Wir müssen reden. Public Eye spricht Klartext.: 10 Jahre Rana Plaza: Die schlimmste Katastrophe der Modebranche

Public Eye Public Eye 4/19/23 - 24m - PDF Transcript

1138 Menschenleben wurden ausgelöscht, in einem einzigen Gebäude ein Sturz und dennoch sagt heute zehn Jahre später Rana Plaza nur noch wenigen etwas, seit das zu ändern.

Wir müssen reden. Public Eye spricht Klartext.

Mein Name ist Nico Meier, herzlich willkommen bei Wir müssen reden, Public Eye spricht Klartext.

Ja, zehn Jahre ist es her, das stürzt den Bangladesh Hauptstadt Staka, ein achtstöckiges Gebäude ein.

Drei der acht Stöcke waren illegal aufgestockt worden.

In diesem Haus befanden sich auch fünf fast fashion Textilfabriken und viele der Todeshopfer waren Arbeiterinnen eben dieser Fabriken.

Der Rana Plaza Einsturz gilt bis heute als die schlimmste Katastrophe in der Textilindustrie.

Und genau darüber möchte ich heute sprechen mit meinem Gast, es ist Elisabeth Chen, herzlich willkommen.

Danke für die Einladung.

Gerne. Du bist beim Public Eye Textilexpertin und vielleicht noch mal zum Einstieg.

Was kann man denn sagen, was ist da konkret passiert vor zehn Jahren in Dhaka?

Vor zehn Jahren hat sich vor dem Gebäude Rana Plaza ganz schreckliche Szene ereignet.

Die Arbeiterinnen haben bereits mehrere Tage vor dem Einsturz alarmiert und gesagt, hier sind Risse in den Gebäude wenden, das ist zu unsicher.

Ich gehe jetzt hier nicht mehr zurück zur Arbeit. Die Beamten, also die Behörden, haben ebenfalls eine Schließung angeordnet des Gebäudes.

Und die Bank und einige Geschäfte in dem Gebäude sind denen auch nachgekommen.

Aber die Textilbesitzer und der Textilfabriken haben die Arbeiterinnen unter Druck gesetzt, zu ihrem Arbeitsplatz zurückzukehren, sonst verlieren sie den.

Und die Arbeiterinnen sind darauf angewiesen auf ihren Arbeitsplatz, sind zurückgekehrt und einige Stunden später ist das Gebäude eingestürzt.

Diese Textilfabriken, die haben auch Kleider produziert, nicht den Markt in Bangladesh, sondern weltweit.

Da waren Marken darunter wie Benetton, C&R, Mango, Kappa, haben nur einige zu nehmen.

Wie haben die denn reagiert nach dieser Tragöne?

Einige Modeunternehmen haben gesagt, dass sie dort haben produzieren lassen in den Fabriken.

Die Mehrheit hat jedoch ihre Geschäftsbeziehungen verweigert.

Wir haben versucht, ihr Image zu wahren, um nicht mit der Katastrophenverbindung zu kommen.

Nein, wir haben dort nicht produzieren lassen. Wir haben damit nichts zu tun.

Es waren lokale Aktivistinnen und Aktivisten, die in den Trümmern nach Mediketten, nach Labels, nach Bestellaufträgen geschaut und gesucht haben,

um nachzuweisen, wer dort tatsächlich hat produzieren lassen.

Selbst nachdem die Geschäftsbeziehungen nicht mehr zu Beleugnen waren, haben Modeunternehmen sich dagegen gewährte Verantwortung zu übernehmen

und einen finanziellen Beitrag zu leisten für die Entschädigung der Betroffenen.

Selbst nachdem das das Beweis gab in Form von Labels, wurde nicht gehandelt seitens dieser Unternehmen.

Verstecht das richtig?

Unternehmen haben sich geweigert, dem Entschädigungsabkommen beizutreten.

The Clean Close Campaign hat unmittelbar nach dem Einsturz eine Kampagne gestartet für eine grundsätzliche, für eine gerechte Entschädigung.

