Ö1 Journale: Abendjournal um 18 (29.03.2023)
ORF Ö1 3/29/23 - Episode Page - 30m - PDF Transcript
Mit Paul Schiefer im Studio herzlich willkommen. Die Regierung beschließt finanzielle Verbesserungen
beim Pensionsantritt. Die sogenannte Aliquotierung wird für zwei Jahre ausgesetzt. Die von vielen
geforderte Mietpreisbremse hat die Regierung hingegen nicht zustande gebracht und so sorgt
heute für einen Schlagabtausch von ÖVP und Grünen im Parlament. In Deutschland hat sich
die Dreier-Kollektion in zehn Verhandlungen wieder zusammengerauft. Der deutsche Kanzler sagt,
jetzt man wolle bei neuen Projekten Tempo machen. In Großbritannien hält die Regierung
am umstrittenen neuen Asylgesetz fest und sie denkt jetzt auch laut über neue Flüchtlingsquartiere
in Kaserne nach. Der britische König Charles ist am Nachmittag zu seinem ersten Staatsbesuch
in Berlin eingetroffen. In der Sendung Glartext gleich im Anschluss geht es um die Führungsfrage
bei der SPÖ und die Wetteraussichten hat jetzt der Mark und der Schuler. Heute Abend kann es im West
etwas regnen, im Laufe der Nacht dann auch wieder von Salzburg Ostwärts. Im Süden bleibt es
hingegen durchwegstrocken. Es wird nur vereinzelt leicht frostig heute Nacht die Tiefstwerte zwischen
minus zwei Grad im oberen Murthal und plus zehn Grad im Rheintal. Morgen überall milder, jedoch
nur ein paar größere Sonnenfenster, ständig Wolken und einige Regenschauer, auch ein paar Gewitter.
Am Nachmittag beziehungsweise am Abend wird es zunehmend windig. Die Höchste 11 bis 19 Grad.
Es ist ein Thema bei dem die SPÖ Druck gemacht hat, jetzt hat die Regierung reagiert und sie
beschließt finanzielle Verbesserungen für alle, die heuer und nächstes Jahr in Pension gehen. Es
geht um die erste gestaffelte Pensionserhöhung nach dem Pensionsantritt. Diese sogenannte
Alliquottierung wird für zwei Jahre ausgesetzt. Das bringt Vorteile für 200.000 Menschen. Den
Oppositionsparteien ist das aber noch nicht genug, berichtet Niklas Lercher. Wer nicht genau mit
Jahresbeginn in Pension geht, muss Verluste hinnehmen. Verantwortlich dafür ist die aktuelle
Alliquottierung der Pensionen. Bei einem Pensionsantritt im Dezember etwa gibt es im ersten Jahr
gar keine Inflationsanpassung. Die Regierung will diese Regelung wegen der hohen Inflation nun
für zwei Jahre aussetzen, betont Sozialminister Johannes Rauch von den Grünen. Weil von dieser
Maßnahme zwei Jahre aussetzen, 200.000 Pensionisten und Pensionisten ganz konkret profitieren werden.
150 Millionen Euro kostet das alleine für dieses Jahr. Mit der Ankündigung ist die
Regierung der SPÖ und ihrer dringlichen Anfrage im Nationalrat zuvorgekommen. Das Vorgehen der
Koalition seit er noch reine Willkür kritisiert SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch. Diese
Regelung gehört nicht ausgesetzt, diese gehört abgeschafft, rückwirkend und dauerhaft. Auf die
angedrohte Verfassungsklage der SPÖ erwidert ÖVP-Clubop-Mann August Wöginger.
Wir sind schneller mit der Beschlussfassung,
wird das ihr überhaupt zum Verfassungsgericht aufbringt. Kritik kommt auch von der FPÖ.
Durch die bisherige Regelung habe die Regierung Pensionistinnen und Pensionisten im Regen stehen
gelassen, sagt die Abgeordnete Dagmar Belakovic. Sie haben einen Pensionsraub ins angezettelt in
den letzten zwei Jahren, den es in diesem Ausmaß in der zweiten Republik noch nie gegeben hat.
