Die Dunkelkammer – Der Investigativ-Podcast: #7 Sebastian Kurz: Ein Dinner mit Dichands, ein Projekt mit Benko

Michael Nikbakhsh Michael Nikbakhsh 4/7/23 - Episode Page - 20m - PDF Transcript

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Journalismus in Österreich ein und fast ebenso lange veranstaltet er den Concordia-Ball.

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26. Mai im Wiener Rathaus und dessen Arkadenhof statt.

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Das ist die siebte Ausgabe der Dunkelkammer mit zwei Themen.

Stichwort eins. Ein Dinner mit Folgen. Welche Rolle spielt ein privates Abendessen im Jahr

2017 in der Inseratenaffäre rund um die Dichards? Mitte Mai 2017 war Sebastian Kurz als Nachfolger

des zurückgetretenen ÖVP-Bundespartei Obmanns-Reinholt-Mitterliner designiert worden.

Und ein paar Tage drauf saß kurz dann auf Vermittlung von Thomas Schmidt den Dichards

beim Abendessen gegenüber. Für die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft markiert dieses

Treffen gleichsam den Anfang einer Geschäftsbeziehung, von der beide Seiten profitieren sollten.

Es ist damit ein wichtiger Baustein in den Ermittlungen wegen mutmaßlicher Inseratenkorruption.

Stichwort zwei. Sebastian Kurz. Dieser beschäftigt mich auch in einem anderen Zusammenhang und

da geht es um folgende Frage. Was verbindet Sebastian Kurz neuerdings geschäftlich mit

Rene Benko? Eine gemeinsame Recherche mit dem Standard für den den Nahen Osten und da in

die Vereinigten Arabischen Emirate, also genauer zu einem milliardenschweren Staatsfonds mit

Zizin Abu Dhabi. Vorneweg ein großes Juhu in eigener Sache. Ich schreibe ab sofort als freier

Autor für den Standard, worüber ich mich wirklich, wirklich freue. Das ist eine ganz tolle Sache.

Großen Dank an die Chefredaktion um Martin Kotinek und Petra Stuber, den Leiter des

Investigativ-Departements Fabian Schmidt und überhaupt alle dort, die mich so freundlich

empfangen haben. Meine Tätigkeit wird, wie gesagt, auf freier Basis und projektbezogen

erfolgen, was auch heißt, die Dunkelkammer wird es weiterhin geben. Danke euch an dieser Stelle und

da draußen ein weiteres Mal für euer Vertrauen und die vielen, vielen Downloads. Die Dunkelkammer

ist kaum mehr als eine Monate alt und hat bereits mehr als 35.000 Downloads geschafft,

damit ich ehrlicherweise nie gerechnet. Vielen, vielen Dank.

So, was haben wir im Topf? Die Kauser Dichand. Die Verleger Eva und Christoph Dichand stehen

ja bekanntlich im Verdacht, krumme Anzeigengeschäfte mit dem ÖVP regierten Finanzministerium gemacht zu

haben. Der frühere Generalsekretär des Finanzministeriums Thomas Schmidt hat die beiden

Verleger belastet und dazu einmal mehr auch Sebastian Kurz. Kurz soll gerade im Wahljahr 2017

davon profitiert haben, dass das Finanzministerium in der Kronenzeitung in heute, aber auch in der

Österreich Mediengruppe der Gebrüder Fellner, massiv inserierte, um so Goodwill zu erzeugen,

also positive Berichterstattung für Sebastian Kurz und dessen politische Ziele. Daneben soll

Thomas Schmidt seine Stellung als Generalsekretär des Finanzministeriums auch dazu verwendet haben,

um im Sinne von Eva Dichand und anderen vermögenden Menschen das Privatstiftungsrecht aufzuweichen,

wozu es dann aber nicht kommen sollte. Die von Thomas Schmidt belasteten,

beteiligten, bestreiten das allesamt. Tenor, Thomas Schmidt, lügt. Tatsächlich geht es bei den

Ermittlungen jetzt aber gar nicht um die Glaubwürdigkeit von Thomas Schmidt. Es geht nur darum,

was am Ende gerichtsfest beweisbar gemacht werden kann und was eben nicht. Die WKSDA hat in der

