eine kurze Neb.

Next Era hat in dieser Einheit,

ist natürlich gemauert, dass die Abkürzung so heißt.

Aber so heißt sie noch mal.

Und in dieser Einheit ist die gesamte Windkraft- und Solaranlagen,

das ganze Geschäft mit Windkraft- und Solaranlagen gebündelt.

Und das war auch in guten Zeiten im Grunde ein nahezu perfektes Modell.

Die Tochter übernahm wichtige Energieprojekte von der Mutter

und nutzte die beständigen Einnahmen aus diesen Geschäften

für hohe Ausschüttungen.

Und das machte die Einheit dann attraktiv für Investoren.

Und die Mutter wiederum, die konnte auf diese Weise ihre Kapitalkosten reduzieren

und mit Hilfe des Cash Flows, die die Tochter als Limited-Gesellschaft

an die Mutter abführte, neue Projekte finanzieren.

Und Neb hat seit Jahresanfang 67% verloren.

Tja.

Und die Crux an diesem Modell, Neb, Next-Era Partners,

ist sehr stark darauf angewiesen,

dass ständig genug frisches Kapital nachkommt.

Der Erfolg von Neb hängt von der Fähigkeit,

ab eigen und fremdkapital zu günstigen Konditionen aufzunehmen.

Daher ist das Vertrauen der Anleger wirklich wichtig.

So beschreibt das Wells Fargo journalist Niel Kauten

in einer aktuellen Studie.

Ja, und genau dieses Vertrauen

ist in der vergangenen Woche erheblich erschüttert worden.

Es gab dann nämlich kurze Hand ihren Ausblick gekappt

und zwar kräftig.

Der mittelfristige Wachstumsausblick bis 2026 wurde mal eben halbiert

und das jährliche Dividendenwachstum von 12%,

an das die Investoren bisher gewöhnt waren,

auf 5% bis 8% runtergestutzt, die Zielmarke sind 6%.

Begründung für die Radikalkur, ihr werdet es ahnen.

Die stark gestiegenen Belastungen durch die höheren Zinsen,

die logischerweise die Kapitalkosten in die Höhe treiben.

Und da ist eben ein Problem, dass den gesamten Sektor hrtrifft.

Im S&P 500 sind die Versorge im Laufen ja mit Abstand am schlechtesten gelaufen.

Was erst mal paradox wirkt, denn gerade in Krisenzeiten gelten Versorge,

ja eigentlich als eine Art sicherer Hafen.

Ihr Geschäft hängt schließlich nicht so stark vom Auf und ab der Konjunktur ab,

wie das viele anderer Branchen.

In diesem Jahr ist es aber wegen der aggressiv vollzogene Zinswende

in der Geldpolitik anders.

Normalerweise sind Versorger ja auch wegen ihrer vergleichsweise

hohen Dividenden gefragt.

Anders als Tech-Werte sind das hier eben keine Kurskracher,

aber dafür stimmt dann eben die Dividendenrendite.

Das Dumme ist jetzt nur, zuletzt sind die Zinsen der US-Staatsanleih

mit rund 4,5 bis 5,5 Prozent je nach Laufzeit.

Auf ein so hohes Niveau gestiegen, dass die Dividendenrendite der Versorger,

die im Schnitt ebenfalls bei ungefähr 5 Prozent liegt,

da nicht mehr so richtig mithalten kann.

Denn wenn ich quasi risikolos 5 Prozent mit einer Staatsanleih machen kann,

warum sollte ich mir dann bei fast gleicher Rendite

ein deutlich riskanteres Versorgerpapier zulegen?

Trotzdem gibt es immer noch einige Analysten,

die gerade in der jetzigen Lage eine Chance sehen,

so rechnen die Analysten von UBS oder JP Morgan zum Beispiel damit,

dass die amerikanischen Anleihrenditen

möglicherweise kurz vor ihrem Peak stehen

und sich zugleich das regulatorische Umfeld für Versorger verbessern sollte.

Und die Bewertungen seien jedenfalls deutlich attraktiver geworden.

Ja, das sieht man über die Kurse sich anschaut.

Urteil JP Morgan und die erneuerbaren Energien

blieben mittelfristig ohnehin ein wichtiges Thema.

Die Triple AID des Tages.

Wir haben euch ja schon in dem vergangenen Tag immer wieder

über den unheimlichen Anstieg der langfristigen Renditen berichtet.

