Die Dunkelkammer – Der Investigativ-Podcast: #24 Die Strabag und Putins Teilchenbeschleuniger / Kika-Leiner und die Detektive

Michael Nikbakhsh Michael Nikbakhsh 7/14/23 - Episode Page - 18m - PDF Transcript

Österreich ist nicht ganz dicht. Genau genommen sind es unsere Wände, Fenster, Türen und Dächer, die nicht ganz dicht sind.

Jetzt bis zu 14.000 Euro Sanierungsbonus holen und dauerhaft Energiekosten senken.

Mehr auf sanierungsbonus.at

Entgeltliche Einschaltung bis Klimaschutzministeriums.

Herzlich willkommen in der Dunkelkammer.

Mein Name ist Michael Nickbarsch, ich bin freier Journalist und beschäftige mich mit mächtigen Menschen.

Also genauer mit der dunklen Seite der Macht.

Das ist die 24. Ausgabe der Dunkelkammer und heute habe ich wieder zwei Themen am Start.

Erstens, ein Teilchenbeschleuniger für Vladimir Putin.

In Dubna, nördlich von Moskau, wird seit Jahren an einem großen Forschungskomplex gebaut.

Das Projekt heißt NICA und hinter dieser Abkürzung steht ein Teilchenbeschleuniger,

also eine ringförmige Anlage, in der die Eigenschaften von Elementarteilchen erforscht werden.

Wir reden also von Hightech-Wissenschaft für eine nunmehr kriegsführende Nation

und das mit kräftiger österreichischer Beteiligung.

Denn der Generalunternehmer des Millionenprojekts in Dubna ist der österreichische Baukonzern, Stravak.

Zweitens, Kika, Leiner und die Detektive.

Eine gemeinsame Recherche mit dem Standard beleuchtet einen Vorgang

wenige Stunden bevor die Möbelhandelskette am 12. Juni dieses Jahres ihren Insolvenzantrag stellen musste.

Da geht es ganz konkret um die Beauftragung und die Bezahlung einer Sicherheitsfirma,

die offenbar nicht gefunden werden will.

Was da passiert ist, das hört die gleich.

Dubna, das ist der Name einer russischen Kleinstadt, rund 120 Kilometer nördlich von Moskau.

Dort steht seit dem Kalten Krieg ein internationales Forschungszentrum für Kern- und Teilchenphysik.

Das Joint Institute for Nuclear Research oder Vereinigtes Institut für Kernforschung.

Im Jahr 2018 war ein Redakteur des Standards in Dubna und erschrieb über diese Einrichtung,

das Vereinigte Institut für Kernforschung wurde als sozialistisches Gegengewicht zu europäischen Organisationen für Kernforschung CERN gegründet.

Die Stadt Dubna entstand als Teil dieses Vorhabens.

Noch heute ist das Institut die größte derartige Einrichtung Russlands und ein Prestigeprojekt der Regierung.

Das Forschungszentrum zählt zu den sechs Megascience-Projekten des Landes.

Zitat Ende.

Das Institut für Nuclearforschung war also eine Schöpfung der Sowjetunion und stand immer unter Kontrolle des Kreml.

Formell zählt das Institut heute neben Russland 15 Mitgliedsländer.

Das sind hauptsächlich ehemalige Sowjetrepubliken bzw. Ex-Ostblockstaaten.

Nordkorea ist da übrigens auch ein ordentliches Mitglied laut der Webseite des Instituts,

ab der Zeit aber suspendiert, warum auch immer.

Dann gibt es noch fünf sogenannte assoziierte Mitgliedstaaten.

Das waren zuletzt Deutschland, Italien, Ungarn, Südafrika und Serbien,

wobei sich die internationalen Beziehungen im Institut dort seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine wohl etwas verkompliziert haben dürften.

So oder so wird in Dubner seit dem Kalten Krieg mit Elementarteilchen experimentiert.

Und wenn es nach den Russen ginge, dann wäre die Kleinstadt längst um eine Attraktion reicher.

Es geht um den eingangs genannten Teilchenbeschleuniger Komplex Nica, an dem seit Jahren gebaut wird.

Nica geschrieben N-I-C-A.

Das ist die Abkürzung für Neclotron-Based Iron Collider Facility.

Es geht also um Ionen.

Eigentlich sollte die Anlage längst fertig sein, aber der Ukrainekrieg und die internationalen Sanktionen haben die Fertigstellung verzögert,

gebaut wird aber weiterhin.

Das Zentrum der Anlage bildet ein sogenannte Colliderring mit einem Umfang von rund 500 Metern.