Auch Neos Sozialsprecher Gerhard Lorke ist von der Ankündigung wenig begeistert. Auf Kosten
der Jungen würden die Milliarden hinausgebuttert. Kollege Hammer hat mich gebeten, ich soll es
ökosozialistische Geldvernichtung nennen, was ich hier mitgemacht habe. Anders der
Seniorenrat, der wie die SPÖ fordert, die bisherige Regelung komplett und rückwirkend
abzuschaffen. Kritik von der Opposition also im Parlament und einen Schlagabtausch zwischen
den Regierungsparteien hat es dort heute auch gegeben. Der Grund war das gescheiterte Projekt
einer Mietpreisbremse. ÖVP und Grüne konnten sich da ja nicht einigen. Stattdessen kann man jetzt
Wohnbeihilfen für bedürftige Haushalte, die den Anstieg bei den Mieten und den Heizkosten
abfedern sollen. Für die Grünen ist das nur die zweitbeste Lösung und sie geben heute wieder der
ÖVP die Schuld, berichtet Eva Haslinger. Umfasst 9 Prozent werden die Richtwertmieten mit April
steigen. Betroffen sind Mieterinnen und Mieter in Altbauten. Dass es soweit kommt, liegt für
Grünabgeordnete Nina Tomaselli an der ÖVP. Was ich nicht verstehe ist, dass wir monatelange
verhandeln, den hunderttausenden Betroffenen da draußen Hoffnungen dort schüren und dann,
dass sie auf den letzten Meter einen Rückzieher machen und die Betroffenen einfach im Regen
stehen lassen. Das ist in meinen Augen, das ist Politik mit schlechtem Stil und das darf man auch
genau so benennen. Zuvor hat der ÖVP-Bautensprecher Johann Singer die Position der Volkspartei
verteidigt. Die ÖVP hätte ein umfassendes Paket gewollt. Schließlich gäbe es gemessen an
Hauptwohnsitzen gleich viele Mieter wie Eigentümer. Leider hat es dafür kein Ergebnis mit dem
Koalitionspartner gegeben. Gerhard Locher von den NEOS kommentiert den öffentlich ausgetragenen
Zwist wie folgt. Dieser Streit zwischen ÖVP und Grün ist also ein bisschen ausgegangen,
wie das Hornberger Schießen. Statt der Mietpreisbremse kommen jetzt finanzielle Hilfen für Bedürftige. Die
Regierung rechnet damit, dass etwa eine Million Haushalte mit durchschnittlich je 200 Euro profitieren
werden. Für SPÖ-Chefin Pamela Rendi Wagner ist das keine nachhaltige Lösung. Statt den
Mietenerhöhung, die jetzt wieder mit 1. April ansteht, zu stoppen, verteilen sie aus dem
Steuertopf willkürlich einmalige Almosen. Immer das gleiche Muster seit 1,5 Jahren. Sie stoppen die
Inflation nicht, sie senken die Preise nicht, sie machen Schulden. Ähnlich FPÖ-Mandatar Hubert
Fuchs. Anstatt die Rekordinflation zu bekämpfen, verteilt diese Bundesregierung das Geld mit der
Gießkanne und befeuert damit weiterhin die Rekordinflation. Die Mieter werden mit dieser
Einmalzahlung nicht entlastet, sondern mit Almosen abgespeist. Eine echte Mietpreisbremse
wäre hingegen ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Inflation gewesen, so Fuchs. Es braucht
eine Sanierung der Sozialhilfe, das sagt heute die Armutskonferenz. Sie reagiert damit auf die
Entscheidung der Verfassungsrichter. Diese haben weitere Teile der Sozialhilfe Neue,
die 2019 unter türkisblau beschlossen wurde, aufgehoben. Für eine Reform der Sozialhilfe hat
sich auch der zuständige Sozialminister Johannes Rauch von den Grünen bereits ausgesprochen. Die
Volkspartei hält davon aber wenig, wenn sie mehr von Victoria Waldecker. Von der Sozialhilfe Neue
sei nur mehr eine Ruine übrig, meint Martin Schenk von der Armutskonferenz. Er fordert deshalb
eine Reform. Weil ja jetzt gerade in der Not, in der Teuerung, in der sozialen Krise, wie auch
gescheite Sozialhilfe brauchen für Menschen mit Behinderung und für Frauen in Not, für Kinder,
die nie mehr weiter wissen. Also wenn ein Sozialhilfegesetz funktionieren muss, dann muss
in der Krise funktionieren, das tut es zurzeit nicht. Auch Sozialminister Johannes Rauch von den
Grünen spricht sich für eine Reform aus. Man habe bereits Anpassungen und Entschärfungen im
Sozialhilfegesetz vorgenommen, erklärt er. Das reicht ihm aber offenbar nicht. Ich als Sozialminister
bin natürlich ein Vertreter davon, das insgesamt zu reformieren. Die Aussichten, dass in dieser
Legislaturperiode noch gelingen wird, schätzt sich nicht besonders hoch ein. Das liegt wohl am
Koalitionspartner der ÖVP. Klubobmann August Wöginger verteidigt heute die aktuelle Sozialhilfe,
die seine Partei 2019 gemeinsam mit den Freiheitlichen umgesetzt hat. An und für sich hat Österreich
nach wie vor eines der besten Sozialhilfe-Leistungsgesetze, wenn man das auch im Internet zu einem
Vergleich darstellt. Dass es große regionale Unterschiede bei der Sozialhilfe gibt, sieht
Wöginger nicht als Problem. Diese Unterschiede haben es immer schon gegeben, erklärt er der
Klubobmann der Volkspartei. Die ÖVP hält also an der bestehenden Sozialhilfe fest.
