Ö1 Journale: Abendjournal um 18 (12.03.2023)
ORF Ö1 3/12/23 - Episode Page - 16m - PDF Transcript
Mit Franz Renner, guten Abend. Was dieser Sonntag an Bericht ins Wertem gebracht hat, den höchsten
Unternehmensgewinn aller Zeiten hat im Vorjahr der Saudi-Arabische Ölkonzern RM Co. erzielt.
Mehr soziale Treffsicherheit fordert der Chef des Fiskalerates Christoph Bardl bei den
Anti-Teuerungshilfen der Regierung. In Frankreich hat die Regierung trotz aller Proteste mit ihrer
Pensionsreform eine wichtige Hürde im Parlament genommen. Eine Gegenoffensive in der Schlacht
um Bachmunt hat die ukrainische Armee angekündigt und in Großbritannien hat die Suspendierung von
Fußball- und Sportkommentatoren Legende Gary Lineker durch die BBC nach einem regierungskritischen
Tweet heftige Kontroversen ausgelöst. Wir beginnen aber wie gewohnt mit der Wetterprognose.
Von Salzburg bis in die Obersteiermark kann es vorerst noch etwas regnen oder schneiden.
Meistbar wird die Nacht trocken verlaufen und die Temperaturen sinken auf plus 6 bis minus 5 Grad.
Morgen bricht für einen Tag der Frühling aus, mit Höchstärten von 12 bis knapp über 20 Grad.
Dazu gibt es Sonnenschein aber auch Wolkenfelder. So kann es von Oberösterreich bis ins Burgenland
einige Stunden lang bewölkt sein und vereinzelt auch kurz regnen. Langsam kommt
Wien aus Südos bis Südwest auf. Mit Erdöl lässt sich auch in der Klimakrise ganz groß Kasse machen.
Der Saudi-Arabische Ölkonzern Ramco hat im Vorjahr einen Gewinn von mehr als 160 Milliarden Dollar
verbucht. Es ist der höchste Gewinn eines Unternehmens aller Zeiten, mehr von Christian Lineker.
161,1 Milliarden Dollar oder mehr als 150 Milliarden Euro, das entspricht nicht weniger als
einem Drittel der jährlichen Wirtschaftsleistung Österreichs. Der Saudi-Arabische Mehrheitlich-Staatliche
Konzern Ramco stellt mit diesem Gewinn im Vorjahr nicht neuen Rekord für die Ölindustrie auf.
Es ist der größte Gewinn überhaupt, den jemals seine Aktiengesellschaft erziehen konnte.
Die schon länger bekannten Gewinne des US-Konkurrenten ExxonMobil mit knapp 56 Milliarden Dollar und
der britischen Shell mit knapp 40 Milliarden verblassen dagegen fast. Ramcos Konzernchef
Armin Nasser will das Geld zumindest zum Teil für eine zusätzliche Ausweitung der Ölförderung
verwenden. Umweltaktivisten reagieren empört. Amnesty International Generalsekretärin Agnes
Kalamar etwa bezeichnet es als schockierend, dass mit Erdöl dem größten Treiber des Klimawandels
dieartige Profite gemacht würden, noch dazu, wenn ein großer Teil der Menschheit unter den
gestiegenen Energiekosten extrem leide. Nach Österreich auch da geht es um Milliarden,
wenn auch nicht so viele, bei den Anti-Teuerungshilfen des Staates. Da fordert Christoph Badelt,
der Chef des Fiskalerates Mea, soziale Treffsicherheit ein, zum Thema Mietpreis,
Bremse regt er in der ORF-Presse stunde einen pragmatischen Kompromiss an. Skeptisch äußert
es sich Badelt zur Ankündigung von Bundeskanzler Karl Nehammer ÖVP, die Sozialleistungen für
Ausländer zu kürzen, Christoph Wager berichtet. Unternehmen bekommen einen Zuschuss zu gestiegenen
Energiepreisen. Dieser Zuschuss sei teilweise zu wenig Treffsicher, kritisiert Christoph Badelt,
sozusagen der oberste Schuldenwächter des Landes in der ORF-Presse stunde.
Wir müssen einfach jetzt bei den Förderungen, im konkreten Fall geht es da, um diese neuersten
Unternehmensförderungen. Wir müssen da wirklich aufpassen, dass wir nicht zu rasch das Geld ausgehen.