Damit ist Nica deutlich kleiner als der Colliderring am Zern in der Schweiz,

aber Hochtechnologie ist es ja trotzdem.

Ja, und in diesem Colliderring in Russland soll nach der Fertigstellung die Eigenschaften sogenannte Schwerionen erforscht werden.

Auf der Website des Instituts für Kernforschung habe ich folgenden Satz dazu gefunden.

Ich zitiere das jetzt nach der Inbetriebnahme des Nica-Beschleunigers.

Werden die Wissenschaftler in der Lage sein, im Labor einen besonderen Zustand der Materie zu erzeugen,

in dem sich unser Universum kurz nach dem Urknall befand.

Zitat der Ende.

Ja, Vladimir Putin, Universum und Urknall.

Ich muss zugeben, dass mich diese Wortfolge zu einem gewissen Grad beunruhigt.

Ich komme gleich zurück zur Großbaustelle in Dobner.

Die läuft seit 2015 unter österreichischer Flagge, Stichwort Strabag.

Österreichs größter Baukonzern hatte damals vom Institut für Kernforschung in Russland den Auftrag erhalten,

dem Beschleunigerring und einige Nebengebäude als Generalunternehmerin herzustellen.

Das war übrigens bereits nachdem der Kreml über die Krim hergefallen war.

Das Projekt Nica ist in öffentlich zugänglichen Quellen im Internet recht gut dokumentiert.

Da kann man zum Beispiel nachlesen, dass es zunächst eine internationale Ausschreibung gegeben hat,

die die Strabaggruppe dann gewonnen hat.

Man kann auch nachlesen, dass der ursprüngliche Auftragswert bei 3,6 Milliarden Rubel gelegen hat.

Dann gab es aber einige Anpassungen und Unplanungen.

2019 lagen die Baukosten dann schon bei rund 7 Milliarden Rubel.

Das ist allerdings in echtem Geld gar nicht mehr so viel.

Nach heutigen Kursen sind 7 Milliarden Rubel nicht ganz 70 Millionen Euro.

Wobei, das ist natürlich auch Geld.

Im Juli 2021 gibt es eine Pressemellung auf der Website des Instituts für Kernforschung,

die von einem Besuch aus Österreich berichtet.

Strabag CEO Clemens Hadelsteiner war damals zu Besuch in Dobner,

um seine Teilchen beschleuniger Baustelle zu inspizieren.

Bei der Gelegenheit meldete das Institut für Kernforschung,

dass der Niga-Komplex zu 80 Prozent fertiggestellt sei.

Ein halbes Jahr später ließ Vladimir Putin dann die Ukraine überfallen

und darauf folgten internationale Sanktionen.

Die Europäische Union zum Beispiel verbot einerseits Technologieexporte nach Russland.

Gleichzeitig wurden auch Geschäfte mit bestimmten Kremeltreuen, Oligachen verboten.

Einer der Sanktionierten ist übrigens Oleg Derebaska, ein Großaktionär der Strabag.

Jetzt haben wir Juli 2023.

Der Ukrainekrieg ist in seinem zweiten Jahr.

Jetzt habe ich mich gefragt, was denn aus der Fertigstellung

und der Übergabe des Teilchenbeschleunigers geworden ist.

Wenn der Komplex im Juli 2021 zu 80 Prozent fertig war,

wie ist das jetzt zwei Jahre später?

Hat die Strabag an diesem Mega-Science-Projekt der russischen Regierung weitergebaut?

Ukrainekrieg hin oder her?

Ja, sie hat.

Ja, und sie baut auch weiterhin.

So gut es halt geht, weil, wie gesagt, die internationalen Sanktionen

die Fertigstellung eben verzögern.

All das geht aus einer Stellungnahme der Strabag-Presse-Sprecherin hervor,

die sie auf Anfrage übermittelt hat.

Die Fragen an die Strabag-Presse-Stelle

könnt ihr in den Show-Nots dieser Episode nachlesen.

Ja, da ging es unter anderem um die Frage, ob die Anlage in Dubna nun fertig sei,

ob eine Schlussrechnung vorliegt, ob seit dem Vorjahr Sanktionsware

in Russland verbaut worden ist und was aus dem Russlandgeschäft

der Strabag insgesamt werden soll.

Ja, und ich schlag vor, ich trage die Stellungnahme der Strabag

in bewährter Manier einfach mal vor.

Ich zitiere.

Strabag errichtet im Auftrag des Internationalen Kernforschungsinstituts,

das sich aus internationalen Mitgliedstaaten zusammensetzt,

darunter auch etwa Deutschland und Italien,

einen Schwerionenbeschleuniger in der Stadt Dubna.

