Verbrechen: Das Mädchen mit der blauen Matratze

ZEIT ONLINE ZEIT ONLINE 10/3/23 - Episode Page - 52m - PDF Transcript

Liebe Zuhörerinnen, liebe Zuhörer, ganz herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts

Zeitverbrechen.

BASKESHA auf der Matratze steht als Überschrift über einem Text, der im Jahr 2015 erschienen

es und zwar in einem Ressort der Zeit, dass es heute so nicht mehr gibt.

Das stimmt.

Das Ressort ist heute in deinem Ressort Wissen aufgegangen.

Nein, es war eine Fusion beider Ressorts.

Auf Augenhöhe.

Ja, natürlich.

Auf Augenhöhe und alle Redakteure des Ressorts Chancen, das es damals noch gab, ein Bildungsressort,

wanderten jetzt in deinem Ressort rüber, ins Wissen.

Aber als es das Ressort Chancen noch gab, also dieses Bildungsressort, da hatte ich das

Glück, ein halbes Jahr lang dieses Ressort übergangsweise als Ressortleiterin führen

zu dürfen.

Lass mich raten, schon hat sich das Verbrechen ins Ressort geschlichen.

Natürlich.

Ja, sofort gab es verschiedene Verbrechen.

Ich hatte auch den Eindruck, dass im Bildungssystem erhebliche Verbrechen stattfinden.

Also es gibt viel kriminelles Potenzial.

Ja, also in dem Moment, als ich da war, gab es sofort mehrere Verbrechens, große Verbrechenstexte

im Bildungsressort und die wurden vorwiegend vom Rudi Novotny geschrieben, der jetzt hier

gegen Übersitz und den ich auch heute eingeladen habe, denn im Jahr 2015 war ein Riesenrummel,

der sich in Amerika, der sich bis nach Deutschland fortgepflanzt hat und auch hier die Presse

erschüttert hat.

Das ging nämlich um eine junge Frau, die mit einer blauen Matratze herum zog und als eine

Art prophetisches Mahnmal diese Matratze hinter sich herzog.

Was es mit der Frau auf sich hat, das hat dann Rudi Novotny recherchiert und deswegen

ist er heute da.

Hallo.

Wir bewegen uns für diese Geschichte auf den Campus einer amerikanischen Universität.

Das ist für uns mindestens mal ungewöhnlich, denn eigentlich haben wir es ja immer mit

deutschen Fällen hier zu tun, aber es gibt eine enge Verbindung nach Deutschland, denn

der Verdächtige in diesem Fall ist ein junger deutscher Student.

Rudi, nimm uns mal auf diesen Campus mit, was ist da los?

Genau, der Verdächtige ist ein junger deutscher Student aus Berlin, Berlin-Kreuzberg, Paul.

Er ist zu dem Zeitpunkt, an dem ich ihn treffe, im April 2015, seit vier Jahren auf dem Campus.

Das ist der Campus der Columbia University mitten in New York gelegen, wunderschön muss

man sagen, also die alten Gebäude und die Innschriften und dann haben sie diese sauber

gestutzten Rasenflächen, die hier eigentlich niemanden hinkriegt, wo die Leute Fußball

spielen.

An so einem Frühlingstag bin ich damals über die University gelaufen und mit der Idee

Paul zu treffen.

Das war nicht einfach, weil Paul sich versteckt hat zu diesem Zeitpunkt.

Aber seine Mutter hatte uns geschrieben.

Seine Mutter hat um ganz genau zu seinen Sabine geschrieben, sein Vater war sogar

Mitte März und der schrieb, mein Sohn ist beschuldigt, jemanden vergewaltigt zu haben,

es geht um die Frau, die junge Studentin mit der Matratze, dieses Bild war damals schon

in allen Medien unterwegs.

Auch deutsche Medien hatten darüber berichtet, aber sehr einseitig um das jetzt mal vorsichtig

zu sagen.

Einseitig in welcher Hinsicht?

Einseitig, dass das Narrativ, wie man so schön sagt, war, da kommt ein Athletenstudent,

dem will die Uni schützen, der ist privilegiert, der vergewaltigt ein hilfloses Mädchen,

also wirklich Mädchen in diesem Sinne, so kam das rüber und sie wehrt sich jetzt endlich

mal.

So und das ist richtig gut.

Ich hatte das auch in verschiedenen Medien gelesen und dachte mir so, gut, dass das

jetzt mal irgendwie, dass sich jemand einmal zur Wehr setzt, das stimmt ja auch und dann

ich war gerade ein halbes Jahr, gerade ein halbes Jahr bei den Chancen, bei der Zeit

überhaupt und ich saß mit einem Kollegen in meinem Büro und auf einmal flog die Bürotour

auf und Sabine rauschte rein und sagte so, hier ist eine Geschichte, jetzt fliegt einer

von euch in die USA und zwar sofort.

Und da der Kollege Kinder hatte und ich nicht, habe ich gesagt, okay, dann fliege ich ja

und der Anlass war die E-Mail der Eltern von diesem Paul.

Darin schilderten sie und sagten, dass jemand aus der Zeit schon mal anrecherchiert hätte

über eine freie Journalistin in den USA, aber das wäre eine gewesen, die mehrfach Artikel

darüber geschrieben hätte, wie gut diese Matratzenaktion, wie gut diese Aktionen gegen

potenzielle Vergewaltiger sind und er sagte, das sei von vornherein unfair und von vornherein

mit einem Vorteil blickt, ob wir das nicht anders machen können.

Jetzt müssen wir mal zu Emma Solkovitsch rüber springen, denn Emma ist es, die mit der Matratze

über den Campus marschiert, sie ist Kunststudentin, sie kommt aus Manhattan, aus der Upper East-Zeit,

die Eltern sind beide Psychoanalytiker, ich glaube sogar relativ bekannte Psychoanalytiker.

Also armes kleines Mädchen aus dem Nichts wird hier vernichtet, davon kann keine Rede

sein und das war auch der Grund, weshalb ich da den Rudi in Bewegung gesetzt habe,

weil bei solchen Sachen sieht es manchmal anders aus, wenn man näher hinschaut.

Wir haben in diesem Podcast ja schon häufiger diese Erfahrung gemacht.

Emma ist ziemlich präsent, du hast es ja schon gesagt, der Fall ist durch viele Medien gegangen,

aber sie schafft das sogar als Covergirl auf das New York-Magazine mit ihrer Matratze.

Das ist ein Bild, das geht wirklich um die Welt.

Ich glaube, viele unserer Zuhörerinnen und Zuhörer werden sich auch erinnern.

Wir haben auch damit aufgemacht damals.

Wir haben unsere Geschichte auch damit aufgemacht.

Da sieht man Emma eine dunkelhaarige Studentin, die diese Matratze trägt.

Wahrscheinlich ist sie schwerer.

Sieht ein bisschen aus wie Jesus mit dem Kreuz.

Ja, das ist auch der Punkt, an dem dieses Bild völlig symbolisch aufgeladen ist.

Sie sagt, auf dieser Matratze wurde ich von Paul vergewaltigt und sie trägt dieses Kreuz,

wie das übrigens auch ihr Kunstprofessor ausgedrückt hat, sie erinnert an Jesus.

Das wird irgendwann ihre Abschlussarbeit, diese Performance.

Sie ist aber so prominent, dass sowohl Marina Abramowitsch,

eigentlich eine der bekanntesten Künstlerinnen der Welt, sagt, sie ist ein Fan dieser Arbeit.

Sie wird von der New Yorker-Szenatorin zur State of the Union Address von Barack Obama eingeladen

in den Kongress und Hillary Clinton sagt, dieses Bild soll uns verfolgen.

Und tatsächlich verfolgt es natürlich uns, aber vor allen Dingen verfolgt es Paul.

Paul hast du schon gesagt, kommt aus Berlin.

Die Eltern, die sich bei uns gemeldet haben, Karin, seine Mutter ist eine Lektorin,

die sich, glaube ich, auch stark mit feministischer Literatur auseinandersetzt.