Und es brauchte Kampagnendruck, es brauchte öffentlichen Druck, dass die Unternehmen in die Verhandlungen treten und dieses Abkommen für Entschädigungszahlung zustande kam.

Du hast jetzt gerade noch die Clean Close Campaign angeführt, einfach um das kurz zu klären. Kannst du die ganz kurz beschreiben, was ist das?

The Clean Close Campaign ist ein internationales Netzwerk von über 250 Organisationen, NGOs, Gewerkschaften, Konsumenten und Schutzorganisationen,

die sich seit über 30 Jahren für bessere Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie einsetzen.

Damit nämlich auch für die Überlebenden des Einsturzes des Rana Plaza Gebäudes.

Und im zehn Jahre danach gibt es ein Interviews auch auf Spangladesh, die wir erhalten haben, respektive machen konnten. Hören wir doch kurz rein in dieses Video.

Seit dem Rana Plaza Unglück geht es mir überhaupt nicht gut. Es geht mir gesundheitlich schlecht.

Ich habe keine Arbeit, kann mich nicht ernähren und mein Gesundheitszustand verschlechtert sich immer mehr.

Beim Einsturz des Rana Plaza verletzte ich mich am Kopf und am unteren Teil meines Körpers.

Und außen betrachtet denken die Leute, dass ich in Ordnung sei. Was sie nicht sehen, ist bisherige Unterkopfschmerzen und Ohnmachtsanfällenleide.

So viele Arbeiterinnen in der Fabrik hatten Verletzungen. Manche kann man sehen, manche nicht.

Viele Arbeiterinnen sind immer noch traumatisiert. Einige haben ihre Beine, Hüße und Hände verloren. Den meisten von ihnen geht es nicht gut.

Ich wünsche mir, dass das, was uns Arbeiterinnen in Rana Plaza passiert ist, keine einzigen Arbeiterinnen mehr zustößt.

Ich möchte, dass sich die Sicherheitsstandard ändern und dass die Arbeiterinnen in diesen Gebäuden sicher sind.

Es heißt ständig, du bist ein Rana Plaza Opfer, du hast viel Geld verdient. Aber in Wirklichkeit habe ich nur 336 Dollar erhalten.

Die unter 67 Dollar wurden als Gebühren abgezogen und mir blieben 336 Dollar. Soll das eine Entschädigung sein?

Wir verlangen nicht viel. Wir wollen einfach nur ein normales Leben führen können.

Es sind wirkliche tragische Schicksale, was man jetzt hier hört. Nicht nur wegen des Einsturzes, sondern auch wegen den Folgen, die daraus entstanden sind.

Wie geht es den Leuten denn vor Ort heute, 10 Jahren nach diesem Unglück? Wie schätzt du das sein?

Wir haben es in dem Videobeitrag, in den Interviews gesehen, dass sehr viele Betroffene nach wie vor stark unter den sozialen und auch gesundheitlichen Folgen leiden.

Es gibt psychische Probleme, Panikattacken, Traumatter, aufgrund dieses Einsturzes, der direkt miterlebt wurde.

Es gibt nach wie vor auch massive gesundheitliche Probleme, physische Art.

Die Menschen, die Menschen daran hindern, arbeiten zu gehen oder aber auch überhaupt Teilzeit arbeiten zu gehen, ihr Leben zu verdienen.

Und auch die Behandlung, die medizinische Behandlung, dafür fehlt einfach das Geld.

Und genau deswegen fordern Betroffene und aber auch Angehörige, dass es dauerhafte Entschädigungszahlungen gibt und dass es eine lebenslange Finanzierung der medizinischen Behandlung gibt.

Auf die Entschädigungen werden wir noch genauer eingehen, was mich aber vielleicht noch zuerst interessiert.

Das war jetzt der Einsturz eines Gebäudes, aber das sind Missstände am Wirken, die weit über dieses eine Gebäude auch hinausgehen.

Welche dieser Missstände wurden denn nun aufgedeckt durch dieses tragische Ereignis?

Also wir haben gesehen, dass Rana Plaser hat ganz klar gezeigt, dass die in die gesamte Textilindustrie gravierende Missstände aufzeigt.

