Die Dunkelkammer – Der Investigativ-Podcast: #3 Ein Konvolut, wilde Vorwürfe und eine folgenreiche Razzia
Michael Nikbakhsh 3/17/23 - Episode Page - 43m - PDF Transcript
Hallo und herzlich willkommen in der Dunkelkammer. Mein Name ist Michael Nickbarsch, ich bin freier
Journalist und beschäftige mich mit mächtigen Menschen, also genauer mit der dunklen Seite
der Macht. Das ist die dritte Ausgabe der Dunkelkammer, die Zeit rast dahin. Ich darf mich ein
weiteres Mal für euer Regesinteresse an meinem kleinen Podcastprojekt bedanken. Das ist eine sehr,
sehr aufregende Zeit für mich. Ja, apropos aufregend, heute wird es aufregend monothematisch. Es
geht um einen kürzlich verstrichenden Jahrestag und eine Affäre, die bis heute nachwirkt.
Fünf Jahre Sturm auf das BVT. Am 28. Februar 2018 war das damalige Bundesamt für Verfassungsschutz
und Terrorismusbekämpfung der Schauplatz einer später als rechtswidrig erkannten Ratia. Diese
wurde zwar formell von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft geführt,
tatsächlich zog aber das Kabinett des Innenministers Herbert Kickel im Hintergrund Feden.
Aus Anlass dieses fünften Jahrestags roll ich die Geschehnisse von damals nochmals auf und
ich darf euch versprechen, dass ihr dabei Dinge hören werdet, von denen ihr bisher tatsächlich
noch nichts gehört habt. Ich bin dabei nicht allein, ich begrüße dazu gleich Fabian Schmidt von
der Tageszeitung des Standard bei mir im Studio. Fabian und ich hatten bereits Monate vor der
Ratia Recherchen zu Vorgängen im Innenministerium und im BVT angestoßen, die allerdings dann
weitaus größere Konsequenzen haben sollten, als es uns zunächst bewusst war. Ja und heute,
anlass ich das fünften Jahrestag, sprechen wir erstmals darüber. Aber der Reihe nach. Die
Grundlage dieser Haustochsuchung war ein Ermittlungsverfahren der WKSDA, das damals mehrere
Bedienstete des Innenministeriums als Beschuldigte führte. Ja und die Grundlage dieses Ermittlungsverfahrens
wiederum war das ominöse Konvolut, also eine Sammlung anonymer Schreiben, die ab dem Frühjahr
2017 nach und nach in Österreich verschickt wurden, wobei nie ganz klar wurde, wer aller auf der
Empfängerseite stand. In diesen Schreiben wurden schwere Vorwürfe gegen mehrere ranghohe Beamtenen
und Beamte des BMI erhoben, allen voran gegen den ÖVP nahen damaligen Sektionschef und langjährigen
Kabinettschef Michael Kläub-Müller. Bei diesen anonymen Schreiben handelte es sich größtenteils
um Sachverhaltsdarstellungen, die ursächlich für die Staatsanwaltschaft Wien bestimmt waren,
die aber quasi im CC auch an andere Leute geschickt wurden und da andere man mich. Ich bekam die
ersten Nachrichten im April 2017 per E-Mail, danach kamen immer wieder Postsendungen im
weißen Kuvert. Die gingen alle an die Profilredaktion und immer waren sowohl mein Vor- als
auch mein Nachname falsch geschrieben. Am Ende hatte ich so im Frühsommer rund 48 Seiten
beisammen das besagte Konvolut. Unsere im Frühsommer 2017 fanden an Fabian Schmidt und
ich zueinander und wir beschlossen gemeinsame Recherchen anzustoßen, um der Vielzahl an Vorwürfen
im Konvolut nachzugehen. Und das taten wir auch, doch eine Verkettung von Umständen und
Begegnungen führte letztlich dazu, dass ausgerechnet unser Konvolut Ende 2017 über einen Umweg bei
einem gewissen Peter Goldgruber landete. Goldgruber war damals gerade Generalsekretär des plötzlich
blau geführten Innenministeriums unter Kickel geworden und naja, im Jänner 2018 marschierte
Goldgruber mit unserem Konvolut bei der WKSDA auf, um Missstände im Innenministerium anzuzeigen
und einen Monat später gab es dann die folgenreiche Ratia im BVT. Aber wie konnte es so weit kommen,
was war da passiert und wie wurden wir da hineingezogen? Dazu begrüße ich jetzt Fabian Schmidt
bei mir. Hallo Fabian, danke fürs Kommen. Hallo, sehr gern. Fabian, Frühjahr 2017 saßen wir
einander das erste Mal gegenüber, um über das Konvolut zu sprechen. Ja, ich glaube es war im Kaffee-Egenländer und
wir sind eigentlich über gemeinsame Freunde, Kollegen zusammengekommen, weil ich recht viel zum
Innenministerium recherchiert habe und ein paar Quellen aufgezwickt habe und du hattest diese
Papiere, über die du dir quasi den Kopf zerbrochen hast. Jetzt zur Orientierung,
vielleicht worum es sich dabei handelt, das waren wie gesagt größtenteils Sachverhaltsdarstellungen,
die auch tatsächlich an die Leiterin der Staatsanwaltschaft Wien adressiert waren, zumindest
stand das so auf den Schreiben drauf. Ja und in diesen Sachverhaltsdarstellungen wurden eine
ganze Reihe von Vorwürfen erhoben, gegen ranghohe Leute aus dem Innenministerium und dem BVT,
da ging es um die Ufer-Untreuung von Quellengeldern, um behauptete politisch motivierte Ermittlungen,
um problematisches Datenhändling, Geheimnisverrat, private Nebengeschäfte, Sex-Partys, sexuelle
