NZZ Akzent: Bretagne: die Invasion der Tintenfische

NZZ – täglich ein Stück Welt NZZ – täglich ein Stück Welt 10/13/23 - Episode Page - 14m - PDF Transcript

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Gemeinsam machen wir die Schweiz nachhaltiger.

Tobias, hallo, du bist momentan Frankreich-Korrespondent.

Genau.

Ich höre, du bist gleich ans Meer gereist.

Ja, ich bin Ende August in die Brötterne gereist

und auch nach Korkano, an kleinen Städtchen,

wo ich jetzt im Tourismus abgesehen, was alles um den Fischfang dreht.

Und du bist auch wegen des Fisch dahin gefahren?

Ja, um drei Uhr in der Nacht,

bin da zum Hafen von Korkano gegangen,

da war noch ein paar Möwen zu hören.

Und ich habe da an der Mole Mathieu Le Führ getroffen,

einen 39-jährigen Fischer.

Er ist ein zurückhaltender Typ.

Ich bin rosschwand, aber sympathisch.

Mit ihm darf ich dann ins Meer hinausfahren.

Ich muss noch Fischerstiefel besorgen,

weil es dann nass wird.

Und dann sind wir losgefahren, um Octopus zu fangen.

Octopus? Okay.

Ja, das ist speziell,

weil ein Liste für einen Krusentierfischer,

also ein Fischstimmee,

Hummer oder Sandgrappen,

wie es schon seinen Vater getan hat,

ist ein sehr starker Octopus.

Dahinten Fisch hat sich da seit zwei Jahren

extra sonnselartig vermehrt

und den Fischfang in eine Bröttern auf den Kopf gestellt.

Diese Octopus-Schwämme hat unter Fischern

eine eigentliche Goldgräberstimmung ausgelöst.

Das sei Fluch und Segen zugleich für die Region,

sagt Frankreich-Korrespondent Tobias Kapafa.

Ich bin Antonia Moser.

Tobias, du bist also auf diesem Fischkutter

mitten in der Nacht, um auf Octopus-Jagd zu gehen.

Wie läuft das?

Auf dieser Bachhaus 2 zusammen mit dem Feuer

und einem jungen Mitarbeiter von ihm.

Es ist dunkel, still,

man hört noch den motorischen Schiff.

Es ist mehr, es ist ruhig.

Und dann, nachdem der Anderthalb schon am Fahrt gekommen ist,

zur ersten Station,

der Mitarbeiter zieht die Boje raus.

An dieser Boje sind viele Seile,

ein Anker und Plastikgrüge befestigt.

Die ziehen sie dann hoch, eine nach dem anderen.

Darin befindet sich ein Tintenfische.

Ist das so die spezifischen Fangmethoden,

wie man Tintenfische fängt?

Ja, es sind schlaue Tiere,

die sind ausgeklügelt,

das ist eine kleine alte Methode.

Jetzt sind wir mit einem neuen Material.

Die Octopus gehen dann in diese Krüge.

Ich glaube, das sind Verstecken und Erfressen da.

Also Muscheln und so.

Es braucht dann viel Tempo,

um geschicken, um dann diese Tiere,

wenn sie rauskommen, in mich zu packen.

Also weil?

Also schnell sind sie in die Mie.

Einige kommen dann gleichzeitig hinaus.

Es ist auch noch Nacht, also relativ dunkel.

Sieht nicht gleich alle sofort.

Ich glaube, die beiden Fischer mussten dann auch lernen,

damit umzugehen, weil sie mit anderen,

mit grusten Tieren gefischt haben.

Und plötzlich waren dann diese Stadt Hummer und Krabben,

diese vielen Tintenfische,

die eben Muscheln wegfressen.

Teilweise auch kleinere Hummer und Krabben.

Aber warum gab es dann plötzlich so viele Tintenfische,

so viele Octopusse?

Octopusse gab es in der Brötterne schon immer,

schon länger.

Aber ich glaube, es gab dann 2021,

2020 war ein milder Winter.

Das war optimal für die Laufen.

Nach irgendwie 12 bis 18 Monaten

sind die Tintfische ja voll ausgewachsen.

Es gab auch reichlich Nahrung.

Man hat mehrere Faktoren erfüllt,

dass es dann zu dieser Schwämme kam.

Also steigt dafür diese Fische quasi gezwungenermaßen

um auf den Fangen von Octopusen?

Ist der Octopus für ihn eigentlich ein bisschen ein Fluch?

Weil er nicht mehr das fischen kann, was er eigentlich tut?