Kauser Dichand jedenfalls einen umfangreichen Auswertungsbericht gemacht. Mit Beilagen hat

er fast 1100 Seiten. Über den Inhalt wurde mittlerweile einiges berichtet. Abseits der

viel diskutierten neuen Chats hat mich aber die Frage beschäftigt, wie Sebastian Kurz und die

Dichand überhaupt zueinander gefunden haben könnten. Tatsächlich gibt es da ein Schlüsselereignis und

zwar im Abendessen am 22. Mai 2017. Auf Vermittlung von Thomas Schmidt traf man diesem Abend Eva und

Christoph Dichand auf Sebastian Kurz. Keine zwei Wochen davor war Reinholt Mitterlenne als

ÖVP-Schiff zurückgetreten. Sebastian Kurz war als neuer Parteiobmann designiert worden.

Mitterlenners Demontage war bekanntlich der erste Schritt eines politischen Drehbuches,

das als Projekt Ballhausplatz bekannt geworden ist. Der zweite Schritt war damals die Kanzlerschaft

und um dahin zu kommen, brauchte es auch das wohlwollendes Boulevard. Das war zumindest das erklärte

Ziel von Thomas Schmidt. Ich zitiere jetzt aus einer der zahlreichen Einvernahmen Thomas Schmidt.

Er hat ja bekanntlich Antrag auf Grundzeugensstatus gestellt. Formell wurde aber bis er stets als

Beschuldigter einvernommen, was auch bedeutet, dass man nicht notwendigerweise die Wahrheit sagen

muss. Eine Staatsanwaltschaft anzulügen, bei der man zugleich den Grundzeugensstatus begehrt,

erscheint jetzt allerdings nicht wirklich schlau, weil die Chance aufs Grundzeugen sein

wäre damit wohl, per die, dass der Vollständigkeit halber. Thomas Schmidt in einer Einvernahme über

die Situation im Frühjahr 2017. Ich zitiere. Sebastian Kurz war damals ein bisschen der

aufstrebende Mann der Stunde und es war schon absehbar, dass er in Zukunft eine relevante

Rolle in der Politik spielen wird. Vor allem Ewa Dichern suchte deswegen auch die Nähe zu kurz

und signalisierte bei diversen Gesprächen, dass sie von kurz positiv angetan sei und auch bereit wäre,

diese ihre Sicht der Dinge in ihrer Tageszeitung zum Ausdruck zu bringen und in diesbezüglich in

seinen politischen Aufwärtsstreben zu unterstützen. Ich habe um ihren Wünschen zu entsprechen mehrere

Termine zum Thema Stiftungen im Finanzministerium organisiert und ihr regelmäßig darüber berichtet,

um so zu signalisieren, dass ich mich der Sache schon angenommen habe. Ich habe ebenso auch

Sebastian Kurz informiert, dass das einer der relevanten Wünsche von Ewa und Christoph Dichern

ist und ich mich um dieses Thema kümere, um den auch von Sebastian Kurz gewünschten medialen

Goodwill zu fördern. Ich verweise etwa auf eine Nachricht vom 12. Mai 2017, in der ich Sebastian

Kurz berichtet habe, eine Stiftungsoffensive mit den Eigentümern im BMF gestartet zu haben. In

derselben Nachricht habe ich ihn auch darüber informiert, dass ich Termine mit den Geschäftsführern

der Kronenzeitung, der Tageszeitung heute und auch mit Helmut Felner von Österreich vereinbart habe.