Andreas, der Vater, ist Grundschullehrer in Kreuzberg.

Paul kommt also auch aus recht bürgerlichen Verhältnissen,

macht das Abitur an einer internationalen Schule in Zwasiland,

Leistungssportler und man muss ein bisschen was über amerikanische Universitäten wissen,

um zu verstehen, warum du vorhin so im Nebensatz gesagt hast,

naja, die Uni schützt halt so ihren Vorzeige-Leistungssportler.

Was ist das für ein System?

Also ich würde noch einmal ganz kurz nach vorne haken zu dem Elternhaus von Paul,

weil ich glaube, das ist wichtig.

Das ist kein bürgerliches Elternhaus, wie wir es uns jetzt in Äppendorf

ohne die Äppendorfer zu beleidigen vorstellen, sondern Pauls Vater ist ein Grundschullehrer

und als Paul geboren wird, 2015 ist er 23, also ein 80er, früher 80er-Jahre-Kind,

wenn ich das richtig ausrechne, übernimmt der Vater das Aufziehen von Paul.

Also die Mutter arbeitet und der Vater geht mit Paul durch die Gegend,

geht in die Bäckerei, geht einkaufen in Kreuzberg, also das Kreuzberger Milieu.

Aber selbst da ist es noch total ungewöhnlich und alle sagen, der Mann mit dem Kind,

die Mutter schreibt feministische Literatur.

Also dieser Junge, dieser Junge gerät in Vergewaltigungsvorwürfe und Angriffe

einer feministischen Kunstaktion.

Ich glaube, das muss man sich einfach mal klarmachen,

weil das ist natürlich völlig absurd, dass hier auf einmal eine Wertevertretung stattfindet.

Und das System der amerikanischen Unis zu dem Zeitpunkt ist,

du holst Athleten, die dir Glanz verleihen an deine Uni.

Also Sport, Menschen.

Das spielt ja bei uns überhaupt keine Rolle, ob einer welche Muckis einer hat.

Aber da ist es offenbar anders.

Man sieht es immer in den Filmen der Rudern die ständig.

Und genau das ist auch der aufgeladene Hintergrund der ganzen Sache.

Man muss sich das, glaube ich, einmal zurückversetzen.

Das ist die Obama-Error.

Das ist eine sehr liberale Regierung, die das übernimmt.

Und gleichzeitig sind an den Universitäten, würde ich sagen,

noch Strukturen, die auf so einen professionellen Athleten-Star-Cult aus sind,

die sehr starke Studentenverbindungen haben,

wo es 17-Jährige zum ersten Mal irgendwie losgelassen werden

und sich betrinken untereinander und dann zum ersten Mal vielleicht was miteinander haben.

Und diese Welten, dieses Prokresive, was sich in der Obama-Error-Bahn bricht,

trifft auf diese, sagen wir mal, ein bisschen archaische Studentenwelt.

Heute würde man sagen, die haben alle Black Lives Matter und so.

Das ist alles ganz anders.

Aber ich glaube, das ist eine Umbruchsphase,

in die wir damals auch mit diesem Artikel reingekommen sind.

Und es gibt dann einen Film, The Hunting Ground, wo geschrieben wird,

mich Studenten vergewaltigt werden, ein Dokumentarfilm.

Es gibt eine 1 von 5 Statistik, die sehr schief zusammengebaut ist.

1 von 5 musst du erklären.

Genau, in der gesagt wird, eine von 5 Studenten wird auf dem Campus sexuell belästigt.

Die ist nicht repräsentativ.

Also A, es sind nur zwei Universitäten, die mitmachen.

B ist es einfach sehr weit definiert, was du jetzt als sexuellen Übergriff siehst.

Also die Definition war ein Fall, die repräsentative Frage hat nicht funktioniert.

Im Grunde ist es ein aufgeladenes Klima.

Es gibt tatsächlich auch Vergewaltigungsfälle, ganz furchtbare,

wo eine Football-Mannschaft tatsächlich ein bewusst großes Mädchen nach einer Party vergewaltigt.

Es gibt auch Fälle, die sich als Fake rausstellen.

Eine Lacrosse-Mannschaft soll eine schwarze Stripperin vergewaltigt haben.

Der Rolling Stone hat dann darüber berichtet,

das wäre das größte Desast in der Geschichte des Rolling Stones, weil es sich in Luft auflöst.

Also das ist das Klima.

Ja, und man muss noch eines dazu sagen,

also wenn man sich hier deutsche Universitäten anguckt, die Studenten wohnen über die Stadt verteilt.

Wer als jungen Student, als jungen Student in einer amerikanischen Universität

kommt, wird in den meisten Fällen auf dem Campus untergebracht.

Ja, es gibt Wohnheime, Dorms, in denen diese Studenten wohnen.

Es gibt Verbindungen, die Häuser haben Namen, man identifiziert sich auch mit den Häusern.

So ein bisschen wie bei Harry Potter.

So ein bisschen wie bei Harry Potter, genau.

Und das ist interessant, es ist das in Locoparentis-Prinzip.

Das nämlich heißt die Universität.

Und das wird noch sehr wichtig für die Behandlung von Pauls Fall.

Die Universität kümmert sich um dich, um dich als Studenten.

Sie ist verantwortlich.

Anstelle deiner Eltern, das ist genau.

Genau, Parentis, anstelle deiner Eltern.

So, und in diese ganze Gemängelage kommt 2011.

Im selben Jahr, in dem Paul an die Kolumbia kommt, schreibt die Obama-Regierung einen Brief, den Dear Colleague Letter.

Das ist eigentlich das Department of Education.

Also das Bildungsministerium würde man jetzt grob übersetzen.

Und in diesem Letter heißt es, die sexuellen Übergriffe auf dem Campus

verletzen ein Bundesgesetz namens Title IX.

Nämlich die sind quasi so massiv, dass es für Leute unterschiedlichen Geschlechts

schwierig wird, einen freien Zugang zur Bildung zu haben.

Das sagt dieses Title IX Gesetzes.

Das Title IX Gesetz ist von 1972 und es sagt, ungeachtet des Geschlechts

muss jeder an einer vom Bund mit finanzierten Bildung diskriminierungsfrei teilhaben können.

Sonst entziehen wir euch die Bundesmittel.

Okay, und dieser Letter sagt jetzt, weil junge Frauen auf dem Campus so bedroht sind,

so gefährdet sind, ist das sozusagen ein Hemmnis des Zugang zu Bildung.

Exakt. Und für die Universitäten muss man sagen, hat das gravierende Konsequenzen.

Das bedeutet nämlich den Entzug von Mitteln von staatlichen Zuwendungen.

Das bedeutet A, den Entzug von Mitteln, B, du musst dir die Universitäten natürlich auch,

das sind Ivy League Colleges, also die sind eigentlich ja auch privat und werden

so als Marken quasi wie Apple oder sonst was vermarktet.

Also Yale, Harvard, Stanford oder Columbia.

Genau, oder Columbia, die gehört auch dazu.

Das sind Elite-Universität.

Ja, das sind Elite-Universität.

Die wollen auch quasi den Dreck nicht auf der Weste haben.

Und jetzt sagt das Department of Education,

ihr müsst euch drum kümmern, weil in loco parentis, ja,

und ihr müsst jetzt die sogenannte Pre-Ponderance of Evidence mehr oder weniger einführen.

Das ist, wenn man es auf Deutsch übersetzt,

wir haben ja im Zweifel für den Angeklagten und die Pre-Ponderance of Evidence.

In Dubio pro Reo.

Genau, in Dubio pro Reo.

Und diese Regel aber ist ungefähr so,

der Beschuldigte muss quasi seine Unschuld beweisen.

Das wird jetzt verlangt.

Das dreht um. Eine Beweislastumkehr.

Wenn die Anschuldigung einigermaßen plausibel und glaubhaft ist,

wird erst mal die Beschuldigende ernst genommen.