Und er ist gestern, wie bereits erwähnt, weitergegangen.

Zehnjährige amerikanische Anleihen rendierten mit 4,8 Prozent so hoch,

wie seit 16 Jahren nicht mehr.

Und auch immer mehr Strategien rätseln darüber, was sich da abspielt.

Torsten Slok von Apollo, der könnte sich vorstellen,

dass möglicherweise Chinesen im großen Stil amerikanischer Anleihen

auf den Markt werfen.

Und ihr müsst wissen, Peking hat in den vergangenen Jahrzehnten

einen großen Teil seiner Dollar aus den Handelsüberschüssen

in amerikanische Staatsanleihen gepackt.

Und seit 2021 hat die KP aber Papiere im Wert von 300 Milliarden Dollar verkauft.

Und diese Verkäufe könnten, laut Slok,

den Anstieg der Renditen mitbefeuert haben.

Ja, Albert Edwards von der Societé Générale, der fühlt sich beim Blick

auf die Renditen und die Börsen sogar an den Crash von 1987 erinnert.

Ups.

Auch damals gab es Wahnsignale zunächst an anderen Märkten,

bevor es dann zum Crash bei den Aktien kamen.

Andere wie der Bloomberg-Journalist John Authers,

die haben eine dritte Theorie.

Nicht die reale Wirtschaft oder die Inflationsdaten

seien die treibende Kraft für den Markt,

vielmehr sei angesichts des politischen Chaos in Washington

oder der Schuldenbondanz in Italien die fiskalische Zukunft extrem ungewiss.

Tja, und gestern Nacht, da gab es eine weitere Episode,

die das dysfunktionale amerikanische Politiksystem offenbart.

Der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus Kevin McCarthy

wurde abgewählt.

Und bei solcher Unsicherheit wäre es ja kein Wunder,

so sagen es zumindest einige Beobachter,

dass die Investoren dann eine höhere Entschädigung fordern würden,

sprich höhere Renditen.

Dann gibt es noch eine letzte Theorie, die bringt Deutsche Bank-Strategie Jim Reid

und das Volk.

Und der meint, der Zinsanstiege wird darauf hindeuten,

dass möglicherweise einzelne Finanzplayer sich mächtig verspekuliert haben

und schon bald eine große Schieflage zutage treten könnte.

Und da wären wir jetzt bei unserem heutigen,

ja bei unserem heutigen Triple EED.

Wir wollen euch ein Buch ans Herz legen,

dass sich um eine Fehlspekulation dreht,

die fast das gesamte Finanzsystem an den Abgrund gestürzt hätte,

oder in den Abgrund gestürzt hätte.

25 Jahre ist es her,

dass der Hedgefonds Long-Term Capital Management, kurz LTCM,

das System wie gesagt kurz zum Kollaps gebracht hätte.

Und es handelt sich um den Hedgefonds,

der unter anderem von den beiden Nobelpreisträgern,

Scholes und Robert Merton geführt worden sind.

Wir, Anja, haben die beide in Linda auch schon mal getroffen.

In der Tat, ja.

Ja, und der Scholes möchte gar nicht mehr über die Episode reden.

Und Merton hat uns ja versucht zu erklären,

er hätte auf diese Riesen hingewiesen,

aber die Manager hätten da nicht drauf gehört.

Ja.

Keiner wollte hören, wie immer.

Ja, an Scholes erinnere mich auch noch liebhaft,

dass er gar nicht mit uns sprechen wollte.

Aber Merton hat ein spannendes Interview gehabt.

Das war wirklich ein gutes Interview.

Absolut.

Das war wirklich ein sehr risikoaverser Zeitgenoss.

Ja, das stimmt.

Und Roger Lovenstein hat in seinem Buch

When Genius Failed,

das Drama und die Lehren um LTCM aufgeschrieben.

Interessanterweise haben die LTCM-Trader

auch mit Anleihen gezockt.

Und nach ihren eigenen Nobelpreis geproften Risikomodellen

waren sie neutral aufgestellt

und haben auf kleine Spreads

zwischen den einzelnen Bonds gewettet.

Und da es eben ganz kleine Wetten waren,

haben sie das mit einem immensen Hebel getan,

und da eben eine Rendite rauskam.

