Deffner & Zschäpitz: Wirtschaftspodcast von WELT: Crash bei Bonds – was der massive Zinsanstieg bedeutet

WELT WELT 9/23/23 - Episode Page - 10m - PDF Transcript

Herzlich willkommen zu Defna und Schäpitz. Mein Name ist Defna, Dietmar Defna.

Mein Name ist Schäpitz, Holger Schäpitz.

Die im Podcast besprochenen Aktionen und Fonds stellen keine spezifischen Kauf- oder Anlageempfehlungen dar.

Die Moderatoren und der Verlaghaften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung der Gedanken oder Ideen entstehen.

Wir haben was Neues für euch. Jeden Samstagmorgen bekommt ihr bei uns den Börsen Rückblick und wir schauen, was in der kommenden Woche wichtig wird.

Anders als Dienstags, kurz und knapp, denn Zeit ist Geld und wir lassen immer eine Uhr mitlaufen, damit keiner hier zu viel redet.

Und das Ganze gibt's freitags auch schon bei Weltfernsehen live um 17.45 Uhr.

Und jetzt rein in die Show!

In den letzten Börsenwochen, das war eine Bärenwoche, wir haben es beide richtig vorausgesagt.

Und die amerikanische Notenbank vor allem war's, die den Anlegern die Stimmung verdauben hat.

Die haben nämlich angekündigt, dass die Zinsen höher für länger bleiben werden.

Das werden wir ausführlich nochmal diskutieren in unserem Thema der Woche.

Aber die Anleger wurden auf dem falschen Fuß erwischt und der Dachs hat dann am Ende der Woche 2,1 Prozent eingebüsst.

Immer muss man sagen, wenn wir beide die gleiche Meinung haben, das ist kein Kontraindikator.

Schon mal die gute Feststellung hier.

Na ja, was ist passiert?

Die Börsianer müssen sich ein bisschen an diese neue Zinswelt dran gewöhnen, neu kalibrieren.

Als der Zins bei 0 oder 1 war, da waren ja Aktienalternativ los.

Wenn ich jetzt aber schon für Zinsen 5 Kriege sicher, dann will ich vielleicht keine Aktien mehr habe.

Und das ist, glaube ich, dieser Anpassungsprozess.

Der könnte noch etwas beruhmrig werden.

Manchmal gibt es neue Zinswelt nach über einem Jahr rasanter Zinsanhebungen durch die Notenbanken.

Also das ist keine neue Zinswelt mehr.

Egal, in diesem Umfeld gab's auch Aktien, die stiegen.

Mein Bulle der Woche gehört dazu.

Die Aktie von United Internet ist am Montag wieder aufgestiegen in die zweite Börsenliga, den MDUX.

Und das wurde dann auch von den Anliegern ein bisschen honoriert.

Aber es ist vor allem eine Honorierung des steilen Kursanstiegs der letzten drei Monate.

Da hat die Aktie nämlich um sage und schreibe fast 60 Prozent zugelegt, getrieben vor allem von der Tochter 1&1.

Die Telekom-Unternehmen profitieren davon, dass die Netzagentur jetzt erstmal eine weitere Auktion von Mobilfunkfrequenzen ausgesetzt hat.

Und jetzt kann man eben für längere Zeit noch auf günstigere Frequenzen von Modafone zugreifen.

Und das hat dann eben auch die United Internet Aktie getrieben.

Man hat ja auch noch andere schöne Tüchter in der Familie.

Jonas zum Beispiel, die kamen in diesem Jahr an die Börse, sind auch erst mal wieder unter Druck gekommen.

Aber haben sie auch zuletzt auch holt.

Und in jeder Weise hat United Internet diese Familie aus Deutschland jetzt die schlimmsten Tage hinter sich.

Ah, Defna, du redest von schönen Töchtern und willst die Mutter kaufen?

Das ist doch wirklich gut, das kannst du doch begreifen.

Nein, das willst du doch nicht wirklich haben.

Du hast natürlich Recht 1&1 und Jonas, und dann haben die auch noch Web.de und Gmx kennen alle, die irgendwie Internet haben.

Aber wenn ich das eine haben will, kaufe ich das eine, wenn ich das andere haben will, kaufe ich das andere.

Und bei so einem Konklimarat, wo so ganz viele Sachen, das wird immer so bewertet wie der schlechteste Teil.

Und deswegen, der schlechteste Teil war bisher 1&1, weil das Ganze United Internet so bewählt.

Für mich ist sowas nix, ich kaufe lieber einzelne Akte und nicht so ein Konklimarat.

Insofern kannst du sie gerne haben.

Habt mal ein kleines Portfolio und die Analysten sehen immerhin ein Kursziel von teilweise 40 Euro.

Das ist also doppelt so, wie der aktuelle Kurs Beerenberg und Warburg sehen dieses Kursziel.