Belästigung. Viel Sex. Viel Sex, es ging viel Sex. Tägliche Angriffe gegen Mitarbeiterinnen,
politische Moscheelein, Postenschacher, Bestächtlichkeit, Geldwäsche. Also da war schon richtig was drin,
wenn man dieser Schriften sammeln glaubte, dann war das Innenministerium die korrupteste
Veranstaltung der zweiten Republik. Eine spektakuläre daran war, dass so viele Namen und Strukturen
vorkamen, die uns quasi nicht bekannt waren, weil wir halt da nicht gut hineinschauen können
in den Verfassungsschutz vor allem. Und da standen auf einmal so viele Organisationseinheiten,
wer war da Referatsleiter, wer hat diese Ermittlungen geführt und so weiter, dass wir schon wussten,
okay, das kommt jetzt von jemandem, der sehr viel Zeit im Verfassungsschutz verbracht hat. Und
deswegen waren wir auch dann so aufgeregt gewissermaßen. Zur Urheberschaft oder der mutmaßlichen
Urheberschaft dieser Schriften sammeln kommen wir im Verlauf des Gesprächs noch. Ja, was haben
wir dann gemacht? Wir haben das gemacht, was Journalisten und Journalisten tun. Wir haben
angefangen zu recherchieren und es wurde sofort zach. Absolut. Also wir haben uns drei Sachen,
glaube ich, rausgenommen. Vor allem diese Geschichte, dass die das nordkoreanische Pässe in
Österreich produziert werden, dass das BVT, welche abgezweigt und den Südkoreanern übergeben hat,
was ja an sich schon ohne den letzten Teil eigentlich eine super Geschichte wäre, dass Nordkorea
in Österreich Pässe produziert. Tatsächlich ließ Nordkorea in Österreich damals Pässe produzieren
und die Recherchen zeigten sehr schnell ein grundsätzliches Problem dieses Konvoluz. In vielen,
vielen, vielen Dingen war ein Wahrerkehren drin. Der wurde aber ausgestattet und ausgeschmückt mit
Fantasie, mit Erfindungen, mit teilweise erklärternden Falschbehauptungen, so das wahnsinnig
schwierig war herauszufinden, was daran ist publizistisch belastbar und damit verwertbar und was
nicht. Genau. Wir haben ja auch recherchiert rund um eine angebliche Bombendrohung und den Fund
von NS-Demotionalien auf dem Grundstück von einem ehemaligen ÖVP nahen, also Kabinettsmitarbeiterchef
etc. und da waren wir ja dann am Ende sogar soweit, dass wir uns überlegt haben, ob das nicht
alles nur inszeniert war, um dann im Konvolut nacherzählt zu werden und uns quasi auf eine falsche
Fährte zu locken, also uns und die Justiz und so weiter und so fort. Also es gab, glaube ich,
recht rasch sehr große Zweifel, vor allem an den Motiven des Konvolut-Schreibers. Wir haben
dann relativ rasch in ein Fachbegriff ausgeprägt, wird das Konvolut, nämlich es ist eigentlich ein
Schaas. Ja, absolut. Es war auch für uns wirklich ein Schaas, weil das ganze Jahr sehr, sehr mühsame
Recherchearbeiten erfolgt sind und es ist ja generell das Problem in dieser ganzen Verfassungsschutz
in der Ministeriumsmaterie, dass die Leute, die man zum Reden kriegt oder zumindest zum
damaligen Zeitpunkt sind, nicht unbedingt die, mit denen man reden will, weil das oft sehr
zweifelhafte Persönlichkeiten sind, die eben aus Rache oder aus anderen Motiven oder aus
Geldmacherei mit Journalistinnen und Journalisten reden wollen. Aus den ursprünglich doodselnden
Geschichten, die wir uns am Anfang der Recherche versprochen hatten, wurden nach meiner Erinnerung
schlussendlich zwei. Ja. Die eine Geschichte behandelte tatsächlich die Übergabe von
nordkoreanischen Passmustern an den südkoreanischen Geheimdienst durch eine Mitarbeiter des BVD,
die sich allerdings völlig oder dramatisch anders darstellte als im Konvolut beschrieben. Und die
zweite behandelte Softwarevergaben des Innenministeriums an eine private Softwarefirma, auch da war
das Ergebnis der Recherche nicht annähernd so prunkvoll wie im Konvolut geschildert. In letzter
Konsequenz waren wir im Herbst 2017 mit den Recherchen soweit möglich für uns eigentlich durch,
eben vor dem Hintergrund, dass wir der Meinung waren, das ist größtenteils eben ein Schaars. Ja,
und es war ja genug rundherum los. Also wir befinden uns da gerade in der Phase, wo damals
natürlich ohne unser Wissen das Ibiza-Video aufgenommen wurde, wo türkis-blau Regierungs
verhandeln etc. Also so viel Zeit haben wir dann auch nicht in dieses Konvolut stecken können,
sonst hätten unsere Chefredakteure uns wahrscheinlich gefragt, also ob wir waren,
keins an. Absolut. Umso überraschter waren wir dann als am 28. Februar 2018, dass BVD Schauplatz
besagter Ratia war, auf Grundlage besagten Ermittlungsverfahrens der WKS, dass sich wiederum,
zumindest zu einem nicht unerheblichen Teil, aus den Vorwürfen des Konvoluts speiste. Und dann
war die Überraschung doch groß, dass es für die Staatsanwaltschaft doch auch viel wichtiger und
glaubwürdiger war als für uns, die wir bereits mehrere Monaterecherchen hineingesteckt hatten.
