Die Dunkelkammer – Der Investigativ-Podcast: #2 Geheime Verträge, ein Jahrestag und eine große Recherche

Michael Nikbakhsh Michael Nikbakhsh 3/10/23 - Episode Page - 35m - PDF Transcript

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Hallo und herzlich willkommen in der Dunkelkammer.

Mein Name ist Michael Nickbarsch, ich bin freier Journalist und beschäftige mich mit mächtigen Menschen.

Also genauer mit der dunklen Seite der Macht.

Ihr hört die zweite Ausgabe dieses Formats und ich möchte mit einer angemessenen Verneigung beginnen.

Einer Verneigung für euch allen Autor, die ihr dieses Projekt vom Start weg gleichsam auf Rohren getragen habt.

Wir standen dank überwältigender Downloads bereits am ersten Wochenende in den österreichischen Apple Podcast Shards auf Rang 1

und bei Spotify waren wir zuletzt auf Platz 2.

Es ist da tatsächlich schwierig gerichtigen Worte dafür zu finden und ich probiere es mal so.

Danke, danke, danke.

Ich verneige mich ganz tief, euer Vertrauensvorschuss ist riesig und zugleich eine große Ermonterung weiterzumachen.

Vielen Dank.

So, was erwartet euch heute in der Dunkelkammer?

Stichwort Geheimverträge.

Ich habe eine Recherche zu den geheimen Gaslieferverträgen der OMV mit der russischen Gasprom angestoßen,

die auch erste Hinweise auf einen Verbleib dieser Verträge gebracht hat.

Stichwort Grimmiger Jahrestag.

Ich mache eine Vorschau auf einen Rückblick, da geht es um den 28. Februar 2018

einen Tag vor Nummer fünf Jahren, an dem das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung

Schauplatz einer folgenreichen Razzia war.

Und Stichwort Internationale Recherche.

Ich begrüße Stefan Mehlicher vom Nachrichtenmagazin Profil bei mir im Studio, um über ein großes internationales Recherchprojekt zu sprechen,

an dem wir beide beteiligt waren.

Arbeitstitel, das schmutzige Geschäft mit dem Holz.

Die OMV, die russischen Gaslieferungen und ein großes Geheimnis.

Ok, dieses Land birgt an sich schon viele Geheimnisse, aber eines der größeren sind tatsächlich die Gaslieferverträge der OMV

mit der russischen Gasprom-Gruppe.

Nur ein sehr kleiner Personenkreis in Österreich hat Zugang zu diesem Vertragswerk, das seine Wurzel im Jahr 1968 hat

und es ist noch nicht einmal klar, wer aller diesen Personenkreis angehört.

Die Verträge betreffen unsere Volkswirtschaft allerdings in sehr hohem Maße, weil Österreich nun einmal sehr von russischen Gaslieferungen abhängig ist.

Man könnte doch sagen, abhängig gemacht wurde.

Nach einer aktuellen Studie der österreichischen Energieagentur unter dem beziehungsreichen Titel

in der Gasleine wurden zwischen 1968 und 2020 durchschnittlich 82% der österreichischen Gasimporte aus russischen Quellen bezogen,

womit in dieser Zeit im Durchschnitt 64% des österreichischen Gasverbrauchs gedeckt wurden.

Und das hat wiederum zu einem guten Teil mit der OMV zu tun.

Es ist natürlich nicht die einzige Firma, die heutzutage auf der Welt mit russischem Gas handelt, aber sie ist die älteste.

Am 1. Juni 1968 hatte die damalige OMV als erstes westliches Unternehmen einen auf 23 Jahre laufenden Importvertrag mit der UDSSR geschlossen,

wobei die ersten Gaslieferungen doch am 1. September 1968 starteten.

Das war übrigens nur wenige Tage, nachdem der Warschauer-Pakt in der Tschechoslowakei einmarschiert war.

Und Gas war schon damals ein hochpolitisches Thema.

Auf diesen ersten Importvertrag 1968 folgten weitere, die im Laufe der Jahrzehnte ergänzt, restrukturiert bzw. verlängert wurden,

zuletzt durch den mittlerweile ausgeschiedenen OMV-CEO Rainer Seele im Jahr 2018.

Seele verlängerte die damals eigentlich noch bis 2027 laufenden Lieferungen vorsorglich bis 2040.

Wie schon gesagt, das Vertragswerk ist seit immer schon geheim. Mit Ausnahme weniger Eckpunkte ist dazu so gut wie nichts bekannt.

Das gilt vor allem für die Preisformel und mögliche Kündigungsklauseln.

Bekannt ist zum Beispiel, dass die Verträge sogenannte Take or Pay-Klauseln enthalten,

was in etwa so viel heißt wie, dass die OMV das russische Gas größtenteils auch dann bezahlen muss, wenn sie es nicht abnimmt.

Der Bundeskanzler sagt, er und seine Kolleginnen und Kollegen in der Bundesregierung würden diese Verträge jedenfalls nicht kennen.

Am 24. Februar gab Karl Nehammer-Buls 24 Infoschefin Corinna Milborn ein Interview, wo er es auch um die Lieferungen der Gasbrom ging.

Hören wir mal rein, was er da sagte.

Es gibt von der privat geführten OMV langfristige Verträge.

