Deffner & Zschäpitz: Wirtschaftspodcast von WELT: Anti-Dumping-Zölle der EU – Können wir uns die China-Scheidung leisten?

WELT WELT 9/16/23 - Episode Page - 10m - PDF Transcript

Herzlich willkommen zu Defna und Schäpitz. Mein Name ist Defna, Dietmar Defna.

Mein Name ist Schäpitz, Holger Schäpitz.

Die im Podcast besprochenen Aktionen und Fonds stellen keine spezifischen Kauf- oder Anlageempfehlungen dar.

Die Moderatoren und der Verlaghaften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung der Gedanken oder Ideen entstehen.

Wir haben was Neues für euch. Jeden Samstagmorgen bekommt ihr bei uns den Börsen Rückblick und wir schauen, was in der kommenden Woche wichtig wird.

Anders als Dienstags, kurz und knapp, denn Zeit ist Geld und wir lassen immer eine Uhr mitlaufen, damit keiner hier zu viel redet.

Und das Ganze gibt's freitags auch schon bei Weltfernsehen live um 17.45 Uhr.

Und jetzt rein in die Show!

Die letzte Börsenwoche war eine Bullenwoche und das, wo ich mal kurz ins Bärenlager gewechselt bin,

leider neben gelegen, aber immerhin mit einem Tipp lag ich richtig, nämlich, dass die EZB, und das war in Gegend der Mehrheitsmeinung letzte Woche, die Zinsen nochmal anheben wird.

Aber die Anleger sind gelassen, damit umgehen, was ich nicht erwartet habe.

Und der Dachs ist am Ende der Woche dann um 0,9 Prozent in der Woche gestiegen.

Ja, da will ich dir zu reden. Defna, bleib bei deinen Leisten, bleib über Bullisch.

Mir war ja klar, wenn dir selbst der Bulle hier so ein jemalsches Lied anschimmt, dann kann's gar nicht so schlimm werden.

Aber ich habe auch unterschätzen der EZB, ich hätte es auch nicht vermutet, dass die Zinsen nochmal anheben.

Aber mir ist dann nochmal klar geworden, die Psychologie der Marktteilnehmer.

Weil jetzt sagen alle, der Zinskipfel ist erreicht, Zinserhöhungen zu Ende.

Und wenn du zehn Zinserhöhungen Folge hast und 4,5 Prozent der Zins innerhalb eines Jahres hochgewuchtet wird, dann denkst du danach, pfff!

Und das haben die Börsealer gemacht, deswegen ging's hoch.

Und dann gab's noch einen Börsengang, der ganz erfolgreich war.

Arm, der Chip-Designer, und das hat alles gegen deine Burglose den Dachs nach oben gebracht.

Einer meiner im Podcast oft vorgetragenen Aktienideen, die kriegte den Bullen der Woche.

Das ist nämlich die Aktie von Nordex, die hatte kräftig zugelegt in dieser Woche um 14 Prozent.

Die profitiert von einem Großauftrag in Spanien, von der deutschen Beiber, sogar inklusive 25 Jahre Wartungsvertrag.

Und auf der anderen Seite gab's Rückenwind durch die EU, die will nämlich die europäische Windindustrie in sehr, sehr vielen Bereichen fördern

und unterstützen neben auch bei Bürokratieabbau und Genehmigungen, und das klingt doch verheißungsvoll.

Ach, der hat doch wieder so den Aufnungswert.

Man hat doch mal das Gefühl, du bringst hier nur Aktien an, die mindestens 60 oder 70 Prozent gefallen sind,

im Fall von Nordex sind es sogar 88 Prozent.

Und wenn der Aktie selbst dann nicht läuft, wenn die Politik jeden Wunsch dir von den Augen abliest, dann ist irgendwas voll.

Klar, wir kennen alle Genehmigungsverfahren haben Problemen.

Wir haben Lieferketten, wir haben die Kosten, Inflationen, ja, ja, kenne ich.

Aber wenn dann die Aktie trotzdem nochmal doller läuft, dann muss es ein Managementproblem sein.

Und was du ganz vergessen hast bei deiner Sache, jetzt kommen auch noch die Chinesen nach Deutschland.

Und das ist ein Riesenproblem.

Das können nämlich genauso werden wie damals vor zehn Jahren in der Solarbranche.

Und die sind nämlich viel billiger.

So ein großes Windrad, das ist auch nicht großes High-Tech, das wird so ein Elektromotor gewickelt,

manchmal noch mit Hand, und dann hast du irgendwie noch die Löhne in Deutschland.

Insofern für mich ist Nordex die Aktie eine Luftnummer.

Also bei der Windenergie sind auch die Wartungsverträge ganz entscheidend.