Keine Sachleistungen im Bereich Wohnen. Für Leute, die Sozialhilfe bekommen, zibile
Pirkelbauer, Leiterin der Abteilung Sozialpolitik in der Arbeiterkammer, sieht die Entscheidung des
Verfassungsgerichts gestern positiv. Sie hält allerdings die generelle Ausrichtung der
Sozialhilfe für Fasch. Alle wissen, die mitten steigen massiv und man kann das nicht über
Sachleistungen lösen, sondern der einzige richtige Ansatz ist, den Menschen diese höheren
Mitkost noch zur Verfügung zu stellen. Sonst bekommen wir hier einfach ein massives Problem
und niemand kann wollen, dass meisten von Menschen hier vor der Deletierung stehen und
dann erst recht Probleme haben, hier wieder zu einer eigenständigen Existenz zurückzufinden.
Der Teil wurde vom VFGH sozusagen gelöst, was aber auch bleibt, sind auch Probleme auch
in diesem Bereich. Zum Beispiel der Richtsatz in Wien, von dem weg wird er gerechnet, wie
viel Sozialhilfe derzeit ein Erwachsener bekommt, der liegt in Wien derzeit bei 150 Prozent,
aber dieses Sozialhilfe-Grundsatz-Gesetz sagt, es dürfen nur 140 Prozent sein und genau
das hat der VFGH jetzt bestätigt. Was soll man da aus ihrer Sicht derzeit tun?
Zum einen ist der Richtsatz für eine Person, von dem weg sich alle anderen Leistungen rechnen,
einfach viel zu niedrig, der liegt derzeit deutlich unter der Armutsschwelle, fast 400
Euro drunter für eine Einzelperson und wir haben im Sozialhilfe-Grundsatz-Gesetz eigentlich
das System total auf den Kopf gestellt. Die Sozialhilfe soll einen sicheren Boden für
alle bieten, wenn alle anderen Systeme davor versagen und tatsächlich ist es so, dass
sieben von zehn Personen die Sozialhilfe beziehen, erwerbstätig sind oder eine andere Sozialleistung
beziehen und die Sozialhilfe nur eine Aufzahlung ist, damit sie halt das Lebensnotwendigste
finanzieren können. Das Sozialhilfe-Grundsatz-Gesetz hat statt eine einheitliche Basis für ganz
Österreich höchstwärtig geschaffen, also einen Deckel, der die Menschen in Armut hält
und dieser Deckel gehört beseitigt, wir müssen hier zurück zu den Nimmestandards.
Sagt sie Bille Birkelbauer von der Arbeiterkammer im Gespräch mit Rainer Hasiwa heute im Ö1-Mittagsschonal
im gesamten Gespräch, können sie wie immer über die Ö1-App und den Podcast der Ö1-Schonale
nachhören. Zum ersten Mal seit rund zwei Jahren hat sich der suspendierte Sektionschef
im Justizministerium Christian Pilnacek wieder zu Wort gemeldet, in einem Artikel für eine
Fachzeitschrift äußert er sich kritisch über die Arbeit der Staatsanwaltschaften
und er sagt, die Fachaufsicht im Justizministerium habe die Kontrolle verloren. Bernd Kurschow
berichtet.
Die Fachaufsicht durch das Justizministerium über die Staatsanwaltschaften sei faktisch
außer Kraft gesetzt, schreibt der suspendierte Sektionschef in der Zeitschrift für Wirtschafts-
und Finanzstrafrecht. Außer Kraft gesetzt durch das Schlagwort, man müsse den Eindruck
vermeiden, dass die Politik Ermittlungen beeinflusst. Christian Pilnacek kritisiert aber auch die
Staatsanwaltschaft vernachlässige in Korruptionsfällen die gewalten Teilung, indem sie statt der
Kriminalpolizei die Strafverfolgung übernehme. Und Hausdurchsuchungen würden meist von Richtern
genehmigt die Berufsanfänger sein. Die Grünen, die die Justizministerin stellen, entgegnen
in der Presse singemäß, die Fachaufsicht funktioniere besser als früher unter Pilnacek,
die Staatsanwaltschaften könnten endlich frei von politischen Zudringlichkeiten ermitteln.