Aus meiner Sicht ist es wichtig, wie die gestaltet sind. Da müssen wir uns überlegen, wie wir hineinschauen können, aber in der Zeit habe ich dieses Recht nicht.

Auch nicht als Bundesregierung, auch nicht als 31,5 Prozent sozusagen Anteilsnehmer.

Das heißt, da gibt es viele Fragen, die noch zu klären sind, das ist aber wichtig.

Ja, wie so oft in Österreich, es ist halt alles leider sehr kompliziert.

Der Bundeskanzler hat nach eigenen Bekunden also keinen Zugang zum Vertragswerk.

Die Staatsholding ÖBAK kontrolliert wohl 31,5 Prozent der OMV-Aktien und stellt auch zwei Aufsähe zur Mitglieder in der OMV,

aber auch in der Staatsholding hat man keinen Zugang zu den Verträgen, wie mir ein ÖBAK-Gesprecher auf Anfrage mitteilt.

Es handelt sich um private rechtliche Verträge eines Beteiligungsunternehmens, in welche die ÖBAK keinen Einblick habe, sagte der Sprecher.

Versuchen wir mal ein paar Dinge zu sortieren und fangen wir mit grundlegenden Fragen an.

Erstens, wie viele Lieferverträge mit der sowjetischen bzw. russischen Seite wurden seit dem Jahr 1998 geschlossen?

Welche Laufzeiten hatten diese und welche jährlichen Liefermengen wurden darin festgelegt?

Und zweitens, welcher Personenkreis hatte und hat Zugang zu den Vertragswerken?

Genau diese Fragen habe ich für diese Recherche an die Pressestelle der OMV geschickt, wo meine Anfrage offenbar gleich einmal in einem Spam-Ordner landete.

Als Jungpodcaster muss man sich halt erst einmal hinten anstellen.

Am Ende gab es dann aber doch eine Antwort und die ist schon hilfreich.

Vorneweg, soweit es den österreichischen Markt betrifft, geht es nicht um Verträge in der Mehrzahl, sondern tatsächlich nur um einen.

Und das ist der, den Rainer Seele im Jahr 2018 bis 2040 verlängert hatte.

Beim Festakt zur Vertragsverlängerung waren übrigens auch Sebastian Kurz und Vladimir Putin zugegen.

Sie standen hinter dem Tisch, an dem Rainer Seele und Gastbraumchef Alexei Miller saßen, um zu unterschreiben.

Ich stelle mir vor, wenn Sebastian Kurz in einem unbeachteten Moment vielleicht sein Handy gezückt hätte, um ganz schnell ein Foto oder Verträge auf dem Tisch zu machen,

ne, dann hätte keine Nähe, haben wir heute wohl eine Information mehr. Aber gut, sollte wohl nicht sein.

Also ich hätte es natürlich gemacht, aber mich lädt ja niemand zu diesen Festakten ein.

Zurück zum Geschäft. Soweit es österreich betrifft, besteht heute ein Vertrag zwischen OMV und Gastbraum, der eben bis 2040 läuft.

Es gibt allerdings noch einen zweiten Vertrag zwischen der OMV und Gastbraum, aber der wurde nach Auskunft der OMV für Deutschland abgeschlossen und der läuft bis 2032.

Früher war das übrigens anders. Das Russlandgeschäft der OMV geht auf eine Zeit zurück, da sie noch voll verstaatlicht war und OMV hieß,

die übrigens nach dem zweiten Weltkrieg aus der SMV hervorgegangen war, unterstand für sovietische Mineralölverwaltung.

Man kennt sich also eh schon recht lange. Aber so historisch soll es jetzt gar nicht werden.

Genau genommen bestanden jahrelang vier Urlieferverträge nebeneinander. Der erste Vertrag wurde, wie schon gesagt, 1968 geschlossen, der zweite 1974, der dritte 1975 und der vierte 1982.

Diese Verträge hatten ausnahmslos Laufzeiten von 23 Jahren aufwärts und durch Verlängerungen reichten sie dann am Ende allesamt in die Nullerjahre hinein.

Im Jahr 2006 wurden die vier Urverträge dann durch einen einzigen fünften abgelöst. Der OMV-Generaldirektor hieß damals Wolfgang Rotensdorfer.

Dieser neue fünfte Vertrag sollte ursprünglich bis 2027 laufen, wurde dann aber eben 2018 von Rainer Seele bis 2040 verlängert.

Interessant ist auch die Entwicklung der Liefermengen. Der erste Vertrag regelt dann auch die Anlieferung beschaulicher 1,5 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr.

1974 und 1975 kamen insgesamt nochmal 1 Milliarde Kubikmeter hinzu, 1982 weitere 1,5 Milliarden, 1991 nochmal 1 Milliarde.

Ab Mitte der 90er Jahre flossen jährlich bereits 5 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland Richtung OMV.

2006 wurde diese Liefermenge dann auf 7 Milliarden Kubikmeter jährlich erhöht und 2018 dann auf 8 Milliarden.

Und das entspricht dann schon ziemlich genau dem gesamten österreichischen Gasverbrauch eines Jahres, also zumindest vor Russlands Angriffsklick gegen Ukraine.