Total. Also ich kann mich auch erinnern, dass am Tag der Ratia, also das war so eine Nachricht,
die so plötzlich, die so dahin geträufelt ist. Also es war jetzt nicht so, dass er alarm losging
und wir sofort gewusst haben, dass da jetzt etwas Wahnsinnig Skandalöses abgelaufen ist. Es war
eher so, ich kann mir erinnern, dass wir telefoniert haben und ich quasi so zu dir gesagt habe, war
das jetzt wegen dem Blödsinn, dass die da Ratia gemacht haben? Und in den nächsten Tagen hat
sie dann aber gezeigt, dass das schon eine riesen Geschichte ist, die uns dann Jahre eigentlich noch
verfolgt hat. Und war es uns damals schon in die vergleichsweise angenehme Lage versetzte,
ganz viele Recherchen bereits getätigt zu haben und also nach Menschenmöglichen sagen zu können,
vieles von dem ist einfach nicht annähernd zutreffend gewesen. Also worum genau ging es bei
dieser Ratia eigentlich? In den Tagen rundherum schossen ja die Gerüchte ins Kraut. Ich kann
mich gut erinnern, dass ein Termin mit einer Quelle aus dem Innenministerium, auch ein
Kollege vom Standard dabei war, damals Markus Sulzbacher, wo zwei zentrale Informationen
transportiert wurden. Zum einen, dass seinen schwer bewaffnete Polizei-Einheiten Ks ins BVT
eingefallen mit automatischen Waffen und in Kampfmonturen, die gleichen. Und die zweite Botschaft
war, man habe auch das Extremismusreferat aufgesucht, damals geleitet von Sibylle Geißleiner,
einer sehr tapferen Beamtin, die sich immer sehr wehrhaft gezeigt hat, gegen politische Einflüsse
und das er gab insofern keinen Sinn, weil es keinen Verdacht gegen Geißler gab. Also,
zweiteres hat gestimmt, erstes nur eben nicht. Genau, aber es hat halt, also man muss sich da
zurückversetzen in diese Zeit, wo erstens einmal die FPÖ an sich, wie denn eine Regierung gekommen
ist nach einem Jahrzehnt, nach mehr als einem Jahrzehnt, was an sich schon Nervosität ausgelöst hat,
dann hat die FPÖ auch noch das Innenministerium bekommen und dann auch noch Herbert Kiekel dort
hineingesetzt. Das heißt, es waren grundsätzlich schon einmal große Teile des Landes in durchaus
auch Angst, was da jetzt passiert. Und dann kommt diese Nachricht. Eines der größeren Rätsel bis
heute bleibt ja, wieso die ÖVP in den Regierungsverhandlungen mit der FPÖ damals ausgerechnet
aufs Innenministerium verzichtet hat. Tatsache ist, dass mit dem langjährigen Kabinettschef und
Sektionschef Michael Gagmühler ein schwarzer Machtfaktor im BMI saß, nicht notwendigerweise ein
Türkeeser. Ja, auf jeden Fall. Und im Innenministerium hat man immer sehr viel gewusst über sehr
viele Personen auch des öffentlichen Lebens. Und kann man schon vorstellen, dass für Sebastian Kurz
und seine Strategien es nicht so angenehm war, da so einen innerparteilichen Gegenpol vielleicht
im Innenministerium zu haben und dass man deshalb durchaus gesagt hat, okay, wir wollen sowieso
auch eine rechte Linie im Innenministerium. Soll das halt die FPÖ einmal machen und dort
wirbel machen, uns ist es gleich. Zumindest hat sich das dann auch so angefühlt im Nachhinein.
Aufräumen ist ein Fachbegriff, der da gefallen wurde, zumindest auch der Begriff im Tagebuch der
Staatsanwält in der WKSDA aufräumen, das sei der Auftrag gewesen, den Innenministerkikel quasi
unmittelbar nach, nach Angelobung mehr oder weniger, an den neuen Generalsekretär im Innenministerium
Peter Goldgruber erteilt habe, aufräumen im Innenministerium. Das wurde später bestritten,
aber es wurde zumindest protokolliert. Ja, das Innenministerium aufzuräumen,
auf uns schwarzen Netzwerken zu säubern. Darum ging es offenbar in den Besprechungen im Vorfeld der
Hausdurchsuchung. Wie gesagt, die Beteiligten haben das später bestritten. Darauf wurde
Herbert Kickel auch 2018 noch angesprochen am Fernsehinterview mit Amin Wolf in der ZIP2,
wo es um die Hausdurchsuchung im BVT ging und hören wir mal rein, was Herbert Kickel darauf
angesprochen damals gesagt hat. Die Staatsanwältin hat in ihrem Tagebuch notiert, dass sie der
Generalsekretär Goldgruber, ihr engster Mitarbeiter erklärt hätte, er habe den Auftrag
im Verfassungsschutz aufzuräumen. Goldgruber bestreitet das, sie haben das heute im Ausschuss
auch bestritten, aber haben sie eine Erklärung dafür, wie die Staatsanwältin zu diesem Eindruck
kommen konnte? Ich habe manchmal das Gefühl, ich bin heute der falsche Studiogast und da hätten sie
die Frau Staatsanwältin einladen müssen, die können dann erklären, wie sie zu ihren Wahrnehmungen
kommt. Aber ich habe schon mehrere Male gesagt, dass dieses Wort so nie gefallen ist, aber jetzt
machen wir mal folgendes, Herr Wolf, wenn das Wort so gefallen wäre, wenn jemand gesagt hätte,
es soll wo aufgeräumt werden, dann frage ich sie, was ist da eigentlich Negatives dran? Was bedeutet
denn Aufräumen? Aufräumen bedeutet Ordnung machen, Aufräumen bedeutet Sauber machen. Das
kennt jeder von sich zu Hause, ist das so etwas Negatives? Ja, aufräumen kennt jeder von daheim.
Also, je mehr Zeit vergeht, je mehr Abstand ist, zur Ratia, desto mehr kommt man schon zur Überzeugung,
dass dieses BVD an sich ein sehr dysfunktionaler Haufen war und es gibt ja jetzt auch Ermittlungsverfahren
der WKSDA gegen den früheren Innenminister Wolfgang Sobotka und gegen Klaub Müller etc. Also,
dass da im Innenministerium einiges schiefgegangen ist in diesen 17 Jahren seit Ernststraße, in
denen die ÖVP wirklich die Zügel extrem eng gehabt hat in diesem Haus. Das ist schon evident,
aber die Art und Weise, wie Herbert Kickel das gemacht hat und seine Umfeld ist einfach unfassbar
gewesen. Ich glaube auch, es hat also nicht die Personen getroffen und der Anführungszeichen,
die eigentlich wirklich problematisch waren in diesen Häusern. Die Vorbereitung der Haustürsuchen
war nur ein sehr kleiner Personenkreis involviert, eben weil man, wie es dann geheißen hat,
ja verhindern wollte, dass Informationen dazu an die Zitat Schwarzen Netzwerke zu Ende laufen.