Es war mir und auch Sebastian Kurz bewusst, dass in der Ratenschaltung einen ganz wesentlicher

Wunsch von allen Herausgebern dieser großen Tageszeitungen sind. Zitat Ende. Am 22. Mai 2017

gab es dann besagtes Abendessen in Wien und auch dazu sagte Thomas Schmidt etwas aus. Ich zitiere

weiter. Das Treffen am 22. Mai 2017 war im privaten Rahmen veranstaltet, um in lockerer Atmosphäre ein

tiefergehendes persönliches Kennenlernen zwischen dem Eheparticher und Sebastian Kurz und mir als

Vermittler zu erleichtern. Ich stand ja nicht im Vordergrund, weil ich ja schon guten Kontakt zu

beiden hatte, sondern es ging insbesondere darum, auch Sebastian Kurz mit den Dicherns im privaten

Rahmen zusammenzuführen und ihm als sympathischem und politisch aufstrebendem jungen Mann eine

Möglichkeit zu geben, sich positiv zu präsentieren. Meine Erinnerungen nach wussten auch die engsten

Berater von Sebastian Kurz, insbesondere Stefan Steiner und Gerald Fleischmann über dieses

Treffen und auch meine vorherigen Veranlassungen bezüglich der Inseratenschaltungen Bescheid.

Besonders Fleischmann war dieses Thema ein sehr, sehr wichtiges, weil er sich immer wieder auch

danach erkundigte und er wusste, dass es eine positive Berichterstattung jedenfalls wesentlich

fördert, wenn einzelne Ministerien Inserate bei den relevanten großen Medienhäusern schalten.

Zitat Ende. Die WKSDA geht davon aus, dass an diesem Abend quasi die Grundlagen für die

wechselseitige Abhängigkeit geschaffen wurden. Eine Woche nach dem Dinner schrieb Thomas Schmidt

jedenfalls folgende Chat-Nachricht an Sebastian Kurz. Ich überschreite gerade von Triest nach

Österreich zurück und lese brav die Krone. Zwei Ausrufezeichen. Supergenial, zwei Ausrufezeichen.

Bald werden auch die Hunde in der Krone-Tierecke Kurz wählen. Mit Smiley, Daumen hoch, Wundertüte

und Applaus-Emojis hinten dran. Der Redaktionsrat der Kronezeitung hat zwischenzeitlich eine

Stellungnahme veröffentlicht, in der er sich von jeder Form der Vereinnamung distanziert.

Ich zitiere das jetzt. Wir wehren uns ausdrücklich gegen diese Anschuldigungen und die Vorwürfe

der politischen Einflussnahme auf die Kronezeitung. Die Redakteurinnen und Redakteure der Kronezeitung

nehmen ihre Arbeit nach den Grundsätzen der journalistischen Freiheit und Ethik stets war.

Eine ähnlich lautende Stellungnahme hat es auch seitens des heute Chefredakteurs Christian Nusser

gegeben. Welche Erinnerungen hat nun eigentlich Eva Dichand an das Dinner im Mai 2017? Eva Dichand

lässt über ihren Medienanwalt Michael Rami ausrichten, dass sie sich inhaltlich nicht

zum Ermittlungsakt äußern werde. Sie hat Schmitzaussagen öffentlich bereits wiederholt

als falsch bezeichnet. Und was sagt Sebastian Kurz dazu? Auch nichts. Eine entsprechende

Anfrage an seinem Büro blieb unbeantwortet. So oder so dürften sich an dem Abend alle

wohlgefühlt haben. Kaum war man an dem 22. Mai auseinandergegangen, schrieb Eva Dichand

folgende Textnachricht an Thomas Schmit. Man sieht, dass viele trainieren in Good Shape,

Zwinke Smiley, XXX, Eva. Und Thomas Schmit antwortete, war super gemütlich heute wie

immer mit dir. Ich musste dich morgen noch anrufen, habe mir einige der Künstler, die

du erwähnt hast, notiert. Bussi, Thomas. Wie gesagt, da flunkerten die Verlegerin einer

der einflussrechten Tageszeitungen Österreichs und der Generalsekretär des Finanzministeriums.

Und es gibt eben Hinweise darauf, dass diese Flunkereien weit über das Reihen private

hinausgehen. Ich werde weiter dazu berichten. Was macht Sebastian Kurz nun eigentlich beruflich?