Also da könnte durchaus noch was drin sein.

Ja, komme ich zu meinem Bär der Woche.

Das ist DHL-Grupp, kannte man früher auch, Deutsche Post, hieß das auch mal.

Da würde man das alte Fußballmotto machen. Erst hatte ich keinen Glück, und dann kam man auch Becht dazu.

Also das kein Glück war, die Frachtraten sind halt gefallen oder stagnieren.

Und das Peche ist, dass jetzt aber noch die Ölpreise steigen, damit gehen die Treibstoffkosten nach oben.

Und das könnte dazu führen, dass Deutsche Post in diesem Jahr 10% weniger Umsatz macht und 20% weniger gewinnt.

Nur kann man sagen, gut, die sind in so einem Geschäft läuft nicht so gut.

Aber es gibt auch eine Konkurrenz FedEx, da ist jetzt ein neuer Vorstandschef, der hat das Programm Drive aufgelegt

und die Achze läuft auch wie blöd und die haben auch Umsatz Minus, aber trotzdem gehen die Winner hoch.

Und der neue Vorstandschef, der DHL-Grupp, das ist ja Tobias Meier, der ist irgendwie glücklos in diesem Ding.

Achze seitdem er im Abend ist, Minus 6%.

Ich bin, da müsste mehr Drive reinigen, ja, deswegen mein Bär der Woche.

Du hast die ja selbst im Depot, bringst du immer deine Loser mit letzter Woche in Europa, diese Woche in der Deutsche Post.

Best of Chapits sozusagen.

Ich bin auch kein großer Freund der Deutschen Post.

Aktie ehrlich gesagt, aber könnte natürlich auch wieder in den Wetter sein auf eine Konjunkturerholung,

auf eine Erholung der weltweiten Frachteraten und des Frachtaufkommens, wenn China wieder ein bisschen mehr anzieht.

Denn international ist die DHL natürlich gut aufgestellt, vor allem im Luftfrachtgeschäft.

Und dann kommt ja auch Weihnachten bald, ja, wir gehen ins vierte Quartal

und da kann auch wieder ein bisschen Schwung reinkommen in den Onlinehandel und ins Päckchen versenden.

Da könnte die Post saisonal profitieren, aber ich bin auch kein großer Freund der Deutsche Post.

Gut, hoffentlich stirbt es zuletzt.

Ich mache hier auch mal den Defne und sage an der Lüstensee den Kurs, siehe von 50.

Das wäre dann ungefähr nochmal so 23% Kurspotenzialarbeit, nicht wirklich gut.

Kommen wir zum Thema der Woche, da geht es um Zinsen.

Und zwar ganz bestimmte Zinsen, langfristige Zinsen, die sind in Amerika so stark gestiegen.

Nämlich auf 4,5% die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen und das ist so hoch wie seit 2007 nicht mehr.

Und was ist der Grund?

Du hast es schon gesagt, die amerikanische Notenbank hat gesagt, wir lassen die Zinsen längere Zeit oben

und das wird dann auch gleich in die langfristigen Renditen mit eingepreist.

Aber was ich glaube, was auch noch mit dazu kommt, die ganzen Schulden in Amerika.

Und diese Woche gehört 33 Billionen Schulden und da müssen immer mehr Anleihen auf den Markt kommen.

Auf der anderen Seite fehlen die Käufe, dafür in China, die wollen keine amerikanischen Staatsanleihen mehr kaufen,

die wollen eher noch verkaufen, Saudi-Arabien wird das auch nicht mehr.

Und wenn es ein Angebot-Nachfall kommt, könnte ich mir vorstellen, dass die langfristige Rendite noch weit über 5% schießt.

Und das wäre der Horror für die Märkte.

Nein, nicht gleich den Teufel an die Wand malen, auch wenn wir hier rot sehen, schöne Grafik hier.

Aber wir gehen jetzt mehr und mehr in diese normale Zinswelt zurück, von der du gesprochen hast.

Denn wir waren im langfristigen Durchschnitt ja bei rund 6% bei den amerikanischen Staatsanleihen.

Und Anfang der Jahrtausendwende waren wir noch bei fast 7%.

Auch da ist die Welt nicht untergegangen, also keine Panik auf der Titanic, würde ich mal sagen.

Und ich glaube, dass es vor allem im Wesentlichen die Fett war, denn dieser Beschluss und diese Aussagen kamen einfach total überraschend.

Am viele Spekulanten auf dem falschen Fuß erwischt, die mussten sie jetzt wieder neu positionieren.

Das hat sich in diesem rasanten Zinsanstieg gezeigt und ich glaube, das ist jetzt erstmal wieder eingepreist.

Und deswegen glaube ich auch gar nicht, dass wir über 5% gehen.