Da lag der Erkdrass Verbrauch in Österreich so zwischen 8 und 9 Milliarden Kubikmetern pro Jahr.

Die detaillierte Aufstellung der OMV findet ihr übrigens in den Story Notes.

Okay, all das beantwortet jetzt nach wie vor nicht die Frage, wer in Österreich Kenntnis von den Vertrags enthalten hat.

Von der OMV wollte ich ja auch wissen, wer dort Zugang dazu hat.

Die Antwort, wie bei anderen Verträgen auch, haben der Vorstand, der Aufsichtsrate und alle Leute, die mit der Vertragserstellung und dem Vertragsmanagement zu tun haben, Zugang zu den Gaslieferverträgen.

Zitat aus der OMV-Stellungnahme. Allerdings dürfen vertrauliche Informationen vom Aufsichtsrat und natürlich auch von niemand anderem im Unternehmen an Dritte weitergegeben werden.

Also ich fasse das jetzt zusammen. In der OMV gibt es natürlich Leute, die Zugang zu diesen Verträgen haben, aber die, die das haben, dürfen darüber mit Dritten nicht sprechen.

Also zum Beispiel nicht mit den Eigentümervertretern in der Staatsholding Öberg und auch nicht mit der Bundesregierung oder dem Bundeskanzler.

War es das jetzt? Nicht ganz. Es ist nämlich so, es gibt auch außerhalb der OMV Leute, die sachdingliche Hinweise zu Vertragsinhalten liefern könnten, wenn man sie fragt.

Und jetzt wird es ein bisschen originell. Diese Leute sitzen bei einer staatlichen Behörde.

Ich hatte im Zuge meiner Recherche den Tipp bekommen, doch einmal bei der staatlichen Strom- und Gasregulierungsbehörde E-Kontroll nachzufragen, ob denn die Lieferverträge der OMV nicht vielleicht dort auflegen.

Das habe ich getan. Und auf meine Anfrage schrieb die Presse Stelle der E-Kontroll folgendes zurück.

Es ist richtig, dass die E-Kontroll im Rahmen eines spezifischen Verfahrens vertragliche Grundlagen zwischen OMV und Gasbrom erhalten hat.

Vertragliche Grundlagen. Na schau, da ist ja doch etwas da.

Um welches spezifische Verfahren es sich handelt, geht aus dem Mail zwar nicht hervor, aber die Existenz vertraglicher Grundlagen an sich ist für die Bundesregierung schon mal eine gute Nachricht.

Denn vertragliche Grundlagen zu kennen ist alle mal besser, als gar keine Grundlagen zu haben. Im Gegensatz zu OMV ist die E-Kontroll auch nicht privatisiert, sondern staatlich. Ein Anruf von offizieller Seite könnte vielleicht nützlich sein.

Die Kontaktdaten der E-Kontroll stehen übrigens im Internet.

Und abschließend noch ein Aperxü, einer der wenigen, die Zugang zu den Gaslieferverträgen hatten, war der frühere OMV-Generaldirektor Richard Schens.

Schens war von 1992 bis 2001 Vorstandsvorsitzender der OMV und bis 2022 auch zwei Jahrzehnte lang Vizepräsident der Wirtschaftskammer Österreich.

Und Schens war ab 2015 auch einige Zeit Präsident der österreichisch-russischen Freundschaftsgesellschaft. Das war eine Art Kontaktbörse für Leute aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung.

Am 1. März starb Richard Schens im Alter von 83 Jahren die Beileitsbekundungen und Ehrerbietungen aus Politik und Wirtschaft waren prominent und zahlreich.

Aber soweit ich es über Blicke kondolierte, die russische Botschaft in Wien von allen tatsächlich am schnellsten.

Ein großer und sehr aufrichtiger Freund unseres Landes ist von uns gegangen, tweeterte der russische Botschaft am Abend des 2. März und damit war das dann auch gesagt.

Die Russlandbeziehungen der OMV werden mich in naher Zukunft übrigens wieder beschäftigen, da gibt es nämlich noch einiges zu erzählen.

Und das führt mich zu zwei Ankündigungen.

Der Ausgabe ist Fabian Schmidt von der Tageszeitung der Standard bei mir in der Dunkelkammer zu Gast und wir reden über ein dunkles Jubiläum.

Fünf Jahre Sturm auf das BVT.

Am 28. Februar 2018 war das damalige Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Schauplatz einer später als rechtswidrig erkannten Ratia, die zwar formell von der Wirtschaft und Korruptionstaatsanwaltschaft geführt wurde,

wo aber tatsächlich das Kabinett von Innenminister Herbert Kieke im Hintergrund Feden zog.

Fabian Schmidt und ich hatten bereits Monate vor der Hausdurchsuchung zu bestimmten Vorgängen im Innenministerium und im BVT recherchiert.

Und wenn man es genau nimmt, tue ich das bis heute.

Da gibt es einiges zu berichten, seid gespannt.

Und noch ein Programmhinweis.

Am 18. März stehe ich mit meinem altehrwürdigen Bühnenpartner Klaus Obitz auf der Bühne der Wiener Kulisse und wir ledigen gemeinsam aus den Einvernahmeprotokollen von Thomas Schmidt.

Thomas Schmitz bestes Stück ein Abend aus den Einvernahmeprotokollen.