Eine Entlastung fordert Badelt für Mieterinnen und Mieter. Die anstehende Erhöhung der Mieten
würde er auf mehrere Jahre aufteilen. Badelt bedauert, dass sich die Regierungsparteien auf
keinen Kompromiss einigen konnten. Erfände es auch gut, die Anschaffung des ersten Eigentums
steuerlich zu entlasten. Wenig begeistert reagiert Badelt auf den jüngsten Vorschlag von
Kanzler Nehammer. Demnach sollten Menschen erst den vollen Anspruch auf Sozialleistungen haben,
wenn sie fünf Jahre im Land sind. Das bringt nichts zu sagen, es kümmert mich nicht, wo von
die leben. Denn sie schaffen massive soziale Probleme, sie schaffen den Gang in die Schwarzarbeit,
sie schaffen den Gang in die Kriminalität und all diese Dinge. Nehammer und Integrationsministerin
Raab versprechen sich von der Kürzung der Sozialleistungen, dass zugewanderte Personen
schneller am Arbeitsmarkt integriert werden. Nach Frankreich statt ist die Regierung trotz
anhaltender Massenproteste ihrem Ziel einer Pensionsreform einen wichtigen Schritt näher
gekommen. Der Senat, das Oberhaus des Parlaments, hat der Anhebung des Pensionsantritts altes
von 62 auf 64 Jahre zugestimmt. Schon kommende Woche könnte entschieden sein, ob die Regierung
die Pensionsreform sie ist ein wesentliches Vorhaben von Präsident Macron's zweiter Amtszeit
endgültig durchs Parlament bringt. Es ist knapp vor Mitternacht, als im Senat das Abstimmungsergebnis
verlesen wird. Die Anhebung des Pensionshalters auf 64 Jahre ist angenommen. Ein Erfolg für die
Regierungspartei von Präsident Emmanuel Macron. Die konservativen Republikan haben ihr zu einer
deutlichen Mehrheit verholfen. Nur wenige Stunden davor waren wieder hunderttausend
en ganz Frankreich auf die Straßen gegangen. Der siebte Großprotesttag bereits. Doch diesmal
war die Teilnehmerzahl unter den Erwartungen der Gewerkschaften geblieben. 370.000 Menschen,
laut Regierungszählung eine millionsagte Gewerkschaft, deutlich weniger aber als noch am
Dienstag. Und so manche Demonstrantin macht sich keine großen Hoffnung mehr, dass die
Proteste der Regierung noch umstimmen können. Ich weiß, dass die Regierung nicht auf die
Menschen hört. Im Gegenteil, aber wir können ihr nicht einfach schweigen, meint eine Lehrerin.
Die Regierung will die Reform offenbar noch diese Woche besiegeln. Schon am Donnerstag
könnte auch die Nationalversammlung das Unterhaus des Parlaments abstimmen. Doch auch dort hat
die Regierungspartei keine Mehrheit. Und die konservativen Republikan, die der Regierung im
Senat geholfen haben, sind in der Nationalversammlung gespalten. Premierministerin Elisabeth Born
muss daher um jede Stimme kämpfen. Ob sich letztlich eine Mehrheit für die Reform findet,
ist weit offen. Christian Lininger hat berichtet. Zum Kriegen der Ukraine, dort hat die ukrainische
Armee eine Gegenoffensive im Kampf um die Stadt Bachmut angekündigt. Der Osten, der für beide
Seiten symbolisch so bedeutsamen Stadt soll nach Angaben westlicher Nachrichtendienste weitgehend
unter Kontrolle der russischen Söldner Gruppe Wagner sein. Die Militärführung in Kiew will
Bachmut aber offenbar um jeden Preis halten, berichtet David Kriegleder. Die brutale Zermürbung
Schlacht um Bachmut dauert an. Das russische Staatsfernsehen zeigt Soldaten, die durch zerstörte
Teile der Stadt patrouillieren. Über 200 Ukrainer seien entlang dieses Frontabschnitt in den
vergangenen Tagen getötet worden, heißt es. Laut ukrainischen Angaben sind ebenso viele russische
Truppen gefallen. Mit der heldenhaften Verteidigung Bachmut habe man sich wertvolle Zeit für eine
Gegenoffensive erkauft, sagt der ukrainische Kommandant Oleksandr Sirski. Einige Beobachter
stellen jedoch den Sinn weiterer Kämpfe um die Stadt und deren strategische Bedeutung in Frage.
Wenn wir uns aus Bachmut zurückziehen, werden nur weitere Städte dasselbe Schicksaler leiden,
verteidigt der ukrainische Außenminister Dimitri Kuleva die Durchhalteparolen aus Kiew.