Zum Auftrag von Strabag zählen die Erstellung des Collider Rings

sowie von Verwaltungs- und Labor-Trakten.

Der Bauauftrag konnte bislang noch nicht abgeschlossen werden,

was im Wesentlichen darauf zurückzuführen ist,

dass Komponenten aufgrund der Sanktionen nicht geliefert werden konnten.

Da der Strabagvorstand im März 2022 beschlossen hat,

das Russlandgeschäft, klammer aktuell 0,3 Prozent der Konzernleistung,

klammer zu, vollständig abzuwickeln,

laufen mit dem Auftrag über Verhandlungen,

sodass sich Strabag per Jahresende endgültig von dieser Baustelle zurückziehen kann.

Aus Sicherheits- und Gewährleistungsgründen

muss eine korrekte Übergabe, Schreckstrich,

Abwicklung der Baustelle sichergestellt sein.

Gleiches gilt für drei Projekte im Rahmen einer Quartiersentwicklung in Moskau,

wo Strabag ebenfalls mit dem privaten Auftraggeber

den Ausstieg aus dem Projekt per Jahresende plant.

Wir bitten um Verständnis,

dass wir Details zu Auftragsummen und Schlussrechnungen

nicht ohne Zustimmung des Auftraggebers bekannt geben dürfen.

Zitat Ende.

Ich fasse das zusammen.

Die Baustelle in Dubna stottert, aber sie steht nicht völlig.

Die Strabag will zwar zum Jahresende raus aus dem Projekt,

muss aber vorerst nach Maske oder Möglichkeiten weitermachen,

weil sonst offenbar vertragliche Strafzahlungen drohen.

Das gilt offenbar auch für drei Wohnbauprojekte in Moskau,

aus denen man ebenfalls aussteigen will.

Die Strabag schreibt er von einem privaten Auftraggeber,

nennt aber keinen Namen.

Also habe ich noch mal nachgefragt,

ob es sich bei diesem privaten Auftraggeber

möglicherweise um die russische LSR-Gruppe handelt.

Das ist ein Konzern, der vom kremeltreuen Oligarchen

und Ex-Politiker André Molchanov kontrolliert wird.

Molchanov steht allerdings,

dass der vollständige Katalber auf keiner EU-Sanktionsliste.

Die Antwort der Strabag-Sprecherin, ja,

der private Auftraggeber in Wohnkottier-Projekt,

ist die LSR-Gruppe.

Und dann steht dann auch, ich darf dazu ergänzen,

dass in Bezug auf Sanktionen unsere Komplarien-Sabteilung

zusammen mit einer erfahrenen Taskforce

innerhalb unserer Rechtsabteilung,

von einem renommierten internationalen Anwaltskanzlei unterstützt wird,

laufend die Situation überwacht,

um die Einhaltung der geltenden Gesetze und Vorschriften

durch Strabag sicherzustellen.

Zitat Ende.

Ja, seit 1,5 Jahren herrscht also Krieg in der Ukraine

und während der so herrscht,

baut die Strabag, also für ein russisches Nuklearforschungszentrum,

einen Teilchenbeschleuniger

und für einen kremeltreuen Oligarchen Wohnhausanlagen.

Natürlich im Rahmen geltender Sanktionsbestimmungen

und zum Jahresende soll das dann ja auch vorbei sein.

Bitte halten Sie Bargeld bereit,

es kommen demnächst Leute einer Sicherheitsfirma vorbei,

um Beträge für Objektschutz und Streifendienst zu kassieren.

So steht es in einem E-Mail,

das Fabian Schmidt vom Standard und Mia zugespielt wurde.

Da geht es um einen Vorgang unmittelbar,

bevor Kika Leiner Insolvenz anmelden musste.

Dieses E-Mail wurde am 12. Juni um 14.02 Uhr

an die Geschäftsleitungen von 40 Kika Leiner Möbelhäusern

in ganz Österreich geschickt

und es kam aus dem Büro von Hermann Wieser,

das ist der Unternehmer, der die Möbelhäuser Anfang Juni

von René Bencos Signacruppe übernommen hatte.

Der 12. Juni 2023 ist insofern ein wichtiger Tag,

als die Leiner Kika Möbelhandels GmbH

gegen 17 Uhr Insolvenzantrag

beim Landesgericht St. Bölten gestellt hat.

Das Verfahren dazu wurde am Tag darauf auch eröffnet.