Außerdem sei der in zahlreiche Skandale verwickelte Pilnacek seit zwei Jahren suspendiert, habe
also keinen Einblick in Akten und Vorgänge im Ministerium.
In der deutschen Ample-Koalition hat es zuletzt ordentlich geknirrscht nach zwei Tagen Verhandlungen,
will man jetzt aber Tempo machen, so drückt es jedenfalls der deutsche Kanzler Olaf Scholz
von der SPD aus. Bei einer Fragestunde verteidigt er den mühsam erreichten Kompromiss bei den
Themen Klimaschutz und Verkehrsausbau. Aus Berlin berichtet Andreas Jolie.
Nach den zehn langwierigen Verhandlungen wirkt Olaf Scholz heute ausgeschlafen und vor der
Tatendrang. Unser Land braucht mehr Tempo. Bei Genehmigungen, beim Ausbau der Infrastruktur
und bei erneuerbaren Energien. Die Regierung will massiv in den Zugverkehr investieren,
durch Einnahmen aus einer höheren Lkw-Maut. Die Autobahnen sollen ausgebaut werden,
daneben Solaranlagen errichtet. Für den Ausstieg aus privaten Öl- und Gasheizungen
verspricht der Kanzler finanzielle Unterstützung. Da wird es auch pragmatische, sehr
zugewandte Lösungen geben. Niemand wird mit seinen Problemen alleine gelassen.
Die kanzlerische Freude über die Ampelkompromisse endet bei der Opposition. Andreas Jung von
der CDU kritisiert, dass die Klimaschutzziele verwässert werden. Mit ihren neuen Partnern
wollen sie die wesentlichen Fortschritte dabei jetzt wieder abschaffen. Verbindliche Jahresziele,
verbindliche Sektorenziele, die Pflicht zum sofortigen Nachsteuern, wenn ein Ziel nicht
erreicht wurde, alles soll weg. Klar ist, dass wir dieses Gesetz jetzt für die richtige Zukunftsperspektive
2045 CO2-neutral wirtschaften zu können, auch weiterentwickeln mussten und wollten. Erwidert
Kanzler Olaf Scholz und teilt auch gleich aus gegen den früheren Koalitionspartner.
Es wird Tempo geben, Beschleunigung und diese Aufgaben werden alle zielgerichtet verfeucht.
Der Stillstand der letzten Jahrzehnte, den wir konservativer Politik zu verdanken haben,
ist endgültig beendet. Dieser Ampelkompromiss fordert aber seine Opfer. Die Grünen schlucken
schwer am weiteren Autobauenausbau, Finanzminister Christian Lindner von der FDP an den neuen
Abgaben durch die Lkw-Maut. Und die Finanzen könnten bald für den nächsten Streit sorgen,
denn der Budgetplan für das kommende Jahr ist bereits im Verzug, weil die derzeitigen
Milliardenwünsche der Ministerien den Rahmen oder die Schuldenbremse sprengen.
In Großbritannien bleibt die Regierung dabei, sie will das Asylgesetz verschärfen und sie denkt
laut über neue Quartiere für Flüchtlinge nach. Denn 10.000 Migranten aus Afghanistan
sind derzeit in Hotels untergebracht. Weil das teuer ist, will die Regierung die Menschen umquartieren.
Im Gespräch sind Schiffe oder Kassernen. Aus London berichtet Sophie Ruppetz.
160 Euro kostet die Nacht im Hotel für einen Asylsuchenden. Rechnet die britische Regierung vor.
Das ist nicht tragbar für den Steuerzahler, sagt Justizminister Rob.
Wir müssen diesen perversen Anreiz beenden mit Hotels und unserer Gastfreundschaft,
illegale Migranten zur gefährlichen Überfahrt über den Ärmelkanal zu ermutigen.
In den kommenden Monaten sollen zudem knapp 9.000 Afghanen aus Hotels ausziehen,
wo sie seit ihrer Flucht 2021 untergebracht sind. Diese Art der Unterbringung hat zu einem
Verlust des Tourismus und abgesagten Hochzeiten geführt, sagt der Einwanderungsminister.
Günstigere Alternativen sollen wesentliche Lebensbedürfnisse abdecken und nicht zu komfortabel sein.