Sie waren bei insgesamt 55 Banken verschuldet

und wickelten ihre Wetten über viele Banken ab,

sodass auch nicht auf viel,

wie groß die Positionen waren.

Und insgesamt waren die Anleihen Spreads ausgelutscht

und sie mussten riskantere Wetten eingehen.

Unter anderem setzen sie auf Russland.

Und die Modelle setzten auf der Prämisse auf,

dass Märkte immer rational funktionieren

und auch immer ausreichend dickwidig sind.

Aber in der Panik funktioniert genau das eben nicht.

Dann ist plötzlich die Liquidität weg.

Alle rennen in die gleiche Richtung

und verhalten sie in den Augen des Modells

dann kollektiv irrational.

Und vor allem, dass ihr Liquide

lassen sich die Wetten dann nicht mehr verkaufen,

weil es schlicht keine Gegenpartei mehr gibt,

die jetzt die Sachen wieder kaufen will.

Und wenn man sich den LTCM-Hedgefonds ankram,

lag zeitweise der Hebel bei 100 zu 1,

sprich bei einem Verlust von 1%,

hätte man den gesamten Wert des Fonds ausgelöscht.

Und dann, im Sommer 1998,

wurden die Börsen plötzlich unruhig.

Die Volatilität stieg

und die Renditeunterschiede bei Anleihen weiteten sich aus.

Russland ging pleite, Panik kam auf

und LTCM konnte die Position nicht mehr verkaufen

und musste gerettet werden.

Die New Yorker FED trommelte die wichtigsten Banken zusammen

und jede musste mit 300 Millionen Dollar

dem Fonds beispringen.

Und am Ende mit insgesamt knapp 4 Milliarden Dollar

wurde die LTCM dann gerettet werden.

Und was sind jetzt die Learnings,

die ihr auch aus dem Buch mitnehmen soll?

Die Finanzgeschichte ist voll von Beispielen

für ungewöhnliche und extreme Preisschwankungen,

die auf der Grundlage früherer Preise eigentlich unplausibel erschienen

und damit auch nicht in den Modellen enthalten sind.

Und Lohnsteins Buch, das auch auf Deutschland im Titel

der große Irrtum, die spektakuläre Geschichte

vom Aufstieg und Untergang des raffiniertesten Investmentfonds

aller Zeiten, sollte wirklich Pflichtlichtür für alle sein,

die gern mal Wetten platzieren

und dabei möglicherweise ihre Risiken unterschätzen.

Das war alles wachsen.

Wir freuen uns immer über Feedback,

schicken uns eine Million AAA.

Also a.i.t.w.t.i. oder gebt uns eine Bewertung.

Erst mal müssen wir zu Kreuzig riechen.

Christian weiß zu Recht darauf hin,

dass es sich bei den Auslösern der Leimborliose

natürlich um Bakterien handelt,

nicht wie von uns facial herweise dargestellt.

Um Viren hast du völlig recht, lieber Christian.

Danke für den Hinweis.

Und Kritik gab es auch von Philipp.

Allerdings nicht ganz so freundlich formuliert,

wie die von Christian Philipp findet.

Wir würden schwurbeln,

weil wir beim Thema mRNA auch über Impfschäden gesprochen haben.

Aus seiner Sicht, ich zitiere,

irgendwelche Falschmeldungen von ach so vielen angeblichen Impfschäden.

Also mal ehrlich, Philipp, selbst das zuständige Paul

Ehrlich-Institut bestreitet nicht.

Das ist im Rahmen der Impfung auch zu schwer

wegen Nebenwirkung gekommen.

Natürlich betrifft das zum Glück

nur einen ganz kleinen Teil der Geimpften,

aber es gibt sie eben.

Und wir haben einige dieser Menschen auch getroffen,

die es nachweislich betrifft

und die zum Teil wirklich sehr stark leiden,

das in Abrede zu stellen, steht ihr natürlich frei.

Aber ehrlich gesagt, wir gucken uns die Welt

weiterhin lieber ohne Scheuklappen an.

Übrigens, ich habe auch mit Kathi Kariko damals

über genau das Thema gesprochen.

Und sie hat auch damals darauf hingewiesen,

dass insbesondere die Lipid-Nanopartikel

bei manchen Menschen durchaus problematisch sein könnten,

eben wegen ihrer Wirkung auf das Immunsystem.

Das wird aber noch weiter erforscht.