Schlagnachbei linkt ihn. Laut seinem Profil auf der Plattform ist er nunmehr entrepreneur,

Investor und Consultant. So hat er mit dem Wiener Unternehmer und ÖVP-Spender Alexander

Schütz in Wien zwei Firmen aufgesetzt, die Beratungsfirma SK Management und die Beteiligungsfirma

AS Hoch 2K. Daneben ist er seit Oktober 2022 auch Co-Founder eines Cyber-Sicherheits-Startups

namens DREAM Security. Und DREAM Security will nach eigener Darstellung IT-Lösungen entwickeln

um kritische Infrastruktur wie beispielsweise die Energie oder die Wasserversorgung besser

vor Hackern und Terroristen zu schützen. Bemerkenswert an dieser Firma ist einer

der Mitgründer und Mitinvestoren. Shalev Julio, der war früher nämlich Chef der Cyber-Spionagefirma

NSO Group, deren Spä-Software Pegasus von Geheimdiensten genutzt wurde, um oppositionelle

Menschenrechtler und Medienleute auszuspiernieren. Der frühere NSO-Chef hat sich nach eigener

Darstellung aber dazu entschieden quasi die Seiten zu wechseln, also weg von der Angreiferseite

hin zur Abwehrseite, wo er nun also auch mit Sebastian Kurz steht. Ein interessantes

Detail, 2021 hat es geheißen Sebastian Kurz habe beim Silicon Valley Investor Peter

Thiel angedockt, das erwähnt in seinem LinkedIn Profil allerdings mit keiner Silbe. Bei Recherchens

sind Fabian Schmidt vom Standard und ich nun auf eine weitere und in dieser Form für

die unbekannte Verflechtung gestoßen. Stichwort Rene Benko. Nach unseren Recherchen hat Rene

Benko im Herbst vergangenen Jahres in den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Investoren

Ausschau gehalten und zwar ganz konkret beim Staatsfonds Mubadala. Ja und dabei soll Sebastian

Kurz als Bencos Geschäftspartner in Erscheinung getreten sein. Nach unseren Informationen

hat der Benko ab September, Oktober des Vorjahres Verhandlungen mit Mubadala angestoßen und war

mit dem Ziel eines möglichen Investments des milliardenschweren Staatsfonds aus den Emiraten

in einer der Signafirmen und zwar genauer in die Signasports United. Die Signasports ist

die Dachgesellschaft einer Gruppe von Online-Sportartikel-Händlern, also insbesondere Fahrräder,

sie hat ihren Sitz in Berlin und notiert seit Ende 2021 auch an der New York Stock Exchange.

Laut öffentlich zugänglichen Daten wird Signasports zu 54% von der Familie Benko

Privatstiftung kontrolliert. Seit der ersten Notiz 2021 hat sich die Aktie des Signasports in

New York, naja, jetzt nicht ganz so gut entwickelt. 2021 waren es knapp über 10 Dollar-Jahr-Aktien

gewesen, heute sind es um die 3 Dollar und 60 Cent, also rund 65 Prozent weniger. Signasports ist an

sich keine kleine Firma, im Fiskaljahr 2022 lag der Netto-Umsatz bei immerhin rund 1,1 Milliarden

Euro. Gleichzeitig steckt es ja aber tief in den roten Zahlen. Für 2022 wurde wegen hoher

Abschreibungen und Sondereffekten ein Nettoverlust von immerhin 566 Millionen Euro verbucht. Im Jahr

davor waren es minus 46 Millionen gewesen. Um die knappe Liquidität der deutschen Firma zu

sichern, musste die Wiener Signa-Holding einspringen. Im Oktober 2022 steckte sie im Wege

sogenannter Wandelschuldverschreibungen zunächst 100 Millionen Euro zur Verfügung und im Favor

dieses Jahres sagte die Signa-Holding noch einmal bis zu 130 Millionen Euro zu, die im

Bedarfsfall abgerufen werden können. Klar, also mit einem finanzstarken Partner wie Muba Dalla

an der Hand würde vieles einfacher laufen und zugesehen ergibt natürlich ein Investoren sucht

in Abu Dhabi schon einen Sinn. Überhaupt sollte der Name Muba Dalla in Österreich nämlich auch

nicht gänzlich unbekannt sein. Der Fond aus Abu Dhabi war viele Jahre lang neben der Staatsholding

ÖIRG, sie heißt jetzt ÖBAK, ein zentraler Aktionär der OMV. Bis Ende 2022 hatte Muba Dalla