Die Aussagen von Thomas Schmitz sind tatsächlich nicht nur von möglicher strafrechtlicher Relevanz.

Sie zeichnen vielmehr auch ein großes politisches Gemälde, das so tatsächlich nur auf einer Theaterbühne ausgerollt werden kann.

Und dann nutze ich doch gleich die Gelegenheit und schalte weiter zu Klaus Obitz.

Die große Bühne brauchen wir für die Kauser Schmitz, Kauser ÖVP, Kauser Ballhausplatz tatsächlich. Da geht es nämlich zum Beispiel um schicke Sportwägen, die durch halb Europa brausen und das muss man am Theater dann natürlich auch irgendwie darstellen.

Es geht um einen Millionär, der sich auf einer Raststation nicht etwa was vom Salatbuffet, sondern Steuererleichterung geholt haben soll.

Es geht um ein ganzes Finanzamt, das jemand haben wollte.

Und es geht um die Frage, ob man sich in Österreich den Wahlsieg kaufen kann.

Stichwort Medienkorruption und wenn man dem Thomas Schmitz jetzt glauben will, dann kann man.

Muss man halt aufpassen, dass keiner zur Wecker-SDA-Rend und auspackt, sonst stehen am Schluss Nickbarsch und Obitz auf der Bühne und erzählen die ganze Geschichte von hinten bis voran.

Eben am Samstag, den 18. März um 20 Uhr in der Kulisse Wien.

Ja, vielen Dank Klaus Obitz.

Dazu noch ein abschließender rechtlicher Hinweis.

Die diesem Leseabend zugundeligen Einvernahme-Protokolle entstammen selbstverständlich der legalen Akteneinsicht von verfahrensbeteiligten Personen außerhalb von Justiz und Exekutive.

Und ich sollte übrigens bei nächster Gelegenheit einen Podcast über die Akteneinsicht bei staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren machen,

schlicht und zu zeigen, wie Journalistinnen und Journalisten völlig legal Zugang zu Akten bekommen.

Das ist nämlich tatsächlich keine Hexerei und schon gar kein Amtsmissbrauch.

Da ist viel weniger dahinter, als manche unbedingt glauben wollen.

Es ist tatsächlich legal solche Aktenstücke zu bekommen und es ist auch legal daraus zu zitieren.

Da gewissen Auflagen zwar aber eben doch, aber dazu ein andermal.

Ja, wir kommen zur Rubrik nachgehakt heute bei mir im Studio. Mein hochgeschätzter Kollege Stefan Mehlicher,

mit dem ich beim Nachrichtmagazin Profil eine sehr gute Zeit hatte.

Hallo lieber Stefan, danke fürs Kommen.

Hallo, sehr gerne.

Deforestation Inc. so lautet der Projektname einer großen internationalen Recherche,

an dem mehr als 100 Journalistinnen und Journalisten monatelang arbeiteten

und zwei von ihnen sitzen jetzt hier bei Samen.

Darüber hinaus waren aus Österreich auch Kolleginnen und Kollegen vom ORF beteiligt,

Team Österreich, also dass man ORF und Profiljournalisten war, so ein halbes Dutzend Leute etwa,

die da miteinander arbeiteten.

Organisiert wurde die Recherche vom Netzwerk ICIJ über, das wir heute auch noch reden werden.

Am 1. März wurden die Recherche international koordiniert veröffentlicht

und eine Auswahl von links dieser Geschichten findet ihr in den Story Notes.

Ja, worum geht es bei Deforestation Inc.?

Die Recherche behandelt das gewaltige Problem illegaler Abholzungen in Wäldern rund um den Globus.

Es geht um undurchsichtige Lieferketten und es geht um das schwungvolle Geschäft mit Gütesiegeln wie dem FSC.

Diese Zertifikate sollten den Konsumenten und Konsumenten eigentlich die Sicherheit geben,

dass holzbasierte Produkte, die sie kaufen, nachhaltigen Ursprungs und unter fairen Bedingungen entstanden sind.

Die Wahrheit ist leider, diese Siedel halten nicht, was sie versprechen.

Ja, unsere Recherchen haben da einigen Aufschluss darüber gegeben, wie diese Siedeln in der Praxis dann vergeben werden.

Also konkret beim FSC ist es so, dass da nicht etwa Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Organisation

ausschwärmen, um Unternehmen zu kontrollieren, sondern diese Organisation beauftragt wiederum Subunternehmer.

Große, gewinnorientierte Unternehmen, teilweise damit.

Und die wiederum, die schicken auch nicht eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern die beauftragen oft dann kleine private Dienstleister.

Wir haben da einen Fall gefunden, einen Diplom forst wird aus Bayern, der unter anderem auch das eine oder andere

sehr große österreichische Holzunternehmen zertifiziert und der rühmt sich auf seiner Internetseite damit,

dass er in den vergangenen 20 Jahren mehr als 1.000 FSC und PEFC, das ist ein zweites Siedel, Zertifizierungen durchgeführt hat.

Wenn man das durchrechnet, kommt man auf ungefähr 50 pro Jahr, da kann man schon die Frage aufwerfen,

wie genau und wie sie eins detailt diese Prüfungen, wann gehen.