Das gesamte Geschäftsmodell ist danach orientiert, dass es einen Wettlauf nach unten gibt.

Das heißt ausbeugierische Einkaufspraktiken, Armutslöhne, prekäre Arbeitsbedingungen, die Unterdrückung von Gewerkschaften und nicht zuletzt auch der massive Ressourcenverbrauch sind Teil des Geschäftsmodells, sind Teil der Textilindustrie.

Und das hat auch Rana Plaser aufgezeigt und da müssen wir ehrlich sagen, mit Rana Plaser hat sich die Gebäudesicherheit in Bangladesch wahnsinnig verbessert.

Das ist so. Aber viele andere dringend notwendige Veränderungen sind ausgeblieben.

Und das zeigt auch, es ist die gravierendste Tragödie der Rana Plaser-Einsturz in der Textilindustrie überhaupt.

Ich mein, 1.138 Todesopfer, weit über 2.000 Verletzte.

Damit stieg aber auch der Druck auf diese Unternehmen und die Behörden auch.

Es gab ein Abkommen über die Gebäude und Feuersicherheit.

International wird dieses Abkommen häufig Bangladesch-Accord genannt.

Vielleicht, wie ist dieser Accord entstanden und was regelt er denn genau?

Du hast recht, der Einsturz von Rana Plaser war die schlimmste Katastrophe in der Geschichte der Textilindustrie.

Es ist aber auch so, dass es bei weitem nicht die einzige Katastrophe war.

Immer wieder kam es vor Rana Plaser und auch danach in unterschiedlichen Produktionsländern zu Gebäude einstürzen

oder zu brennen, bei denen Menschen ums Leben kommen.

Und genau deswegen hat die Clean Close Campaign und auch lokale Gewerkschaften fordern seit Jahren,

dass die Modeunternehmen Verantwortung übernehmen und die Sicherheitsstandards in den Fabriken verbessern.

Bereits 2011, zwei Jahre vor dem Einsturz von Rana Plaser hatte die Clean Close Campaign

das Abkommen für Gebäudesicherheit und Feuerschutz fertig verfasst

und die Modeunternehmen aufgefordert das Tundezeichnen.

Und es ist einfach erschütternd, dass es die Katastrophe von Rana Plaser brauchte,

damit der Druck auf die Unternehmen so groß wurde, dass sie endlich dem Abkommen beitreten

und ihre Verantwortung in der globalen Modeindustrie, in den Fabriken, in denen sie produzieren lassen,

wahrnehmen und für sichere Arbeitsbedingungen sorgen.

Was regelt dieses Abkommen denn konkret?

Das Abkommen ist das erste rechtlich verbindliche Abkommen zwischen Modeunternehmen und den Gewerkschaften.

Dass die Modeunternehmen die Globalen auffordert Verantwortung zu übernehmen für ihre Lieferkette.

Und ganz konkret regelt es zum einen unabhängige und regelmäßige Sicherheitsinspektion in den Fabriken,

um Sicherheitsprobleme festzustellen und Maßnahmenpläne zu erlassen, wie die behoben werden können.

Dann anschließend gibt es regelmäßige unabhängige Kontrollen, um sicherzustellen,

dass die Maßnahmen auch durchgeführt wurden und auch die Sicherheitsmaßnahmen langfristig in Stand gehalten werden.

Drittens, die Modeunternehmen sind verpflichtet über ihre Einkaufspraktiken, über den Preis, den sie zahlen,

sicherzustellen, dass auch die Sicherheitsmaßnahmen finanziert werden können.

Und sie sind viertens auch verpflichtet, die Geschäftsbeziehungen zu beenden, zu Textilfabriken,

die den Sicherheitsmaßnahmen nicht nachkommen, die Aktionspläne nicht umsetzen.

Und das Wichtigste überhaupt ist, dass es eine rechtliche Durchsetzbarkeit gegenüber den Modeunternehmen gibt.

Sie können jetzt rechtlich zur Verantwortung gezogen werden und können sich nicht mehr mit freiwilligen Maßnahmen,

die nicht irgendwie Verbesserungen bewirken, mit freiwilligen Maßnahmen und Worten, können sich nicht mehr rausreden.