Wir werden etwa zwei Militärbasen bei Essex und Lincolnshire in den kommenden Monaten
vergrößern und die umfunktionierten Barakten nutzen. Doch lokale konservative Parteianhänger
zeigen sich von diesem Lösungsvorschlag wenig begeistert und wollen dagegen vorgehen.
Auch Schiffe sollen weiterhin als Unterkunftsmöglichkeit geprüft werden.
Die harte Asylpolitik der konservativen Regierung wird international etwa vom Flüchtlingshilfswerk
der Vereinten Nationen scharf kritisiert. Der Chef der internationalen Atomenergiebehörde
Raphael Grossi zeigt sich heute besorgt über die Lage in der Ukraine. Nach seinem zweiten
Besuch im Atomkraftwerk von Saporizhia sagt er, dass sich die Sicherheitslage immer noch nicht
verbessert hat. Susanne Neverka berichtet.
Bereits zum zweiten Mal ist der Chef der internationalen Atomenergiebehörde Raphael Grossi nach Saporizhia
gereist, um sich persönlich ein Bild der Sicherheitslage, in dem von Russland besetzten
größten Atomkraftwerk Europas zu machen. Heute sagt Grossi, er werde versuchen einen
Kompromiss zwischen Moskau und Kiev zu finden, um die Sicherheit des ukrainischen Kraftwerks
sicherzustellen. Er werde realistische Vorschläge machen, die von beiden Seiten akzeptiert werden
können, so Grossi heute in Saporizhia. Ebenfalls in der ukrainischen Region Saporizhia liegt die
von Russland besetzte ukrainische Großstadt Melitopol. Hier werden heute Explosionen gemeldet.
Nach russischen Angaben habe die Ukraine die Stadt angegriffen und dadurch Stromausfälle
herbeigeführt. Die Ukraine hat das bisher noch nicht bestätigt. Seit Wochen schon wird über eine
mögliche Gegenoffensive der Ukraine in Richtung Melitopol spekuliert. In dessen ließ heute
Kreml-Sprecher Dmitry Beskov wissen, dass Russlands Führung mit einem lang anhaltenden Konflikt rechnet.
Der Hybridekrieg, die Konfrontation mit dem Westen, das werde noch eine lange Zeit so weitergehen,
so Beskov. Und er betont, dass sich die Menschen in Russland in beispielloser Weise hinter ihren
Präsidenten Vladimir Putin gestellt haben und überzeugt sind, dass alle Ziele der militärischen
Spezialoperation in der Ukraine erreicht werden sollen. Die Ukraine braucht im Krieg gegen Russland
auch viel Munition, der Westen verspricht Unterstützung, müsste dafür aber selbst die
Produktion stark ankurbeln. Auf welche Probleme das stoßen kann, das zeigt ein Beispiel im
NATO-Land Norwegen. Dort will ein Munitionshersteller expandieren, bekommt aber keinen Strom, der ist
nämlich für Datenzentren für die Online-Plattform TikTok reserviert. Ernst Ken Meyer.
Die Speicherung von Katzenvideos ist offenbar wichtiger als Munition für die Ukraine. So drückt es
der Chef des norwegischen Waffen- und Munitionsherstellers Namo aus. Als er kürzlich über seine
Expansionspläne sprach, wurde ihm beschieden, es gebe für den Standort leider keinen Strom.
Die Kapazitäten sind ausgeschöpft, sagt Vegas-Docset vom regionalen Stromnetzbetreiber
L.W.A. Für die Social Media-Plattform TikTok werden ganz in der Nähe nämlich Datenzentren gebaut.
Für sie ist bis zu 1% des Strombedarfs für ganz Norwegen reserviert. Denn wer sich
zuerst anmeldet, hat Vorrang. Datenzentren mit ihrem großen Energieverbrauch werden
vorzugsweise im kalten Klimazonen gebaut. Das verringert die Kosten für die Kühlung.
Stromengpässe dürften vorprogrammiert sein. Geschäfte machen in Russland. Das ist für
viele Firmen weiterhin attraktiv und wird auch weiterhin gemacht. Das hat jetzt eine
Studie des Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche ergeben. Nur 6% der
internationalen Firmen haben sich komplett aus Russland zurückgezogen. 40% machen hingegen
weiter wie bisher. Von den österreichischen Firmen sind es sogar noch mehr, nämlich 65%
berichtet Manuel Marold. Im Gegensatz zu anderen Ländern gebe es in Österreich wenig politischen
Druck auf Unternehmen, sich aus Russland zurückzuziehen, sagt Ökonom Vasili Astrov vom Wiener
Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche. Im Gegenteil, viele Entscheidungsträger würden
auf dem Standpunkt stehen, man müsse den Dialog mit Russland aufrecht erhalten.