Tatsächlich sind diese Prüfungen ja vom Anspruch ein aufwendiger Prozess.

Es geht ja einfach darum zu belegen, dass das Holz, das hier verarbeitet wird, sauber ist und der Anführungszeichen.

Das lässt sich nicht einfach im Vorbeigen überprüfen.

Das würde man wohl meinen. Im Endeffekt werden Standards überprüft, die die Organisationen wie FSC vorgeben.

Was nicht passiert, was aber der Konsument wahrscheinlich glauben würde, ist, dass hier fast forensische Überprüfungen stattfinden.

Das passiert nicht und, wie man sieht, bleibt das dann mitunter auch an der Oberfläche

und tatsächliche Probleme werden dann vielleicht gar nicht entdeckt.

Diese Siedel sind natürlich freiwilliger Natur.

Holzverarbeitete Unternehmen können sich zertifizieren lassen, müssen nicht.

Das ist auf dem Weltmarkt allerdings, wie wir gelernt haben, schon notwendig sich zertifizieren zu lassen.

Aber auf der anderen Seite ist das natürlich auch keine amtliche Gewissheit, die damit einhergeht, wenn man ein solches Siedel verwendet.

Nein, das ist einer der Kritikpunkte daran. Es ist eine rein privatwirtschaftliche Angelegenheit.

Es bezahlen die Unternehmen auch ihr jeweiliges Zertifizierungsunternehmen dafür,

dass diese Audits, wie das in der Fahrspare heißt, durchführt.

Das ist ein Kritikpunkt, weil sich natürlich auch da die Frage steht,

wie unabhängig finden diese Zertifizierungen statt.

Und was passiert, wenn ein solches Zertifikat versagt wird

und dann das Unternehmen sagt, na gut, dann bezahle ich für dieses Siedel nicht mehr, sondern gehe halt zum nächsten.

Da gibt es wirtschaftliche Aspekte, die tatsächlich die Frage aufwerfen, wie weit es hier möglicherweise Abhängigkeiten gibt.

Und es gibt eine Vielzahl von Siedeln, die im Laufe der Jahre entstanden sind.

FSC, PFC sind zwei, aber es gibt global noch sehr viel mehr.

Ja, das ist wie in fast allen Bereichen, wo es um Nachhaltigkeit geht.

Das ist beim Holz nicht anders als zum Beispiel bei Lebensmitteln und dergleichen.

Es kommen da immer verschiedene dazu, wobei eben das FSC, das wir uns angeschaut haben,

das ist so etwas wie der Goldstandort eigentlich.

Und auch das zeigt auch einige strukturelle Schwächen.

Rumänien war ein wichtiger Schauplatz in den Recherchen.

Nicht nur sich der Kolleginnen und Kollegen in Österreich, sondern auch jener in Deutschland,

hat sich insbesondere der Spiegel natürlich dafür interessiert.

Da gibt es nämlich Verbindungen einerseits zu, na sagen wir mal, Holz von dem nicht immer ganz sicher,

als ob Sauder deklariert ist.

Und auf der anderen Seite große wirtschaftliche Interessen österreichischer Unternehmen in Rumänien.

In Rumänien gibt es riesige Naturschutzgebiete, riesige Wälder, die eigentlich unter speziellem Schutz stehen würden.

Gleichzeitig gibt es gerade in der Holzwirtschaft ein massives Korruptionsproblem.

Seit vielen Jahren sind Holzverarbeitende Unternehmen dort immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert.

Die Frage ist, wird da am Ende illegal geschläge des Holz zumindest beigemischt bei dem, was da verarbeitet wird.

Und wenn man zu verarbeitern kommt, dort gibt es in weit drei große Unternehmen, die zumindest ursprünglich aus Österreich kommen.

Es gibt die Firma HS Timber, die es vielen wahrscheinlich noch unter dem Namen Schweikhofer bekannt.

Es gibt die Firma EGGER und es gibt die Firma Cronospan, die vor allem Press-Spawnplatten herstellt

und die Betreibenwerke unterschiedlicher Art, Sägewerke, Spawnplattenwerke in riesiger Dimension.

Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder Schlagzeilen rund um die Verwicklung österreichischer Holzkonzerne in, sagen wir mal, Auffälligkeiten.

Die teilweise auch zu rechtlichen Implikationen führten.

Die Botschaft, die im Nachgang daran kam, war, wir haben uns verbessert und eigentlich ist fast schon alles gut.

Das sagen die natürlich. Es gibt einen Fall, das ist die Firma HS Timber oder Schweikhofer, die vor einigen Jahren tatsächlich dieses FSC-Siegel verloren haben

und in der Zwischenzeit zumindest Systeme eingeführt haben, die helfen sollen und sagen, dass es damit lückenlos schaffen,

aber die zumindest die Situation verbessern, dass man genauer weiß, wo das halt herkommt.

Und trotzdem gibt es nach wie vor weitere Kritikpunkte und dass das Gesamtproblem gelöst wäre in diesem Bereich davon sind wir weit entfernt.

Im weiteren Umfeld der Firma EGGER gab es im Herbst vergangenen Jahres Hausdurchsuchungen in Rumänien, da ging es um Zulieferer und mögliche Unregelmäßigkeiten.

Das hat es damit auf sich.