Tja, so, dann haben wir hoffentlich

dem Kollegen auch helfen können.

Oh ja.

Aber die meisten Zuschriften gab es zu einem anderen Thema,

und zwar zu Trade Republic

und dem Update der App, die jetzt

bei allen anscheinend angekommen ist.

Und das regt viele von euch auf.

Chris zum Beispiel schreibt, Trade Republic

hat mit seinem Design Update die User

richtig hart verärgert.

Vorher im App Store mit 4,5 von 5 bewertet,

sei die App jetzt auf 1,8 von 5 abgerutscht.

Und für Alexander ist es sogar, ich zitiere,

das schlechteste Update des Jahrhunderts.

Mit Charts, die so aussehen, als hätte ein Kind

sie mit dicken Füllstift gemalt,

fehlende Farbgebung bei Gewinn und Verlust

und Favoritenlisten ohne Kurse.

Alexander wünscht sich, dass wir bei Trade Republic mal nachfragen,

wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte

und was sie in Zukunft vorhaben,

wenn sie jetzt schadenweise Kunden verlieren.

Das fragt er.

Und auch unser Kollege Daniel, ihr wisst schon,

Dividenden Eckhardt, sagt, die Hörer haben recht.

Er hat seine Follower gefragt, 82% finden,

dass die App eine Verlechtung darstellt.

Und das sei vermutlich einer der größten Fails

in der jüngeren deutschen Finanzgeschichte.

Die positive Wirkung von 4% Zins dürfte vollkommen verpuffen.

Das sind mal klare Worte.

Und natürlich ist jetzt, es geht um weniger Information,

es geht immer um Aktion.

Und die ist halt einfach für Aktion optimiert

und weniger für Information.

Und das ist natürlich misslich,

wenn man vorher auch viel Information hatte.

Das ist halt jetzt ein bisschen mehr versteckt

und wird schwieriger zu finden sein,

ob es jetzt rote oder grün ist.

Wenn man verlustert, hat man Verluste.

Aber, liebe Alexander, das steht auf jeden Fall auf unserem Zettel.

Und wir werden einfach nochmal bei Trade Republic uns melden

und fragen, ob da nochmal ein Update vom Update geplant ist

und ob es dann wieder zu sehen wird.

Wobei derzeit ja wahrscheinlich viel rot zu sehen sein wird.

Und wir werden auch berichten,

ob es demnächst rot wieder zu sehen gibt.

Ja, das wollt ihr natürlich nicht verpassen.

Deshalb abonniert uns, sprecht über uns

und empfehlt uns euren Freunden.

Und ob rote oder grün,

wir holen uns morgen wieder.

Ab 5 Uhr bei Welt und überall, wo es Podcasts gibt.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

04.10.2023 – Der tägliche Börsen-Shot

In der heutigen Folge „Alles auf Aktien“ sprechen die Finanzjournalisten Anja Ettel und Holger Zschäpitz über die wachsende Sorge vor Kreditausfällen, Eli Lillys Milliarden-Deal und den Angstmonat Oktober, der seinem Namen mal wieder alle Ehre macht. Außerdem geht es um RWE, E.ON, Zalando, Vonovia, Lyxor US Curve Steepening ETF (WKN: LYX00G), Warner Bros Discovery, Disney, Netflix, BofA, Affirm, Commerzbank, Deutsche Bank, Eli Lilly, Point Biopharma, Novartis, Lantheus, Intel, NextEra Energy, Encavis und iShares Global Green Energy (WKN: A0MW0M).

Wir freuen uns an Feedback über aaa@welt.de.

Disclaimer: Die im Podcast besprochenen Aktien und Fonds stellen keine spezifischen Kauf- oder Anlage-Empfehlungen dar. Die Moderatoren und der Verlag haften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung der Gedanken oder Ideen entstehen.

Hörtipps: Für alle, die noch mehr wissen wollen: Holger Zschäpitz können Sie jede Woche im Finanz- und Wirtschaftspodcast "Deffner&Zschäpitz" hören.

Außerdem bei WELT: Im werktäglichen Podcast „Kick-off Politik - Das bringt der Tag“ geben wir Ihnen im Gespräch mit WELT-Experten die wichtigsten Hintergrundinformationen zu einem politischen Top-Thema des Tages. Mehr auf welt.de/kickoff und überall, wo es Podcasts gibt.

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