Das haben wir ganz klar gesehen, zum Beispiel bei der Chaosreifeisenbank. Da hat der österreichische
Außenminister Schallenberg persönlich interveniert und er hat gemeint, ja, das ist wichtig, dass
die Reifeisenbank dort bleibt. Aber auch die russische Politik macht ausländischen
Investoren den Ausstieg schwer. So gibt es etwa ein gesetztes Kreml, wonach russische
Vermögenswerte mit einem festgelegten Preisabschlag also de facto mit Verlust verkauft werden
müssen. Insgesamt rund 3300 auf dem russischen Markt
präsente internationale Unternehmen hat das WEI erfasst, rund 200 von ihnen haben ihre
Aktivitäten in Russland komplett eingestellt, etwas mehr als die Hälfte der Firmen hat
ihre Geschäftstätigkeit reduziert und mehr als 1200 internationale Unternehmen, also
fast 40%, machen in Russland Geschäfte in unvermindertem Ausmaß. Noch höher ist diese
Quote, wenn man Unternehmen aus jenen Ländern betrachtet, die die westlichen Sanktionen
nicht unterstützen, also etwa Türkei, China und Indien. Etwa 80% der Firmen aus diesen
Ländern machen in Russland Geschäfte in gleichen Volumen wie vor dem Krieg.
Der britische König Charles und seine Frau Camilla sind am Nachmittag in Berlin angekommen,
das ist ihr erster Staatsbesuch als Neumannachen. Entsprechend pompös wurden sie dort auch
in Empfang genommen, berichtet aus Berlin Verena Gleitzmann.
21 Salutschüsse bei seiner Ankunft und einen Empfang mit militärischen Ehren am Brandenburger
Turm. So feierlich wird King Charles III. am Nachmittag in Berlin willkommen geheißen,
ein Spektakel, das auch viele Schaulustige anzieht. Hunderte versammeln sich, um dem
neuen britischen König und seiner Frau Camilla die Hand zu schütteln.
Ich finde das eine große Ehre, dass der König von England uns besucht, dass er sagt, ihm
ist Europa wichtig. Man kriegt ja nicht oft die Gelegenheit,
königliche Menschen zu sehen, deswegen ist es schon was Schönes.
Dass der allererste Staatsbesuch des neuen britischen Monarchen nach Deutschland führt,
ist für den deutschen Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier eine besondere Ehre, gerade
nach den turbulenten Brexit-Jahren.
Denn heute, auf den Tag genau, sechs Jahre nach dem Großbritannien den Austritt aus
der Europäischen Union begann, schlagen wir ein neues Kapitel auf. Gemeinsam als Freunde
und Partner schauen wir jetzt nach vorn.
Zum Beispiel beim Kampf gegen den Klimawandel, einem besonderen Herzensanliegen von Charles.
So soll noch heuer mit dem Bau eines deutsch-britischen Unterwasserkabels begonnen werden.
Das Strom aus erneuerbaren Energien transportieren soll, sagt Steinmeier.
Dieser erste direkte Stromtransport zeigt deutlich, wie eng Deutschland und das Vereinigte
Königreich gemeinsam daran arbeiten, unsere Volkswirtschaften klimaneutral zu gestalten.
Das Thema Klimaschutz dominiert dann auch den weiteren Nachmittag.
Zum Empfang im Präsidenten-Schluss Bellevue hat Steinmeier zahlreiche Experten für Klimawende
und Nachhaltigkeit eingeladen. Zum abendlichen Staatsbankett wird es dann aber wieder feierlicher
und glamourös. Als Gäste werden neben Altkanzlerin Angela Merkel auch Promis, wie Star, Architekt
David Chipperfield und Musiker Campino erwartet, und zwar in Frag- und Abendkleid.
Wer in der Gleizmann-Hand aus Berlin berichtet, die hohen Energie- und Heizungskosten machen
vielen Menschen in Österreich nach wie vor sehr zu schaffen. Für die Fernwärme-Kunden
in Wien gibt es jetzt aber gute Nachrichten. Für sie wird es bald einen Rabatt geben,
das hat Finanzstadtrat Peter Hanke angekündigt. Finanziert werden soll das über den Gewinn
der Wien-Energie. Wie hoch der Preisenachlass genau ausfallen wird, ist noch nicht klar
berichtet Katarina Pavlovsky.