Das ist der Punkt, das ist der Ausgangspunkt.

In unserem Fall aber führt dieser Punkt

diese Sicht auf die Rechtslage, ja,

dazu, dass sich eine Situation entwickelt, die an Kafka erinnert oder an Beckett.

Du hast das mit Beckett verglichen in deinem Text.

Das entwickelt sich in einem Wahnsinn, dem niemand mehr her wird

und der am Schluss in eine Katastrophe mündet.

Die Studentin Emma Salkowicz sagt ja auch,

sie beabsichtigt etwas mit dieser Matratzenaktion.

Es ist ja nicht nur so, dass sie herumgeht und ihr Kreuz trägt,

sondern sie will, dass Paul von der Universität fliegt.

Also sie will seine Karriere zerstören.

Sie hat ein Plan und das ist nicht nur eine reine Opfergeschichte,

sondern es ist auch die Geschichte eines Kampfs, nämlich zwischen Emma und Paul.

Dieser Kampf wird wichtig werden.

Sie hat viele Mitstreiterinnen, die sie gewinnen.

Das wird eine ganze Bewegung daraus entstehen.

Das können wir jetzt schon sagen.

Aber lasst uns noch mal auf die Normalität dieses Campus zurückgehen.

Wir haben ja schon festgestellt,

dass junge Studenten, die sind zum ersten Mal aus dem Elternhaus zurück,

die haben jetzt die Alma Mater, die nähernde Mutter der Universität über sich.

Aber die guckt natürlich nicht immer überall hin.

Und man trifft sich, man wohnt miteinander, man feiert miteinander,

man trinkt miteinander und durch diese Wohnheime zieht auch manchmal

der Duft von kleinen Zigaretchen.

Also man kann sich das so richtig vorstellen.

Und das ist so ein...

Ich habe selber mal in so einem Wohnheim gelebt, hier in Deutschland tatsächlich nach der Schule

und wenn so junge Leute einfach zusammenkommen, das Elternhaus verlassen,

sich verlieben und entlieben ganz schnell, da ist so eine Euphorie in der Luft

und ständig passiert was und immer gibt es Partys

und immer kann man jemanden treffen und flirten und so weiter.

Ja, das ist so diese Szene, in der wir uns bewegen.

Und tatsächlich lernt sich Emma und Paul

2011 erst mal ganz normal in so einer Szene kennen,

denn sie wohnen in derselben Studentenverbindung.

Und sie sind beide Atleten.

Was macht denn Paul? Was macht Emma?

Paul rudert und war vorher Rennradfahrer.

Paul ist ein Strahlemann.

Das hat jeder gesagt.

Also der ist irgendwie jemand who lights up the place, wie es so schön heißt.

Und Paul hat auch ein Stipendium.

Er könnte sich das nie leisten für diese 10.000 von Dollar, die er bezahlen muss.

Er kommt...

Was studierte denn auch?

Liberal Arts.

Und das ist etwas, also ich habe in England studiert, drei Jahre lang.

Ich muss im Nachhinein sagen, hätte ich auch mal gerne so was studiert.

Liberal Arts ist wirklich...

Da steckt die Idee dahinter, dass du den ganzen Menschen ausbildest.

Also du hast Philosophie, du hast ein bisschen Wirtschaft.

Du kommst dann quasi abgerundet nach einiger Zeit.

Du spezialisierst dich natürlich, aber trotzdem abgerundet aus diesem Studium.

Das ist ein sehr beliebtes Studium, muss man dazusagen.

Da war es zumindest.

Und Emma ist Fächterin.

Und die beiden wohnen im Studentenwohnung, wie Andreas gesagt hat.

Sie sind Mitglied bei Alpha Delta Phi, also in derselben Studentenverbindung.

Sie lernen sich 2011 kennen bei Partys und man macht viel miteinander.

Er findet sie spannend, weil sie kennt diese Welt der Athleten ein bisschen.

Aber gleichzeitig ist sie natürlich auch ganz anders.

Sie hat jüdische, japanische, chinesische Wurzeln.

Die Familie ist, also ein Teil der Familie ist auch europäische Holocaust überlebend.

Die Psychoanalytiker, Eltern, das ganze New York, das Interesse für Kunst.

Das war ja nicht irgendeine Partybekanntschaft, die total langweilig war,

sondern das war eine hochinteressante junge Frau.

Klingt wie so eine Kultur aus frühen Wurdeellenfilmen.

So eine New Yorker Gesellschaft, Society, Psychoanalyse,

intellektuelle Hintergründe.

Ja, genau. Und Sie haben auch ein kleines Verhältnis.

Um es sehr prosage zu sagen, Sie schlafen im Frühjahr 2012 zweimal miteinander.

Danach bleiben Sie in Kontakt.

Man sieht sich immer wieder.

Es gibt dann auch Facebook Nachrichten, die lagen mir dann auch bei der Recherche vor.

Dass Emma an Pauschreibt, ich vermisse dich so sehr.

Und Sie sich dann wiedersehen.

Und dann am 27. August 2012 kommt die entscheidende Nacht.

Es gibt zwei Versionen von dieser Nacht.

Also sie gehen miteinander aufs Zimmer.

Pauls Version ist, sie haben miteinander Sex.

Er ist einvernehmlich.

Es kommt auch zum Analferkehr.

Und irgendwann in der Nacht am frühen Morgen, wann noch immer geht er dann?

Emma's Version ist, der Sex ist nicht einvernehmlich.

Er wirkt sie, er schlägt sie.

Sie schreit, weil er sie vergewaltigt.

Und zwar anal, da decken sich die beiden Schilderungen.

Und dann rennt er weg, bevor er den Orgasmus hat.

So, 27. August 2012, das ist die entscheidende Nacht.

Aber erst acht Monate später wird Emma Paul anzeigen.

Und zwar nicht bei der Polizei, sondern bei der Uni.

Warum das?

Also ich kann jetzt über Emma's Motive nur spekulieren.

Hast du denn versucht, sie zu erreichen?

Ja, ich habe versucht, sie zu erreichen.

Ich habe versucht, ihre Ängsten, ein, zwei Mitstreiterinnen zu erreichen.

Ich habe versucht, den Vater zu erreichen,

der sich auch durchaus geäußert hat vorher.

Die haben alle gesagt, wir reden nicht mit dir.

Oder sich gar nicht zurückgemeldet.

Warum nicht?

Gut, wenn einer mir nicht mit einem redet,

dann weiß man es einfach nicht.

Ich kann es nicht sagen.

Vielleicht war es an dem Zeitpunkt

auch schon ein bisschen am Kippen mit der ganzen Sache.

Das wäre jetzt meine Vermutung, das Ding ist außer Kontrolle geraten.

Also du musst dir vorstellen, ich war ja nicht 2012 da, als das angefangen hat.

Ich war auch nicht 2014 schon da, als sie angefangen hat, die Matratze zu tragen,

sondern ich war 2015 da.

Und da war diese Bewegung außer Kontrolle.

Und auch Emma's und Paul's Leben war völlig außer Kontrolle.

Am 18. April 2013 sitzt Paul

im Büro für sexuelles Fehlverhalten der Columbia University.

Schon, dass es ein solches Büro gibt,

zeigt ja, die Universitäten haben auf Title IX,

1 in 5, Dieacolic Letter, also auf diese ganze politische Aufmerksamkeit

zum Teil zumindest reagiert.

Das gilt nicht für alle Universitäten.

Aber die Columbia hat ein Büro für sexuelles Fehlverhalten.

Genau, die Columbia hat wie viele andere Universitäten auch gesagt,

wir müssen was ändern.

Und de facto, also das muss man jetzt auch einmal kurz sagen,

es gibt natürlich Probleme, nicht nur die, die wir geschildert haben,

die aus diesem Kessel da raussteigen mit diesen ganzen jungen Leuten,

sondern nur 5 Prozent nach einer Studie, das ich glaube, es war der Kongress,

nur 5 Prozent der ganzen Übergriffe wird überhaupt angezeigt.