Ich meine, es sind sicher wichtige Schritte hin zu einer Verantwortung oder zu einer wirklichen Verantwortung,

die es braucht in einem Umfang, wie es sie braucht.

Aber den Hinterbliebenen oder den Opfern aus dem Rana Plaza-Entsturz bringen die vielleicht nur bedingt etwas.

Wie sieht es denn da aus? Das haben wir jetzt schon ein, zwei Mal ganz kurz angetönt.

Es gibt diese Entschädigungszahlungen. Was ist da genau passiert?

Also auch, wie ich es schon gesagt habe, die Glean Close Campaign hat gerade sofort nach dem Einsturz des Gebäudes von Rana Plaza

angefangen mit der Kampagne für eine grundsätzliche, für eine weitgehende, für eine gerechte Entschädigung.

Und das Ergebnis war, dass es zu Verhandlungen kam und die Unternehmen dem Abkommen beigetreten sind.

Das ging sehr recht schnell. Aber es brauchte weitere zwei Jahre Kampagnearbeit und öffentlichen Druck,

damit das Geld, das in dem Abkommen geregelt wurde, auch bezahlt wurde,

damit die Unternehmen das dann auch überwiesen haben und den Betroffenen zugutekommt oder auch kam.

Das Problem ist, dass die Entschädigungszahlungen zu geringen sind, auch für lokale Verhältnisse in Bangladesh.

Und das hat zwei Gründe. Zum einen gab es Entschädigung für ein Einkommsausfall.

Aber es gab kein Schmerzensgeld. Wie wir jetzt sehen, Traumata, psychische Probleme,

aber auch der Verlust von Familienangehörigen, es gab kein Schmerzensgeld dafür.

Zweite Problem ist, dass sich die Berechnung der Entschädigungszahlungen auf den niedrigen,

viel zu niedrigen Armutslöhnen basiert.

Und genau deswegen ist es so wichtig, dass die Löhne steigen, dass es existenzsichernde Löhne gibt.

Das sind nicht nur Forderungen hier, sondern das sind auch wirklich konkrete Forderungen vor Ort.

Auch bei den Gewerkschaften vor Ort in Dhaka, wir haben hier ein weiteres kurzes Video,

einer Gewerkschafterin vor Ort, das ist Mariam, wir hören ganz kurz rein.

Der Zustand der Fabriken und der Arbeit drinnen ist besser als früher. Alle arbeiten weiter in Anverbesserung.

Die Fabriken müssen sich den Zustand der Gebäude anziehen und alle Schäden sofort beheben.

Wenn wir zum Beispiel von den Arbeit drinnen hören, dass es in einer der Fabriken einen Mangel gibt,

wie in Rana Plaza, dann sagen wir dem Unternehmen, dass sie das reparieren müssen.

Die Arbeiterinnen bekommen etwas mehr Lohn als vorher.

Ob selbst wenn sie mehr kriegen, der Druck in den Fabriken ist schlimmer geworden.

Die Kosten für Miete, Rechnungen, Lebensmittel, die Ausbildung der Kinder,

mit all dem haben die Arbeiterinnen zu kämpfen.

Auch mit diesem zusätzlichen Geld, die Lebenserhaltungskosten, die steigen.

Es ist etwas, das wir auch in der Schweizer leben, aber gerade in einem Land wie Bangladesh,

das sind ganz andere Kategorien, was da passiert.

Ja, das ist so. Und in Bangladesh kommt noch hinzu, dass die Lohnverhandlungen zur Erhöhung des Mindestlohns

gerade mal alle fünf Jahre stattfinden. Das ist viel zu selten,

um jetzt zum Beispiel auch der massiven Inflationen gerecht zu werden,

aber auch generell ist es viel zu selten.

Was sind denn vielleicht auch die Auswirkungen all dessen,

was nach Rana Plaza passiert ist auf die globale Textilindustrie?

Es wird ja nicht nur in Bangladesh werden Kleider produziert,

obwohl es ein sehr großes Produktionsland ist.

Das Auswirkungen?