24,9 Prozent der OMV kontrolliert, dann wanderte das Aktienpaket an eine andere Staatsfirma aus

Abu Dhabi namens ADNOC, das ist die staatliche Ölgesellschaft. Interessantes Detail bei dieser

staatlichen Ölgesellschaft ADNOC arbeitet nun ein gewisser reiner Seele als Berater und reiner

Seele war mal Generaldirektor der OMV, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Die Leute bei

Muba Dalla kennen also Österreich und es ist nicht auszuschließen, dass sie einst auch mit dem

formaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz zu tun hatten, insofern ergebe auch seine Beteiligung an

den Verhandlungen einen Sinn. Aber was sagt nun Sebastian Kurz zu dem Muba Dalla Projekt? Ich

habe ihm dazu eine Anfrage geschickt und der Sprecher von Sebastian Kurz antwortete darauf

schriftlich folgendes. Wie öffentlich bereits bekannt, liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit von

Sebastian Kurz im Nahen Osten. Es gibt aber unterschiedliche Projekte und Transaktionen,

die begleitet werden. Wir bitten um Verständnis, dass wir zu einzelnen Projekten grundsätzlich

keine Detailinformationen kommunizieren. Was sagt Rene Benko dazu? Nichts. Eine Anfrage an die

Signakruppe blieb unbeantwortet. Wir wollten von Benko untereinander wissen, wie die Verhandlungen

mit Muba Dalla so gelaufen sind und welche Rolle Sebastian Kurz dabei spielte oder spielt. Wie gesagt,

wir bekamen keine Antwort. Und was sagt Muba Dalla dazu? Auch da haben wir angefragt, aber zum

Zeitpunkt der Aufzeichnung dieser Podcastfolge lag keine Antwort vor. Der Staatsfonds aus Abu Dhabi

ist übrigens ein Riesending, das weltweit veranlagt und rund 300 Milliarden US-Dollar schwer

ist. Man investiert in Energie, in Finanzdienstleistungen, in Gesundheit, Infrastruktur,

Immobilien, Technologie und einige andere Sektoren. Wenn man die Website ansteuert,

liest man gleich einmal das Mission Statement von Muba Dalla und das lautet so. Muba Dalla ist

eine globale Investmentgesellschaft mit dem Auftrag für die Regierung von Abu Dhabi langfristig

nachhaltige finanzielle Erträge zu erzielen. 2022 wurde übrigens durch Recherchen der

Financial Times bekannt, dass Muba Dalla bereits 2019 über einen Investment von Indie-israelisches

Sicherheitsfirma NSO Group investiert hatte. Also jene NSO Group, welche die Pegasus-Spionage-Soft

entwickelt hatte und deren früherer Chef jetzt ein Start-up mit Sebastian Kurz gegründet hat.

Womit sich wieder ein Kreis schließt. Das war die 7. Ausgabe der Dunkelkammer. Ich hoffe,

es hat euch gefallen. Zögert nicht die Dunkelkammer zu bewerten, ich freue mich weiterhin über

konstruktives Feedback. Bleibt mir gewogen, ihr hört von mir.

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1. Ein Dinner mit Folgen.  

Welche Rolle spielt ein privates Abendessen im Jahr 2017 in der Inseratenaffäre rund um die Dichands? Die Verleger Eva und Christoph Dichand stehen im Verdacht, krumme Anzeigengeschäfte mit dem ÖVP-regierten Finanzministerium gemacht zu haben. 

Der frühere Generalsekretär des Finanzministeriums Thomas Schmid hat die beiden Verleger belastet und dazu auch einmal mehr Sebastian Kurz. 

Sebastian Kurz soll gerade im Wahljahr 2017 davon profitiert haben, dass das Finanzministerium in der Kronen Zeitung, in Heute - aber auch in der Österreich-Mediengruppe der Gebrüder Fellner – massiv inserierte, um so „Goodwill“ zu erzeugen – also positive Berichterstattung für Sebastian Kurz und dessen politische Ziele. 

