Ö1 Journale: Abendjournal um 18 (03.09.2023)
ORF Ö1 9/3/23 - Episode Page - 16m - PDF Transcript
Mit Christian Williwald, guten Abend. Das sind die Themen an diesem Sonntag.
In Bayern bleibt Hubert Eibanger im Amt. Ministerpräsident Markus Söder hält an seinem Stellvertreter fest.
Die ukrainische Armee soll die erste russische Verteidigungslinie durchbrochen haben, meldet
der Kommandant der Offensive. Hans-Peter Dosko ziel meldet sich wieder
zu Wort mit Kritikern Partei-Chef Barbla und der Gewerkschaft.
Niedrige Zinsen, hohe Inflation, Sparguthaben haben deutlich an Wert verloren und bei einem
Festival in Nevada sitzen Ziegtausende mitten in der Wüste im Schlammfest. Das Wetter bei uns,
es wird spätsommerlich ab morgen dann, Jörg Stiebauer.
Größtenteils geht es bewölkt durch den Abend. Auch einzelne teilsgebätrige Regenschauer sind
noch dabei. In erster Linie in Ober- und Niederösterreich und in der Steiermark. Sie klingen
in der ersten Nacht Hälfte ab. Montag scheint dann im Großen Österreichs oft die Sonne. Wolken
und Nebelreste lösen sich bald auf. In Niederösterreich und Wien bilden sich aber tagsüber
einige Quellwolken, die mit unten auch etwas dichter sein können. Zum Teil wird lebhafter
Nordwind. Höchstwerte Morgen meist 20 bis 26 Grad, im Westen bis nahe 30.
Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident, hat am Vormittag zu einem eiligen Termin in
die Staatskanzlei geladen, aus aktuellem Anlass, wie es geheißen hat. Dieser Anlass
konnte nur die Affäre um seinen Stellvertreter Hubert Eibanger von der Partei der Freien
Wähler sein. Der ist in Kritik geraten wegen einer Affäre um ein antisemitisches Flugblatt,
mit dem er in seiner Schulzeit auf eine nicht ganz gekleierte Art zu tun hatte. Die Frage
bar wird ihn Söder deshalb entlassen, auch dazu ein Monat vor der Wahl in Bayern? Nein,
wird er nicht so Söders Erklärung, Andreas Pfeiffer berichtet.
Bayerns Ministerpräsident tritt zunächst in der Pose des gesträngen Aufklärers auf.
Das Krisenmanagement seines Stellvertreters sei nicht sehr glücklich gewesen, das Ansehen
des Landes habe Schaden genommen. Doch dann teilt Markus Söder mit, dass Eibangers ehrliche
Reue seine Beteuerung, das antisemitische Flugblatt nicht selbst verfasst zu haben und
seiner jahrzehntelange Redlichkeit reichen. Reichen für eine Absolution.
Ich finde es ist nicht entscheidend allein, was man mit 16 sagt, sondern wie man als 52-Jähriger
damit heute umgeht. Und wer ernsthaft bereut, der kann auch leichter auf Verzeihung hoffen.
Der Begnadete befindet sich zur selben Stunde in einem Bierzelt und zeigt wenig Reue,
eine Schmutzkampagne sei gescheitert, seine Freien Wähler gestärkt, das Gewissen rein, so
Hubert Eibanger. Das ist genau das, was ich seit Tagen sage. Es hätte in meinen Augen keinen Grund
gegeben, mich zu entlassen und ich freue mich, dass wir politisch weiterarbeiten können.
Weiterarbeiten wie bisher kann vor allem auch die CSU. Eibangers Rauswurf hätte eine Suche
nach neuen politischen Partnern zur Folge gehabt, womöglich eine Koalition mit Grünen oder SPD,
was Söder noch viel schlimmer findet. Und so bleibt Kritik nicht aus. SPD Innenministerin
Nancy Faeser unterstellt Söder ein schlichtes Machtkalkül. Der grüne Vizekanzler Robert Habeck
erkennt eine Inszenierung, die an demokratischen Grundfesten rüttelt. Auch Bayern ist nun bald
demokratisch gefragt. Am 8. Oktober wird ein neuer Landtag gewählt.