Weiter in die USA, da hat die Regierung über das Wochenende versucht die schlimmsten Folgen
der Pleite der Silicon Valley Bank abzuwenden. Noch heute sollen demnach substanzielle Maßnahmen
zur Absicherung der Einlagen bekanntgegeben werden, berichtet aus den USA in Kapi.
Vor der Filiale der Silicon Valley Bank in Menlo Park in Kalifornien sind das ganze
Wochenende verzweifelte Kunden und Kundinnen gestanden. Unser ganzes Geld ist auf der Bank.
Ich weiß nicht wie wir unsere Gehaltsabrechnungen machen werden. Ich weiß nicht was wir jetzt
tun werden. Die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Bank ist nach einer gescheiterten
Notkapitalerhöhung am Freitag vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle
gestellt worden. Die Pleite hat weltweit Verschlagzeilen gesorgt, weil es der größte
Kollaps seiner Bank seit der globalen Finanzkrise 2008 ist. US-Finanzministerin Janet
Yellen versucht heute zu beruhigen. Ich habe das ganze Wochenende mit der Bankenaufsicht
zusammengearbeitet, um zielgenaue Maßnahmen zu beschließen und Kontoinhaber zu schützen.
Die Details kann ich nur noch nicht bekannt geben. Washington werde aber keinen Schwierigkeiten
geratenen Großbanken mehr retten, so die US-Finanzministerin. Die US-Regierung werde
aber sicherstellen, dass sich gesunde Banken nicht anstecken. Bankenexperten und Expertinnen
hier in Washington halten die deutlichen Reaktionen an den internationalen Finanzmärkten
auf die Bankenpleite der Silicon Valley Bank für übertrieben.
In Großbritannien hat die Fußball- und Sportkommentatoren-Legende Gary Lineca die öffentlich-rechtliche
BBC in eine Krise und einen Konflikt mit der konservativen Regierung gestürzt. Nach
einem kritischen Tweet zur Asylpolitik wurde Lineca von der BBC suspendiert, ein Sendungsbikot
anderer Moderatoren, aber auch von Fußballern war die Folge aus Land an Jakwinter.
Eine Fußball-Legende der beste Sportkommentator des Landes, höchstbezahlter Moderator der
BBC, Gary Lineca ist in Großbritannien ein medialer Superstar. Seine Fußballsendung,
die seit mehr als 20 Jahren moderiert hat, läuft gestern stark gekürzt ohne Kommentar,
ohne Analyse oder Interviews. Reporter, Krogkommentatoren, die Spieler, sie alle haben die Sendung
aus Solidarität mit Lineca polkutiert. Ehemalige BBC-Größen kritisieren die Entscheidung von
Generaldirektor Tim Davy Lineca nach dessen regierungskritischem Tweet zu suspendieren.
Lineca hat die von der Regierung geplanten harten Asylregeln angeprangert und parallel
zur Naziretore gezogen. Die BBC sah darin die Regeln zur Unparteiligkeit verletzt und
dass sowohl Lineca als Sportkommentator arbeitet und nicht im Nachrichtenteam für das wesentlich
strengere Social-Media-Regeln gelten. Ein Kotau vor den regierenden Konservativen,
denen Lineca etwa auch wegen seiner Kritik am Brexit schon länger ein Dorn im Auge ist.
Unparteiisch zu sein, bedeutet nicht, vor Tori Abgeordneten in die Knie zu gehen, sagt
Oppositionschef Kirstammer. Für morgen ist eine Aussprache mit Lineca angesetzt, doch für
die BBC erscheint der Image-Schaden bereits jetzt massiv.
In ihrem Chip-Krieg gegen China haben die USA einen Verbündeten in der EU gefunden.
Vergangene Woche haben die Niederlande beschlossen, den Export von Halbleiter-Technologie nach
China einzuschränken, wie Verena Sophie Meier berichtet.
Aus den Niederlanden kommen hochmoderne Lichtdruckmaschinen für die Mikrochip-Produktion, hergestellt
vom Tech-Konzern ASML. Der weltweite Marktführer muss sich den Verkauf seiner einzigartigen
Maschinen ins Ausland ab dem Sommer von der niederländischen Regierung genehmigen lassen,
ähnlich wie es für Chip-Maschinen in den USA auch schon der Fall ist.
Es geht hier um die Produktion von Chips für künstlicher Intelligenz und Supercomputer.
Auch wenn China in der Erklärung der niederländischen Außenhandelsministerin nicht wörtlich erwähnt
wird, ist klar gegen wen sich der Schritt richtet.
