Ö1 Journale: Abendjournal um 18 (09.04.2023)

ORF Ö1 ORF Ö1 4/9/23 - Episode Page - 16m - PDF Transcript

Ö1 Abendjournal

Mit Helene Silmann im Studio Guten Abend.

Papst Franziskus ruft in seiner Osterbotschaft zufrieden in der Welt auf.

China provoziert mit Militärmanövern vor Taiwan.

Eine Delegation aus Saudi-Arabien ist zu Waffenstillstandsgesprächen in den Jemen gereist.

Der Ausbau von Windenergie in Österreich stockt.

Die Zahl der Tatverdächtigen unter 14 hat sich in Österreich in den vergangenen 10 Jahren fast verdoppelt

und nach einem Großbrand verdunkelt eine gewaltige Rauchwolke die Hamburger Innenstadt.

Erster Programmpunkt im Abendjournal der Blick aufs Wetter mit Gerald Holzinger.

Heute Abendfalle mit der Osthälfte Österreichs noch zahlreiche Schauer.

In der Nacht allmählich überall trocken, stellenweise nebelig

und tiefstwerte zwischen minus 5 und plus 5 Grad.

Morgen am Ostermontag wird es deutlich milder als zuletzt mit 10 bis 18 Grad,

am wärmsten in Vorarlberg, Tirol und Kärnten.

Dazu gibt es auch viel Sonne, nur nach Osten hin zeitweise mehr Wolken und teils lebhaften Nordwind.

Im Westen kündigen hohe Wolkenfelder den nächsten Regen für Dienstag an.

Es war der Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten in Rom,

die Ostermesse auf dem Petersplatz vor Zehntausenden Gläubigen

mit dem Segenurbiet Orbitur Papst Franziskus.

Die zentrale Osterbotschaft des Papstes ist der Hof nach Frieden in der Welt.

Immer wieder hatte Franziskus während der Osterfeierlichkeiten an Krieg

und Leid erinnert in der Ukraine wie im Nahen Osten.

Aus Rom berichtet Alexander Hecht.

Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein.

Das Wetter in Rom ist am Vormittag besser als vorhergesagt.

Wie schon in den vergangenen Tagen übernimmt Papst Franziskus den Vorsitz der Feierlichkeiten

und lässt sich am Altar vertreten, heute von Cardinal Giovanni Battistare.

Ein Tribut an die gerade erst überstandene Bronchitis

und an die kräftezehrenden Osterfeiertage.

Frohe Ostern wünscht Franziskus, bevor er sich in seiner Predigt,

den vielen Krisenherden in der Welt zuwendet.

Er sei über die Gewalteskalation im Nahen Osten besorgt,

sagt Franziskus und erinnert außerdem an das Leid der Menschen in Kriegsgebieten

allen voran in der Ukraine.

Hilft dem geliebten ukrainischen Volk auf dem Weg zum Frieden

und ergieße dein österliches Licht über das russische Volk, bietet Franziskus,

die internationale Gemeinschaft habe, die Pflicht, Kriege und blutige Konflikte

zu beenden, mahnt der Papst. Zum Abschluss spendet Franziskus den Ostersegen.

Der Segen gilt wie immer Urbi et Orbi, also der Stadt Rom und der ganzen Welt.

Keinen Osterfrieden gibt es für die Menschen in der Ukraine.

In der Nacht haben zwei russische Raketen in der Stadt Saporizia eingeschlagen.

Ein Vater und seine elfjährige Tochter wurden dabei getötet.

Verena Sophie Meier berichtet.

Ein Wohnhaus ist nach dem Raketenbeschuss in Saporizia komplett zertrümmert.

Das Wohnzimmer liegt im Freien.

Das Splitter des Glas, ein verkohlter, halbgeschmolzener Fernseher, ist zu sehen.

Der Nachbar erzählt, dass das Mädchen im Rettungsauto gestorben ist.

Die Mutter wurde gerettet, aber war in einem ernsten Zustand.

Und der Vater sagt, er ist lebendig verbrannt.

Laut dem Bürgermeister wurden bei dem Angriff mitten in der Nacht

auch an Dutzenden anderen Gebäuden Fenster und Dächer beschädigt.

Russland hat die Region Saporizia völkerrechtswidrig annektiert,

kontrolliert aber die Gebietshauptstadt nicht.

Laut dem russischen Verteidigungsministerium

wurde in der Nacht ein Tanklager in der Nähe von Saporizia vernichtet.

Es wurden 77.000 Liter Treibstoff gelagert.

Auch Waffendepots der ukrainischen Armee habe man bei diesem Angriff zerstört.