Zum Krieg in der Ukraine. Da haben viele in Europa und den USA die ukrainische Offensive
kritisiert zu langsam falsche Strategie. Die ukrainische Militärführung hat sich
immer dagegen verwehrt, gemeint einen Durchbruch in wenigen Tagen zu erwarten, wäre komplett
unrealistisch und meldet nun Fortschritte. Der Kommandant der Offensive Brigadier Oleksandr
Tarnafsky hat britischen Zeitungen Interviews gegeben, in denen er von einem wichtigen
Erfolg berichtet. Die ukrainische Armee hat im Süden des Landes die erste russische Verteiligungslinie
durchbrochen. Die Einheiten stehen nun zwischen erster und zweiter Linie. Dieser klärte der
direkte Kommandante Offensive Brigadier Oleksandr Tarnafsky heute in einem Interview gegenüber
der britischen Zeitung Observer und trat damit Kritik entgegen, die Offensive kommen nicht voran,
wenn er auch einräumte, dass die Ukraine länger für die Räumung der riesigen dichten
Minenfelder der ersten Verteiligungslinie gebraucht habe als ursprünglich geplant.
Doch nun erwartet Tarnafsky schnellere Fortschritte. Russland habe nämlich 60% seiner Zeit und
Energien im Bau der ersten Linie gesteckt, in die zweite und dritte Linie hingegen nur jeweils
20%. Zwar gebe es auch in der zweiten Linie noch Minenfelder, aber keine Durchgehenden mehr und
damit könnten die ukrainischen Kräfte nun ganz anders manövrieren. Die Minen der ersten
Verteiligungslinie mussten Soldaten noch bei Nacht händisch entfernen, denn jedes ukrainische
Fahrzeug, das sich den Minenfeldern näherte, unterher langsamer werden musste, weil er sofort
von der russischen Artillerie zerstört. Anders dagegen jetzt in der zweiten Linie zwischen
der Minenfeldern gebe es Lücken, auf denen sich die russischen Einheiten bewegten und
in die daher auch die Ukraine mit Fahrzeugen rasch vorstoßen könne. Tarnafsky auf Bognosen.
Wie schnell seine Einheiten nun fahren kommen würden, wollte sich der Kommandant, aber nicht
einlassen. Ein Bericht von Christian Lininger. In der Ukraine sind die Behörden nach wie vor mit
dem Kampf gegen Korruption beschäftigt. Gestern wurde Igor Kolomoisky verhaftet,
ihm werden Betrug und Geldwäsche vorgeworfen. Der Oligarch Galt einst als Unterstützer von
Präsident Zelensky zu seinem Nebrikler berichtet. Er gilt als einer der mächtigsten und reichsten
Oligarchen der Ukraine, Igor Kolomoisky, jetzt sitzt der 60-jährige ukrainische Geschäftsmann
in Untersuchungshaft in Kiev. Vorgeworfen wird dem einstigen Förderer vom Präsident Volodymyr
Zelensky unter anderem Geldwäsche. Schon seit Monaten wird gegen ihn ermittelt.
Es werde kein Jahrzehntelanges weiter so geben für diejenigen, die die Ukraine ausblündern und sich
über das Gesetz stellen, lobte der ukrainische Präsident Volodymyr Zelensky das Vorgehen der
Strafverfolgungsbehörden, ohne den Oligarchen Kolomoisky direkt beim Namen zu nennen. Zelensky
hat den Kampf gegen die Korruption in der Ukraine immer wieder als eine seiner Prioritäten erklärt.
Jetzt eine Geschichte unter dem Titel Manches ändert sich nie. Hans-Peter Dostkozil gibt
der Kronenzeitung ein Interview und kritisiert die Bundespartei. Das könnte eine Schlagzeile von
vor einem halben Jahr sein oder vor einem Jahr oder vor zwei Jahren. Sie ist aber von heute.
Dostkozil findet den Vorstoß von Andreas Babler in Richtung 32 Stundenwoche falsch und ergreift
die Gewerkschafter in der SPÖ an. Dass eigentlich mit der Bundespolitik fertig sei,
dabei bleibt er, berichtet Felix Nowak. Neuerliche Ambitionen im Bund stellt
Dostkozil im Krone-Interview in Abrede. Er gestehe Andreas Babler auch zu, einen gewissen Drive in
die Partei gebracht zu haben und er wolle niemandem etwas ausrichten, sagt Dostkozil.