David, du siehst dieses Bild, es ist wirklich erschreckend.

Du siehst auch diese ganzen Geldscheine.

Wir haben heutzutage viel mehr Schulden als in der Historie.

Und wenn jetzt die Zinsen hochgehen, dann ist es halt brutal.

Wenn wir mal sehen, in Deutschland alleine, werden wir für den Schuldendienst in diesem Jahr 40 Milliarden Euro ausgeben.

Es ist zehnmal so viel wie noch vor zwei Jahren.

Was wir mit den 40 Milliarden Bessels waren, will ich gar nicht sagen.

Amerika ist mittlerweile der Zinsdienst höher als der Weyta.

Das muss ich mal vorstellen.

Und wer jetzt heutzutage in Immobilien investieren will, der muss es ja finanzieren.

Aber die Immobilie ist heute doppelt so teuer wie vielleicht auch vor ein paar Jahren.

Und das alles zusammen ist wirklich eine Mischung, die wirklich ganz problematisch ist

und die auch wirklich eher in 2007 erinnert, als es danach ganz böse ist.

Aber muss eins sagen, die Amerikaner gehen mit diesen hohen Zinsen

und das sind ja auch die Hypothekenzins noch deutlich höher als in Deutschland, gelassener um.

Da werden weiter neue Häuser gebaut und verkauft, die werden kleiner justiert,

aber man kauft trotzdem Häuser.

In Deutschland ist ja der Markt komplett zusammengebrochen

und das ist eben auch eine andere Herangehensweise.

Man muss sich eben an so eine Zinswelt gewöhnen, aber es ist ganz klar,

von Vorteil ist das Ganze nicht.

Es wird uns auf jeden Fall in der nächsten Woche weiter beschäftigen, diese Zinswelt

und da wird man dann sehen, wie auch an den Börsen, wie weit diese neuen Rundzinsen-Libos wieder eingepreist sind schon.

Ich gehe davon aus, dass wir nächste Woche eine positive Woche im DAX erleben werden.

Der IFO-Index, der IFO-Geschäftsklima-Index kommt am Montag

und wir hatten ja schon in diesem Freitag heute den S&P Global Einkaufsmanager-Index,

ein ähnlicher Index und der ist für Deutschland positiver ausgefallen als erwartet.

Vielleicht gibt es eben vom IFO-Geschäftsklima auch eine positive Überraschung

und dann konjunkturell drückenwindig für die Börsen.

Ach, ich würde auch denken, nach minus 2% in dieser Woche,

dass wir in der kommenden Woche wahrscheinlich eine leichte Erholung haben werden,

da wird spannend sein, was am Donnerstag rauskommt,

da gibt es wieder Inflationszahlen aus Amerika.

Das wird nochmal kritisch.

Aber was ich glaube, diese Zinsanpassung an diese neue Zinswelt,

die ist noch lange nicht eingepreist

und da werden wir vielleicht diese Woche, die nächste Woche noch gut haben,

aber dann, dein Jahresendrille, die kannst du wirklich vergessen mit dieser Zinswelt

und deswegen, oh, oh, oh, der Oktober-Fresh,

wie sie sich an den Crash-Propheten wieder.

Aber darüber diskutieren wir dann in unserem Podcast der nächste Woche.

Das war es erstmal für diese Woche bei Defna und Chapitz im TV.

Wir sagen Tschüss.

Und Schau, und wer die Diskussion nicht verkaufen will über den Crash oder den Nicht-Crash,

der schaltet einen Dienstag den Podcast bei Welt und überall, wo es Podcasts gibt.

Copyright WDR 2021

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Die Börsen-Woche

Die Renditen für zehnjährige amerikanische Staatsanleihen sind in dieser Woche auf 4,5 Prozent und damit den höchsten Stand seit 2007 geschossen. Die beiden Wirtschaftsjournalisten Dietmar Deffner und Holger Zschäpitz debattieren über die Folgen für Aktionäre, Steuerzahler und Hausbauer.

Wenn ihr diese Folge von Deffner&Zschäpitz schon freitags sehen möchtet, findet ihr die TV-Sendung zum Podcast hier: https://www.welt.de/mediathek/talk/deffner-und-zschaepitz/

Weitere Themen:

– Aufsteiger United Internet: Welche Werte in dem Konglomerat schlummern

– Fehlender Drive: Warum der DHL Group in diesem Jahr zweistellige Rückgänge bei Umsatz und Gewinn drohen

– Konjunktur in Deutschland: Warum der Ifo-Index in der kommenden Woche eine positive Überraschung erleben könnte

Produktion: Dieter Webel

Impressum: https://www.welt.de/services/article7893735/Impressum.html
Datenschutzerklärung: https://www.welt.de/services/article157550705/Datenschutzerklaerung-WELT-DIGITAL.html