Angesichts der auf drei Tage an berammten chinesischen Militärmanöver

vor der Küste Taiwanes fordern die USA China zur Zurückhaltung auf.

Peking stuft Taiwan als abtrünnige Provinz ein

und verstärkt derzeit seinen militärischen Druck.

Karin Koller berichtet.

Neuen chinesische Kriegsschiffe und 58 chinesische Militärflugzeuge.

So viel hat das taiwanesische Verteidigungsministerium

bis heute Mittagortszeit vor seinen Küsten gezählt.

Die chinesischen Einheiten sollen dabei auch nach eigenen Angaben

Präzisionsschläge auf wichtige Ziele auf Taiwan simuliert haben.

Wir haben die Kompetenz und die Stärke jeglicher Intervention von außen.

Die versucht eine Unabhängigkeit Taiwan voranzutreiben,

niederzuschlagen, so ein chinesischer Armee-Komandant heute.

Die USA mahnen zur Zurückhaltung.

Das aktuelle Manöver findet vor dem Hintergrund der USA-Reise

von Taiwan-Regierungschefin Tsai Ing-Wen statt.

China befürchtet ja, dass Taiwan hinter seinem Rücken

seine Beziehungen zu den USA stärken könnte.

Die USA halten zwar keine offiziellen diplomatischen Beziehungen

zu dem kleinen Inselstaat, unterstützen ihn aber mit militärischer Ausrüstung.

Der Status von Taiwan ist einer der Hauptkonfliktpunkte

in den Beziehungen zwischen Washington und Peking.

Eine Delegation aus Saudi-Arabien ist in den Yemen-Gereistungen

mit den Houthi-Rebellen über einen dauerhaften Waffenstillstand zu verhandeln.

Das teilt eine Houthi-Nahe Nachrichtenagentur mit.

Saudi-Arabien führt eine Militärkoalition gegen die Houthis an,

die wiederum vom Iran unterstützt werden.

Der letzte Waffenstillstand war im Oktober ausgelaufen.

Verena Sophie Meier berichtet.

Die Gespräche in der jemenitischen Hauptstadt Sanaas

sind ein Hoffnungsschimmer in dem achtjährigen Bürgerkrieg,

der bereits Zehntausende Opfer gefordert hat

und in Großteil der Bevölkerung in dem armen und isolierten Land

in eine Hungerkrise gestürzt hat.

Als Beweis, der zeigen soll, wie ernst es beiden Seiten ist,

zirkuliert ein Foto, das einen Händedruck zwischen

einem Anführer der Houthi-Rebellen

und einem Mitglied der saudischen Delegation zeigen soll.

Die saudischen Verhandler sowie die Vermittler aus dem Oman

sollen gestern in Sanaa gelandet sein.

Die Hauptstadt wird von den Rebellen kontrolliert.

Ein führender Houthi-Verhandler nennt in einem Video vom Flughafen

ihre Forderungen darunter die Bezahlung aller öffentlichen

Bediensteten aus Öl und Gaseinnahmen.

Besprochen werden sollen laut Berichten

auch die komplette Öffnung des Flughafens in Sanaa

und des Hafens von Hodeida sowie in weiterer Folge

ein Zeitplan für einen politischen Übergang.

Von Saudi-Arabien gibt es noch keine offizielle Stellungnahme.

Das Königreich unterstützt in dem Krieg seit 2015

wie andere sonitische Golfstaaten die Regierung,

die mittlerweile aus dem Jemen vertrieben wurde.

Vorangetrieben hat die Gespräche nun offenbar die Annäherung

Saudi-Arabiens mit dem Iran, der im Jemen auf Seiten

der schiitischen Houthi-Rebellen steht.

Die beiden rivalisierenden Mächte im Nahen Osten

arbeiten derzeit daran ihre diplomatischen Beziehungen

wieder aufzubauen.

18.07 Minuten zu Themen aus Österreich jetzt in diesem Abendjournal.

Die Europäische Zentralbank, kurz IZB, hat den Leitzins

im Euro-Raum seit Sommer des Vorjahres in mehreren Schritten

auf nunmehr 3,5 Prozent angehoben.

Davon sollten eigentlich die Bankkundinnen und Kunden profitieren,

nämlich durch steigende Sparzinsen.

Wie eine Untersuchung des gewerkschaftsnahen Momentum-Instituts zeigt,

haben die Banken die Kreditzinsen aber viel stärker erhöht

als die Sparzinsen. Manuel Marold informiert.

Laut einer Analyse des Momentum-Instituts über die

die Tageszeitung der Standard berichtet, sind durchschnittliche Kreditzinsen

bei österreichischen Banken im zweiten Halbjahr 2022

um 0,83 Prozent Punkte gestiegen

und damit fünfmal so stark wie jene für Kundeinlagen.