Die politische Führung des Innenministeriums hat aber weit mehr gemacht, als nur den
Generalsekretär zur Wecker SDA zu schicken, mit dem angeblichen oder behaupteten Ersuchen
aufzuräumen. Es gab auch die Vermittlung von sogenannten Belastungszeugen im Unmittelbahnvorfeld der HD.
Genau, also das war auch ein höchst bizarrer Vorgang, den dann der BVT-Uhrschuss minutiös
aufgetröst hat, dass da plötzlich, also ich kann mich erinnern, laut Auskunftspersonen
sind die zuverläge auf der Straße, sind dann plötzlich ein Kabinettsmitarbeiter vom Kickel
und einer der späteren Belastungszeugen aufeinander getroffen und der dann erzählt,
wie schlimm es im BVT sei und dann hat der andere gesagt, da gibt es ja ein Verfahren bei der
Wecker SDA, da musst du als Zeuge hin und dann hat der wieder wen angerufen, von dem er auch wusste,
dass der unzufrieden ist und vielleicht Merkwürdigkeiten beobachtet hat und es war irgendwie
so ein komischer Dominoeffekt, der im Nachhinein schon sehr inszeniert wirkt, wo dann plötzlich am
Schluss vier Belastungszeugen bei der Wecker SDA waren und auch bei Kickel waren dann ein enger
Mitarbeiter vom Generalsekretär ist irgendwie dabei gesessen oder draußen gesessen, als die dann
einvernommen wurden von der Wecker SDA. Also das war alles höchst dubios, aber die Wecker SDA
gesagt, okay, wir haben vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des BVT, die eigentlich schwere
Anschuldigungen wiederholen, die Teile des Konvoluz bestätigen, das reicht uns jetzt gehen wir
da rein. Ja und das ist dann tatsächlich passiert, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft
holte sich dazu eine Polizeieinheit, eine Sondeinheit der Wiener Polizei, die soweit wir das damals
verstanden haben, zunächst einmal nicht für Hausdurchsuchungen gebucht wird, normalerweise.
Ein möglicher Vorteil könnte gewesen sein, dass der Leiter des Einsatzes Wolfgang Preißler,
ein rechter Kommunalpolitiker aus Niederösterreich war, dessen Empfehlung glaube ich über Johann
Gudenus gekommen war. Der Johann Gudenus sagt, also wir wissen, dass der Johann Gudenus die Visitenkarte
vom Herrn Preißler schon im Jena übermittelt hat, den Herrn Deufer, das war damals der Büroleiter vom
Kikel. Und ob das etwas mit der Ratia zu tun hat, Gudenus sagt, das sei es nur um den Polizei-Ball
gegangen. Das glauben wir jetzt natürlich absolut. Einfach mal so dahingestellt. Es passierten in der
Vorbereitung, das hat Untersuchungsausschuss hervorgebracht, interessante Dinge schon allein
von der Kleiner des Personenkreises, die Dokumentation der Hausdurchsuchung auf Seiten der EGS,
wie ist die Sondeinheit, war ausgesprochen düftig, es sollte kein Paper Trail entstehen, warum?
Es war auch, also zusätzlich der genannte Herr Preißler war auch gar nicht Chef der EGS,
obwohl er dauernd so benannt wurde. Es ist eigentlich unklar, warum der jetzt da teilgenommen hat an
diesem Einsatz. Es war, man hat das Gefühl gehabt, wenn man sich das alles dann angeschaut hat im
Urschuss, dass die WKSDA zwar formell herrängendes Verfahrens und der Hausdurchsuchung war, dass
die WKSDA aber eigentlich nicht gewusst hat, was die EGS-Leute da jetzt im BVD machen. Die waren
im ersten Stock gemerkt, geschoss da und dort und es klang immer nach Chaos. Also da sind
hochvertrauliche geheime Dokumente einfach von irgendeinem EGS-Polizisten, ich mein Respekt an
die EGS, aber das ist nicht der richtige, um geheime Dokumente durchzuwühlen, einfach um
zu sagen, das kommt mit, das ist nicht wichtig. Also das war höchst absurd.
Antipolitische Führung des Innenministeriums damals ein rechtsstaatliches Ermittlungsverfahren der
WKSDA quasi gekapert, um politische Motive durchzusetzen. Herbert Kiekel wurde in dem ZIP2-Interview
von Armin Wolff im November 2018 auch dauerfach angesprochen, schon mal was er da gesagt hat.
Und Herr Wolff, das ist etwas, was mich insgesamt in diesem ganzen Bereich der Berichterstattung
stört, dass man diese einfache Tatsache, dass wir eine Gewaltentrennung haben, wo ganz klar
festgelegt ist, dass in einem solchen Verfahren die Federführung bei der Staatsanwaltschaft liegt,
dass man das offensichtlich mit Permanenz ignoriert.
Ja, warum soll man jetzt dazu sagen, Fabian? Ja, die WKSDA wird jedenfalls kann auch nicht damit
durchkommen, zu sagen, sie sei da manipuliert worden von der FPÖ, was sie auch gar nicht so
eigentlich nie eingestanden hat. Also man muss da schon auch sagen, ja, die WKSDA hat diese
Ermittlungen durchgeführt, hat sehr eigentlich offenherzig die Interventionen durch das politische
Kabinett Kiekel aufgenommen, war dankbar offenbar für die vermittelten Zeugen und es war sicher
aus meiner Sicht einer der größten Sündenfälle der WKSDA, dieses gesamte Verfahren, dass
ja auch enorme Kritik an der WKSDA ausgelöst hat und eigentlich auch die Wurzel ist für diesen
ganzen Justizkonflikte uns bis heute beschäftigt. Also wenn diese Stellung auch von Christian
Boehner checkt, den damaligen Sektionschef gegen die WKSDA hat ja auch quasi lässt sich auch
zurückführen auf all das, was damals rund um das BVT passiert ist. Also ich finde die WKSDA hat
auf jeden Fall viele Fehler gemacht und ist auch von Gerichten dann bestätigt worden, dass das nicht
in Ordnung war. Um das Fehlerbild zu kompletieren, kommen wir noch mal zur Referatsleiterin des
Extremismusreferat Zivile Geißler, die in dem Ermittlungsverfahren, dass ja die Grundlage für
die Hausdurchsuchung im BVT war, als Zeugen geführt wurde. Dessen ungeachtet bekam auch
Sie Besuch, dessen ungeachtet wurden heikle Fallakten bei ihr sichergestellt ohne erkennbaren
Grund. Es ist zwar rechtlich möglich auch bei Zeugenhausdurchsuchungen vorzunehmen,
passiert aber nun wirklich nicht alle Tage und schon gar nicht im Verfassungsschutz.