Um 14.02 Uhr an diesem Tag, also 3 Stunden vor dem Insolvenzantrag,

ging dieses E-Mail raus,

in dem die 40 Möbelhäuser vom Büro Hermann Wieser angewiesen wurden,

jeweils insgesamt 2.280 Euro in Bar

für die demnächst eintreffenden Leute

eines externen Sicherheitsdienstes bereitzuhalten,

eben für Objektschutz und Streifendienste.

In Summe ging es da also um rund 80.000 Euro.

Und jetzt wird es skurril, denn in dem Mail wird auch der Name

des Sicherheitsdienstes genannt,

dem das Geld ausgehändigt werden möge.

Es handelt sich um eine Personen- und Objektschutzinternational

Limited mit einer Adresse auf Zypern.

Ja, nur laut dem zypriotischen Handelsregister

gibt es dort keine Personen- und Objektschutzinternational Limited.

Und es gibt auch anderswo keinen Hinweis

auf die Existenz einer Kompanie dieses Names.

So heißen wenige Stunden vor der Pleite

wurden die Managements der Möbelhäuser vom neuen Eigentümer angewiesen,

insgesamt rund 80.000 Euro in Bar

an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

einer zypriotischen Offshore-Firma auszuzahlen,

die es noch dazu nicht gibt.

Was ist da passiert und wer wurde da jetzt womit beauftragt

und wie wurde das dann abgerechnet?

Diese Fragen haben wir dem Büro von Hermann Wieser geschickt

und die Antwort kam über den Pressesprecher von Kika Leiner.

Ja, da lese ich jetzt wieder vor, Zitat.

Die Organisation eines Sicherheitsdienstes war äußerst kurzfristig

aufgrund des großen Ansturms auf unsere Filialen

wegen des Abverkaufs notwendig,

um die Bau- und Feuerpolizeilichen Vorschriften einhalten zu können.

Der Objektschutz und der Streifendienst

wurden durch das beauftragte Unternehmen

zu unserer Zufriedenheit erledigt.

Um diesen Schutz der Kund-Innen,

wir auch unserer Mitarbeiterinnen sicherzustellen,

war es auch notwendig, die Bezahlungen

des beauftragte Unternehmen unmittelbar zu leisten.

Die Bezahlung erfolgte selbstverständlich

gegen buchungsfähige Belege.

Zitat Ende.

Wer dann um genauer beauftragt war,

das blieb unbeantwortet.

Also haben wir noch einmal an Kika Leiner geschrieben

und noch einmal darauf hingewiesen,

dass die Firma Personen- und Objektschutzinternational Limited

auf Zypern nicht existiert.

Wie wurde das also abgerechnet?

Waren hier Scheinrechnungen im Spiel?

Die zweite Antwort der Pressestelle.

Innen liegt im Mail lediglich der Erstkontakt vor.

Die gesamte Abwicklung und Verrichtung erfolgte aber

über ein österreichisches Unternehmen,

das auch im österreichischen Firmenbuch eingetragen ist.

Damit ist die von Ihnen getroffene Annahme nicht korrekt.

Zitat Ende.

Mehr war dazu dann nicht mehr zu erfahren.

Daneben hat uns auch die Frage beschäftigt,

ob diese Bauszahlungen unmittelbar vor der Pleite

insolvenzrechtlich überhaupt zulässig waren.

Nicht, wenn man so als Schuldner in Statucride ist,

also Pleite, da muss man sehr aufpassen,

wenn man dann noch Geld in die Hand drückt,

weil es kann dann passieren,

dass ein Masseverwalter in weiterer Folge sagen wird,

das ist anfächbar, diese Auszahlung hätte es nicht geben dürfen.

Hier wurden einzelne Geschäftspartner möglicherweise bevorzugt.

Es gibt aber Ausnahmen, wenn es zum Beispiel darum geht,

die Betriebssicherheit aufrecht zu erhalten

oder überhaupt weiteren Schaden von der Masse abzuwenden.

Dann sind Auszahlungen auch unmittelbar vor

und insolvenzer Eröffnung für bestimmte Leistungen zulässig,

so wenn das natürlich im Rahmen war.

Danach sieht es ja aus, also insolvenzrechtlich war das so zulässig

und nachdem es ja laut Kicker-Liner auch buchungsfähige Belege gibt,

was wohl auch steuerrechtlich okay,

aber was es noch mit dieser fiktiven Offschersicherheitsfirma aufsichert,

das ließ sich nicht befriedigend klären.

In dem Kicker-Liner internen E-Mail vom 12. Juni

war übrigens auch die E-Mail-Kontaktadresse

der angeblichen zubriotischen Firma angegeben.