Und ich glaube, da entscheidet man sich dann schon lieber für einen hiesigen Hersteller,

wo auch gewährleistet ist, dass der das Ding eben 25 Jahre lang gut warten kann

und nimmt vielleicht nicht den chinesischen Anbieter.

Das ist meine Hoffnung.

Die Analysten sehen kurspotenzial immerhin von 36 Prozent bei der Nordex Aktie.

Das tun die Analysten bei all deinen Akten.

Dann gucke ich zu meinem Bär der Woche.

Und das ist jetzt keine Aktie, sondern es sind Bank und Sparkassen.

Die haben es immer noch nicht geschafft.

Die Zinsen, die ja angeoben wurden, sind an Kunden weiterzugehen.

Ein Drittel zahlen 0,25 Prozent aufs Tagesgeld oder weniger.

Und ein Zehntel sogar null.

Und man muss wissen, der Einlagensatz für die Banken, also wenn die Geld bei der ECB-Lage

ins A4-Botzeit angestiegen.

Und diese Differenz ist jetzt so groß, dass man selbst den Durchschnitts-Tagesgeldsatz

jetzt für 1,4, A4-Banken haben ein Rekordergebnis gemacht.

Klar, weil man sich das Geld in die eigene Tasche teilweise steckt.

Für mich ist das nicht Kundenvorherrliche Politik,

deswegen Bär der Woche für die.

Naja, wir leben in einer freien Marktwirtschaft.

Da kann natürlich jede Bank die Kondition bestimmen, die sie möchte und für richtig erhält.

Es entscheidet letztendlich der Kunde, wo er sein Geld dann parkt und anlegt.

Und da sind die Kunden offenbar doch viel zu träge und lassen ihr Geld einfach hier

zu sehr, sehr schlechten Zinskonditionen weiter rumliegen.

Und da ist jetzt einfach mal der Kunde gefordert, damit er sich mit seinem Geld bewegt.

Denn es gibt ja im Markt durchaus Kondition bis zu 4% Tagesgeld.

Hast recht, man muss abstrahlen, den Füßen muss man machen.

Man sieht ja auch schon so ein bisschen, dass bei den Sparkassen und bei den Volksbanken

so ein bisschen Geld schon abgeflossen ist.

Und jetzt gibt es sogar noch so ein Hammerzinsangebot, 4% von Trade Republic

und das ohne Kondition irgendwie oder Bedingung.

Und das könnte nochmal das Ganze verändern.

Aber leider auch noch bis 50.000, insofern das kann die ganz große Lösung,

das ist dann doch nicht.

Kommt jetzt im Thema der Woche die EU-Kommissionspräsidente Ursula von der Leyen.

Die will gegen chinesische, willig-auto-Importe vorgehen.

Der Vorwurf ist, die wird man halt zu Finz schonen bekommen

und das zum Nachteil der deutschen Industrie, der deutschen Autobauer.

Und normalerweise, ich bin Marktwirtschaftler, er hat Felden

und sagt mir so, das ist eigentlich nie gut, wenn man sowas macht.

Aber ich habe mir mal angeschaut, was die Chinesen da genau machen.

Und es ist nicht nur so, dass wenn man in China ein Auto kauft,

ein Elektroauto, kriegt man großzügige Prämien

und die kriegen dann meist auch nur die chinesischen Autobauer.

Sonst auch noch so, dass die Firmen großzügige Forschung-Entwicklungsausgaben

bekommen, die bekommen noch günstiges Land.

Und sie werden auch noch im Inland steuersubventioniert.

Sie müssen nur 15 Prozent Körperschaftssteuer zahlen

und normalerweise sind es 25.

Und was noch wichtiger ist, wenn man exportiert,

gibt es noch eine Mehrwertsteuer, normalerweise von 13 Prozent.

Und die ist jetzt auch weg.

Und da muss ich sagen, da verstehe ich,

wenn man davon entfernt wird, Bewerb spricht.

Nicht wundernlich, dass die Chinesen natürlich

mit Haarschen Worten reagiert haben auf diese Pläne

und sie drohen mit negativen Folgen

für die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen.

Und meine Sorge ist, das wird vor allem die deutsche Autoindustrie treffen,

denn wir verkaufen 30 bis 40 Prozent der deutsch-

eine Autoherstellerautos in China.

Und jeder zweite Industrie-Arbeitsplatz in Deutschland

ist insgesamt vom Export abhängig.

Wir können uns also einen Handelskrieg nicht leisten.

Und wundernlich ist auch nicht die Initiative,

kommt ja auch gar nicht von deutscher Seite auf EU-Ebene,

sondern vor allem die Franzosen haben hier Front gegen die Chinesen gemacht.

Renault und Stellantis haben hier massiv lobbyiert

gegen diese chinesischen E-Autos und eben Maßnahmen gefordert.