Die Sparzinsen haben sich laut der Momentum-Studie

im selben Zeitraum nämlich nur um 0,16 Prozent erhöht.

Laut dem gewerkschaftsnahen Momentum-Institut haben die Banken

ihre Zinsspannen deutlich ausgeweitet.

Sie verdienen also vereinfacht gesagt mit Kreditzinsen mehr

als sie für Sparzinsen ausgeben.

Banken würden somit klar zu den Krisengewinnern zählen,

so das Momentum-Institut, das als Konsequenz eine Übergewinnsteuer fordert,

damit könnten Gewinne der Banken abgeschöpft und für die Finanzierung

diverser Unterstützungsmaßnahmen verwendet werden.

Windenergie soll in Österreich einen wichtigen Beitrag

beim Erreichen der Klimaziele leisten

und auch bei der Abkehr von russischem Gas spielt Strom aus Windkraft eine Rolle.

Trotzdem werden immer weniger Windräder aufgestellt,

auch heuer geht die Branche von einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr aus.

Ein Energieexperte sieht vor allem säumige Bundesländer am Zug,

während die Windkraftbetreiber höhere Förderungen verlangen.

Fabian Graber berichtet.

Ab 2030 soll der Stromverbrauch in Österreich

mit erneuerbarer Energie gedeckt werden, so die Vorgabe der Bundesregierung.

Um das zu erreichen, will der Bund auch die Windenergie stark ausbauen.

Sie soll etwa ein Drittel des zusätzlichen Stroms

aus grünen Quellen bereitstellen.

Davon ist man aber weit entfernt,

denn der Ausbau der Windkraft geht nur schleppend voran.

Auch heuer, das zeigt die Aktivität nach dem ersten Quartal,

so Stefan Meudl von der Interessensvertretung IG Windkraft.

Wir haben also 80% nur mehr des Ausbaus von vor Jahr heuer

und wenn wir nicht rasch was ändern, wird das nächstes Jahr noch weniger.

Schon letztes Jahr wurde weniger ausgebaut als erwartet.

Laut IG Windkraft hätten etwa 90 neue Windräder

ans Netz gehen sollen.

Am Ende waren es aber nur 68.

In Österreich kommt der Großteil der Windenergie

aus Niederösterreich und dem Burgenland.

Beim weiteren Ausbau seien vor allem vor Adelberg,

Tirol und Salzburg gefordert, wo es bis dato noch keine großen Windräder gibt,

sagt Günter Paoric von der österreichischen Energieagentur.

Es wird notwendig, seine entsprechende Flächen zur Verfügung zu stellen,

damit diese Anlagen am Ende auch errichtet werden können.

Ansonsten werden wir uns schwer tun,

um viele, die wir uns gesetzt haben, tatsächlich zu erreichen.

Auch Oberösterreich, Kärnten und Wien liefern bis dato nur wenig Windstrom.

Die Windkraftbetreiber in Österreich fordern hingegen,

dass der Staat die Windkraftförderungen erhöht,

damit beim Ausbau mehr weitergeht.

Denn wegen steigender Kosten und höherer Zinsen

ließen sich viele Projekte derzeit nicht realisieren, so meudel.

Im Zuge der Umstellung der ORF-Finanzierung

auf eine Haushaltsabgabe verzichtet Niederösterreich

als drittes Bundesland auf die Landesabgabe.

In allen anderen Bundesländern gehen zwischen 6 und 4 Euro der GISS

bisher nicht an den ORF, sondern an die Länder.

Und einige von ihnen wollen auch dabei bleiben, mehr von Julia Schmuck.

Schon jetzt heben Vorarlberg und Oberösterreich keine Landesabgabe ein.

In Niederösterreich ist die Abschaffung geplant.

Auch Salzburgs Landeshauptmann Haslerhofer von der ÖVB

hat zuletzt Sympathien dafür gezeigt.

In seinem Büro verweist man aber auch auf die Mindeinnahmen

von rund 11 Millionen Euro pro Jahr,

über die dann im Finanzausgleich mit dem Bund gesprochen werden müsse.

Kärnten finanziert mit der Landesabgabe das Musikschulwesen,

heißt es vom Presse-Sprecher des Landeshauptmannes,

im Interesse der Schülerinnen, wolle man die Kulturabgabe beibehalten.

Würde die ORF-Kärntenabgabe wegfallen

und sollte ein annähernd gleicher Kostendeckungsgrad erzielt werden,

würde das eine massive Verteuerung des Schulbeitrags pro Schüler

und Schülerinnen nach sich ziehen müssen, um endlich hohe Einnahmen zu erzielen.