Von 440 Universitäten hat nur die Hälfte, überhaupt eine Telefon-Hotline.

Also es liegt was im Argen.

Es erklärt auch diesen Hype, der jetzt einsetzt.

Ja, man muss auch sagen, also diese Kampus sind ja manchmal riesige Gelände.

Und es gibt Universitäten, die richten sozusagen einen Begleitservice ein.

Ja, also wenn du als junge Frau eine Party verlassen willst

oder spät abends vom Seminar in deinen Dornen zurück,

dann kannst du eine Stelle anrufen und dann kommt jemand von der

Universität Garz da. Bringt dich heim.

Und bringt dich heim zum Beispiel.

Die Universität wird auch im Laufe des Jahres 2014

noch mal mehr Sachen einführen, Schulungen, Verpflichtende

und irgendwie mehr Personal für diese Sachen.

Jetzt an dem Teil ist sie so wie andere Universitäten.

Sie hat die Yes Means Yes Regel.

Also man muss irgendwie quasi sagen, ich möchte mit dir schlafen,

vereinfacht ausgedrückt.

Und sie hat Guidelines eingeführt.

Nur sind diese Guidelines, wie Paul jetzt erfahren wird,

sehr, sehr irritierend für jemand, der den Rechtsstaat kennt.

Also Paul ist in diesem Büro, er bekommt einen Brief,

in dem steht im Grunde drin, es besteht der Verdacht,

dass er sich sexueller Nötigung schuldig gemacht hat.

Also man sagt es ihm nicht, sondern man überreicht ihm ein Schreiben im Büro.

Ich weiß nicht, ob man es ihm auch noch sagt,

aber er kriegt das Schreiben auf jeden Fall.

Das Problem ist aber weniger, was man ihm sagt als was man ihm nicht sagt.

Man sagt ihm nämlich nicht, es gibt den Vergewaltigungsvorwurf,

sondern es gibt eben nur, sie haben sich eventuell

sexueller Nötigung schuldig gemacht.

Der Kontakt mit Emma Solkowicz, Solkowicz ist ihnen untersagt.

So, Paul hat an diesem Brief und weiß überhaupt nicht, was jetzt geschieht.

Der Brief ist völlig schwammig, formuliert.

Er weiß, irgendwelche Vorwürfe darf nicht mit Emma reden.

Er weiß nicht, es ist der August, es ist diese Nacht.

Er weiß nicht, welche Vorwürfe sind da.

Er weiß nicht, um wen es geht.

Er weiß nicht, was er getan haben soll.

Er weiß nicht, ob es Ermittlungen in der Polizei gibt.

Er weiß gar nichts.

Er weiß nur, dass er irgendwas gemacht hat, aber er weiß nicht was.

Er weiß nicht was.

Er weiß, es hat was mit Emma zu tun und mit sexueller Nötigung.

So.

Wenn man allerdings ein Dreivierteljahr nach der Tat oder nach der

angeblichen Tat das meldet, dann gibt es natürlich auch keine Spuren mehr.

Also wenn sie sagt, sie ist gewirkt worden, so was kann man eigentlich

rechtsmedizinisch nachweisen.

Auch eine annale Vergewaltigung hinterlässt in der Regel Spuren.

Also Arzt, Rechtsmedizin, Polizei, das alles ist unterblieben, oder?

Das ist alles unterblieben.

Es gibt keinerlei Spurensicherung.

Es gibt jetzt tatsächlich nur, geht maximal schwierige Situationen.

Zwei Leute erzählen jetzt sieben Monate lang in Dutzendem von Befragungen

anderen Leuten, was passiert ist.

Und man muss dazu wissen, das sind keine Leute, die juristische Kenntnisse haben.

Also keine Polizeibeamten oder Staatsanwälte oder so was ähnliches.

Es sind Mitarbeiter.

Es gab in dieser Zeit, es gab ja nicht nur Pauls Falson, es gab einige Fälle.

Und da war teilweise das Kantinenpersonal dann mit den Leuten geredet

irgendwie und versucht, die Wahrheit herauszufinden.

Das war jetzt nicht bei Paul so, aber es gab tatsächlich Fälle.

Er hat auch keinen Verteidiger.

Er hat keinen Verteidiger.

Er muss aus dem Wohnheim ausziehen.

Hat er keinen Verteidiger, weil er sich keinen leisten kann?

Oder hat er keinen Verteidiger, weil hier keiner vorgesehen ist?

Es ist keiner vorgesehen.

Man muss jetzt, glaube ich, auch wieder auf dieses Inloco parentis zurückkommen.

Es ist quasi, als würden deine Eltern sich mit dir hinsetzen und sagen,

hör mal zu Bürschchen, da lief was schief, jetzt reden wir mal.

Um es kurz zu machen, es dauert bis zum November 2013,

aber dann wird Paul von der Uni freigesprochen.

Bisschen seltsame Formulierung, weil wie kann eine Uni jemandem freisprechen, oder?

Wenn es gar keine richtige Anklage gab.

Das ganze Verfahren ist natürlich eine, sagen wir mal,

eine Verunklarung von rechtsstaatlichen Prinzipien, die ein Skandal sind.

Und das Problem ist, ich habe da auch, da kommen wir sich ja noch dazu,

du mit einer Organisation gerettet, mit dem Anwalt von Paul, den er später hatte.

Und der sagte auch, die Universitäten, die erzählen uns zwar alle,

na ja, die werden dann wieder, wenn es im Zweifelsverfrei gesprochen

oder das Schlimmste, was passiert, die werden von der Uni geschickt.

Aber in diesem Augenblick hast du natürlich trotzdem einen Stempel

in deinem Lebenslauf, das ist ein Abbruch in deinem Lebenslauf.

Du musst es von Yale weggehen oder von einer unbedeuteren Universität.

Kein Arbeitgeber, der das sieht, wird dich irgendwie einstellen.

Bleibt nicht unkommentiert, man wird natürlich gefragt, sagen wir mal,

sie waren doch auf Yale, sie waren doch auf der Columbia.

Warum sind sie denn davorzeitig weggegangen?

Und dann rufen die da natürlich auch an, was war denn da mit diesem Paul?

Auch nach seinem Freispruch im Winter 2013

tauchen im Mai 2014 plötzlich Graffiti und Flyer auf,

in denen Paul jetzt als Serienvergewaltiger.

Jetzt sind es gleich Serien, die ihm vorgeworfen werden, beschimpft wird.

Wie ist es denn dazu gekommen?

Vorausgegangen ist eine Anzeige jetzt bei der Polizei.

Erst mal wird Paul freigesprochen und seine Eltern in Berlin denken,

es ist vorbei. Der Albtraum ist vorbei, unser Junge ist frei, jetzt geht es weiter.

Man muss dazu wissen, Paul hat vorher nicht nur gerudert,

er hat Radio gemacht, der hat ein Filmteam aufgebaut,

der war überall aktiv.

Und jetzt, im Mai auf einmal, in ein paar Tagen

geht es Schlag auf Schlag.

Erst mal tauchen Graffiti und Flyer auf dem Campus auf,

in den Paul als Serienvergewaltiger bezeichnet wird.

Dann zeigt Emma Paul an und zwar richtig, also bei der Staatsanwaltschaft,

bei der Polizei. Und damit ist sein Name öffentlich.

Das heißt, er darf überall genannt werden.

Und das macht auch eine Unizeitung sofort.

Die Eltern sagen, von Deutschland aus stoppt das an die Uni.

Die Uni sagt, wir sind nicht zuständig dafür,

wer welchen Namen hier verbreitet.

Also jetzt doch kein Parentismus mehr.

Jetzt doch kein, jetzt eher so ein bisschen Rabeneltern.

Paul geht zur Staatsanwaltschaft, im Mai noch.

Der stellt sich der Staatsanwaltschaft.

Und er sagt, okay, bitte, hier meine Version.