Also nicht nur ein Fluch,

aber er muss sich sehr umstellen,

er fisst schon noch Hummer,

aber es hat sich nach 40% oder weniger,

deutlich weniger, als er es lange getan hat.

Man kann sagen, es kann auch sägen,

weil es ist relativ einfach zu fangen.

Diese Tintenfische erfängt viel.

Und die haben auch einen guten Preis.

Okay.

Wir sind da zu verschiedenen Bojen gefahren,

wie eben acht Mal.

Immer wieder haben sie dann diese Krüge herausgezogen

und in vielen waren eine grosse Zahl Octopusse.

Okay.

Also das heißt dafür hat es wirklich geschafft,

so diese Familientradition umzustellen

und jetzt was Neues zu fangen.

Ja, das musste er.

Er hatte auch keine Wahl.

Wir haben einen kleinen Unternehmen.

Und die Fische sind sich auch gewohnt,

zu leben mit dem, was es mehr hergibt.

Immer mehr Fischer haben er dann auch umgestellt.

Also das ist nicht der Einzige?

Ja, das ist mir noch Eindruck gemacht.

Es ist dann wie ein Fungsspruch gekommen unterwegs,

dass zwei Schiffe zusammengestoßen sind.

Auch in einem weiteren Fungsspruch

hat sich dann auch ein Fischer beschwert,

dass ein anderer da in seinem Territorium ist,

dass er verschwinden soll.

Es ist dann immer wieder auch zu gefährlichen Situationen gekommen.

Es sind auch zu viele Boote da, zu viele Fischer,

zu viel Material.

Ja, ich habe mir gesagt,

dass diese Octopus,

wenn mir dann so eine Art Goldgräberstimmung geführt hat.

Also wie ist das gemeint?

Man muss wissen,

dass Octopus sehr beliebt ist,

vor allem in Südeuropa, in Asien.

Der Verkauft ist sehr gut.

Und manche Fischer aus der Region

haben dann in einem Tag,

wie 2021, bis zu 10.000 Euro verdient.

Das gab dann eine Sogwirkung.

Dann sind auch Fischer aus anderen Regionen

z.T. von weit her gekommen.

Also der Octopus wurde zu einer Art Fluch.

Aber ist das nicht reguliert?

Kann jeder kommen und einfach Octopus fischen?

Ja, im letzten und vorletzten Jahr war es überhaupt nicht reguliert.

Aber weil es dann immer schlimmer geworden ist,

hat dann dieser Fischereiausschuss

mit den Behördern und den Fischern

ein Maßnahme ergriffen.

Jetzt braucht man eine Lizenz,

die pro Kilo muss man auch eine Abgabe zahlen.

Das hat das Ganze dann ein bisschen beruhigt.

Und ich nehme an,

dafür, mit dem du aufs Meer fährst,

er hat so eine Lizenz, oder?

Genau, er hat eine gelöst,

und fängt auch viel hinter dem Fisch,

wie ich da mit erleben durfte.

Er hat dann morgens um 8 oder so

noch die letzten Behälter hochgeholt.

Das war jetzt ein normaler Tag,

wie ich da 130 kg Octopus abgeliefert habe.

Das war schon eindrücklich.

Und was macht er dann?

Er hat diesen Sangen im Paletten verstaut,

nach dem Kutter gereinigt.

Er hat sehr viele leere Muscheln,

die diese Tindenpische in den Körben gefressen haben.

Und dann sind wir langsam zurückgefahren

in den Herden von Kokano.

Und dann nehme ich an,

will er diese 130 kg Octopus auch dann verkaufen?

Genau, langsam kommt auch die Sommer.

Wir kommen gegen 10 Uhr am Hafen an,

legen an vor dem Fischmarkt.

Ein Kran greift die Paletten

und sie bringen dann diese Tindenpische

in die riesige Kühltei-Halle.

Und in dieser Halle werden dann die Octopus

auch direkt verkauft?

Ja, wird hier verkauft,

aber das meiste geht dann in den Export,

nach Spanien vor allem,

wo es eine große Verarbeitungsindustrie gibt.

Und allein im letzten Jahr

wurden 1200 Tonnen Octopus verkauft,

also nur hier in Kokano.

Aber das wenigste war für den lokalen Gebrauch.

Und warum das,

warum nicht für den lokalen Gebrauch?

Jetzt in der betonischen Kultur,

in Restaurants,

das ist keine Tradition,

es gibt schon hinten Fische,

aber eher wenig oder mal als Vorspeise.