Auch in Tirol winkt das Landeshauptmann Büro ab.

Man werde grundsätzlich an der Landesabgabe festhalten.

Sie kommen sozialen Zwecken und kleineren Kulturinitiativen zugute.

Auch das Burgenland hält grundsätzlich daran fest,

wie ihn verteidigt auf Anfrage die Landesabgabe,

sie sei treffgenau für kulturelle Zwecke.

Auch in der Steiermark wird es sie weitergeben.

In den meisten Bundesländern, die daran festhalten,

dürfte die Landesabgabe künftig etwas geringer ausfallen,

weil sie prozentuell an den sinkenden ORF-Beitrag angepasst wird.

Medienministerin Raab von der ÖVP überlässt den Ländern grundsätzlich die Entscheidung.

Der Bund könnte die Regelungen in den Ländern allerdings aushebeln.

Das haben Juristen zuletzt im Profil erklärt.

In Deutschland erschüttern Fälle, bei denen Kindertötungsdelikte begehen,

derzeit die Öffentlichkeit.

Zuerst im März ein erstochendes Mädchen

und diese Woche ein totes Mädchen in einem Kinderheim.

Beide sollen durch Gleichaltrige getötet worden sein.

Solche Taten sind sehr selten, allerdings nimmt auch in Österreich die Gewalt unter Kindern zu.

Der Verein Neustart führt Beratungen mit gewalttätigen Kindern und Jugendlichen durch.

Nina Pöchaker berichtet.

Die Zahl der Tatverdächtigen unter 14 hat sich in Österreich

in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt.

Sie sind strafunmündig, heißt nicht strafbar.

Aber in Österreich kann die Polizei ein Betretungsverbot gegen unter 14-jährige aussprechen.

Seit einem Jahr müssen sie dann eine Gewaltberatung absolvieren.

In Niederösterreich macht das der Verein Neustart.

Dort war bei allen Beratungen nur ein Prozent der Teilnehmer jünger als 14.

Die Zahl der Beratungen würde auch nicht steigen,

sagt Vereinsleiter Alexander Groß, aber solche Fälle würden sehr intensiv wahrgenommen.

Diskutiert wird nun in Deutschland das Alter der Strafmündigkeit zu senken.

Das sei kontraproduktiv so groß, außerdem sei es nicht ohne Folgen,

wenn unter 14-jährige Gewalt ausüben, da die Kinder und Jugendhilfe eingreifen.

Nach dem Großfeuer in Hamburg, das eine riesige Rauchwolke über der Innenstadt zur Folge hat,

gibt die deutsche Polizei vorsichtig Entwarnung.

Derzeit würden keine erhöhten Messwerte schädlicher Stoffe festgestellt.

Das Feuer war in der Früh in einer Lagerhalle ausgebrochen

und hatte rasch auf weitere Hallen übergegriffen.

Rainer Hons berichtet.

Aus der dicken schwarzen Rauchsäule über dem Brandort ist eine riesige Rauchwolke geworden,

die mittlerweile die Hamburger Innenstadt total verdunkelt.

Die Bevölkerung ist aufgerufen, die Fenster geschlossen zu halten.

Auch Lüftungseinlagen sollen abgeschaltet werden.

Haben zuerst zwei Lagerhallen gebrannt, steht nun die komplette Raststätte im Vollbrand.

Immer wieder kommt es zu Detonationen. Es tritt Schwefelwasserstoff aus.

Der Feuerwehr kann nur mit schwerem Atemschutz auf das Gelände.

Und nicht nur deshalb ist der Einsatz schwierig, einsatzleiter Jan Peters.

Wir haben hier eine sehr schwierige Wasserversorgung, das ist eine sogenannte 80er Leitung.

Die ist natürlich relativ klein, für den Normalbedarf reicht sie völlig aus.

Aber für so ein wirklich sehr großes Feuer reicht sie im Moment zur Zeit nicht aus.

Deshalb müssen wir aus Kilometer Entfernung Wasser daran holen.

Vermutlich hat sich der Brand daher auch so rasch ausbreiten können.

Wasser genau brennt und wie es dazu gekommen ist, steht noch nicht fest.

Wer ist jedenfalls der Einsatz, der ca. 200 Feuerwehrleute dürfte noch Stunden dauern.

Das war das Abendsjournal am Oster-Sondag.

Anna Kuncio, Rainer Hasiver und Helene Seelmann, ihr Team heute, sagt Danke für Interesse.

Haben sie noch einen angenehmen Abend mit dem Programm von Österreich 1.

Es ist gleich 18.15 Uhr.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.