Unklar ist zudem auch, ob der Preisenachlass für Fernwärme-Kunden bei der Jahresabrechnung
gewährt werden soll oder bei den laufenden Vorschreibungen. Fix ist aber, dass es einen
geben wird, wenn auch noch die Höhe definiert werden muss. Nach Ostern soll das alles klar
sein, so Finanzstadtrat Peter Hanke gegenüber der Austria-Presse-Agentur. Den Rabatt wird
es für alle Fernwärme-Kunden und Kunden geben, unabhängig von deren Einkommen, dass es
überhaupt einen geben wird, ist durch die Gewinne der Wien-Energie möglich. Im Sommer
hatte sie zwar noch aufgrund hoher Sicherheitsleistungen an der Energiebörse einen dramatischen Liquiditätsengpass
erlebt. Die Geschäfte an sich liefen insgesamt aber gut heißt es. Im Vorjahr mussten Fernwärme-Kunden
in Wien eine Erhöhung der Preise von 92 Prozent hinnehmen.
Im Vorjahr sind nach Corona wieder mehr Menschen auf Reisen gegangen, damit verbunden waren
aber natürlich auch mehr Passagiere, die von Verspätungen oder Ausfällen von Flügen
und Zügen betroffen waren. In solchen Fällen kann man sich kostenlos an die Agentur für
Passagier und Fahrgastrechte wenden, die hilft bei der Rückerstattung der Kosten. Und im
vergangenen Jahr konnten 1,6 Millionen Euro für Reisende zurückgeholt werden, berichtet
Corinna Kaufmann.
Einen Rekord an sogenannten Schlichtungsverfahren hat es im vergangenen Jahr im Bahnverkehr
gegeben. Laut Geschäftsführerin Maria Theresia Rösler gibt es dafür mehrere Gründe.
Sowohl im Bahnbereich als auch im Flugbereich ist natürlich die Wiederaufnahme der Reisentätigkeit
nach der Corona-Zeit und damit einhergehenden Schwierigkeiten, wie zum Beispiel eben Personalmangel
an Flughäfen. Hier gab es ja vor allem im Sommer letzten Jahres durchaus gröbere Probleme
und das hat natürlich zu diesen sehr hohen Fallzahlen geführt.
Die APF hilft dann bei Verspätungen, Ausfällen, bei Überbuchungen und Nichtbeförderung.
Außerdem bei fehlenden Informationen und bei der Nichtanhaltung der Rechte von Menschen
mit Behinderungen. Wenn die Beschwerde von der Fluglinie oder dem Bahnunternehmen abgewandt
oder nicht zufriedenstellend erledigt wurde, dann kann man sich schriftlich an die Agentur
wenden. So Maria Theresia Rösler.
Man muss sich ja immer zuerst an das Unternehmen wenden und kann sich erst dann an die APF
wenden, wenn man eben entweder gar keine Antwort bekommt oder eine nicht befriedigende
Antwort und dann kann man sich schriftlich an die APF wenden. Hier wird man ganz genau
durch den Beschwerdeprozess durchgeführt.
Die APF agiert außergerichtlich als Vermittler zwischen dem Reiseunternehmen und dem Passagier.
Die Unterstützung ist kostenlos und provisionsfrei.
Im Handel sind zwei Drittel der Unternehmen vom Arbeitskräftemangel betroffen und viele
Geschäfte müssen deshalb die Öffnungszeiten einschränken. Das zeigt jetzt eine aktuelle
Umfrage. Die Branche muss jetzt vor allem versuchen, als Arbeitgeber attraktiver zu
werden, sagen Experten, und Fabian Graber berichtet.
Der Handel hat sich von den Lockdowns der Corona-Jahre erholt. Jetzt kämpft die Branche
aber mit hohen Kosten für Energie und Miete. Und es mangelt am Personal, so wie in anderen
Bereichen auch. Wolfgang Ziniel von der KMU-Forschung Austria sieht vor allem die Unternehmen im
Handel gefordert.
Was sich immer wieder abzeichnet eines der größten Themen, das Thema Arbeitskräfte,
Mitarbeiterinnen, dem Handel muss gelingen, deine Attraktivität als Arbeitgeber zu
steigern.
Laut einer Befragung der KMU-Forschung Austria für den Handelsverband kämpfen zwei Drittel
der Geschäfte mit Personalmangel und fast jeder 7. Betrieb muss deshalb die Öffnungszeiten
einschränken. Das Einstiegsgehalt im Handel wurde zuletzt angehoben auf knapp 1.950 Euro
brutto im Monat.