Sie würden natürlich da besonders profitieren

mit ihren relativ günstigen, kompakt Wagen.

Werden sie besonders attackiert von den Chinesen.

In Deutschland ist vielleicht noch VW betroffen,

aber auf der anderen Seite ist ja VW sehr, sehr stark in China auch vertreten.

Und BMW und Mercedes leiden im Premiumsegment kaum unter den Chinesen,

würden aber sehr, sehr stark leiden unter einem möglichen Handelskrieg.

Und am Ende gilt auch immer im Handelskrieg, gibt es nur Verlierer.

Deswegen würde ich hier dringend vorabraten.

Da es so recht, dass es nur Verlierer gibt, aber ich glaube, da ist schon viel Blöff dabei.

Man sieht es in Amerika ja, die haben ja auch Zöller oben,

da gab es ja auch kein Handelskrieg, weil die Chinesen wissen genau,

wir machen mit den Chinesen nämlich ein Handelsbilanzdefizit

von 75 Milliarden Euro, 75 Milliarden.

Und dieses Handelsbilanzdefizit ist geradezu seit 2021 explodiert.

Und das liegt daran, dass wir jetzt mit billigem Chinesen Karm überschüttet werden

und da muss man mal was gegen tun.

Und deswegen finde ich, das ist einfach nur Blöff.

Und ich glaube, da wird nichts passieren.

Und auf der anderen Seite muss man auch beachten,

wir geben in Deutschland für zwei Chipfabriken 20 Milliarden Euro an Subvention.

Wir sind auch kein weißen Knabe in Sachen reiner Marktwirtschaft.

Da brauchen wir uns auch gar nicht so so weit aus dem Fenster dienen.

Eins ist klar, dieses Thema, China insgesamt, wird uns weiter beschäftigen

in der nächsten Woche, aber vor allem die Noten banken.

Denn da steht eine wichtige Entscheidung in Amerika an.

Die Fett wird ihre Zinsentscheidung fällen.

Und die meisten gehen ja davon aus, dass sie eine Zinspause einlegt.

Das wird also dann keine Überraschung sein.

Die Frage ist, welche Signale gibt Fettchef Paul dann in der anschließenden Pressekonferenz?

Kündigt er sozusagen an, dass der Zins gibt, für jetzt erreicht es.

Ich glaube, er wird es nicht tun.

Und deswegen versuche ich es nochmal, Bärenlager.

Schon wieder.

Noch mal, der war skeptisch, vielleicht werde ich hier zum Grundreinigator.

Aber ich glaube, dass wir nächste Woche uns nicht nach oben bewegen,

sondern eher eben seitwärts bis rückwärts laufen werden,

wie eine negative Börsenwoche voraus haben.

Ja, da würde ich dir mal recht geben, obwohl wir beide eine Meinung sind.

Das ist vielleicht wirklich ein guter Kontraindikator.

Aber ich finde noch nicht mal diese Zinssitzung wird das Wichtige sein.

Da denken die Leute sowieso, da ist der Gipfel erreicht.

Viel wichtiger ist, dass so eine Sorglosigkeitsstimmung in Amerika ausgebrochen ist.

Und wir haben hier September.

Ehrlich, September setzt nicht der Monat, wo man sorglos ist.

Da denkt man so, das ist ein schwieriger Monat.

Wir sind, wenn man mal guckt, das Sentiment zwischen Gier und Angst,

sind wir schon fast wieder im Gierbereich.

Und das ist nie gut.

Es ist noch, dass wir in der kommenden Woche beim Dachsehren-Minus erleben werden.

Und jetzt sind wir einer Meinung, das ist komisch.

Aber das sind dann vielleicht die Kaufkurse.

Remember to come back in September, heißt die alte Börsenwoche.

Die auch, bis zum September dann sein.

Wir haben die Septembers vorbei.

Das besprechen wir nächste Woche auf jeden Fall.

Das war's für diese Woche bei Defner und Tejapots im TV.

Wir sagen tschüss.

Und schau, wer uns länger und heftiger streiten will,

der hört den Podcast.

Ich wünsche euch einen schönen Tag.

Immer mehr Welt und überall Groß-Podcast-Tipps.

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Die Börsen-Woche

Die EU-Kommission will gegen billige chinesische Elektroautos vorgehen, die Europa überschwemmen. Die Wirtschaftsjournalisten Dietmar Deffner und Holger Zschäpitz debattieren, ob es sich um plumpen Protektionismus handelt oder China wirklich unfair spielt und ob daraus ein Handelskrieg entstehen könnte.

Wenn ihr diese Folge von Deffner&Zschäpitz schon freitags sehen möchtet, findet ihr die TV-Sendung zum Podcast hier: https://www.welt.de/mediathek/talk/deffner-und-zschaepitz/

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Produktion: Dieter Webel

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