Dort haben wir hingeschrieben,

und dort haben wir keine bekommen.

Das war die heutige Ausgabe der Dunkelkammer.

Ich hoffe einmal mehr, es hat euch gefallen.

Zögert nicht, mir konstruktives Feedback zu schicken,

mich zu bewerten.

Nachrichten bitte an redaktion.edidunkelkammer.at.

Danke fürs Zuhören.

Bleibt mir gewogen, ihr hört von mir.

Copyright WDR 2021

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

I. Putins Teilchenbeschleuniger. 

In Dubna nördlich von Moskau wird seit Jahren an einem großen Forschungskomplex gebaut.

Das Projekt heißt NICA und hinter dieser Abkürzung steht ein Teilchenbeschleuniger, also eine ringförmige Anlage, in der die Eigenschaften von Elementarteilchen erforscht werden.

Wir reden also von High-Tech-Wissenschaft für eine nunmehr kriegsführende Nation und das mit kräftiger österreichischer Beteiligung.

Denn der Generalunternehmer des Millionenprojekts in Dubna ist seit 2015 der österreichische Baukonzern Strabag.

Im Zuge dieser Recherche wurden der Strabag folgende Fragen übermittelt: 

1) Ist der Dubna-Komplex mittlerweile fertiggestellt bzw. hat die Strabag ihren vertraglichen Teil der Arbeit erfüllt?

2) Wenn ja, wann wurde das Bauwerk übergeben?

3) Wenn nein: Wann ist das geplant?

4) Wie hoch wird das Auftragsvolumen schlussendlich sein (oder liegt bereits eine Schlussrechnung vor)?

5) Was genau hat die Strabag in Dubna errichtet?

6) Wurde Ihrer Kenntnis zufolge nach Kriegsbeginn in der Ukraine sanktionierte Technologie nach Dubna geliefert, um die Fertigstellung ungeachtet der Sanktionen voranzutreiben?

7) Welche Projekte verfolgt die Strabag in Russland aktuell noch?

8) Was wird aus dem Russland-Geschäft der Strabag insgesamt?

Die Antwort der Strabag-Pressestelle: 

STRABAG errichtet im Auftrag des Internationalen Kernforschungsinstituts JINR, das sich aus internationalen Mitgliedsstaaten zusammensetzt, darunter auch etwa Deutschland und Italien, einen Schwerionen-Beschleuniger in der Stadt Dubna. Zum Auftrag von STRABAG zählen die Erstellung des Colliderrings sowie von Verwaltungs- und Labortrakten. Der Bauauftrag konnte bislang noch nicht abgeschlossen werden, was im Wesentlichen darauf zurückzuführen ist, dass Komponenten aufgrund der Sanktionen nicht geliefert werden konnten. Da der STRABAG-Vorstand im März 2022 beschlossen hat, das Russland-Geschäft (aktuell 0,3 % der Konzernleistung) vollständig abzuwickeln, laufen mit dem Auftraggeber Verhandlungen, sodass sich STRABAG per Jahresende endgültig von dieser Baustelle zurückziehen kann. Aus Sicherheits- und Gewährleistungsgründen muss eine korrekte Übergabe/Abwicklung der Baustelle sichergestellt sein. Gleiches gilt für 3 Projekte im Rahmen einer Quartiersentwicklung in Moskau, wo STRABAG ebenfalls mit dem privaten Auftraggeber den Ausstieg aus dem Projekt per Jahresende plant. Wir bitten um Verständnis, dass wir Details zu Auftragssummen und Schlussrechnungen nicht ohne Zustimmung des Auftraggebers bekannt geben dürfen.

II. Kika-Leiner und die Detektive

Bitte halten sie Bargeld bereit, es kommen demnächst Leute einer Sicherheitsfirma vorbei, um Beträge für Objektschutz und Streifendienst zu kassieren.

So steht es in einem E-Mail, das Fabian Schmid vom Standard und mir zugespielt wurde.

Da geht es um einen Vorgang unmittelbar bevor Kika-Leiner am 12. Juni Insolvenz anmelden musste. 

In einem E-Mail aus dem Büro des neuen Eigentümers Hermann Wieser wurden die Geschäftsleitungen der 40 Möbelhäuser angewiesen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma jeweils insgesamt 2280 Euro in bar auszuhändigen - für Objektschutz und Streifendienste.

In Summe gings da also um rund 80.000 Euro.

Allein: Die in dem E-Mail genannte Sicherheitsfirma mit Adresse auf Zypern existiert nicht. Zumindest nicht unter dem angegebenen Namen. Was wurde da mit wem abgerechnet?