Und Emma zieht daraufhin die Klage zurück.

Sie sagt, es liegt daran, dass A, die Leute, die Polizisten,

nicht richtig auf sie eingehen und irgendwie die kalte Schulter zeigen.

Und B, das Verfahren ist viel zu langwierig.

Und sie kürzt im Grunde dann das Verfahren auf ihre Art ab.

Nämlich, sie erscheint im Mai mit der Matratze auf dem Campus.

Und die Matratze wiegt, glaube ich, wenn ich mich recht erinnere,

25 Kilo, also keine so leichte Matratze.

Und die wird jetzt mitgetragen.

Wohin sie geht? Egal, wohin sie geht.

Wie lange ging denn das mit der Matratze insgesamt?

Bis sie Abschluss gemacht hat, ein Jahr lang.

Jetzt muss man dazusagen.

Ich habe, wir kommen sicher gleich darauf auf meinen Treffen mit Paul.

Aber ich habe mit Paul auch einmal darüber geredet.

Der sagte mir auch so, ja, ja, wenn die Kameras quasi

und die Unterstützerin weg sind, ja, dann steht sie manchmal

damit, ihre Matratze und weiß auch nicht mehr, wohin.

Man muss natürlich dazusagen, in den Wintermonaten

so eine Matratze durch die Gegend zu schleifen und nicht immer jemandem zu haben,

der dir hilft, ist auch brutal schwierig.

Also ohne jetzt diese Jesus-Metaver zu überstrapazieren,

weil der Fall ja wirklich anders liegt, aber dass sie daran gelitten hat,

diese blöde Matratze durch die Gegend zu tragen,

dass das am Ende ihr über den Kopf gewachsen ist, schon physisch.

Ja, ist auch so ein Punkt, der kam dann nicht mehr vor.

Aber jetzt hat sie am Anfang den Drive in diesem Frühling.

Kommen diese Unterstützung von überall her, kommt dieses Titelbild.

Es gibt jetzt Emma Unterstützer, die einen National Day of Action machen,

wo wirklich Unterstützer und Unterstützerin im ganzen Land

die Matratzen über die Campi-Kampus tragen.

Und Emma sagt jetzt auch öffentlich, Paul soll sich nicht mehr sicher fühlen.

Also der soll jetzt gejagt werden quasi.

Und jemand schreibt auf Emma's Facebook-Seite auch,

dass er Paul die Kehle durchschneiden will.

Und jetzt werden die Eltern aktiv.

Jetzt fliegt der Vater nach Amerika.

Die Universität sagt wieder, nehmen wir total ernst, ja, es passiert nix.

Und die Eltern sagen, was können wir jetzt tun?

Der fliegt nach Amerika, der Vater.

Und er kann natürlich nicht die Uni kniezwingen,

aber er findet einen Anwalt, einen sehr findigen,

sehr interessanten Anwalt, den ich auch getroffen habe.

Der Name ist Andrew Miltenberg.

Da boom.

Liebe Hörerinnen und Hörer,

Sie möchten das Magazin zum Podcast einmal unverbindlich testen?

Dann lassen Sie sich Ihre persönliche Zeitverbrechen-Ausgabe gratis nach Hause liefern.

Jetzt bestellen unter www.zeit.de slash verbrechen minus testen.

Nun muss man sagen, wir haben ja gesagt, woher die beiden Eltern kommen und was sie von Beruf sind.

Eigentlich bräuchte man, um in Amerika Anwälte zu beschäftigen, ein richtig gut gefülltes Konto.

Das haben die wahrscheinlich nicht, nämlich an.

Man kann so richtig sein Vermögen verlieren, wenn man Anwälte in den USA engagiert.

Und Miltenberg ist ja auch nicht irgendeinen Kratler, sondern das ist ja ein Wirtschaftsanwalt.

Der das Pro Bono macht, nicht?

Der Pro Bono-Fälle hat, die ihn besonders interessieren.

Miltenberg ist eine spannende Figur, würde man sagen, und damit wahrscheinlich untertreiben.

Wie alt ist er?

Damals war er schätzungsweise über 50, um die 50 rum, würde ich sagen.

Er kannte also schon ein bisschen was.

Er residierte im Manhattan, im fünften Stock.

Ich bin damals da hochgefahren, hatte einen Termin mit ihm.

Und das erste, was ich sah in diesem rot getäffelten Büro oder in dem Warteräumen,

waren Zeitungsausschnitte von seinen Siegen.

Also beispielsweise gegen Madonna's Jetset-Freunde hat er irgendjemanden rausgehauen.

Oder auf dem Hörenklo hing ein großes Churchill-Poster.

Auf dem Stand verdiene dir den Sieg.

Also Andrew Miltenberg, ich glaube, da tut man ihm nicht unrecht, liebt es, Außenseiter zu sein.

Und das war er auch.

Er ist ein kleiner Mann, ein kleiner jüdischer Mann,

der sich an einer Südstaaten-Uni durchbeißen musste.

Das war kein, ohne da in Details mit ihm gegangen zu sein.

Wir hatten eine Stunde miteinander.

Er war kein Eiwillig-Student.

Er war kein Eiwillig-Student.

Er war wirklich ein extrem schlauer, extrem kampfbereiter Anwalt,

der am Anfang Wirtschaftsfälle gemacht hat.

Und der dann aber gesagt hat, an den Universitäten läuft was schief.

Paul war nicht sein einziger Fall.

Aber bei Paul hat er sich bereit erklärt, ihn auch zu übernehmen.

Und was hat er über Emma gesagt?

Er hat über Emma gesagt, dass ihre ganzen Beweise oder ihre ganzen Behauptungen

im Grunde hinten und vorne nicht stimmen.

Erzählte mir das dann auf.

Er sagte, also die Vergewaltigung mit Schreien in einem hellhörigen

Studentenheim hätte jemand hören müssen.

Emma hat Facebook-Nachrichten an Paul geschrieben.

Tatsächlich zwei Tage nach der angeblichen Vergewaltigung.

Er hat doch deine Klageschrift geschrieben.

Vielleicht liest du die einfach vor.

In Miltenburgs Klageschrift, die sich gegen die Columbia University richtet

und ironischerweise auf einer Verletzung von Title IX beruht,

indem sie sagt, Paul aufgrund seines Geschlechts hat eben keinen freien Zugang zur Bildung.

Liste der Emmers Widersprüche auf.

Obwohl sie behauptet, Geschrien zu haben, hat niemand in dem hellhörigen

Studentenwohnheim sie gehört.

Es gibt keinen medizinischen Befund, obwohl die von ihr geschilderte

Vergewaltigung sicher medizinischer Versorgen bedurft hätte.

Weder Familie noch Freunde haben Verletzung oder Verhaltensänderung bemerkt,

obwohl Emma in den Tagen darauf an einer Reihe von sozialen Aktivitäten teilgenommen hat.

Emmers Erzählungen darüber waren und wo sie mit dem Vorfall mit jemandem gesprochen hat, die variieren.

Es gibt unzählige Liebesnachrichten, die Emma kurz nach dem angeblichen Vorfall an Paul schrieb.

Darunter Facebook Nachrichten zwei Tage später, wo sie sagt,

wir brauchen jetzt wieder eine Session.

Wir wollen uns doch wieder treffen, geliebter Paul und so weiter.

Die Universität erlaubte Paul nicht, diese als Beweise aufzuführen.

Es geht ihm ja darum, die Glaubwürdigkeit von Emma zu unterminieren,

um zu sagen, Columbia hätte reagieren müssen.

Aber interessant sind doch die Nachrichten, die Emma direkt an Paul schreibt.

Wir brauchen wieder eine. Ich vermisse dich mehr als alles andere.

Nach der Tat. Zwei Tage nach der Tat.

Ich habe mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geredet, die gesagt haben, auch in New York damals,

das ist natürlich möglich, dass jemand so eine Art von Stockholm-Syndrom habe.

Jetzt ist das Problem.