Ja, man hat das Gefühl, dass auch der WKSDA überhaupt nicht bewusst war, wo sie da jetzt
reingeht und was sie da eigentlich beschlagnahmt. Also es wurde völlig ausgeblendet, dass das
hier eine Organisation ist, die für die nationale Sicherheit zuständig ist, wo vielleicht auch
Daten und Informationen von Nachrichtendiensten anderer europäischer Länder oder der USA vorhanden
sind. Das hat ja dann auch gewaltige Konsequenzen gehabt, was die internationale Zusammenarbeit
betrifft. Und gerade auch diese Melange aus des Rechtsextremismus bzw. des Extremismusreferat
wird durchsucht, obwohl nur eine Zeugin dort arbeitet. Es werden Unterlagen mitgenommen
durchgewühlt. Also das hat eben dann auch einen internationalen Abschrei ausgelöst und
auch das spüren wir noch heute. Der welchen Zufall, siebile Geilser,
galt als scharfe Beobachterin des rechten Rands, hat es sich auch für die Arbeit
von Burschenschaften begonnen zu interessieren ein paar Jahre davor, also nicht die selbst,
sondern das BVD in seiner Gesamtheit. Geil ist dann politisch im Zusammenhang,
sie selbst hat im Untersuchungsausschuss dann gesagt, das sei für sie wie der Tag X gewesen,
der Tag, von dem die Rechten immer reden, wenn sie die Macht übernehmen.
Ja, also es ist schon interessant, wenn man sich das anschaut. Es gab ja eigentlich zwei,
also beziehungsweise drei Ziele, sagen wir mal, bei dieser Haustür suchen. Das erste war eben
siebile Geilser, das Extremismusreferat. Wir hatten da kurz zuvor die Liederbuchaffäre in
Niederösterreich gegen die Udo Landbauer schwer beschädigt hat, wo es viele Gerüchte gab,
dass das aus dem BVD rausgespielt wurde, dieses Liederbuch, was nicht stimmt, das war eine
Parteiente, eine Intrige. Und wir hatten dann das Extremismusreferat und Rechtsextremismus
Dokumente, die durchwühlt wurden. Zweitens hat man natürlich dann den Direktor Krittling
im Visier gehabt, das ist klar, den wollte man austauschen, da wollte die FPÖ eine neue politische
Führung installieren und drittens hat man eben mit dieser Nordkorea Pässe Kauser, das
Referatnachrichtendienst, im Visier gehabt und das hat sich wiederum beschäftigt, zum Beispiel
mit den Russlandverbindungen der FPÖ auch. Also man hatte schon, das kann jetzt ein riesiger
Zufall sein, aber man hatte halt die drei quasi Ziele oder die drei Betroffenen von
der Hausdurchsuchung, die exakt Orte waren, wo Sachen passiert sind, die der FPÖ nicht
gepasst haben. Da bleibt jetzt noch eine wichtige, bis
heute nicht beantwortete Frage, woher hatte die FPÖ oder ganz konkret, woher hatte der
Generalsekretär des Innenministeriums Peter Goldgruber Ende 2017 das notorische Konvolut
erhalten? Also das Konvolut, mit dem er dann schlussendlich zur WKSDA ging. Im BVD-Untersuchung
des Ausschusses wurde offenbar, dass Goldgruber diese Sammlung von Schriften vom Wiener Rechtsanwalt
Gabriel Lanzki hatte, der selber eine Geschichte mit dem BVD hat. Und das war insofern überraschend
zu erfahren, als ja Lanzki und Goldgruber zumindest politisch nicht unbedingt ein Weltbild
teilen. Gabriel Lanzki gilt als SPÖ-Nahre, ein strahmer Antifaschist. Peter Goldgruber
ist die FPÖ-Nahre ja dokumentiert. Ja, und wie kamen jetzt Gabriel Lanzki und Goldgruber
zusammen über einen Mitarbeiter des Innenministeriums, der den Kontakt hergestellt hat?
Ich glaube, den einem Polizisten im ersten Bezirk, dem Hauptmann.
Stadthauptmann, glaub ich heißt. Stadthauptmann, glaub ich heißt. Stadthauptmann des ersten
Bezirks, der die beiden quasi miteinander bekannt gemacht hat. Und bei der Gelegenheit
übergab, also Gabriel Lanzki, Peter Goldgruber, das Konvolut. Und im Untersuchungsausschuss
wurde da eben auch offenbar, dass Gabriel Lanzki das Konvolut selbst von einem Journalisten
hatte. Er nannte damals keinen Namen, weil er ein Profis und seine Quellen schützt.
So, ich denke, zum fünften Jahres, da können wir das jetzt öffentlich machen und ich haue
mich jetzt als Quelle selbst auf den Markt. Gabriel Lanzki hatte das Konvolut, dass er
Peter Goldgruber gegeben hatte von mir. Ja, du trägst schwer an dieser Mitschuld,
aber ich glaube, die Dinge hätten sowieso ihren Lauf genommen, weil das Konvolut wurde
an Staatsanwaltschaften geschickt. Lanzki, glaub ich, einen ganz kleinen Teil ohnehin selbst
auch erhalten. Und was soll man denn machen, wenn man recherchiert? Natürlich muss man
auch bis zum gewissen Grad offenlegen, woran man recherchiert. Also, ich finde...