Auf EU-Ebene wurde gestern das endgültige Aus für neue Autos mit Verbrennermotoren
ab dem Jahr 2035 beschlossen. Beim Treffen der EU-Energieminister und Ministerinnen
nämlich in Brüssel Ausnahmen sind nur für Fahrzeuge mit synthetischen Kraftstoffen vorgesehen.
Dafür hat sich zuletzt neben Deutschland auch der österreichische Bundeskanzler Karl
Nehammer von der ÖVP stark gemacht.
Maria Kern hat nachgefragt, wie sich der Beschluss auf die heimische Autoindustrie
auswirken wird.
60.000 bis 80.000 Personen sind laut Schätzungen in der heimischen Autoindustrie beschäftigt.
Was bedeutet für sie das weitgehende Aus für Verbrennermotoren ab 2035? Sind viele
Jobs in Gefahr? Dazu Klaus Friesenbichler vom WIFO.
Es gibt Schätzungen aus Deutschland, dass Elektrofahrzeuge in etwa ein Drittel weniger
Beschäftigung generieren. Das rührt vor allem daher, dass E-Autos weniger komplex
sind als Autos mit einem herkömmlichen Verbrennermotor.
Diese Zahlen seien aber nicht eins zu eins auf Österreich übertragbar. Friesenbichler
betont allerdings auch, das Strukturwandel wird auch in Österreich nicht aufzuhalten
sein. Vor allem Hersteller von Verbrennermotoren würden unter Druck geraten, denn trotz Ausnahmen
für Fahrzeuge mit E-Fuels seien die Weichen, was Bkw betrifft, Großteils Richtung E-Auto
gestellt, so der Experte.
Die Meldungen hat jetzt Martin Georgief. Die Bundesregierung setzt die Pensionsalliquatierung
für zwei Jahre aus. Die gesetzliche Inflationsanpassung der Pensionen wird vorerst nicht mehr an
je nach Pensionsantritt gestaffelt. Personen, die heuer und nächstes Jahr in den Ruhestand
gehen, bekommen die volle Erhöhung, egal ob sie im Jänner oder erst im Dezember, die
Pension antreten. SPÖ und FPÖ üben scharfe Kritik, denn sie fordern, dass die Alliquatierung
gänzlich abgeschafft wird und nicht nur für zwei Jahre. Ein dementsprechender, dringlicher
Antrag der Sozialdemokraten im Nationalrat heute sorgte für eine überraschende Äußerung
seitens der Grünen. Auf die Frage von SPÖ-Sozialsprecher Mochic, was nach Ablauf der zwei Jahre
sei, antwortete Sozialminister Johannes Rauch von den Grünen, dann gebe es eine neue Regierung
mit der SPÖ, im besten Fall mit Neos und Grünen, so Rauch.
In der Nähe der Gaspipeline Nord Stream 2 in der Ostsee ist jetzt ein Gegenstand entdeckt
und geborgen worden. Es könnte sich um eine leere Rauchboje handeln, die der optischen
Markierung diene. Ein Sicherheitsrisiko stelle das Objekt nicht da, so die dänische Energiebehörde,
es werde aber genau untersucht. Ende September gab es Explosionen an den Pipelines Nord Stream
1 und 2. Die Behörden gehen von Sabotage aus. Wer dafür verantwortlich ist, ist noch unklar.
Die Ukraine hat heute die von Russland besetzte Stadt Militopol im Süden, weit hinter der
Frontlinie angegriffen. Dabei soll das Stromnetz und ein Betriebswerk der Eisenbahn beschädigt
worden sein. Meldet die russische Nachrichtenagentur TASS. Der ukrainische Bürgermeister bestätigte
aus dem Exil die Explosionen in Militopol. Die Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt
für den Nachschub der Russen. In Deutschland hat wegen der gestiegenen
Preise für Benzin und Diesel im vergangenen Jahr der Tankbetrug deutlich zugenommen. Die
Zahl der Fälle sei um 47 Prozent auf mehr als 85.000 Fälle gestiegen, so die Tageszeitung
die Welt. Und ein Platz in Wien soll künftig an Frauen erinnern, die von Männern getötet
worden sind. Der sogenannte Nie-Una-Menos-Platz in Alsergrund ist das Gedenkort gegen Femizide
ausgewählt worden. Und das Wetter morgen ist etwas milder aber unbeständig, nur zeitweise
Sonneck immer wieder Wolken und Regen. Die Höchstwerte liegen bei 11 bis 19 Grad.
Das war das Abendjournal. Paul Schiefer sagt Danke fürs Zuhören. Weiter geht's jetzt
mit der Sendung Klartext zur Führungsfrage bei der SBE. Und am Wort ist jetzt Klaus W.
Aloha.
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