Es ist ein bisschen arg viel, weil nur Emma und Paul werden wissen, was in dieser Nacht wirklich, wirklich passiert ist.

Aber wir haben schon lange keine Paul-Emma-Chill-Session mehr gehabt.

Ich habe mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geredet, die gesagt haben, auch in New York damals,

dass sie in der Nacht wirklich, wirklich passiert ist, aber es ist ein bisschen arg viel Wackelei.

Also Stockholm-Syndrom würde heißen, Paul ist tatsächlich der Täter und das Opfer, aber verliebt sich sozusagen in den Täter.

Genau. Aber man muss, glaube ich, jetzt eins sagen, es geht ja im Grunde, ehrlich gesagt, auch gar nicht mehr an dem Punkt darum, was in dieser Nacht passiert ist.

Paul ist freigesprochen worden von der Uni und von der Gerichtsbarkeit.

Die Staatsanwaltschaft hat erst gar keine Ermittlungen aufgenommen.

Genau. Und an dem Punkt muss man sagen, du kannst nicht, das ist jetzt wirklich meine persönliche Meinung.

Ich weiß nicht, was in dieser Nacht passiert ist, habe ich auch Paul immer gesagt, aber was ich ganz sicher weiß ist, du kannst nicht jemand zwei, drei Mal freisprechen

und dann sagen, wir fangen jetzt an, irgendwie eine Art Selbstjustiz zu machen, in dem du jemand über den Campus jagst und in dem du jemand völlig fertig machst.

Und als ich Paul getroffen habe, war er kaputt.

Er hat nicht mehr die Räume erhält.

Er hat nicht mehr die Räume erhält. Ich habe ihn damals getroffen beim ersten Mal und ich muss sagen, ich war erschreckt.

Ich hatte tatsächlich einen breitschuldigen Athleten erwartet.

Ich traf auf einen sehr bleichen, übernächtigten jungen Mann, der nicht sonderlich viel größer war als ich und ich bin nicht groß mit 1,75.

Und er hatte einen kleinen Bauch. Er hatte wirklich weiße Hautringe unter den Augen. Er war sehr nervös.

Er ist wirklich mit mir über diesen Campus gelaufen und quasi von einer Säule zu anderen in dieser Gebäude geschlechnet.

Immer geschaut, ist da was los? Können wir an dem Tag raus?

Also wie ein Strafgefangen oder wie ein gesuchter Mörder?

Na ja, es wird jetzt, also du zeigst das, entwickelt sich an den Universitäten eine Bewegung.

Nicht nur auf diesem Campus werden Matratzen herumgetragen.

Also es entwickelt sich quasi eine Jagd auf Verdächtige.

Du sagst sehr zu Recht. Natürlich hat es sexuelle Übergriffe gegeben in diesen universitären Kontexten.

Aber diese Jagd verselbstständigt sich auf gewisse Art und Weise.

Andrew Miltenberg spricht von einer Art Opferindustrie. Was meint er damit?

Er meint damit, dass A. Anwälte sehr gut daran verdienen, indem sie diese Leute vertreten und B.

Es ist ein, und ich finde das Wort natürlich furchtbar, es ist eine Art Opferbonus.

Du kriegst natürlich, als jemand, der die Universität anklagt,

kriegst du natürlich sofort ein Bonus im Sinne du kriegst Prominenz, du kriegst Aufmerksamkeit.

Also es gibt eine ganze, wie gesagt, eine ganze Industrie dazu.

Emma hat ja sogar einen Abschluss bekommen durch das Matratzen tragen.

Emma hat nicht nur einen Abschluss bekommen, sie hat auch eine Gruppe an treuen Followern, würde man heute sagen, bekommen.

Und diese Leute haben sich gegründet im Winter 2014, also kurz bevor ich da war,

das war die Gruppe No Red Tape. Was heißt das?

Der Name kommt daher, dass diese, meistens waren es weibliche Aktivistinnen,

Gruppe der Universität vorgeworfen hat, die Ergebnisse von sexual misconduct,

also Übergriffen irgendwie wegzuschließen und quasi mit Absperrband, ja, also mit so rotem...

Flatterband! Flatterband, genau, Flatterband.

Und deshalb haben sie gesagt quasi No Red Tape, also kein Flatterband mehr.

Und die wurden dann aktiv, das waren nicht viele, aber die waren sehr effizient.

Die haben ans Hauptgebäude die Schrift geworfen, Columbia schützt Serienvergewaltiger.

Serien? Wo kommt denn jetzt auf einmal die Serie her? Oder hat sich das einfach auch verselbstständig?

Das hat sich... Es gab, das kommt im Artikel nicht vor, es gab gegen Paul noch 1, 2, 3 andere Anschuldigungen,

die alle quasi zusammenfielen mit Emma und alle aus einem vorsichtig gesprochen selben Umfeld kamen.

Also da haben sich noch andere Studentinnen gemeldet und haben gesagt, mir hat er das auch angetan.

Nicht so, also nicht mir hat er das auch angetan, also nicht mir hat er eine brutale Vergewaltigung angetan,

sondern einer hat gesagt, ich war depressiv, Paul hat mich ausgenutzt, der Sex war nicht einvernehmlich,

der hat da auch jede Menge Kontakte offenbar zu den Frauen.

Ja, also der Strahlemann hat das auch dann krachen lassen.

Der Strahlemann hat es krachen lassen und dann hat eine gesagt, ich wurde von ihm betouched.

Am Ende kam noch eins obendrauf, wo dann sich ein homosexueller Freund von Emma irgendwie von ihm bedrängt gefühlt hat.

Da aber auch wieder die Facebook-Austausche dieser beiden Männer haben das nicht hergegeben,

weswegen diese Sachen alle meistens im Sand verlaufen sind oder von den Leuten, die Paul beschuldigt haben,

gar nicht erst weiterverfolgt wurden.

Und ich selber bin in der letzten Nacht, bevor ich weggeflogen bin,

war ich auch noch bei dieser Gruppe, die irgendwas geplant hatte und da erzählt mir dann quasi irgendeine Studentin,

ja, ich könnte dir auch was erzählen von Paul, was mit dem passiert ist und mit mir.

Und das war so der Punkt, muss ich sagen, wo ich das Gefühl hatte.

Ich weiß ja aber schon öfter gesagt, da ist was außer Kontrolle.

Also es geht nicht mehr um Paul, sondern es geht jetzt darum hier, es geht um die Wurst.

Mich erinnert es so ein bisschen an Angeklagte, die auf der Anklagebank sitzen und die ganze Nachbarschaft,

denen fällt jetzt ein, was das für ein übler Typ war.

Sie haben zwar vor letzte Woche noch mit ihm gegrillt und die Kinder haben noch zusammengespielt,

aber jetzt unter diesem Licht denken sie eigentlich, das war kein guter Umgang

und eigentlich war schon vorletztes Jahr ist ihnen schon was Mises aufgefallen an dem.

Das gibt es ja reihenweise, also wenn jemand auf der Anklagebank sitzt, er kehrt da keine Freunde mehr.

Und das merkt Paul hier eben auch.

Auf Pauls Seite gibt es Andrew Miltenburg.

Auf Emma's Seite gibt es Stanley Arkin, ein PR-Berater.

Welche Rolle spielt der?

Stanley Arkin, auch ihn habe ich getroffen, redet hier vom Ende meines Märtyging New York auf den Hals.

Sitzt ebenfalls im Manhattan, aber ein paar Stockwerke höher als unser Freund Miltenburg.

Und in der Nähe der Madison Avenue, also beste Adresse, irgendwie 32. oder so Stock.

Diorna Mani sind irgendwie in Wurfweite, sag ich mal.

Und er ist ein Mann, der früher im Investment gearbeitet hat und ich nehme an, dass er reich geworden ist.

Die Los Angeles Times hat geschrieben, er hat den Insiderhandel neu definiert.

Wie alt ist er denn?

77 damals schon, also heute nochmal eine Spurelter.