Da gibt es Ermittlungen, unter anderem wegen des Verdachtseinschlages und von denen sind allen Menschen auch mehrere Zulieferbetriebe von EGGER betroffen.

EGGER selbst nicht. EGGER selbst wurde aber von den Behörden aufgefordert, Dokumente zu diesen Geschäftsbeziehungen vorzulegen.

Es sind 22.000 Dokumente, die hat uns EGGER mitgeteilt, da arbeiten sich wohl jetzt die rumänischen Behörden durch.

Und wir werden am Ende des Tages sehen, ob hier möglicherweise auch ohne das Wissen von EGGER hier illegales Holz verarbeitet wurde.

Ganz sicher noch ein Auge darauf zu haben, diese Story ist ja nach wie vor nicht ganz zu Ende erzählt.

Natürlich sehr aufwendige Materie.

Deforestation Inc. war eine weitere Recherchkooperation, an der wir teilnehmen konnten in einem größeren Kontext, nämlich dem ICIJ.

Ich habe schon gesagt, wir sind beide dort Mitglied in diesem Netzwerk seit einiger Zeit schon.

Und ich werde immer wieder gefragt, wie funktioniert denn so eine große internationale Recherche eigentlich?

Wie bekommt man so viele Leute überhaupt an einen Tisch?

Gut, fairerweise muss man sagen, an einem Tisch sieht man ja dann nicht alle elektronischen Mittel erlaubende Kommunikation ja auch ohne, dass man in einem Raum sein muss.

Tatsächlich waren in dem Bereich große Videokonferenzen schon vor Corona durchaus Usus.

Und das ist dann durchaus beachtlich.

Also wenn man da einen ganz kleinen Quadraten letztlich auf dem Bildschirm sieht, wie die ganze Welt der Vertreten ist von Indonesien über die USA, bis Südamerika, bis Japan, Indien, alles außer Europa, was im Medienbereich rang und Namen hat, ist da dabei.

Das sind schon sehr große, sehr beachtliche Runden.

Im Endeffekt funktioniert es dann so, dass man sich auf ein Thema verständigt, indem man sich widmen will und wird.

Über Monate hinweg wird das geplant und dann beginnt die Recherche und die beinhaltet in dem Fall auch sehr intensive Kommunikation untereinander, sehr intensiven Austausch.

Und wer weiß, ob nicht ein Kollege, eine Kollegin in einem Land, das man gar nicht gedacht hätte, einen Hinweis findet, der für Österreich interessant sein könnte.

Und umgekehrt natürlich auch, dass das ist eigentlich das Wesen dieser Kooperationen, dass man diese Informationen, auf die man da stößt, teilt und so möglicherweise zu ansetzen für Stories findet, zu denen man sonst gar nicht gekommen wäre.

Die Konferenzsprache ist in diesem Fall natürlich weniger überraschender Englisch und das Faszinierende in diesen Kooperationen ist, dass so vielen Ecken der Welt Wissen zusammengetragen wird.

Schwarmintelligenz könnte man fast sagen.

Was dazu führt, dass nach und nach immer mehr an Informationen geteilt wird, auch immer mehr an Informationen zusammenkommt und Journalisten teilweise wirklich vor beachtlichen Datenmengen sitzen,

aber mal sortiert werden müssen, weil es ist ja dann am Ende einer solchen Recherche klar, dass jedes Medium in einem Land sich einen Fokus wählen wird, der natürlich in diesem Land von besonderem Interesse ist.

Genau, also das ist die Grundidee, dass eben da Leute dabei sitzen, die jeder für das eigene Publikum abschätzen kann.

Was sind da jetzt die spannenden Aspekte?

Was sind die Perspektiven, die man tatsächlich in der Berichterstattung umsetzt und könnte jetzt ein österreichischer Journalist wahrscheinlich nicht abschätzen, was jetzt in Kanada ein spannender Aspekt zum Holztema wäre und umgekehrt wahrscheinlich auch nicht.

Und trotzdem sitzt man an einer Recherche an einem Thema und betrachtet dieses dann aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln heraus, jeweils wie es für das eigene Land, das eigene Publikum passen ist.

Viele Journalistinnen und Journalisten aus zahlreichen Ländern arbeiten da zusammen und wenn es dann an die handwerkliche Ebene geht, kommen dann natürlich auch Leute aus verschiedenen Medienbereichen zusammen.

Also da sind Tagesteitungsjournalisten, da sind Leute, die für Onlinepartale arbeiten, da sind Fernsehjournalistinnen und Journalistinnen, Radioleute.

Das ergibt jetzt natürlich eine interessante Mischung, weil es jeder ein bisschen anders braucht.

Leute, die für Tagesteitungen arbeiten, brauchen für ihre Geschichten andere Dinge natürlich als Fernsehjournalistinnen, die bewegt Bilder brauchen.

Und am Ende geht es natürlich auch um einen koordinierten gemeinsamen Veröffentlichungsdermin.

Natürlich, mittlerweile sind ja auch beklärtlich Podcast dabei und das stimmt, dass der Poker und den Veröffentlichungstermin, das ist dann eine der heißeren Konferenzen sozusagen von diesen Videogesprächen,

wird bedacht genommen, so weit es halt geht, auf spezielle Überlegungen, wichtiger Medienpartner vermutlich im Endeffekt,

muss man dann klarerweise einen Termin finden, mit dem alle einigermaßen gut umgehen können.