Ja, nein, die Informationsweitergabe an Lanzki war ja in Sofern von uns von großem
mit der S-Uwelle ja in dem Schritt selbst an mehreren Stellen auftaucht. Und es war
natürlich wichtig zu wissen, was er dazu sagt, dass Monate später eigentlich, nach
dem Regierungswechsel, das gespannene Lanzki Goldgruber entstand, war nicht annähernd
abzusehen. Aber ich habe mir auch schon oft gedacht, wenn ich das damals nicht...
quasi weitergegeben hätte und das nicht bei den Blauen so gelandet wäre oder jedenfalls
bei Goldgruber gelandet wäre, wer weiß, was dann gewesen wäre. Aber wie du sagst,
die Dinge nehmen ja dann doch ihren Lauf. Und wir wissen auch jedes Jahr ein bisschen
mehr über die Hintergründe und wissen ja, dass es schon, wozu wir, glaube ich, später
kommen, Kontakt von einem der Hauptverdächtigen im Punktokonvolutschreiber zur FPÖ direkt
schon gegeben hat zu dem Zeitpunkt. Und dass wir uns alle bis zum Gewissen gerade instrumentalisieren
lassen müssen als Journalistinnen und Journalisten, sei es drum.
Aber es drückt mir zwar die Tränen aus, wenn du das so sagst. Also benutzt fühle ich mich
ehrlicherweise nicht gern. Übrigens, Herbert Kieke hatte schon im Oktober 2017 Zugang
zu dem Konvolut. Damals war er noch FPÖ-Generalsekretär. Das weiß ich deshalb, weil ich damals
mit ihm telefoniert hab. Und ich bild mir einen schon die Version, die er damals hatte,
kam auch über mich, über den anderen Umweg. Wir wollen das jetzt nicht zu sehr verbreiten,
was wir eigentlich nur sagen wollen, ist, wir haben das offensiv recherchiert. Wir sind
zu dem Schluss gekommen, dass die Inhalte weitgehend nicht zu plausibilisieren sind, tatsächlich
eigentlich erfunden sind. Stichwort Schaars. Ab dem Moment hat es für uns eigentlich auch
journalistisch keine Relevanz mehr, das Papier.
Ja, man muss sagen, die Recherchen haben ja auch zusätzliche Ermittlungen absetzt.
Der Weg ist ja ausgelöst. Also es hat das Park Bundesamt für Korruptionsbekämpfung,
glaube ich, im Punkt der Nordkorea Pässe ermittelt gehabt, etc., was ja auch die ganze Notwendigkeit
dann der Ratia infrage gestellt hat, weil im Endeffekt haben sie eh schon alle gewusst,
dass da ein paar Fragen gestellt werden, auch intern, was zum Beispiel nur koreanischen Pässe
betrifft. Also da ist sehr viel schief gelaufen und sehr viel parallel gelaufen und ja, du
hast sicher einen gewissen Teil beigetragen, aber ich glaube, es war ein überschaubarer.
Ja, aber das ist jetzt auf mich alleine abzuwälzen, greift jetzt ein bisschen kurz lieber Fabian,
weil was wir damals gemacht haben, haben wir ja in Absprache gemacht. Also nichts,
was ich selbst physisch getan habe, wäre nicht vorher mit dir akkordiert gewesen. In
dem Fall war ich tatsächlich nur der DHL-Bote.
Das stimmt, wobei ich mich erinnern kann, dass eine Person, vor einer Person, hätte
ich dich durchaus gewarnt und das war dann die Person, die mit den sogenannten Nick-Bush-Papers
durch die Stadt gelaufen ist.
Ja, das war der frühere BVD-Direktor Gertrini Polli, nennen wir ihn doch beim Namen. Den
habe ich im Laufe der Recherchen auch angesprochen auf die Inhalte erst im Dossier. Ich darf
es ja sagen, in dem Fall war ja ich die Quelle. Ich darf mich ja selber als Quelle identifizieren.
Ich muss nur meine schützen. Übrigens, Polli hat damals fest überzeugt, dass die CIA all
das zusammengestellt hätte.
Davon ist er meistens überzeugt, glaube ich.
Ja, ja, was originell ist, weil früher hat es geheißen die Russen, das BVD im Griff,
dann hat es geheißen die Amerikaner, das BVD im Griff. Nicht davon ist tatsächlich
jemals bewiesen worden.
Und Polli hat ja auch dann die FPÖ beraten, während der Regierungsverhandlungen im Sicherheitskapitel
war. Das heißt, ein weiterer Weg, wie die Nickbarschpapers zur FPÖ gelangt werden
und zeitweise hieß es ja sogar, Polli würde Innenminister für die FPÖ werden. Also ja,
es war schon durchaus ein Thema in der Stadt. Ich kann mich auch erinnern. Es gab dann eine
bayermentarische Anfrage sogar der SPÖ im Herbst zum Thema Stiftadaker. Das war diese
Bombendrohung mit den NSD-Evotionalien. Also es lag schon in der Luft, durchaus, dass
dieses Konvolut gibt.
Dass du jetzt Nickbarschpapers genannt hast, aber ich bleibe dabei, es war trotzdem entschaffend,
auch wenn es jetzt meinen Namen trägt.
Ja, sicher. Aber irgendwie bin ich trotzdem froh, dass wir es gekriegt haben, weil es
war schon ein Widerritt seither. Und ich glaube trotz allem, was sehr wichtig ist, das BVT
sich einmal anzuschauen und genau zu prüfen, was die dort eigentlich machen. Aber es ist
natürlich mit vielen persönlichen Traködien auch verbunden gewesen. Also gerade was die
Personen betrifft, die eigentlich meist sehr ungerechtfertigter Weise ins Visier der WKSDA
geraten sind.
Das Ermittlungsverfahren lief einige Jahre. Es gab schliesslich auch einen Strafprozess,
korrigier mich.
Bislang, ja.
Und er endete mit einer...
Freispruch.
Freispruch.
Rechtskräftig, nicht rechtkräftig.