Er sah auch tatsächlich so aus, zusammengesunken, irgendwie in einem riesigen Schreibtisch,

in einem großen Anzug ohne Haare und über den wurde nur Flüstern berichtet.

Also auch die Paul-Eltern sagten, die Emma hat diesen PR-Berater, der zu dem quasi besten zählt.

Und der nimmt 600 Dollar roh.

Er hat es ja dann korrigiert.

Nein, ist falsch, 1000.

Ich habe gesagt, wenn er sagt, dass die 600 Dollar nehmen, also ich will jetzt nicht unverschämt sein, aber stimmt das?

Und er sagt, das ist quasi unverschämt, ich nehme 1000.

Das war auf jeden Fall eine gute Ansage.

Es war auch ein Kontrastbild.

Mültenberg saß, als ich reinkam, mit einem riesigen Messer da und schnitzte seine Fingernägel mit den Füßen auf dem Tisch.

Stenle Akin wäre das nicht passiert.

Und Stenle Akin hielt mir aber einen Vortrag, als ich dann sagte, es ist nicht Selbstjustiz, was hier passiert.

Und der sagte erst mal, die Universitäten ist ein typischer Fall, wollen wieder ein Athleten schützen.

Und hier, ich kenne die Eltern, das sind tolle Leute, ich mache es pro Bono, auch hier pro Bono.

Und Emma ist eine der tollsten Vertreterinnen ihrer Generation, sie hat eine Bewegung gestartet, sie ist kreativ.

Dann kam ich noch mal auf die Selbstjustiz zu sprechen und dann sagte er, wissen Sie was, wir in Amerika,

wir ändern Dinge nicht mit die Jammern, wir ändern Dinge, indem wir das in die eigene Hand nehmen und kämpfen.

Und das macht Emma.

Das machen auch viele andere Amerikaner mit der Waffe in der Hand.

Ja, Akin hebt das Ganze so auf so ein nationales Level.

Also Emma ist Matrassen-Performance, ist großartig für Amerika, so können nur Amerikaner sprechen.

Das weiß ich nicht, aber daran sieht man ganz deutlich, dass es nicht mehr um diesen Fall ging.

Und das sagten mir auch die Aktivistinnen.

Das Interessante war, das waren alles, und das wird nicht über erstaunlich sein, idealistische junge Frauen,

auch sehr intelligente junge Frauen, die sagten mir, als ich sagte, ja, aber schaut mal, es gibt diese ganzen Nachrichten von ihnen.

Das ist alles wackeleich, ja?

Das sagte mir einer, weißt du was, es geht nicht darum, ob Emma recht hat, ob er wirklich sie vergewaltigt hat.

Es geht darum, dass Emma das Symbol ist und das muss jetzt stehen.

Egal.

Bei Kachelmann auch so, da ging es auch am Schluss nur noch darum, dass irgendwie das große und ganze Recht behält,

um den Einzelnen ging es dann nicht mehr.

Wenn der vom Schicksal zerstampft wird, ja, shit happens.

Stanley Arkin versteigt sich zu der Aussage, der Campus muss von Verbrechern gesäubert werden.

Du bist in deiner Recherche noch auf mehrere Eltern gestoßen, deren Söhne unter Verdacht standen.

Und die haben auch angefangen, sich so einmalig zusammen zu tun und zu wehren.

Ja, das ist interessant, weil es ein bisschen würde ich heute sagen, wenn ich zurückblicke,

siehst du eine Art von sich herausbildender Republikaner gegen Demokraten, Liberale gegen Konservative.

Ich würde behaupten, du könntest auch den Aufstieg von Trump ein bisschen an diesen Fällen nacherzählen

oder zumindest sagen, wieso da dieses Bedürfnis auf einmal war.

Das stimmt auch, obwohl Trump damals noch keine Rolle gespielt hat, als du den Artikel geschrieben hast.

Den Namen kannte man noch gar nicht.

Es scheint er bereits, es ist mir jetzt auch beim Wiederlesen aufgefallen, scheint er bereits auf.

Und diese ganze Art und Weise mit Verdächtigen umzugehen, spielt natürlich den Trump-Pisten in die Hände.

Ich glaube, es war ein Augenblick in der amerikanischen Politik, wo sich es auf einmal von Klasse weggedreht hat.

Die klassische links-rechts-Auseinandersetzung wirklich, wirklich, wirklich zu Identität.

Und Identität dann aber auch an solchen Fragen wie, wer vergewaltigt hier weh'n, brutal gesagt.

Ausformuliert, ich bin über Andrew Miltenberg, der auch einen jungen Mann namens Joshua Strange

vertreten hat, auf eine Gruppe getroffen, die Facies, Families Advocating for Campus Equality.

Joshua war in Spartanburg, in South Carolina, das muss man sich jetzt so vorstellen.

40.000 Einwohner, Autoindustrie, breiteste Straßen, breiteste Autos da drauf,

breitester Akzent. Und ich schrieb die anderen und sagte, kann ich Joshua treffen?

Wenn ich eh in den USA bin, kann ich da vielleicht auch mal mit Joshua in seiner Mutter reden,

rechtsanwaltsgehilfen. Und die sagten, ja, fliege mal zu uns.

So, ich flog also nach South Carolina und traf Joshua Joshua, war ein Politikstudent in Auburn,

auch um die Zeit, als Paul an die Columbia kam. Auburn ist 4 Fahrstunden entfernt von Spartanburg

in South Carolina. Und er lernte eine Frau, kein Name, Sophia. Zog relativ schnell mit

er zusammen, im Mai 2011. Und im Juni warf sie ihm eine Vergewaltigung vor an der Uni.

Also, die lebten zusammen in so einem Studentenheim.

Genau, die lebten zusammen in einem Zimmer.

Ich weiß nicht, ob sie in einem Studentenheim lebten, das kann ich nicht mehr verifizieren,

aber sie zogen schnell zusammen. Ich gehe davon aus, dass es ein Studentenheim war.

Auf jeden Fall, da soll eine Vergewaltigung stattgefunden haben. Eine Woche später

warf sie ihm vor, sie waren offenbar immer noch zusammen, dass er sie grün und blau geschlagen

hat. Das war der Moment, wo er verhaftet wurde, tatsächlich auch von der Polizei in diesem Fall,

auf einem Campus.

Aber sie hat nach der Vergewaltigung, ist sie wieder zurück zu ihm?

Sie ist auf jeden Fall nicht weggegangen. Also, sie waren weiter zusammen. Und das

Grün und Blau Schlagen war auch ein Problem, den es gab wiederum Facebook-Bilder.

Damals waren alle Jugendlichen noch bei Facebook. Heute müsste man es bei TikTok tanzen,

auf denen sie zwei Tage nachdem er sie grün und blau geschlagen hat, gut gelaunt in einem

Football-Baseball, was auch immer Spiel war. Diese Bilder habe ich dann auch gesehen.

Die Mutter von Joshua hatte da, obwohl es ja irgendwie vier Jahre später war,

wirklich, die war immer noch stinkgewütend und auch gleichzeitig verzweifelt,

jetzt wischen ich auch mal geweint, weil Joshua zwar im Februar 2012 diese ganze

Sache vor Gericht gewonnen hat gegen seine Ex-Freunden, aber die Uni hat ihn trotzdem

rausgeschmissen. Die Uni hat gesagt, das ist unswurscht, das ist irgendwie,

wir sind jetzt hier wieder bei Preponderance of Evidence. Daraufhin ist Joshua in eine

Depression verfallen. Und sie haben sich überlegt, verklagen sie die Uni.

Jetzt ist es so, die Uni hat viel mehr Geld als die Familie Strange,

auch wenn sie in einem sehr schönen Haus gewohnt haben. Aber sie haben eine Chance,

nämlich sie haben keine Verschwiegenheitsklauseln irgendeinerweise unterschrieben. Und jetzt

machen sie den Fallpublik. Sie in Enn springt drauf, das Wall Street Journal springt drauf.