Das gelingt dann auch immer, neben dem Veröffentlichungsdermin ein weiteres Thema, das für Diskussionen sorgt und gut durchdacht sein will,

ist dann der Projektname unter dem das Ganze veröffentlicht wird.

Ja, tatsächlich, da gibt es dann eine Art Pitching-Prozess, wo alle Projektpartnerinnen und Partner sich beteiligen können, um einen Namen zu finden,

da darf auch dann mal geblödelt werden.

Da ist der Kreativität dann keine Grenze gesetzt.

Das ICIJ ist eine Medienorganisation mit Sitzin Washington, die eigenen Mediencontent produziert,

aber andererseits eben auch ein Netzwerk von Journalistinnen und Journalistinnen rund um den Globus, das in regelmäßigen Abständen große Recherchen vorliegt.

Ich halte das für eine eminent wichtige Sache, dass Journalisten sich vernetzt und hier gemeinschaftlich arbeiten, um so komplexe globale Themen abzuarbeiten

und freuen sich natürlich über Spenden, dass er hiermit auch mal betont.

Also sollten Sie diesem internationalen Netzwerk ein bisschen was zukommen lassen, das ICIJ freut sich sehr,

wir finden das auch sehr gut mehr dazu, gibt es auf ICIJ.org.

Und vielleicht noch ein organisatorischer Hintern, wie in allen Hinweisen, wie in allen gemeinschaftlichen Projekten braucht,

eigentlich immer auch eine Kabelmeisterin, um eine solche Recherche zu stemmen.

Wir haben nämlich gemerkt, wenn das fehlt, dann laufen wir alle in alle Richtungen.

Es hilft natürlich, wenn man dann sozusagen Untergruppen bildet und sich da entsprechend organisiert

und vielleicht ein, zwei Personen noch pro Land in dem Fall wahrscheinlich hat, die ein bisschen den Überblick bewahren über das, was vor sich geht,

dass das vor allem angesprochen das Spektrum der Berichterstattung reicht, von Text über Radio bis hin zu Fernsehenachrichten,

bis hin zu Fernsehjournalbeiträgen.

In dem Fall gab es einen sehr langen Bericht im Wirtschaftsmarkt in ECO, im ORF auch dazu.

Das sind unterschiedliche Bedürfnisse, man braucht für diese Berichterstattung dann auch unterschiedliche Elemente,

unterschiedliche Rechersteile hier, ist es wichtig und gut, wenn es jemand gibt, der da ein bisschen den Überblick bewahrt.

Mit welchen Personen hat man schon Interviews geführt, welche Firmen hat man schon konfrontiert mit Vorwürfen?

Was braucht man jetzt noch, um hier von Expertenseite zum Beispiel Meinungen einzuholen, Stimmen einzuholen?

Das sind Dinge, die dann auch in den letzten Wochen vor der Veröffentlichung culminieren

und hier ist ein Überblick wichtig und gut, sonst bleibt im Endeffekt etwas über

und beziehungsweise kommt man dann in der letzten Sekunde drauf, das und das hätte ich eigentlich vor zwei Wochen schon tun sollen

und das geht dann natürlich nicht.

Ist oft nicht. Und der ganz wesentliche Ebene ist natürlich das Fact-Checking.

Da darf einfach nichts passieren, zumal auf globaler Ebene.

Wenn so viele Medien an einem Projekt einnehmen, da kannst du dir überhaupt keine Fehler leisten.

Das ist richtig gerade, was die Datenebene betrifft.

Dann gibt es innerhalb des ICIJ, also wenn die Organisation zentral Daten aufbereitet, sehr lange und sehr genaue Prozesse, bevor dann diese Daten auch quasi zu Verwendung freigegeben werden,

beziehungsweise vorher gibt es dann immer den Hinweis, dass es noch nicht gefectcheckt ist.

Aber einen Punkt heißt dann, ja, das ist jetzt so und dann kann man sich darauf verlassen, dass das auch tatsächlich so ist.

Und was jetzt die Berichterstattung in den einzelnen Ländern, in den einzelnen Medien betrifft.

Klar, da schaut man natürlich auch, dass man einander hilft, dass man bei Unsicherheiten Kollegen auch Medienübergreifende mal fragt,

wie heißt du das, wie ist da dein Informationsstand?

Kannst du da bitte nochmal drüberlesen, ob du das auch so siehst, ob das auch deinen Recherchergebnissen entspricht?

Lieber Stefan, vielen Dank fürs Kommen.

Sehr gerne, vielen Dank.

Das war die zweite Ausgabe der Dunkelkammer.

Ich hoffe, es hat euch gefallen, ich freue mich über konstruktive Kritik und Feedback.

Vielen Dank fürs Zuhören, bleibt mir gewogen, ihr hört von mir.

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I. Geheime Verträge: Die OMV, die  russischen Gaslieferungen – und ein großes Geheimnis. Nur ein sehr kleiner Personenkreis in Österreich hat Zugang zu den Verträgen mit der russischen Gazprom-Gruppe, die ihre  Wurzeln im Jahr 1968 haben, und es ist noch nicht einmal klar, wer aller diesem Personenkreis angehört. 