Ich glaube, es ist rechtskräftig. Aber auch hier haben wir das, was der Herr Strache
ja so beklagt, dass die Leute natürlich auf ihren enorm hohen Anwaltskosten sitzen bleiben,
sowohl bei der Person, die freigesprochen wurde, also dem Referatsleiter, Nachrichtendienste
als auch bei allen anderen, gegen die ermittelt wurde, wenn eine Einstellung passiert, kriegst
du ja gar nix. Und das ist halt natürlich schon das Triste, auch wenn es teils amüsant
ist, was da passiert, ist teils erschreckend. Was bleibt es für diese Personen, dass das
natürlich massiv in ihr Leben eingegriffen hat?
Die Hausdurchsuchen, dass Ermittlungsverfahren wirken bis heute nach, letztlich, wenn sie
ein Baustand zur Reform des Verfassungsschutzes, ein wesentlicher, aber nicht nur, denn es
laufen ja im Umfeld nach wie vor allerlei Ermittlungen. Unter anderem geht es ja um die Frage,
wer hat das denn jetzt tatsächlich zusammengestellt, geschrieben, auf die Reise geschickt? Einerseits
geht es da um das Delikt der Verleumdung, okay, aber es geht natürlich andererseits
auch um den möglichen Verrat von Staatsgeheimnissen, sofern wenn da jetzt irgendwas wirklich
stimmt, das ist ja nach wie vor alles nicht final geklärt. Es gibt zwei Namen, die ihm
zusammen mit der Autoren schafft, das Konvoluz genannt werden, der ein ist ein früherer
Abteilungsleiter im BVT, wir nennen ihn Martin Weiß, er bestreitet. Also er heißt doch
so. Er bestreitet, er heißt tatsächlich so, ist kein Deckname, er bestreitet jede Beteiligung
daran und der zweite heißt, die Gist du Ott? Auch er ein Beschuldigter, auch er bestreitet
jede Involvierung in die Übermittlung dieses Konvoluz, wenn ich es richtig überblick.
Ja, also eigentlich war es so, es war dann der Untersuchungsausschuss, der direkt eingesetzt
wurde nach der RATIA, der auch sehr interessant war. Sie meinten, da haben wir ja zwei Tage
die Woche, glaube ich, fast ein Jahr miteinander verbracht und dann ist eher alles krachen
gegangen wegen dem Ibiza-Videos und dann war einmal ein bisschen Ruhe davon und wir
haben so ab und zu einen Gedanken gehabt ans BVT, aber keine große, die Obsession ist
was ein bisschen geheilt worden in der Zeit und dann kam plötzlich Wirecard und völlig
unvermittelt hat diese Wirecard-Affäre wieder extrem viele Fährten gelegt in der BVT-Affäre
und ich kann mich erinnern, kurz bevor Wirecard zusammengebrochen ist, haben wir ein Dokument
erhalten, das haben wir schon erwähnt, wo Jets von Johann Coutenous, also rechte Hand
von HC Strache damals, drinnen sind und da kam die ganze Zeit ein Jan aus dem BVT vor
und wir haben einen ziemlich guten Einblick gehabt, wir haben ja schon ein paar Quellen
dann quasi kultiviert gehabt im BVT und haben alle gefragt, wer ist der Jan und niemand
hat gewusst, es gibt keinen Jan im BVT, wir haben sogar den Direktor damals dann quasi
an der Cover oder heimlich getroffen in der Launch vom Marriott-Hotel und haben gesagt,
ob er in der Telefonliste nachschauen soll, ob es der Jan gibt, er hat nachher, es gibt
keinen Jan im BVT und es war dann, glaube ich, die Kollegin Thalhammer, die Chefredakteurin
jetzt beim Profil, die in der Presse dann diese Wahnsinns-Geschichte geschrieben hat, der
Jan aus dem BVT ist, Jan Marscherleck.
Genau, Jan Marscherleck, Wirecard-Vorstand nach wie vor auf der Flucht, Wirecard 2020
zusammengebrochen, Jan Marscherleck, einerseits ein Manager, andererseits auch ein Privatagent,
nicht mit besonderen geopolitischen strategischen Interessen, der rund um sich eine Community
von aktivem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter geschah, ganz besonderen Mitarbeiter, nämlich
Martin Weiß, dem ersten Belastungszeugen.
Ganz genau, zwischen Marscherleck und BVT HD mag jetzt kein unmittelbarer Zusammenhang
bestehen, aber die einfach weiterlaufenden Recherchen haben dann gezeigt, dass die Verbindungen
von Marscherleck ins BVT sehr interessant waren, denn sie liefern Hinweise darauf, dass es da
eine Art privaten Nachrichtenhandel gegeben hat im BVT, wo einfach Mitarbeiter Informationen
auf diese zugreifen konnten, geheime oder nicht, Antriebe verkauft haben sollen, angeboten
haben sollen.
Jetzt ist eigentlich der Moment, wo du deinen Zuhörerinnen und Zuhörern sagen solltest,
die sollen ein Blatt Papier nehmen und einen Stift und beginnen mitzuzeichnen, weil sie
niemand mehr auskennen wird in 10 Minuten.
Meinst du?
Ich glaube schon, man kann ja sagen zum Beispiel, die Anekdote, das Marscherleck vor Brokern
in London mit dem Novichok-Dokument gewachtelt haben soll, also dieses Dokument, das für
die Vergiftung von Sergej Skripal und seiner Tochter benutzt wurde in Salesbury, vermutlich
russischen Anschlag, dieses Dokument soll aus dem österreichischen Außenministerium
stammen und zwar wird da verdächtigt der Generalsekretär Johannes Betalig und dessen
Frau hat ja im BVT gearbeitet und war die zweite Belastungszeugen.
Du hast jetzt aber eigentlich die eigene Komplexität angekündigt, in dem du empfohlen
hast.
Also nehmt euch diesen Stift noch her, es ist jetzt der erste Versuch mal ein Netzwerk
in Akustik zu übersetzen, wir haben ja tatsächlich keine Möglichkeit, das schriftlich jetzt
und hier zu machen.