Daneben soll Thomas Schmid seine Stellung als Generalsekretär des Finanzministeriums auch dazu verwendet haben, um im Sinne von Eva Dichand und anderen vermögenden Menschen das Privatstiftungsrecht aufzuweichen (wozu es dann aber nicht kommen sollte). 

Die von Thomas Schmid belasteten Beteiligten bestreiten das allesamt – Tenor: Thomas Schmid lügt. 

Die WKStA hat in der Causa Dichand jedenfalls einen umfangreichen Auswertungsbericht gemacht, mit Beilagen hat der fast 1100 Seiten. 

Über den Inhalt wurde mittlerweile einiges berichtet, abseits der vieldiskutierten neuen Chats hat mich aber die Frage beschäftigt, wie Sebastian Kurz und die Dichands überhaupt zueinander gefunden haben könnten. 

Tatsächlich gibt es da ein Schlüsselereignis und zwar ein Abendessen am 22. Mai 2017. 

Auf Vermittlung von Thomas Schmid trafen an diesem Abend Eva und Christoph Dichand auf Sebastian Kurz. 

Keine zwei Wochen davor war Reinhold Mitterlehner als ÖVP-Chef zurückgetretenen, Sebastian Kurz war als neuer Parteiobmann designiert worden. 

Mitterlehners Demontage war bekanntlich der erste Schritt eines politischen Drehbuchs, das als Projekt Ballhausplatz bekannt geworden ist. 

Der zweite Schritt war damals die Kanzlerschaft – und um dahin zu kommen, brauchte es auch das Wohlwollen des Boulevards. 

Das war zumindest das erklärte Ziel von Thomas Schmid.

Thomas Schmid in einer Einvernahme über die Situation im Frühjahr 2017: 

Sebastian Kurz war damals ein bisschen der aufstrebende "Mann der Stunde" und es war schon absehbar, dass er in Zukunft eine relevante Rolle in der Politik spielen wird. 

Vor allem Eva Dichand suchte deswegen auch die Nähe zu Kurz und signalisierte bei diversen Gesprächen, dass sie von Kurz positiv angetan sei und auch bereit wäre, diese ihre Sicht der Dinge in ihrer Tageszeitung zum Ausdruck zu bringen und ihn diesbezüglich in seinem politischen Aufwärtsstreben zu unterstützen. 

Ich habe, um ihren Wünschen zu entsprechen, mehrere Termine zum Thema Stiftungen im Finanzministerium organisiert und ihr regelmäßig darüber berichtet, um so zu signalisieren, dass ich mich der Sache schon angenommen habe. 

Ich habe ebenso auch Sebastian Kurz informiert, dass das einer der relevanten Wünsche von Eva und Christoph Dichand ist und ich mich um dieses Thema kümmere, um den auch von Sebastian Kurz gewünschten medialen Goodwill zu fördern. 

Ich verweise etwa auf eine Nachricht vom 12. Mai 2017, in der ich Sebastian Kurz berichtet habe, eine Stiftungsoffensive mit den Eigentümern im BMF gestartet zu haben. 

ln derselben Nachricht habe ich ihn auch darüber informiert, dass ich Termine mit den Geschäftsführern der KRONEN ZEITUNG, der Tageszeitung HEUTE und auch mit Helmuth Fellner von Österreich vereinbart habe.

Es war mir und auch Sebastian Kurz bewusst, dass Inseratenschaltungen ein ganz wesentlicher Wunsch von allen Herausgebern dieser großen Tageszeitungen sind. 

Am 22. Mai 2017 gab es dann besagtes Abendessen in Wien. 

Und dazu sagte Thomas Schmid Folgendes aus. 

Das Treffen am 22. Mai 2017 war im privaten Rahmen veranstaltet, um in lockerer Atmosphäre ein tiefer gehendes persönliches Kennenlernen zwischen dem Ehepaar Dichand und Sebastian Kurz und mir als Vermittler zu erleichtern. 

Ich stand ja nicht im Vordergrund, weil ich ja schon guten Kontakt zu beiden hatte, 

sondern es ging insbesondere darum, auch Sebastian Kurz mit den Dichands im privaten Rahmen zusammenzuführen und ihm als sympathischem und politisch aufstrebendem jungen Mann eine Möglichkeit zu geben, sich positiv zu präsentieren. 