Diese Verträge betreffen unsere Volkswirtschaft allerdings in hohem Maße, weil Österreich sehr von russischen Gaslieferungen abhängig ist.

Der Bundeskanzler sagt, er und seine Kolleginnen und Kollegen in der Bundesregierung, würden diese Verträge jedenfalls nicht kennen.  Auch in der Staatsholding ÖBAG, die 31,5 Prozent der OMV verwaltet, hat man nach Auskunft eines Sprechers keinen Einblick in die Dokumente.  

Im Zuge dieser Recherche habe ich folgende Fragen an die OMV-Pressestelle gerichtet – und nachstehende Antworten (kursiv) erhalten. 

Wie viele Lieferverträge mit der sowjetischen/russischen Seite wurden seit 1968 geschlossen, welche Laufzeiten hatten diese und welche jährlichen Liefermengen wurden darin festgelegt?

Die OMV hatte/hat insgesamt 6 Gaslieferverträge mit Russland:

1. 1968 -1991 (verlängert bis 2012). 1,5 Mrd m3 pro Jahr

2. 1974 – 2000 (verlängert bis 2012). 0,5 Mrd m3 pro Jahr

3. 1975 – 2000 (verlängert bis 2012). 0,5 Mrd m3 pro Jahr

4. 1982 – 2008. 1,5 Mrd m3 pro Jahr plus weitere 1 Mrd m3 pro Jahr ab 1991

5/1. 2006 – 2027 (dieser Vertrag löst die Verträge 1-4 ab). 7 Mrd. m3 pro Jahr (aufgestockt auf 8 Mrd. m3 pro Jahr im Jahr 2018)

Gegenwärtig haben wir 2 Verträge

5.2 Einen für Österreich bis 2040 (Verlängerung des Vertrages Nr. 5/1 im Jahr 2018)

6. Einen für Deutschland bis 2032 (neu)

Welcher Personenkreis hatte und hat Zugang zu den Vertragswerken?

Zugang zu Verträgen – das gilt für die Gaslieferverträge ebenso wie für alle anderen Verträge – haben

o Alle zuständigen Funktionen, die mit der Vertragserstellung und dem Vertragsmanagement zu tun haben

o Der Vorstand

o Der Aufsichtsrat hat als Kontrollorgan des Unternehmens gemäß Aktiengesetz das Recht, sich über alles im Unternehmen informieren zu lassen. Allerdings dürfen vertrauliche Informationen vom Aufsichtsrat (und natürlich auch von niemand anderem im Unternehmen) nicht an Dritte weitergegeben werden.

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Es gibt allerdings tatsächlich auch außerhalb der OMV Leute, die zumindest Teile der Verträge kennen. Wie mit die staatliche Strom- und Gasmarktregulierungsbehörde E-Control auf Anfrage mitteilte, liegen dort "vertragliche Grundlagen zwischen OMV und Gazprom"  auf. 

II. Ein grimmiger Jahrestag. Am 28. Februar 2018 war das damalige Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) Schauplatz einer später als rechtswidrig erkannten Razzia, die zwar formell von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft geführt wurde, wo aber tatsächlich das Kabinett von Innenminister Herbert Kickl im Hintergrund Fäden zog. Fabian Schmid von der Tageszeitung "Der Standard" und ich hatten bereits Monate vor dieser Hausdurchsuchung zu bestimmten Vorgängen im Innenministerium und im BVT recherchiert – und wenn man es genau nimmt, tun wir das bis heute. Da gibt es einiges zu berichten, für Folge 3 kommt Fabian Schmid ins Studio. 

III. EIne internationale Recherche. Deforestation Inc. So lautet der Projektname einer großen internationalen Recherche, an der mehr als 100 Journalistinnen und Journalisten monatelang arbeiteten, aus Österreich war ich gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen vom ORF und profil beteiligt. Organisiert wurde diese Recherche vom International Consortium of Investigtative Journalists (ICIJ). Am 1. März wurden die Recherchen international koordiniert veröffentlicht. 

Worum geht’s bei Deforestation Inc.? Die Recherche behandelt das gewaltige Problem illegaler Abholzungen in Wäldern rund um den Globus, undurchsichtige Lieferketten und das schwungvolle Geschäft mit Gütesiegeln wie dem FSC. Diese Zertifikate sollten den Konsumentinnen und Konsumenten eigentlich die Sicherheit geben, dass holzbasierte Produkte nachhaltigen Ursprungs unter fairen Bedingungen entstanden sind. Die Wahrheit ist leider: Die Siegel halten nicht, was sie versprechen.  Mit Stefan Melichar vom Nachrichenmagazin profil spreche ich über das Projekt und die Herausforderungen großer internationaler Recherchen. Zu den bisher veröffentlichten Stories geht es unter anderem  hier: 

https://www.icij.org/investigations/deforestation-inc/auditors-green-labels-sustainability-environmental-harm/

https://www.profil.at/investigativ/abholzung-schmuggel-greenwashing-das-schmutzige-geschaeft-mit-dem-wald/402347817

https://orf.at/stories/3306933/

https://www.spiegel.de/thema/deforestationinc/