Also die Katastrophe von Rana Plaza hatte unmittelbar direkte Auswirkungen

jetzt mal auf Bangladesch bezogen für die Sicherheit von Bangladesch.

Oder vielleicht besser noch gesagt nicht die Katastrophe,

sondern das Abkommen selber, was im Zuge der Katastrophe,

das Bangladesch-Kort, der im Zuge der Katastrophe

endlich von den Motorunternehmen unterzeichnet wurde.

1.600 Fabriken sind seitdem sicherer, 2,5 Millionen Menschen profitieren,

direkt davon, also Arbeiterinnen, die sicherer Arbeitsplätze haben.

Weil der Akkord so wichtig ist, hat die Kling-Close-Kampagne,

haben lokale Gewerkschaften, Kampagnenarbeit gemacht,

um es auch auszuweiten auf andere Länder.

Und da kann ich von einem ganz großen Erfolg erzählen.

2021 kam endlich der internationale Akkord,

das internationale Abkommen für Sicherheit und Gesundheit,

gerade endlich in Kraft.

Und das übernimmt eigentlich die wesentlichen,

grandiosen Elemente des Bangladesch-Korts,

und ermöglicht zusätzlich die Ausweitung auf andere Länder.

Und vor drei Monaten, im Dezember, 22 wurde,

kam jetzt die großartige Neuigkeit,

dass in Pakistan ebenfalls das Akkordmodell umgesetzt wird.

Es gibt einen Pakistan-Akord.

Das heißt, es gibt Erfolge, aber wir müssen weitergehen.

Es braucht noch viel mehr Länder, in denen das Akkordmodell übernommen wird.

Und internationale globale Motorunternehmen sind aufgefordert,

den internationalen Akkord zu unterzeichnen

und sich einzusetzen, ihre Verantwortung zu übernehmen für die Sicherheit.

Jetzt ist es zehn Jahre her seit dem Einsturz von Rana Plaza.

Es ist eine Zeit, da kommt natürlich auch wieder die Aufmerksamkeit auf,

diese Tragödie, das könnte Hoffnung machen, macht es aber eben auch nicht allen.

Auch hier haben wir noch mal ein Video.

Alle Opfer und Arbeiterinnen, die im Rana Plaza waren,

sind zu Produkten von begarlichen und ausländischen Journalisten geworden.

Von Dezember bis zum Jahrestag am 24. April erhalten wir etwas Aufmerksamkeit.

Und ab dem 25. April interessiert sich niemand mehr für uns.

Die Käufer tun nichts, sie üben keinen Druck auf die Regierung aus,

die die Veränderungen herbeiführen könnte, die das Leben der Arbeiterinnen verbessern würden.

Ich möchte, dass diese ausländischen Unternehmen, die in Bangladesh Kleidung herstellen,

ihre Verantwortung wahrnehmen und hinschauen, wie die Kleidung hergestellt wird

und wie die Arbeiterinnen behandelt werden.

Sie müssen wirklich wissen, wie es den Arbeiterinnen geht, ihre Kleidung herstellen.

Ja, auch Sie fordert, die von die angesprochenen größeren Verantwortung

der einzelnen produzierenden Unternehmen. Wie kriegen wir die hin?

Auf mehreren Ebenen müssen wir da eigentlich anfangen zu handeln.

Wir sehen zum einen Mindestlohnverhandlungen aktuell jetzt im Herbst wieder

und aktuell liegt der Mindestlohn in Bangladesh bei 70 Franken umgerechnet.

Das ist viel zu wenig, um davon überleben zu können.

Das haben wir auch vor einem Interview von der Gewerkschafterin Mariam auch schon gehört.

Die Mindestlohnverhandlungen, Mindestlohnforderungen der Gewerkschaften liegen aktuell bei 200 Franken.

Sie sagen mindestens auf 200 Franken sollte der Mindestlohn erhöht werden.

Und die Fabrikbesitzenden sagen, sie können sich das nicht leisten.

Gleichzeitig haben die globalen Modeunternehmen, haben die Mittel, um ein Lohn zum Leben

in ihrer Lieferkette zu ermöglichen.