Genau das tut er aber trotzdem. So nennt er das Zitat Matteschitz-Bashing der Bundespartei
überflüssig. Der verstorbenen Red Bull Gründer habe immerhin in Österreich einen
Konzern aufgebaut. Zur Erinnerung, Vizeklub-Chefin Julia Herr hat zuletzt einen Luxusurlaub des
Erben Mark Matteschitz scharf kritisiert. Auch für Bablers wiederholte Forderung nach
einer 32 Stundenwoche findet Dostkozil kein Lob. Er könne nicht mit Träumereien Politik machen,
sondern habe in Burgenland einen pragmatischen Zugang. Deutlich wird der Landeshauptmann
gegenüber Spitzengewerkschaftern im Nationalrat. Seinen Berechnungen zufolge würden diese
teuerungsbedingt in zwei Jahren um 2.500 Euro brutto mehr im Monat verdienen. Mit Blick auf
die Kleinstverdiener könnte er sich da nicht in den Spiegel schauen, meint Dostkozil. Ausgerechnet
kommende Woche führt Bablers sogenannte Comeback-Tour in übrigens in Burgenland im
Gegensatz zu den anderen Stationen ohne Treffen mit der Landespartei. Dostkozil verweist hier auf
einen lange geplanten Auslandsaufenthalt. Zu einem Aspekt, der in der Debatte um die
Teuerung bisher wenig vorgekommen ist, durch die Inflation kombiniert mit immer noch kaum
vorhandenen Sparzinsen, haben Sparbucheinlagen deutlich an Wert verloren. Die EU-Kommission hat
das genauer ausgerechnet, folgt Obermeyer mit den Ergebnissen. Innerhalb von 16 Monaten ist der
Wert von 1.000 Euro auf 890 gesunken. Sparerinnen und Sparer in der Währungsunion haben im Schnitt
um 11 Prozent an Kaufkraft verloren, vom Beginn des Vorjahres bis heuer im April. Das schreibt
EU-Kommissarin Myraid McGinnis in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Grund für den
Wertverlust ist die starke Differenz von hoher Inflation und dem geringen Gewinn auf Einlagen.
Die sogenanntere Alphazinsung bei einem Sparbuch ist seit Jahrzehnten fast immer negativ. In der
jüngeren Vergangenheit hat der Abstand jedoch sprunghaft zugelegt. Nach einer Schätzung der
Agenda Austria haben die Sparbucheinlagen der Menschen in Österreich allein im Vorjahr mehr als
6 Milliarden Euro an Wert verloren. Ab morgen gehen Kinder und Jugendliche in Wien, Niederösterreich und
dem Burgenland wieder in die Schule. Viele gehen allein manche zum ersten Mal. Das stellt sich die
Frage, wie sehr Eltern ihre Kinder kontrollieren können und wollen. Viele setzen auf Überwachungs-Apps,
die nicht nur zeigen, wo das Kind gerade ist. Eltern können mitunter Gespräche,
mithören und Nachrichten lesen. Ob Eltern sich und ihren Kindern damit etwas Gutes tun, ist die
Frage. Veronica Mauler. Bei den heutigen technischen Möglichkeiten stelle sich Eltern oft die Frage,
wie sie ihre Aufsichtspflicht adäquater füllen, sagt Jaro Krieger Lamina, Wissenschaftler am
Institut für Technikfolgenabschätzung. Ich glaube aber nicht, dass das darüber gelingt, dass man die
Kinder abhört, ständig über ihre Aufenthaltsortbescheid weiß oder ihre Schätten Nachrichten liest.
Was viele Überwachungs-Apps bieten, geht deutlich zu weit. Es ist auch für die Beziehung zwischen den
Eltern und den Kindern nicht gut und auch für die Entwicklung der Autonomie der Kinder nicht,
weil die keine Erfolgserlebnisse kriegen im Sinn von, sie schaffen eine für sie vielleicht
herausfordernde Situation ohne Hilfe. Jaro Krieger Lamina red solche Apps, wenn dann so sparsam
wie möglich und nur eine Zeit lang einzusetzen, etwa wenn das Kind beginnt, allein am Schulweg
unterwegs zu sein. Also dann nicht mit dem vollen Funktionsumfang auf das Handy des Kindes losgehen,
sondern wirklich nur genau das, wo man sich denkt, da brauche ich diese Unterstützung jetzt,
das zu aktivieren, mit den Kindern gemeinsam zu besprechen und wichtig ist natürlich auch
sicher Gedanken darüber zu machen, wo diese Daten hinkommen. Wer unbedingt solche Apps nutzen
möchte, sollte jedenfalls auf europäische Anbieter zurückgreifen, denn diese unterliegen dem europäischen
Datenschutz. In der Wüste von Nevada in den USA findet jedes Jahr das Kulturfestival Burning Man
statt. Der Name kommt daher, dass zum Abschluss jedes Mal eine riesige Holzstatue verbrannt wird.