Es gibt viele Fische,

großen Tiere, Hummer, Muscheln.

Und die Inflation

kommt auch noch dazu

und Frankreichs hat die Kaufkraft gesunken.

Wenn die Leute vielleicht mal etwas teueres essen

und der Octopus ist teuer,

dann grünen sie sich eher ein Hummer

oder einen guten Fisch.

Und die Direktorin vom Fischmarkt

hat mir auch erzählt,

dass der letzte Weihnachten

fast keinen Fisch mehr auf diesem Fischmarkt

war,

weil so viele umgeschwenkt haben

auf den dünnen Fisch,

die hohe Atträge bringt

und einfach zu fangen ist.

Sie mussten da die Fische regelrecht bitten,

Fische zu fangen.

Jetzt hat es wieder stabilisiert,

aber es war aus dem Gleichgewicht geraten.

Aber wie nachhaltig

ist das denn alles?

Wenn die lokale Bevölkerung

ein Octopus nicht ist

und er weit weggeschafft werden muss

nach Spanien, geht das überhaupt noch auf?

Wichtig ist, die gesehen lohnt es sich

für die Fische, weil sie verdienen viel

sogar mehr als vorher.

Die Preise sind erstaunlich

konstant, also etwa 8 Euro

pro Kilo.

Die Frage ist dann,

wenn so tief nach diesen dünnen Fischen gefischt wird,

ob das dann nicht irgendwann auch folgen hat,

ob es dann

über Fisch schon kommt,

ob es anderswo schon der Fall war,

also quasi tatsächlich fluch und ziegen.

Wir sind gleich zurück.

Also, fluch und ziegen sagst du,

einerseits für die Fischen auch ein Ziegen,

weil sie viel mehr verdienen,

aber auch ein Fluch,

weil plötzlich viel mehr da sind

und vielleicht auch überfischt wird.

Ist das denn nicht auch ein

Fisch?

Ist das nicht auch ein Fisch?

Ist das ein Fisch?

Ist das ein Fisch?

Ist das ein Fisch?

Ist das ein Fisch?

Ist das ein Fisch?

Ist das denn nicht auch ein Risiko,

wenn man

voll auf den Oktopus setzt,

also eigentlich auf ein

Produkt, wenn man so will?

Ja, weil vielleicht irgendwann

sind dann auch ein bisschen weniger Fisch

zu leden, weil alle noch auf den Oktopus

setzen und es braucht nur einen kalten Winter,

wo dann die Bedingungen nicht mehr

so gut sind und diese Oktopus-Schwemme

ist schnell vorbei.

Das ist auch schon mal passiert,

ich glaube, dann sind 62-63,

die die Operation agdezimiert wurde

und das hätte dann natürlich auch

Folgen für die Fischer.

Tobias, jetzt warst du ja quasi auch

Fischer für einen Tag

oder wenigstens einen Morgen.

Wie war das für dich dieser Ausflug

aufs Meer in der Britanie?

Ich werde mal müde,

ich brauche ein paar Cafés, aber es war

wunderschön im Bild, draußen auf dem Meer,

wenn dann der Tag beginnt,

aber es war nicht nur romantisch,

sondern es ist auch eine anstrengende

kleine Arbeit

und ich schaue jetzt Oktopuse

auch ganz anders an

auf dem Fischmarkt

und denke an diese Nacht

in der Brötter an, nicht zurück.

Tobias, vielen Dank,

dass du uns mitgenommen hast aufs Meer.

Danke dir Antonia

für das Gespräch.

Das war unser Akzent.

Produzentin dieser Folge war

Malen Öler.

Ich bin Antonia Moser.

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Seit zwei Jahren vermehrt sich der Oktopus in der Bretagne explosionsartig. Die lokalen Fischer mussten ihr Geschäft notgedrungen umstellen: von Austern und Krustentieren auf Oktopus. Das Geschäft läuft gut, die Nachfrage ist gross, es herrsche eine eigentliche Goldgräberstimmmung, sagt Frankreich-Korrespondent Tobias Gafafer. Aber die Oktopus-Schwemme habe auch Kehrseiten und viele fragen sich: ist das Fluch oder Segen für die Region?

Host: Antonia Moser

Produzentin: Marlen Oehler

Weitere Informationen zum Thema: https://www.nzz.ch/international/invasion-von-tintenfischen-die-bretagne-arrangiert-sich-mit-einem-raeuberder-markt-ist-hungrig-nach-tintenfischen-die-bretagne-arrangiert-sich-mit-einem-invasor-ld.1753919

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