Und dann meldet sich eine Frau, deren Sohn wiederum auch der Vergewaltigung beschuldigt wurde,

und die gründen zusammen diese Gruppe Face. Das ist ja so eine Art Mutti-Gruppe. Die Söhne

machen das ja gar nicht selber. Die sitzen zu Hause und heulen, während Mutti sich aufmacht

und die andere nächste Mutti sucht und so eine Art wie bei den russischen Soldatenmüttern,

kommen wir das ein bisschen vor, die sich zusammenschließen und jetzt für ihre Söhne

ins Feld ziehen. Und die waren auch entsprechend kämpferisch und das ist natürlich ein bisschen

absurd, dass ausgerechnet diese Leute im tiefsten Süden quasi oder im fast tiefsten Süden

sich auf eine Indirekte hat mit einer Kreuzberger Feministin verbünden. In diesem Haus standen

die Gewehre rum. Ich habe gedacht, ich bin da im Klischee an dem Kühlschranking, die Republikaner,

Aufkleber, noch für Mitt Romney damals und so. Die haben dann auch gesagt Gleichberechtigung,

ja, das sagten die mir alle, aber diese Neofeministin, wie sie nennen, sind alle wild geworden.

So, die spinnen doch alle. Und da sieht man die ganz klare Kluft, die sich da auftut,

in die auch alles reinfällt. Also die leben dieser jungen Männer und im Grunde auch die

leben vieler dieser Frauen, die dann irgendwie, also keiner gewinnt bei der Sache.

Also wächst sich später aus zu einem Klima an den, in einem kunsthistorischen Seminar

nicht der Penis von Michelangelo David gezeigt werden darf, zumindest nicht ohne Vorwarnung.

Also wir reden über eine Entwicklung an amerikanischen Universitäten,

die zu einem Klima führt, bei dem quasi jeder ganz schnell unter dem Verdacht steht,

irgendeinen Missbrauch oder irgendeine Zumutung begangen zu haben.

Wir kommen zurück zur Klageschrift von Andrew Miltenberg. Du hast Paul in New York getroffen,

weißt du, wo er jetzt ist? Ja, er ist wieder in Deutschland. Er hat ja am 20. Mai 2015

sein Abschlusszeugnis bekommen. Genau, exakt. Mai, genauso wie Emma Solkowitsch. Beide haben

ihr Abschlusszeugnis bekommen. Emma kam zur Verleihung mit Matratze und Unterstützerin.

Und er? Er kam ohne Matratze und holte seinen Zeugnis ab und ging auch sehr schnell nach

Deutschland zurück. Man muss aber dazu sagen, ein paar Tage nachdem ich in den USA war und

sie verlassen habe, im April, Ende April wurde die Klage eingereicht. Also die Klage gegen die

Columbia, die wir vorher zitiert hatten von Miltenberg, läuft jetzt. Paul ist aus den USA raus.

Er geht nach Deutschland. Man muss das jetzt auf eine Art auch verdauen. Unser Artikel erscheint

übrigens einen Tag vor seiner Graduation. Und ich habe mich ein bisschen über ihn erkundigt.

Ich folge ihm auch in den sozialen Netzwerken noch. Und er ist mittlerweile fast Kameramann

und erfolgreich unredomiert. Also er ist wieder der Überflieger. Was aber weiterhin ist, ist,

dass er misstrauisch geblieben ist. Ich weiß auch, dass er einige Zeit eine Freundin hat über längere

Zeit, was offensichtlich ohne jede Probleme lief, auch wenn sie dann irgendwann mal zu Ende war,

diese Beziehung. Also es hat Spuren bei ihm hinterlassen. Aber ich würde sagen, wenn man das

da lob ausdrückt, er ist on track. Also er hat sein Leben wahrscheinlich im Griff. Emma Solkowicz

dagegen. Die ist mittlerweile eine relativ bekannte Künstlerin weiterhin. Hat immer wieder

Performances gemacht. Einmal hat sie sich per Bondage, also per Seil, halb nackt zusammenbinden

lassen und unter die Decke ziehen lassen. Einmal hat sie eine Art Sexfilm gedreht tatsächlich.

Also das war bezogen, es hieß zu Sie, c'est-ce n'est-ce un viol. Das ist keine Vergewaltigung,

wenn jemand Französisch mich nicht ganz verlässt. Da hat man quasi aus der Perspektive eine

Überwachungskamera gesehen, wie sie mit jemandem schläft. Das sollte an diese ganze Vergewaltigung

gemahnt. Und an Magritte, diese ist keine falsche. Genau. Also das ist eine Art Lebensthema jetzt

für Sie. Das ist eine Art Lebensthema. Sie tauchte auch noch mal als Künstlerin auf beim Mitu und

protestierte da auch entsprechend. Es ist eine Art Lebensthema und ich glaube natürlich die Mitu

Bewegung wurde auch gespeist Jahre später dann von dieser Emma Bewegung. Die Retape-Aktivistin,

ich habe das tatsächlich heute gecheckt, haben seit zwei Jahren nichts mehr auf Facebook gepostet.

Das scheint mir eingeschlafen zu sein. Es gibt natürlich jetzt auch ganz andere Kämpfe an der

Uni in der Gesellschaft, die wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.

Und was wurde aus Miltenburgs Klage gegen die Universität? Kolumbia-Universität?

Die Klage wurde Mitte 2017 in eine Vergleich beigelegt. Dabei hat die Universität einen

Statement herausgegeben, indem sie gesagt hat, wir sind nicht schuld. Ja, wir haben immer noch recht

damit, dass wir hier Paul so behandelt haben, wie wir ihn behandelt haben, aber wir haben ihn

falsch behandelt. Wir sehen, was für ein Leidene hatte und das tut uns leid. Und gleichzeitig

ein Teil der Klage, der aber nicht disclosed wird, beinhaltet auch eine Vereinbarung, die offensichtlich

finanzieller Entschädigungsnatur ist, die dann damit alle anderen Sachen beerdigt.

Was hat er denn gekriegt nun? Das weiß ich nicht. Aber wenn ich die Eltern jetzt zitieren darf,

damit sind sie zufrieden. Wobei, ich habe danach nochmal mit ihnen gesprochen, es bleibt dabei,

sie sagen natürlich, für kein Geld der Welt hätten wir unseren Sohn dadurch schicken wollen.

Das bleibt immer eine Wunde. Ganz zum Schluss kehre ich noch mal zurück zum Cover auf dem New York

Magazine. Emma mit ihrer Matratze, das Bild ist so emblematisch, es ist so stark, es hat so eine

klare Botschaft. Aber es lehrt uns gerade bei solchen Bildern, muss man ganz genau hingucken. Lieber

Rudi, herzlichen Dank. Schön, dass du da warst und dass wir diesen alten Fall, den wir damals

gemeinsam bestanden haben, nochmal ausgegraben haben. Es war mit Vergnügen.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Wenn amerikanische Universitäten gegen sexuelle Gewalt vorgehen, haben die Angeklagten weder einen Verteidiger noch gilt für sie die Unschuldsvermutung. Der Berliner Paul, der in New York studiert, wird trotz eines Freispruchs verurteilt.

In Folge 154 sprechen Sabine Rückert, stellvertretende Chefredakteurin, und Andreas Sentker, Chef des Wissenschaftsressorts der ZEIT, mit dem Kriminalreporter Rudolf Novotny über einen Fall, der die Menschen in den USA und weit darüber hinaus aufwühlte.

Der Text zur Folge ("Was geschah auf der Matratze?" von Rudolf Novotny) ist im Mai 2015 erschienen.

Die neue Ausgabe des Kriminalmagazins ZEIT Verbrechen liegt am Kiosk und ist hier online bestellbar. Sie möchten zwei Ausgaben zum Kennenlernpreis testen? Dann klicken Sie hier.

Und zu unserem Newsletter geht's hier entlang.

[ANZEIGE] Mehr über die Angebote unserer Werbepartnerinnen und -partner finden Sie HIER.