Denn Washington versucht, Chinas technologische Entwicklung zu bremsen, die auch militärischen
Zwecken dient. Die USA haben deshalb nicht nur auf die Niederlande, sondern auch auf
Japan eingewirkt, den zweiten großen Player am Markt für hochmoderne Chip-Maschinen.
Diamanten zählen zu den wenigen russischen Exportschlagern, die von der EU noch nicht
mit Sanktionen belegt sind. Vor allem Belgien stand hier lange auf der Bremse, allein in
den vergangenen Monaten wurden Diamanten im Wert von mehr als 60 Millionen Euro importiert.
Doch damit soll bald Schluss sein. Aus der europäischen Diamantenhauptstadt Antwerpen
berichtet Robert Ziegmund.
Der Handel mit Rohdiamanten ist ein milliardenschweres Geschäft und das belgische Antwerpen ist
seine Drehscheibe. Daran hängen tausende Arbeitsplätze, etwa ein Viertel der Diamanten
kommt aus Russland. Die G7 und die meisten EU-Staaten wollen Sanktionen, doch Belgien
konnte sich bis zuletzt dagegen wehren. Das Argument? Diamanten sind im Gegensatz
zu Gas oder Öl einfach zu transportieren und würden über den Umweg Indien wieder auf
den westlichen Märkten landen, nur dass Europa dann Arbeitsplätze verloren gehen, sagt Lobby-Sprecher
Tom Nays.
Das Problem, nur in andere Teile der Welt zu verschieben, ist keine Lösung. Damit wird
der Handel mit russischen Diamanten nur verlagert.
Ein neuer Kompromiss, auf den sich die EU nun einigen könnte, ist, dass jeder Diamant
das nachverfolgbar wird, das Problem der Umgehung damit wegfällt. Für Belgien wäre dies ein
Erfolg, so der belgische Diamantenexperte Hans Merketh.
Das heißt, jeder Diamant hat ein Herkunftszertifikat. Technisch ist so etwas heute schon möglich.
Doch andere Staaten, aber auch Experten sagen, es braucht diese Transparenz und ein Importverbot
für russische Diamanten. Doch das wäre wohl das beschleunigte Ende einer Industrie, die
durch asiatische Konkurrenz und völlig identische Labordiamanten ohnehin in Bedrängnis ist.
Vor etwas mehr als einem Monat sind bei den verheerenden Erdbeben der Türkei und in Syrien
mehr als 50.000 Menschen ums Leben gekommen. 17 Millionen Menschen sind auf humanitäre
Hilfe angewiesen. Der ORF und Nachbarn nothaben seitdem rund 10 Millionen Euro an Spenden
gesammelt. Wem dieses Geld zugutekommt, das weiß Corinna Kaufmann.
10,6 Millionen Euro Spenden sind bisher bei Nachbar in Not für die Menschen im Erdbeben-Gebiet
eingelangt. Die Koordination dieser Spenden liegt bei den Organisationen der UNO. Die
regelt, wo und in welchen Bereichen das Geld am meisten gebraucht wird. So Andreas Knapp
vorsitzen davon Nachbar in Not.
Die haben die Aufgabe, die Situation festzustellen und da gibt es heute auch schon gute Möglichkeiten
der Digitalisierung, dass man auch dann so schnell mehr oder weniger Landkarten erzeugt
und sozusagen bildlich darstellt, in welchen Gegenden der Bedarf am größten ist.
Neben Notunterkünften, warmer Kleidung und Lebensmitteln liegt die erste Priorität beim
Wiederaufbau der kritischen Infrastruktur.
Wasserversorgung und Reparatur von Elektrizität, aber eigentlich ganz prioritär Wasserversorgung
um sicherstellen, dass die Menschen auch wieder mit sauberen Wasser versorgt werden können
und damit man verhindert, dass es zu einem Seufenausbruch kommt. Das ist noch zu einer
Katastrophe immer ein sehr großes Risiko.
Für den Wiederaufbau arbeiten die Helferinnen und Helfer von Nachbar in Not mit den lokalen
Organisationen und Menschen vor Ort eng zusammen. In Syrien besteht diese Zusammenarbeit schon
seit Kriegsbeginn 2011.
Und wenn Sie für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien spenden wollen, Informationen finden Sie unter
Nachbar in Not.af.at.
Das war das Abendjournal am 12. März für das Journalteam mit Sabine Heiner und Paul Schiefer
Abschiedet sich Franz Renner. Genießen Sie den Abend!
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