Andere Pferde auch interessant, Wirecard und Marscherleck unterhielten über mehrere Jahre
enge geschäftliche Verbindungen zu zwei Leuten, die wiederum im Kabinettstrasse eine vergangenheit
hatten, nämlich Christoph Ulmer und Thomas Tach, zwei Unternehmer, Tach vielleicht auch
bekannt, er ist bis heute ORF-Stiftungsrat und Chef des Schwarzen Freundeskreises, also
durchaus eine einflussreiche Persönlichkeit im Kontrollorgan des ORF und die beiden haben
eine gemeinsame Firma, die für Wirecard-Social-Media-Berobachtungsaufträge erledigte, jahrelang 1.000
Euro, das ist von der Zusammensetzung des Netzwerks einfach wahnsinnig interessant,
weil wir an ganz verschiedenen Stellen auf die immer gleichen Leute treffen.
Absolut, auch was diese Libyenkiste betrifft, wo ja auch die Vermittlung aus diesen Kreisen
quasi stammt von diesem quasi Migrations- und Fluchtexperten, der dann mit Marscherleck
zusammengearbeitet hat, eigentlich um eine Zementfabrik zu schützen und zu entmienen
und der Migrationsexperte sollte halt dafür sorgen, dass da in der Region quasi die Entwicklung
seit der Lebensstandard gehoben wird, etc. und laut seinen Erzählungen ist er dann
im Laufe der Zeit darauf gekommen, dass Marscherleck da eigentlich eine russische Miliz aufbauen
wollte und die Flüchtlingsströme kontrollieren wollte, die über Libyen nach Europa kommen
und dann wissen wir, dass in der Villa von Marscherleck in München durchaus hochrangige
Politiker, ehemalige Staatschefs, auch Regierungschefs aus Österreich zu Gast waren und dann wissen
wir, dass sich Macron und Kurz auch intensiv mit Libyern beschäftigt haben, also das sind
auch solche Verbindungen, die nach wie vor viel Kopfzerbrechen sorgen eigentlich, also
ist das alles Zufall oder eben nicht, weil es doch die, es gibt die Punkte, die sich
verknüpfen lassen im Umfeld und so weiter.
Es gibt allerdings auch einen Punkt, jeder journalistischen Recherch, wo man dann auch
einfach nicht mehr weiterkommt, weil wir ja mit dem arbeiten müssen, was uns entweder
vorliegt oder was wir quasi auf legalem Weg an Informationen beschaffen können, im konkreten
Fall wird das natürlich maßgeblich dadurch erschwert, dass ja an Marscherleck nicht verfügbar
ist.
Ja, wobei man sagen muss, dass schon so alle drei bis sechs Monate tröpfelt schon irgendwas
plötzlich ein, was uns wieder, also es ist, die BVD-Affäre ist quasi der perfekte Dealer
immer, wenn man es geschafft hat, loszukommen, von dem allen kommt wieder irgendetwas und
man ist komplett abhängig und drinnen wieder.
Ja, ich kenne dieses Funkeling in deinen Augen mittlerweile gut genug.
Die Botschaft ist, wir sind noch nach wie vor nicht am Ende mit diesen Recherchen und ich
gehe mal davon aus, dass wir bei nächster Gelegenheit noch einen anderen Aspekt herausarbeiten
werden.
Ich danke für heute, machen wir mal Schluss.
Lieber Fabian, danke fürs Kommen.
Sehr gerne.
Ja, das war die dritte Ausgabe der Dunkelkammer, ich hoffe es hat euch gefallen, freue mich
weiterhin über Feedback, kommende Ausgabe darf ich ankündigen, spreche ich unter anderem
mit dem Strafverteidiger Norbert Weiß und er geht es um eine Causa, die mich seit nun
mehr zwei Jahrzehnten begleitet und wenn es so weiter geht, werde ich damit noch in Pension
gehen, die Causa Karl-Heinz Grasser.
In diesem Sinne bleibt mir gewogen, ihr hört von mir.
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Am 28. Februar 2018 war das damalige Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung der Schauplatz einer später als rechtswidrig erkannten Razzia, die zwar formell von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft geführt wurde, wo aber tatsächlich das Kabinett von Innenminister Herbert Kickl im Hintergrund Fäden zog.
Aus Anlass des fünften Jahrestags rollen Fabian Schmid ("Der Standard") und ich die Geschehnisse von damals auf. Wir hatten bereits 2017 zu bestimmten Vorgängen im Innenministerium recherchiert – und das hatte ungeahnte Konsequenzen.
Die Grundlage dieser Hausdurchsuchung war ein Ermittlungsverfahren der WKStA, das damals mehrere Bedienstete des Innenministeriums als Beschuldigte führte.
Die Grundlage dieses Ermittlungsverfahrens war wiederum das ominöse „Konvolut“, also eine Sammlung anonymer Schreiben, die ab dem Frühjahr 2017 nach und nach in Österreich verschickt wurden, wobei nie ganz klar wurde, wer aller auf der Empfängerseite stand.
In diesen Schreiben wurden schwere Vorwürfe gegen mehrere ranghohe Beamtinnen und Beamte des BMI erhoben, allen voran gegen den ÖVP-nahen damaligen Sektionschef und langjährigen Kabinettschef Michael Kloibmüller.
Bei diesen anonymen Schreiben handelte es sich größtenteils um Sachverhaltsdarstellungen, die ursächlich für die Staatsanwaltschaft Wien bestimmt waren, die aber quasi in cc auch an andere Leute geschickt wurden, unter anderem an mich.
Ich bekam die ersten Nachrichten im April per E-Mail, danach kamen immer wieder Postsendungen im weißen Kuvert. Die gingen alle an die profil-Redaktion und immer waren sowohl mein Vor- als auch mein Nachname falsch geschrieben.
Am Ende hatte ich 48 Seiten beisammen, das besagte Konvolut.
Noch im Frühsommer 2017 fanden Fabian Schmid und ich zueinander – und wir beschlossen, gemeinsame Recherchen anzustoßen, um der Vielzahl an Vorwürfen im Konvolut nachzugehen.
Das taten wir auch. Doch eine Verkettung Umständen und Begegnungen führte letztlich dazu, dass ausgerechnet UNSER Konvolut Ende 2017 über einen Umweg bei einem gewissen Peter Goldgruber landete ...