Und deswegen fordern wir von den globalen Modeunternehmen ein Öffentlich Bekenntnis dafür,

dass sie eine signifikante Mindestlohnerhöhung mittragen

und nicht aus dem Land gehen und woanders produzieren lassen,

sollte der Mindestlohn von Bangladesh auf 200 Franken steigen.

Das ist so ein bisschen auf der lokalen Ebene und in Bezug auf die Unternehmung.

Gleichzeitig haben wir auch gesehen, zeigt auch an der Plaza,

freiwillig verändert sich wenig, freiwillig handeln, die Firmen einfach viel zu wenig.

Und wir sagen, es braucht staatliche Regulierungen.

Wir hier auch in der Schweiz müssen anfangen zu handeln

und wir fordern als Public Eye von der Politik, ganz konkret vom Bundesrat, gesetzliche Maßnahmen,

Leitplanken, die eine mehr Verantwortung, mehr Transparenz in der Textilindustrie

einfordernd umsetzen.

Wie könnten denn solche Leitplanken aussehen oder wie sehen die Forderungen denn konkret aus?

Ganz konkret zum Beispiel müssten Modeunternehmen sicherstellen in der eigenen Lieferkette,

dass sie existenzsichernde Löhne ermöglichen über die Erhöhung ihrer Einkaufspreise.

Dass es ein Beispiel ein anderes ist, dass sie sicherstellen müssen,

dass die Menschen und Arbeitsrechte in ihrer Lieferkette gewahrt werden,

dass sie Sorgfaltsprüfungen haben und den Pflichten auch nachkommen

und so sicheren, gute Arbeitsbedingungen sicherstellen.

Nun ist gerade bei uns zum Beispiel in der Schweiz ein nachhaltiger Kleiderkonsum,

etwas, was sehr vielen Leuten bewusster wird, man versucht das anzustreben.

Kann man denn sagen, hat das auch einen Einfluss auf die Sicherheit gerade in den produzierenden Ländern?

Die Intention über den eigenen Kleiderkonsum etwas zu bewirken, kann ich nachvollziehen.

Wir fühlen uns ja alle auch irgendwo unmächtig und ach, was sollen wir machen?

Wir hören immer wieder von den schlechten Neuigkeiten und der Wunsch über das eigene Verhalten,

über das eigene Konsumverhalten da, was zu verändern ist da.

Ich muss leider sagen, wir haben einfach nicht den direkten Einfluss auf die Produktionsbedingungen

über unseren Kleiderkonsum, sind die Unternehmen, die globalen Modeunternehmen,

die entscheiden, wo sie produzieren lassen.

Und diese Entscheidung richtet sich häufig nach den Kriterien der günstigsten Preise,

dass es möglich ist, so schnell wie möglich, so viel wie möglich zu niedrigen Preisen wie möglich produzieren zu lassen.

Und ich stelle mir dann auch vor, also einfach so als Gedankenmodell, wenn ich dann sage,

gut, ich kauf jetzt nichts, das in Bangladesh produziert wurde,

sondern kauf vielleicht tatsächlich ein Schweizer T-Shirt für die Arbeiterinnen und Arbeiter in Bangladesh,

hat ja das dann dann vielleicht auch wieder Konsequenzen.

Zerstören wir dann nicht auch gerade in Regionen der Welt vielleicht Jobs,

wo sie wirklich auch dringend nötig sind?

Zerstören wir Jobs? Sollte das die Frage sein?

Sollten wir nicht vielleicht eher uns fragen, welche Arbeitsbedingungen zerstören Menschenleben?

Welche Arbeitsbedingungen ermöglichen ein decent life, ein Leben in Würde?

Ich finde es gerade im Kontext der Ranna-Plasse-Katastrophe zynisch,

die Forderung nach der Sicherstellung von Arbeitsplätzen in den Vordergrund zu stellen,

ohne zu fragen, zu welchen Arbeitsbedingungen, zu welchen Kosten diese Sicherstellung ermöglicht wird.

Und was bleibt mir denn zu tun, wenn mit meiner Kleiderwahl ich relativ wenig machen kann?