Heuer hat der Regen die Wüste in eine Schlammlandschaft verwandelt, Autos können nicht mehr fahren,
70.000 Menschen sitzen fest, Christian Leninger informiert.
Die Musik spielt zwar noch, aber die Feierstimmung beim Burning Man Festival in der Black Rock Wüste
Nevada ist getrübt. Für die Wüste hat es ziemlich viel geregnet, meint ein Besucher und das ist
sogar noch eine Untertreibung, das Handplatz, auf dem die rund 70.000 Festivalgäste ihre Zelte
und Wohnwegen aufgebaut haben und wo sie ihre Kunstinstallationen, an denen sie oft ein ganzes
Jahr lang gearbeitet haben zeigen wollten, hat sich in eine Schlammlandschaft verwandelt.
Ein Mann steht vor den Resten seines Zeltes. Es war einmal schön, jetzt ist es nur noch nass,
meint er. Auch eine der Feldküchen ist schwer in Mitleidenschaft gezogen. Wir müssen sie komplett
neu aufbauen, klagt ein Besucher. Aber noch größere Probleme gibt es aus einem anderen Grund.
Man kann nicht einmal mehr gehen, meint ein Gast. Und noch weniger kann man fahren. Die
Räder der Autos drehen sich im Schlamm nur durch und damit sitzen die 70.000 Festivalgäste,
die alle eigentlich heute wieder abreisen wollten, fernab der Zivilisation fest. Sparen sie mit
Wasser, Essen und Benzin. Diese Parole hat der örtliche Schärf ausgegeben. Noch reichen die Vorräte,
doch so manche macht sich bereits Sorgen. Wenn es heute Abend wieder regnet, dann so einer der
Besucher wird es wohl einige Tage dauern, bevor wir wegkommen. Auf Zypern in der Hafen,
statt Limassol sind am Wochenende hunderte Menschen auf die Straße gegangen, um gegen
Rassismus zu demonstrieren. Zuvor hat ein rechtsextremer Randallierer Zuwanderer
attackiert, nicht zum ersten Mal wie Marta Georgiev berichtet. Zertrümmerter Fensterscheiben,
verwüstete und ausgebrannte Geschäfte. In einer Nacht haben viele Einwanderer auf Zypern,
die sich mühsam eine Existenz aufgebaut haben, alles verloren. Eine Ladenbesitzerin sitzt auf
der Straße und weint. Bis zu 500 Vermummte haben Medienberichten zufolge am Samstag Migranten
attackiert, sie teils mit Steinen und Brandsätzen beworfen, deren Friseursalons, Lebensmittelgeschäfte
oder Imbisbuden zerstört. Die Tageszeitung Cypress Times spricht von prochromartigen
Szenen, die sich dazu getragen haben. Fünf Personen wurden verletzt, es gab 13 Festnahmen.
In einer Krisensitzung zeigt sich der zyprische Präsident Nikos Christodoulidis entrüstet,
er schäme sich für die Vorfälle. Vor allem waren es Einwanderer aus Syrien, die den Hass
der rechtsextremen abbekommen haben. Warum das alles fragt sich ein Mann aus Syrien?
Auf Zypern kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen Einheimischen und Flüchtlingen. Die
Aufnahme lager sind überfüllt, teils haben sich Gettos mit hoher Kriminalität gebildet.
Gemessen an der Bevölkerung verzeichnet Zypern die meisten Asylanträge innerhalb der EU.
In Oberösterreich hat die Polizei einen extremen Fall von Tierquälerei entdeckt. Im Keller eines
45-jährigen Finanzfelden wurden 44 Kampfhunde gefunden, abgemagert und verletzt. Der Mann
ist in Haft, er dürfte die Hunde für illegale Kämpfe gehalten haben, Nicole Erl-Oler berichtet.
Die Zahl der gequälten Hunde übertrafft die Vermutung der Ermittler und Behörden. Sie waren
davon ausgegangen, bis zu neun Hunde in dem Haus inerns Felden zu finden. Dass es dann 44
waren, machte sprachlos. Der Tierretter Harald Hofner vom Tierparadies Schabenreitz sagt,
Wir sind dann in den Keller geführt worden und dort war da reine Horror. Also das ist
wirklich unvorstellbar gewesen, man hat kaum Luft bekommen. Es war absolute Dunkelheit furchtbar.
In dem Tierheim in Steinbach am Zieberg sind sieben Hunde untergebracht. Es handelt sich um
Americans de Forger Terrier. Die anderen Hunde befinden sich in weiteren Tierschutzeinrichtungen.
Im Haus des 45 Jahre alten Mannes wurden auch Waffen und Drogen gefunden. Noch heute beantragt
die Staatsanwaltschaft Linz, das über ihn Untersuchungsaft verhängt werden soll.
Gleich ist es 18 Uhr und 15 Minuten für das Team des Abends schon als wünsche ich Ihnen einen
angenehmen Abend mit dem Programm von Österreich 1.
Moment am Sonntag.
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