Meiner Erinnerung nach wussten auch die engsten Berater von Sebastian Kurz, insbesondere Stefan Steiner und Gerald Fleischmann über dieses Treffen und auch meine vorherigen Veranlassungen bezüglich der Inseratenschaltungen Bescheid. 

Besonders Fleischmann war dieses Thema ein sehr sehr wichtiges, weil er sich immer wieder auch danach erkundigte und er wusste, dass es eine positive Berichterstattung jedenfalls wesentlich fördert, wenn einzelne Ministerien Inserate bei den relevanten, großen Medienhäusern schalten.“

Die WKStA geht davon aus, dass an diesem Abend quasi die Grundlagen für die wechselseitige Abhängigkeit geschaffen wurden. 

Der Redaktionsrat der Kronen Zeitung hat zwischenzeitlich eine Stellungnahme veröffentlicht, in der er sich von jeder Form der Vereinnahmung distanziert: 

Wir wehren uns ausdrücklich gegen diese Anschuldigungen und die Vorwürfe der politischen Einflussnahme auf die 'Kronen Zeitung'. Die Redakteurinnen und Redakteure der 'Kronen Zeitung' nehmen ihre Arbeit nach den Grundsätzen der journalistischen Freiheit und Ethik stets wahr.

Eine ähnlich lautende Stellungnahme hat es auch seitens des Heute-Chefredakteurs Christian Nusser gegeben. 

Welche Erinnerungen hat Eva Dichand an das Dinner im Mai 2017? 

Eva Dichand lässt über ihren Medienanwalt Michael Rami ausrichten, dass Sie sich inhaltlich nicht zum Ermittlungsakt äußern werde. Sie hat Schmids Aussagen öffentlich bereits wiederholt als Falsch bezeichnet. 

Und was sagt zum  Sebastian Kurz dazu? Nichts.

Eine entsprechende Anfrage an sein Büro blieb unbeantwortet. 

2. Was macht Sebastian Kurz nun eigentlich beruflich? 

Eine Recherche mit Fabian Schmid vom "Standard" führt in die Vereinigten Arabischen Emirate– und zu René Benko. Laut der gemeinsamen Recherche hatte Benko im Herbst vergangenen Jahres in Abu Dhabi nach Investoren Ausschau gehalten und beim Staatsfonds Mubadala angeklopft.

Sebastian Kurz soll dabei als Benkos Geschäftspartner in Erscheinung getreten sein. 

Konkret soll Benko Ende 2022 Verhandlungen mit Mubadala angestoßen haben, mit dem Ziel eines möglichen Investments des milliardenschweren Staatsfonds aus den Emiraten in eine der Signa-Firmen und zwar in die Signa Sports United. 

Die Signa Sports ist die Dachgesellschaft einer Gruppe von Online-Sportartikelhändlern, sie hat ihren Sitz in Berlin, und notiert seit Ende 2021 auch an der New York Stock Exchange 

Der Fonds aus Abu Dhabi war viele Jahre lang neben der Staatsholding ÖIAG – sie heißt jetzt ÖBAG – ein zentraler Aktionär der OMV. Bis Ende 2022 hatte Mubadala 24,9 Prozent der OMV kontrolliert, dann wanderte das Aktienpaket an eine andere Staatsfirma in Abu Dhabi namens Adnoc, das ist die Abu Dhabi National Oil Company. 

Was sagt  Sebastian Kurz zu dem Mubadala-Projekt? Auf Anfrage antwortete der Sprecher von Sebastian Kurz Folgendes: 

Wie öffentlich bereits bekannt, liegt der Schwerpunkt der Tätigkeit von Sebastian Kurz im Nahen Osten. 

Es gibt dabei unterschiedliche Projekte und Transaktionen, die begleitet werden. 

Wir bitten um Verständnis, dass wir zu einzelnen Projekten grundsätzlich keine Detailinformationen kommunizieren.

Und was sagt René Benko dazu? Nichts. Eine Anfrage an Signa blieb unbeantwortet.