Was kann ich denn tun?

Also es ist wichtig, dass wir uns neben Konsumverhalten, neben der Perspektive und Identität als Konsumentinnen,

dass wir darüber hinaus auch uns als politisch handelnde Menschen verstehen.

Wir können selber aktiv werden und uns engagieren.

Das beginnt im Kleinen, tauscht dich aus zum Beispiel mit deinen Freundinnen, mit deiner Partnerin,

mit deiner Familie und erzähl ihn über die Probleme in der Textilindustrie und was sich ändern muss.

Du kannst natürlich auch die Kampagnen, die Bemühungen, die Aktion von der Klinglaus-Campagne,

von Public Eye oder anderen Organisationen unterstützen,

die direkt mit ihrer Arbeit für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen.

Und nicht zuletzt, du kannst selbst aktiv werden.

Organise doch mal eine Infoveranstaltung oder eine Aktion, um auf die Missstände aufmerksam zu machen,

wie das die vielen tollen Regionalgruppen von Public Eye machen.

Also ich weiß nicht, ich finde, wir wollen wandeln.

Aber da müssen wir auch dafür selber aufstehen und uns bewegen, hier und jetzt.

Sehr schön gesagt.

Danke vielmals, Elisabeth Cenk, dass du hier warst und für diese Einblicke rund um Rana Plaza

und was das alles ausgelöst hat auf all diesen Nebenen.

Danke herzlich.

Danke dir.

Ja, und wenn dir das jetzt noch nicht gereicht hat als Information, dann findest du im Link in der Beschreibung

auch ein Dossier zur Textilindustrie, auch zur Klinglaus-Campagne.

Dort findest du alle wichtigen weiteren Informationen.

In diesem Sinne, danke herzlichst für die Aufmerksamkeit.

Wir müssen reden. Public Eye spricht Klartext.

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Vor 10 Jahren stürzte die Textilfabrik «Rana Plaza» in Bangladesch ein. 1138 Menschen kamen ums Leben, über 2000 wurden verletzt. Auch Marken wie C&A, Benetton und Zara liessen dort ihre Kleider herstellen. Was ist aus den Opfern von damals geworden? Wie steht es um die Sicherheit der Näherinnen heute? Und übernimmt  Fast Fashion endlich mehr Verantwortung? Wir hören von Überlebenden und einer Gewerkschafterin vor Ort und fragen Elisabeth Schenk, Textilexpertin bei Public Eye, wo es Hoffnung für Arbeits- und Menschenrechte gibt und wo sich die Zustände sogar verschlechtert haben. 

 

📣 Mit Recherchen und Kampagnen setzt sich Public Eye für eine gerechtere Welt ein und kämpft gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltskandale, die ihren Ursprung auch in der Schweiz haben.

 

🖥 Schau den Podcast auf Youtube: https://youtu.be/E75hqK7BjU4 

 

🔎 Hintergrund & weiterführende Informationen

Webdossier zu Rana Plaza:
- https://www.publiceye.ch/de/themen/mode/gesundheit-sicherheit-arbeitsplatz/bangladesch
- https://www.publiceye.ch/de/themen/mode/gesundheit-sicherheit-arbeitsplatz/bangladesch/rana-plaza/10-jahre-nach-der-tragoedie-von-rana-plaza-hat-sich-in-der-textilindustrie-wenig-getan

Webdossier zur Textilindustrie: https://www.publiceye.ch/de/themen/mode 

Clean Clothes Campaign-Netzwerk: https://www.publiceye.ch/de/themen/mode/das-clean-clothes-campaign-netzwerk 

 

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📰 Impressum

Produktion: Public Eye https://www.publiceye.ch/de/ 

Moderation: Nico Meier https://www.audon.ch/ 

Gästin: Elisabeth Schenk, Public Eye 

Kamera & Schnitt: Planfilms https://planfilms.ch/ 

Jingle & Sound Design: Julien Matthey https://julien-matthey.com/ 

Studio: https://podcast.elitia.ch/ 

Videos von Überlebenden und Gewerkschaften in Bangladesch: Rainbow Collective & Cinema Gang